Echte Nachfolge
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Mit Leidenschaft dabei
Mit Leidenschaft dabei
Am Mittwochabend ging die Weltmeisterschaft im Dart zu Ende. Über sieben lange Runden warfen die beiden Spieler ihre Pfeile auf die Scheibe und versuchten möglichst genau zu treffen und dabei eine hohe Punktzahl zu erreichen. Im Finale stand u.a. ein 16-jähriger. Im Lauf des Turniers konnte er überraschenderweise einige klare Mitfavoriten besiegen.
Wer in etwas wirklich gut und erfolgreich sein möchte, der muss eine Leidenschaft dafür haben. Leidenschaft heißt, dass ich vieles andere zurückstelle, um Zeit und Kraft für das eine Thema zu haben. Leidenschaft hat aber auch damit zu tun, dass ich mich mit dem Thema identifiziere, dass es vielleicht sogar wie ein Teil von mir ist.
Leidenschaft für etwas, kann eine wunderbare Sache sein. Es kommt allerdings auf das Ziel an. Eine Leidenschaft, die in die falsche Richtung geht, kann mich selbst beherrschen und womöglich andere in Mitleidenschaft ziehen. Ein Produkt einer falschen Leidenschaft ist Fanatismus.
Davon ist die Jahreslosung 2024 weit entfernt. Zentraler Gedanke ist die Aufforderung des Paulus an die Gemeinde in Korinth sich von der Liebe bestimmen zu lassen. Was das heißt, was das mit einer gesunden Leidenschaft und einer echten Nachfolge zu tun hat, darum geht’s in der Predigt.
Alle eure Dinge lasst in der Liebe geschehen!
1. Echte Nachfolge - aus Liebe
1. Echte Nachfolge - aus Liebe
Ich tue etwas, wenn ich das gut finde. Ich beschäftige mich mit etwas, weil es mich interessiert. Ich steige tiefer ein, weil es mir gut tut. Ich werde Teil von etwas, wenn ich den Sinn dahinter verstanden habe. Ich lasse mich auf etwas ein, weil es mit mir zu tun hat. Ich gebe es weiter, weil ich von etwas überzeugt bin.
Ich rede nicht von einem Hobby. Was ich geschildert habe, sind nur ein paar wenige Sätze, die Glauben und Nachfolgen beschreiben.
Paulus schrieb den Brief ja an eine Gemeinde, die er mit anderen rund 5 Jahre vorher gegründet hatte. In dieser Gemeinde saßen Menschen, die aus Überzeugung Christen geworden waren. Das können wir recht sicher wissen, weil es ein Ausscheren aus der antiken Frömmigkeitskultur bedeutete, wenn jemand Christ wurde. Familienangehörige, Arbeitskollegen, Nachbarn und die Obrigkeit standen diesem neuen Weg kritisch beobachtend, wenn nicht sogar feindlich gegenüber. Wer Christ wurde, bezahlte einen Preis. In der Gemeinde in Korinth saßen wahrscheinlich überwiegend Christen aus Leidenschaft. Echte Nachfolge aus Liebe zu Jesus.
Diese echte Nachfolge aus Liebe hatte einen Hintergrund. Es ist die Liebe Jesu zu den Menschen. Ganz konkret zeigte sie sich bei der Auswahl, der geduldigen Begleitung und der weitsichtigen Unterweisung der Jünger. Zu Beginn waren sie begeistert von Jesu Wundern und seinem Reden. Doch das waren viele und sie blieben nicht bei der Stange. Aus dieser Begeisterung wurde eine Leidenschaft, die in einer echten Nachfolge mündete.
Diese Nachfolge war aber umkämpft. Besonders in der Phase zwischen Kreuzigung und Himmelfahrt. Sehr beeindruckend und hilfreich für unser Thema ist das Gespräch zwischen Jesus und Petrus am See Genezareth nach der Auferstehung
Johannes 21,15–17 (NGÜ NT+PS)
Als sie gegessen hatten, sagte Jesus zu Simon Petrus: »Simon, Sohn des Johannes, liebst du mich mehr als irgendein anderer hier?« Petrus gab ihm zur Antwort: »Ja, Herr, du weißt, dass ich dich lieb habe.« Darauf sagte Jesus zu ihm: »Sorge für meine Lämmer!«
Jesus fragte ihn ein zweites Mal: »Simon, Sohn des Johannes, liebst du mich?« Petrus antwortete: »Ja, Herr, du weißt, dass ich dich lieb habe.« Da sagte Jesus zu ihm: »Hüte meine Schafe!«
Jesus fragte ihn ein drittes Mal: »Simon, Sohn des Johannes, hast du mich lieb?« Petrus wurde traurig, weil Jesus ihn nun schon zum dritten Mal fragte: »Hast du mich lieb?« – »Herr, du weißt alles«, erwiderte er. »Du weißt, dass ich dich lieb habe.« Darauf sagte Jesus zu ihm: »Sorge für meine Schafe!
