Das Ziel vor Augen

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Mein bester Freund und ich nutzen eine Sportuhr, die nicht nur unsere Schritte, den Puls und die Atmung erfasst sondern auch die sportlichen Aktivitäten. Neulich lud er mich digital dazu ein, dass wir unsere Leistungen gegenseitig anschauen können. Was heißt das? Ich bekomme eine Mitteilung darüber, wann er mit der Uhr Sport gemacht hat, wie weit er gekommen ist und wie seine physischen Werte waren. Jetzt wirst du vielleicht mit den Augen rollen und denken: „Männer und ihre Spielzeuge!“ Das ist dein gutes Recht und stimmt auch ein ganzes Stück. Gleichzeitig merke ich aber auch, dass mich die Herausforderung ihm etwas über erbrachte Leistungen mitzuteilen zusätzlich motiviert zu bewegen. Wir sind beide keine echten Sportler und werden auch nie welche werden, aber wir haben ein gemeinsames Ziel: Den anderen etwas darin zu unterstützen, was für die Fitness zu tun.
Motivieren dich attraktive Ziele? Das muss gar nicht der Sport sein. Vielleicht ist es das Kaffeetrinken im Frauenkreis? Vielleicht ist es die Begleitung eines Jugendlichen? Vielleicht ist es die Aufführung von Musik? Es gibt ungezählte, persönliche Ziele. Motivieren sie dich? Oder wäre es hilfreich, wenn andere auch auf diesem Weg unterwegs sind? Das ist der Effekt Gruppen, der besagt, dass man eher dran bleibt, wenn andere auch dabei sind. Was hat das alles mit Karfreitag zu tun? Wir lesen Hebräer 12,1-3 (NLB): 1 Da wir von so vielen Zeugen umgeben sind, die ein Leben durch den Glauben geführt haben, wollen wir jede Last ablegen, die uns behindert, besonders die Sünde, in die wir uns so leicht verstricken. Wir wollen den Wettlauf bis zum Ende durchhalten, für den wir bestimmt sind. 2 Dies tun wir, indem wir unsere Augen auf Jesus gerichtet halten, von dem unser Glaube vom Anfang bis zum Ende abhängt[1]. Er war bereit, den Tod der Schande am Kreuz zu sterben, weil er wusste, welche Freude ihn danach erwartete. Nun sitzt er an der rechten Seite von Gottes Thron im Himmel! 3 Denkt an alles, was er durch die Menschen, die ihn anfeindeten, ertragen hat, damit ihr nicht müde werdet und aufgebt.
Hebräer 12,1–3 (NLB)
Da wir von so vielen Zeugen umgeben sind, die ein Leben durch den Glauben geführt haben, wollen wir jede Last ablegen, die uns behindert, besonders die Sünde, in die wir uns so leicht verstricken. Wir wollen den Wettlauf bis zum Ende durchhalten, für den wir bestimmt sind.
Dies tun wir, indem wir unsere Augen auf Jesus gerichtet halten, von dem unser Glaube vom Anfang bis zum Ende abhängt. Er war bereit, den Tod der Schande am Kreuz zu sterben, weil er wusste, welche Freude ihn danach erwartete. Nun sitzt er an der rechten Seite von Gottes Thron im Himmel! Denkt an alles, was er durch die Menschen, die ihn anfeindeten, ertragen hat, damit ihr nicht müde werdet und aufgebt.

Lasst uns laufen

An Karfreitag erinnern wir uns daran, dass Jesus für deine und meine Schuld am Kreuz gestorben ist. Sein unverdientes Opfer war nötig, weil die Sünde jedes Menschen sonst die ewige Verlorenheit bedeutet hätte. Wenn wir das Glauben und für uns annehmen, unser Leben Jesus anvertrauen und ihm von Herzen dienen, sind wir gerettet.
Das ist der unabänderliche Hintergrund zu Karfreitag. Das führt uns hoffentlich überhaupt und nicht nur an Karfreitag ins Nachdenken, Erinnern und in die Anbetung. Aber was motiviert uns dazu? Ist es die jährliche Info über Karfreitag, die mir in Gottesdiensten begegnet? Wie lange hält die Motivation und das dankbar sein? Wie lange hält die Ehrfurcht vor der Tat Jesu? Das Leben läuft ja so schnell weiter. Morgen hast du vielleicht noch Einkäufe für Ostern zu erledigen. Dann muss die Wohnung noch sauber gemacht werden. Wann müssen wir alle fertig sein, damit wir am Ostergottesdienst teilnehmen können? Aber bloß nicht zu lange aufhalten, die Oma wartet schon mit dem Mittagessen.
Auch wenn die Zeiten ganz anders waren, scheint der Hebräerbrief genau das aufzugreifen. Kapitel 11 ist ein Rückblick auf viele große Glaubenspersönlichkeiten aus dem Alten Testament. Schaut man genau hin, waren das Menschen wie du und ich. Ja, ich werde nie wie ein Abraham sein, aber haben nicht auch ihn ganz gewöhnliche Glaubensthemen bewegt? Das sollte uns Mut machen. Kapitel 12 startet wie zu einem Lauf. In der Lutherbibel wird dieses Kapitel auch als der „Glaubensweg der Christen“ überschrieben.
Der Text beschreibt Karfreitag, aber er bettet dieses wichtige Datum in den Lauf eines Lebens ein. Er fragt nach der Motivation und gibt Hinweise, wie ich Karfreitag bewahren kann. Der Text ist nicht der einmalige Gang zum Friedhof, wie wir es am Volkstrauertag tun, um an die Opfer von Krieg und Gewaltherrschaft zu gedenken.
Wie werden wir heute in den Text mit hineingenommen und unterstützt für ein alltägliches Leben im Bewusstsein von Karfreitag?

