Durch Christus erlöst
Notes
Transcript
Durch Christus erlöst
Durch Christus erlöst
Einleitung
Liebe Gemeinde,
meine Predigt heute möchte ich mit einer Geschichte von einem kleinen Jungen beginnen:
Ein kleiner Junge baute sich ein Boot. Er malte es wunderschön an und freute sich über sein Boot.
Eines Tages aber hat ihm jemand das Boot gestohlen. Darüber war er sehr traurig.
Dann war er eines Tages auf dem Trödelmarkt und sah da auf einem Stand sein Boot. "Das ist mein kleines Boot." "Nein," sagte der Händler, "es gehört mir, ich habe es gekauft." "Doch", sagte der Junge, " es gehört mir, denn ich habe es gemacht." "Nun", sagt der Händler, " für 5 Euro kannst du es haben."
Das war eine Menge Geld für einen kleinen Jungen, der nicht einen Cent hatte. Aber er entschloss sich, dass Geld zu besorgen. Darum mähte er Gras und macht alle möglichen anfallenden Hausarbeiten, bis er das Geld zusammen hatte.
Dann sucht er den Händler und sagte: "Ich will mein Boot." Er bezahlte das Geld und bekam das Boot. Er hab es auf, umarmte es und küsst es: "Du liebes kleines Boot, ich liebe Dich. Du bist mein. Du bist jetzt doppelt mein. Ich habe dich gemacht und habe für dich bezahlt."
Vielleicht ist diese Geschichte etwas weit hergeholt, aber dennoch kommt uns diese Geschichte nicht irgendwie bekannt vor? Sind wir nicht wie dieses kleine Boot - von Gott gemacht und - von Gott erkauft.
Dazu lesen wir im 1. Petrusbrief Kapitel 1,13-21 folgendes:
13 Darum umgürtet eure Lenden und stärkt euren Verstand, seid nüchtern und setzt eure Hoffnung ganz auf die Gnade, die euch dargeboten wird in der Offenbarung Jesu Christi. 14 Als gehorsame Kinder gebt euch nicht den Begierden hin, in denen ihr früher in eurer Unwissenheit lebtet; 15 sondern wie der, der euch berufen hat, heilig ist, sollt auch ihr heilig sein in eurem ganzen Wandel. 16 Denn es steht geschrieben : »Ihr sollt heilig sein, denn ich bin heilig.« 17 Und da ihr den als Vater anruft, der ohne Ansehen der Person einen jeden richtet nach seinem Werk, so führt euer Leben in Gottesfurcht, solange ihr hier in der Fremde weilt; 18 denn ihr wisst, dass ihr nicht mit vergänglichem Silber oder Gold erlöst seid von eurem nichtigen Wandel nach der Väter Weise, 19 sondern mit dem teuren Blut Christi als eines unschuldigen und unbefleckten Lammes. 20 Er ist zwar zuvor ausersehen, ehe der Welt Grund gelegt war, aber offenbart am Ende der Zeiten um euretwillen, 21 die ihr durch ihn glaubt an Gott, der ihn von den Toten auferweckt und ihm die Herrlichkeit gegeben hat, sodass ihr Glauben und Hoffnung zu Gott habt.
Freigekauft zum Höchstpreis
Wir als evangelische Christen haben mit den verschiedenen Bekenntnisschriften einen wirklichen Fundus von guten Glaubensaussagen und Fundamenten für unseren Glauben. Auch bei euch ist ja das Apostolische Glaubensbekenntnis ein Bestandteil der „Rechenschaft vom Glauben“. Ich weiß aber nicht, welche Bedeutung es für euch hat.
Dennoch will ich von ihm die Erklärung von Martin Luther zum zweiten Artikel des Apostolischen Glaubensbekenntnisses zitieren. Denn diese Erklärung spricht davon, um was es uns in unserer Predigt heute geht. Da heißt es:
VON DER ERLÖSUNG
Ich glaube, dass Jesus Christus,
wahrhaftiger Gott vom Vater in Ewigkeit geboren und
auch wahrhaftiger Mensch von der Jungfrau Maria geboren,
sei mein Herr,
der mich verlorenen und verdammten Menschen erlöset hat,
erworben, gewonnen von allen Sünden, vom Tode und von der Gewalt des Teufels;
nicht mit Gold oder Silber, sondern mit seinem heiligen, teuren Blut und mit seinem unschuldigen Leiden und Sterben;
damit ich sein eigen sei und in seinem Reich unter ihm lebe
und ihm diene in ewiger Gerechtigkeit, Unschuld und Seligkeit,
gleichwie er ist auferstanden vom Tode, lebet und regieret in Ewigkeit.
