Licht in der Dunkelheit (1. Advent)
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Einführung
Einführung
Wär wo euch brucht si Handy als Wecker? Isch jetzt e ärnsti Froog. Kennsch du folgendi Situation: Di Wecker, also di Handy, lüütet am Morge. dDu längsch uffs Nachttischli zums abstelle, luegsch kurz druff und BAM! Es schiint ah wied Sunne. Du hesch nämlich vergässe, am Oobe vorhär dHelligkeit zreduziere! Und dis kleine Handy, wo du im pralle Sunneliecht amigs kuum uffs Display gsehsch , lüchtet jetzt wies hellschte Liecht, wo du je gseh hesch. Obwohls, und vilicht au wells rundumme stockdunkel isch. Um sone Liecht gohts hütte. Mir ghöre jetzt dr Predigttext für dr hüttigi Sunntig:
1 Im Anfang war das Wort, der Logos, und der Logos war bei Gott, und von Gottes Wesen war der Logos. 2 Dieser war im Anfang bei Gott. 3 Alles ist durch ihn geworden, und ohne ihn ist auch nicht eines geworden, das geworden ist. 4 In ihm war Leben, und das Leben war das Licht der Menschen. 5 Und das Licht scheint in der Finsternis, und die Finsternis hat es nicht erfasst. 6 Es trat ein Mensch auf, von Gott gesandt, sein Name war Johannes. 7 Dieser kam zum Zeugnis, um Zeugnis abzulegen von dem Licht, damit alle durch ihn zum Glauben kämen. 8 Nicht er war das Licht, sondern Zeugnis sollte er ablegen von dem Licht. 9 Er war das wahre Licht, das jeden Menschen erleuchtet, der zur Welt kommt. 10 Er war in der Welt, und die Welt ist durch ihn geworden, und die Welt hat ihn nicht erkannt. 11 Er kam in das Seine, und die Seinen nahmen ihn nicht auf. 12 Die ihn aber aufnahmen, denen gab er Vollmacht, Gottes Kinder zu werden, denen, die an seinen Namen glauben, 13 die nicht aus Blut, nicht aus dem Wollen des Fleisches und nicht aus dem Wollen des Mannes, sondern aus Gott gezeugt sind. 14 Und das Wort, der Logos, wurde Fleisch und wohnte unter uns, und wir schauten seine Herrlichkeit, eine Herrlichkeit, wie sie ein Einziggeborener vom Vater hat, voller Gnade und Wahrheit.
Dä Bibeltext isch eine vo de bekanntischte überhaupt. Unzähligi Theologe hänn sich an ihm abgmieht. Es goht hi und här: Vergangeheit, Zuekunft, Gegewart und widr zrugg. Dr Goethe losst si Faust an dr Übersetzig vom griechische Wort Logos fast verzwiifle, är probierts mit Verstand, Kraft oder Tat, aber s isch alles vergäblich - und är isch nid dr einzigi: dZürcher Bible redet eifach au vom Logos: Wohrschins, well si nid genau weiss, wie übersetze.
Dr Johannes machts uns aber au nid eifach. Vergliche mr si Aafang mol mit dene vo de andere Evangelie. Fön mr mitem ältiste Evangelium, däm vom Markus, ah, denn wirds umso dütlicher:
1 Anfang des Evangeliums von Jesus Christus, dem Sohn Gottes.
Dr Markus schribt ganz anders. Eifach. Diräkt zum Punkt. Kei grosses Geschwafel rundume - vo Aafang ah wird dütlich, dases um dä Jesus goht. Übrigens kunnt unsri Bezeichnig “Evangelium” vo däm Afang - friener het me dBiecher nachem erste Wort, wo drin vorkunnt, benennt, und sWort “Evangelium”, “Gueti Nochricht”, het in däm Fall sGanze guet zämme gfasst. So kömme mir zu unserer Kategorie Evangelium.
Dr Lukas foht sis Evangelium mitere Aared a si Fründ und vilicht au si Sponsor, dr Theophilus ah. Är will dütlich mache, dass är für si Evangelium guet recherchiert het und dr Inhalt wirklich dr Wohrheit entspricht!
