Das Kreuz

Überblick - Theologie für den Alltag  •  Sermon  •  Submitted   •  Presented
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INTRO PREDIGTSERIE

Warum muss ich dir meine Aufmerksamkeit schenken?
Warum ist es wichtig für mich diese Predigt zu hören?

Theologie!?

Jeder Mensch, der sich Gedanken über Gott und Glaube macht, macht Theologie.
Wir können nicht ohne theologisches Denken über den Glauben reden.
Das Wort Theologie bedeutet „die Lehre von Gott“ oder „das Reden über Gott“ (theós = Gott + lógos = Wort, Rede, Lehre).
Sobald wir uns Gedanken über Gott und die Welt, über Jesus und Erlösung oder über Gemeinde und anderen Religionen machen, da machen wir Theologie.
Sobald wir unterschiedlichen Bibelstellen nehmen und versuchen sie zusammen zu erklären, da bilden wir theologischen Systemen damit wir Glaubensinhalten weitergeben können.
Wenn wir uns Fragen stellen, und versuchen darauf Antwort zu geben, weiterzudenken, das ist Teil der theologischen Arbeit.:
Gibt es einen freien Wille?
Was bewirkt die Taufe wirklich? Wie und wann ist sie durchzuführen?
Warum musste Jesus an einem Kreuz sterben?
Warum ist es wichtig an die leibliche Auferstehung zu glauben?
Wie können wir erklären, dass Jesus doch Gott ist und nicht nur einen Mensch war?
Wenn Jesus wiederkommt, wie wird das sein? Wie ist die Entrückung zu verstehen?
All diese Fragen (und viele anderen) wurden im Laufe der Kirchengeschichte unterschiedlich beantwortet.
Menschen in unterschiedlichen Ecken der Welt, in unterschiedlichen Epochen, unter bestimmten Umstände haben diese Themen differenziert betrachtet. Aus anderen Perspektiven.
Menschen, mit der Bibel in der Hand, die Jesus liebten, die einen tiefen Glauben hatten … kamen zu unterschiedlichen Ansichten und Lehren.
Die christliche Theologie beschäftigt sich mit all diese Themen. Sie sind in unserem Alltag mehr präsent als wir es uns vorstellen können.

Predigtserie: Überblick

Wir beginnen eine neue Predigtserie: Überblick - Theologie für den Alltag.
Es geht genau darum, dass wir einen Überblick über verschiedenen Themen bekommen.
Wie diese Themen im Laufe der Kirchengeschichte sich entwickelt haben. Welche Auseinandersetzungen stattgefunden haben.
Wie ist es dazu gekommen, dass wir heute so glauben, wie wir es glauben?
Und warum glauben anderen anders als wir, wenn wir alle die gleiche Bibel lesen?
Und wir werden staunen wie Reich das wirklich ist.

Anliegen mit der Predigtserie

Mein Gebet für diese Predigtserie hat zwei Anliegen:
1) dass wir dadurch mit mehr Staunen zu Jesus schauen können. Dass durch die unterschiedlichen Perspektiven, die wir sehen, dass Jesus in unseren Denken und Fühlen mehr Raum gewinnt, dass Gott dadurch geehrt wird.
2) dass wir fähiger werden über den Glauben zu sprechen, mit Menschen die nichts mit dem Glauben an Hut haben und besonders auch, mit den die doch Glauben, aber unterschiedlichen Ansichten haben. Das wir die Unterschiede erkennen und wertschätzen können.

INTRO

Warum muss ich dir meine Aufmerksamkeit schenken?
Warum ist es wichtig für mich diese Predigt zu hören?
Unser Thema heute ist

