Liebt einander!

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Ihr Lieben,
wir sind in Jerusalem angekommen! Vor ein paar Tagen war Palmsonntag: Jesus zog mit der Würde eines Königs in die Stadt ein. Große Hoffnung und noch größere Erwartungen kamen Ihm entgegen. Doch Er wusste, dass Er Sein Weg ein anderer sein sollte, als der, den sich die Menschen ersehnt hatten. Nicht der Königsthron war Sein unmittelbares Ziel, sondern das Kreuz. Nicht die unermessliche Herrlichkeit, sondern die abscheuliche Niedrigkeit. Nicht der Sieg in der sichtbaren Welt, sondern der Sieg in der unsichtbaren Welt.
Für Jesus mögen diese Tage eine ganz eigene, besondere Stimmung gehabt haben. Vielleicht haben Seine Jünger etwas davon gespürt, falls ja haben sie aber ganz offensichtlich nichts verstanden.
Jesus nutzt die Zeit, die Ihm noch mit Seinen Jüngern verblieben ist, für die Themen, die Ihm am allerwichtigsten sind. Johannes hat uns diese Reden ganz eindrücklich zusammengefasst:
Erstens ermahnt und ermutigt Jesus Seine Jünger, fest im Glauben an Ihn zu bleiben: Er selbst – sagt Er ihnen – ist der Weg zum Vater, die Wahrheit und das Leben. Die Jünger sollen an Jesus bleiben, wie eine Rebe am Weinstock.
Zweitens kündigt Er ihnen den Heiligen Geist an. Der Heilige Geist wird sie erfüllen, ihnen helfen, im Glauben an Jesus zu bleiben und darin zu leben.
Und drittens macht Er den Jüngern noch einmal klar, was das Höchste und Wichtigste im Reich Gottes ist: die Liebe. Und Jesus redet nicht nur darüber, sondern Er lebt es ihnen vor. Ich lese aus Johannes 13:
Johannes 13,1-15.34f (BasisBibel)
1 Das Passafest stand unmittelbar bevor. Jesus wusste, dass seine Stunde gekommen war. Jetzt sollte er die Welt verlassen und zum Vater gehen. Er hatte die Menschen immer geliebt, die in der Welt zu ihm gehörten. Und so liebte er sie bis zuletzt.
2 Jesus aß an diesem Abend mit seinen Jüngern. Der Teufel hatte Judas, dem Sohn von Simon Iskariot, schon den Gedanken eingegeben, Jesus zu verraten. 3 Jesus wusste, dass der Vater alles in seine Hand gelegt hatte. Er wusste, dass er von Gott gekommen war und wieder zu Gott zurückkehren sollte. 4 Er stand vom Tisch auf, legte den Mantel ab und band sich ein Tuch um. 5 Dann goss er Wasser in eine Schüssel und begann, den Jüngern die Füße zu waschen. Danach trocknete er sie mit dem Tuch ab, das er umgebunden hatte.
6 Als er zu Simon Petrus kam, sagte der zu ihm: »Herr, du willst mir die Füße waschen?« 7 Jesus antwortete: »Was ich tue, das verstehst du jetzt noch nicht. Du wirst es aber später verstehen.« 8 Petrus erwiderte: »Nie und nimmer sollst du mir die Füße waschen!« Jesus antwortete: »Wenn ich dich nicht wasche, gibt es für dich keine Gemeinschaft mit mir.« 9 Da sagte Simon Petrus: »Herr, dann wasche mir nicht nur die Füße, sondern auch die Hände und den Kopf!« 10 Jesus antwortete: »Wer gebadet hat, ist ganz rein. Er braucht sich später nur noch die Füße waschen zu lassen. Und ihr seid rein – aber nicht alle!« 11 Er wusste nämlich, wer ihn verraten würde. Deshalb sagte er: »Ihr seid nicht alle rein.«
12 Nachdem Jesus seinen Jüngern die Füße gewaschen hatte, zog er seinen Mantel an und nahm wieder Platz. Dann sagte er zu ihnen: »Versteht ihr, was ich für euch getan habe? 13 Ihr nennt mich Lehrer und Herr. Und ihr habt recht, denn das bin ich. 14 Ich habe euch die Füße gewaschen – ich, der Herr und Lehrer. Also sollt auch ihr einander die Füße waschen. 15 Denn ich habe euch ein Beispiel gegeben. Ihr sollt das tun, was ich für euch getan habe.
[…]
34 Ich gebe euch ein neues Gebot: Liebt einander! Genauso wie ich euch geliebt habe, sollt ihr einander lieb haben. 35 Daran werden alle erkennen, dass ihr meine Jünger seid: wenn ihr einander liebt.«
Wie ungeheuerlich ist das! Der Herr und Meister kniet sich vor ihnen nieder und erniedrigt sich. Der König der Welt demütigt sich vor Seinen Geschöpfen. Petrus hat das begriffen und weigert sich zunächst: „Jesus, ich bin es, der Dir die Füße waschen müsste, aber doch nicht Du mir!“
Füße zu waschen war Aufgabe eines Dieners, eines Sklaven, aber gewiss nicht die des Hausherrn oder Lehrers. Staubverkrustete, dreckige, wenig angenehm riechende Füße zu reinigen, gehörte mit Sicherheit nicht zu den beliebtesten Aufgaben. Die Menschen trugen schließlich nur so etwas wie Sandalen; die Wege war staubig und trocken. – Schon heute erscheint uns die Vorstellung, die Füße eines anderen zu waschen, eher unangenehm; wie muss das erst damals gewesen sein? Und doch ist sich Jesus dafür nicht zu schade!
