Hoffnung auf die Herrlichkeit Gottes

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Hoffnung auf die Herrlichkeit Gottes

Liebe Gemeinde,
es gibt Tage, da möchte man am Morgen am liebsten im Bett bleiben. Sich herumdrehen, die Bettdecke über den Kopf ziehen und weiterschlafen. Aber dann klingelt der Wecker und die Uhrzeiger springen immer weiter und man muss aus dem Bett heraus. Man hat eigentlich keine Energie, den Tag zu bewältigen. Vielleicht erwartet uns da etwas, was wie ein Damokles-Schwert über uns hängt.
Nun es gibt auch die anderen Tage, da springt man gern aus dem Bett, ist hoch motiviert und möchte sprichwörtlich Bäume herausreißen.
Aber was macht man an den Tagen, von denen man sagt, die sind zum Vergessen oder wie es jemand sagt: “Das ist ein Tag zum in die Tonne drücken!”
Wäre es da nicht gut, wenn wir irgendwie für den Tag dennoch motiviert werden. Sicher gibt es dafür eine Menge Kalendersprüche und vielleicht manches hilfreiche Buch. Aber ob sie immer so hilfreich sind?
Bei uns Christen hilft manchmal die Herrnhuter Tageslosung. Doch sie hat manchmal auch nichts dazu zu sagen. Dennoch bleibe ich dabei: Das beste Motivationsbuch ist und bleibt die Bibel, wie zum Beispiel der Predigttext des heutigen Sonntags aus 2. Korinther 4,14-18. Da schreibt der Apostel Paulus:
2. Korinther 4,14–18 BB
14 Wir wissen ja: Gott hat Jesus, den Herrn, auferweckt. Er wird auch uns gemeinsam mit Jesus auferwecken und zusammen mit euch vor sich treten lassen. 15 Denn alles geschieht für euch: Die Botschaft von Gottes Gnade soll immer mehr Menschen erreichen. Dann wächst zur Ehre Gottes auch die Zahl von Dankgebeten. 16 Darum lassen wir den Mut nicht sinken. Auch wenn unsere äußeren Kräfte aufgezehrt werden, bekommen wir innerlich Tag für Tag neue Kraft. 17 Die Not, die wir gegenwärtig leiden, wiegt leicht. Denn sie bringt uns eine Fülle an Herrlichkeit, die jedes Maß übersteigt und kein Ende hat. 18 Wir dürfen unseren Blick allerdings nicht auf das Sichtbare richten, sondern auf das Unsichtbare. Denn das Sichtbare ist vergänglich, das Unsichtbare dagegen ist unvergänglich.
Ist es wirklich nicht so? Mit unserer Geburt beginnt unser Sterben? Im Konfirmandenunterricht hatte ich früher eine Werbung für die XBOX gezeigt, wo das richtig krass dargestellt wurde. Die Verwandlung des Menschen von der Geburt bis er in der Sargkiste auf dem Friedhof landete, und das ganze als Zeitraffer.
Aus seiner eigenen Lebenserfahrung heraus, sieht der Apostel Paulus das Vergehen seines Lebens. Trübsal, Leid, Schmerz, all das kennt Paulus aus eigenem Erleben. Er setzt seine Erfahrung dagegen, dass der innere Mensch von Tag zu Tag erneuert wird. Er sieht den natürlichen Kreislauf des Werdens und des Vergehens. Schon von Geburt an ist im Leben auch das Sterben mit eingebunden. Er sieht seine ganz persönliche menschliche und irdische Vergänglichkeit und Begrenztheit.
Viele Menschen sehen in Paulus einen großen Prediger der Christenheit. Manchmal könnte man das nach der Leidenschaft seiner Briefe tatsächlich meinen. Doch die Briefe bringen zum Ausdruck, dass er gegenüber anderen Evangelisten und Predigern ein Stotterer ist, der manchmal mit seinen Predigten recht ermüdend gewirkt haben muss, so dass sogar jemand über der Predigt eingeschlafen ist und aus dem Fenster stürzte. Er war also kein großer Rhetoriker vor dem Herrn. Er kennt diese Momente des Ermüdens und Versagens, des Sterbens.
Aber was tun wir nicht alles dagegen, um diesen Sterbeprozess aufzuhalten? Wie kämpfen wir gegen das Sterben. Da gibt es die Fitnessclubs. Nichts gegen sie, etwas Sport ist wichtig und gut. Aber wenn er zum Körperwahn wird mit Diäten, Pillen, Pulver und sportliches Powern rund um die Uhr.
