Predigt (unbenannt) (7)
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Transcript
Heute gehen wir los. Wir begeben uns auf einen neuen Weg.
Einen Weg auf dem es viele erste Male gibt.
Vieles passiert zum ersten Mal.
Es geschieht Neues.
Neues, das man nicht kommen hat sehen. Neues, das überrascht und irritiert.
Dieses Neue hat aber auch die Kraft zu verändern.
Auf diesem Weg lernen wir immer mehr verstehen, wer Christus ist.
Wir hören auf ein Reisegespräch, das Markus uns in seinem Evangelium im Kapitel 8 ab dem Vers 27 berichtet.
27 Jesus ging mit seinen Jüngern in die Dörfer bei Cäsarea Philippi. Auf dem Weg fragte er die Jünger: Für wen halten mich die Menschen? 28 Sie sagten zu ihm: Einige für Johannes den Täufer, andere für Elija, wieder andere für sonst einen von den Propheten. 29 Da fragte er sie: Ihr aber, für wen haltet ihr mich? Simon Petrus antwortete ihm: Du bist der Christus! 30 Doch er wies sie zurecht, niemandem etwas über ihn zu sagen. 31 Dann begann er, sie darüber zu belehren: Der Menschensohn muss vieles erleiden und von den Ältesten, den Hohepriestern und den Schriftgelehrten verworfen und getötet werden und nach drei Tagen auferstehen. 32 Und er redete mit Freimut darüber. Da nahm ihn Petrus beiseite und begann, ihn zurechtzuweisen. 33 Jesus aber wandte sich um, sah seine Jünger an und wies Petrus mit den Worten zurecht: Weiche hinter mich, du Satan! Denn du hast nicht das im Sinn, was Gott will, sondern was die Menschen wollen.
In unserem heutigen Bibeltext finden sich drei Zurechtweisungen. Dreimal wird jeweils einer anderen Person den richtigen Weg aufgezeigt. Oder den scheinbar richtigen Weg. Zwei von drei Zurechtweisungen kommen aus dem Mund von Jesus.
Ein zurechtweisender Jesus passt nicht so ganz in mein Jesusbild.
Wenn ich an Jesus denke, dann an:
Jesus, der Menschenfreund.
Jesus, der Sanftmütige.
Jesus, der Liebende.
Jesus, der Fürsorgliche.
Jesus, der Friedensstifter.
Und dieser Jesus weist in diesem Bibeltext einmal seine Jünger und das zweite Mal Petrus zurecht. Etwas Neues das überrascht und irritiert.
Begeben wir uns auf den Weg. Wir sind mit Jesus unterwegs. Auf diesem Weg lernen wir immer mehr verstehen, wer Jesus ist.
1. Wegstation - Jesus weist seine Jünger zurecht
Wir befinden uns auf der ersten Wegstation. Auf dieser stellt Jesus seinen Jüngern zwei Fragen und weist seine Jünger zurecht.
a. Zurechtweisung
Es geschieht nun die erste Zurechtweisung. Jesus weist seine Jünger zurecht niemand etwas über ihn zu sagen.
«Doch er wies sie zurecht, niemandem etwas über ihn zu sagen.» (Mk 8,30)
Diese Aufforderung gilt bis Jesus auferstanden ist. Nach seiner Auferstehung dürfen die Jünger erzählen, dass Jesus Christus ist.
Doch weshalb machte Jesus diese Aufforderung?
Für dieses Geheimnis gibt es zwei Gründe. Zum einen verstand Jesus unter Messias etwas ganz anderes, als das Volk unter Messias verstand. Hätte Jesus sich selbst Messias genannt, hätten das Volk eine falsche Vorstellung von Jesus gehabt.
Zum anderen wollte Jesus es vermeiden zu früh in einen Konflikt mit den Römern zu gelangen. Pilatus hätte es nicht toleriert wenn sich jemand selbst als Christus bezeichnet hätte. Als der lang ersehnte König der Juden.
Aufgrund des falsches Christusverständnisses des Volkes weist Jesus seine Jünger zurecht niemand etwas über ihn zu sagen.
b. Wie es dazu kam?
Doch wie kam es zu dieser Zurechtweisung? Was geschah zuvor?
