Wir warten auf einen neuen Himmel und eine neue Erde.
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Wir warten auf einen neuen Himmel und eine neue Erde.
Wir warten auf einen neuen Himmel und eine neue Erde.
Liebe Gemeinde,
heute am letzten Sonntag des Kirchenjahres, dem Ewigkeitssonntag, wollen wir unseren Blick auf das Kommen des Reiches Gottes richten. Da heiß es doch: Ein neuer Himmel und eine neue Erde werden kommen."
In unserem Alltag treffen wir oft Entscheidungen, die unser Leben prägen und bestimmen. Zum Beispiel, dass und welches ein Auto zu kaufen ist, ist dabei nur eine Entscheidung von vielen. Gerade in Zeiten wirtschaftlicher Unsicherheit, wie sie derzeit auch in der Automobilindustrie herrscht, wo der Wechsel vom Verbrenner-Automobil zum Elektroauto stattfindet, stellt sich die Frage: Investieren wir noch in ein bestehendes Verbrenner-Modell, oder vielleicht erst einmal in einen Gebrauchtwagen oder warten wir auf das verheißungsvolle neue Elektromobil?
Der Vergleich mit neuen Automodellen bringt uns zum Nachdenken: Was, wenn unser gesamtes Dasein, unsere Welt, unsere Erde ein Auslaufmodell ist? Die Klimakrise legt uns das auch irgendwie nahe. Die Zukunftsverheißungen für unsere Erde sind nicht gerade rosig. Könnte es sein, dass bereits ein Nachfolger in den Startlöchern steht? In unserer heutigen Zeit sind wir umgeben von Veränderungen, Herausforderungen und Gerüchten über den Zustand unserer Welt.
In dem biblischen Text, den wir gleich hören, werden ähnliche Gedanken angesprochen. Es geht um die Vorstellung von einem neuen Himmel und einer neuen Erde, die kommen werden. Das erinnert an die Entscheidung für ein neues Auto oder ein anderes neues technisches Gerät. Wie sollten wir uns vorbereiten? Gibt es Anzeichen für den bevorstehenden Wandel?
Wir lesen Worte des 2. Petrusbriefes und wollen darüber nachdenken, welche Bedeutung sie für unser Leben in unserer Welt heute haben.
3 Ihr sollt vor allem eines wissen: In den letzten Tagen werden Menschen auftreten, die dafür nur Spott und Hohn übrighaben. Sie folgen nur ihren eigenen Begierden. 4 Und sie werden sagen: »Was ist mit dem Versprechen, dass Jesus Christus wiederkommt? Inzwischen sind unsere Väter gestorben. Doch es ist immer noch alles so, wie es vom Anfang der Schöpfung an war.« 5 Wer das behauptet, der übersieht eines: Es gab schon einmal einen Himmel und eine Erde. Gott hat sie durch sein Wort aus dem Wasser geschaffen. Und durch Wasser werden sie auf sein Wort hin zusammengehalten. 6 Durch beide, sein Wort und das Wasser, wurde diese Welt vernichtet, als sie vom Wasser überflutet wurde. 7 Der jetzige Himmel und die jetzige Erde werden durch dasselbe Wort bewahrt. So werden sie aufbewahrt für das Feuer am Tag des Gerichts – dem Tag des Verderbens für die gottlosen Menschen. 8 Ihr dürft aber eines nicht vergessen, meine Lieben: Ein Tag ist für den Herrn wie tausend Jahre, und tausend Jahre sind für ihn wie ein Tag. 9 Der Herr zögert nicht, sein Versprechen zu erfüllen, auch wenn einige das meinen. Vielmehr hat er Geduld mit euch. Denn er will nicht, dass jemand zugrunde geht. Im Gegenteil: Er will, dass alle ihr Leben ändern. 10 Der Tag des Herrn kommt wie ein Dieb. Dann wird der Himmel in tosendem Lärm vergehen. Die Himmelskörper werden im Feuer verglühn. Und die Erde mit allem, was auf ihr lebt, wird aufhören zu sein. 11 Wenn alles auf diese Weise vergeht, dann bedeutet das für euer Leben jetzt: Es muss von Heiligkeit geprägt sein und von der Ausübung des Glaubens. 12 Wartet darauf, dass der Tag Gottes kommt. Setzt alles daran, seine Ankunft zu beschleunigen! An diesem Tag wird der Himmel im Feuer vergehen. Und die Himmelskörper werden in der Gluthitze schmelzen. 13 Doch dann erwarten wir einen neuen Himmel und eine neue Erde, wie Gott sie uns versprochen hat. In ihnen wird Gerechtigkeit herrschen.
