Licht in der Dunkelheit

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Ihr Lieben,
es ist Nacht geworden. Wie damals auf den Feldern vor Betlehem. Dunkelheit hat sich über das Land gelegt; ein langer Tag liegt hinter uns. Wir können die Müdigkeit der Hirten ganz gut nachempfinden zu dieser späten Stunde. Manche von den Hirten schlafen schon, andere dösen vor sich hin, denn jemand muss die Nachtwache schieben.
Für die Hirten war das ihr Alltag. Tag wie Nacht bei ihrer Herde. Voller Hingabe passten sie auf die Tiere auf, behaupteten sich gegen Raubtiere und Diebe. Ein Zuckerschlecken war dieser Beruf sicher nicht.
Und dennoch zählten sie zu den Verachteten. Die Pharisäer, also diejenigen, die im religiösen Bereich das Sagen hatten, blickten auf Hirten herab. Hirten war es kaum möglich, sich an die Reinheitsvorschriften zu halten, sich immer ordentlich die Hände zu waschen, das Geschirr zu spülen, nur das zu essen, was zu essen erlaubt war. Mit so jemandem wollte ein Pharisäer nichts zu tun haben.
Doch auch im gemeinen Volk hatten Hirten keinen hohen Stand. Ihnen wurden häufig kleinere Diebstähle und Gaunereien vorgeworfen. – Nicht gerade eine gute Visitenkarte.
Vielleicht war es für die Hirten manchmal angenehmer, für sich zu sein, draußen auf dem Feld, fernab der Stadtmenschen. Doch das Leben war zäh, das Wetter oft rau, der Alltag ebenso herausfordernd wie eintönig.
Aber: Es gab eines, das sie mit den „Städtern“, ja mit allen Menschen in Israel gemein hatten: Sie warteten auf den Messias, auf den Retter. Zur damaligen Zeit muss eine Erwartung geherrscht haben, dass der Messias bald kommt, wie zu kaum einer anderen Zeit.
Auch die Hirten wussten davon. Haben mit Sicherheit auch daran gezweifelt, aber ein Rest Hoffnung bleibt ja doch immer.
Gott liebt solche Menschen wie die Hirten. Er liebt sie ganz besonders.
Und es ist auch kein Zufall, dass gerade Lukas uns diese Geschichte erzählt. Denn Lukas interessiert sich besonders für die Geschichten, in denen sich Gott den Armen, den Ausgestoßenen, den Einsamen zuwendet.
Gott liebt genau solche Menschen; solche, die bei allen anderen nur einen verachtenden Blick Wert sind. Für Gott sind sie unendlich wertvoll. Bei Ihm sind die Letzten die Ersten.
Es sind nicht die Pharisäer. Es ist nicht das Königshaus. Es sind nicht die Schönen und Reichen. Es sind nicht die Angesehenen. Es sind die einfachen Hirten, die Gott erwählt. Die Hirten sind die Ersten, die die Gute Nachricht hören, die das Evangelium hören. Die Hirten sind die Ersten, die hören – und sehen –, dass der Retter der Welt geboren wurde!
Mitten hinein in das Dunkel ihrer Nacht tritt ein Engel. – Wir dürfen uns Engel nicht vorstellen wie diese kleinen Schutzengelchen, die sich manche ins Auto hängen. Auch haben Engel zugegebenermaßen eher wenig mit den kleinen lieblichen Mädchen zu tun, die uns mit ihren piepsigen Stimmen zuflüstern: „Fürchtet euch nicht…“ (Tabea ist damit nicht gemeint… :-])
Engel müssen sehr mächtige Wesen sein. Wesen vor denen wir Menschen vor Angst in uns zusammensinken. Sonst müssten sie ja nicht andauernd sagen: „Fürchtet euch nicht!“ … Von den Hirten heißt es sogar, dass sie von einer großen furchtbaren Furcht gepackt wurden. Die Hirten hatten beim Anblick des Engels, der von Gottes Herrlichkeit umstrahlt wurde, Todesangst! Sie dachten, ihr letztes Stündlein hätte geschlagen…
Wenn Gott selbst oder durch einen Seiner Engel ganz unerwartet in unser Leben tritt, dann kann uns schon erstmal anders werden. Im Angesicht der Herrlichkeit Gottes merken wir plötzlich, wie klein und vergänglich wir sind.
