Ende und Anfang
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Transcript
2Petr 3,8-13
8 Ihr dürft aber eines nicht vergessen, meine Lieben: Ein Tag ist für den Herrn wie tausend Jahre, und tausend Jahre sind für ihn wie ein Tag. 9 Der Herr zögert nicht, sein Versprechen zu erfüllen, auch wenn einige das meinen. Vielmehr hat er Geduld mit euch. Denn er will nicht, dass jemand zugrunde geht. Im Gegenteil: Er will, dass alle ihr Leben ändern.
10 Der Tag des Herrn kommt wie ein Dieb. Dann wird der Himmel in tosendem Lärm vergehen. Die Himmelskörper werden im Feuer verglühn. Und die Erde mit allem, was auf ihr lebt, wird aufhören zu sein. 11 Wenn alles auf diese Weise vergeht, dann bedeutet das für euer Leben jetzt: Es muss von Heiligkeit geprägt sein und von der Ausübung des Glaubens. 12 Wartet darauf, dass der Tag Gottes kommt. Setzt alles daran, seine Ankunft zu beschleunigen! An diesem Tag wird der Himmel im Feuer vergehen. Und die Himmelskörper werden in der Gluthitze schmelzen. 13 Doch dann erwarten wir einen neuen Himmel und eine neue Erde, wie Gott sie uns versprochen hat. In ihnen wird Gerechtigkeit herrschen.
Ihr Lieben,
1. Gott hat Seinen eigenen Zeitplan
im Gespräch mit Gott fragt ein junger Mann einmal: „Gott, stimmt es, dass für Dich ein Moment ist wie 1.000 Jahre?“ – „Ja, das stimmt.“ – „Bedeutet das dann auch“, fragt der Mann weiter, „dass für Dich 1 € ist wie 1 Million €?“ — „Ja, auch das ist so“, antwortet Gott. – „Wenn das so ist“, überlegt der junge Mann, „kannst Du mir bitte 1 € schenken?“ – „Klar, kein Problem! Wart mal einen Moment.“
Ihr Lieben, wir schreiben in etwa das Jahr 65 n. Chr. Über 30 Jahre ist es inzwischen her, dass Jesus auf der Erde gewirkt hatte. Über 30 Jahre ist es also auch her, dass Jesus gesagt hatte, dass Er wieder kommt. Einige Christen mögen inzwischen nervös geworden sein: „Wo bleibt Jesus denn? Wir dachten Er kommt wieder, so lange wir noch am Leben sind.“ – Und nicht nur die eigenen Zweifel wuchsen, sondern auch der Spott von außen: „Na, wo bleibt Er denn, euer großer Meister?! Ihr seid wohl einem Hochstapler aufgesessen!“
Inzwischen sind seid Jesu Wirken auf der Erde fast 2.000 Jahre vergangen und diese Fragen können uns heute ja genauso beschäftigen: Kommt Jesus nun eines Tages wieder? Und warum dauert das so lange?
Petrus hat von diesen Fragen gehört. Sie sind damals so groß gewesen, dass er sich in seinem Brief dazu äußern muss. Und er hat zwei gewichtige Argumente, um die vorgebrachten Zweifel zu beseitigen.
Das erste entnimmt er Psalm 90. Dort heißt es: „Denn tausend Jahre vergehen vor deinen Augen, als wäre es gestern gewesen. Sie gehen so schnell vorbei wie eine Nachtwache.“ Das heißt, bei Gott hat Zeit eine ganz andere Dimension.
Adolf Schlatter, ein Theologe des 19. und 20. Jahrhunderts, schreibt dazu: „Was uns lang und was uns kurz erscheint, das bekommt sein Maß durch unser menschliches Empfinden, durch das Vergleichen der Zeiträume mit der kurzen Frist unseres Lebens. Aber die Tage, an denen sich die Welt wendet, setzt der Ewige fest, für den das nicht zu kurz ist, was wir kurz heißen, und das nicht lang, was wir lang nennen.“
Bei Gott hat Zeit eine ganz andere Dimension. – Und wenn wir in der Ewigkeit angekommen sind, wird Zeit wohl auch keine Rolle mehr spielen, sie schwindet angesichts der Ewigkeit. Aber ich gebe zu, dass das meine Vorstellungskraft bei weitem übersteigt. – Bei Gott hat Zeit eine andere Dimension.
