Ursprung der Taufe
Ein äußeres Zeichen für eine innere Umkehr • Sermon • Submitted • Presented
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Transcript
Handout
Einleitung: Ich wische mir noch die letzten Soßenreste aus dem Gesicht, stehe vom Mittagstisch auf und verschwinde im Schlafzimmer. Was man anzieht, ist klar. Schwarzer Anzug, weißes Hemd und eine schwarze Krawatte. Witterungsabhängig variiere ich zwischen der Anzugsjacke und einem schwarzen Pullover. Im Hausflur hängen der schwarze Schirm und der Mantel. Nun noch die schwarzen Schuhe und es kann losgehen. Halt, Trauerkarte nicht vergessen. Schnell ist sie eingesteckt.
Man sieht es mir an wohin ich will. Um 14:00 Uhr ist die Beerdigung. Ein älterer Herr aus meiner Herkunftsgemeinde war gestorben. Der Kontakt war seit Jahren nur oberflächlich und sporadisch - wie das so geht, wenn man 25km aus einander wohnt.
Bei der Beerdigung wollte ich dabei sein, auch wenn ich nicht wirklich innerlich trauerte. Er hatte sein langes Leben gelebt. Er war seit vielen Jahrzehnten bekennender Christ und freute sich auf den Himmel. Äußerlich sah ich nach Beerdigung und Trauer aus. Innerlich würde ich es eher als eine Betroffenheit und natürliche Anteilnahme beschreiben.
Überleitung: Was ein Einstieg in eine kleine Predigtreihe, in der es um die Taufe gehen wird! Es ist deshalb eine Reihe, weil wir uns dem Thema langsam nähern sollten. Mitte März werden wir einen Taufgottesdienst feiern. Es ist deshalb eine Reihe, weil das Thema Taufe nicht mal eben erklärt werden kann. Mancher Gedanke muss vielleicht auch erst einmal reifen. Deshalb nehmen wir uns ein wenig Zeit dafür.
Den Einstieg habe ich so gewählt, weil eine Taufe mehr ist, als die richtige Kleidung zum passenden Anlass anzuziehen. Es ist „ein äußeres Zeichen für eine innere Veränderung“, wie es Peter Güthler in einem Kurs über Taufe umschrieb. Ich fand den Satz passend und daher ist er das Thema der Predigt.
Wo fängt man an? Bei der Taufe des Johannes? Bei der Taufe Jesu? Oder doch lieber theologisch in den Briefen bei Paulus und Petrus? Oder orientiere ich mich an der Praxis der Apostelgeschichte?
Bei meinen Vorbereitungen bin ich interessanterweise auf einen Text aus dem Alten Testament gestoßen, der im Zusammenhang mit Taufe immer wieder fällt. Ich lese aus Hesekiel 36,25-27 nach der Übersetzung Neues Leben:
Ezechiel 36,25–27 (NLB)
Dann gieße ich reines Wasser über euch aus, und ihr werdet rein sein. Von allen euren Unreinheiten und von allen euren Götzen werde ich euch reinigen. Und ich werde euch ein neues Herz geben und euch einen neuen Geist schenken.
Ich werde das Herz aus Stein aus eurem Körper nehmen und euch ein Herz aus Fleisch geben. Und ich werde euch meinen Geist geben, damit ihr nach meinem Gesetz lebt und meine Gebote bewahrt und euch danach richtet.
Text: 25 Dann gieße ich reines Wasser über euch aus, und ihr werdet rein sein. Von allen euren Unreinheiten und von allen euren Götzen werde ich euch reinigen. 26 Und ich werde euch ein neues Herz geben und euch einen neuen Geist schenken. Ich werde das Herz aus Stein aus eurem Körper nehmen und euch ein Herz aus Fleisch geben. 27 Und ich werde euch meinen Geist geben, damit ihr nach meinem Gesetz lebt und meine Gebote bewahrt und euch danach richtet. Hesekiel 36,25-27 (Neues Leben Bibel)
Auslegung
Hesekiel und die innere Veränderung
Hesekiel und die innere Veränderung
Hesekiel gilt als dritter, großer Prophet und als Prediger und Seelsorger der Gefangenen in Babylon. Er gehörte zu den rund 10.000 Gefangenen, die bei einem Feldzug verschleppt wurden, rund zehn Jahre bevor Jerusalem endgültig dem Erdboden gleich gemacht wurde. Gott hatte damit sein lange angekündigtes Gericht eintreffen lassen. Die Urteilsbegründung finden wir u.a. in den Versen 18 und 19:
Weil sie in dem Land Blut vergossen und es mit ihren Götzen unrein gemacht haben, habe ich meinen Zorn über sie ausgegossen. Ich habe sie unter die Völker zerstreut und in viele Länder versprengt. Ich habe sie so gerichtet, wie sie es für ihr Verhalten und ihre Taten verdienten.
