Wenn Jesus nicht auferstanden ist…

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Notes
Transcript

Was wäre wenn?

Kleinere Kinder lieben diese Frage. Sie setzt ihre Fantasie in Gang und spornt sie an, Sachen auszuprobieren. Es soll allerdings Momente geben, in denen die 10. genannte Eventualität dann doch den Bogen überspannt.
Autoversicherungen bewegt diese Frage auch. Wir finden sie in den Versicherungsbedingungen. Alle erdenklichen Szenarien werden dort entweder versichert oder explizit ausgeschlossen.
Was wäre wenn ist allerdings auch ein großer Hemmschuh. Beim Bergsteigen fördert diese Frage die Angst. Ich konzentriere mich nicht auf den nächsten tatsächlichen Schritt sondern auf den theoretischen falschen Schritt am Weg vorbei.

Was wäre, wenn die Jesus nicht auferstanden ist?

Das muss wohl ein spannendes Kaffeetrinken nach einem Gottesdienst gewesen sein. Vielleicht hat es auch heftige Diskussionen im Hauskreis gegeben - jedenfalls gab es in der Gemeinde in Korinth Predigten darüber, dass die Auferstehung Jesu wirklich stattgefunden hat. Es gab aber auch einige, die das so nicht unterschreiben konnten und eine generelle Auferstehung der Toten ablehnten. Das Thema kochte so hoch, dass Paulus dem Thema ein ganzes Kapitel mit 58 Versen einräumt.
Wir feiern Ostern. Wir feiern die Auferstehung Jesu. Ich will auch kein 2000 Jahre altes Fass aufmachen und doch ist die Frage immer wieder aktuell. Was wäre, wenn Jesus nicht auferstanden ist? Wir schauen zusammen in 1. Kor 15, ab Vers 12:
1. Kor 15,12-19 NLB
1. Korinther 15,12–19 (NLB)
Aber nun frage ich euch: Wenn wir predigen, dass Christus von den Toten auferstanden ist, wie können einige von euch da behaupten, es gäbe keine Auferstehung der Toten? Wenn es nämlich keine Auferstehung der Toten gibt, dann ist auch Christus nicht auferstanden. Und wenn Christus nicht auferstanden ist, dann war unser Predigen wertlos, und auch euer Vertrauen auf Gott ist vergeblich.
Ja, in diesem Fall hätten wir Apostel sogar Lügen über Gott verbreitet, denn wir haben ja versichert, dass Gott Christus auferweckt hat, und das kann nicht wahr sein, wenn es keine Auferstehung von den Toten gibt. Denn wenn es keine Auferstehung der Toten gibt, dann ist auch Christus nicht auferstanden.
Wenn aber Christus nicht auferstanden ist, dann ist euer Glaube nutzlos, und ihr seid nach wie vor in euren Sünden gefangen. In diesem Fall wären alle Menschen, die im Glauben an Christus gestorben sind, verloren!
Wenn der Glaube an Christus nur für dieses Leben Hoffnung gibt, sind wir die elendesten Menschen auf der Welt.
Aber nun frage ich euch: Wenn wir predigen, dass Christus von den Toten auferstanden ist, wie können einige von euch da behaupten, es gäbe keine Auferstehung der Toten? Wenn es nämlich keine Auferstehung der Toten gibt, dann ist auch Christus nicht auferstanden. Und wenn Christus nicht auferstanden ist, dann war unser Predigen wertlos, und auch euer Vertrauen auf Gott ist vergeblich. Ja, in diesem Fall hätten wir Apostel sogar Lügen über Gott verbreitet, denn wir haben ja versichert, dass Gott Christus auferweckt hat, und das kann nicht wahr sein, wenn es keine Auferstehung von den Toten gibt. Denn wenn es keine Auferstehung der Toten gibt, dann ist auch Christus nicht auferstanden. Wenn aber Christus nicht auferstanden ist, dann ist euer Glaube nutzlos, und ihr seid nach wie vor in euren Sünden gefangen. In diesem Fall wären alle Menschen, die im Glauben an Christus gestorben sind, verloren! Wenn der Glaube an Christus nur für dieses Leben Hoffnung gibt, sind wir die elendesten Menschen auf der Welt. Nun ist aber Christus als Erster von den Toten auferstanden. So wie der Tod durch einen Menschen – Adam – in die Welt kam, hat nun durch einen anderen Menschen – Christus – die Auferstehung von den Toten begonnen. Die Menschen sterben, weil alle mit Adam verwandt sind. Ebenso werden durch Christus alle lebendig gemacht.

