In Not und Krankheit beistehen
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In Not und Krankheit beistehen
In Not und Krankheit beistehen
In den vergangenen drei Wochen war in den Kinos ein Film über die letzten Monate und Tage des YouTubers Philipp Mickenbecker zu sehen. In manchen Kinos ist er noch verlängert worden bzw. er wird noch an anderen Orten gezeigt. Vielleicht kommt er auch in einiger Zeit in die Medienstellen der Kirchen, so dass man ihn noch in den Gemeinden zeigen kann.
Philipp Mickenbecker wurde ja mit seinem Bruder Johannes in den Social-Medien und später in den Medien bekannt durch ihren YouTube-Kanal Real Life, wo sie mit Badewannen und anderen Dingen völlig verrückte Sachen bauten. Sie begeisterten damit eine ganze Generation junger Menschen und prägten diese mit ihrem Glauben an Jesus Christus, besonders dann auch als Philipp und seine Freunde dessen Krebserkrankung mit der Kraft des Glaubens gemeinsam trugen, auch durch Anfechtung und Zweifel hindurch bis hin zu dessen Tod. Das bringt dieser Film “Real Life” zum Ausdruck. Es lohnt sich auf jeden Fall diesen Film anzusehen.
Warum erzähle ich euch das? Weil der Predigttext des Sonntags heute aus dem Jakobusbrief genau uns dazu ermutigt, was die Freunde um Philipp herum gemacht haben, was hier im Predigttext steht.
Wir lesen Jakobus 5,13-16
13 Leidet jemand unter euch, der bete; ist jemand guten Mutes, der singe Psalmen. 14 Ist jemand unter euch krank, der rufe zu sich die Ältesten der Gemeinde, dass sie über ihm beten und ihn salben mit Öl in dem Namen des Herrn. 15 Und das Gebet des Glaubens wird dem Kranken helfen, und der Herr wird ihn aufrichten; und wenn er Sünden getan hat, wird ihm vergeben werden. 16 Bekennt also einander eure Sünden und betet füreinander, dass ihr gesund werdet. Des Gerechten Gebet vermag viel, wenn es ernstlich ist.
Eigentlich brauche ich euch heute nur als Predigt diesen Film “Real Life” zu zeigen. Er drückt wirklich alles das aus, zu dem uns dieser Bibeltext heute ermutigt.
Wer von uns wünscht sich nicht ein Leben im Wohlergehen, ein gutes und gesundes Leben, Glück und Heil, Frieden. Die Bibel fasst das alles in einem Wort zusammen. Es heißt Schalom.
Doch wie ist unsere Realität, unserer Lebenswelt? In den letzten Tagen erschüttert uns der Krieg in Israel, der Krieg in der Ukraine tobt weiterhin. Und den dürfen wir nicht vergessen.
Auch in unserem Land herrscht viel Unfriede, gerade unter anderem wegen der Migrationspolitik. Und die Migranten selbst tragen auch nichts dazu bei, dass es friedvoller wird. Dann kommt die Klimapolitik noch dazu.
Und wie ist es bei uns selbst persönlich in unseren eigenen Lebenssituationen, vielleicht im Beruf, im Dorf, in der Nachbarschaft und in der Familie. Und ganz besonders wenn es um unsere Gesundheit geht. Natürlich sind für Letzteres Ärzte da, und das ist gut so. Ich bin dankbar, dass wir in Deutschland so ein gutes Gesundheitswesen haben, auch wenn hier und da gemeckert wird. Aber es gehört nach wie vor zu den Besten in der Welt. Und viele Ärzte und Schwestern arbeiten hier richtig aufopferungsvoll.
Aber ehe wir über das Thema Krankheit sprechen, geht es hier um Leiderfahrung im Allgemeinen im Leben. Das ist mehr als nur Krankheit. Es kann zum Beispiel sein, dass jemand seinen Job verloren hat, dass die Ehe zerbrochen ist, dass man in finanziellen Nöten ist, Angehörige verstorben sind, Freundschaften kaputt gehen. Es sind die Tage, wo man am liebsten nicht aufgestanden wäre. Und meistens bin ich sogar selbst der Verursacher dieser Nöte.