Das Kreuz

Dazu lesen wir einen Bibeltext:
1. Korinther 1,18–25 (BB)
18 Die Botschaft vom Kreuz erscheint denen,
die verloren gehen, als eine Dummheit.
Aber wir, die gerettet werden,
erfahren sie als Kraft Gottes.
19 Denn in der Heiligen Schrift steht:
»Ich will die Weisheit der Weisen auslöschen
und von der Klugheit der Klugen nichts übrig lassen.«
20 Wo sind jetzt die Weisen, wo die Schriftgelehrten,
wo die wortgewaltigen Redner unserer Zeit?
Hat nicht Gott die Weisheit dieser Welt
als Dummheit entlarvt?
21 Die Weisheit Gottes zeigt sich in dieser Welt.
Aber die Welt hat ihn mit ihrer Weisheit nicht erkannt.
Deshalb hat Gott beschlossen,
durch eine scheinbar unsinnige Botschaft
alle Glaubenden zu retten.
22 Die Juden wollen Zeichen sehen.
Die Griechen streben nach Weisheit.
23 Wir dagegen verkünden Christus, den Gekreuzigten:
Das erregt bei den Juden Anstoß
und für die anderen Völker ist es reine Dummheit.
24 Christus ist Gottes Kraft und Gottes Weisheit.
Das verkünden wir allen, die berufen sind –
Juden wie Griechen.
25 Denn was an Gott als dumm erscheint,
ist weiser als die Menschen.
Und was an Gott schwach erscheint,
ist stärker als die Menschen.
Für uns heute ist das Kreuz ein alltägliches Symbol. Wir identifizieren es sofort mit einer Kirche oder mit einem Friedhof.
Es ist das Symbol des Christentum.
Es war aber nicht immer so. Am Anfang wurde das Kreuz vermieden, wegen der starke Verbindung als Hinrichtungsmethode.
In der Zeit von Jesus stand das Kreuz für was grausames. Ein Folterinstrument. Damit wurde der Tod eines Menschen bewusst in die Länge gezogen, bis dem Opfer ein Maximum an Qualen zugefügt worden war. Oft litt die Person tagelang bevor der Tod eintrat.
Diese Hinrichtungsmethode war nur für Menschen reserviert die ein schweres Verbrechen begangen haben oder eine Rebellion gegen das römische Reich angezündet haben. Aber nur auch für Sklaven oder Ausländer. Römischen Bürger waren von der Kreuzigung nicht bedroht. Es war doch zu grausam für ihre Augen.
Ein Kreuz als Symbol zu tragen, wäre damals so es für uns heute, wenn jemand mit einem Schießgewehr nutzen würde, als Glaubenssymbol. Jemanden an einem Kreuz darzustellen (wie unsere heute ein Kruzifix) wäre damals, so es für uns heute jemanden auf einem elektrischen Stuhl oder jemanden aufgehängt darzustellen.
Die Juden betrachteten das Kreuz auch mit Grauen. Für sie, wer solch einen Tod erleidet ...
Deuteronomium 21,23 (BB)
gilt als von Gott verflucht.
Für sie war es undenkbar, dass der Messias stirbt, und noch schlimmer, dass er an einem Kreuz stirbt.
Juden selbst hätten von sich aus, so ein Geschichte nie geglaubt und nie erfunden.
Wenn Paulus hier schreibt:
1. Korinther 1,23 (BB)
23 Wir dagegen verkünden Christus, den Gekreuzigten:
Das erregt bei den Juden Anstoß
und für die anderen Völker ist es reine Dummheit.
Dieses empfinden von Juden und Römer ist der Hintergrund.
Ein Gott, der sich so grausam töten lässt. Mit so einem Glauben will man nichts zu tun haben.
Leute machen sich dann natürlich auch darüber lustig.
Es gibt ein Grafitto, eine Karikatur, datiert aus dem 2. Jhr, gefunden an der Wand eines Hauses, auf dem Palatin in Rom.
Es ist die früheste erhaltene bildliche Darstellung der Kreuzigung.
Die Zeichnung stellt eine Person auf einem Kreuz mit ausgestreckten Armen. Die Person an Kreuz wird mit dem Kopf eines Esels dargestellt.
Links davon eine andere Person, mit einem Arm erhoben.
Darunter dann die Worte: ALEXAMENOS CEBETE THEON - Alexamenos betet Gott an.
hier sehen wir, wie der Gedanke eine Gekreuzigte zu verehren, einfach lächerlich war. Als Dummheit empfunden wurde.
Wegen diese und viele anderen Gründe, wurde das Kreuz am Anfang nicht so stark als Symbol für den christlichen Glauben gebraucht. Aber im Laufe der Zeit … besonders dann nach der Konstantinische Wende, began es immer mehr Platz zu gewinnen.

VORSCHLAG/TATSACHE/THESE

Welche These möchte ich darstellen/verteidigen?

Wie genau ist der Tod Jesu am Kreuz zu verstehen?

