In Versuchung führen
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In Versuchung führen
In Versuchung führen
Eine Anekdote erzählt von Martin Luther, dass er in Wittenberg spät abends in seinem Arbeitszimmer studiert. Der Teufel schleicht durch die Stadt und will den Reformator bei seiner Arbeit stören. Unter dem Fenster des Arbeitszimmers ruft der Teufel nach oben: „Wohnt hier der Doktor Martinus Luther?” Luther hört die Stimme des Teufels, springt zum Fenster, reißt die Läden auf und ruft hinunter: „Nein, der Martin Luther, der ist längst gestorben. Hier wohnt Jesus Christus!” Da zieht der Teufel den Schwanz ein und flüchtet.
Martin Luther wollte damit sagen: der alte Mensch ist gestorben, ein neuer Mensch ist geboren, mit einer ganz neuen Identität. Für die Sünde, den Teufel, seine Versuchungen und Störungen ist Luther tot. Christus lebt in ihm. So hat es auch Paulus gemeint, wenn er im Galaterbrief schreibt: „Nun lebe nicht mehr ich, sondern Christus lebt in mir!” In Christus sind wir neue Menschen mit ganz neuen Maßstäben und Motiven, mit neuen Horizonten und Dimensionen. Wenn die Sünde, der Teufel, die Anfechtung und Versuchung kommen, sind wir dafür tot. Wenn Jesus mit seinem Wort und Ruf kommt, sind wir hellwach. Lassen wir uns mit unserem alten, dicken Ich beerdigen und stehen als wiedergeborene Menschen auf! Mit einem neuen Namen, einer neuen Identität. „Wir sind ja, Herr, nach deinem Namen genannt!”
Das schon einmal als Einleitung in meine Predigt.
Bis 2011 klang die Werbung eines Schokoladenproduzenten 38 Jahre lang ins Ohr von uns Deutschen, wenn wir das Wort Versuchung hörten: »Milka, die zarteste Versuchung, seit es Schokolade gibt«. Es hat sich bei uns so tief eingeprägt, dass selbst heute viele Jahre später immer noch diese Werbung in unseren Ohren klingt.
Warum sollten wir uns nicht von einer guten Schokolade verführen lassen? Ich bekenne es offen und ehrlich. Ich liebe Schokolade.
Ob dabei diese eine Sorte die beste Schokolade ist, denke ich, ist sicher auch Geschmackssache. Ich persönlich sage, es gibt andere, die schmeckt besser. Ich liebe z.B. auch dunkle Schokolade mit Chili.
Dennoch denke ich, gibt es in unserem Leben ganz andere und folgenreichere Versuchungen als ein Stück oder eine Tafel Schokolade.
Immer wieder tauchen bei den Versuchungen, die wir erleben und erfahren Fragen auf: Warum nicht? Warum soll ich es nicht tun?
Der Jugendliche im Laden fragt sich bei der CD: Warum nicht? Warum sollte ich sie nicht mitgehen lassen?
Die Radsportler fragten sich: Warum nicht Doping? Der Ruhm, der Erfolg über andere, wenn es niemand merkt, ist doch so groß? Warum nicht?
Da ist die bildhübsche Frau oder der attraktive Mann: Warum nicht? Ein kleiner Flirt – dass darf man doch nicht so eng sehen?
Oder der Unternehmer der in der Geschäftswelt im Umgang mit dem Geld in der Versuchung steht. Gerade auch jetzt, wenn der Mindestlohn und die Energiekosten immer mehr steigen. Es lässt sich leicht sagen „Geld ist nur ein Zahlungsmittel“. Aber ist es das wirklich nur – in der Wirklichkeit der Geschäftswelt sieht es anders auch.
Wie vielen Versuchungen sind wir jeden Tag wirklich ausgesetzt? Da sind sexuellen Versuchungen, finanziellen Versuchungen? Und wie oft scheitern wir tatsächlich?
