Auf dem Weg
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Transcript
1. Petrus 1,13-21 (BasisBibel)
13 [Darum] Macht euch bereit und gebraucht euren Verstand. Bewahrt einen klaren Kopf. Setzt eure Hoffnung ganz auf die Gnade, die euch zuteilwird, wenn Jesus Christus wieder erscheint. 14 Ihr seid doch gehorsame Kinder. Lasst euch nicht von Begierden beherrschen wie früher, als ihr noch unwissend wart. 15 Vielmehr sollt ihr in eurer ganzen Lebensführung heilig werden – so wie der heilig ist, der euch berufen hat. 16 In der Heiligen Schrift steht: »Ihr sollt heilig sein, denn ich bin heilig.« 17 Ihr betet doch zu Gott als eurem Vater. Er beurteilt jeden nach seinem Tun, ohne Ansehen der Person. Führt deshalb ein Leben in Ehrfurcht vor Gott, solange ihr noch hier in der Fremde seid.
18 Ihr wisst ja: Ihr seid freigekauft worden von dem sinnlosen Leben, wie es eure Vorfahren geführt haben. Das ist nicht geschehen durch vergängliche Dinge wie Silber oder Gold. 19 Es geschah aber durch das kostbare Blut von Christus, dem fehlerfreien und makellosen Lamm. 20 Dazu war er schon vor Erschaffung der Welt bestimmt. Aber jetzt ist er am Ende der Zeit für euch erschienen. 21 Durch ihn glaubt ihr an Gott, der ihn von den Toten auferweckt und ihm Herrlichkeit verliehen hat. Deshalb könnt ihr nun euren Glauben und eure Hoffnung auf Gott richten.
Ihr Lieben,
wir sind auf dem Weg durchs Leben. Wir stehen dabei an unterschiedlichen Stellen. Ich stelle es mir vor, wie bei einer Landkarte, vielleicht einem Straßenatlas – für die Jüngeren unter uns: Das war so etwas wie Google Maps, nur mit selber suchen –: Für jeden von uns gab es einen Startpunkt und nun sind wir unterwegs.
Die einen sind schon länger unterwegs, die anderen noch nicht so lang. Manche haben noch viel Weg vor sich, andere spüren, dass der Weg allmählich kürzer wird. Wir sind unterschiedlich weit, das merken wir in vielerlei Hinsicht.
Wir haben auch ganz unterschiedliche Erfahrungen auf diesem Weg hinter uns; das wird sich auch in Zukunft nicht ändern. Jeder geht seinen eigenen Weg durchs Leben, auch wenn wir dabei immer wieder ein Stück der Wegstrecke mit anderen teilen.
Zwei Fragen bringt dieses Bild des Weges und der Landkarte mit sich. Zum einen: Wohin sind wir eigentlich unterwegs, was ist unser Ziel? Wo wollen wir hin? Und zum anderen: Wie kommen wir dahin? Wie gelingt uns die Orientierung auf dieser Landkarte unseres Lebens?
Auf die erste Frage, wohin wir unterwegs sind, könnte man antworten: Wir sind auf dem Weg nach Hause. Denn Petrus weist uns in unserem Predigttext darauf hin, dass wir hier auf der Erde Fremde sind. Die Erde und das Leben hier ist für uns nur eine Durchgangsstation. Das Ziel ist die Ewigkeit bei Gott, bei Ihm ist unsere Heimat, unser Zuhause. – So lautet zumindest die Einladung, die für uns ausgesprochen ist. Auch der Zugang in die Ewigkeit ist für uns frei: Jesus hat ihn für uns erkauft. Nicht etwa mit Silber und Gold, was ja an sich schon äußerst kostbar wäre, aber dennoch vergänglich, sondern mit Seinem eigenen teuren Blut, mit Seinem eigenen Leben, das Er für uns gegeben hat. Alle Möglichkeiten stehen uns offen, in Gottes Ewigkeit anzukommen, zu Hause anzukommen.
