Volkstrauertag - Das einfache Gute

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Transcript

Volkstrauertag - Das einfache Gute

Begrüßung

Einstimmung

Terror, Hass und Sterben prägen das Gesicht von dieser Welt. Ratlos suchen wir nach Wegen, wenn uns das, was zählt, zerfällt. Herr, wir brauchen dein Erbarmen, sende uns den Heil’gen Geist, der den Elenden und Armen Hoffnung schenkt und Kraft verheißt.
Menschen sind von Angst getrieben, fragen, was die Zukunft bringt. Suchen Trost, ersehnen Frieden wenn die Welt im Leid versinkt. Du hältst alles in den Händen, wirst aufrichten deine Macht, alles Leid in Freude wenden, denn das Licht besiegt die Nacht.
Alexander Garth
Musikstück
Verlesen des Totengedenkens
Wir denken heute an die Opfer von Gewalt und Krieg, an Kinder, Frauen und Männer aller Völker.
Wir gedenken der Soldaten, die in den Weltkriegen starben, der Menschen, die durch Kriegshandlungen oder danach in Gefangenschaft, als Vertriebene und Flüchtlinge ihr Leben verloren.
Wir gedenken derer, die verfolgt und getötet wurden, weil sie einem anderen Volk angehörten, einer anderen Rasse zugerechnet wurden, Teil einer Minderheit waren oder deren Leben wegen einer Krankheit oder Behinderung als lebensunwert bezeichnet wurde.
Wir gedenken derer, die ums Leben kamen, weil sie Widerstand gegen Gewaltherrschaft geleistet haben, und derer, die den Tod fanden, weil sie an ihrer Überzeugung oder an ihrem Glauben festhielten.
Wir trauern um die Opfer der Kriege und Bürgerkriege unserer Tage, um die Opfer von Terrorismus und politischer Verfolgung, um die Bundeswehrsoldaten und anderen Einsatzkräfte, die im Auslandseinsatz ihr Leben verloren.
Wir gedenken heute auch derer, die bei uns durch Hass und Gewalt Opfer geworden sind.
Wir gedenken der Opfer von Terrorismus und Extremismus, Antisemitismus und Rassismus in unserem Land.
Wir trauern mit allen, die Leid tragen um die Toten, und teilen ihren Schmerz.
Aber unser Leben steht im Zeichen der Hoffnung auf Versöhnung unter den Menschen und Völkern, und unsere Verantwortung gilt dem Frieden unter den Menschen zu Hause und in der ganzen Welt.

Lesung:

Matthäus 25,31–40 BB
31 »Der Menschensohn wird wiederkommen in seiner Herrlichkeit mit allen Engeln. Dann wird er sich auf seinen Herrscherthron setzen. 32 Alle Völker werden vor dem Menschensohn versammelt. Er wird sie in zwei Gruppen aufteilen – wie ein Hirte, der die jungen Ziegenböcke von der Herde trennt. 33 Die Herde wird er rechts von sich aufstellen und die jungen Ziegenböcke links. 34 Dann wird der König zu denen rechts von sich sagen: ›Kommt her! Euch hat mein Vater gesegnet! Nehmt das Reich in Besitz, das Gott seit der Erschaffung der Welt für euch vorbereitet hat. 35 Denn ich war hungrig, und ihr habt mir zu essen gegeben. Ich war durstig, und ihr habt mir zu trinken gegeben. Ich war ein Fremder, und ihr habt mich als Gast aufgenommen. 36 Ich war nackt, und ihr habt mir Kleider gegeben. Ich war krank, und ihr habt euch um mich gekümmert. Ich war im Gefängnis, und ihr habt mich besucht.‹ 37 Dann werden die Gerechten fragen: ›Herr, wann haben wir dich hungrig gesehen und haben dir zu essen gegeben? Oder durstig und haben dir zu trinken gegeben? 38 Wann warst du ein Fremder und wir haben dich als Gast aufgenommen? Wann warst du nackt und wir haben dir Kleider gegeben? 39 Wann warst du krank oder im Gefängnis und wir haben dich besucht?‹ 40 Und der König wird ihnen antworten: ›Amen, das sage ich euch: Was ihr für einen meiner Brüder oder eine meiner Schwestern getan habt – und wenn sie noch so unbedeutend sind –, das habt ihr für mich getan.‹