Heute Morgen hören wir die Geschichte von der Versuchung von Jesus. In diesem Abschnitt der Bibel geht es, auch wenn es nicht so aussieht, um uns. Es geht nicht um einen äußeren Schaukampf zwischen Jesus und dem Teufel, wo wir uns als Zuschauer gemütlich zurücklehnen können. Nein, bei dieser Versuchung von Jesus geht es um uns. Es geht um unser Leben, es geht um unser Heil! Denn der Hebräerbrief schreibt, dass Jesus als unser Hohepriester versucht wurde wie wir, jedoch ohne Sünde blieb. Wir lesen:
1 Danach wurde Jesus vom Geist in die Wüste geführt. Dort sollte er vom Teufel auf die Probe gestellt werden. 2 Jesus fastete 40 Tage und 40 Nächte lang. Dann war er sehr hungrig. 3 Da kam der Versucher und sagte zu ihm: »Wenn du der Sohn Gottes bist, befiehl doch, dass die Steine hier zu Brot werden!« 4 Jesus aber antwortete: »In der Heiligen Schrift steht: ›Der Mensch lebt nicht nur von Brot. Nein, vielmehr lebt er von jedem Wort, das aus dem Mund Gottes kommt.‹« 5 Dann nahm ihn der Teufel mit in die Heilige Stadt. Er stellte ihn auf den höchsten Punkt des Tempels 6 und sagte zu ihm: »Wenn du der Sohn Gottes bist, spring hinunter! Denn in der Heiligen Schrift steht: ›Er wird seinen Engeln befehlen: Auf ihren Händen sollen sie dich tragen, damit dein Fuß nicht an einen Stein stößt.‹« 7 Jesus antwortete: »Es steht aber auch in der Heiligen Schrift: ›Du sollst den Herrn, deinen Gott, nicht auf die Probe stellen!‹« 8 Wieder nahm ihn der Teufel mit sich, dieses Mal auf einen sehr hohen Berg. Er zeigte ihm alle Königreiche der Welt in ihrer ganzen Herrlichkeit. 9 Er sagte zu ihm: »Das alles will ich dir geben, wenn du dich vor mir niederwirfst und mich anbetest!« 10 Da sagte Jesus zu ihm: »Weg mit dir, Satan! Denn in der Heiligen Schrift steht: ›Du sollst den Herrn, deinen Gott, anbeten und ihn allein verehren!‹« 11 Daraufhin verließ ihn der Teufel. Und es kamen Engel und sorgten für ihn.
Rechnet mit der Versuchung in eurem Glauben und Leben
Jeden Tag in unserem Leben werden wir versucht, auch heute und hier in diesem Gottesdienst. Wir müssen also immer und jederzeit damit rechnen. Dabei ist das Interessante, dass die Versuchungen oft nach gerade besonderen Erfolgserlebnissen kommen, wenn man auf dem Höhepunkt seiner Erfolge und Erlebnisse ist. Auch in den Versuchungsgeschichten der Bibel ist es so.
Da ist der große Prophet Elia, der mit Gottes Hilfe auf dem Berg Karmel die Ohnmacht des Gottes Baal und die Macht und Größe des Gottes Israel gezeigt hat. Da war er der Sieger und hatte allen Grund zum Feiern. Doch die Drohung der Königin Isebel entmutigte ihn, und ließ ihn in eine endlose Traurigkeit und Depression mit dem Wunsch des Sterbens stürzen. Er hatte das Gefühl, dass doch alles keinen Zweck und Sinn mehr hat.
Ich glaube, dass gerade das eine der schlimmsten Versuchungen ist, in die wir Menschen fallen, wenn wir das Leben nur noch alles schwarzsehen. Sicher haben wir oft genügend Gründe dazu.
Sehen wir uns den König David an. Auch bei ihm geschah es in einer Zeit des persönlichen Erfolges. Er hatte viele Kriege siegreich geführt. Als letztes hat er die Ammoniter besiegt (2.Samuel 10 ). Alle Völker um Israel fürchteten sich vor David, so dass sie sich selbst gegenseitig nicht mehr im Kampf gegen David unterstützten. Da geschah es, dass er sexuell versucht wurde und Ehebruch mit der Frau eines seiner treuen Soldaten beging und später wurde er sogar zum Mörder in mittelbarer Täterschaft. Er ist seiner Versuchung erlegen.