Dr Matthäus denne het sich e paar Joor spöter wohrschins dänkt: “Nei, ich fang sprichwörtlich bi Adam und Eva ah, am Aafang halt”, und foht mitme Stammbaum vo Jesus ah, wo vom Adam über dr David bis hi zu Jesus fiert.
Kömme mr zrugg zu unserem Aafang vom Johannesevangelium: nomol e paar Joor nachem Matthäus kunnt dr Johannes und dänkt sich: “Nei, ich gang ganz an Aafang zrugg. Erinneret ihr euch an die erste Wort in dr Bible? Genau, dört fang ich ah”. Ganz an Afang. Und am Aafang sinn zwei Sache gsi: Zerscht sWort, und denn sLiecht. Als Erinnerig ghöre mir nomol kurz dr Bibeltext uss Genesis 1.
Ich find das so cool, wie dr Johannes do dr grossi Booge spannt: No vorem Aafang vo dr Ziit, scho dörte isch Jesus gsi. Dört, wo Gott seit: “Es werde Licht”, dört ischs ewige Liecht scho gsi. Dört, wo Gott redet, ischs ewige Wort scho gsi. Und das zieht sich wiene rote Faade durch die ganzi Gschicht - Vom Gott Gottes, wod Wält schafft, zum Wort Gottes, wo Mensch wird, bis zum Wort Gottes, wo ganz am Schluss dWält richte wird:
13 Und bekleidet ist er mit einem Mantel, der in Blut getaucht ist, und sein Name lautet ‹Wort Gottes›.
Es isch offesichtlich: Dä Jesus isch mitem lebändige Wort Gottes, mitem Logos gmeint, und mir wänn uns das e bitz nöcher aaluege.
Jesus als Wort Gottes
Jesus als Wort Gottes
sWort Logos isch quasi inmöglich uff Dütsch z übersetze. Ich ha euch mol e paar Möglichkeite ussme grosse Wörterbuech fürs Neue Testamänt mitbrocht: Sprechen, Aussage, Lehre, Gegenstand, Sache, Offenbarung, Berechnung, Überlegung, Logos. Ihr gsehnd, au die kapuliere fast drvor, wenn si als letschti Übersetzig eifach “Logos” agän. Super hilfriich.
Dr Johannes bezieht sich do offesichtlich uff die griechischi Philosophie vo de Stoiker und will düütlich mache, dass Jesus au in die Überlegige inepasst. Dört hets dVorstellig vomne abstrakte Logosbegriff gäh, wo irgendwie dWält zämmehebt und scho immer do gsi isch. In dr Philosophie het me das denn “Wältvernunft” gnennt. Abr das isch für uns alles gar nid so wichtig. Well ganz am Ändi vo unserem Text schribt dr Johannes das, wo wirklich wichtig isch:
14 Und das Wort, der Logos, wurde Fleisch und wohnte unter uns, und wir schauten seine Herrlichkeit, eine Herrlichkeit, wie sie ein Einziggeborener vom Vater hat, voller Gnade und Wahrheit.
Ihr mien euch das kurz vorstelle: Mir kenne die Bibelstell. Abr für die Lüüt, wo das zum erste mol ghört hänn, isch das Neu gsi! Es isch die unerwarteti Wändi in dr Gschicht, das, wo niemert het gseh kho! Dr Johannes schribt e ganzi philosophischi Abhandlig, wo theologisch, gschichtlich und sprochlich hochkomplex isch. Und denn erklärt ärs Undänkbare:
Das Wort, wo alles gschaffe het, wo alles ind Existänz gruefe het, kunnt zu uns und wird Mensch. Dr beriemti Theolog N.T. Wright schribt in sim Kommentar zu dr Iileitig vom Johannesevangelium: “Das ist das Thema dieses Evangeliums: Wenn Sie wissen möchten, wer der wahre Gott ist, schauen Sie lange und genau auf Jesus.”
Gott, wo Mensch wird und zu uns Mensche kunnt: Das ischd Message vo Wiehnachte. Emmanuel - Gott mit uns. Gott, wone Mensch uss Fleisch und Bluet wird. Dorum dörf ich hüt am erste Advänt über dä Text predige. Advänt kunnt vom latiinische Adventus und heisst “Ankunft”, gmeint isch notürlich dAakunft vo Gott bi uns Mensche.