Wir haben eine Menge an Mitstreitern

Für Paulus ist es die erste Begründung und Motivation. Zur Erinnerung: gerade hat er an ganzes Kapitel über Menschen beendet, die geglaubt und mit Gottes Hilfe durch höhen und Tiefen durchs Leben gegangen sind. Glauben an den Heiligen Gott ist keine Theorie sondern sein tausenden von Jahren ausgelebte Praxis. Und das sagt Paulus Mitte des ersten Jahrhunderts zu hebräischen Christen. Das ist für uns genauso relevant, denn wir schauen ebenso auf eine Wolke von Zeugen für die Größe und Allmacht Gottes. Menschen, wie du und ich, die von Gottes Geist bewegt, mutig durchs Leben gingen und geglaubt haben.

Lege ab, was beschwert

Was hilft noch motiviert dran zu bleiben? Belade dich nicht mit unnötigem Gewicht. Der geistliche Lauf deines Lebens ist anstrengend genug. Leg ab, was dich am vorankommen hindert. Gemeint sind damit alle möglichen Ablenkungen, die für sich genommen nicht schlimm sind, aber deinen Weg in der Jüngerschaft, in der Nachfolge unnötig verlängern. Du kannst z.B. überlegen, was es dir schwerer macht zu beten. Bist du zu müde? Hast du gerade eine Vollbremsung aus der Hektik gemacht? Kreisen deine Gedanken um vieles andere? Wir können uns dann fragen, was muss ich äußerlich verändern, dass es mir leichter fällt im Gebet zu bleiben.

Lege die Sünde ab, die uns umstrickt

Wir sündigen immer wieder. Das ist die Last auf einem geistlichen Leben. Wir haben unmittelbaren Kontakt zur Quelle der Vergebung und fallen doch immer wieder auf die Nase. Das ist das Problem eines Lebens im zwischen „jetzt schon erlöst“ und einem „noch nicht bei Jesus“. Über Sünde gibt es viel zu sagen. Paulus nutzt aber das Bild von Sünde, die uns beim geistlichen laufen stört. Sünde, die uns womöglich die Gedanken an die Kreuzigung Jesu durcheinander wirbelt oder relativiert. Was sind das für Dinge in deinem Leben, die den Blick aufs Kreuz verstellen? Was treibt uns so um, dass wir an Gnade und Erlösung zweifeln und meine, diese Sünde hat so eine große Macht? Sünde kann wie Dornenäste sein, die sich in deiner Hose verfangen. Man kann sie nicht so leicht ablegen. Ein erster Schritt ist aber, es Jesus zu sagen und zu bekennen. Er vergibt. Dadurch schließen wir geistlich wieder auf, wozu sein Opfer an Karfreitag da war. Wir schauen gedanklich an das Kreuz und bekennen: Auch für meine Schuld hingst du da.

Laufe mit Geduld

Vor einigen Jahren habe ich an einem Wandermarathon an der Mosel teilgenommen. Nach einem beeindruckenden Weg rund um Cochem zog sich die Strecke über 15km durch ein dichtes, undurchdringliches Seitental hinaus auf die Höhen der Eifel. Das erleben wir im Glauben auch. Keine Fernsicht sondern ein vorantasten und andauerndes Fragen: Sind wir noch richtig? Das trifft ziemlich gut die Stimmung der Jünger nach Karfreitag. Alles vorbei oder kommt noch was? Falsch geglaubt oder doch was übersehen? Was wird in vier Wochen sein oder in einem Jahr?
Paulus beschreibt das Glaubensleben als einen Kampf, als ein durchringen. Ist das nicht auch das, was Jesus erlebte? Er wusste, wie dringend nötig sein Tod am Kreuz sein würde. Er wusste aber auch, dass das Sterben sich ziehen würde. Die Zeit von der Verhaftung bis zum „es ist vollbracht“ waren übervoll mit Schmähungen, Spott, Schlägen und maßloser Gewalt. Jesus ertrug diesen Kampf durch große Geduld.
Damit sind wir beim letzten Hinweis.