Manuel Becker, Missionar in Thailand unter Buddhisten, hat einen guten Artikel geschrieben, wo er beschreibt schwierig es war für ihn eine Erklärung über das Kreuz zu finden, die bei seiner Zielgruppe verständlich und anziehend war. Denn für diese Leute, ist die klassische “Schuld-Sühne” Sicht nicht nachvollziebar. Sie haben eine vollkommene andere Weltanschauung.
- https://deutsch.logos.com/das-kreuz-verstehen/#3_Christus_Victor
Als er dann nach neuen Sichten gesucht hat, die Botschaft vom Kreuz für seine Zielgruppe verständlicher zu machen, entdeckte er in der Bibel und in der christliche historische Theologie viele weitere Perspektiven, die den Zugang zur Botschaft des Kreuzes geeigneter waren.
Ich fand seine Erzählung sehr interessant, denn es zeigte mir noch mal, wie es in unterschiedlichen Kulturen die verrückte Botschaft vom Kreuz neue Perspektiven bekommt und noch wertvoller wird.
Einige diese Sichtpunkte möchte ich mit euch heute kurz darstellen.
Vielleicht entdeckst du in dieser Darstellung, die Deutung, die dich am meisten Anspricht.
Oder eine neue Form das Kreuz in einem Gespräch darzustellen, damit Freude, Kinder, Kollegen einen Zugang dafür finden.
Alle Sichtpunkte beziehen sich auf die Bibel und haben gute Argumente sowie Schwachpunkte, die wir kennen müssen.

ENTWICKLUNG

Wie beweise ich mit der Bibel meine These?

Neun Möglichkeiten das Kreuz zu verstehen

Der „Grundriss der Dogmatik“ nennt unter der Überschrift „Sühnetheorien“ neun verschiedene Möglichkeiten, das Kreuz zu interpretieren.

Was ist Sühne?

etwas, was jemand als Ausgleich für eine Schuld oder für ein Verbrechen auf sich nimmt oder auf sich nehmen muss …

1) LÖSEGELD - Die Lösegeldtheorie.

Dieser Sichtweise nach ist die Sühne als eine Bezahlung zu sehen, die von Gott an Satan gezahlt wurde, da Satan die Menschheit in der Gefangenschaft von Sünde und Tod gefangen hielt.
Am Kreuz, der Bezahlung Christi durch seinen Tod, war der Teufel dazu gezwungen, den Menschen aus seiner Gefangenschaft freizulassen. (Olivero 2018)
Argumente für die Lösegeldtheorie:
Das vielleicht wichtigste Argument ist, dass Jesus selbst das sagt:
Markus 10,45 (BB)
45 Denn auch der Menschensohn ist nicht gekommen,
um sich dienen zu lassen.
Im Gegenteil:
Er ist gekommen, um anderen zu dienen
und sein Leben hinzugeben
als Lösegeld für viele Menschen.«
(vgl. Mt 20,28; 1 Tim 2,6; 1 Petr 1,18)
Diese Sicht wurde stark sich bei vielen der Kirchenvätern wie Gregorius von Nazianzus und Origenes gebraucht
Argumente gegen die Lösegeldtheorie:
Dieser Ansatz geht nicht auf den Aspekt der „Vergebung der Sünden“ ein, der in vielen Bibelversen betont wird.
Auch die Idee , dass Gott den Teufel mit einem Lösegeld bezahlen musste, führt leicht zu einer dualistischen Vorstellung von Gott und dem Teufel. Als hätte der Teufel eine gleichwertige Macht wie Gott.

2) Die Satisfaktionslehre.

Satisfaktion bedeutet soviel wie: Zurücknahme einer Beleidigung, Befriedigung.
Die Satisfaktionslehre war eine Reaktion auf die Lösegeldtheorie. Es wird argumentiert, dass der Mensch sich durch die Sünde nicht gegenüber dem Satan, sondern gegenüber Gott verschuldete. (Olivero 2018)
Die Satisfaktion dient dazu, die Ehre Gottes wiederherzustellen, sodass die Strafe für die Sünde abgewendet werden kann. Jesus klärte sozusagen das Problem, bevor es überhaupt zur Strafe kommen musste.
Anselm von Canterbury im Mittelalter
Das Mittelalter war geprägt von einem feudalen Gedankenwelt.
Es gab die Herren und die die Untertanen.
Die Untertanen müssten ihre Herren ehren, besonders durch Gehorsam und Leistung bei der Arbeit, weil sie sonst die Ehre ihres Herren beschmutzten.
Wer dieser Pflicht nicht nachkam, wurde bestraft.
Die Erklärung damals: Durch unseren sündigen Lebensstil, haben wir Menschen Gott, unseren Schöpfer, entwürdigt und entehrt.
Da nur ein sündloser Mensch (100% gehorsam) Gott angemessen die Ehre geben kann, übernahm Jesus stellvertretend für die gesamte Menschheit diese Rolle, indem er ein Leben des Gehorsams lebte und Gott dadurch ehrte.
Argumente für die Satisfaktionslehre:
Es geht nicht darum, dass Gott dass Gott einen Unschuldigen bestraft. Es geht vielmehr um ein stellvertretendes Akt des Gehorsams für alle Menschen.
Das war das weitverbreitetes Verständnis vom Kreuz/Sühne vom Mittelalter bis zu den Reformatoren
Es wird von MEnschen, die in einem Ehre-Schande-Weltbild leben gut aufgenomen.
Argumente gegen die Satisfaktionslehre:
Diese Sicht beruht eher auf kulturellen Auffassungen und projiziert diese dann auf Gott.
Die Idee, dass Gottes Ehre durch unsere Sünde entwürdigt wurde, ist fest verwurzelt in der Zeit von Anselm, aber heute schwer nachvollziehbar.
Mangel an bestätigenden Bibelstellen

