Christus allein - Kolosser 1,12 - 23

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Gebet

Einleitung

Ihr Lieben,
es ist schön wieder hier bei Euch zu sein. Fast hätte das nicht geklappt, da unsere Tochter die Woche über sehr krank wurde, und es dann aussah als würde ich ebenso krank werden. Das war dann Gott sei Dank doch etwas milder bei mir.
Heute morgen habe ich einen Text dabei, der mich schon einige Zeit begleitet. Und zwar kommt er aus dem Brief des Paulus an die Kolosser. Ein Abschnitt, aber auch ein Brief, der mir immer wieder begegnet. Und der mich einfach nicht loslässt. Weil er so zentral ist. Weil er so strotzt von Jesus und ihn so groß macht.
Daher würde ich gern in eine kleine Predigtreihe mit Euch einsteigen, und diesen Morgen als Einstieg nutzen.

Hintergrund

Damit wir gut verstehen können was Paulus schreibt, warum er so schreibt wie er das tut, möchte ich ein wenig auf die Umstände eingehen. Das ist oft sehr hilfreich zu verstehen.
Kolossä - die Stadt
Eine ehemals sehr reiche Stadt, die schon um 480 v.Chr. als große Stadt bekannt war. Sie liegt in der heutigen Türkei, genau an einem Pass durch Gebirge gelegen den man nehmen musste wenn man den Osten mit Rom verbinden wollte. Hier siedelten sich viele Händler und Geldgeschäfte an.
Weitreichende Weidegründe brachten eine reiche landwirtschaftliche Nutzung mit sich. Auch Schafherden gab es im Überfluss. Der Lykos, ein Nebenfluss des Mäander, brachte Kalk mit sich, was man damals zur Stofffärbung gut zu nutzen wusste. Das alles begründete ein regelrechtes Stoff- und Bekleidungsmonopol und machte Kolossä zu einem Zentrum der gesamten Industrie.
So wunderte es nicht das sich neben Griechen sich auch viele Römer ansiedelten, durchmischt mit Menschen aus Vorderasien und dem Nahen Osten. Es gab dort auch eine relativ große jüdische Gemeinschaft. Und damit Religionen und Philosophien jeglicher Couleur, die in der Stadt rauf und runter diskutiert und gelebt wurden.
Zur Zeit des Paulus hatte die Bedeutung der Stadt allerdings deutlich nachgelassen. Die Römer sortierten die Region unter dem Namen “Asia” politisch neu, machten Laodizea zur Hauptstadt und änderten das Straßensystem. Der ganze Reichtum floss nun dorthin anstatt zu den Kolossern. Schon zwei Generationen vor Paulus bezeichnete Strabon, ein antiker Historiker, Kolossä nur noch als kleine Stadt. Noch ein wenig später überragten Laodizea und Hierapolis die Stadt deutlich, und Kolossä wird vom Philosophen Claudius Ptolemäus nicht einmal mehr erwähnt. Und das obwohl er in seinem Werk sehr viele unbedeutende Orte erwähnte.
Kolossä - Die Gemeinde
Vermutlich wurde die Gemeinde von Epaphras gegründet, den Paulus mehrfach erwähnt. Paulus identifiziert ihn als aus Kolossä stammend (Kol 4,12), und er bestätigt dass die Kolosser das Evangelium von ihm gehört haben (Kol 1,7), einen Diener Christi (Kol 4,12) sowie als Begleiter der anderen Kirchen in dem Tal (Kol 4,13).
Die Gemeinde selbst besteht hauptsächlich aus Heidenchristen. Neben einigen Juden, die versuchten Einfluss auf die Gemeinde auszuüben, trieben auch noch viele Irrlehrer, Philosophen und Prediger anderer Religionen ihr Unwesen. Einige Lehren drohten das Fundament der Gemeinde, Christus, auszuhöhlen.
