Nachfolge
Notes
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Die Stimmung kippt
Die Stimmung kippt
Wie viele letzten Sonntag gejubelt haben! Was für eine Stimmung! Damit hatte ich echt nicht gerechnet. Zugegeben, Ärger hätte mich auch nicht verwundert, aber es ist ganz anders gekommen. Preist den Herrn! Ich bin so gespannt, was al nächstes passiert. Es dauert nicht mehr lange und dann haben wir hier das Sagen. Mit dem ganzen Händlerpack im Tempel hat Jesus ja schon aufgeräumt. Ich glaube ja, dass sich die hohen Herren in ihren gemütlichen Sesseln jetzt wirklich anschnallen können. Täglich kommen sie aber er stopft ihnen gehörig das Maul.
Jesus will wieder aufbrechen. Schon erstaunlich, wie groß und prachtvoll die Gebäude am Tempel und natürlich der Tempel selbst sind. Da merkt man direkt: Hier weht die Allmacht Gottes. Und Jesus, dem folge ich überall hin. Moment Mal, er will noch was sagen.
Matthäus 24,2–3 (NLB)
Doch er sagte zu ihnen: »Seht ihr diese Gebäude? Ich versichere euch: Sie werden alle zerstört werden, sodass kein Stein auf dem anderen bleibt.«
Später saß Jesus am Hang des Ölbergs. Seine Jünger kamen zu ihm und fragten: »Wann wird all das geschehen? Und wird es vorher ein Zeichen geben, das deine Wiederkehr und das Ende der Welt ankündigt?«
Matthäus 25,1–13 (NLB)
Man kann das Himmelreich auch am Beispiel der zehn Brautjungfern erklären, die ihre Lampen nahmen und dem Bräutigam entgegengingen. Fünf von ihnen waren töricht, und fünf waren klug.
Die fünf törichten nahmen kein Öl für ihre Lampen mit, doch die fünf anderen waren so umsichtig, zusätzliches Öl mitzunehmen. Als sich der Bräutigam verspätete, legten sie sich alle hin und schliefen. Um Mitternacht wurden sie von dem Ruf aus dem Schlaf gerissen: ›Seht, da kommt der Bräutigam! Geht und begrüßt ihn!‹
Rasch standen alle Brautjungfern auf und machten ihre Lampen zurecht. Da baten die fünf törichten die anderen: ›Gebt uns doch ein wenig von eurem Öl ab, sonst erlöschen unsere Lampen.‹ Doch diese erwiderten: ›Wir haben nicht genügend Öl für uns alle. Geht und kauft euch welches.‹
Aber während sie noch unterwegs waren, um Öl zu kaufen, traf der Bräutigam ein. Die, die zu seinem Empfang bereit waren, gingen mit ihm zur Hochzeitsfeier, und die Tür wurde zugeschlossen. Als die anderen fünf Brautjungfern schließlich kamen, standen sie draußen und riefen: ›Herr, mach uns auf!‹ Aber er antwortete: ›Ich kenne euch nicht!‹
Deshalb schlaft nicht ein und haltet euch bereit, denn ihr kennt weder den Tag noch die Stunde meiner Wiederkehr.
Vorbereitung ist alles
Vorbereitung ist alles
2017 habe ich über den Text gesprochen und über geistliche Vorbereitung nachgedacht. Diesmal geht’s um echte und oberflächliche Nachfolge und eine schlafende Gemeinde. Wir befinden uns auf dem Ölberg nahe bei Jerusalem. Wir sind in der Karwoche, vermutlich am Dienstag. Nach ersten, turbulenten Tagen mit dem Einzug in Jerusalem und der Tempelreinigung, nimmt Jesus sich viel Zeit, um die Jüngern alleine zu unterrichten. Sie rechnen überwiegend damit, dass Jesus nun das Reich Gottes auf Erden errichtet, politisch aufräumt und eine neue Segenszeit für Israel einleitet. Doch Jesu legt den Fokus auf strenge Ermahnungen der Jünger. Er redet über Weltgericht und sein zweites Kommen. Er redet von Schwierigkeiten, die christliche Gemeinden haben werden, lange bevor es Gemeinden gibt. Dazu nutzt er verschiedene Gleichnisse. Eins schauen wir gerade gehört.