Doch die ersten Worte, die wir zu hören kriegen, lauten: „Fürchte Dich nicht! Hab keine Angst. Denn ich habe eine gute Nachricht für Dich!“
Die Hirten bekommen nicht nur diese Verheißung, sondern eine ganz genaue Beschreibung, wie sie den Retter finden können.
Und als wäre das nicht schon genug und die Hirten fix und fertig von dieser Begegnung, sehen sie plötzlich den Himmel offen: Zum an sich schon mächtigen Engel tritt das ganze himmlische Heer der Engel. Was für ein Anblick muss das gewesen sein! Engelscharen, erfüllt vom Glanz der göttlichen Herrlichkeit. Und sie alle loben Gott. Und sie alle verkünden uns Frieden.
Diese Begegnung, dieses Erlebnis reißt die Hirten aus ihrem dunklen Alltag. Plötzlich ist es hell in ihrem Leben. Sie hören auf die Worte des Engels und machen sich auf den Weg. Sie finden das Baby – den Retter der Welt – genau so, wie es der Engel gesagt hatte. Ihre Herzen werden von Freude und von Glauben erfüllt. Und sie preisen Gott. Sie loben Gott, der sie gesehen hat, der ihnen einen Wert zugesprochen hat, der ihnen begegnet ist.
Gott hat den Hirten eine ganz besondere Rolle in Seiner großen Geschichte zukommen lassen. Von niemandem in Betlehem wird uns berichtet, der mitbekommen hat, was da gerade in diesem unscheinbaren Stall geschehen ist. Keiner kriegt mit, dass soeben der Retter der Welt geboren wurde! Keiner, außer die Hirten, die Gott dafür auserwählt. Und noch ein paar Astrologen von weit weg, aber das ist ein anderer Teil dieser Geschichte…
Stell dir vor, es ist Weihnachten und keiner kriegt es mit. Stell dir vor, der Retter der Welt, ja Gott selbst kommt zu den Menschen und keiner kriegt es mit. Alle Türen in Betlehem und auf der ganzen Welt bleiben verschlossen.
Gott reißt die Hirten aus ihrem Alltag, damit sie es mitkriegen. Voller Freude und Dankbarkeit nehmen sie diese Botschaft an, die ihr Leben verändert.
Gott reißt auch uns aus unserem Alltag! Gott reißt uns aus unseren Sorgen. Gott reißt uns aus unserer Hilflosigkeit. Er ruft uns zu: „Hab keine Angst! Ich schenke dir Frieden! Ich rette Dich! Ich bin bei Dir!“
Auch wir brauchen das! Denn wenn wir ehrlich sind, versacken auch wir oft wieder in unserem Alltag. Selbst als die, die diese alles überragende Botschaft schon gehört haben, haben wir es nötig, sie immer wieder neu zu hören. Wir haben es nötig, dass uns immer wieder jemand zuruft, was sich für ein großes Ereignis der Weltgeschichte in dieser Nacht in einem Stall in Betlehem ereignet hat! Immer wieder können wir es gebrauchen, dass uns jemand sagt, wie groß unser Gott ist, der über allem und jedem steht, wie wunderbar gut Seine Gedanken über uns sind, so voller Liebe und Zukunft, wie nah Er uns ist, in jeder Minute unseres Lebens – der allmächtige Gott, unser liebender Vater.
„Fürchte Dich nicht! Denn heute ist für Dich der Retter geboren worden: Es ist Christus, der Messias, Dein Erlöser, der Herr!“
Gott reißt Dich aus Deinem Alltagstrott. Selbst in die dunkelste Nacht spricht Er mitten hinein und ruft Dir zu: „Ich habe Dich gerettet! Fürchte Dich nicht!“
Amen.
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