Weil sie in dem Land Blut vergossen und es mit ihren Götzen unrein gemacht haben, habe ich meinen Zorn über sie ausgegossen. Ich habe sie unter die Völker zerstreut und in viele Länder versprengt. Ich habe sie so gerichtet, wie sie es für ihr Verhalten und ihre Taten verdienten.
Spätestens ab 586 v. Chr. hatte der jüdische Staat aufgehört zu existieren. Gott hatte sie aus dem Rennen genommen. Eine siebzigjährige Gefangenschaft und Abwesenheit von der Heimat waren nun Programm. Das Volk Gottes erlebte was es hieß, wenn nicht sie sich von Gott abwanden sondern wenn Gott sich von ihnen abwandte. Aber Gott hatte seine Leute nicht weggesperrt und den Schlüssel weggeworfen. Die Strafe musste ertragen werden. Aber auch darin war die ausgestreckte Hand Gottes zu sehen. Er hatte mit Daniel einen gläubigen und treuen Mitarbeiter auf Regierungsebene. Er hatte mit Hesekiel den Seelsorger, Prediger und Propheten in den Gassen der jüdischen Exilgemeinde und er hatte mit Ester einige Jahre später sogar eine jüdische Frau in höchsten Staatsämtern. Dazu kam eine Reihe von Offenbarungen Gottes, die Hesekiel an die Gefangenen weitergab. Dazu gehörte der Text für heute, der erst einmal so gar nichts mit dem Hauptinteresse für Gefangene zu tun hat: Wie komme ich hier raus? Gott sprach von einem anderen Ereignis. Einem Ereignis, dass mit einer inneren Veränderung begann und sich äußerlich zeigte. Hesekiel predigte in Gottes Namen über eine innere Veränderung, die durch Gott ausgelöst sein würde und sich in einer äußeren, symbolischen Reinigung zeigte.
Was veränderte Gott?
Was veränderte Gott?
Gott gießt reines Wasser über ihnen aus
Das erinnerte an Reinigungsbäder und Waschungen bevor man an Tempelgottesdiensten teilnehmen konnte, aber es war doch anders. Man wusch sich ja nicht selbst sondern Gott goss das Wasser aus. Die Folge war eine besondere Form der Reinheit. Dazu gehörte auch die Abkehr von der bisherigen Götzenverehrung.
Gott erneuert das Herz und schenkt ein neues Gespür für ihn selbst
Kurz gesagt: Ich verstehe das als einen geistlich geprägten Blick auf das Leben und eine Lebenseinstellung, die nach Gott fragt.
Gott wird seinen Geist ausgießen
Markante Personen des Alten Testamentes hatten die Wirkung des Heiligen Geistes zeitweise kennengelernt. Hesekiel sprach aber von einer generellen Ausgießung des Geistes auf die, die Gott nachfolgten. Das erinnert an Pfingsten.
Hesekiel verkündete viele Veränderungen, die sich zuerst innerlich zeigten und dann äußerlich sichtbar wurden. Er sprach aber offensichtlich nicht von Dingen, die im Zusammenhang mit der Gefangenschaft oder einer Befreiung standen. Es mussten also Ereignisse sein, die später geschehen und die jüdische Glaubenswelt auf den Kopf stellen würden. Die Verwirklichung finden wir in den Evangelien und in den ersten Kapiteln der Apostelgeschichte.