Keine Auferstehung - die Konsequenzen

Paulus macht etwas geschicktes, was uns in der Frage helfen kann. Er durchdenkt laut, was wäre, wenn es keine Auferstehung gibt. Das hat handfeste Konsequenzen. Was sagt er?

1. Konsequenz: Jesus ist nicht auferstanden

Wenn es generell keine Auferstehung gibt, ist das die logische Konsequenz aber auch die totale Versenkung der Auferstehung Jesu. Jesus mag vielleicht noch an Karfreitag gestorben sein. Sein Leichnam ist dann im Trubel der geschichtlichen Ereignisse verschwunden. Das hört sich für christliche Ohren fremd an, ist aber durchaus Gegenstand heutiger Diskussionen und eine Erklärung im Islam. Keine Auferstehung heißt aber auch: wenn dein Leben vorbei ist, ist es vorbei. Die logische und einzig sinnvolle Reaktion ist: Nutze die Zeit und erlebe möglichst viel.

2. Konsequenz: Die Verkündigung ist leer und kraftlos

Warum denkt Paulus an die Verkündigung? Sie ist das Haupthandwerkszeug der Nachfolger Jesu. Was soll aber gepredigt, in Andachten gesagt, in Hauskreisen nachgedacht und in den Liedern gesungen werden, wenn es keine Auferstehung gibt. Sie ist Grundvoraussetzung für die Hoffnung, die Erlösung, das Abendmahl, die Seelsorge und ein Leben als echter Nachfolger. Keine Auferstehung heißt, wir predigen nur noch über die gesicherten Themen der Bibel: Moral und Werte. Sie müssen aber mit einem humanistischen Weltbild passen, sonst fallen sie unter den Tisch.

3. Konsequenz: Der Glaube ist eine leere Hülle

Christsein ohne Auferstehung wird zu einem moralischen-werteorientierten Gutmenschentum. Was wir als Glaube bezeichnen wäre eine schlecht gemacht Show, im Vergleich zu manch anderem Angebot. Ein Glaube ohne Auferstehungsinhalt wäre spätestens in den Grenzfällen des Lebens nicht mehr tragfähig. Ich würde beim Krankenbesuch eine schöne Geschichte der Brüder Grimm vorlesen und bei einer Trauerfeier über das ach so gute Leben des Verstorbenen sprechen.

4. Konsequenz: Christen machen Gott zu groß

Ohne Auferstehung würden wir eine Lüge über Gott verbreiten. Wir behaupteten, er habe Christus auferweckt, es aber doch nicht getan, vielleicht, weil er es nicht kann. Die Auferstehungsfrage hat also nicht nur Folgen auf unser Christusbild sondern auch auf unser Gottesbild.

5. Konsequenz: Sünde ist doch nicht vergeben

Ohne eine Auferstehung wäre der Tod nicht endgültig besiegt. Das Opfer am Kreuz wäre zwar beeindruckend aber sinnlos gewesen. Das hat eine direkte Auswirkung auf die Vergebung, die wir so nötig haben. Sie wäre nicht vorhanden, weil niemand das Böse vollständig überwunden hätte. Ich müsste selbst sehen, wie ich einen gnädigen Gott finde.

6. Konsequenz: Bereits verstorbene Christen sind verloren

Zwischen dem 1. Korintherbrief und der Kreuzigung lagen mehr als zwanzig Jahre. Zwei Jahrzehnte also, in denen Menschen ihre ganze Hoffnung auf Jesus gesetzt hatten, sich von ihm Erlösung versprachen und starben mit der Gewissheit: Ich gehe zu Jesus. Ohne eine Auferstehung hätten alle diese Menschen an ein Luftschloss geglaubt und eine vielleicht andere Rettung vertan.