3) SIEG: Christus Victor.

Diese Sicht auf die Sühne argumentiert dass „das Werk Christi zuerst und am meisten ein Sieg über die Mächte war, die die Menschheit in Gefangenschaft gehalten haben: Sünde, Tod und der Teufel.“ (Christus Victor, p. 20). (…)
Anstelle einer Zahlung an den Satan oder an Gott wird der Tod Christi als ein Sieg für die Mächte der Finsternis verstanden. (Olivero 2018)
Argumente für Christus Victor:
Die Christus-Victor-Ansicht des Sühneopfers war über tausend Jahre lang die vorherrschende Ansicht bei den Christen. (Boyd & Rhodes 2022:125)
Dieses Verständnis zieht sich wie ein roter Faden durch die Bibel und vereint Themen des AT und NT.
Die Christus-Victor-Sichtweise des Sühneopfers bringt eine systematische Einheit in das Leben, die Lehren und das Wirken Jesu, während die anderen Sichtweisen dies nicht tun. (:125)
Es gibt viele zentrale Bibelstellen, die auf dieses Verständnis hinweisen (Gen 3,15; Lk 11,20; Apg 10,38; Eph 1,21; Kol 2,15; Hebr 2,14; 1 Joh 3,8).
Genesis 3,15 (BB)
15 Ein Nachkomme der Frau
Er wird dir (der Schlange) den Kopf zertreten,
und du wirst ihn in die Ferse beißen.«
Wie Jesus Krankheiten heilt und Dämonen austreibt.
Kolosser 1,13 (BB)
13 Er hat uns vor der Macht der Finsternis gerettet
und der Herrschaft seines geliebten Sohnes unterstellt.
Für die Zielgruppe der Thailänder (Budddisthen) zeigt sich das Christus Victor-Verständnis als besonders relevant.
Argumente gegen Christus Victor:
Diese Sichtweise gibt Satan viel Macht. Muss der allmächtige, souveräne Gott des Universums zu solch extremen Maßnahmen greifen muss, um seinen Erzfeind zu besiegen?
Die „Vergebung der Sünde“ kommt in dieser Sichtweise zu kurz.

4) Die stellvertretende Sühne.

