Ethik - Werte oder Ordnungen?

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Bibeltexte

Micha 6,8 ZB 2007
Er hat dir kundgetan, Mensch, was gut ist, und was der HERR von dir fordert: Nichts anderes, als Recht zu üben und Güte zu lieben und in Einsicht mit deinem Gott zu gehen.
Philipper 2,3–4 ZB 2007
Tut nichts zum eigenen Vorteil, kümmert euch nicht um die Meinung der Leute. Haltet vielmehr in Demut einander in Ehren; einer achte den andern höher als sich selbst! Habt nicht das eigene Wohl im Auge, sondern jeder das des andern.
1. Korinther 9,19–23 ZB 2007
Denn weil ich frei bin gegenüber allen, habe ich mich zum Sklaven aller gemacht, um möglichst viele zu gewinnen. Den Juden bin ich ein Jude geworden, um Juden zu gewinnen, denen unter dem Gesetz einer unter dem Gesetz – obwohl ich selbst nicht unter dem Gesetz bin –, um die unter dem Gesetz zu gewinnen. Denen ohne Gesetz aber bin ich geworden wie einer ohne Gesetz – obwohl ich vor Gott nicht ohne Gesetz bin, vielmehr Christus für mich massgebend ist –, um die ohne Gesetz zu gewinnen. Den Schwachen bin ich ein Schwacher geworden, um die Schwachen zu gewinnen; allen bin ich alles geworden, um in jedem Fall einige zu retten. Alles aber tue ich um des Evangeliums willen, um Anteil zu bekommen an ihm.
Jesaja 1,16–17 ZB 2007
Wascht euch, reinigt euch! Schafft mir eure bösen Taten aus den Augen! Hört auf, Böses zu tun! Lernt Gutes tun, sucht das Recht, weist den, der unterdrückt, in seine Schranken! Verschafft der Waise Recht, führt den Rechtsstreit für die Witwe!

Leitsatz

Auf der Suche nach dem guten bzw. richtigen Handeln im Alltag geht es weniger darum, dass ich mich an bestimmte Gebote oder Ordnungen halte, sondern darum, dass ich Gott, meinem Nächsten und mir selbst einen Wert gebe und mit Gott gehe.

Fragen

Das Gute - Was ist das gute bzw. richtige Handeln?

Was ist richtig und was ist falsch? Was sollen wir tun? Was sollen wir lassen? Und was können wir tun oder auch lassen? Die Frage nach Richtig und Falsch ist eine Frage, die wir immer wieder beantworten müssen. Meistens tun wir dies unbewusst, weil sich bestimmte Verhaltensmuster in uns verfestigt, sich etalbliert oder als Zielführend erwiesen haben und wir gar nicht mehr hinterfragen, warum wir das alles eigentlich so machen. Spannend wird es immer dann, wenn Situationen zum ersten Mal in unserem Leben auftauchen und wir uns zum ersten Mal fragen: Welchen Weg werde ich jetzt gehen? Was ist richtig oder falsch, Gut oder Böse? Da ich gerade in einer Zeit meines Lebens unterwegs bin, in der sehr oft sehr viel neues passiert, weiß ich aus eigener Erfahrung: Diese Frage zu beantworten ist sehr schwer. Manchmal ist es eben nicht einfach nur Schwarz oder Weiß. Manchmal gibt es nicht einfach richtig oder falsch, sondern es gibt zu einer Frage 1000 Antworten und Meinungen und jede Meinung, jede Antwort behauptet von sich, dass sie die richtige ist. Was ist das Gute? Was ist das Richtige? Beim Bösen scheint das realtiv klar zu sein. Zum Beispiel ist der Angriff der Hamas auf Israel falsch und zu verurteilen. Nichts legitimiert diesen Angriff oder Krieg. Als Deutschland sind wir auf eine besondere Art und Weise Israel verpflichtet. Was machen wir mit der Geschichte Israels und Palästinas? Welche Rolle spielt sie in diesem Krieg? Wie gehen wir mit den Menschenrechtsverletzungen von israelischer Seite um? Ich verurteile diesen Krieg. Nichts legitimiert die Vorgehensweise und auch das Gedankengut der Hamas. Es geht ihnen nicht um die Befreiung Palästinas oder eine zwei Staaten-Lösung, sondern allein um die Auslöschung der Juden. In mir bleibt trotzallem noch ein Fragen und Ringen, um den wirklich richtigen und guten Umgang, denn der Kontext sollte nicht relativieren, was gerade in Israel passiert, aber genauso ist es auch nicht ohne Kontext zu betrachten. Ja, Gut und Böse. Richtig und Falsch. Das sind Kategorien, in die wir unser Handeln und das Handeln anderer einteilen. Das sind die Kategorien, in die wir die Welt einteilen. Was sind dabei unsere Richtlinien? Gibt es eine Orientierung im Chaos der Meinungen, die uns hilft Gut und Böse, richtig und falsch zu unterscheiden? Ich kann mir vorstellen, dass viele von euch jetzt sagen würden: Hier, das ist die Orientierung. Die Bibel. Das Wort Gottes. Das sagt uns, was Gut ist. Es gibt dabei nur ein Problem: Die Bibel, so wie wir sie kennen, entstand zu einer Zeit, in der manche Fragen, die wir uns heute stellen, gar nicht an der Tagesordnung waren. Ich glaube, das sie aber trotzallem auf die Frage nach dem Gut antworten kann. in Micha 6,8 steht:
Micha 6,8 ZB 2007
Er hat dir kundgetan, Mensch, was gut ist, und was der HERR von dir fordert: Nichts anderes, als Recht zu üben und Güte zu lieben und in Einsicht mit deinem Gott zu gehen.

