Segen der alles verändert
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Markus 10,2–16 (ELB 1985)
Und es traten Pharisäer zu <ihm> und fragten ihn, um ihn zu versuchen: Ist es einem Mann erlaubt, <seine> Frau zu entlassen?Er aber antwortete und sprach zu ihnen: Was hat euch Mose geboten?Sie aber sagten: Mose hat gestattet, einen Scheidebrief zu schreiben und zu entlassen.Jesus aber sprach zu ihnen: Wegen eurer Herzenshärtigkeit hat er euch dieses Gebot geschrieben;von Anfang der Schöpfung an aber hat er sie <als> Mann und Frau geschaffen.»Darum wird ein Mensch seinen Vater und seine Mutter verlassen,und die zwei werden ein Fleisch sein«; daher sind sie nicht mehr zwei, sondern ein Fleisch.Was nun Gott zusammengefügt hat, soll <der> Mensch nicht scheiden.Und im Hause befragten ihn die Jünger deswegen noch einmal;und er spricht zu ihnen: Wer seine Frau entläßt und eine andere heiratet, begeht Ehebruch gegen sie.Und wenn sie ihren Mann entläßt und einen anderen heiratet, begeht sie Ehebruch. Und sie brachten Kinder zu ihm, damit er sie anrührte. Die Jünger aber fuhren sie an.Als aber Jesus es sah, wurde er unwillig und sprach zu ihnen: Laßt die Kinder zu mir kommen! Wehrt ihnen nicht! Denn solchen gehört das Reich Gottes.Wahrlich, ich sage euch: Wer das Reich Gottes nicht aufnimmt wie ein Kind, wird dort nicht hineinkommen.Und er nahm sie in seine Arme, legte die Hände auf sie und segnete sie.
Ihr Lieben,
ich möchte euch heute die Geschichte eines kleinen Jungen erzählen. Der kleine junge war 2 oder 3 Jahre alt, seine Eltern waren noch ganz jung, gerade einmal Anfang 20. Als der kleine junge geboren wurde, war seine Mutter 18 und ging noch zur Schule. Sein Vater war gerade 19 geworden und machte eine Ausbildung.
Als Mama schwanger geworden war, wurde schnell geheiratet. Die Fakten waren ja gesetzt, nun war es nur sinnvoll, den richtigen Rahmen nachzuholen.
Nun – also 2 bis 3 Jahre später – war nicht nur dieser Rahmen, sondern auch das Bild, das er umschloss, zu Bruch gegangen; diese junge Ehe lag bereits in Scherben. Vertrauen war zerbrochen. Etliche unschöne Worte mögen zwischen Mama und Papa gewechselt worden sein. Der Wille zur Versöhnung schwand.
Viele Jahre später wird sich der damals kleine Junge immer noch daran erinnern können, wie sein Papa sich verabschiedet, in sein Auto steigt und wegfährt. Die Ehe war zerbrochen. Und für den kleinen Jungen eine ganze Welt.
In unserem Predigttext konfrontieren die Pharisäer — die „Obertheologen“ — Jesus mit diesem Thema: „Jesus, wie ist das bitte mit der Ehescheidung? Darf ein Mann sich von seiner Frau scheiden lassen?“
Mit dieser Frage wollen sie Jesus eine Falle stellen. Denn zur damaligen Zeit gab es eine ganz aktuelle und hoch brisante Ehescheidung, die allerorts diskutiert wurde: Herodias, die Frau des Königsbruders Philippus, hatte sich von diesem scheiden lassen, um Herodes, den König selbst, zu heiraten. — Und wer bezahlte am Ende mit seinem Leben, weil er diese Scheidung und Wiederheirat anprangerte? Johannes der Täufer. Die nun neue Frau des Königs, Herodias, sorgte dafür, dass Johannes zuerst verhaftet und später hingerichtet wurde.
Dieser Vorgang ist allgegenwärtig und insofern ist es eine heikle, hochpolitische und im letzten Grunde hinterhältige Frage, die die Theologen Jesus vor die Füße knallen. Kein Wunder also, dass Er eine klare, aber doch recht elegante Antwort gibt und erst im geschützten Kreis seiner Jünger Klartext redet.
Und dennoch ist Seine Antwort an die Pharisäer eindeutig und sehr bestimmt: Die Welt wäre besser, wenn keine Ehen zerbrechen würden. Gott will das nicht; Er hat andere Pläne für unser Leben. Er selbst ist es ja, der Menschen in der Ehe miteinander verbindet; wir sollen das nicht zerbrechen, was Gott zusammengefügt hat.