Und wer schon eine Weile mit Gott unterwegs ist, der weiß auch, dass Gott Seine eigenen Zeitpläne hat. Oft wünschen wir uns, Gott würde schneller eingreifen, würde eher handeln, doch wir erfahren immer wieder, dass Er andere Pläne – andere Zeitpläne – hat. In der Situation erscheint uns das mitunter frustrierend, doch rückblickend erkennen wir oft, dass es, so wie es dann kam, gut war. Manches werden wir vielleicht auch erst begreifen können, wenn wir Gott selbst gegenüber stehen.
Wichtig in all dem ist: Gott kommt nicht zu spät. Er hat die Dinge in Seiner Hand. Auch wenn wir manches – oder vielleicht sogar vieles – nicht verstehen, können wir Ihm vertrauen.
2. Gottes Geduld ist kein Zögern, sondern Gnade
Neben der Relation der Zeit führt Petrus noch ein zweites Argument ins Feld, um die Anfragen an das bisher ausgebliebene Wiederkommen Jesu zu erklären. Manche meinten, Gott würde zögern und zaudern, doch Petrus betrachtet es gerade von der anderen Seite: „Der Herr zögert nicht, sein Versprechen zu erfüllen, auch wenn einige das meinen. Vielmehr hat er Geduld mit euch. Denn er will nicht, dass jemand zugrunde geht. Im Gegenteil: Er will, dass alle ihr Leben ändern.“ (V.9)
Es ist nicht so, dass Gott sich nicht entscheiden könnte oder Sein Versprechen nicht erfüllen wollte, vielmehr ist es Gottes überwältigende Liebe für uns. Gott ist geduldig mit uns – bis an den heutigen Tag. Er gibt uns Zeit, weil Er nicht will, dass einer von uns verloren geht, sondern dass wir alle umkehren, Buße tun, unser Leben ändern. Gott wünscht sich so sehr, dass die Menschen ihr Leben ernsthaft hinterfragen und erkennen, dass es so nicht weitergehen kann. Dass sie zu Ihm umkehren, der so viel Gutes für jeden bereithält. Dass sie ihr Leben neu ausrichten und sich von nun an an Gott orientieren. Gott will, dass die Menschen sich von Ihm retten lassen und dass sie ihr Leben so führen, wie Gott es sich erdacht hat – in Liebe zum Nächsten, in Liebe zu Gott.
Und weil das Gottes größter Wunsch ist, lässt Er sich Zeit – oder besser gesagt: Er lässt uns Zeit. Zeit, zu Ihm umzukehren.
Denn letztlich muss uns auch bewusst sein: Das Wiederkommen Jesu ist für uns das Heil, aber für die, die nicht umgekehrt sind und Gottes Einladung in den Wind geschlagen haben, ist es Gericht. Auch wenn wir uns also so sehr danach sehnen, dass Jesus endlich wiederkommt und uns zu sich holt: Um unserer Mitmenschen willen nehmen wir es gern auf uns, weiter auf Ihn zu warten und hoffen, dass noch viele unserer Mitmenschen die Einladung Gottes annehmen und zu Ihm umkehren. Noch ist es nicht zu spät.
3. Jesus wird plötzlich wiederkommen – Sei jederzeit bereit!
Doch Petrus ermahnt uns gleichermaßen – wie Jesus selbst es getan hatte: Der Zeitpunkt des Wiederkommens Jesu ist vergleichbar mit dem Einbruch eines Diebes mitten in der Nacht. Keiner kann vorher genau wissen, wann es soweit ist. Jesus wird überraschend wiederkommen, deswegen ist es so wichtig, dafür bereit zu sein!
