4. Mose 6,22-27 - Der Priester-Segen

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Numeri 6,22–27 (SLT)
Und der Herr redete zu Mose und sprach: Rede zu Aaron und seinen Söhnen und sprich:
So sollt ihr die Kinder Israels segnen; sprecht zu ihnen: Der Herr segne dich und behüte dich! Der Herr lasse sein Angesicht leuchten über dir und sei dir gnädig! Der Herr erhebe sein Angesicht auf dich und gebe dir Frieden! Und so sollen sie meinen Namen auf die Kinder Israels legen, und ich will sie segnen.

Details

Der HERR segne dich und behüte dich!

Das ist die Zusammenfassung des Segens, die Überschrift. Im ursprünglichen Kontext sind damit die Bundes-Segnungen gemeint, wie sie in Lev 26,3–13 und Deut 28,2–14 beschrieben sind.
Im NT-Kontext beschreibt Paulus die Segnungen des neuen Bundes in Eph 1,3-14.
Der Aspekt des Behütens wird besonders in Psalm 121 hervorgehoben.

Der HERR lasse sein Angesicht leuchten über dir und sei dir gnädig!

Ich möchte es so umschreiben: Der Herr möge sich dir in Gnade bzw. Liebe zuwenden, d.h. mit Wohlwollen, das unabhängig ist von deiner Qualifikation bzw. von deiner Leistung.
Jeder Mensch braucht diese Gnade bzw. Liebe. Sie muss von Gott ausgehen. Der Mensch kann sie nicht verdienen, nicht erzwingen. Aber wir können Gott um Gnade anflehen - für uns und für andere.
In Psalm 67 nimmt der Beter Bezug auf den Priester-Segen.

Der HERR erhebe sein Angesicht auf dich und gebe dir Frieden!

