AoG - Die Aseität Gottes (1)
Die Eigenschaften Gottes • Sermon • Submitted • Presented
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Einleitung
Einleitung
Heute beschäftigen wir uns mit der ersten Eigenschaft Gottes:
Gott hat das Leben in sich selbst, er ist von nichts und niemandem abhängig. Unser Leben, das körperliche wie auch das geistliche, kommt von ihm. Unser Leben ist in ihm, aber sein Leben kommt von nirgendwo anders her, und so genügt Gott sich selbst.
Um nochmals auf die Einleitung der Predigtreihe zurück zu kommen: Nichts ist so wichtig für uns und unser (Glaubens-)Leben, nichts so fruchtbar, nichts so herausfordernd, nichts so lebensverändernd als das Studium von Gottes Wesen.
1855 begann ein 20jähriger Charles Spurgeon seine Predigt über Mal 3,6 mit folgenden Worten:
„Die Betrachtung der Gottheit hat etwas äußerst Erbauliches für den Geist. Es ist ein Thema, das so groß ist, dass sich alle unsere Gedanken in seiner Unermesslichkeit verlieren; so tief, dass unser Stolz in seiner Unendlichkeit ertrinkt. Mit anderen Themen können wir uns befassen und auseinandersetzen; in ihnen fühlen wir eine Art Selbstzufriedenheit und gehen unseren Weg mit dem Gedanken: „Siehe, ich bin weise.“ Aber wenn wir zu dieser Meisterwissenschaft kommen und feststellen, dass unser Lot ihre Tiefe nicht ausloten und unser Adlerauge ihre Höhe nicht sehen kann, wenden wir uns ab ... mit dem feierlichen Ausruf: „Ich bin nur von gestern und weiß nichts.““
Spurgeon meinte damit, dass dieses Thema, das Studium Gottes, unseren Intellekt in Demut verstummen lässt, ihn aber auch gleichzeitig vergrössert und uns weise werden lässt.
Spurgeon hat schon recht: Erst wenn wir durch das Studium die wahre Grösse und Heiligkeit Gottes erkennen, werden wir wahrhaft demütig (vor seinem Angesicht). Wir realisieren dann, wie klein und unvollkommen wir sind. Und doch wächst unser Glaube genau dann, wird unser Hunger gestillt.
In den 40er Jahren des 17. Jahrhunderts hat die Anglikanische Kirche ihr Glaubensbekenntnis erstellt, bekannt als das „Bekenntnis von Westminster“. Daraus abgeleitet, ähnlich wie es auch bei Luther war, entstand ein Katechismus, ein grosser, und ein kleiner. Im kleinen Katechismus hat die Kirche dann Folgendes zur Frage „Wer ist Gott, oder Wie ist Gott“ formuliert: „Gott ist Geist, unendlich, ewig und unveränderlich in seinem Wesen, seiner Weisheit, seiner Macht, seiner Heiligkeit, seiner Gerechtigkeit, seiner Güte und seiner Wahrheit.“
Das ist eine gute Zusammenfassung seiner Eigenschaften.
Von Ewigkeit zu Ewigkeit
Von Ewigkeit zu Ewigkeit
Wir wollen uns nun mit der ersten Eigenschaft Gottes befassen, die ihn auf eindrückliche Weise einzigartig macht: Seine Selbstexistenz, bzw. Aseität (aus lat. a se, von sich, aus sich selbst).