Die vollständige innere Veränderung lässt auf sich warten
Die vollständige innere Veränderung lässt auf sich warten
Wieviel Trost die Menschen aus Hesekiels Worten damals direkt ziehen konnten, wissen wir nicht. Zumindest war es ein Trost, dass Babylon nicht die Endstation war.
Ein geistlicher und innerlicher Aufbruch geschah rund 70 Jahre später durch Esra und Nehemia. Die Menschen wanden sich wieder Gott zu und errichteten den Tempel erneut. Doch diese Besinnung schwenkte in Gesetzlichkeit um. Diese Besinnung war immer noch von Opfern und Ritualen geprägt. Wenn man genau hinschaute, war Hesekiel 36 nicht vollständig erfüllt worden. Statt Reich Gottes auf Erden schlidderte das jüdische Volk erst unter persische, dann griechische und seleukidische Herrschaft. Nach einer kurzen Phase der Unabhängigkeit standen die Römer in der Tür. Was war mit dem Ausgießen von Wasser und Geist? Wo waren die Herzen, die sich Gott zuwandten?
Als Jesus kam, mehr als 600 Jahr nach Hesekiel, und in der Synagoge von Kapernaum folgendes las, wurde klar: eine echte innere Veränderung hatte begonnen.
Man reichte ihm die Schriftrolle des Propheten Jesaja, und als er sie aufrollte, fand er die Stelle, an der steht:
»Der Geist des Herrn ruht auf mir, denn er hat mich gesalbt, um den Armen die gute Botschaft zu verkünden.
Er hat mich gesandt, Gefangenen zu verkünden, dass sie freigelassen werden, Blinden, dass sie sehen werden, Unterdrückten, dass sie befreit werden
und dass die Zeit der Gnade des Herrn gekommen ist.«
Er rollte die Schriftrolle zusammen, gab sie dem Synagogendiener zurück und setzte sich. Alle in der Synagoge sahen ihn an. Und er sagte: »Heute ist dieses Wort vor euren Augen und Ohren Wirklichkeit geworden!«
17 Man reichte ihm die Schriftrolle des Propheten Jesaja, und als er sie aufrollte, fand er die Stelle, an der steht: 18 »Der Geist des Herrn ruht auf mir, denn er hat mich gesalbt, um den Armen die gute Botschaft zu verkünden. Er hat mich gesandt, Gefangenen zu verkünden, dass sie freigelassen werden, Blinden, dass sie sehen werden, Unterdrückten, dass sie befreit werden 19 und dass die Zeit der Gnade des Herrn gekommen ist.[6]« 20 Er rollte die Schriftrolle zusammen, gab sie dem Synagogendiener zurück und setzte sich. Alle in der Synagoge sahen ihn an. 21 Und er sagte: »Heute ist dieses Wort vor euren Augen und Ohren Wirklichkeit geworden!« (Lukas 4,17-21 NLB)
Die Auswirkungen dieser Veränderungen zeigten sich an vielen Beispielen zu Jesu Lebzeiten auf Erden und danach. Eine Frage einiger unbekannter Männer zeigte: Hier erfüllt sich das, was Hesekiel gesagt hatte.
So soll nun jedermann in Israel sicher wissen, dass Gott diesen Jesus, den ihr gekreuzigt habt, zum Herrn und Christus gemacht hat!«
Was sie von Petrus hörten, traf sie ins Herz, und sie fragten ihn und die anderen Apostel: »Brüder, was sollen wir tun?«
Petrus antwortete ihnen: »Kehrt euch ab von euren Sünden und wendet euch Gott zu. Lasst euch alle taufen im Namen von Jesus Christus zur Vergebung eurer Sünden. Dann werdet ihr die Gabe des Heiligen Geistes empfangen.
Ich lese Apg 2,36-38: 36 So soll nun jedermann in Israel sicher wissen, dass Gott diesen Jesus, den ihr gekreuzigt habt, zum Herrn und Christus gemacht hat!« 37 Was sie von Petrus hörten, traf sie ins Herz, und sie fragten ihn und die anderen Apostel: »Brüder, was sollen wir tun?« 38 Petrus antwortete ihnen: »Kehrt euch ab von euren Sünden und wendet euch Gott zu. Lasst euch alle taufen im Namen von Jesus Christus zur Vergebung eurer Sünden. Dann werdet ihr die Gabe des Heiligen Geistes empfangen.