Was ist der Unterschied zwischen dem Leuchten des Angesichts Gottes über einem Menschen und dem Erheben seines Angesichts auf einen Menschen? Es klingt sehr ähnlich.
Das Erheben des Angesichts ist das Gegenteil vom Senken des Angesichts:
Genesis 4,5–7 (SLT)
5 aber Kain und sein Opfer sah er nicht an. Da wurde Kain sehr wütend, und sein Angesicht senkte sich. 6 Und der Herr sprach zu Kain: Warum bist du so wütend, und warum senkt sich dein Angesicht? 7 Ist es nicht so: Wenn du Gutes tust, so darfst du dein Haupt erheben? Wenn du aber nicht Gutes tust, so lauert die Sünde vor der Tür, und ihr Verlangen ist auf dich gerichtet; du aber sollst über sie herrschen!
Hier geht es um gestörte Beziehung. Ich möchte es so umschreiben: Der Herr möge sich dir mit Wohlgefallen zuwenden, d.h. er möge etwas an dir sehen, was ihm gefällt.
Die Frucht solch einer ungetrübten Gemeinschaft mit Gott ist Friede, und zwar im umfassenden Sinn des hebräischen schalom. Alle göttlichen Segnungen sind darin inkludiert.
Dafür reicht es nicht, gerechtfertigt und von Gott als sein Kind angenommen zu sein, denn auch in der Familie Gottes gibt es oft gestörte Beziehungen - sowohl zum Vater als auch untereinander - aber nicht, weil der Vater beleidgt ist und seinen Kindern schmollt, sondern weil sie sich seiner Gemeinschaft entzogen haben.
Um Gott mit unserem Lebenswandel zu gefallen, müssen wir ganzherzig mit Gott leben. Das bedeutet:
Eine grundsätzliche Entscheidung getroffen zu haben, dass wir ihm im Glaubensgehorsam nachfolgen wollen, dass wir uns ihm aufgrund seiner Barmherzigkeit als lebendiges, wohlgefälliges Opfer hingeben mit dem Wunsch, seinen Willen zu erkennen und zu tun.
Selbst wenn der Herrschaftswechsel vollzogen ist und unser altes, gottloses Wesen uns nicht mehr beherrscht, so macht es uns dennoch täglich zu schaffen und lässt uns immer wieder in Sünde fallen. Aber Gott sei Dank - es gibt eine Lösung für dieses Problem:
1. Johannes 1,7–2,2 (SLT)
7 wenn wir aber im Licht wandeln, wie er im Licht ist, so haben wir Gemeinschaft miteinander, und das Blut Jesu Christi, seines Sohnes, reinigt uns von aller Sünde. 8 Wenn wir sagen, daß wir keine Sünde haben, so verführen wir uns selbst, und die Wahrheit ist nicht in uns. 9 Wenn wir aber unsere Sünden bekennen, so ist er treu und gerecht, daß er uns die Sünden vergibt und uns reinigt von aller Ungerechtigkeit. 10 Wenn wir sagen, daß wir nicht gesündigt haben, so machen wir ihn zum Lügner, und sein Wort ist nicht in uns.
1 Meine Kinder, dies schreibe ich euch, damit ihr nicht sündigt! Und wenn jemand sündigt, so haben wir einen Fürsprecher bei dem Vater, Jesus Christus, den Gerechten; 2 und er ist das Sühnopfer für unsere Sünden, aber nicht nur für die unseren, sondern auch für die der ganzen Welt.
Gott möchte, dass jedes seiner Kinder diesen Frieden in der ungetrübten Gemeinschaft mit ihm hat. Dafür sollen wir beten - für uns und für andere.
Johannes 15,9–11 (SLT)
9 Gleichwie mich der Vater liebt, so liebe ich euch; bleibt in meiner Liebe! 10 Wenn ihr meine Gebote haltet, so bleibt ihr in meiner Liebe, gleichwie ich die Gebote meines Vaters gehalten habe und in seiner Liebe geblieben bin. 11 Dies habe ich zu euch geredet, damit meine Freude in euch bleibe und eure Freude völlig werde.
Gottes Wohlwollen, seine Gnade und Liebe sind immer für seine Kinder da, so wie die Sonne scheint, auch wenn sie von Wolken verdeckt ist. Wenn wir aber seine Gebote halten, d.h. in der fortwährenden Reinigung nach seinem Willen streben, dann verschwinden die Wolken, dann ruht auch sein Wohlgefallen auf uns und wir können uns fortwährend an seiner Liebe freuen.
Es ist das Leben, das von Gerechtigkeit, Friede und Freude im Heiligen Geist geprägt ist - der Inbegriff dessen, was das hebräische schalom bedeutet.
Stellen wir es uns anhand der Geschichte vom verlorenen Sohn vor: Der Vater liebte den Sohn, die ganze Zeit, auch als er ihn verließ und sein Erbe verprasste. Sein Wohlwollen, seine Gnade war die ganze Zeit da. Gefallen hatte der Vater allerdings nicht am Leben seines Sohnes. Aber als der Sohn zum Vater umkehrte und in seine offenen Arme lief, konnte er sich wieder an seiner Liebe und an seinem Wohlwollen freuen, was nicht zuletzt durch das anschließende Freudenfest ausgedrückt wurde.
Musste er erst etwas beweisen, etwas leisten, um den Gefallen des Vaters zu finden? Musste er ein Zeit lang Reue zeigen oder gar etwas vom verprassten Erbe zurückzahlen? Nichts dergleichen. Der Vater hatte Gefallen an seinem Sohn in dem Moment, wo er zu ihm umkehrte.
Vielleicht fühlen wir uns jetzt ermahnt, den Herrn zu suchen und zu ihm umzukehren, falls etwas zwischen ihm und uns steht. Und das ist auch gut so. Aber wir dürfen nicht übersehen, dass auch die Wiederherstellung des Familienfriedens von Gott ausgeht. So ist der Segen formuliert: “Der HERR erhebe sein Angesicht auf dich und gebe dir Frieden!” und so sollen auch unsere Gebete formuliert sein. Wir dürfen nicht denken, dass wir es in unsere menschlichen Gewalt haben, umzukehren, im Licht zu wandeln, in der Gemeinschaft mit Gott zu leben. Es braucht dazu Gottes Wirken in uns, denn es ist Christus, der in uns Gestalt annimmt, an dem Gott Wohlgefallen hat.
Und wenn wir in dem Zustand der glücklichen Gemeinschaft mit dem Herrn sind, dann wissen wir, wem wir es zu verdanken haben. Wehe uns, wenn wir uns dafür selbst auf die Schulter klopfen und uns etwas auf unsere Geistlichkeit einbilden!