Ganz am Anfang der Bibel steht in Gen 1,1: „Am Anfang schuf Gott Himmel und Erde.“
Vor der Schöpfung war Gott schon da. Wenn wir weit zurückschauen, müssen wir feststellen, dass Gott schon vor aller Zeit existierte und es somit keine Zeit gibt, in der Gott nicht schon da war. Ps 93,2: „Von Anbeginn steht dein Thron fest …“ Wie alt ist dieser Thron denn, fragen wir jetzt? Im zweiten Teil des Verses steht: „du bist ewig.“
Können wir das überhaupt fassen? Wir kennen unser Geburtsdatum, da begannen wir. Auf dem Friedhof stehen die Daten auf den Grabsteinen von wann bis wann ein Mensch war. Mit Gott ist es nicht so. Er hat keinen Anfang, kein Ende. In Micha 5,1 lesen wir über Christus: „…dessen Ausgang von Anfang und von Ewigkeit her gewesen ist.“ So beschreibt der Prophet, wie der Messias aus der Ewigkeit in die Zeit kommen wird. Alle diese Verse beschreiben eines: Gott wurde nicht erschaffen, er hat keinen Anfang, er war schon immer, er ist ewig, er hat kein Ende.
Ein weiterer Vers in Ps 90,2 beschreibt das so: „Ehe denn die Berge wurden und die Erde und die Welt geschaffen wurden, bist du, Gott, von Ewigkeit zu Ewigkeit.“ Gott ist schon ewig, er ist jetzt, und er wird ewig sein.
R.C. Sproul schrieb mal: „Wenn etwas existiert, dann hat es immer etwas gegeben. Wenn es jemals absolut nichts gegeben hat, dann kann es auch jetzt nichts geben, denn aus dem Nichts kann man nicht etwas machen. Umgekehrt, wenn es jetzt etwas gibt, dann beweist das an sich schon, dass es immer etwas gab. Und das, was immer ist, existiert aus und für sich selbst. Das ist derjenige, der die Macht des Seins in sich selbst hat, der lebendige Gott.“
Was Sproul hier sagt, kann man auch bei Lennox nachlesen: Wenn es jetzt etwas gibt, diese Welt existiert, muss es immer schon etwas gegeben haben, denn aus nichts kommt nichts. Und dieses Etwas war schon immer Gott.
Gott sagt in Jesaja 43,10b: “Vor mir ist kein Gott gemacht, so wird auch nach mir keiner sein.“
Gott genügt sich selbst
Gott genügt sich selbst
Im Anfang schuf Gott Himmel und Erde, es gab noch keinen Himmel, in dem seine Ehre verkündet wird, keine Engel, keine Erde, die seine Aufmerksamkeit bedurfte, keine Geschöpfe, die nur aus ihm leben. Vor der Schöpfung war nur Gott und Gott allein, der aus sich selbst lebte, sich selbst genügend war, von nichts abhängig war und nichts brauchte. Wir dürfen aber nicht dem Irrtum verfallen, dass die Schöpfung ihn veränderte. Nein, die Schöpfung änderte gar nichts an oder in ihm, er war und blieb Gott. Gott hatte kein Bedarf, keine Pflicht, die ihn drängte. Die Schöpfung war ein souveräner Akt, es gab nichts, das ihn von aussen her dazu drängte. Er tat es in seinem souveränen Willen zu seiner Ehre, weil es ihm so gefiel.
Vielleicht fühlen wir uns jetzt überwältigt von diesen Gedanken - wenn ja, ist das gut so. Es macht uns demütig zu erkennen, dass dieser Gott, der schon ewig existierte, die Zeit, dieses Universum, diese Welt und auch uns erschuf. Und wenn er für uns grösser wird, werden wir kleiner und demütig. Und Demut ist gut, denn Gott ist gnädig zu den Demütigen und gibt Stärke den Schwachen.
Off 4, 8: „…Heilig, heilig, heilig ist Gott der Herr, der Allmächtige, der da war und der da ist und der da kommt.“
Jes 57,15: „Denn so spricht der Hohe und Erhabene, der ewig wohnt…“
Joh 1,4: „In ihm war das Leben, und das Leben war das Licht der Menschen.“
Wie wir schon gelernt haben: Gottes Eigenschaften sind in allen drei Personen der Dreieinigkeit gleichermassen vorhanden, also auch in Christus.