Diese Sicht wird häufig mit den Reformatoren Martin Luther und Johannes Calvin verbunden.
Satisfaktionslehre von Anselm von Canterbury bildete die Grundlage für diese Sicht.
Aber hier geht es nicht darum Gottes Ehre wiederherzustellen, sondern … das Kreuz wird als der Ort gesehen, an dem Gott seinen Zorn gegen die menschliche Sünde entladen hat. Gott kann Richter und Rechtfertiger der Gottlosen sein, weil Christus anstelle des Menschen an das Kreuz ging: er bezahlte die Strafe der Sünde.
Das Opferkult aus dem AT wird hier als Grundlage gebraucht.
Die Sünde des Menschen ist nach dieser Sicht Christus angerechnet und seine Gerechtigkeit dem Menschen. (Olivero 2018)
Kolosser 2,14 (BB)
14 Er hat den Schuldschein getilgt, der uns belastete –
einschließlich seiner Vorschriften,
die gegen uns standen.
Er hat ihn ans Kreuz angenagelt und damit beseitigt.
Diese Sichtweise hat verschiedene Variationen, aber meistens umfasst sie,
dass alle Menschen Sünder sind (Röm 3,23)
und deshalb Strafe verdienen (Röm 1,18; Eph 2,1–3).
Jesus hat diese Strafe stellvertretend für uns am Kreuz auf sich genommen (Jes 53).
Dadurch ist Gottes Gerechtigkeit erfüllt und wir können wieder mit Gott versöhnt werden.
Jesus war das ultimative Opfer und durch sein Blut sind unsere Sünden vergeben (Röm 3,25; Heb 9,26; 1 Joh 4,10).
Argumente für die stellvertretende Sühne:
Seit der Reformation das vorherrschende Verständnis des Kreuzes, besonders in evangelikalen Kreisen
beruht auf einer Vielzahl an Bibelstellen (Jes 53; Röm 3,25; Eph 5,2; Hebr 9,22)
der Opferkult im AT wird oft als Grundlage für dieses Verständnis herangezogen
Schwachpunkte der stellvertretenden Sühne:
Problematisch bei dieser Ansicht:
Sie begrenzt Gott, denn sie suggeriert, dass Gott Sünden bestrafen muss. Gott kann Sünden nicht aus sich aus vergeben. Aber mehrere Bibelstellen deuten darauf hin, dass Gott Sünden auch ohne ein Opfer vergeben kann.
Wenn eine Schuld bezahlt ist, dann ist es keine Vergebung mehr. Entweder ich erlasse meinem Schuldner seine Schuld oder ich bekomme den Betrag bezahlt. Aber wenn der Schuldbetrag bezahlt wird, dann ist es keine Vergebung mehr. Damit wird diese Sichtweise den „Vergebung der Sünden“ Stellen nicht gerecht, weil es sich nicht um Vergebung handelt, sondern ein Abbezahlen der Schuld.
Das Opferkult aus dem AT bewirkte in Wahrheit keine Sühne oder Vergebung der Sünde Hebr 10,1–9. Es war eher ein Bild dafür. Dabei muss man geachtet werden, dass gerade der Sündenbock nicht getötet wurde, sondern lebendig in die Wüste geschickt wurde (Lev 16,21).
Auch das Bild des Passah-Lammes passt nicht, weil es keine Vergebung bewirkt hat, sondern Schutz.
Schuld ist eine individuelle Angelegenheit und nicht übertragbar. Kein Gericht dieser Welt würde es als gerecht anerkennen, einen Ungerechten stellvertretend für einen Straftäter zu bestrafen. Solch ein Verständnis von Gerechtigkeit ist sehr fragwürdig.
Diese Theorie setzt Gerechtigkeit vor Gnade und Liebe; selbst Gott muss dem übergeordneten Prinzip der Gerechtigkeit gehorchen. Aber das NT fordert an verschiedenen Stellen den Verzicht auf Gerechtigkeit zugunsten von Erbarmen, Gnade und Liebe!

5) Die Sündenbock-Perspektive.

Er bezieht sich dabei auf das Motiv des Sündenbocks, des azazel, aus dem Sühneritual in Leviticus 16.
Argumente für die Sündenbocktheorie:
Hier wird den freiwilligen Akt Jesu betont, dass erst sich freiwillig opferte, zum Wohl aller Menschen, um den Kreislauf der Gewalt zu brechen.
Es geht weniger darum, eine Strafe auf sich zu nehmen, sondern die Sünden der Welt auf sich zu nehmen und das Böse mit den Guten zu überwinden.
Schwachpunkte der Sündenbocktheorie:
einige Kernthemen kommen zu wenig zur Geltung, wie z. B. die stellvertretende Rolle Jesu oder die Vergebung der Sünde.
wenige Bibelstellen, die diese Sicht direkt stützen.

6) Die Regierungsperspektive

Charles Finney und wesleyanische Methodisten haben diese Sichtweise verfochten.
Der zentrale Gedanke dabei ist, dass Gott Christus zu einem Beispiel dafür macht, was mit den gefallenen Menschen geschehen würde, wenn er sie für ihre Sünden so bestrafen würde, wie sie es verdienen.
Christus leidet als eine Art Abschreckung, und so wird Gottes moralische Regierung des Universums aufrechterhalten (indem er zeigt, was mit der Sünde ohne sein abschreckendes Beispiel geschehen würde). (Crisp 2020:114–115)
Argumente für die Regierungstheorie:
Diese Sicht bestätigt Gottes Vergebung als echte Vergebung, weil der Tod am Kreuz nicht als einen Preis für die Sünden verstanden wird. Gott vergibt aus seiner Gnade heraus.
Die Regierungstheorie betont die Wichtigkeit, das Leben an Gottes heiligem Maßstab auszurichten.
Passt gut zu dem zentralen AT-Thema, dass Gott versucht, ein Volk großzuziehen, das in seinen Wegen wandelt und unter seiner Herrschaft lebt (2. Mose 19,5–6; 2. Chronik 7,14; Matthäus 22,36–40).
Gott ist ein heiliger Gott, der mit einem Volk Gemeinschaft haben möchte, das ihn ehrt und seine Heiligkeit widerspiegelt (2. Mose 19,6; Matthäus 5,48; 1. Petrus 2,9).
Von Beginn des Alten Testaments an wollte Gott die Welt regieren, indem er den Menschen seine moralischen Grundsätze vermittelt und sie motiviert, sich an sie zu halten.
Römer 3,25–26 wird oft als Schlüsselstelle angeführt
Schwachpunkte der Regierungstheorie:
Diese Ansicht wird nicht der Idee gerecht, dass Jesus die Schuld der Welt getragen hat (Hebr 9,28; 1 Petr 2,24; 1 Joh 2,2).
Manche kritisieren, dass es ungerecht ist, wenn Gott Schuld einfach vergibt, ohne Sünder zu bestrafen.