Und doch im Leben kommen dann die Zeiten, wo wir müde werden, wo wir aufgerieben werden. Das können die psychischen und physischen Belastungen des Alltags sein. Vielleicht kommt es zum Burnout.
Oder irgendwann kommt der Punkt, da wird man nicht mehr gebraucht, vielleicht im Alter, am Ende des Berufslebens. Wie viele Rentner erleben das? Da man wird abgeschoben zum Alten Eisen, die Arbeitskraft, die Ideen, die berufliche Erfahrung - all das wird nicht mehr gebraucht.
In dem Spielfilm “About Schmidt” mit Jack Nicolson aus dem Jahr 2002 wird das deutlich: Warren Schmidt, ein 66-jähriger Mann, tritt nach seinem letzten Arbeitstag bei einer Versicherungsgesellschaft in den Ruhestand. Sein Abschied wird mit einer unpersönlichen Feier begangen, und er wird bald darauf von seinem Nachfolger und seinem früheren Arbeitgeber enttäuscht, als er feststellt, dass sein Fachwissen nicht mehr geschätzt wird und seine Akten im Müll landen. Als Rentner fühlt sich Warren nutzlos und beschließt, eine Patenschaft für einen sechsjährigen Jungen in Tansania zu übernehmen, um seinem Leben wieder Sinn zu geben. Er schreibt Briefe an das Kind, die für ihn zu einer Art Lebensbeichte werden.
Als Warrens Frau unerwartet stirbt, gerät sein Leben aus den Fugen. Er gerät in Konflikt mit seiner Tochter Jeannie und ihrem Verlobten Randall. Warren erfährt von einer Affäre seiner Frau mit seinem besten Freund Ray, was ihn dann zusätzlich belastet. Er beschließt, sich auf eine Reise zu begeben, zunächst zu seiner Tochter in Denver und dann zu Orten seiner Jugend. Unterwegs erlebt er Enttäuschungen und Misserfolge, einschließlich einer unangemessenen Annäherung mit einem Ehepaar auf einem Campingplatz.
In Denver versucht Warren, seine Tochter von ihrer geplanten Hochzeit abzubringen, ist jedoch erfolglos. Die Hochzeit findet statt, und Warren überwindet seine Ablehnung, um eine freundliche Rede zu halten. Auf dem Heimweg macht er einen Zwischenstopp in Kearney und besucht ein Museum. Zu Hause angekommen, realisiert er, dass sein Leben für andere vielleicht bedeutungslos erscheint, aber durch einen Brief aus Tansania erfährt er, dass er zumindest für das Patenkind etwas bewirkt hat, was ihm Trost spendet und ihm eine neue Perspektive gibt.
Nun stellen sich auch für uns die Fragen, vielleicht nicht erst an der Schwelle zum Rentnerdasein, sondern im Jetzt und Heute:
Was haben wir erreicht?
Wo sind wir angekommen?
Sind wir mit unserem Leben gescheitert?
Landet das Ergebnis unseres beruflichen Lebens oder des Lebens überhaupt, heute, bald oder irgendwann in der Mülltonne?
Dem erwidert der Apostel Paulus 2. Kor 4,16
2. Korinther 4,16 BB
16 Darum lassen wir den Mut nicht sinken. Auch wenn unsere äußeren Kräfte aufgezehrt werden, bekommen wir innerlich Tag für Tag neue Kraft.
Es kann also alles vergehen, was wir als Menschen auf dieser Erde haben und bekommen: Ruhm und Ehre, Lob und Anerkennung. Alles wird vergehen. Denn selbst wenn sie uns auf dieser Erde wichtig erscheinen, sie sind nicht das Maß aller Dinge, wenigstens nicht für uns als Christen.
Paulus macht das uns deutlich: Auch wenn wir äußerlich sterben, innerlich bekommen wir jeden Tag von Gott neue Kraft. Er zeigt uns auch das Ziel unseres Lebens auf: 2.Korinther 4,17
2. Korinther 4,17 BB
17 Die Not, die wir gegenwärtig leiden, wiegt leicht. Denn sie bringt uns eine Fülle an Herrlichkeit, die jedes Maß übersteigt und kein Ende hat.
Alexander von Humboldt erzählt von einem Baum in Südamerika, der Kuhbaum genannt wird. Er wächst an der kargen Flanke eines Felsens, den seine Wurzeln kaum zu durchdringen vermögen. Dem Auge erscheint er tot und vertrocknet, aber wenn man den Stamm durchbohrt, fließt eine süße und nahrhafte Milch aus ihm. Das ist dem Christen nicht unähnlich, der äußerlich welk und sterbend erscheinen mag, aber in seinem Inneren einen lebendigen Saft besitzt, der zum ewigen Leben quillt.