Jesus erwartete von seinen Nachfolgern keine oberflächliche Begeisterung. Er brauchte auch keinen Fan-Club. Jesus suchte echte Nachfolger, die ihn liebten und mit großer Leidenschaft an ihm hingen. Nicht mehr, aber auch nicht weniger.
Jesus erwartet von uns keine oberflächliche Begeisterung. Er braucht auch keinen Fan-Club.
Er sucht echte Nachfolger, die ihn lieben und mit großer Leidenschaft an ihm hängen. Nicht mehr, aber auch nicht weniger.
Wenn wir in den 1. Korintherbrief schauen, wenn wir an so bekannte Texte wie das Hohelied der Liebe kommen, dann sollten wir diesen Gedanken im Hinterkopf behalten: Er sucht echte Nachfolger, die ihn lieben und mit großer Leidenschaft an ihm hängen.
Warum ist das wichtig? Das Problem ist sonst, dass wir den roten Faden in diesem Brief verlieren. Das kann zur Folge haben, dass wir 1. Korinther 13 ausschließlich als eine Verhaltensanweisung an Ehepaare verstehen und die Jahreslosung ausschließlich Richtung Nächstenliebe auslegen. Das sind Aspekte, aber nicht der Kern. Der Kern ist die leidenschaftliche und echte Nachfolge Jesu, die aus meiner Liebe zu ihm erwächst.
Das ist auch der Grund, warum Paulus nur 8 Verse nach der Jahreslosung so drastisch sagt:
Wenn jemand den Herrn nicht liebhat, soll er verflucht und von Gott getrennt sein. Marána tá – Unser Herr, komm!
Er spricht damit natürlich keinen pauschalen Fluch gegenüber allen aus, die Jesus nicht kennen. Er meint damit die, die in der Gemeinde in Korinth ein oberflächliches Christsein leben und mehr frommes Theater spielen, als dass sie echte Nachfolger sind.
Diese Scheinheiligkeit wird Jesus offen legen, wenn er wiederkommt und Gericht halten muss.
Das ist der Hintergrund, warum Paulus die Korinther eindringlich bittet, ihren Glauben, ihr Reden und Tun dahingehend zu nivellieren, ob es aus der Liebe zu Jesus erwächst.
Die Frage, die ich mir stelle, ist: Liebe ich Jesus wirklich und echt?
2. Echte Nachfolge - in Liebe
2. Echte Nachfolge - in Liebe
Man könnte den Eindruck gewinnen: Glaube ist etwas recht Theoretisches. Das scheint der erste Predigtpunkt ja noch zu unterstreichen, denn leidenschaftliche Liebe für Jesus kann man erst einmal nicht messen. Sie zeigt sich aber im Verhalten.
Die Folgen von wenig leidenschaftlicher Liebe und oberflächlicher Nachfolge waren im Gemeindealltag in Korinth sichtbar und führten zu erheblichen Problemen und Spaltungen. Fünf Jahre nach Gemeindegründung war schon so viel schief gelaufen, dass Paulus verschiedene Mitarbeiter entsenden musste, Briefe schrieb und die Gemeinde erneut besuchen musste. Abhilfe sollte aber nicht ein Diktat von oben bringen sondern eine Erneuerung von der Basis aus.
Echte Nachfolge in Liebe - Was könnte das sein?
Zuerst ist die Frage:
Spürt man es mir ab, dass ich Christ aus Leidenschaft bin?
Wer einem Hobby nachgeht, kann sagen, was ihn daran fasziniert. Wer einen Sport betreibt, kann dir beschreiben, warum er das tut.
Wie sieht deine Beschreibung aus, warum du Christ bist. Dazu gehört, dass man zumindest ungefähr sagen kann, wann eine Bekehrung erfolgt ist. dazu gehört, dass man von Erlebnissen mit Jesus berichten kann. Dazu gehört eine gewisse positive Spannung, wenn man die Bibel aufschlägt: Bringt mich Jesus heute wieder ins Staunen? Wird er mir was sagen? Betest du grundsätzlich gerne? Sind dir Menschen ein Anliegen, die Jesus nicht kennen?
Die zweite Frage ist: Wie gehst du mit anderen um?
Das ist die Frage, die ich in der Einleitung angeschnitten habe. Wenn eine Leidenschaft nicht gut ist, wird sie auch keine guten Folgen haben. Wenn deine Leidenschaft positiv ist, werden andere das merken.