Im Alten und auch im Neuen Testament finden wir noch weiter Beispiele. Auch die Versuchung von Jesus geschah nach einer geistlichen Hochzeit. Dieser Versuchung durch den Teufel in der Wüste ging seine Taufe im Jordan voraus. Sie endete mit der Aussage Gottes, des Vaters: »Dies ist mein geliebter Sohn, an ihm habe ich Freude.« (Mt.3,17)
Und genau diese Aussage ist der Einstieg des Teufels mit der er Jesus versucht, und dass gleich bei zwei der drei Versuchungen: „Wenn du Gottes Sohn bist ...“
Im Gegensatz zu Elia und David und viele anderen widersteht Jesus den Versuchungen.
Nun stellt sich noch einmal die Frage, wie steht es mit uns.
Rechnen wir in den Hochzeiten unseres Lebens, aber auch in den Hochzeiten unseres Glaubens mit Versuchungen, denen es zu widerstehen gilt. Oder sind wir ihnen nicht viel zu schnell erlegen. Und trösten uns dann mit den Worten. „Es ist doch nur halb so schlimm.” Nein, das ist die schlimmste Einstellung, die es gegenüber Versuchungen gibt, welcher Art auch immer. Einer Versuchung nachzugeben, ist sehr schlimm, weil dieses weitere Folgen hat. Bei David hat der Ehebruch Folgen für sein weiteres Leben, aber auch das Leben seiner Kinder.
Nun sicher ist es „nicht schlimm“ der Versuchung eines Stückes Schokolade nachzugeben, aber meistens bleibt es nicht dabei, sondern es wird die ganze Tafel und noch mehr. Es steht also die Frage: Wie gehen wir mit Versuchungen um? Dabei stehen bei uns als Christen besonders die geistlichen Versuchungen im Raum. Aber ehrlich die Versuchungen im Leben haben immer etwas mit den Versuchungen des Glaubens zu tun. Darum rechnet also immer mit Versuchungen in eurem Leben und in eurem Glauben.
Versteht die Natur der Versuchung
Die Natur der Versuchung ist trügerisch. Eine Versuchung beginnt immer mit einer Wahrheit, die schnell zur Halbwahrheit wird. Schon in der ersten Versuchungsgeschichte der Bibel wird es deutlich, als die Schlange an Eva herantritt: „Sollte Gott gesagt haben: Ihr sollt nicht essen von allen Bäumen im Garten? Diese Verallgemeinerung der Schlange fordert Eva heraus. Bei Gott ist doch eigentlich alles verboten, so schleicht sich die Schlange an Eva heran. Eva widerspricht ihr noch, doch der Zweifel ist in ihr gesät. Genauso hat es der Teufel bei Jesus versucht. Nach dem er es erst einmal direkt getan hat und gescheitert ist, tritt er mit biblischen Wahrheiten an Jesus herangetreten: Es steht geschrieben: „Er wird dir seine Engel schicken; sie werden dich auf ihren Händen tragen, damit du mit deinem Fuß nicht an einen Stein stößt.‹ Ein wunderschönes Wort aus der Bibel, das sicher mancher von euch auch als Tauf- oder Konfirmationsspruch hat. Hier wird dieses Wort zu einem Wort der Versuchung. Der Sinn dieses Wortes wird verstellt und missbraucht.
Das nächste ist das Versuchung oft das verspricht, was wir doch schon haben. In der dritten Versuchung bietet der Teufel Jesus alle Reiche dieser Welt und ihre Herrlichkeit an und sagt: „»Das alles will ich dir geben, wenn du dich vor mir niederwirfst und mich anbetest.« Da kann Jesus nur noch sagen: „Weg mit dir, Satan! Denn es heißt in der Schrift: ›Den Herrn, deinen Gott, sollst du anbeten; ihm allein sollst du dienen.‹ Denn alles, was der Teufel ihn hier anbietet, das gehört ihm schon lange, denn er ist es von dem Gott selbst sagt: Dies ist mein geliebter Sohn, an ihm habe ich Freude.
Der Teufel tritt hier auf wie ein Versicherungsverkäufer. Sicher es gibt solche und solche. Hier geschieht es, wie einer der die Leute manipulieren will, dass sie unbedingt eine Versicherung abschließen müssen, die sie gar nicht brauchen.