7) Theosis.

Diese Sicht ist eng verknüpft mit der östlich-orthodoxen Kirche. Sie betont, dass die Verbindung des Menschen mit der Göttlichkeit das telos, die Vollendung, der Menschheit ist.
Das Kreuz wird als Der Ort verstanden, wo diese Verbindung vollkommen war.
(Olivero 2018)
Argumente für Theosis:
Das Theosis-Verständnis stützt sich auf verschiedene Bibelstellen, die die Idee der Teilhabe am göttlichen Leben betonen, wie z. B. 2 Petrus 1,4.
Viele frühe Kirchenväter wie Athanasius, Basilius der Große, Gregor von Nyssa und Augustinus betonten die Idee der Vergöttlichung als zentrales Element der christlichen Erlösung.
Es geht um die Wiederherstellung der Beziehung zwischen Gott und Mensch.
Das Erlösungswerk Jesu öffnet uns für diese Beziehung aus der Gnade.
Wenn wir unseren Leben für einander geben, da nehmen wir Teil an Gottes Natur der Liebe und der Gnade.
Der Aspekt der Gemeinschaft mit Gott und mit den Mitmenschen wird hier bestärkt und als Teil der Erlösungswerk Christi verstanden.
Schwachpunkte der Theosis:
Die Motive des Opfertodes Jesu, die Vergebung der Sünden und der stellvertretende Tod Jesu treten in den Hintergrund.

8) Die Beispielperspektive - Vorbild.

Jesus als ultimatives moralisches Beispiel. Christus hat dieses Beispiel durch sein hingebungsvolles Leben und seinen Tod geboten. (Olivero 2018)
Das Kreuz offenbart einen Gott, der selbst seinen Mörder vergibt (Lk 23,34). Das Kreuz zeigt, dass Gott selbst die schlimmste Sünde (den brutalen und ungerechten Mord Gottes) vergibt und keine Rache sucht.
Damit unterstreicht Jesu durch seinen Tod seine Lehre der radikalen Liebe und Vergebung und wird zum ultimativen moralischen Vorbild.
Argumente für die Beispieltheorie:
Versteht Jesu Leben, Lehre und Tod in besonderer Weise als eins. Jesus lebte, was er lehrte. Er liebte seine Feinde, indem er sogar denen vergab, die ihn ans Kreuz schlugen.
Jesu Tod am Kreuz wird als inspirierendes Beispiel dafür angesehen, wie man für das Gute und für andere hingebungsvoll sein kann, auch wenn es Opfer erfordert.
Argumente gegen die Beispieltheorie:
Die Beispieltheorie bietet keine klare Erklärung, wie Jesu Tod am Kreuz zur Sühne und Vergebung der Sünden beiträgt.
Die Theorie könnte dazu führen, dass Jesus nur als vorbildlicher Mensch gesehen wird, ohne die volle Bedeutung seiner Göttlichkeit anzuerkennen.

9) Die Solidaritätstheorie.