Das ist gewisslich wahr.
Wir werden als Christen aufgefordert als Erlöste zu leben. Also uns soll eben nicht mehr die Macht des Gesetzes und der Gebote bestimmen. Oder umgekehrt für die, die eben nicht unter dem Gesetz, der Werke gelebt haben., diese brauchen nicht mehr nach dem Gesetz des Dschungels, dem Gesetz der Fremde zu leben, wie es der eine von den verlorenen Söhnen im Lukasevangelium getan hat.
Der Schreiber des Petrusbriefes nimmt hier ein Bild aus dem jüdischen Opferritus auf, wenn er von Christus als dem Opferlamm spricht. Es ist vielleicht ein uns unbekanntes Bild, wenn wir nicht zufälligerweise im Christen-chinesisch zu Hause sind.
Aber genau darauf möchte ich heute den Schwerpunkt meiner Predigt setzen. Darum noch einmal die Verse 18 und 19:
18 denn ihr wisst, dass ihr nicht mit vergänglichem Silber oder Gold erlöst seid von eurem nichtigen Wandel nach der Väter Weise, 19 sondern mit dem teuren Blut Christi als eines unschuldigen und unbefleckten Lammes.
Hier wird gesagt, dass einer bereit ist, sich für euch zu opfern, damit ihr erlöst werdet. Dieser eine ist Jesus Christus. Gerade jetzt in der Passionszeit wird da uns deutlich.
Gestern hat ein Kollege von mir über X, ehemals Twitter, auf das Lied “Ein Lämmlein geht” von Paul Gerhard hingewiesen. Da wird es besonders erkennbar:
Ein Lämmlein geht und trägt die Schuld
der Welt und ihrer Kinder;
es geht und büßet in Geduld
die Sünden aller Sünder;
es geht dahin, wird matt und krank,
ergibt sich auf die Würgebank,
entsaget allen Freuden,
es nimmet an Schmach, Hohn und Spott,
Angst, Wunden, Striemen, Kreuz und Tod
und spricht: »Ich will’s gern leiden.«
Und da gibt es eine Strophe, die kaum einer kennt:
Du marterst ihn am Kreuzesstamm /
mit Nägeln und mit Spießen. /
Du schlachtest ihn so wie ein Lamm, /
machst Herz und Adern fließen, /
das Herze mit der Seufzer Kraft, /
die Adern mit dem edlen Saft /
des purpurroten Blutes. /
O süßes Lamm, was soll ich dir /
erweisen dafür, dass du mir /
erzeigest so viel Gutes?
Das tat Jesus Christus für uns, damit wir der Macht des Bösen, von Schuld und Sünde erlöst sind, und einen Zugang zu Gott haben.
Ich möchte das noch etwas erläutern.
Vor einigen Jahren hat unser Bundespräsident Walter Steinmeier einmal auch eine Niere für seine Frau geopfert. Das Risiko ist sicher da, aber es ist noch kalkulierbar.
Ein anders Bild, welches in unserem Predigttext vorkommt, ist der Sklavenloskauf. Das gab es damals auch, dass Sklaven wieder losgekauft wurden und ihre Freiheit erhielten. Es geschah ein Schuldenschnitt bei den Griechen. Für die Menschen damals waren solche Bilder, wie wir sie im Petrusbrief finden, Realität in ihrem Leben. Vielleicht würde heute der Petrusbrief anders geschrieben werden.
Mögen diese Bilder uns etwas befremdlich sein, sie bringen doch die gültige Wahrheit zum Ausdruck, dass Gott uns befreit hat, aus den Verstrickungen unseres Lebens, aus unserem Verloren Sein und unserer Schuld.
Jesus musste dafür sterben, dass ich erlöst werden und mit Gott Gemeinschaft habe.
Aber vielleicht fühlte ich mich gar nicht so verloren, bevor ich Christ wurde! Vielleicht ging es mir sogar gut! Ich sah meine Lebenssituation gar nicht ausweglos. Ich fühlte mich erfolgreich, sogar auf der Überholspur des Lebens.
Und nicht alle Christen sind so verloren, wie Josef Müller, der Millionen von Euros in spekulativen Geldgeschäften verzockte und Geldwäsche für die amerikanische Mafia machte.