Das Recht - Wieso soll ich nicht bestimmte Gebote erfüllen oder Ordnungen dienen?

Diese Sätze scheinen so klar und einfach zu sein. Das Gute ist, Recht zu üben, die Güte zu lieben und in Einsicht mit Gott zu gehen. Was hier beschrieben wird sind Beziehungsgeschehen. Recht, Güte und Einsicht enstehen nicht einfach so, sondern sie sind Folge eines Beziehungslebens. Eine Beziehung zu meinem Nächsten, zu mir und zu Gott. Das Gute wird hier nicht einfach als eine Ordnung dargestellt, die es abzuarbeiten oder zu befolgen gilt, sondern das Gute ist erllebbar in Recht, Güte und Einsicht. Es soll ein Recht sein, das allen das Leben ermöglicht. Leben soll jedem möglich sein, egal wie arm oder reich, wie angepasst oder unangepasst, wie bürgerlich oder unbürgerlich jemand ist. Es geht nicht um das Sture befolgen oder dem dienen von Ordnungen, sondern es geht um die Gerechtigkeit für jeden Einzelnen einer Gesellschaft. Jedem Menschen soll Gerechtigkeit wiederfahren. Jeder Mensch soll leben können. Das ist Recht. Recht zu üben, bedeutet nicht, dass wir Ordnungen durchsetzen müssen. Wir müssen nicht bestimmten Ordnungen dienen. Die Ordnungen, die Gott uns zum Beispiel in den 10 Geboten gibt, sind nicht dazu da, dass wir ihnen dienen, sondern die 10 Gebote sollen uns dienen. Sie sollen uns helfen ein gelingendes, gerechtes Leben zu führen. Recht zu üben, heißt mein Gegenüber in Gerechtigkeit zu führen. Paulus macht das im 1.Korinther 9,19-23 deutlich:
1. Korinther 9,19–23 ZB 2007
Denn weil ich frei bin gegenüber allen, habe ich mich zum Sklaven aller gemacht, um möglichst viele zu gewinnen. Den Juden bin ich ein Jude geworden, um Juden zu gewinnen, denen unter dem Gesetz einer unter dem Gesetz – obwohl ich selbst nicht unter dem Gesetz bin –, um die unter dem Gesetz zu gewinnen. Denen ohne Gesetz aber bin ich geworden wie einer ohne Gesetz – obwohl ich vor Gott nicht ohne Gesetz bin, vielmehr Christus für mich massgebend ist –, um die ohne Gesetz zu gewinnen. Den Schwachen bin ich ein Schwacher geworden, um die Schwachen zu gewinnen; allen bin ich alles geworden, um in jedem Fall einige zu retten. Alles aber tue ich um des Evangeliums willen, um Anteil zu bekommen an ihm.
Paulus ist allen alles geworden um des Evangeliums willen. Er ist Jude, gesetztestreu, gesetzlos, schwach. Das alles ist er geworden, um Recht zu üben. Das alles hat er getan, damit seine Mitmenschen in Gerechtigkeit leben können. Er hat aus der Freiheit heraus, die er durch den Glauben bekommen hat, sich selbst zum Sklaven gemacht. Paulus ist frei von Ansprüchen. Er ist frei von Urteilen. Er ist frei von Zwängen. Das Evangelium, Jesus hat ihn davon befreit. Jesus hat ihn gerecht gemacht und um der Gerechtigkeit willen, die ihm seine Sünde nicht anrechnet, die ihm die Angst vor dem Tod nimmt, die ihm eine ewige Hoffnung schenkt, wird er allen alles, damit sie die Gerechtigkeit kennenlernen. Das bedeutet es Recht zu üben. Wir leben aus der Freiheit Christi, die uns dazu befähigt allen alles zu sein, damit sie auch diese Freiheit kennenlernen. Sie müssen nicht irgendetwas sein, irgendwelche Erwartungen erfüllen, sondern sie dürfen sie selbst sein. Sie dürfen so sein, wie Gott sie geschaffen hat. Sie sind Gerecht und eines Tages wird diese Gerechtigkeit für alle sichtbar werden. Recht zu üben, heißt den Menschen Jesus so nahezubringen, dass sie ihn verstehen.