Wenn wir aus Liebe zu Jesus Nachfolger sind, wenn wir von seiner Liebe ergriffen sind und aus seiner Liebe heraus unterwegs sind, zeigt sich das vor allem im Umgang mit anderen. Paulus nennt im Brief an die Gemeinden in Galatien einige Auswirkungen:
Die Frucht hingegen, die der Geist Gottes hervorbringt, besteht in Liebe, Freude, Frieden, Geduld, Freundlichkeit, Güte, Treue, Rücksichtnahme und Selbstbeherrschung. Gegen solches Verhalten hat kein Gesetz etwas einzuwenden.
Er nennt ausschließlich Auswirkungen, die auch eine Relevanz für die Mitmenschen haben. Und es liegt nahe: Jemanden, der diese Auswirkungen mehr oder weniger zeigt, wäre in einer Gemeinde und außerhalb geschätzt.
Das Geheimnis ist die echte Nachfolge in Liebe. Sie fordert Paulus in Korinth ein und wäre die Lösung für viele ihrer internen Probleme. Es könnte das Aushängeschild der Gemeinde Jesu heute sein, wo Außenstehende merken, die reden nicht nur süßlich fromm. Die lieben Jesus und ihre Geschwister wirklich.
3. Echte Nachfolge hat keine Grenzen
3. Echte Nachfolge hat keine Grenzen
Als ich mich mit der Jahreslosung beschäftigte viel mir neben der Liebe ein weiteres Wort auf. Das Wort heißt “Alles”.
Übertreibt Paulus damit nicht? Ist das nicht eine Forderung, die nicht zu erfüllen ist? Ich könnte dadurch doch auch ausgebeutet werden, wenn ich “aus Liebe zu Jesus” alles tue und aus Rücksicht auf die Gemeindekasse auf eine Entlohnung verzichte.
Ich könnte aber auch sagen: Naja, Paulus spricht nur von Dingen. Aus Liebe spenden und Küchendienst mache ich ja gerne. Aber aus Liebe jemandem zuhören oder für denjenigen beten, kann damit ja nicht gemeint sein.
Ich habe mir den Vers im griechischen Grundtext angesehen. Übersetzt man ihn wörtlich heißt er:
1. Korinther 16,14 (NA28)
πάντα ὑμῶν ἐν ἀγάπῃ γινέσθω.
Alles von euch geschehe durch Liebe.
Das Wort für Liebe meint hier die Liebe von Person zu Person im Sinn der Nächstenliebe. Paulus gebraucht das Wort immer, wenn er um die Liebe der Christen untereinander wirbt.
Nimmt man nun das “Alles” hinzu, ist meine Deutung:
Wirklich alles, was von mir zu einem anderen in Worten und Taten ausgeht, muss die Liebe vor Augen haben.
Grundlage ist die Liebe, die Jesus mir entgegengebracht hat und die ich angenommen und für mich in Beschlag genommen habe.
Was ich auf dieser Grundlage erlebt habe, was mir gilt, gilt als Maßstab und Richtung für den Umgang mit anderen.
Realistisch ist: Du und ich werden daran immer wieder scheitern, weil wir uns nicht zu einem generellen liebevollen Umgang zwingen können.
Wir müssen es vielmehr als Prozess verstehen. Auf Grund der Liebe Jesu kann ich schrittweise an der Liebe zu meinem Bruder, zu meiner Schwester in der Gemeinde arbeiten und wachsen. Denn vielleicht ist mir ja gar nicht klar, wodurch und wie ich dem anderen auf die Füße getreten bin. Dann muss ich das erst verstehen und lernen. Vielleicht brauche ich auch einfach Zeit um beispielsweise meine aufbrausende Art durch Jesu Hilfe unter Kontrolle zu bekommen. Vielleicht brauche ich auch ein Team, damit mir andere helfen und zeigen, wo man praktische Nächstenliebe tun kann.
Das große Ziel bleibt:
Wir sollten alles daran setzen, dass das, was von uns ausgeht, auf Grundlage der Liebe Jesu geschieht.
Das kann sogar ein nötiges, aber hilfreiches erstes Wörtchen sein.
Zusammenfassung
Zusammenfassung
Diese Predigt über die Jahreslosung aus 1. Korinther 16,14 kann nur der Auftakt zum Nachdenken und Nachleben sein. Zentral ist: Jesus sucht echte Nachfolger, die ihn lieben und mit großer Leidenschaft an ihm hängen. Nicht mehr, aber auch nicht weniger. Spürt man mir das ab und sieht man das in meinem Reden und Tun? Das schöne ist: Der Vers legt uns eigentlich keine Last sondern zieht uns dahin: Christus ähnlicher zu werden und ein Segen für unser Umfeld zu sein.