Was sagt dann Jakobus, was wir in diesen Situationen tun sollen?
13 Wenn jemand von euch Schweres erleidet, soll er beten. Ist jemand von euch voller Zuversicht, soll er Loblieder singen.
Jakobus ermutigt uns in solchen Situationen zum Gebet. Ihr kennt auch die Telefonnummer Gottes oder nicht? Psalm 5015:
15 und rufe mich an in der Not, so will ich dich erretten, und du sollst mich preisen.«
Nicht umsonst setzt dann Jakobus im zweiten Teil des Abschnittes fort, besonders wenn das Gebet erhört wurde, dass man Gott mit Lobpreis ehren soll. Und die Psalmen sind ein ganzes Buch, die voller Lobpreis sind. Aber Lobpreis ist auch etwas, was man nicht nur allein in seinem Kämmerlein, in der Badewanne oder unter der Dusche macht, sondern mit anderen zusammen, am besten in großer Gemeinschaft.
Am vergangenen Montag waren wir in Leipzig bei der Outbreakband, auf deren Konzert Jesus Worship. Da haben wir vielleicht mit 300 bis 400 Leuten gemeinsam Lobpreis gemacht. Das war ein sehr schönes Erleben. So sollte es auch in der Gemeinschaft der Gemeinde sein.
Es ist wichtig, dass wir gerade auch Leid und Freude in der Gemeinschaft miteinander und in der Gemeinschaft mit Gott teilen. Denn wie sagt schon das Sprichwort: Geteilte Freude ist doppelte Freude - geteiltes Leid ist halbes Leid. Und Gott ist es, der uns die Stunden des Leides gibt, aber auch die Tage des Singens. Darum sollen wir die Lieder des Lobes singen.
Und nun kommt der besondere Fall des Leides - die Krankheit
Dass Jakobus, dass hier schreibt, daran sieht man, dass es auch unter den frühen Christen viele Kranke gab. Die Meinung, ein wahrer Christ werde nicht krank, ist darum völlig unsinnig. Erst in der neuen Schöpfung werden Krankheit, Leid und Schmerz aus der Gemeinde der Erlösten verschwinden (Offb 21,4).
4 und Gott wird abwischen alle Tränen von ihren Augen, und der Tod wird nicht mehr sein, noch Leid noch Geschrei noch Schmerz wird mehr sein; denn das Erste ist vergangen.
Nun gibt Jakobus hier denen, die krank sind, eine klare Handlungsanweisung, wie sie mit ihrer Krankheit umgehen sollen. Also es müssen zuerst, die krank sind, handeln. Die Initiative muss von den Kranken ausgehen. Sie sollen die Ältesten der Gemeinde rufen, damit sie über ihnen beten und sie im Namen des Herrn mit Öl salben.
Der Kranke soll die Ältesten rufen, und die Ältesten sollen ihm antworten. Von dem Kranken wird also nicht erwartet, dass er allein betet. Dabei sind die Ältesten in der Gemeinde nicht nur der Pfarrer oder die Pfarrerin, sondern Menschen, die in der Gemeinde Verantwortung tragen. Männer und Frauen, die in der Gemeinde Leitungsfunktionen haben und geistliche Vorbilder sind. Und so unüblich ist das auch in der Vergangenheit nicht, denn selbst von Martin Luther gibt es ein Zeugnis über das Gebet mit Handauflegen: 1545 schrieb er an Pfarrer Severin Schulze, wie er für einen seelisch Kranken gemäß Jak 5,14-16 unter Handauflegung beten könne, und zwar zusammen mit dem Kaplan und zwei oder drei Gemeindeältesten.
Die Krankheit wird bei Jakobus und auch überhaupt in der christlichen Gemeinde als eine Bedrohung für die ganze Gemeinschaft verstanden. Die Frage ist also, wie wird die Gemeinschaft darauf reagieren. Wird sie wie die Welt sein und die Kranken beiseiteschieben und sich auf die Starken konzentrieren? Oder werden sie die "Freunde Gottes" sein, die Gott und einander in Barmherzigkeit und Mitgefühl die Hand reichen? Aber nicht nur körperlich und medizinisch, sondern eben auch in geistlicher Weise.