Immer wieder bekam die Gemeinde zu hören “Dein Jesus ist ja schön und gut. Aber DAS HIER fehlt noch”. Die Juden betonten die Wichtigkeit der Beschneidung und das halten der Gesetze. Also Jesus + Gesetz. Die griechische Philosophie erkennt Jesus als weisen Lehrer an, will aber von seiner Person und seinem Anspruch nichts wissen. Gnostische Irrlehrer sehen Jesus vielleicht als Basis, aber neben Jesus braucht es noch Geheimwissen und Erkenntnis in tiefere Geheimnisse.
Jesus + X. Das ist das Muster. Orientalische Mystiker wollen den Christen die Mittlerschaft von Engeln andrehen, andere sehen strenge Askese als den Weg zum Heil, dessen Tür Jesus nur geöffnet hat.
Der Brief
Der Brief entstand so um 62/63 n.Chr. und ist einer der sogenannten Gefangenschaftsbriefe, die Paulus in seiner Gefangenschaft in Rom an verschiedene Gemeinden schrieb. Dazu zählen auch die Briefe Philemon-, Epheser- und der Philipperbrief. Nachdem Paulus von Epaphras über die Gemeinde und deren Lage unterrichtet wurde, entschied er sich einen Brief zu schreiben.
Er schrieb sehr konkret gegen einige dieser Irrlehren und wollte das Fundament der Gemeinde in Christus festigen. vgl. Kolosser 2,8 “Seht zu, dass euch niemand einfange durch Philosophie und leeren Trug, gegründet auf die Lehre von Menschen und auf die Mächte der Welt und nicht auf Christus.”
Dem Jesus + X stellt Paulus entschieden ein “Christus allein” entgegen. Ein Thema das die katholische Kirche ebenfalls aus den Augen verlor und dem sich die Reformation mit “Solus Christus” erneut entgegenstellte.
Wie kein zweiter Brief im neuen Testament unterstreicht er die Zentralität Christi, sowohl in der Lehre als auch im praktischen Glaubensleben. Er strotzt regelrecht vor Jesus und zentrale Lehren über Ihn finden sich in jedem Abschnitt des Briefes, ja fast in jedem Satz.
Und so ist er auch heute noch von zentraler Bedeutung. Wo Irrlehren in Kirchen und Gemeinden am “Christus allein” rütteln, wo Islam und andere Religionen Jesus zu einem Propheten degradieren oder Philosophie und Atheismus ihn in die Bedeutungslosigkeit drängen wollen.
Damit komme ich nun zum Text für den heutigen Tag. Ich lese ihn einmal komplett vor und gehe dann Vers für Vers mit Euch durch:

Predigttext

Kolosser 1,12–16 SLT
12 indem ihr dem Vater Dank sagt, der uns tüchtig gemacht hat, teilzuhaben am Erbe der Heiligen im Licht. 13 Er hat uns errettet aus der Herrschaft der Finsternis und hat uns versetzt in das Reich des Sohnes seiner Liebe, 14 in dem wir die Erlösung haben durch sein Blut, die Vergebung der Sünden. 15 Dieser ist das Ebenbild des unsichtbaren Gottes, der Erstgeborene, der über aller Schöpfung ist. 16 Denn in ihm ist alles erschaffen worden, was im Himmel und was auf Erden ist, das Sichtbare und das Unsichtbare, seien es Throne oder Herrschaften oder Fürstentümer oder Gewalten: alles ist durch ihn und für ihn geschaffen;
Kolosser 1,17–23 SLT
17 und er ist vor allem, und alles hat seinen Bestand in ihm. 18 Und er ist das Haupt des Leibes, der Gemeinde, er, der der Anfang ist, der Erstgeborene aus den Toten, damit er in allem der Erste sei. 19 Denn es gefiel Gott, in ihm alle Fülle wohnen zu lassen 20 und durch ihn alles mit sich selbst zu versöhnen, indem er Frieden machte durch das Blut seines Kreuzes — durch ihn, sowohl was auf Erden als auch was im Himmel ist. 21 Auch euch, die ihr einst entfremdet und feindlich gesinnt wart in den bösen Werken, hat er jetzt versöhnt 22 in dem Leib seines Fleisches durch den Tod, um euch heilig und tadellos und unverklagbar darzustellen vor seinem Angesicht, 23 wenn ihr nämlich im Glauben gegründet und fest bleibt und euch nicht abbringen laßt von der Hoffnung des Evangeliums, das ihr gehört habt, das verkündigt worden ist in der ganzen Schöpfung, die unter dem Himmel ist, und dessen Diener ich, Paulus, geworden bin.