Damit uns das leichter fällt und einfacher gelingt, gibt Petrus uns drei Punkte an die Hand, die wir uns zu Herzen nehmen sollen. Sie sollen uns helfen, dass wir uns auf der Landkarte, auf dem Weg zum Ziel orientieren können, Hindernisse erfolgreich bewältigen und nicht vom Weg abkommen oder gar das Ziel verfehlen.
Erstens sollen wir bereit sein. Petrus verwendet dafür, wie es auch Paulus in seinen Briefen tut, das Bild eines Gürtels. (So heißt es im griechischen Original: Trage einen Gürtel!) Ein Gürtel dient dazu, bereit zu sein.
Unser großer Sohn hat eine Hose, bei der wir jetzt feststellen mussten, dass sie ihm am Bund doch deutlich zu groß ist. Es ist eine Stoffhose und man kann sie zwar mit einem Bendel am Bund festziehen, aber damit sie einigermaßen passt, muss man schon ganz schön dolle ziehen… Er hatte diese Hose einen Tag auch im Kindergarten an und als ich ihn abholte, war dieses Bendel eben nicht mehr so fest zugezogen. Das Erste, was er zu mir sagte war: „Papa, guck mal, ich muss meine Hose immer so festhalten, wenn ich laufe.“ Naja, Papa konnte die Hose dann nochmal etwas fester ziehen, aber es war schon irgendwie ein komisches Bild, wie mein kleiner Junge da versuchte, durch den Gang zu flitzen, während er seine Hose am Bund hochzog. Es war für ihn nervig und mühsam, er war abgelenkt von dem, was er eigentlich tun wollte, selbst das normale Laufen war für ihn beschwerlich.
Wir sollen bereit sein, indem wir uns vorbereiten, im Bild gesprochen: indem wir uns ordentlich anziehen, damit wir uns unterwegs nicht mit nervigen Nebensächlichkeiten wie einer rutschenden Hose beschäftigen müssen.
Petrus überträgt dieses Bild auf unseren Verstand: Wir sollen unseren Verstand vorbereiten, unser Denken soll bereit sein für den Weg, auf dem wir sind, für die Herausforderungen und Ablenkungen, die uns begegnen. Für Petrus bedeutet das ganz konkret, dass wir unsere Hoffnung auf Jesus setzen – und zwar auf Seine Gnade für uns. Wenn wir uns fest an Jesus klammern, unsere Hoffnung auf das setzen, was Er längst für uns getan hat, auf all das Gute für uns, dann sind wir bereit für den Weg durchs Leben. – Und das nicht nur in Momenten, in denen es uns gut geht, es auch gefühlsmäßig toll und einfach ist, sondern wir sollen das mit unserem Verstand tun, uns dafür entscheiden.
Also Erstens: Sei bereit, indem Du Deine Hoffnung auf Jesus und auf Seine Gnade für Dich setzt.
Zweitens: Lebe heilig! Lebe nicht mehr so, wie du es getan hast, als Jesus, als Gott dir noch egal war. Durch Jesus erlöst zu sein heißt auch, von den alten Lebensgewohnheiten erlöst zu sein. Heilig bedeutet, etwas besonderes zu sein; nicht besonders, weil wir so toll wären, sondern weil Gott uns ausgewählt für ein Leben mit Ihm. Er ruft uns aus unserem alten Leben heraus, aus einem Leben, in dem Schuld und Hass, Lüge und Betrug, Gier und Neid an der Tagesordnung waren. Er ruft uns heraus aus unseren schlechten Gewohnheiten und ermöglicht uns, dass wir gut leben, dass wir heilig leben; dass wir unsere Mitmenschen zu lieben beginnen, selbstlos und ohne davon profitieren zu wollen, dass wir Gott von Herzen zu lieben beginnen, nach Seinem Willen fragen, versuchen so zu leben, wie Gott es sich für uns Menschen erdacht hat: gut miteinander und gut mit Ihm.
Es geht dabei nicht darum, dass wir natürlich immer wieder an diesem Anspruch scheitern und es deswegen lieber gleich lassen, sondern dass wir die Entscheidung treffen, ein heiliges Leben zu führen und falls nötig damit immer wieder von vorn zu beginnen.