Diese Sicht argumentiert, dass Christus sich am Kreuz mit dem Leid der Menschheit identifiziert hat und dieses überwand. (Olivero 2018)
Jesus wurde zu Unrecht beschuldigt und zu Unrecht verurteilt. Seine Verurteilung beruhte auf falschen Anschuldigungen, von Menschen, die ihn als Gotteslästerer verabscheuten.
Durch dieses Unrecht identifiziert er sich mit all jenen, die zu Unrecht Leiden erfahren müssen.
Durch diese enge Verbundenheit mit der Menschheit wird Jesus zu einem lebendigen Zeichen von Gottes barmherziger Liebe und Nähe zu den Menschen auch in tiefstem Leid.
Als würde Jesus alle Menschen, die an der Seligpreisungen gemeint sind, am Kreuz vertreten.
Argumente für die Solidaritätstheorie:
Die Solidaritätstheorie betont, dass Jesus als Gottessohn aktiv am menschlichen Leid teilnimmt und somit die Erfahrungen der Menschheit in ihrem ganzen Umfang versteht.
Hebräer 4,15 (BB)
15 Er ist kein Hohepriester,
der nicht mit unseren Schwachheiten mitleiden könnte.
Er wurde genau wie wir
in jeder Hinsicht auf die Probe gestellt.
Nur war er ohne Sünde.
Durch Jesu Teilnahme am menschlichen Leben und Leiden zeigt er, dass Gott sich nicht nur von ferne betrachtet, sondern nah, persönlich und barmherzig mit den Menschen verbunden ist.
Dieses Verständnis schenkt besonderen Trost denen, die im Leid gefangen sind und sich ferne von Gott fühlen.
Argumente gegen die Solidaritätstheorie:
Vernachlässigt die zentrale Bedeutung des Todes Jesu am Kreuz als Erlösungs- und Versöhnungswerk.
Wenige Bibelstellen, die dieses Verständnis stützen.

Fazit: Das Kreuz ist wie ein Diamant

Das Kreuz ist zweifellos faszinierend.
Die neun verschiedenen Perspektiven zeigen, dass das Werk Jesu am Kreuz weitaus umfassender ist, als wir es uns vorstellen können.
Die biblischen Autoren versuchten, die neue Realität, die Jesus durch das Kreuz und die Auferstehung geschaffen hat, in vielfältiger Weise zu illustrieren.
Ihre Darstellungen sind Teilaspekte dieser großen Wahrheit, und keine einzelne Interpretation kann das Werk Jesu in seiner Gesamtheit erfassen.
Vielleicht lässt sich das Kreuz am besten mit einem Diamanten vergleichen. Betrachten wir einen Diamanten, so spiegeln sich darin zahlreiche unterschiedliche Farben wider, die seine Schönheit ausmachen. Ähnlich verhält es sich, wenn wir auf das Kreuz schauen – wir entdecken viele verschiedene Aspekte dessen, was Jesus durch sein Werk am Kreuz vollbracht hat, und all diese Facetten bilden zusammen die Schönheit seines Werkes.

EVANGELIUM

Zeigen, dass alles was wir tun können, ist aus unserer eigener Kraft nicht möglich. Wir brauchen Jesus/Gott/Heiliger Geist

Vergebung und Versöhnung

Die Perspektive des Kreuzes, die mich am meisten bewegt, ist die Vergebung und die Versöhnung.
Denn diese zwei Sachen steht im Zentrum unserer Weltanschauung als Christen.

Das Kreuz spricht also sowohl “für uns” und “gegen uns”.

Es spricht GEGEN UNS, denn am Kreuz sehen wir wie Böse und verloren die Menschheit ist. Wi grausam und herzlos wir sein können. Wie Gottlos und unvollkommen wir sind.
Und jeder einzelnen muss nur einen ehrlichen Blick in seinen eigenen Herzen werfen, um diese Unvollkommenheit, diese Grausamkeit zu entdecken.
Gleichzeitig spricht das Kreuz FÜR UNS. Denn wie Paulus es schreibt:
Römer 5,8 (BB)
8 Aber Gott beweist seine Liebe zu uns dadurch,
dass Christus für uns gestorben ist.
Damals waren wir noch Sünder.
Gott schaut nicht erst auf Menschen um zu schauen, ob sie eine Erlösung verdienen. (Moral, guten oder schlechten Vater, richige Inhalte glauben, konservativ oder liberal, ob man reich oder arm ist, Einheimisch oder Ausländer …)
Er liebt, vergibt und versöhnt alles mit sich selbst.
Die Erlösung Gottes basiert sich nicht in “ich besser als die anderen” sondern es basiert sich auf ein tiefes Bewusstsein, dass wir von Gott geliebt und angenommen sind - allein durch Gnade.