Die Güte - Wie gebe ich Gott, meinem Nächsten oder mir selbst einen Wert?

Die Güte zu lieben bedeutet, dass wir unserem Nächsten und uns selbst einen Wert geben. Viele unserer Beziehung sind von Abhängigkeiten geprägt. Wir tun Dinge, damit wir etwas zurück bekommen oder wir stellen Erwartungen an andere. In vielen Momenten schauen wir auf andere herab oder wir schauen zu ihnen auf. Manchmal ist es nicht leicht, sich das einzugestehen, in vielen Beziehungen ist das jedoch der Fall. Die Güte zu lieben, heißt, dass meine Beziehungen nicht mehr davon geprägt sind. Die Güte zu lieben, heißt einander aufzuhelfen und sich von Unterschieden nicht trennenzulassen, sondern sie zu feiern. Geschlecht oder sozialer Status sollten keine Rolle im Umgang miteinander spielen, sondern wir sollen einander eine Hilfe sein. Wir sollen durch unseren Umgang miteinander Leben erhalten und fördern. Wir sollen unser Handeln vom Unglück und der Not unserer Mitmenschen bestimmen lassen, indem wir uns für sie einsetzen.
Philipper 2,3–4 ZB 2007
Tut nichts zum eigenen Vorteil, kümmert euch nicht um die Meinung der Leute. Haltet vielmehr in Demut einander in Ehren; einer achte den andern höher als sich selbst! Habt nicht das eigene Wohl im Auge, sondern jeder das des andern.
Tue anderen nichts Gutes, weil du etwas von ihnen zurück erwartest. Kümmere dich nicht darum, was andere von dir denken könnten, wenn du jemandem hilfst oder zu jemandem eine Beziehung pflegst, der vielleicht von anderen nicht hoch angesehen wird. Denke bei den Dingen, die du tust nicht an dich oder deinen eigenen Vorteil, sondern achte dein Gegenüber höher als dich selbst. Suche das Gute für ihn. Suche nach seinem Wohl. Überlege dir: Was könnte ich meinem Gegenüber jetzt Gut tun? Was könnte ihm jetzt helfen? Und mache das, ohne etwas zurückzuerwarten. Das heißt es, die Güte zu lieben. Wenn wir das alle in der Gemeinde so leben, dann ist an jeden gedacht. Das ist das Prinzip, was dahintersteht. Wenn wir alle füreinander da sind. Wenn wir alle nicht nach unserem Besten, unseren Vorteil suchen, sondern nach dem, was für unseren Nächsten am besten ist, dann bekommt jeder sein Bestes. Unsere Mitmenschen sind es wert, dass wir ihnen das Beste gönnen. Unsere Brüdern und Schwestern im Glauben sind es wert, dass wir ihnen etwas Gutes tun. Das Beste müssen nicht immer große Geschenke oder Reichtümer sein, sondern manchmal ist es einfach ein freundliches Wort. Manchmal ist es einfach ein offenes Ohr. Manchmal ist es einfach ganz praktische Hilfe. Es geht hierbei nicht darum, dass wir in Minderwertigkeitskomplexe verfallen und uns selbst erniedrigen und fertig machen. Es geht nicht darum, dass wir über unsere eigenen Grenzen hinausgehen und uns kaputt machen. Es um die Anerkennung des Mitmenschen und Mitchristen und darum, diesen zu ehren und ihm mit Respekt zu begegnen.