Die Ältesten sollen über dem Kranken beten und ihm mit Öl salben. Das Salben mit Öl ist eine wichtige Zeichenhandlung, um den Kranken zu zeigen: Du gehörst unter dem Segen und Schutz Gottes. In der Katholischen Kirche ist leider da heraus das Missverständnis der Letzten Ölung entstanden. Doch diese Salbung soll ein Zeichen der Heilung sein, ein Zeichen der Zuwendung des gnädigen und barmherzigen Gottes.
Wie schon gesagt, dieses Gebet um Heilung ersetzt nicht den Arzt und die moderne Medizin, sondern dient zur geistlichen Stärkung des Kranken, so wie es der Prophet Jeremia ausdrückt:
14 Heile du mich, Herr, so werde ich heil; hilf du mir, so ist mir geholfen; denn du bist mein Ruhm.
Welchen Erfolg hat nun dieses Gebet?
Was lesen wir in Vers 15?
15 Und das Gebet des Glaubens wird dem Kranken helfen, und der Herr wird ihn aufrichten; und wenn er Sünden getan hat, wird ihm vergeben werden.
Da erstaunt uns schon die Zuversicht des Jakobus. Haben wir »moderne Christen« heute ein Stück dieser Zuversicht des Gottvertrauens verloren?
Natürlich kann solch ein Gebet auch zur Heilung führen. Es kann uns wieder vom Krankenbett aufrichten. Wir bekommen einen neuen Blick für unser Leben. Wir können und sollen an die göttliche Heilung durch die Kraft des Gebetes glauben.
Und wer nicht glaubt, der sollte wenigstens an die psychosomatische Wirkung glauben.
Und wenn man dann doch stirbt, dann findet gerade der Beter die Kraft zum seligen Sterben. Auch das ist eine Art Heilung. Das Ja zu finden diesen Weg zu gehen.
Genau das sehen wir in dem Film über Philipp Mickenbecker. Im ersten Teil ringt er und seine Freunde darum im Gebet, dass Philipp wieder gesund und vom Krebs geheilt wird. Er hatte ihn schon zweimal besiegt.
Doch dann kommt der Punkt, wo er spürt, dass sein Weg ein anderer ist, dass er und seine Freunde sich auf sein Sterben vorbereiten und sie diesen Weg gemeinsam gehen. Wie sie dann noch zwei Stunden vor seinem Tod das Lied “Kommt und lobe den Herrn” singen.
Es ist Gott in allen freizustellen, wie er handelt und wirkt. Selbst Jesus hat es getan als er betete:
39 Und er ging ein wenig weiter, fiel nieder auf sein Angesicht und betete und sprach: Mein Vater, ist’s möglich, so gehe dieser Kelch an mir vorüber; doch nicht, wie ich will, sondern wie du willst!
Wir sollen auch hier bei unserem Beten wissen: Gott bleibt es ausdrücklich freigestellt, ob, wann und wie er eingreifen will. Ein Gebet, das Gott zwingen will oder automatisch Heilung in Anspruch nimmt, ist kein »gläubiges Gebet« mehr.
Martin Luther sagt dazu: Wenn Gott uns nicht gibt, was wir bitten, wird er uns geben, was besser ist.
Vielleicht musst du eine Weile in der Dunkelheit der Krankheit bleiben, aber Jesus wird bei dir sein und sein Licht mitbringen. Es gibt ein geheiltes Leben trotz Krankheit.
Darum sollten wir als Gemeinde die Möglichkeit zum gezielten Glaubensgebet über einem kranken Menschen wieder neu entdecken.
Wir hören jetzt ein Lied von der Gruppe O Bros, dass sie für Philipp Mickenbecker geschrieben und bei seiner Beerdigung gesungen haben. Das Lied heißt Real Life.
Es bringt die Glaubenshoffnung zum Ausdruck, die diese jungen Leute auch im Angesicht des Sterbens und des Todes haben: Real Life - Wahres Leben - und wo sie es finden!
Und der Friede Gottes, der weiter reicht, als alles, was wir verstehen können, bewahre eure Herzen und Sinne in Christus Jesus unserem Herrn.
Amen