Das Kreuz bestimmt unsere Identität und Weltanschauung

Und wenn meine Identität auf diesem Grund der Gnade gegründet ist, das bewegt mich in diese Welt zu gehen als einen Agent von Vergebung und Versöhnung in all meine Beziehungen.
Mein Glaube wird von Wahrheit und Liebe geprägt. Ich selbst werde zu einem Teil der Erlösung der Welt.
Und warum?
Weil in dem Zentrum meiner Weltanschauung als ein Christ …
im Herz meiner Weltanschauung ist ein Mensch, an einem Kreuz.
Im Zentrum meiner Weltanschauung ist ein Mensch, der an einem Kreuz hängt …
Ein Mensch, der auf seine Rechte verzichtet und für seine Feinde betet: "Vater, vergibt ihnen”
Und weil ich weiß, diese Vergebung gilt für mich und für alle anderen …
Und weil ich weiß, dass dieser Mensch mich auch herausfordert, mein Kreuz auf mich zu nehmen, und genau das gleich tun für anderen Menschen …
Dieses Bewusstsein muss die Art und Weise prägen, wie ich mit Menschen umgehe, die anders sind und denken als ich und sie in dieser Liebe zu begegnen, die Vergebung ausspricht und Versöhnung ermöglicht.
1. Korinther 1,18 (BB)
18 Die Botschaft vom Kreuz erscheint denen,
die verloren gehen, als eine Dummheit.
Aber wir, die gerettet werden,
erfahren sie als Kraft Gottes.
Am Kreuz:
hat Gott durch Christus den Teufel und das Böse besiegt (Hebr 2,14; 1 Joh 3,8),
die Sünde ist verurteilt worden (Röm 8,3);
vergab uns unsere Sünden (Apg 13,38; Eph 1,7);
versöhnte alle Dinge, einschließlich der Menschen, mit sich selbst (2Kor 5,18–19; Kol 1,20–22);
die endgültige Wahrheit über sich selbst offenbart (Röm 5,8, vgl. Joh 14,7–10),
und gab uns ein Beispiel, dem wir folgen sollen (Eph 5,1–2; 1Petr 2,21; Phil 2,5-8).
Deshalb sollen wir hier immer das Kreuz vor Augen haben.
Es erinnert uns wer/wie unser Gott ist.
Es erinnert uns über unserer Identität
Es erinnert uns, wie wir diese Welt begegnen sollen.

ANWENDUNG

Was soll ich ab heute anders tun/denken?
Was soll ich vor Gott bringen?
N. T. Wright betont immer wieder, dass jede Generation das Kreuz im Lichte ihrer Zeit neu verstehen sollte.
Dabei meint er nicht, dass wir uns unsere eigene Deutung des Kreuzes zusammenbasteln sollen, sondern vielmehr, dass wir die Bibel sorgfältig studieren und verstehen müssen, wie die große Geschichte der Bibel und das Kreuz in unsere gegenwärtige Zeit hineinsprechen, um eine relevante Botschaft für die heutige Generation zu erhalten.
Das Kreuz als die Quelle unendlicher Hoffnung und Trost betrachten–eine zeitlose Botschaft, die die Menschheit auch in Zukunft weiterhin faszinieren wird.
Jesus, Herr, ich denke an dein Opfer.
Du gabst dich ganz hin bis in den Tod.
Du hast mich mit neuem Leben reich beschenkt
und nun steh ich staunend vor dir,
nun steh ich staunend vor dir.
Und wieder schau ich hin zum Kreuz,
wo du für mich starbst.
Ergriffen von der Gnade und zerbrochen
im Geist.
Wieder dank ich dir, Herr,
wieder geb ich mein Leben hin.
Nun bist du erhöht bis an den
höchsten Ort.
König der Himmel, dort werde ich knien.
Wenn ich an die Gnade
meiner Rettung denk
werd ich mit Lobpreis erfüllt.
Werd ich mit Lobpreis erfüllt.
Danke für das Kreuz,
danke für das Kreuz,
danke für das Kreuz, mein Freund.

Abendmahl

1. Korinther 11,23–26 (BB)
23 ...
In der Nacht, in der er verraten wurde,
nahm der Herr Jesus das Brot.
24 Er dankte Gott, brach das Brot in Stücke
und sagte: »Das ist mein Leib für euch.
Tut das zur Erinnerung an mich!«
25 Ebenso nahm Jesus nach dem Essen den Becher und sagte:
»Dieser Becher steht für den neuen Bund,
den Gott durch mein Blut mit den Menschen schließt.
Tut das zur Erinnerung an mich,
sooft ihr aus diesem Becher trinkt.«
26 Denn sooft ihr dieses Brot esst
und aus diesem Becher trinkt,
verkündet ihr den Tod des Herrn.
Dies gilt so lange, bis er wiederkommt!
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