Die Einsicht - Was heißt es mit Gott zu gehen?

Und beim Guten geht es nicht nur um Recht und Güte. Es geht nicht nur um uns oder unsere Mitmenschen. Es geht nicht nur um ein korrektes Handeln, die richtige Einstellung zu unserer Umwelt und unseren Mitmenschen, sondern es geht auch genauso um Gott. Das Gute ist in Einsicht mit Gott zu gehen. N.T. Wright fasst es gut zusammen, wenn schreibt:
Das von Mose gegebene Gesetz weist in die richtige Richtung, aber es bringt uns nicht in das verheißene Land (Mose selber tat das ja auch nicht). Dazu brauchen wir die Gnade und Wahrheit, die durch den Messias Jesus, den Sohn Gottes, kommen.
Wir können noch so hohe ethische, moralische Standards setzen. Wir können uns an alle Gesetze der Bibel halten. Wir können uns komplett selbst aufgeben und alles so tun, wie Gott es sich vorgestellt hat. Der Weg zum Guten, der Weg in das verheißene Land, der Weg in Einsicht mit Gott kann nicht an Jesus vorbeiführen. Ja, das Gute zu tun, heißt Jesus zu unseren Mitmenschen zu bringen, ihnen seine Gnade nahezubringen, aber es heißt auch genauso, dass wir nicht an Jesus vorbeigehen, sondern uns bewusst wird, dass wir ihn brauchen. Das Gute führt uns direkt auf Jesus zu, denn wir verstehen, dass wir ihn brauchen. Um das Recht zu üben und um die Güte zu lieben, brauchen wir Jesus. In der Gegenwart Jesu erkennen wir, dass wir es nicht allein schaffen. Wir erkennen, dass wir fehlerhaft sind. Wir erkennen, dass wir schwach sind. Wir erkennen, dass wir nicht allein sind. Wir erkennen, dass wir fehlerhaft sein dürfen. Wir erkennen, dass unsere Schwäche eine Stärke sein kann. Jesus übt das Recht, indem er uns Gerecht macht. Er macht uns Gerecht, indem er die Folge der Sünde, den Tod auf sich nimmt. Er macht uns Gerecht, indem er sich vor uns stellt und uns zu seinem Vater einlädt. Jesus liebt die Güte. Er hat allein uns im Fokus. Alles, was er getan hat und auch heute noch tut, soll uns dienen. Er erwartet Nichts von uns. Er hat es getan für jeden hier, obwohl er weiß, dass nicht jeder dieses Recht und diese Güte wahrnehmen und annehmen wird. Jesus trägt das Ja Gottes zu uns Menschen. Jesus richtet uns in Gnade. Er kennt unsere Einsamkeit und stellt sich zu uns. Er weiß um unsere Fehler und rechnet sie uns nicht an. Er sieht unsere Schwächen und lässt sie zu stärken werden. Das ist das Gute. Unsere Richtlinie ist Jesus. Mit ihm sind wir unterwegs. Mit ihm lieben wir die Güte. Mit ihm üben wir Recht. Lasst uns nach ihm suchen, dann werden wir das Gute finden.
Abendmahl
1. Korinther 11,23–26 (ZB 2007): Ich habe nämlich vom Herrn empfangen, was ich auch an euch weitergegeben habe: Der Herr, Jesus, nahm in der Nacht, da er ausgeliefert wurde, Brot, 24 dankte, brach es und sprach: Dies ist mein Leib für euch. Das tut zu meinem Gedächtnis. 25* Ebenso nahm er nach dem Essen den Kelch und sprach: Dieser Kelch ist der neue Bund in meinem Blut. Das tut, sooft ihr daraus trinkt, zu meinem Gedächtnis. 26 Denn sooft ihr dieses Brot esst und den Kelch trinkt, verkündigt ihr den Tod des Herrn, bis dass er kommt.
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