Lasst uns aufsehen auf Jesus

Ja, es kann motivieren auf die Glaubensväter und Mütter des Alten Testaments zu schauen. Es sind wichtige Hilfen, wenn ich ungute Angewohnheiten verändere und Sünde in meinem Leben vor Jesus hinlege. Es erfordert Kraft, aber es ist sinnvoll geduldig und nicht überhastet in den Kampf zu gehen. Der wirkliche Schlüssel, die tiefgreifende Motivation, die mich ergriffen macht, ist der Blick auf das Kreuz. Es ist der Blick hinauf auf Golgatha. Es ist das kaum zu ertragende Bild meines Heilands am Kreuz, der dort hängt und stirbt. Jesus ist das letzte und wichtigste Glaubensvorbild. Damit schließt der Gedanke aus Kapitel 11 eigentlich erst ab.
Was verdeutlicht dieser Blick auf Kreuz?

Jesus ist der Anfänger unseres Glaubens

Glauben hängt immer mit Jesus zusammen. Wir glauben nicht an ein Kreuz oder an die Bibel oder an einen Apostel. Wir glauben an eine Person. Jeglicher Glaube steht am Anfang vor der Frage: Wie ist mein Verhältnis zu Jesus? Erst wenn diese Frage klar beantwortet ist, beginnt Glauben. Dann verstehe ich, wie persönlich Golgatha wirklich war.

Jesus ist aber auch der Vollender unseres Glaubens.

Vollendet ist ein Gemälde, wenn der Künstler den letzten Strich gezogen hat und seine Unterschrift in einer Ecke zu finden ist. Ein Leben ohne Jesus, ein Leben ohne Glauben mag kunstvoll und reich sein, es bleibt aber unvollendet. Der Mensch ohne Jesus kann nicht erleben, was Adam im Paradies hatte: Mit Gott per Du. Mit Gott in einer engen Beziehung leben und zu entdecken, was es wirklich heißt, ein Ebenbild Gottes zu sein. Der Mensch mit Jesus erlebt all das. Nicht auf der Erde - vieles bleibt unvollendet. Vieles bleibt Stückwerk. Das Lager der verpassten Chancen ist prall gefüllt. Aber Jesus vollendet sein Glaubenskunstwerk an dir. Die letzten Fragen werden dann geklärt sein. Alle Zweifel sind bereinigt. Heil und makellos werden wir vor unserem Herrn stehen und ihn loben.

Woher wissen wir das?

Es ist wieder das Opfer am Kreuz. Gott verlieh Jesus höchste Autorität und Macht für sein Opfer auf diesem Hügel des Todes. Jesus sitzt zur Rechten Gottes. Ein Herrschaftsbegriff in vollständiger Übereinstimmung mit Gott. Sein Leidensweg führte zum Sieg. Sein Leidensweg führt dich heute zum Sieg.
Adolf Schlatter schrieb dazu:
„Das ganze Gut des Himmelreichs ist uns in ihm aufgetan und die allerhöchste Gottesverheißung ist uns durch ihn vorbehalten.“ Adolf Schlatter

Lasst uns Mut haben

Lasst uns Mut haben, lasst uns dran bleiben. Karfreitag war ein punktuelles Ereignis und hat doch eine Strahlkraft in jeden Tag des Jahres. Darauf will Paulus hinaus, wenn wir in den dritten Vers schauen. Ja, Widrigkeiten, Schweres und die Fülle im Alltag beanspruchen unsere Aufmerksamkeit und wollen die Botschaft und das Ergriffensein von Karfreitag überlagern. Das war schon zur Zeit des Neuen Testaments so. Deshalb erwähnt Paulus nur kurz und doch prägnant die Widerstände, mit denen Jesus zu kämpfen hatte. Der Ausleger August Christlieb fragte zu Recht:
„Wie viel Wiederspruch hat Jesus erduldet? Er predigte in Nazareth, aber man wollte ihn doch nicht hören. Er ging zu den Ausgestoßenen und Sündern und wurde doch als Fresser und Säufer beschimpft, der mit ihnen gemeinsame Sache macht. Er vertrieb Dämonen und sah sich dem Vorwurf ausgesetzt mit dem Teufel im Bund zu sein.“ August Christlieb
Lasst uns Mut haben, lasst uns dran bleiben. Jesus hat mehr erduldet und ausgehalten, als wir je erleben werden. Das hebt ihn nicht von uns ab sondern er stellt sich mit diesem Wissen und der Erfahrung an unsere Seite in den schwierigen Momenten des Lebens.

Was hilft uns an Karfreitag dran zu bleiben?

Jesus starb für dich. Schau auf ihn. Er weiß, was körperliches und seelisches Leid bedeuten. Schau auf die Glaubensmenschen des Alten Testaments. Auch sie haben sich an Gott gehangen und wurden nicht enttäuscht. Lege ab, was dich am Laufen auf Jesus hindert. Karfreitag ist es wert, dass wir nicht nur einmal im Jahr daran denken.
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