Auslegung

Kolosser 1,12 SLT
12 indem ihr dem Vater Dank sagt, der uns tüchtig gemacht hat, teilzuhaben am Erbe der Heiligen im Licht.
Paulus lobt den Glauben der Christen in Kolossä, und eine der Eigenschaften die er besonders hervorhebt ist Dankbarkeit. Dankbarkeit, die bereit macht Auszuharren, zu ertragen und standhaft zu bleiben im Glauben.
Aber dankbar wofür? Er sagt es hier, “tüchtig gemacht teilzuhaben am Erbe”. Wer erbt denn? Kinder erben, und wer meine letzte Predigt zum Thema Adoption gehört hat, kann hier die Tür zu einem komplett neuen Thema aufmachen. Er hat uns tüchtig gemacht zu Erben. Aus Nicht-Kindern hat er Kinder gemacht.
Das Erbe von dem hier geschrieben steht, ist im Licht. Es gehört den Heiligen, und es ist im Licht wo die Finsternis ihm nichts anhaben kann.
Lasst Euch das auf der Zunge zergehen: Ihr seid die Heiligen, und Euer Erbe ist Unkaputtbar.
Diese Tatsache hämmert Paulus hier ein wie einen Fixpunkt, an dem er auch den Rest festmacht.
Kolosser 1,13 SLT
13 Er hat uns errettet aus der Herrschaft der Finsternis und hat uns versetzt in das Reich des Sohnes seiner Liebe,
Wir waren eins in der Finsternis, aber jetzt gehören wir zu ihm. Zu wem? Zu Jesus Christus, wir sind Teil seines Reiches. Des Sohnes seiner Liebe.
Kolosser 1,14 SLT
14 in dem wir die Erlösung haben durch sein Blut, die Vergebung der Sünden.
Und nur durch ihn haben wir die Vergebung. Nur durch ihn sind wir tüchtig gemacht zu erben. Nur durch ihn haben wir Anteil an diesem Reich.
Kolosser 1,15 SLT
15 Dieser ist das Ebenbild des unsichtbaren Gottes, der Erstgeborene, der über aller Schöpfung ist.
Dieser, also Jesus, ist:
a) das Ebenbild des unsichtbaren Gottes, und
b) der Erstgeborene vor aller Schöpfung.
-> a) Das hier im griechischen verwendete Wort für Ebenbild, Ikon, begegnet uns heute in zwei Kontexten. In der Ostkirche, auch orthodoxe Kirche genannt, gibt es Ikonen, kleine Bilder von Heiligen, die, als Abbild dessen was sie repräsentieren, die Wahrheit oder Lebensaussage des abgebildeten in die Gegenwart holen sollen.
In der technischen Welt, in der ich arbeite, ist ein Icon ein kleinen Bild auf dem Computer oder Handy, das auf das dahinter liegende Programm oder Funktion verweisen soll. Es steht sozusagen repräsentativ für das eigentliche.