7. Konsequenz: Christen folgen trotz besserem Wissen einer Lüge

Paulus schließt seine Überlegungen damit, dass er sagt: Wenn der Glaube an Christus nur für dieses Leben Hoffnung gibt, sind wir die elendesten Menschen auf der Welt
Das stimmt! Christsein in den ersten Jahrzehnten und ersten zwei Jahrhunderten hinein, war die Wahl eines unsicheren Lebens, dem Ausgrenzung, Verfolgung und Tod drohen konnte. Menschlich gesprochen hätte man ruhiger, erfolgreicher und anerkannter leben können, wenn man einfach dabei blieb, was schon immer religiös galt. Nachfolge machte Probleme, die man als Nichtchrist nicht hatte. Das gilt bis heute, auch wenn es nicht für weite Teile Europas gilt. Man hätte also tollkühn sein müssen, um sich in der Antike als Christ zu erkennen zu geben. Wer das tat, war sich sicher, dass er einer Wahrheit folgte und keiner Lüge und dazu gehört maßgeblich die Auferstehung.
Das waren sieben Konsequenzen aus der Annahme: Eine Auferstehung der Toten gibt’s nicht.

Wer dachte denn in Korinth so?

Paulus nennt keine Gruppen oder Namen. Wir können aber aus dem Zusammenhang vier Denkrichtungen ausmachen, die sich teilweise bis heute gehalten haben. Welche von denen in Korinth gemeint waren, muss offen bleiben. In der Apostelgeschichte und den Briefen begegnen uns alle vier.
1. Die schlichte Leugnung eines Lebens nach dem Tod. Denn wenn nach dem Tod nichts mehr kommt, kann es auch keine Auferstehung geben. Menschen, die dem griechischen Philosophen Epikur oder der jüdischen Lehrmeinung der Sadduzäer folgten, vertraten diese Sicht.
2. Andere glaubten zwar an eine Auferstehung, verstanden sie aber als Bezeichnung für den Moment, wenn Christus wiederkommen würde und dann für die gilt, die noch lebten. Im Grunde war auch das eine Leugnung einer Auferstehung der Toten sondern lediglich eine neue Definition eines Begriffes.
3. Die Auferstehung hat schon stattgefunden. Vertreter dieser These behaupteten, dass die Geistesgaben, insbesondere die Zungenrede ein Beleg dafür sind und eigentlich eine Sprache der Engel wäre.
4. Die Auferstehung findet nur seelisch statt. Hier ist der Glaube der griechisch-römischen Welt klar zu erkennen, die an ein körperloses Weiterleben der Seele in einem Reich der Schatten glaubten. Daran angelehnt ist die Vorstellung, die sich bis heute in christlichen Bereichen hält, dass lediglich die Seele in den Himmel kommt. Dass die Auferstehung mit einem Körper geschieht, zeigt das Beispiel Jesu am Ostermorgen. Das Verstorbene im Jenseits einen Körper haben, macht die Begegnung der Jünger am Berg der Verklärung deutlich und erfahren wir aus dem Gleichnis Jesu vom reichen Mann und armen Lazarus. Dass dieser Körper anders sein wird als unser irdischer Körper, ist unbestritten und ja gerade eine große Hoffnung für alle, die beeinträchtig, krank oder anders gehandicapt sind.
Der Bonner Theologe Wolfang Schrage fasste zur Auferstehung zusammen:
„Entweder gibt es eine leibliche Auferstehung von den Toten und damit auch die Realität der Auferstehung Jesu Christi oder der Glaube an Jesus Christus bricht wie ein Kartenhaus in sich zusammen. […]
Dann sind die größten Worte und Taten Jesu, seine tiefgründigen Gedanken und die bewundernswerten karitativen Aktionen vergebliche Liebesmüh, wenn dem Tod nicht die endgültige Macht genommen wurde.“ Wolfang Schrage

Nun aber…

Der Text geht weiter. Ab Mitte des Kapitels wendet Paulus das Blatt. Er diskutiert keine Sondermeinungen mehr. Erhält sich nicht mir komischen Ideen auf. Er kommt auf den Kern des Glaubens zu sprechen: Jesus ist tatsächlich auferstanden.
Die Einleitung mit dem „nun aber“ ist wirklich wie eine Befreiung, wenn man den Zusammenhang gelesen hat. Jetzt leuchtet das Licht der Auferstehung den Korinthern und uns entgegen. Jesus starb wirklich am Kreuz. Er wurde wirklich begraben. Er war drei Tage lang Tod und stand doch am Ostersonntag lebendig vor dem leeren Grab und später vor den Jüngern.

Welche Fakten nennt Paulus für die Realität der Auferstehung?