Vorangegangen waren die Pfingsterlebnisse und die Ausgießung des Heiligen Geistes auf die Apostel. Vorangegangen war die Pfingstpredigt des Petrus, die die Menschen erfüllte und sie ins Herz traf. Vorangegangen war eine Einsicht der Zuhörer: So, wie wir bisher leben, kann es nicht weitergehen.
Es bleibt Gottes Geheimnis, warum Jesus genau zu diesem Zeitpunkt Mensch wurde. Im Himmel werden wir es vermutlich erfahren, was das Kriterium dafür war, das die Zeit erfüllt war. Eine innere Veränderung geschah aber und es entstand die Frage nach einem äußeren Zeichen. Es war die Frage danach: Wie kann ich meine Umkehr zu Jesus sichtbar machen?
Ein äußeres Zeichen für eine innere Veränderung
Ein äußeres Zeichen für eine innere Veränderung
Petrus gab Jesu Anweisung an die Leute weiter.
Im großen Missionsauftrag hatte Jesus die Taufe als äußeres Zeichen angeordnet. Er hatte es Verbunden mit der Belehrung über das, was man von ihm und Gottes Reich wissen musste, um sich für eine Umkehr entscheiden zu können.
Das, was Jesus wenige Wochen vorher den Jüngern in Stammbuch geschrieben hatte, erfüllte sich nun.
Das ist der Grund, warum Petrus die ehrliche Abwendung von aller Sünde und die Annahme von Jesus als persönlichen Retter einforderte. Wer das tat, der sollte sich als äußeres Zeichen taufen lassen. Diese Taufe war der Ausdruck einer inneren Veränderung. Am Ende des Tages hatten rund 3000 Menschen diese Schritte vollzogen.
Ich möchte an dieser Stelle auf zwei Missverständnisse hinweisen.
Ich möchte an dieser Stelle auf zwei Missverständnisse hinweisen.
1. Missverständnis: Taufe bewirkt Vergebung der Sünden.
So meinte es Petrus nicht. Die Taufe steht immer am Ende eines Umkehrprozesses. Sie ist ein Symbol und nicht Mittel zum Zweck. Jesus erklärt immer, dass er es ist, der Vergebung gewährt und ausspricht und eben keine menschliche Handlung. So wenig das Opfer des Alten Testament Vergebung erwirkte, so wenig kann es die Taufe. Streng genommen müsste sie ja dann auch vielfach wiederholt werden.
2. Missverständnis: Durch die Taufe bekomme ich den Heiligen Geist.
Auch das meinte Petrus so nicht. Ich werde mit dem Heiligen Geist beschenkt, in dem Moment, in dem ich zu Jesus umkehre und ihm mein Leben anvertraue. Gerade das erste Pfingsten zeigt es deutlich: Die Apostel wurden mit dem Heiligen Geist erfüllt, obwohl sie nicht alle getauft waren. Gleiches gilt für die Bekehrung des Paulus. Zuerst steht die Umkehr vor Damaskus und erst einige Zeit später die Taufe.
Schluss:
Ein äußeres Zeichen für eine innere Veränderung
Ein äußeres Zeichen für eine innere Veränderung
In diesem ersten Teil habe ich versucht zu zeigen, dass die Idee der Taufe von Gott selbst kam und sich bereits in einem Text von Hesekiel, 600 Jahre vor den ersten Taufen finden lässt.
Die Taufe ist das äußere Zeichen für eine innere Umkehr. Ein Mensch findet Jesus. Jesus wird sein Herr und Heiland. Durch das symbolische Untertauchen und Auftauchen wird die Erneuerung sichtbar.
Ein äußeres Zeichen für eine innere Veränderung. Wir schauen uns in den nächsten Predigten genauer an, welche Arten und Bilder uns von Taufe in der Bibel begegnen.
Es wird auch um den Zusammenhang von Glaube und Taufe gehen und in einem letzten Teil möchte ich über einige Irrtümer beim Thema Taufe sprechen.
Ich wünsche uns viel Freude und vielleicht den ein oder anderen Erkenntnisgewinn bei diesem Thema.