Sowohl aus der Sprachforschung als auch aus dem Kontext wissen wir, dass Jesus beide Aspekte darstellt. Er steht nicht nur repräsentativ für Gott, sondern er vergegenwärtigt Gott. In Jesus ist Gott wahrhaftig unter uns. Er ist quasi die “Manifestation” Gottes in der sichtbaren Welt. So lesen wir zum Beispiel in Hebräer 1:3 Er ist das Ebenbild seines Wesens. Die exakte Repräsentation Gottes
Und im Johannesevangelium lesen wir in Kapitel 1,1
Johannes 1,1 SLT
1 Im Anfang war das Wort, und das Wort war bei Gott, und das Wort war Gott.
In Vers 14 schreibt Johannes dann:
Johannes 1,14 SLT
14 Und das Wort wurde Fleisch und wohnte unter uns; und wir sahen seine Herrlichkeit, eine Herrlichkeit als des Eingeborenen vom Vater, voller Gnade und Wahrheit.
Das ewige Wort Gottes wird Fleisch, wird also real, und ist dann unter uns.
In Vers 18:
Johannes 1,18 SLT
18 Niemand hat Gott je gesehen; der eingeborene Sohn, der im Schoß des Vaters ist, der hat Aufschluß über ihn gegeben.
Der Punkt ist also der dass in Jesus Christus der unsichtbare Gott sichtbare wurde. Man könnte also sagen: Jesus teilt sich mit Gott die Substanz, in ihm erkennen wir Gottes Charakter. In Christus sehen wir Gott trotz all unserer Begrenzungen als sterbliche Menschen. Ikon bedeutet er ist die exakte Kopie, er ist Gott für uns in sichtbarer Gestalt.
Im 14. Kapitel des Johannesevangeliums sagt er denn auch:
Johannes 14,9 SLT
9 Jesus spricht zu ihm: So lange Zeit bin ich bei euch, und du hast mich noch nicht erkannt, Philippus? Wer mich gesehen hat, der hat den Vater gesehen. Wie kannst du da sagen: Zeige uns den Vater?
Wer Jesus sieht, sieht Gott den Vater. Sowohl Kolosser als auch Johannes sind zentrale Texte für die Lehre der Drei-Einigkeit.
-> b) Der zweite Punkt, der Erstgeborene vor aller Schöpfung, wird gern missverstanden. Im 4. Jahrhundert lehrte ein Prediger namens Arius aus Alexandria dass Jesus ein Geschöpf ist. Zwar das oberste Geschöpf, aber eben unter Gott. Er wollte damit das Christentum vor der Anklage der Vielgötterei schützen. Obwohl seine Lehre verworfen wurde, ist sie bis heute in diversen Sekten und Gruppierungen sehr lebendig, man denke nur einmal an die Zeugen Jehovas oder die Unitarier. Auch in charismatischen Kreisen machen sich diese Lehren erneut breit durch das Wirken ettlicher Prediger aus der sogenannten “Oneness Pentacostal” Bewegung.
Da wo Arius diesen Jesus in unsere Richtung als Geschöpfe rücken wollte, drücken diese Worte der Bibel eigentlich das genaue Gegenteil aus. Erstgeboren, Empfangen, ist etwas anderes als Geschaffen. Er ist in einer anderen Kategorie als das Geschaffene. Es bezieht sich weniger seine Entstehung und Herkunft als vielmehr seine Beziehung zur Schöpfung: Er ist der ganzen Schöpfung übergeordnet, ist der Oberste, der Herrscher, aller Schöpfung.
Das wird auch im nächsten Vers ganz deutlich:
Kolosser 1,16 SLT
16 Denn in ihm ist alles erschaffen worden, was im Himmel und was auf Erden ist, das Sichtbare und das Unsichtbare, seien es Throne oder Herrschaften oder Fürstentümer oder Gewalten: alles ist durch ihn und für ihn geschaffen;
In Ihm ist alles geschaffen was im Himmel und auf Erden ist.