Oder wie Jo Scharwächter, der Zuhälter war und 10 Jahre im Kast verbrachte. Oder wie Pastor Uwe Heimowski, der als junger Mensch spielsüchtig war. Und mancher mehr.
Aber eins ist für alle Menschen nötig, egal wie verloren sie sind oder wie verloren sie sich fühlen oder nicht fühlen, das Erkennen des Verlorenseins war und ist notwendig.
Der Apostel Paulus formuliert es im Römerbrief folgendermaßen: „Sie sind allesamt Sünder und ermangeln des Ruhmes, den sie vor Gott haben sollen.“ (Röm 3,23)
Darum gilt das: dass Jesus am Kreuz für mich starb. Durch das Kreuz werde ich gerettet. Dieses Kreuz ist kein Notprogramm Gottes, sondern es ist ganz und gar der Heilsplan Gottes für uns Menschen.
Dietrich Bonhoeffer schreibt: “Weil er verflucht, nur darum sind wir erlöst. Weil alles [von] Christus [getan ist], darum wir frei.
An Weihnachten sagte der Engel zu den Hirten: "Siehe ich verkündige euch große Freude!" Und genau darum geht es um die Freude durch die Erlösung. Gottes Heilswerk der Erlösung führt zur Freude.
Wir sprechen über die Hoffnung auf die Gnade Gottes, die uns ermutigt, ein heiliges Leben zu führen. Ich habe da ein Gedicht, welches diese Hoffnung ausdrückt. Es beschreibt die Freude und die Befreiung, die aus der Erlösung durch Gott entstehen. Der 2007 verstorbene Kabarettist Hans Dieter Hüsch schrieb dieses Gedicht:
Ich bin vergnügt, erlöst, befreit.
Gott nahm in seine Hände meine Zeit,
mein Fühlen, Denken, Hören, Sagen,
mein Triumphieren und Verzagen,
das Elend und die Zärtlichkeit.
Was macht, dass ich so fröhlich bin
in meinem kleinen Reich?
Ich sing und tanze her und hin
vom Kindbett bis zur Leich.
Was macht, dass ich so furchtlos bin
an vielen dunklen Tagen?
Es kommt ein Geist in meinen Sinn,
will mich durchs Leben tragen.
Was macht, dass ich so unbeschwert
und mich kein Trübsinn hält?
Weil mich mein Gott das Lachen lehrt
wohl über alle Welt.
Ich bin vergnügt, erlöst, befreit.
Gott nahm in seine Hände meine Zeit,
mein Fühlen, Denken, Hören, Sagen,
mein Triumphieren und Verzagen,
das Elend und die Zärtlichkeit.
Dieses Gedicht ist ein schönes Beispiel dafür, wie Kunst und Poesie uns helfen können, die tieferen Wahrheiten unseres Glaubens zu erfassen und auszudrücken. Darum hat es auch mein Freund, der Musikevangelist Waldemar Grab vertont und aufgenommen. Wir wollen es uns jetzt einmal anhören.
https://luther-online-audio.de/wp-content/uploads/Ich-bin-vergnuegt-erloest-befreit-Trio-FeG-Bischoffen.mp4?fbclid=IwAR3th4HzzuLVdEJuILnN_6FTud9NWbtcQYGZmYSo9owMx_xsir75AF2o83k
Diese Freude über die Erlösung durch Jesus sollte Grundton unseres Lebens sein. In einem Choral singen wir:
Weicht, ihr Trauergeister, denn mein Freudenmeister, Jesus, tritt herein. Denen, die Gott lieben, muss auch ihr Betrüben lauter Freude sein. Duld ich schon hier Spott und Hohn, dennoch bleibst du auch im Leide, Jesu, meine Freude.
Alles auf Gnade setzen
Alles auf Gnade setzen
Und da uns diese Erlösung zugesagt ist, dürfen wir auch jetzt der Gnade Gottes gewiss sein. Wir können und sollen uns auf Jesus ausrichten. In unserem Leben und Glauben wachsam und besonnen sein und unsere Hoffnung auf Gottes Gnade setzen.
Darum umgürtet eure Lenden und stärkt euren Verstand, seid nüchtern und setzt eure Hoffnung ganz auf die Gnade, die euch dargeboten wird in der Offenbarung Jesu Christi.