Dreimal Jahwe

Jahwe ist der dreieinige Gott. Dass der Name dreimal genannt wird kann man neutestamentlich als Segnung im Namen des Vaters, des Sohnes und des Heiligen Geistes verstehen:
Der Vater ist der Segnende - siehe z.B. Eph 1,3ff
Die Gnade Gottes wird uns im Sohn zuteil - siehe z.B. Joh 1,17; Apg 15,11.
Der Geist vermittelt den Frieden in der Gemeinschaft mit Gott und den Geschwistern: siehe z.B. Röm 8,6; 14,17; Eph 4,3

Und so sollen sie meinen Namen auf die Kinder Israels legen, und ich will sie segnen.

Wir müssen uns vorstellen, dass der Herr Jesus selbst, unser großer Mittler, Fürsprecher und Fürbitter, in diesem Sinn für uns eintritt.
So legt er seinen Namen auf uns. Wir sollen den Namen, das Wesen Christi für alle sichtbar tragen. Wir gehören ihm. Wir sind ihm geheiligt. Unser Leben ist ein Zeugnis für ihn. Das kommt besonders gut in Psalm 67 zum Ausdruck, in dem der Priester-Segen aufgegriffen wird:
Psalm 67,2–3 (SLT)
2 Gott sei uns gnädig und segne uns; er lasse sein Angesicht leuchten über uns, (Sela) 3 damit man auf Erden deinen Weg erkenne, unter allen Heidenvölkern dein Heil.
Alle Aspekte des Segens haben mit Jesus Christus zu tun. Er ist der Weg, er ist das Heil - nicht nur für Israel, nicht nur für uns, sondern für alle Heidenvölker.

Zusammenfassung

Die Segnung umfasst
Segen (Gutes) und Behütung (Bewahrung vor Schlechtem),
sie umfasst Gottes Zuwendung in Liebe bzw. Gnade, die von Gott ausgehen, unabhängig von der Qualifikation des Gesegneten,
und sie umfasst Gottes Zuwendung mit Wohlgefallen zum Frieden und Gedeihen in der gegenseitigen ungetrübten Gemeinschaft des Gesegneten mit Gott.
Der doppelte Segenswunsch des Paulus, der in allen seinen Briefen in irgendeiner Form vorkommt “Gnade sei mit euch und Friede ...” ist wohl vom Priester-Segen geprägt.

Anwendung

So wie sich der Beter in Psalm 67 auf den Priester-Segen bezieht und Gottes Segen auf die Gemeinschaft herabbittet “Gott sei uns gnädig und segne uns; er lasse sein Angesicht leuchten über uns!”, so können und sollen wir für uns persönlich, für unsere Gemeinde bzw. die Geschwister, mit denen wir gerade zusammen sind, den Herrn nach dem Muster des Priester-Segens oder auch von Psalm 67 um Segen und um Gnade bitten.
Wir wollen um Gnade und Segen bitten, damit man auf Erden seinen Weg, nämlich Christus erkenne, unter allen Heidenvölkern sein Heil.
Wir wollen uns nicht nur der Gnade der Erlösung freuen sondern auch der fortwährenden, ungetrübten Gemeinschaft mit unserem Herrn, die durch keine Untreue getrübt ist, und die durch Bekennen sofort wiederhersgestellt wird, wenn uns der Heilige Geist Sünde aufzeigt. Auf diese Weise bleibt die Freude unseres Herrn in uns und unsere Freude wird voll.
Und dabei wollen wir nicht vergessen, dass auch diese Erhaltung der Gemeinschaft, das Bleiben am Weinstock, auf Gott zurückgeht. Auch wenn wir unseren Teil dabei haben, so müssen wir doch vor allem auf den Herrn schauen und ihn bitten, dass er uns das Wollen und das Vollbringen gibt.
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