Heute, im 21. Jahrhundert wissen wir ja so ungefähr was das Universum ist. Ich muss Euch nicht dramatisch vor Augen malen wie unendlich es sich ausdehnt, wieviel Schönheit in seinen Planeten, Sonnensystemen, Galaxien und anderen Wundern liegt. Wie komplex die Zusammenhänge sind die für Gravitation sorgen und Leben auf unserem Planeten ermöglichen. Oder in den Mikrokosmos mit seinen Atomen und exakten Gesetzen und chemischen und physikalischen Abläufen.
Er hat ALL DAS geschaffen. Er hat es sich ausgedacht.
Und ein weiteres wird hier noch deutlicher: Es gibt genau zwei Kategorien, nämlich Geschaffen - und Nicht geschaffen. Damit ist klar dass Jesus eindeutig in die Nicht-Geschaffen Kategorie fällt.
In der Schöpfungsgeschichte in Genesis lesen wir “Im Anfang schuf Gott...”.
Im Johannesevangelium lesen wir dann, und ich zitiere aus Johannes 1,3:
Johannes 1,3 SLT
3 Alles ist durch dasselbe entstanden; und ohne dasselbe ist auch nicht eines entstanden, was entstanden ist.
Es steht ja hier für das Wort. Eine Umschreibung die Johannes benutzt und dabei Jesus meint. Alle Dinge sind durch ihn gemacht. Ohne ihn ist nichts gemacht was gemacht wurde. Damit fällt er eindeutig außerhalb der Kategorie “Gemacht”. Die Schöpfung war SEINE Idee. Er war nicht einfach nur ein Werkzeug. Ein von Gott geschaffenes Wesen um die Welt zu schaffen . Er selbst war nie in der “Geschaffen” Kategorie.
Aber die Frage ist nicht nur WER hat die Welt gemacht.
Habt ihr euch je gefragt was der Sinn von allem ist? WARUM ist die Welt geschaffen worden? Warum gibt es uns?
Wir haben hier auch die Antwort auf diese Frage: ZU IHM geschaffen. Was Luther hier für unsere Ohren etwas holprig übersetzt hat im griechischen Urtext eine Zielrichtung, ein Zweck. Alles ist FÜR IHN geschaffen, zu SEINEM Zweck.
Man kann auch sagen: Jesus ist das Ziel aller Schöpfung. Alles existiert um seine Herrlichkeit zu zeigen und ultimativ wird er durch seine Schöpfung verherrlicht werden.
Man könnte das mit einem Künstler vergleichen. In seinem Kopf existiert eine Idee, z.B. eine Statue. Er stellt sie sich vor, er weiß wie sie aussehen soll. Er wählt die passenden Materialien und passende Werkzeuge sowie Techniken. Und so entsteht sie, seine Schöpfung. Nur er kann sie sehen. Sie existiert für ihn. Zum Abschluss zeigt er die Statue anderen Leuten. Sie bewundern sein Werk, das Können des Künstlers und seine Kreativität. Und so lange diese Statue existiert werden Menschen an den Künstler denken. Das beste Beispiel hier wäre die David-Statue von Michelangelo.
Auf gleiche Art und Weise existiert diese Schöpfung in ihm, durch ihn und für ihn.
In Römer 11 lesen wir
Römer 11,36 SLT
36 Denn von ihm und durch ihn und für ihn sind alle Dinge; ihm sei die Ehre in Ewigkeit! Amen.
Weiter im Kolosserbrief, in Vers 17:
Kolosser 1,17 SLT
17 und er ist vor allem, und alles hat seinen Bestand in ihm.
Er ist VOR allen Dingen. Er ist VOR allem, sowohl zeitlich/temporal als auch was die Stellung an geht. Er existierte VOR allem. Und es besteht alles in ihm. Man könnte das anders übersetzen: “Er hält alles zusammen”.
Nach der Absage an den Arianismus in den Versen vorher hier nun also eine Absage an den Theismus oder die theistische Evolution, nach der Gott die Welt geschaffen und wie ein Urwerk aufgezogen hat. Danach lehnt er sich zurück und schaut zu wie die Schöpfung sich entwickelt.