kurz erklärt
kurz erklärt
Jesus schildert eine alltägliche Szene. Eine Hochzeit steht an. Traditionell ziehen enge Freundinnen dem Bräutigam entgegen. Sie geleiten ihn die letzte Strecke bis er am Haus der Braut ist. Dann beginnt das Fest. Später verlässt die Gesellschaft wiederum das Haus der Braut und zieht zum Haus des Bräutigams. Doch die Handlung im Gleichnis verläuft anders. Zehn Frauen machen sich mit Öllampen auf den Weg. Fünf werden als töricht beschrieben. Was heißt „töricht“? Ein griechisches Lexikon umschreibt es mit „frei von Weisheit, Vernunft und klarem Urteil“. Jesus überzieht die Wesensmerkmale der Frauen bewusst, um ihr Handeln zu unterstreichen. Sie ziehen dem Bräutigam entgegen ohne Reserveöl. Das war deshalb unklug, weil nicht klar war, wann sie auf dem Bräutigam treffen würden und noch Öl für den Rückweg brauchten. Diesen Frauen stellt Jesus fünf kluge Frauen gegenüber. „Klug“ meint hier „ein Attribut zu einer Person, die sich durch Urteilsvermögen und gesunden Menschenverstand in praktischen Belangen auszeichnet“. Heißt: Sie haben mitgedacht und vorgesorgt. Unterwegs merken alle Frauen, dass sich die Ankunft des Bräutigams verzögert. Sie werden müde und schlafen ein. Recht spät, aber dennoch rechtzeitig in der Nacht, kommt überraschend der Bräutigam. Die fünf törichten Frauen stellen fest, ihr Öl ist so gut wie aufgebraucht. Sie werden nicht mehr genug haben - eine überaus peinliche Situation, denn einen Brautzug im Dunkeln will keiner machen. Die fünf klugen Frauen hingegen können ihre Lampen neu befüllen. Als die törichten Frauen etwas vom Ölvorrat der anhaben möchten, wird ihnen diese Bitte abgeschlagen. Wenn sie jetzt teilen würden, würde es für niemanden bis zum Schluss reichen. Die klugen Frauen empfehlen das einzig Logische: Kauft euch neuen Vorrat. Die törichten Frauen entschließen sich dazu und verlassen die Szene. Als sie weg sind, trifft der Bräutigam ein und zieht mit den verbliebenen Frauen zum Ort der Feier. Jesus betont, dass die Türen nach ihrem Eintreffen fest verschlossen werden. Als nach geraumer Zeit die törichten Frauen auch dort eintreffen, ist ein Einlass nicht mehr möglich. Barsch werden sie an der Tür abgewiesen. Ein Ausleger schrieb als Erklärung:
„Wie enttäuscht muss der Bräutigam gewesen sein, als er nur die fünf Frauen antraf und die anderen irgendwo in der Nacht unterwegs waren, statt auf ihn zu warten. Ein Einlassverbot war daher nur folgerichtig.“
Jesus endet mit einer strengen Ansage an die Jünger: „Wacht, denn ihr wisst weder Tag noch Stunde“. Im Kontext betrachtet, ist meint Jesus seine erneute Wiederkunft. Das Wort „Tag“ wird an anderer Stelle auch als „Gerichtstag“ übersetzt. Was wollte Jesus den Jünger sagen? Wo sind wir angesprochen, vielleicht sogar heute zwischen Palmsonntag, Karfreitag und Ostern. Es geht um Nachfolge. Nachfolge, die sich gerade in der Karwoche zwischen Jubel, Hass und Flucht bewegte.
Das Problem oberflächlicher Nachfolge
Das Problem oberflächlicher Nachfolge
Es ist wichtig festzuhalten, dass es ein privates Gleichnis an die Jünger war. Diesmal war es keine Belehrung der Pharisäer oder eine Botschaft an das Volk gerichtet. Jesus lehrte die, die in wenigen Wochen die tragenden Stützen der Ausbreitung des Evangeliums werden wollten. Jesus sprach von der weiteren Zukunft und nicht von den nächsten Tagen. Matthäus zeigt es klar. Jesus erklärte vorher das Ende der Welt, das Weltgericht und sein erneutes Kommen. Zu diesem Zeitpunkt für die Jünger kaum zu verstehen und einzuordnen. Nun spricht Jesus über persönliche Nachfolge.
Die Frauen aus dem Gleichnis stehen stellvertretend für alle Christen. Die himmlische Hochzeit hat noch nicht stattgefunden. Der Bräutigam, und damit meint Jesus sich selbst, ist noch nicht da. Er kommt aber und die Christen leben diesem Tag entgegen.
Alle sind gut gestartet. Die Jünger, wie auch alle späteren Christen. Sie haben einen Anfang mit Jesus gemacht. Sie sind damals und wir heute, zumindest im Herzen, mit Jesus nach Jerusalem gezogen. Inspiriert durch die Nähe Jesu wurde gejubelt und sich gefreut. Töricht wird es aber an der Stelle, wo das Öl im Gepäck eines Christen fehlt. Eine erste Deutung könnte sein: Ja, lies mehr Bibel, bete, besuche Gottesdienste. Das ist alles im Grundsatz immer richtig, aber das sagt Jesus nicht. Der Vorrat an Öl hat keinen Einfluss auf die Müdigkeit. Am Ende schlafen alle. Was sprach Jesu also an? Es wurde und wird im Leben eines Christen töricht. Es wird oberflächlich, wo es am Grundsätzlichen mangelt, wo es an einer tiefen Überzeugung fehlt und wo das Warten auf Jesus ermüdet und dann andere Lösungen gesucht werden. Was kann Nachfolgern passieren, dass das Öl ausgeht?