Jesus prägt damit eine Kultur. Er lebt uns vor, wie wir als Seine Jünger miteinander umgehen sollen. Sein Gebot für uns lautet: „Liebt einander! Genauso wie ich euch geliebt habe, sollt ihr einander lieb haben. Daran werden alle erkennen, dass ihr meine Jünger seid: wenn ihr einander liebt.“ (V.34f)
Ich möchte euch heute herausfordern und euch die Frage stellen: Erkennen die Menschen, dass ihr Jesu Jünger sind? – Liebt ihr einander?
Schaut euch einmal um: Seid ihr bereit, denen zu dienen, die ihr gerade seht? Seid ihr bereit, sie höher zu achten als euch selbst, euch vor ihnen zu erniedrigen, um ihnen zu dienen? Seid ihr bereit, ihnen die Füße zu waschen – für sie auch mal die unangenehme Arbeit zu tun? – Weil ihr sie liebt, als Brüder und Schwestern in Jesus Christus?
Erkennen die Menschen, dass ihr Jesu Jünger seid?
Hört auf, euch mit einem Glauben zufrieden zu geben, der nur eine angenehme Ergänzung zum sonstigen Leben ist. Ein Glaube, der nur dann sein darf, wenn er auch passt. Dann werdet ihr schnell scheitern, wenn es darum geht, zu leben, was Jesus gesagt hat.
Jesus will, dass wir uns ganz auf Ihn einlassen, Ihm unser Leben anvertrauen und uns auf den Weg machen, das zu leben, was Er uns aufgetragen hat. Dann wird sich das Reich Gottes entfalten. Dann werden wir einen Unterschied machen in unserer Gesellschaft, in unseren Orten, in unserer Nachbarschaft, auf Arbeit, in der Schule, in den Vereinen, in denen wir sind. Dann werden Menschen durch uns auf Jesus aufmerksam. Dann werden wir als Seine Jünger erkannt.
Einander zu lieben ist nicht leicht. Schnell fallen uns bei jedem Gründe ein, die dagegensprechen. Das war bei den Jüngern damals nicht anders, auch die waren sich nicht immer grün:
Jakobus und Johannes erdreisteten sich, danach zu fragen, ob sie im Himmel nicht rechts und links von Jesus sitzen dürften. Nicht gerade ein Grund, sie zu lieben.
Petrus war der Oberchecker, der Sunnyboy, der beim Meister einen Stein im Brett zu haben schien. Da kann schonmal Neid aufkommen.
Matthäus hatte eine Vergangenheit als Zolleinnehmer in Kooperation mit den verhassten Römern. Konnte man das so einfach ignorieren?
Und die anderen hatten mit Sicherheit auch ihre Charaktereigenschaften und Fehler, die es anderen schwer machten. Und auch Jesus war das ein oder andere Mal von Seinen Jüngern frustriert und enttäuscht. – Und dennoch liebte Er sie!
Er liebte sogar den, der Ihn verraten wird! Jesus wäscht auch Judas die Füße, erniedrigt sich auch vor ihm. Ich glaube nicht, dass das für Jesus leicht war und dennoch hat Er diesen Liebesdienst an Judas getan. Hierin zeigt Jesus uns: Bei der Liebe geht es nicht darum, dass sie erwidert wird. Es geht einzig darum, dass sie gelebt wird. (Wdh.)
Erkennen die Menschen, dass ihr Jesu Jünger seid?
Wir werden gleich miteinander Abendmahl feiern. Hier erinnern wir uns an die größte aller Liebestaten: Jesus, unser Herr und Gott, hat Sein eigenes Leben für uns gegeben. Er hat den Preis für unsere Schule bezahlt. Am Kreuz hat Er uns freigekauft von unserer Sünde.
Im Abendmahl haben wir Anteil an Seinem Kreuz. Und wir glauben, dass Jesus, unser auferstandener Herr, hier tatsächlich gegenwärtig ist. Er schenkt uns neue Kraft für unser Leben und für unseren Glauben. Er stärkt in uns die Gewissheit, dass wir tatsächlich gerettet sind und das ewige Leben haben. Und Er erfüllt uns mit Seiner Liebe, wenn wir Ihn nur lassen.
Seine Liebe ist die Grundlage, dass wir auch andere lieben können. Wir müssen das nicht aus uns heraus schaffen, sondern zuerst liebt Jesus uns, nimmt uns als Seine Kinder an. Deswegen können und sollen wir einander lieben und uns als Geschwister annehmen. Deswegen können und sollen wir sogar die lieben, die Jesus nicht kennen, damit auch sie unsere Geschwister im Glauben werden.
Durch Jesu Liebe können und sollen wir andere lieben! Nicht nur, wenn es uns gerade in den Kram passt, sondern zu jeder Zeit. Nicht nur die, bei denen es uns leicht fällt, sondern alle, ohne Ausnahme.
Es ist keine Frage, dass das nicht immer gelingt, aber dafür gibt es Vergebung durch Jesus und untereinander.
Ich lade euch nun ein, dass wir eine Zeit der Stille haben, in der wir über das Gehörte nachdenken. Vielleicht erinnert uns der Heilige Geist dabei auch an Dinge, die in der Vergangenheit nicht gut waren, in denen wir daran gescheitert sind, einander zu lieben. Es ist auch gut, Jesus danach zu fragen, wo noch unausgesprochene Schuld in unserem Leben ist. Er wird uns vor Augen führen, was Er für wichtig hält.
Heute ist der Abend dafür, sie auszuräumen, aufeinander zuzugehen, um Verzeihung zu bitten und Vergebung auszusprechen. So werden die Menschen an uns die Liebe erkennen, die zeigt, dass wir zu Jesus Christus gehören.
Amen.
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