Nein. Wir haben hier ein aktives Verb. Er ist aktiv und permanent, andauernd, in der Schöpfung tätig, er erhält sie, und ohne sein ständiges Einwirken und Zusammenhalten würde sie zusammenfallen wie ein Kartenhaus. Er steckt weiterhin seine Kraft in diese Schöpfung und erhält sie.
Nehmt nur ein Beispiel: Atome. Wir wissen wie sie aufgebaut sind. Im Atomkern, einem unvorstellbar kleinen Bereich, drängen sich Protonen und Neutronen. Ihrer positiven Ladung nach müssten sich die Kerne massiv abstoßen und auseinander fliegen. Ein Physiker sagte einmal dass wir die Kraft nicht kennen welche Atomkerne zusammenhält.
Oh, natürlich, man kann sie berechnen. Man kann ihr einen Namen geben, man nennt sie die Kernkraft, nicht zu verwechseln mit der Kernenergie mit der Strom erzeugt wird. Oder manche nennen sie auch die Nukleus-Kraft. Aber wo kommt sie her? Was treibt sie an? Nach welchen Regeln funktioniert sie? Die Wissenschaft hat keine Antwort.
Nach so vielen Jahren der Forschung und der Wissenschaft ist es uns immer noch nur unter sehr großem Aufwand und mit einem hohen Energieaufwand verbunden, einen Kern, der eigentlich gar nicht zusammenbleiben will, zu spalten. Wir müssen diese Kernkraft überwinden und brauchen dafür andere Energie. Wo diese Kraft herkommt, wo die Energie herkommt die jedes einzelne Atom zusammenhält, für die Wissenschaft bis heute ein Rätsel.
Wer hält die Atome zusammen? Wir bekommen langsam eine Ahnung davon dass Jesus selbst es ist, der die Atome zusammenhält. In 2. Petrus 3 erhalten wir eine Ahnung davon was passiert wenn er loslässt. Wenn er damit aufhört seine Energie in die Schöpfung zu stecken:
2. Petrus 3,12 SLT
12 indem ihr das Kommen des Tages Gottes erwartet und ihm entgegeneilt, an welchem die Himmel sich in Glut auflösen und die Elemente vor Hitze zerschmelzen werden!
Die Elemente werden zerschmelzen oder zergehen. Quasi eine nukleare Explosion aller Elemente.
Wir denken es war ein großes Wunder aus ein paar Broten und Fischen viele zu machen und eine Menschenmenge zu speisen?
Nein, seht auf ihn als denjenigen der die Elemente erhält und das Universum ordnet.
Es gibt nur ein Wort um ihn zu beschreiben, und das ist GOTT. Der Psalmist sagt “Der Himmel zeugt von seiner großen Schöpfungstat”. DAS ist das Kind in der Krippe.
Er ist derjenige dem nicht einmal ein einziges Atom aus den Fingern gerät.
Kolosser 1,18 SLT
18 Und er ist das Haupt des Leibes, der Gemeinde, er, der der Anfang ist, der Erstgeborene aus den Toten, damit er in allem der Erste sei.
Nachdem Paulus nun also die Grundlagen für die Schöpfung gelegt und Jesu Beziehung zur Schöpfung dargelegt hat, sehen wir nun die Beziehung zu seiner Gemeinde. Er setzt hier die Gemeinde mit einem Körper gleich, und der Kopf dieses Körpers, das ist Jesus.
Von Jesus geht das Kommando aus. Ohne den Kopf stirbt der Körper. Hier werden Entscheidungen gefällt und Urteile getroffen. Aber es gibt eine organische Verbindung zwischen Kopf und Körper. Der Kopf und der Körper sind nicht einfach zu trennen ohne der Person zu schaden. Aus der irdischen Perspektive ist der Körper absolut notwendig, denn die Gemeinde IST der sichtbare Körper Christi.