Gott hat uns die Ehe als ein Bild gegeben, ein Bild dafür, wie Er in Beziehung zu Seinem Volk, zu Seiner Kirche, zu Seiner Gemeinde sein will, wie wir mit Ihm Beziehung leben sollen: voller Vertrauen, voller Verlässlichkeit, voller Treue. Immer wieder verwenden die Propheten der Bibel die Ehe als Bild für unsere Beziehung zu Gott, im Positiven wie im Negativen. Da wird Israel schon mal mit einer Hure verglichen, die Gott aufs Schlimmste untreu geworden ist. Oder da wird für Gott das Bild des Bräutigams verwendet, der um Seine Braut, also um Sein Volk wirbt und sich nach ihr sehnt. In Klammer: Mit diesem Volk sind auch wir gemeint.
Wenn eine Ehe zerbricht, dann schmerzt das zutiefst. Wir Menschen merken spätestens hier, was es bedeutet, dass Mann und Frau vor Gott ein Fleisch geworden sind. Wir merken, was wir dem anderen gegeben haben und wie tief die Verbindung zwischen uns geworden ist. Ich bin mir sicher: Auch Gott leidet mit, wenn eine Ehe zerbricht, wenn wir gescheitert sind.
Deswegen lohnt es sich, so viel wie nur möglich zu investieren, damit eine Ehe Bestand hat, sowohl von dem Mann und der Frau, die miteinander verheiratet sind, als auch von Eltern und Familie, von Freunden und von der Gemeinde, dass sie diese Ehe unterstützen. — Und da wir heute oftmals ein anderes Verständnis von Ehe haben als die Menschen zur Zeit Jesu, möchte ich diese Gedanken auch auf Beziehungen ausdehnen: Wer als Mann und Frau miteinander das Leben teilt, der ist angehalten, in diese Beziehung zu investieren, sie zu pflegen und alles in seiner Macht Stehende zu tun, dass sie Bestand hat.
Nun wäre es fatal und viele von uns würden deprimiert nach Hause gehen und vielleicht auch sehr zornig auf den Pfarrer sein, wäre an dieser Stelle nichts mehr zu sagen. Denn wir wissen: Wir scheitern im Leben immer wieder. Solange wir Menschen auf dieser Erde sind, werden wir Fehler machen, wir werden uns verletzen und enttäuschen und es passiert, dass wir in unseren Beziehungen und Ehen an Punkte kommen, die nicht mehr umkehrbar sind, an denen sich – zumindest nach menschlichem Ermessen – nichts mehr reparieren lässt. Das ist nicht schön und das tut weh, aber es ist immer wieder die Realität.
Ein erster Blick auf Gottes Barmherzigkeit ergibt sich daraus, dass es die Möglichkeit der Ehescheidung überhaupt gibt. Das sagt nicht, dass Gott Ehescheidung gut findet, aber es sagt, dass Er weiß, dass wir scheitern, dass unsere Herzen viel zu oft viel zu hart sind. Selbst in unserem Scheitern in Beziehungen zeigt Gott einen Weg der Barmherzigkeit!
Und nicht nur das: Vielleicht ist euch noch in Erinnerung, dass unser Predigttext nicht mit der Frage nach der Ehescheidung aufhört. An die für unsere Ohren harschen Worte Jesu schließt sich die Erzählung von der Segnung der Kinder an. — Heute besonders schön und passend… :-) — Was hat das eine mit dem anderen zu tun?
Hier geht es nicht nur um die Kinder als Kinder, sondern um Kinder als Urbild des Glaubens. Wenn Kinder in einer liebevollen Familie aufwachsen, rennen sie mit ihren Nöten und Problemen zu ihren Eltern. Auch dann, wenn sie etwas so richtig verbockt haben, vertrauen sie sich ihren Eltern an.
Das macht sie zu einem absoluten Vorbild für uns. Wir müssen uns mit dem Scheitern unseres Lebens nicht verstecken, wir müssen es nicht schönreden, aber wir müssen daran auch nicht verzweifeln. Sondern wir dürfen mit allem – auch mit der Erfahrung zerbrechender und zerbrochener Beziehungen und Ehen – zu Jesus Christus kommen. Niemand kann und darf uns davon abhalten! Auch nicht unsere Schuld. Auch nicht unser Versagen. Auch nicht unsere Sünde.