Jesus stellte seinen Jüngern zwei Fragen.
Er fragte sie: Für wen halten mich die Menschen?
Es geht nun um die Haltung der Menschen. Die Jünger sollen nun das wiedergeben, was sie so von Leuten über Jesus gehört haben.
Die Jünger antworten gemeinsam im Kanon. Kein Jünger wird namentlich ernannt. Kein Jünger sticht heraus.
Jesus stellt seinen Jünger darauf nochmals eine Frage: Für wen haltet ihr mich?
Es geht nun um die Haltung der Jünger. Ihre Einstellung. Es ist nun ihre persönliche Haltung gemeint. Wer ist Christus für euch?
Dieselbe Frage richtet sich auch an uns. Für wen halten wir Christus? Wer ist Christus? Was würden wir Jesus antworten?
Du bist…
Petrus ergreift das Wort und antwortet für alle Jünger:
Du bist Christus!
Zum ersten Mal wird Jesus im Markusevangelium «Christus» genannt. Zuvor findet sich die Bezeichnung «Christus» nur in der Einleitung des Markusevangelium. „Anfang des Evangeliums von Jesus Christus, Gottes Sohn.“
Danach wird sieben Kapitel lang darüber geschwiegen.
Mit unserem Predigttext sind wir auf dem Höhepunkt des Markusevangeliums.
In unserem Bibeltext wird der Kern des Evangeliums deutlich: Jesus ist Christus. Christus wurde in der Zeit des Neuen Testaments als Titel für den kommenden Erlöser verwendet. Christus, der durch seine Leiden, sein Sterben und seine Auferstehung die Menschheit erlösen wird.
Und nachdem Jesus zum ersten Mal Christus genannt wurde, erzählt er das erste Mal von dem Ziel des Weges.
Er erklärt seinen Jüngern wohin der Weg führt.
Der Start des Weges war das Christusbekenntnis des Petrus.
Und das Ziel des Weges ist Jerusalem. Dort wird Jesus leiden, sterben und nach drei Tagen wieder auferstehen.
Jesus muss als Christus also leiden und sterben.
Es gibt keinen Weg am Leid und am Sterben vorbei.
Du bist Christus bedeutet also: Du bist der Christus der leidet, stirbt und aufersteht. Das Leiden und Sterben gehört zum göttlichen Plan. Sie sind gottgewollt und gottverordnet.
Der Reformator Melanchthon formulierte folgenden Satz: «Das heisst Christus zu erkennen: seine Wohltaten erkennen.» [1]
In seinen Wohltaten: Seinem Leiden, Sterben und Auferstehen erkennen wir wer Christus ist. Und wir verstehen dadurch wie er ist.
2. Wegstation – Petrus weist Jesus zurecht
Wir befinden uns nun auf der zweiten Wegstation. Auf dieser weist Petrus Jesus zurecht.
a. Zurechtweisung
Laufe etwas nach vorne und drehe mich um (Rücken zum Publikum)
Petrus nimmt Jesus zur Seite. Nun reden sie unter vier Augen. Und Petrus weist nun Jesus zurecht. Markus berichtet uns nicht, was Petrus gesagt hat. Er beschreibt nur die Handlungen. Das Markusevangelium ist in diesem Moment ein Stummfilm.
«Da nahm ihn Petrus beiseite und begann, ihn zurechtzuweisen.» (Mk 8,32b)
Damit tritt Petrus aus seiner Nachfolge heraus.
Seine Haltung hat sich verändert. Petrus folgt nicht mehr Jesus.
Petrus folgt nun nicht mehr den Anweisungen von Jesus.
Sondern Petrus will Jesus seinen Platz zuweisen. Er weist ihn zurecht. Petrus weist Jesus zu Unrecht zurecht.
Petrus hatte eine klare Vorstellung davon, wie Jesus handeln soll. Petrus wollte bestimmen, was Jesus macht.
Petrus kannte den Plan von Gott sehr genau. Er wusste was Gott vorhatte. Doch der Plan stand quer zu seinem Bild von Jesus. Der Plan stimmte nicht mit seinem Bild von Jesus überein. Und deshalb wies Petrus Jesus zurecht.