Ein herzloser Start
Ein herzloser Start
Es ist möglich, dass ich mit bestem Wissen und Gewissen in einer frommen Tradition groß werde, mich fromm verhalten und fromm rede, ohne je eine echte Umkehr und Beziehung zu Jesus erlebt zu haben. Ich lebe dann in einer Scheinsicherheit, vielleicht in einer Volksfrömmigkeit, die nichts mit echtem Glauben zu tun hat. Wir können das mit einem Aquarium vergleichen. Die Fische, die dort geboren wurden, halten ihre begrenzte Welt für das Universum und sie haben keine Ahnung vom weiten Meer. Die Schuld liegt bei den Menschen, die diese Atmosphäre schaffen und aufrechterhalten. Das Ergebnis sind oberflächliche Christen, aber keine Nachfolger.
Leichtfertiger Umgang mit Jesus
Leichtfertiger Umgang mit Jesus
Paulus spricht diesen Punkt in Korinth an. Wir kennen den Vers vielleicht aus den Einsetzungsworten zum Abendmahl.
1. Kor 11,29 NGÜ:
Denn wer isst und trinkt, ohne sich vor Augen zu halten, dass es bei diesem Mahl um den Leib des Herrn geht, der zieht sich mit seinem Essen und Trinken das Gericht Gottes zu.
Denn wer isst und trinkt, ohne sich vor Augen zu halten, dass es bei diesem Mahl um den Leib des Herrn geht, der zieht sich mit seinem Essen und Trinken das Gericht Gottes zu.
Das Problem in Korinth war ein leichtfertiger Umgang mit Jesus. Ein Abendmahl, das an das Leiden und Sterben Jesu erinnern sollte, konkurrierte mit ausgelassenen Partys und dem Besuch an der nächsten Bäckerei. Es war ein Essen unter vielen. Im Grund ging es aber gar nicht um das Essen sondern um die Einstellung der Leute. Sie waren zwar Christen und hatten Jesus lieb, aber der Opfertod Jesus war ein Allerweltsereignis. Dieser Tod und das sich Erinnern daran, führte sie nicht mehr in die Andacht sondern wurde abgehandelt wie ein Termin. Es ist klar, dass ich nicht immer gleich ergriffen sein kann von dem, was ich von Jesus lese und höre. Das ist ganz normal und auch typabhängig. Es wird aber zu einem Problem, wenn leichtfertig mit wichtigsten Passagen der Bibel umgehe und ihre Autorität und Bedeutung damit untergrabe. Wir brauchen uns nicht selber dieser Eindrücke zu berauben sondern können sie bewusst wahrnehmen.
Bewusstes Betrüben des Heiligen Geistes
Bewusstes Betrüben des Heiligen Geistes
Wieder ist es Paulus. Er warnt die Gemeinde in Ephesus davor, bewusst Dinge zu tun, die nicht dem entsprechen, zu was uns der Geist Gottes eigentlich führen will (gemeint sind die Früchte des Heiligen Geistes). Paulus schreibt:
Epheser 4,30 NLB:
Achtet darauf, den Heiligen Geist nicht durch euer Verhalten zu betrüben. Denkt vielmehr daran, dass ihr sein Siegel tragt und dadurch die Gewissheit habt, dass der Tag der Erlösung kommen wird.
Achtet darauf, den Heiligen Geist nicht durch euer Verhalten zu betrüben. Denkt vielmehr daran, dass ihr sein Siegel tragt und dadurch die Gewissheit habt, dass der Tag der Erlösung kommen wird.
Ich sündige zwar nicht gegen den Geist Gottes, aber ich stelle mich ihm und seinen Wundern, die er vielleicht in meinem Leben tun würde, entgegen. Oberflächliche Nachfolge entschuldigt sich damit: „Wir sind alle kleine Sünder“. Echte Nachfolge bekennt: „Ich falle immer wieder in Sünde, obwohl ich es nicht will. Herr, hilf mir und vergibt mir.“
Mangelnder Glaubensgehorsam
Mangelnder Glaubensgehorsam
Jesus gibt Anweisungen und Gebote. Er hat Regeln und einen klar definierten Weg. Im Sendschreiben an die Gemeinde in Philadelphia sagt Jesus:
Offb 3,11 NLB:
Ja, ich komme bald! Halte an dem fest, was du hast, damit dir niemand deinen Siegeskranz nimmt!