Jesus sagt auch mit Blick auf uns: „Hindert sie nicht! Lasst sie zu mir kommen!“
Und dann segnet er auch uns, auch dich und mich. Und Segen führt Wege ins Leben. Segen macht unser Leben erst möglich. Und der Segen, den Jesus uns zuspricht, macht auch Neuanfänge nach dem Scheitern möglich. Manchmal so, dass Wunden heilen, manchmal so, dass Menschen getrennte Wege gehen können.
Mit dem Segen bleiben wir nicht festgelegt auf unser Versagen, auf unsere Schuld und unser Scheitern. Sondern mit dem Segen wird neues Leben möglich – jenseits aller schmerzhaften Erfahrungen des Zerbrechens und Verfehlens.
Diesen Segen hat Jesus am Kreuz für uns gewonnen. Denn dort hat Er für alles bezahlt, hat die Schuld beglichen, für die wir verantwortlich sind. Dort hat Er dafür gesorgt, dass wir wieder frei werden für Seinen Segen. Wie die Kinder nimmt er auch uns in den Arm, schaut uns voller Liebe an, weiß dabei ganz genau, was wir alles verbockt und vermasselt haben und drückt uns nur viel fester an sich, weil Sein Herz so voller Liebe für uns ist. Sein Segen bedeutet für uns, dass die Liebe Seines Herzens ins unser Herz fließt und die Dinge zu heilen beginnt, die in uns zerbrochen sind.
Niemand und nichts darf uns daran hindern, zu Jesus zu kommen und von Ihm in die Arme genommen zu werden! Alles bei Ihm zu lassen, was uns das Leben schwer macht und uns dafür von Seiner unendlichen Liebe berühren und erfüllen zu lassen! Sein Segen rückt die Dinge in unserem Leben wieder gerade und gibt uns eine neue Zukunft.
Das durfte auch der kleine Junge erleben, von dem ich euch am Anfang erzählt habe. Gott hat Seine zerbrochene Welt liebevoll in Seine Hände genommen. Über viele Jahre hat Gott behutsam an Seinem Herz gearbeitet und es geheilt. Heute ist dieser Junge (euer) Pfarrer und erzählt den Menschen von Gottes Liebe. Von Gottes Liebe, die alles Scheitern bei Weitem übertrifft.
Ich habe erlebt – und erlebe es immer noch –, wie Gott mein Leben genommen und es gebraucht hat. Er hat nicht alles wiederhergestellt, was vorher war. Wie auch? Mit der Scheidung meiner Eltern waren unwiderrufliche Tatsachen geschaffen. Aber ich durfte erleben, wie Gott die Situation meines Lebens genommen und durch sie gewirkt hat, wie Er durch die Zerbrochenheit hindurch Seinen Segen strömen ließ.
[In der Gemeinde, die ich mit meinem Vater besucht habe, habe ich Gott von ganzem Herzen kennen und lieben lernen dürfen. Gott hat mir ein Feuer ins Herz gelegt, das hoffentlich nie erlischt. Und mit diesem Feuer durfte ich andere Jugendliche anstecken, die in dem Ort zur Jugendgruppe kamen, wo ich bei meiner Mutter wohnte. Gott hat meine Situation benutzt und aus ihr neuen Segen entstehen lassen.]
Er kann aus allem Zerbrochenen – und sieht es für uns noch so schlimm aus – etwas Wunderschönes machen! Wir müssen nur zu Ihm kommen, Ihm unsere Scherben hinlegen und uns von Seiner Liebe berühren und erfüllen lassen. Ganz behutsam wird Gott durch Seine Liebe etwas Wunderschönes und unendlich Kostbares schaffen.
Allen die selbst durch Scheidung oder Trennung gehen mussten, wünsche ich von Herzen, dass ihr genau das erleben dürft, auch das eure Kinder genau das erleben dürfen. Keine Situation in unserem Leben ist zu schlimm, als dass Gott nicht noch etwas Wunderschönes daraus machen könnte!
Und für all eure bestehenden Ehen – und ich sage mal auch für alle Beziehungen, die Ehe-ähnliche Züge tragen … – Euch alle möchte ich ermutigen, für eure Beziehungen zu kämpfen und sie immer wieder Gott hinzulegen. Er kann auch schlimmste Verletzungen wieder heilen, Versöhnung und Neuanfänge schenken.