Wir haben in der Evangeliums-Lesung das Gleichnis von den 10 Jungfrauen gehört, von denen die 5 klugen an Öl für ihre Lampen gedacht hatten, die 5 dummen aber nicht. Wir sollen vorbereitet sein, wenn Jesus wiederkommt! Wir sollen nicht nachlassen im Hoffen auf Ihn, den Glauben nicht fallen lassen. Wir sollen nicht tun und lassen, was wir gerade wollen und Gottes Gebote in den Wind schlagen mit dem Gedanken: „Wenn sich mein Leben dem Ende neigt, werde ich schon noch alles gerade rücken können.“ – Wohl dem, der das kann. Aber oft genug bleibt diese Gelegenheit aus. Und viele, die tatsächlich die Chance dazu hätten, lassen sie verstreichen, weil sie Gott über ihrem Leben vergessen haben.
Deswegen: Sei heute bereit! Kehre heute um! Lebe jeden Tag so, dass es für dich ein Freudentag ist, wenn Jesus wiederkommt. Und ich verspreche dir: Es wird sich nicht erst an jenem Tag lohnen, sondern schon heute! Es lohnt sich schon jetzt, mit Jesus zu leben, auf Ihn zu vertrauen, auf Ihn zu hoffen. Läuft dann im Leben alles glatt? Nein! Aber es wird keinen Tag mehr geben, an dem du allein bist!
4. Gott hat einen neuen Himmel und eine neue Erde versprochen – voller Gerechtigkeit!
Zuletzt gibt uns Petrus einen Ausblick auf diesen letzten Tag und insbesondere auf das Ende dieser Welt: Der Himmel und die Erde werden vergehen. Auch das hatte Jesus selbst schon angekündigt. Alles Vergängliche, alle Vergänglichkeit wird ein Ende finden. – Und Gott wird etwas Neues schaffen: einen neuen Himmel und eine neue Erde, eine unvergängliche, herrliche Schöpfung. Das hat Gott uns versprochen, daran können wir uns festhalten!
Bitte, habt keine langweiligen Vorstellungen vom Himmel! Nur weil unser Verstand den Begriff „Ewigkeit“ nicht zu füllen weiß, heißt das doch nicht, dass es langweilig und mühselig wird. Wenn diese Schöpfung hier und auch das Miteinander der Menschen hier schon wunderschön ist – immer wieder zumindest, wie viel schöner wird es dann in der Ewigkeit sein, wenn Gott noch einmal alles neu macht! Es wird unglaublich und überwältigend.
Nicht zuletzt, weil in dieser neuen Welt endlich Gerechtigkeit wohnt. Alle Unterdrückung hat ein Ende, alle Ungerechtigkeit hat ein Ende, alle Bosheit hat ein Ende, alles Leid hat ein Ende. In Gottes neuer Welt herrscht echter Frieden. Frieden, nach dem wir uns dieser Tage wieder einmal besonders sehnen.
Es gibt eine Sache, die von hier in Gottes neue Welt hinein bestehen bleibt: Wir. Wir Christen bleiben bestehen, „denn für uns kommt dann das Heil, für uns [kommt] das ewige Leben.“ (Schlatter) Gott sei Dank aber auch ganz neu, mit einem neuen, ewigen Körper, ohne Krankheit, Leid oder Tod.
Das ist das Ziel, auf das wir zusteuern und das unser Leben mit Hoffnung füllt. Dieses Ziel gibt der Zeit hier auf der Erde, in der wir noch darauf zusteuern, große Bedeutung, denn – so möchte ich Adolf Schlatter zum Schluss noch einmal zitieren: „Je größer das Ziel ist, auf das unsere Erwartung gerichtet ist, um so bedeutungsvoller wird die uns jetzt noch gegebene Zeit. Wir begehren nicht ein irdisches Glück, auch nicht nur für uns selber ein ewiges und seliges Leben. Gottes Verheißung ist viel größer, und sein Werk, durch das er uns seine Herrlichkeit zeigen wird, geht weit über solche Hoffnungen hinaus.“
Bei Gott zu leben wird überwältigend schön. Petrus fordert uns auf, dafür bereit zu sein und unser Leben jeden Tag an dieser Hoffnung auszurichten.
Amen.