Sind wir bereit Gottes Wege zu gehen?
Wege, die anders sind, als wir sie uns vorgestellt haben.
Wege, die wir uns anders wünschen würden.
Wege, die wir eigentlich anders geplant hatten, zu verwerfen.
Sind wir bereit unser Leben von Gott bestimmen zu lassen?
b. Wie es dazu kam?
Das Bild des leidenden Christus kollidiert mit der Vorstellung des Petrus von Christus. Und wahrscheinlich kollidierte es mit der Vorstellung aller Jünger.
Ein leidender Christus passt überhaupt nicht zum Bild, das Petrus von Christus hat.
Messias und Leiden kriegt Petrus nicht zusammen.
Es ist für ein Oxymoron.
Es sind für ihn zwei Dinge, die absolut gar nicht zusammen passen.
Es sind für ihn zwei gegensätzliche Begriffe.
Petrus ist davon überzeugt, dass der Retter-Messias nicht sterben darf.
Und deshalb weist er Jesus zurecht.
Petrus sagte: Du bist Christus.
Doch er verstand nicht, was er da sagte.
Er machte das Bekenntnis.
Doch gross war sein Unverständnis über den Inhalt von diesem Bekenntnis.
Er verstand nicht, was Christus bedeutet.
Petrus hatte eine klare Vorstellung davon, was dies meint. Was Christus bedeutet.
Petrus erwartete einen Christus. Einen Retter, der die Feinde besiegt. Einen Retter, der die Herrschaft übernimmt. Und zu einem solchen mächtigen Retter passt Leid nicht dazu. Und Sterben passt zu einem solchen starken und heldenhaften Retter erst recht nicht dazu.
Was erwartet ihr von Christus?
Wie stellt ihr euch Christus vor?
Was macht Christus?
Was macht Christus nicht?
3. Wegstation – Jesus weist Petrus zurecht
Drehe mich wieder um und schaue nun wieder ins Publikum.
Wir befinden uns auf der dritten Wegstation. Auf dieser weist Jesus Petrus zurecht.
a. Zurechtweisung
Nachdem Petrus Jesus zurechtgewiesen hat, weist Jesus Petrus zurecht. Jesus korrigiert damit Petrus. Korrigiert damit das Christusverständnis von Petrus.
An dieser Stelle ist das Markusevangelium kein Stummfilm mehr, sondern es wird laut. Jesus sagt zu Petrus:
«Weiche hinter mich, du Satan! Denn du hast nicht das im Sinn, was Gott will, sondern was die Menschen wollen.» (Mk 8,33)
Du Satan!
Eine Anrede die erschreckt. Schockiert.
Jesus sagt harte Worte zu Petrus.
Er nennt Petrus Satan. Er spricht Petrus mit Satan an.
b. Wie es dazu kam? (oder Erklärung)
Petrus wird Satan genannt, weil er eine satanische Haltung hat. Er will nicht das, was Gott will. Petrus Wille entspricht nicht dem göttlichen Willen. Sondern er will Jesus von seinem göttlichen Plan abbringen will. Es geht hier um Leben und Tod. Petrus stellt sich dem Tod von Jesus entgegen. Er stellt sich dem göttlichen Plan quer. Und deshalb reagiert Jesus so scharf und so hart.
In unserem Predigttext ist der Wille von Gott, dass Jesus leidet, stirbt und aufersteht. Dies ist mittlerweile schon geschehen. Jesus litt, starb am Kreuz und stand nach drei Tagen wieder auf. Wir können diesem Willen nicht mehr entgegentreten, weil es bereits geschehen ist. Weil es bereits vollbracht ist.
Wie können wir heute das im Sinn haben, was Gott will? Was will Gott überhaupt?
Gott will, dass wir ihm nachfolgen.
Wohin er uns führt, wir hingehen.
Dass wir seiner Führung und Leitung vertrauen.
Der Weg von Jesus führte ins Leiden.
So kann auch unser Weg – Jesus hinterher – ins Leiden wegen Jesus führen.
Der Weg Jesus hinterher wird kein leichter sein.
Dieser Weg wird kein leichter sein.
Dieser Weg ist steinig und steil.