Er ist der Herr der erlösten Schöpfung. Er ist der Erste, zeitlich ebenso wie in Herrschaft.
Kolosser 1,19 SLT
19 Denn es gefiel Gott, in ihm alle Fülle wohnen zu lassen
So ein einfacher Satz, dennoch hat gerade dieser Satz den Theologen viel Kopfzerbrechen bereitet. Und in den Kommentaren kann man folglich seitenweise Abhandlungen über diesen einen Satz lesen.
Unterm Strich lässt sich sagen, dass Gott selbst in seiner Fülle in Christus Wohnung genommen hat bzw. er eben der Ausdruck des ganzen Wesens Gottes ist.
Die GANZE Fülle Gottes wohnt in ihm. Alle Gnade, alle Wahrheit, alle Gerechtigkeit, alle Heiligkeit, alle Liebe, alle Vergebung, Adoption, Erbe, Heiligung, Weisheit, Stärke, Wissen, Macht, Trost, Friede, alles.
Die ganze Fülle Gottes. Alles was jeder jemals brauchen könnte. Alles was ein Sünder jemals brauchen könnte ist in IHM. In Christus.
Er ist genug!
Das wird auch durch den nächsten Vers nochmal unterstrichen:
Kolosser 1,20 SLT
20 und durch ihn alles mit sich selbst zu versöhnen, indem er Frieden machte durch das Blut seines Kreuzes — durch ihn, sowohl was auf Erden als auch was im Himmel ist.
Denn niemals kann ein zeitlich begrenztes und sterbliches Wesen den Preis bezahlen der nötig gewesen wäre.
Um das vielleicht etwas fassbarer für uns zu machen möchte ich ein Beispiel bringen. Stellt Euch vor ihr fahrt mit einem Auto die Hauptstraße entlang, ein anderes Auto kommt aus einer Seitenstraße herausgeschossen ohne auf Euch zu achten und fährt Dir in die Seite. Personenschaden gibt es in diesem Beispiel nicht, es bleibt beim Blechschade.
Auch die Schuldfrage ist schnell geklärt: Du bist auf der Hauptstraße, der andere Fahrer ist schuld.
Wie hoch ist die Schadenssumme? Was muss als Wiedergutmachung gezahlt werden?
Das ist in erster Linie davon abhängig welcher Schaden genau vorliegt und wieviel Dein Auto wert ist. Bei meinem Ford Fiesta von 2012 da draußen wäre das vielleicht nicht allzu viel. Wobei auch hier schnell ein paar tausend Euro zusammen kommen könnten.
Sitzt Du aber in einem nagelneuen Mercedes sieht die Sache anders aus. Der Wert eines neuen Kotflügels und die Wertminderung durch den Unfall können ganz schön ins Geld gehen.
Wäre das nun ein Porsche oder gar ein noch teureres Auto gewesen, würde der Schadenswert entsprechend steigen.
Was ist nun also mit dem Schaden gegenüber Gott? Sein Wert ist nicht zu bemessen. Gott ist ewig. Ohne Anfang, ohne Ende. Sein Wert, seine Heiligkeit, seine Größe und Schönheit sind unendlich. Wieviel ist der Schaden wert den wir verursacht haben? Unendlich. Nicht zu beziffern. Denn er steigt mit dem Wert des Objektes das den Schaden hat.
Deshalb kann auch nur ein unendlich wertvolles Wesen den Schaden begleichen. Nur weil Jesus ist wer er ist, ist er in der Lage für den Schaden aufzukommen und, wie unser Vers sagt, alles mit sich zu versöhnen.
Kolosser 1,21–22 SLT
21 Auch euch, die ihr einst entfremdet und feindlich gesinnt wart in den bösen Werken, hat er jetzt versöhnt 22 in dem Leib seines Fleisches durch den Tod, um euch heilig und tadellos und unverklagbar darzustellen vor seinem Angesicht,
Ja, auch Euch. Dich und mich. Jeden einzelnen von uns. Diese Versöhnung gilt Dir persönlich.