Ja, ich komme bald! Halte an dem fest, was du hast, damit dir niemand deinen Siegeskranz nimmt!
Es geht um Gehorsam. Es geht ums Festhalten, von dem, was Jesus sagte und was das Evangelium ausmachte. Es geht um die konkrete und treue Umsetzung. Der Missionsbefehl ist kein gut gemeinter Ratschlag. Das Gebot zur Nächstenliebe ist nicht beliebig. Jesu Anspruch, der Weg und die Wahrheit und das Leben zu sein, ist nicht verhandelbar. Oberflächliche Nachfolge weicht diese Stellen auf. Mal passt es der Person selbst nicht und mal ist es der gesellschaftliche Trend. Am Ende bleibt nur ein Scherbenhaufen der Beliebigkeit und der eigenen Regeln zurück, ohne eine gesunde geistliche Basis zu haben. Echte Nachfolge hat mit Gehorsam und Treue zu Jesus zu tun. Sie führt nicht in die Unterdrückung sondern in die Freiheit und Herrlichkeit Jesu.
Zu spät
Zu spät
Das erschreckende ist, es gibt ein „zu spät“. Jesus hatte es in der Bergpredigt schon angekündigt. Nicht alle, die ihn „Herr“ nennen, kommen auch in den Himmel. Gemeint ist keine Willkür sondern das Problem einer oberflächlichen Nachfolge. Das wiederholt er rund drei Jahre später. Die törichten Frauen haben versucht auf der letzten Rille noch Öl zu kaufen. Die Zeit des Kaufens war aber vorbei. Sie bekommen wohl noch Öl, aber der Zeitpunkt der Begegnung mit dem Bräutigam und der festliche Einzug waren verpasst. Das ist eine Warnung. Manche leben irgendwie Christlich, schieben aber die eigene Umkehr und Buße auf. „Wenn ich mal alt bin, dann…“, „wenn ich im Sterben liege dann…“. Gerhard Maier schrieb: „Man kann nicht auf die Schnelle kaufen, was in Jahren des fehlenden Glaubensgehorsam verloren gegangen ist“ und der englische Prediger Spurgeon kommentierte: „Die Gnade wird auf dem Markt Gottes nach evangelischen Bedingungen verkauft: „umsonst und ohne Geld“ (Jes 55,1), aber wenn es Mitternacht ist, ist die Gnadenzeit zu Ende.“
Die schlafende Gemeinde?
Die schlafende Gemeinde?
Dieses Detail ist ernüchternd. Wird es eine Zeit geben, in der die Gemeinde Jesu nur noch schläft? Die echten Nachfolger und die Oberflächlichen? Aber fordert Jesus nicht gerade zum Wachbleiben auf? Eine Deutung könnte sein: Weder die Oberflächlichen noch die Vorbereiteten sind in der Lage die bevorstehende Ankunft des Bräutigams zu erahnen. Christen können viel über die Wiederkunft Jesu mutmaßen und Berechnungen anstellen, aber es gilt Matthäus 24,36 Außer Gott, weiß keiner das Datum. Entscheidend ist vielmehr, dass unser wiederkommender Herr seine Gemeinde vorbereitet findet. Mt 24,46 ist ein Segen über die Knecht, die der Herr bei der Arbeit findet und im 2. Petrusbrief finden wir den Mut Macher:
Bemüht euch deshalb darum, liebe Freunde, ein reines und tadelloses Leben im Frieden mit Gott zu führen, während ihr auf dies alles wartet.
„Bemüht euch deshalb darum, liebe Freunde, ein reines und tadelloses Leben im Frieden mit Gott zu führen, während ihr auf dies alles wartet“.
Wir sind dann vorbereitet, wenn wir Frieden mit Gott haben. Wir sind dann nicht mehr oberflächlich, wenn wir uns bewusst und ernsthaft Jesus zugewandt haben und ihm nachfolgen - mit allen Höhen und Tiefen, starken und schwachen Phasen, die dazu gehören. Wir sind dann vorbereitet, wenn wir uns an Jesus freuen, ihm dankbar sind und hoffen, dass er bald wiederkommt.
Ich finde es bemerkenswert, dass Jesus genau dieses Thema so wenige Tage vor der Kreuzigung angesprochen hat. Ich finde es bemerkenswert, wie aktuell es heute ist. Wenn wir behalten, dass geistlicher Aktionismus gegen geistliche Oberflächlichkeit nicht hilft, ist schon viel gewonnen.
Wichtig ist meine Herzenseinstellung zu Jesus, die zu einer echten Nachfolge führt und ich mich wirklich über Karfreitag und Ostern freue.