Ansprache

Der Text aus Matthäus 25,31-40, auch bekannt als das Gleichnis vom Weltgericht, erinnert uns daran, dass es im Leben um mehr geht als nur um uns selbst. Es geht um unsere Mitmenschen und unserer Verantwortung für sie. Es geht darum, Gutes zu tun, ohne die Erwartung einer Belohnung. In diesem Gleichnis von Jesus, macht er uns in herausfordernder Weise deutlich, dass es zu unserem Leben dazugehört, anderen zu helfen und für sie da zu sein. Ja es bestimmt sogar, wie unser Leben nach dem Tod weitergeht.
Wir alle spüren die Reibung in unserem Gewissen, wenn wir an die Bedürftigen und Leidenden in der Nähe und in der Ferne denken. Jesus macht uns hier deutlich, dass das Gute einfach und leicht erkennbar ist: Hungrigen speisen, Durstigen zu trinken geben, Fremde aufnehmen, Nackte kleiden, Kranke und Gefangene besuchen. Es sind die sieben Werke der Barmherzigkeit. Nebenbei in der Garbisdorfer Kirche sind sie an der Empore abgebildet. Diese Werke der Barmherzigkeit, des Mitgefühls und der Hilfe sind nicht schwer zu verstehen und auch zu tun.
Doch es ist eine menschlich nachvollziehbare Reaktion, diese Geschichte zu entschärfen oder umzuinterpretieren, aber sie erinnert uns ganz klar an die Frage nach Gut und Böse in der Welt. Die Botschaft von Jesu basiert auf dem Doppelgebot der Liebe zu Gott und zum Nächsten. Was gut oder böse ist, kann aus der Vergangenheit erkannt werden, sich in der Gegenwart bewähren oder in der Zukunft deutlich werden. Ein geschärftes Gewissen, das an Geschichte und Erinnerung festhält, kann uns in der Gegenwart helfen, ethische Entscheidungen zu treffen.
Im alten Testament heißt es sogar 5. Mose 32,7
Deuteronomium 32,7 LU
7 Gedenke der vorigen Zeiten und hab acht auf die Jahre von Geschlecht zu Geschlecht. Frage deinen Vater, der wird dir’s verkünden, deine Ältesten, die werden dir’s sagen.
Und genau dazu ist auch der Volkstrauertag da. Er erinnert uns an die Unvollkommenheit dieser Welt und die Trauer über Kriege und Gewalt. Und ganz besonders auch heute im aktuellen Zeitgeschehen, wenn in Israel und der Ukraine Kriege toben, die uns hier in Deutschland auch ganz aktuell angehen. Wenn es wieder auf unseren Straßen offen Antisemitismus gibt, wie seit vielen Jahrzehnten nicht mehr. Gerade in Zeiten des Krieges und der Unsicherheit können wir das einfache Gute tun, indem wir Geflüchtete unterstützen, mit Israel und der Ukraine Anteilnahme zeigen und Solidarität üben.
Der Krieg in Europa ist keine Vergangenheit mehr, sondern eine Gegenwart. Sie betrifft uns alle, viel universeller, als wir es je für möglich gehalten hätten. Aber gerade diese Gegenwart eröffnet allen Menschen neue Möglichkeiten, die Arbeit der Gewissensschärfung an der Geschichte weiterzuführen – während sie das einfache Gute tun.
Amen

Gebet

Du, Gott des Friedens und der Liebe:
Wir bitten für alle Opfer der Gewalt und Kriege in der Ukraine, in Afghanistan, im Sudan, in Mali, in Israel, in Gaza und an vielen anderen Orten unserer Welt.
Wir bitten für alle, die Macht haben und Gewalt ausüben, dass sie sich bekehren zu Wegen des Friedens.
Wir bitten für alle, die sich unermüdlich für Friedensprozesse, für Versöhnung und Gewaltlosigkeit einsetzen.
Wir bitten für alle, die die Gefallenen und Gestorbenen betrauern, die versehrt an Leib und Seele sind und in ihrer Verzweiflung Trost und Hilfe suchen.
Wir bitten für alle, die in Gräbern liegen und für alle Toten, denen ein Grab verwehrt wurde, vor allem auch für alle Frauen und Männer als Opfer sexualisierter und anderer schrecklicher Gewalt.
Lebendiger Gott, Dein Sohn hat die seliggepriesen, die Frieden stiften. Höre und erhöre unser Gebet und sei gepriesen in Ewigkeit. Amen

Das Versöhnungsgebet von Coventry

"Sie sind allesamt Sünder und ermangeln des Ruhmes, den sie bei Gott haben sollten." (Röm 3,23)
Wir alle haben gesündigt und mangeln des Ruhmes, den wir bei Gott haben sollten. Darum lasst uns beten: Vater, vergib!
Den Hass, der Rasse von Rasse trennt, Volk von Volk, Klasse von Klasse: Vater, vergib!
Das habsüchtige Streben der Menschen und Völker, zu besitzen, was nicht ihr eigen ist: Vater, vergib!
Die Besitzgier, die die Arbeit der Menschen ausnutzt und die Erde verwüstet: Vater, vergib!
Unseren Neid auf das Wohlergehen und Glück der anderen: Vater, vergib!
Unsere mangelnde Teilnahme an der Not der Heimatlosen und Flüchtlinge: Vater, vergib!
Den Rausch, der Leib und Leben zugrunde richtet: Vater, vergib!
Den Hochmut, der uns verleitet, auf uns selbst zu vertrauen und nicht auf dich: Vater, vergib!
Lehre uns, o Herr, zu vergeben und uns vergeben zu lassen, dass wir miteinander und mit dir in Frieden leben. Darum bitten wir um Christi willen.
Seid untereinander freundlich, herzlich und vergebet einer dem Anderen, wie Gott euch vergeben hat, in Jesus Christus. (Eph. 4,32)
Vaterunser
Kranzniederlegung
Schweigeminute
Musikstück
Dank an Unterstützer
Verabschiedung
Segen
Gott befreit
aus der Gefangenschaft,
von Gewalt
und Trauer
und Fragen.
Gott wird die Gefangenen erlösen. Und dann werden wir sein wie Träumende.
Unsere Münder werden lachen.
Und man wird spüren:
Gott hat Großes an uns getan,
des sind wir fröhlich!
Wir gehen.
Mit der Hoffnung auf Befreiung.
Und mit dem Willen zum Frieden.
Geht befreit und als Mensch unter Menschen.
Geht gesegnet von unserem gemeinsamen Vater im Himmel:
Der Herr segne dich und behüte dich.
Der Herr lasse sein Angesicht leuchten über dir und sei dir gnädig.
Der Herr erhebe sein Angesicht auf dich und gebe dir Frieden.
Amen.
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