Wenn Jesus wirklich so groß, so unendlich ist, und sein Opfer damit so unfassbar groß, dann gilt es auch Dir. Egal was Du getan hast. Egal wie groß Deine Sünde sein könnte. Seine Gnade ist größer.
Er ist in seinem physischen Körper gestorben. Nur wenn er auch wirklich Mensch war kann er einen menschlichen Körper haben und in diesem Körper leiden und sterben. Und nur ein Mensch kann an Stelle eines anderen Menschen sterben. Und in diesem seinem Tod hat er Euch versöhnt mit Gott, hat Euch geheiligt, und Euch den Wert den er hat wie ein Preisschild aufgeklebt: Unendlich heilig. Ohne Makel.
So steht ihr vor Gottes Angesicht. So stehst Du vor seinem Angesicht.
Kolosser 1,23 SLT
23 wenn ihr nämlich im Glauben gegründet und fest bleibt und euch nicht abbringen laßt von der Hoffnung des Evangeliums, das ihr gehört habt, das verkündigt worden ist in der ganzen Schöpfung, die unter dem Himmel ist, und dessen Diener ich, Paulus, geworden bin.
Die einzige Bedingung die er dafür stellt ist, dass ihr am Glauben festhaltet.
Wann immer Christen vor eine Weggabelung standen, wann immer Gemeinden eingegangen sind, ob aus Nachwuchsmangel oder Verfolgung, es gibt immer die Möglichkeit alles hinzuschmeißen. Doch dann war alles umsonst. Aber das muss es nicht sein. Menschliche Strukturen vergehen, aber seine Gnade für Dich vergehst nicht.
Egal was Deine Umstände sein mögen, halte fest am Glauben. Dein Grund, Dein Fundament ist nicht Dein Geld, Deine Kraft, Dein Körper, deine Familie. Ja ist nicht einmal die Gemeinschaft hier in der Gemeinde.
Dein Fundament war, ist und muss bleiben Jesus, der Gestorbene und der Auferstandene.

Zusammenfassung

Wer ist also dieser Jesus für Dich?
Pilatus nannte ihn den “Mann ohne Fehl”. Der Philosoph Diderot sagte über Jesus er sei “Der Unübertroffene”. Napoleon nannte ihn den “Herrscher der Liebe”. Der Philosoph Strauss erkannte in ihm “Das höchste Model der Religion”. John Stuart Mill sagte Jesus sei “Der Richtschnur der Menschheit”. Lecky sah in ihm das “höchste Vorbild tugendhaften Verhaltens”. Und wir könnten weiter machen: Renan, ein französischer Atheist sagte er sei der “größte der Söhne der Menschen”.
Sogar der Dalai Lama lobte ihn und nannte ihn einen reinkarnierten Buddhisten, ja sogar eine Reinkarnation Buddhas selbst.
Die Menschen sind voll des Lobs über Jesus, aber sie liegen alle daneben.
Thomas lag richtig als er gegenüber Jesus bekannte “Mein Herr und mein Gott.” Simon Petrus bekannte “Du bist der Christus, der Sohn des Lebendigen Gottes!”. Jesus lobte dieses Bekenntnis und ging soweit zu sagen: Darauf werde ich meine Gemeinde bauen.
Der Glaube an diesen Herrn Jesus, welcher der Anfang und das Ziel der Schöpfung ist. Dieser Herr der täglich in seiner Schöpfung aktiv ist und sie lenkt bis zu ihrem Ende.
Er der reicht. Er der genug ist. Er der alles getan hat. Er hat Dich mit Gott versöhnt, zu seinem Kind gemacht und gibt Dir Anteil an seinem Erbe. Wirf Dich auf ihn mit Deinem ganzen sein, vertraue auf ihn allein und nicht auf Deine Werke oder gute Taten.
Amen
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