Unser körperliches Leben, kommt von ihm, unser geistliches Leben kommt von ihm, unser ewiges Leben kommt von ihm.
Joh 5,26: „Denn wie der Vater das Leben hat in sich selber, so hat er auch dem Sohn gegeben, das Leben zu haben in sich selber.“
Joh 11,25: „Jesus spricht zu ihr: Ich bin die Auferstehung und das Leben…“
Joh 14,6: „Jesus spricht zu ihm: Ich bin der Weg und die Wahrheit und das Leben…“
Röm 9,26: „…Kinder des lebendigen Gottes…“
Apg 17,28: „Denn in ihm leben, weben und sind wir…“
Gott, der das Leben ist, welcher alles Leben besitzt, ist sich selbst genug. Er braucht nichts anderes ausserhalb von sich. Es ist wichtig zu lernen, dass Gott uns nicht erschaffen hat, weil er allein gewesen wäre. Gott erschuf uns nicht, weil er ein Bedürfnis hatte, oder ein ungefülltes Loch in seiner Heiligkeit. Er erschuf das Universum nicht, weil er es brauchte - nein, Gott bedarf absolut nichts, was ausserhalb von ihm liegt. Er ist autark, sich selbst genug.
Röm 11,34f: „Denn »wer hat des Herrn Sinn erkannt, oder wer ist sein Ratgeber gewesen«? Oder »wer hat ihm etwas zuvor gegeben, dass Gott es ihm zurückgeben müsste?«“
Gott braucht keinen Ratgeber, niemand muss Gott irgendwas leihen, er ist niemandem was schuldig. Im Gegenteil, wir brauchen ihn als Ratgeber, wir bedürfen vieler Dinge, die er hat und die von ihm kommen. Und am Besten drückt das der nächste Vers aus. Röm 11,36: „Denn von ihm und durch ihn und zu ihm sind alle Dinge…“
„von ihm“ - Gott ist die Quelle aller Dinge
„durch ihn“ - alles, was wir brauchen, kommt von ihm
„zu ihm“ - Er ist das Ziel aller Dinge
Diese Drei beschreiben unsere ganze Realität - von ihm, durch ihn, zu ihm. In der Reformations-Studienbibel steht zu diesem Vers folgender Kommentar: “Es ist alles aus seinem souveränen Willen, durch seine souveränen Handlungen, zu seinem souveränen Ruhm/zu seiner souveränen Ehre. Er ist der selbstgenügende, ewige Gott, von dem alles herkommt, durch den alles funktioniert, und für den alles existiert.”
Wenn wir das erweitern, müssen wir sagen: Kein Leben in der Schöpfung stammt/kommt aus sich selbst, kein Leben funktioniert aus sich selbst und kein Leben existiert nur für sich selbst.
Und somit kann gesagt werden, dass wir nur dann zur Ruhe kommen, wenn wir bei Gott sind, wenn unser Herz in Gott ruht.
1. Kor 8,6: „so haben wir doch nur einen Gott, den Vater, von dem alle Dinge sind und wir zu ihm, und einen Herrn, Jesus Christus, durch den alle Dinge sind und wir durch ihn.“
Kol 1,17: „Und er ist vor allem, und es besteht alles in ihm“, oder anders übersetzt „er hält alles zusammen“
Heb 1,3: „…[Jesus] trägt alle Dinge mit seinem kräftigen Wort…“
Anwendung
Anwendung
Können wir Gott fassen? Sind all diese Dinge, die wir über Gott erfahren, nicht zu gross für unseren Verstand - und unser Herz? Können wir in der Gegenwart dieses Gottes noch aufrecht stehen, oder bringt uns das nicht in Ehrfurcht dazu, anzuerkennen, wie unglaublich gross, mächtig, unerreicht, unendlich und anbetungswürdig unser Gott, der Schöpfer aller Dinge, der Vater im Himmel ist?