Der Apostel Petrus verkündet uns eine klare Botschaft, die nicht nur damals, sondern auch heute Gültigkeit hat: Wir warten auf einen neuen Himmel und eine neue Erde. Doch dieses Warten ist nicht nur auf die Zukunft gerichtet, denn mit Jesus Christus ist bereits das Neue in unserer Welt angebrochen – das Reich Gottes.
Schon zu Lebzeiten Jesu erlebten die Menschen Zeichen dieser neuen Welt. Jesus lud nicht nur die Juden damals, sondern alle Menschen ein, Gott zu vertrauen. Die Vergebung erfahren alle, die ihre Schuld bereuen und bekennen. Durch das Sühnopfer Jesu eröffnet sich ein neuer Zugang zu Gott, symbolisiert durch den zerrissenen Vorhang im Tempel am Karfreitag.
Die Auferstehungshoffnung für uns Christen wird daran deutlich, dass Jesus selbst von den Toten auferstanden ist und verkündet: "Ich lebe, und ihr sollt auch leben." Durch den Heiligen Geist können wir bereits jetzt in Gemeinschaft mit Gott leben und werden zu neuen Kreaturen in Jesus Christus.
Trotz dieser Erneuerungen bleibt manches hier auf Erden beim Alten. Die Ausbeutung der Armen, Kriegstreiberei und die Benachteiligung der Schwachen sind nach wie vor präsent. Besonders spürbar wird dies im Angesicht des Todes. Menschen sterben, Eltern verlieren ihre Kinder, Freunde werden voneinander getrennt.
Der Tod, ein Überbleibsel der "Alten Welt" ist auch noch präsent. Darum gedenken wir heute unserer Verstorbenen. Der Tod mag zum Leben dazugehören, wie oft betont wird, aber er bleibt ein "Feind Gottes". Die Frage, wann dieses Leiden ein Ende haben wird, beantwortet sich mit der Rückkehr dessen, der den Tod bereits besiegt hat: Jesus Christus, der Auferstandene. Sein Versprechen, wiederzukommen, um das Gottfeindliche zu richten und sein Reich aufzurichten, bildet die Grundlage für den Tag des Herrn.
In diesem Glauben finden wir Hoffnung, dass das Alte eines Tages weichen wird und das Neue in seiner ganzen Herrlichkeit erscheinen wird. Die Christen der ersten Gemeinden beteten mit Sehnsucht: "Maranatha!" – "Unser Herr, komm!" Diese Hoffnung auf die Rückkehr Jesu ist tief in der christlichen Tradition verankert, und solle auch bei uns so sein. Jesus selbst ermutigt seine Freunde und Nachfolger, immer mit seinem Kommen zu rechnen, wachsam und bereit zu sein, wie es auch das Gleichnis von den 10 Jungfrauen deutlich macht.
Die Forderung, so zu leben, dass wir nicht unangenehm überrascht sind, wenn Jesus kommt, erinnert eine Geschichte des Essener Jugendpfarrers Wilhelm Busch aus der Zeit des "Dritten Reiches":
»In der Zeit des »Dritten Reiches« saßen wir in einer Sitzung. Unsere Mappen und viele Papiere lagen auf dem Tisch. Auf einmal sprang die Tür auf. Ein paar Männer erschienen und riefen streng: ›Geheime Staatspolizei. Alle aufstehen und an die Wand stellen! Alle Papiere und Mappen liegen lassen!‹ Da hätte manch einer gern noch dies oder jenes versteckt oder geordnet. Das ging nicht mehr.
So wird die Wiederkunft von Jesus sein. Lasst uns doch heute noch unser Leben ordnen! Lasst uns Frieden machen, wo wir Streit haben! Lasst uns um Vergebung bitten, wo es Not tut! Lasst uns Bindungen zerreißen, die Gott nicht gefallen! Lasst uns wachen und im Licht wandeln! Dann wird uns sein Licht nicht erschrecken. Dann dürfen wir uns freuen, wenn er kommt.«.