Aber es lohnt sich absolut diesen Weg zu gehen.
Denn die Endstation ist nicht das Leiden.
Das Kreuz war auch nicht die letzte Wegstation von Jesus. Sondern es war die Auferstehung.
Der Weg Jesus hinterher wird uns zu einem ewigen Leben bei und mit Gott führen.
Was für eine riesige Hoffnung!
Gott will, dass alle Menschen gerettet werden seine Nachfolgerinnen und Nachfolger werden.
Jesus sendet uns also zu den Menschen, die ihn noch kennen.
„Darum geht und macht alle Völker zu meinen Jüngern.“ (Mt 28,19a)
Man könnte auch sagen: Darum geht und macht alle Völker zu meinen Nachfolgerinnen und Nachfolger.
Gott will also uns gebrauchen, dass noch mehr Menschen ihm nachfolgen.
Und Gott will, dass wir alle Menschen gerecht und liebevoll behandeln.
Alle Menschen. Unsere Freunde und Feinde.
Jesus führt uns zu den Menschen. Zu den Armen, Schwachen und Benachteiligten. Diesen sollen wir besonders Gottes Liebe zeigen.
«Weiche hinter mich, du Satan!»
Jesus sagt Petrus nicht: Weiche von mir.
Er sagt auch nicht: Geh von mir weg. Ich will dich nie mehr wiedersehen.
Sondern er sagt: Weiche hinter mich. Ich möchte, dass du auch weiterhin mit mir gehst. Weiterhin mir nachfolgst.
Aber du sollst auf deinem Platz bleiben. Hinter mir nach.
Jesus erinnert Petrus damit an den Moment, indem er Petrus in seine Nachfolge gerufen hat.
Damals sagte Jesus zu Petrus und zu Andreas: «Kommt, hinter mir!» (Mk 1,16)
Jesus sagt nun zu Petrus «Weiche hinter mich».
Zwei von drei Worten sind gleich, wie damals als Jesus Petrus in seine Nachfolge gerufen hat.
Jesus erinnert Petrus also nun an diesen Nachfolgeruf.
Jesus geht es um eine Haltung. Petrus soll ihm nachfolgen. Ihm vertrauen. Ihm folgen. Ihm hinterher gehen.
Jesus weist Petrus mit der Zurechtweisung wieder seinen Platz in der Nachfolge zu.
Jesus hinterher und nicht Jesus voraus.
Jesus nimmt Petrus auf den Weg zum Verständnis darüber wer er ist. Er korrigiert das falsche Christusbild des Petrus.
Und weist ihm den Weg hin zum richtigen Verständnis über ihn.
Petrus machte einen Misstritt.
Doch in diesem Moment leuchtet die Gnade von Jesus auf.
Jesus weist zurecht, aber er weist Petrus nicht von sich weg.
Petrus darf bei Jesus bleiben.
Petrus darf weiterhin Jesus nachfolgen.
Petrus darf weiterhin der Jünger von Jesus sein.
Du bist Christus bedeutet: Christus ist ein Gnädiger.
Jesus ist Petrus unglaublich gnädig.
Und diese Gnade gilt auch uns. Wenn wir Jesus zu Unrecht zurechtweisen. Unseren Platz in der Nachfolge verlassen und Jesus den Weg weisen wollen. Dann weist er uns wieder in den Platz in die Nachfolge zu.
Deutlich und klar aber voller Gnade.
Jesus sagt auch zu dir: Weiche hinter mich, du Satan! Denn du hast nicht das im Sinn, was Gott will, sondern was die Menschen wollen.
Jesus war mit seinen Jüngern unterwegs. Auf diesem Weg lernten sie immer mehr verstehen wer Christus ist.
Jesus möchte auch uns auf einen Weg nehmen. Dass wir immer mehr verstehen wer er ist und wie er ist.
Sind wir bereit uns auf diesen Weg zu begeben?
Wir beten als Antwort:
[1] Philipp Melanchthon, Loci Communes 1521, Lateinisch – Deutsch, (übersetzt von Horst Georg Pöhlmann), Gütersloh: Gütersloher Verlagshaus, 2. durchges. u. korr. Aufl. 1997, 22.