Wir müssen dabei aber nicht in Angst erstarren, sondern dürfen, müssen vielleicht lernen, ihm zu vertrauen. Bei diesem Blick auf Gott fragen wir uns vielleicht, ob wir ihm auch kleine Dinge/Anliegen bringen können oder können wir nur grosse Dinge/Anliegen bringen?
Als nach einer Predigt über die Grösse Gottes George Campbell Morgan, der um 1900 in London predigte, am Ausgang die Besucher verabschiedete, trat eine viktorianisch gekleidete Lady an ihn heran, griff mit ihren weiss behandschuhten Hände seine Hände und fragte: „Dr. Morgan, kann ich Gott auch kleine Dinge bringen, oder dürfen es nur grosse Dinge sein?“ Morgan sah sie mit einem zwinkernden Auge an und antwortete: „Madam, alles in Eurem Leben ist klein.“
Natürlich im Vergleich zu Gott, klar. Wir sind seine Geschöpfe, er war schon vorher da. Daher sollten wir ihm alles bringen, wir sollten ihm in allem vertrauen, mit ganzem Herzen. Er hat von allem genug, um uns all das zu geben, was wir brauchen. Er ist gross und mächtig genug, um unserem Leben eine Richtung zu geben, nämlich in der Nachfolge seines Sohnes Jesu Christ. Er, der keinen Anfang hat und kein Ende, wird uns erhalten und bewahren, wenn wir lernen, uns auf ihn zu verlassen. Denn alles kommt aus ihm, alles ist durch ihn und alles geht zu ihm. Amen.
Anhang
Anhang
Maleachi 3,6: „Ich, der HERR, wandle mich nicht; und ihr habt nicht aufgehört, Jakobs Söhne zu sein“
——
Gott ist ein Geist [a], unendlich [b], ewig [c] und unveränderlich [d] in seinem Wesen [e], seiner Weisheit [f], seiner Macht [g], seiner Heiligkeit [h], seiner Gerechtigkeit [i], seiner Güte [j] und seiner Wahrheit [k].
[a]. Deut. 4:15-19; Lk 24:39; Joh 1:18; 4:24; Apg 17:29
[b]. 1.Kö 8:27; Ps. 139:7-10; 145:3; 147:5; Jer. 23:24; Röm. 11:33-36
[c]. Deut. 33:27; Ps. 90:2; 102:12, 24-27; Offb. 1:4,8
[d]. Ps. 33:11; Mal. 3:6; Heb. 1:12; 6:17-18; 13:8; Jak. 1:17
[e]. Ex. 3:14; Ps. 115:2-3; 1.Tim. 1:17; 6:15-16
[f]. Ps. 104:24; Röm. 11:33-34; Heb. 4:13; 1.Joh 3:20
[g]. Gen. 17:1; Ps. 62:11; Jer. 32:17; Mt. 19:26; Offb. 1:8
[h]. Heb. 1:13; 1.Pet. 1:15-16; 1.Joh 3:3, 5; Offb. 15:4
[i]. Gen. 18:25; Ex. 34:6-7; Deut. 32:4; Ps. 96:13; Röm. 3:5, 26
[j]. Ps. 103:5; 107:8; Mt. 19:17; Röm. 2:4
[k]. Ex. 34:6; Deut. 32:4; Ps. 86:15; 117:2; Heb. 6:18
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R.C. Sproul Original: „If anything exists, then something has always existed. If there ever was absolutely nothing, then nothing could possibly be now, because you cannot get something out of nothing. Conversely, if there is something now, then that in itself demonstrates that there always was something. And that which always is exists in and of itself. That is the One who has the power of being within Himself, the living God.“
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Jes 57,15: „Denn so spricht der Hohe und Erhabene, der ewig wohnt, dessen Name heilig ist: Ich wohne in der Höhe und im Heiligtum und bei denen, die zerschlagenen und demütigen Geistes sind, auf dass ich erquicke den Geist der Gedemütigten und das Herz der Zerschlagenen.“