Jesus nennt Zeichen für sein nahes Kommen, darunter auch Unwetter und Kriege, die sowohl damals als auch heute präsent sind. Die Frage "Wo bleibt er denn nur?" hat nicht nur Spötter beschäftigt, sondern auch Gläubige zweifeln lassen, besonders nach dem Tod einzelner Christen. Die Ungeduld wird spürbar, und die Vermutung, dass Gott die Wiederkunft seines Sohnes verzögert, wirft Fragen auf.
Petrus gibt uns dazu Antworten:
"Schnell" oder "langsam" sind menschliche Beschreibungen, die nicht auf Gott zutreffen. Bei ihm gilt: "1000 Jahre = 1 Tag". Gott ist anders.
Geduld ist ein Zeichen Gottes, der möchte, dass viele Menschen zu ihm zurückkehren. Der Tag Jesu kommt wie ein Dieb in der Nacht, und dann ist unsere Zeit abgelaufen. Wir können nichts mehr korrigieren. Daher liegt der Zeitpunkt allein in Gottes Hand.
Die Aufforderung lautet: Nutze die Zeit. Wichtiges nicht aufschieben, sondern heute umkehren zu Gott, klärende Gespräche führen, Gutes tun. Der Tag des Herrn markiert nicht nur das Ende des individuellen Lebens, sondern auch das Ende der Welt. In der Zukunft wird das Alte Platz machen für die neue Welt, die wie unter Geburtswehen entstehen wird.
Es ist erstaunlich, welche Szenarien Petrus hier beschreibt. Und wir wissen heute, dass diese Szenarien keine Phantasiegebilde sind, sondern so wie er sie beschreibt, können sie Wirklichkeit werden.
Unsere Erde und die Himmel haben ein Ziel, und alles Alte wird diesem Ziel weichen müssen. In dieser Gewissheit liegt die Aufforderung, die Zeit zu nutzen und sich auf das Kommende vorzubereiten. Dann wird: Alles neu!
Wir konzentrieren uns nun nicht mehr nur auf die Erneuerung einzelner, zeichenhafter Menschen, sondern auf die Erneuerung der gesamten Welt. Die größte Veränderung, die diese neue Welt kennzeichnen wird, ist die Einkehr von Gerechtigkeit. Millionen von Menschen sehnen sich nach mehr Gerechtigkeit, und es ist gut, dass sich Christen aktiv für gerechtere Lebensbedingungen einsetzen, sei es am Arbeitsplatz oder in der Politik. Dennoch ist es wichtig zu erkennen, dass umfassende Gerechtigkeit am Ende nur von Gott kommen kann. Daher sollten wir uns auf ihn ausrichten und alles von ihm erwarten, denn nur durch Gott kann die ganze Welt von wahrer Gerechtigkeit geprägt sein.
Es ist kein Zufall, dass Jesus als der Gerechte und die Verkörperung der Gerechtigkeit für uns da ist. In der neuen Welt Gottes wird Gerechtigkeit in Form von Jesus Christus, auch bekannt als "Immanuel" – Gott mit uns, Einzug halten und für immer bleiben. Dies erfüllt die Herzen der Christen mit Vorfreude auf die ewige Gemeinschaft mit Jesus Christus, unserem Herrn, von Angesicht zu Angesicht. Diese Vorstellung beinhaltet auch die Befreiung von Versagen, Leid, Krankheit, Schmerz, Streit, Tod und Teufel. Alles, was gottfeindlich ist, wird in der neuen Welt nicht mehr existieren.
Trotz dieser hoffnungsvollen Zukunft bedeutet dies nicht, dass wir alles einfach laufen lassen sollten, mit der Annahme, dass sowieso eine neue Erde kommen wird. Christen tragen weiterhin Verantwortung für ihre Mitgeschöpfe und die anvertraute Erde. Auch wenn die endgültige Erneuerung noch bevorsteht, dürfen wir schon jetzt als Christen "neue Geschöpfe" durch Jesus Christus sein. Durch seine Kraft und seinen Geist sind wir aufgerufen, entsprechend zu leben und dabei auch das Wohl unserer Mitgeschöpfe im Blick zu haben.
Gott zeigt Geduld mit unserer Welt, denn er möchte, dass viele Menschen zu ihm umkehren und gerettet werden. Seine Verheißung, dass er alles neu machen wird, wird er in jedem Fall erfüllen. Möge ihm dafür Dank und Lobpreis zuteilwerden. Amen.