Weil Gott heilig ist, sollen auch wir heilig sein. Wir sollen uns nicht mit einem halbherzigen Christsein begnügen, das funktioniert ohnehin nicht, sondern wir sollen ganze Sache mit Gott machen. Das führt uns weder in ein langweiliges, noch in ein todernstes Leben, sondern in ein Leben voller Freude und Erfüllung, voller Frieden, voller echter Liebe.
Und ja: natürlich ist es immer wieder auch anstrengend, heilig zu leben, das ist kein Selbstläufer, es kann sehr herausfordernd sein und sogar einiges kosten. Aber es lohnt sich, denn das, was wir bekommen und erleben dürfen, überwiegt den Einsatz unermesslich.
So ist es gut, darüber nachzudenken, wo im eigenen Leben Dinge sind, die Gottes Heiligkeit widersprechen, die ausgeräumt und geändert werden sollten.
Lebe heilig, denn Gott ist heilig!
Und der dritte Punkt, zu dem Petrus uns auffordert, damit wir uns im Leben zurechtfinden, lautet: Fürchte Gott!
Mir scheint, das ist der Punkt, den wir heute am wenigsten verstehen. Während Martin Luther noch unter Todesangst darum gerungen hat, wie er es schafft, dass Gott ihm gnädig ist, haben wir Menschen heutzutage keine Angst mehr vor Gott. Die einen glauben nicht mehr, dass es Ihn gibt und die, die an Ihn glauben, kennen Ihn als Freund und als guten Vater. Und ich muss sagen, ich finde es gut, dass wir in der Theologie heute an dem Punkt sind, dass wir diese Seite Gottes für uns so betonen, denn so gelingt es uns viel besser, Seine Liebe für uns ansatzweise zu begreifen und zu ergreifen. Aber viel zu schnell vergessen wir darüber, wer dieser Gott immer noch ist: der König der Welt, der Schöpfer von Himmel und Erde, der Richter aller Menschen. Vor diesem unendlich großen Gott sind wir unendlich kleine Menschen.
Es gibt das spannende Wort Ehrfurcht, ein Wort, dessen Bedeutung uns auch verloren gegangen ist. In der BasisBibel habe ich dazu die Erklärung gefunden, dass es sich um eine Haltung größter Hochachtung gegenüber Gott handelt, die sowohl Bewunderung als auch Erschrecken zum Ausdruck bringt. Bewunderung und Erschrecken. Beides dürfen wir vor Gott empfinden. In beidem werde ich mir bewusst, was für ein kleiner Mensch ich doch bin und wie groß dieser Gott ist.
Ich bin mir sicher: Wir brauchen diese Erkenntnis immer wieder. Sie hilft uns zu verstehen, wie unendlich groß Gottes Gnade und Gottes Liebe für uns sind. Denn wenn wir spüren, wie groß dieser Gott ist, merken wir schnell, dass wir nichts dazu beitragen können, dass dieser große Gott uns kleine Menschen liebt. Wir haben Gott nichts zu bieten, mit dem wir Ihn beeindrucken könnten.
Sollen wir also vor Gott Angst haben? Ja, vielleicht wäre das manchmal angebracht. Gott zu fürchten, so lesen wir es in der Bibel immer wieder, bleibt aber nicht bei dieser Angst stehen, sondern wird aufgenommen von der Erkenntnis, dass Gott es gut mit uns meint. So mündet Gottesfurcht in Vertrauen und tiefem Glauben, in einer Hoffnung, die alles andere übersteigt.
So fordert uns Petrus auf:
Setzt alle Hoffnung auf Jesus und Seine Gnade für uns! Lebt heilig, weil auch Gott heilig ist! Fürchtet diesen großen, allmächtigen und unfassbaren Gott!
Dann werdet ihr auf der Landkarte eures Lebens zurechtkommen und immer Orientierung finden. Dann werdet ihr das Ziel erreichen: euer Zuhause, die Ewigkeit bei unserem unendlich großen und unendlich liebenden Gott.
Amen.