Wir erfahren es wieder aus dem Zusammenhang.
1. Jesu Auferstehung ist bereits im Alten Testament angekündigt. Wahrsager sagen nur Dinge voraus, die mit einer größeren Wahrscheinlichkeit eh eingetroffen wären. Echte Propheten sagen Dinge voraus, die mitunter nicht eintreffen können und es dann doch tun. Daran erkennt man, dass ihr Reden aus der Verbindung mit Gott stammt.
2. Jesus war nach der Auferstehung bei seinen Jüngern und einem erweiterten Kreis seiner Nachfolger, wenn wir an die Frauen am Gartengrab denken. Für die Jünger wäre es nahezu Selbstmord gewesen von einer Auferstehung zu sprechen, wenn sie nicht wirklich davon überzeugt gewesen wären und Jesus sie nicht bewahrt hätte.
3. Neben den Aposteln nennt Paulus weitere 500 Zeugen, die teilweise noch leben und in Korinth bekannt sind. Sie konnte man damals unmittelbar fragen.

Warum wir Ostern mit der Auferstehung so nötig haben?

Paulus durchdenkt, die These, dass es keine Auferstehung geben würde. Sie endet in letzter Konsequenz in einer Hoffnungslosigkeit ohne Gott.
Wir haben aber viele nachvollziehbare Gründe, warum eine Auferstehung Jesu tatsächlich stattgefunden hat. Das spricht den Kopfmenschen an. Wir haben aber auch viele nachvollziehbare, theologische Gründe, warum eine Auferstehung Jesu stattgefunden hat und stattfinden musste.
In letzter Konsequenz geht es nämlich auch um mein Leben. Es geht um die Frage, ob nach dem Todeszeitpunkt alles aus ist, oder dann noch etwas kommt.
Die Botschaft der Bibel gibt darauf eine total ermutigende Antwort. Es gibt eine Auferstehung! Es gibt ein Leben nach dem Tod und Jesus war der erste, der diesen Schritt gegangen ist. Er hat gezeigt, dass es doch möglich ist, obwohl es menschlich unmöglich ist. Jesus schließt damit einen jahrtausendealten Kreis zu Adam ab. Durch die Sünde der ersten Menschen wurde der Zugang zum Paradies, der direkte Draht zu Gott, verhindert. Durch die vielen Sünden späterer Generationen und auch durch meine eigene Sündhaftigkeit wird unterstrichen, dass ich, wie Adam gescheitert wäre. Aber die Auferstehung Jesu macht unter all diese Jahre des Leidens und Sterbens einen dicken Strich. Niemand muss mehr ohne Hoffnung unterwegs sein und ohne Ewigkeitsperspektive sterben. Jesus hat die Tür zum Paradies, die verschlossen wurde, wieder aufgestoßen und bietet jedem freien Einlass an, der das möchte und Jesus Tod für sich in Anspruch nimmt.
Unser Glaube bekommt eine ganz andere Kraft und Perspektive durch die Tatsache der Auferstehung. Petrus beschreibt es so schön in seinem zweiten Brief:
2. Petrus 1,16 NLB
2. Petrus 1,16 NLB
Denn wir haben uns nicht etwa irgendwelche klugen Geschichten ausgedacht, als wir euch von der Macht unseres Herrn Jesus Christus und von seiner Wiederkehr erzählten. Nein, wir haben seine Majestät mit eigenen Augen gesehen.
Denn wir haben uns nicht etwa irgendwelche klugen Geschichten ausgedacht, als wir euch von der Macht unseres Herrn Jesus Christus und von seiner Wiederkehr erzählten. Nein, wir haben seine Majestät mit eigenen Augen gesehen.
Wir leben und glauben auf die sichtbare Begegnung mit Jesus hin. Wir werden viel Größeres sehen, als die Jünger auf dem Berg der Verklärung. Wir werden in unmittelbarer Gottesnähe sein und, wer weiß, kleiner Scherz, vielleicht wird Abraham oder Petrus in deiner himmlischen Straße in der Ewigkeit wohnen.
Die Auferstehung ist im Zusammenspiel mit der Kreuzigung die entscheidende Grundlage unseres Glaubens. Wir haben ganz viele Gründe daran festzuhalten und uns auf den Moment zu freuen, wenn wir das selbst erleben. Einzige Ausnahme: Jesus kommt zu unseren Lebzeiten wieder.
Amen.
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