In meiner Materialsammlung habe ich ein Anspiel, wie so ein Versicherungsverkäufer ein Rundum-Glücklich Paket-Verkaufen will, was aber die Frau, der er es andrehen will, nicht braucht, bzw. zu einem 0-8-15 Menschen macht.
Mancher von den Älteren oder auch von den Jüngeren hat sicher schon einmal eine Werbeverkaufsfahrt mit gemacht, da wird mit Halbwahrheiten das Blaue vom Himmel herunter gelogen. Und wie schnell ist man dabei, dem ganzen Glauben zu schenken. Man kauft dann eine Heizdecke oder ein Kochtopfset für mehrere Tausend Euro. Auch wir Christen sind nicht frei diesen Versuchungen zu widerstehen.
Die Trügerischste aller Versuchungen ist das: „Hilf dir selbst, mach einen eigenen Plan und Gott wird ihn dann schon segnen. Hilf dir selbst, nimm dein Geschick selbst in deine Hand und warte nicht darauf, dass Gott dir hilft.“ Es ist die Versuchung, dass Jesus sich selbst hilft, dass er seine Wundermacht für seine eigene Zwecke missbraucht. Nehmt die Versuchung in Angriff und widersteht ihr.
Nun haben wir gesehen, wie schnell man Versuchungen erlegen ist, wie schnell sie über einen kommt, ehe man begreift, dass das eine Versuchung ist. Und wir haben den Charakter von Versuchungen gesehen. Wie können wir den Versuchungen widerstehen? Und was tun wir, wenn wir ihnen erlegen sind? In Psalm 119,1-3 wird uns zugesagt:
Wohl denen, die ohne Tadel leben, die im Gesetz des HERRN wandeln! 2 Wohl denen, die sich an seine Mahnungen halten, die ihn von ganzem Herzen suchen, 3 die auf seinen Wegen wandeln und kein Unrecht tun.
Wie geschieht das? Das können wir von Jesus lernen. Er machte sich fest im Wort Gottes. Auch wir können uns auf Gott und seine Verheißungen berufen, in dem wir uns an ihm festmachen.
Das tat Jesus hier in dieser Versuchungsgeschichte. Er sagte zum Teufel:
Weg mit dir, Satan! Denn es heißt in der Schrift: ›Den Herrn, deinen Gott, sollst du anbeten; ihm allein sollst du dienen.‹
In der Versuchung sich auf Gott berufen ihm zu vertrauen, an ihn klammern. Die Holländische Evangelistin Corie ten Boom drückte es so aus: Wenn die Versuchung an die Tür klopft, bitte ich Jesus, an die Tür zu gehen. Das ist der sicherste Weg, sie loszuwerden.
Und was ist, wenn man den Versuchungen nicht widerstanden hat. Auch dann ist es noch nicht zu spät. Auch dann ist bei Gott ein Neuanfang möglich. Wir dürfen wissen, dass uns Gott wieder neu annehmen will. Und dann dürfen wir uns auch auf die Zusage verlassen, die der Apostel Paulus an die Gemeinde in Korinth schreibt:
„Und Gott ist treu; er wird euch ´auch in Zukunft` in keine Prüfung geraten lassen, die eure Kraft übersteigt. Wenn er euren Glauben auf die Probe stellt, wird er euch auch einen Weg zeigen, auf dem ihr die Probe bestehen könnt. (1.Korinther 10,13)
Im Sinne einer Prüfung, sind Versuchungen zwar unangenehm, aber dennoch positiv. Anfechtungen gehören zum Leben eines Christen dazu. „Wer sie nicht spürt“, sagt Martin Luther einmal sinngemäß „sollte sich fragen, ob mit seinem Glauben alles in Ordnung ist.“ Denn ohne Versuchungen wird der Glaube schlaff.
Darum lasst uns auf Jesus, den Anfänger und Vollender unseres Glaubens sehen. Lasst uns seinem Vorbild nachfolgen und ihm vertrauen. So erfahren wir die Kraft den Versuchungen im Leben zu widerstehen.
Amen.