Schon in der Antike war diese Bild aus dem Sport bekannt, denn man musste damals, um schnell laufen zu können, das knöchellange Gewand hochbinden. Es hinderte sonst beim Laufen. Heute würde man vielleicht schreiben: „Krempelt die Ärmel hoch und kommt aus der Hüfte, packt die Aufgabe an, die Gott euch vor die Füße legt“.
Am Ende heißt es: Macht euch auf den Weg des Glaubens und richtet euch ganz und gar an Jesus Christus aus.
Die Gnade Gottes bekommen wir geschenkt, aber sie soll uns nicht zum Nichtstun verführen. Sondern sie ist sozusagen der Energieschub, um für Gott in Bewegung gesetzt zu werden. “Nicht RedBull soll uns Flügel verleihen, sondern Gottes Gnade. Denn euer Einsatz, eure Tatkraft, eure Leistung ist jetzt gefragt. Sie ist gefragt, nicht damit ihr euch die Gnade verdient. Die habt ihr schon. Die Gnade ist ein Geschenk Gottes. Darum könnt ihr trotz Niederlagen und Misserfolgen getrost leben, die Gnade Gottes bleibt.
Ihr könnt fröhlich und selbstbewusst eure Arbeit tun. Ohne immer zu fragen, ob ihr Erfolg habt. Ohne immer zu fragen, ob ihr bei den Leuten ankommt.
Loslassen, was vorher war
Loslassen, was vorher war
Leben aus der Gnade Gottes, dass bedeutet auch das sich unser Leben verändert. Wir müssen nicht mehr nach den eigensüchtigen Wünschen der Vergangenheit leben. Der Schreiber des Petrusbriefes zählt später einige auf: Bosheit, Betrug, Heuchelei, Neid und üble Nachrede. Die ersten Christen stammen aus dem aus einem heidnischen Umfeld. Da könnte man fast denken unsere Durchschnittsbürger heute sind dagegen Saubermänner – oder doch nicht?
Leben wir nicht auch in einer Spaßgesellschaft, die auf Genusssucht. Da gilt als erstes die Frage nach einem guten Leben, die Frage nach meiner Vorteilnahme. Was sind denn die modernen Leitwerte unserer Gesellschaft – Selbstbestimmung und Selbstverwirklichung?
Wo sind da noch solche Werte, wie Rücksichtnahme, Solidarität und Gemeinschaftssinn. Auch in einer Gemeinde kann das schnell und gut auf der Strecke bleiben.
Wir werden aufgefordert, das Alte loszulassen und das neue zu ergreifen. Genau das ist ja auch ein Bild für unsere Taufe. Hier wird der alte Mensch losgelassen und der neue Mensch ergriffen.
Der leider tödlich verunglückte Evangelist Hans Peter Royer schrieb:
Da, wo ein Mensch sein Leben an Jesus verliert, stellt er mit Erstaunen fest, dass er es gewinnt. Denn wir müssen sterben, bevor wir leben, damit wir leben, bevor wir sterben.
Und der Apostel Paulus sagt dazu:
17 Darum: Ist jemand in Christus, so ist er eine neue Kreatur; das Alte ist vergangen, siehe, Neues ist geworden.
Es stellt sich die Frage, ob wir diesen neuen Lebensstil leben oder ob wir nach wie vor noch den Schlafanzug des alten Lebens mit uns herumtragen?
die verlorene Mitte wiedergewinnen
die verlorene Mitte wiedergewinnen
Wir sind eingeladen, uns auf den heiligen Gott einzulassen. Er sagt zu uns: „Ihr sollt heilig sein, denn ich bin heilig.“
Aber was denken wir denn bei dem Wort heilig? Heilig heißt zu Gott gehörig, das bedeutet das unser Leben von ihm her bestimmt wird. Und das gibt uns Freiheit, wie zum Beispiel der Karabinerhaken, an dem sich der Bergsteiger beim Klettern festmacht, die Freiheit gibt weiter zu klettern.
Blicken wir zurück auf die Einstiegsgeschichte. Der Junge setzte alles dran sein Boot wieder zu bekommen, welches er einmal gemacht hat. So ist es auch bei Gott uns gegenüber. Wir gehören Gott in zweifacher Weise als Schöpfer und als Erlöser. Durch ihn kann unser zerrissenes Leben wieder heil werden, wenn wir Jesus Christus in unser Herz hineinlassen. Als durch Jesus Erlöste und Befreite können wir fröhlich und zuversichtlich durchs Leben gehen. Das wünsche ich Euch.
Amen.