Darum ermutigt uns der Apostel Paulus aus der täglichen Erneuerung zu leben. Wie kann das gehen? Sicher nicht so, dass wir uns selbst wie der Lügenbaron Münchhausen mit dem eigenen Schopf aus dem Sumpf herausziehen. Das wird nicht funktionieren. Vielleicht können uns temporär irgendwelche Kalendersprüche, Plakate oder Motivationstrainer sogar begrenzt helfen. Ich habe sogar ein Plakat bei mir im Büro hängen. Aber um einen festen Halt und eine Zukunftsgewissheit zu haben, braucht es mehr.
Paulus sagt dazu 2.Korinther4,18
2. Korinther 4,18 BB
18 Wir dürfen unseren Blick allerdings nicht auf das Sichtbare richten, sondern auf das Unsichtbare. Denn das Sichtbare ist vergänglich, das Unsichtbare dagegen ist unvergänglich.
Der Apostel Paulus benutzt gern Bilder des Sportes, weil sie damals bei den Leuten gut ankommen, aber auch heute bei uns ist das so: Paulus stellt sich den Prozess der täglichen geistlichen Erneuerung wie ein Training in der Turnhalle vor. In Teilen unserer Kultur wird viel Wert auf Bodybuilding und Gewichtheben gelegt. Es wird viel körperliche Anstrengung und Kraftaufwand verlangt. Solche Aktivitäten werden nicht über Nacht gemeistert. Es dauert Monate, bis die Muskeln des Körpers aufgebaut sind.
In ähnlicher Weise geschieht das dadurch, dass wir Gottes Wort lesen und im Gebet mit Gott reden. Aber auch durch das Leiden um Christi Willen. So werden im christlichen Leben Muskeln aufgebaut, die zu einem dauerhaften Teil unseres geistlichen Körpers werden.
Die minimalste Form von Gottes Wort lesen ist die tägliche Herrnhuter Losung. Aber noch besser ist es täglich ein Wort aus der Bibel zu lesen, vielleicht noch ein Andachtsbuch dazu und in der Stille im Gebet mit Gott reden.
Auch Jesus selbst suchte Orte der Stille zum Gebet zum Gespräch mit Gott. So zog er sich auf den Berg zurück und ging kurz vor seinem Tod in den Garten Gethsemane.
Wie wichtig gerade in Zeiten der Anspannung das Gebet ist, macht uns Martin Luther deutlich. Er sagte: “Heute habe ich viel zu tun, deswegen muss ich viel beten.”
Besonders auch in Zeiten der Not und im Alter ist das Gebet eine wichtige Aufgabe, besonders die Fürbitte für andere Menschen.
In dem Film “About Schmidt” konnte der Junge in Tansania die Briefe von Warren gar nicht lesen, aber für ihn war es wichtig, dass da jemand an ihn gedacht hat. Das hat den Jungen motiviert.
Die tägliche Bibellese und das Gebet und die Fürbitte für andere Menschen führen uns zur Erneuerung im Glauben und stellen uns wieder auf die Füße des Lebens. Sie geben uns auch einen klaren Blick für den Alltag. Vielleicht gerade jetzt, wo wir in einer so politisch unklaren Zeit leben. Da können wir auch “Nein” sagen, wo andere uns drängen und wir bekommen Kraft für unmögliche Situationen, und ganz besonders auch im Bezug auf das Bekenntnis unseres Glaubens an Jesus Christus, denn Christus ist in die tiefste Tiefe gestiegen und hat alles Leid erduldet, nichts an seinem Zuspruch ist billige Vertröstung.
Was zählt das befristete Leiden gegen die ewige Herrlichkeit?« spricht der Glaube. Egal was wir im Leben durchmachen! Sicher, sagt jetzt mancher oder manche, das ist leicht gesagt. Aber dennoch gilt es: Dieses momentane, leichte Leiden bringt uns ein ewiges Gewicht der Herrlichkeit, wenn wir unsere Augen nicht auf das Sichtbare, sondern auf das Unsichtbare richten. Der Glaube sieht durch die Wirklichkeit in die ewige Herrlichkeit. Darum werden wir ermutigt gerade im Alltag unseren Glauben mit Blick auf die Zukunft mit Gott zu leben und davon Zeugnis zu geben.
Amen
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