Gott mit uns: Ich persönlich find das eine vo de überzügendste Gründ für dr christlichi Glaube: In de allermeiste Religione gohts umd Froog: “Wie kunnt dr Mensch zu Gott?”, sig das durch Regle odr Opfer oder Gebät. Abr im Christetum stellt Gott sälber die Frog uffe Kopf. Unserem Gott gohts umd Froog “Wie kunnt Gott zu de Mensche”?
Wenn uns dr Johannes vo däm Logos verzellt, wo bi Gott gsi isch, abr glichziitig au Gott gsi isch, wo durch ihn alles worde isch, und ohni ihn isch nüd worde, wo worde isch, wos wohre Liecht isch, wo nid uffgnoh worde isch, abr vo de Siine irgendwie doch uffgno worde isch - denn ganz ehrlich, denn hörts bi mir langsam uff. Ich studier sit 7 Joor Theologie, aber das überstigt mis Verständnis. Dr Johannes hets uns aber eifach gmacht und gseit: Lueg uff Jesus. Dört, in dere Holzkrippe und an däm Stück Holz isch sAbtrakte, sUnvorstellbare, sUnbegriffliche Fleisch worde. Mir mien uns Gott nümm probiere vorstelle - well mir wüsse, wie e Mensch usseht!
Was isch also dKonsequänz druss? Mir mien uns bewusst mache, dass immr, wenn mir vom Wort Gottes in dr Bible läse odr sust neume drvo ghöre, Jesus Christus als lebändigs Wort drmit gmeint isch. Ich mach euch e paar Bispiil:
8 Das Gras vertrocknet, die Blume verwelkt, das Wort unseres Gottes aber besteht für immer.
Dr Johannes würd do sage: Glasklari Sach, wär do gmeint isch!
23 Denn ihr seid neu geboren, nicht aus vergänglichem, sondern aus unvergänglichem Samen, durch das Wort des lebendigen, ewigen Gottes.
Für dr Johannes isch eidüütig, wär do gmeint isch: Das Biebli in dr Krippe, wo 30 Joor spöter an das Holzkrüüz wird gnaglet wärde.
12 Denn das Wort Gottes ist lebendig und wirksam und schärfer als jedes zweischneidige Schwert und durchdringend bis zur Scheidung von Seele und Geist, sowohl der Gelenke als auch des Markes, und ein Richter der Gedanken und Gesinnungen des Herzens;
Au do seit dr Johannes: Ich weiss wär das isch! Es isch dä, wonich 3 Joor lang mitem gläbt und Ziit verbrocht ha. Dä, wo sini Gschicht mit uns Mensche in dr Krippe agfange und am Krüz volländet het. Jesus vo Nazareth. Jesus Christus.
Jesus Christus, wo zu uns kunnt, dass isch das, wo mir am Advänt fiire. Sini Aakunft bi uns Mensche. Är isch slebändige Wort Gottes. Und durch das Wort ischs Liecht in unsri Wält kho, und das wänn mr uns au no bitzli nöcher aaluege.
Jesus als Licht
Jesus als Licht
Dr Johannes schribt in sim Evangelium wiiter:
4 In ihm war Leben, und das Leben war das Licht der Menschen. 5 Und das Licht scheint in der Finsternis, und die Finsternis hat es nicht erfasst.
Au do will dr Johannes zerst emol an Schöpfigsbricht aaknüpfe: sErschte, wo Gott macht, isch, Liecht ins dunkle zbringe. Liecht im Dunkle - das isch e Thema, wo uns alli immer wieder beschäftigt.
Vilicht isch das e schwierigs Joor gsi für di: E gliebte Mensch, wo gstorbe isch, e schweri Diagnose, e Beziehig, wo ind Brüch gange isch. Vilicht gsehsch du um di umme viel Dunkelheit, au in de grosse wältpolitische Ereignis vo unserer Ziit: Krieg in dr Ukraine, 15 000 Toti in Israel und Palästina. Mi bedruckt das amigs scho, wennich Nochrichte liis odr die Bilder uff Social Media gseh. Ich würd mir wünsche, dass dä Text ussem Johannesevangelium dir und mir Hoffnig git: dFinsternis hets Liecht nid könne überwinde. sLiecht vo Jesus schiint immer no ind Dunkelheit.
Wenn dr Johannes schribt: “und die Finsternis hat es nicht erfasst”, denn grifft är do bis an Schluss vo sim Evangelium vor: Nidmol dr Tod und e Grab hänn das Liecht, wo zu uns kho isch, könne zuggbhalte!
Ich verstand dä Värs als e fast scho trotzigi Hoffnig, wo aber gliichziitig au unsri Realität anerkennt: Jä, es isch Finsternis do. Jä, die blibt vilicht au. Abr si hets Liecht nid könne überwinde! sLiecht schiint in dr Finsternis und wird sich duresetze - in dere Wält oder in dr kommende. Jesus sälber seits einigi Kapitel spöter im Johannesevangelium:
12 Ein andermal sagte Jesus zu ihnen: Ich bin das Licht der Welt. Wer mir folgt, wird nicht in der Finsternis umhergehen, sondern das Licht des Lebens haben.
Das isch die ewigi Hoffnig, wo mir als Christe hänn. Genau - du und ich. Mir kömme nämlich au in däm Text vor:
12 Die ihn aber aufnahmen, denen gab er Vollmacht, Gottes Kinder zu werden, denen, die an seinen Namen glauben,
Wär ans Wort Gottes, an Jesus Christus glaubt, dörf e Kind Gottes wärde. Mir wärde vo däm Liecht aagstrahlt und durch das au sälber erhellt. Und durch das Liecht könne mir au Gott, dr Vater erkenne.
Liecht isch an Wiehnachte immer wieder e Thema: In dr freie Stroos gits grossi Wiehnachtsbelüchtig, mir zünde Kerzli ah, sigs am Adväntskranz odr am Wiehnachtsbaum. Liecht multipliziert sich. Wenn du sLiecht vo dr Wält in dir uffgnoh hesch, denn kasch du au Liecht in dinere Wält si. Bsunders für die Mensche in dim Umfäld, wos nid so eifach hänn an Wiehnachte.
Mir hänn mitere kurze Gschicht übrs Liecht agfange, und mir höre mit ere Geschicht übrs Liecht uff: Ich bi vor e paar Wuche mit zwei guete Fründe vo mir, em Basil undem Beni, imne Bärghüttli gsi. Ich ha zNacht uffs WC miesse, ha abr dismol äxtra kei Liecht mit mim Handy welle mache, dass ich dr Basil, wo au im gliche Zimmer gschlofe het, nid uffweck. Deheim wär das kei Problem gsi, ich kha mi im Dunkle in mim Zimmer guet orientiere, well ich mi usskenn. Abr dört het das leidr nid klappt - ich bi Vollgang gege e Stuel gloffe, ha mirs Schienbei aagschlage und e riese Lärm gmacht, sodass dr Basil schlussändlich doch uffgwache isch.
Dr Punkt isch: Liecht git Orientierig. Wägem Liecht könne mir in dr Dunkelheit öbbis gseh. E Lüüchtturm zeigt emne Schiffskapitän, wos Ufer isch.
Wenns in unsre Läbe dunkel isch, denn verliere mir oft d Orientierig. Sigs wärere Krankheit, ere Beziehig odr emne Jobverlust. Ich glaub, es hilft in so Situatione, guet uff Jesus zluege. Wie dr Petrus, wonr uffem Wasser gloffe isch. Au är isch fast untergange, aber Jesus het ihn festghebt.
Wenn du di also in däm Advänt irgendwie orientierligslos fühlsch und du neume e Liecht gsehsch, sig das e Liechterketti odr e Kerzli, denn erinnere di drah, dass du zrugg zu Jesus kasch kho und uff ihn kasch luege, well är uns als lebändigs Wort nochkho isch und in uns läbt! Sis Liecht strahlt in unsri Wält - uff dini und uff mini Läbensrealität. Das Liecht git uns Hoffnig und Orientierig, egal, wo du grad bisch, eb im Liecht odr in dr Dunkelheit.
5 Und das Licht scheint in der Finsternis, und die Finsternis hat es nicht erfasst.
Das isch die Hoffnig, wo mir in dr Wiehnachtsziit dörfe ha. Amen.