Glauben leben - mit Versuchung

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„Das war nichts!“ Diesen Moment habe ich noch intensiv vor Augen. Es war die entscheidende Übersetzung bei der Latinums-Prüfung. Am Ende zeigte es sich: Ich hatte eine Menge Fehler gemacht, aber es reichte, um zu bestehen. Eine geschenkte Prüfung waren es keine, aber ich hatte einen Lehrer, der wollte, dass man durchkommt. Wir haben mit dem Jakobusbrief angefangen. Das erste Thema war: Glauben leben - mit Anfechtungen. Ich habe darauf hingewiesen, dass Jakobus für Anfechtung oder Prüfung und für Versuchung das gleiche griechische Wort benutzt. Es kommt auf den Zusammenhang an. Prüfung unterscheiden sich von Versuchung, dass sie uns am Ende stärken und näher zu Gott führen sollen. Versuchungen sind das Gegenteil. Sie wollen entmutigen und letztlich Glauben zerstören.
Heute geht es um die Versuchung. Wo kommt sie her? Worin täuscht sie uns und was hilft? Wir schauen zusammen in den Text aus Jakobus 1,13-18 (NLB).
Jakobus 1,13-18 NLB
Jakobus 1,13–18 (NLB)
Wer der Versuchung erliegt, sollte niemals sagen: »Diese Versuchung kommt von Gott.« Gott lässt sich nicht zum Bösen verführen, und er verleitet auch niemanden zur Sünde. Jeder Mensch wird durch seine eigenen Begierden verlockt, geködert und verführt.
Wer seinen Begierden nachgibt, sündigt, und die vollzogene Sünde führt zum Tod. Macht euch also nichts vor, liebe Brüder!
Alles, was gut und vollkommen ist, wird uns von oben geschenkt, von Gott, der alle Lichter des Himmels erschuf. Anders als sie ändert er sich nicht, noch wechselt er zwischen Licht und Finsternis. Durch das Wort der Wahrheit sind wir zu seinen Kindern geworden, weil er es so wollte. Wir sind die erste Frucht seiner neuen Schöpfung.
13 Wer der Versuchung erliegt, sollte niemals sagen: »Diese Versuchung kommt von Gott.« Gott lässt sich nicht zum Bösen verführen, und er verleitet auch niemanden zur Sünde. 14 Jeder Mensch wird durch seine eigenen Begierden verlockt, geködert und verführt. 15 Wer seinen Begierden nachgibt, sündigt, und die vollzogene Sünde führt zum Tod. 16 Macht euch also nichts vor, liebe Brüder! 17 Alles, was gut und vollkommen ist, wird uns von oben geschenkt, von Gott, der alle Lichter des Himmels erschuf. Anders als sie ändert er sich nicht, noch wechselt er zwischen Licht und Finsternis. 18 Durch das Wort der Wahrheit sind wir zu seinen Kindern geworden, weil er es so wollte. Wir sind die erste Frucht seiner neuen Schöpfung.

Übernimm Verantwortung (13-14)

Wenn ich in der Jungschargruppe für ein Spiel einteile, kann ich mich vor Freiwilligen kaum retten. Warum? Wer eine Gruppe leitet, kann wählen. Ich beobachte es aber auch, dass dieselben Kinder jegliche Verantwortung von sich weisen, wenn im Spiel etwas passiert ist und eine Regel übertreten wurde. Schuld sind die anderen und die Umstände. Es ist sehr selten, dass jemand sagt: „Es war mein Fehler. Ich habe nicht an die Regel gedacht“. Das Verhalten scheint sich bei Erwachsenen nur wenig zu verändern.
Wir leben in einer schuldfixierten Kultur.
Wir fühlen uns besser, wenn ein Schuldiger ermittelt werden kann. Umso mehr verstört es die Leute, wenn doch plötzlich einer sagt: „Ich bin es gewesen“. Es kann sogar passieren, dass man ausgelacht wird, weil man ehrlich war. Unsere Kultur ist schuldfixiert. Das verhindert stellenweise auch, dass Verantwortung übernommen wird aus Angst, man könnte an etwas schuld sein.
Jakobus ist bei der Frage, wer für Versuchung verantwortlich ist, direkt. Sie liegt bei mir.
Das ist hart! Wenn es stimmt, dass man dazu neigt, einen Sündenbock zu finden, dann tue ich das wohl auch bei geistlich-seelsorgerlichen Problemen. Ein paar Beispiele: Ja, Gott ist gut, aber wieso hat er mir so einen Ehepartner gegeben? Ja, Gott ist gut, aber warum verbietet mir der Glaube so vieles was Spaß macht? Ja, Gott ist gut, ich würde aber auch gerne mal etwas mehr Geld haben. Die Aufzählung ließe sich sicher verlängern. Am Ende treffen wir uns im Garten Eden. Adam schimpfte mit Gott: „Die Frau, die du mir gegeben hast, die hat mich dazu verleitet von der Frucht zu essen“ Eva verhielt sich nicht anders. Bei ihr liegt die Schuld bei der Schlange. Daran hat sich bis heute nichts geändert. Entweder sind es die Umstände, jemand anderes oder Gott. Übernimm die Verantwortung - so schreibt es aber Jakobus. Denn Gott ist es nicht, der dich versucht. Er ist das Gute in Person und er will selbst in Prüfungen dein Bestes. Es sind auch nicht die Umstände oder andere Personen, die dich unumkehrbar in Versuchung geführt haben. Sie machen es womöglich leichter einer Versuchung nachzugeben. Aber am Ende bin ich es selbst, der an den Weggabelungen des Lebens etwas denkt, etwas sagt und etwas tut, was nicht gut ist. Jakobus erinnert seine Leser daran, was wir von Jesus bereits aus Mt 15,19 kennen können: „Aus dem Herzen kommen böse Gedanken wie zum Beispiel Mord, Ehebruch, Unzucht, Diebstahl, Lüge und Verleumdung.“ Matthäus 15,19.
Matthäus 15,19 (NLB)
Aus dem Herzen kommen böse Gedanken wie zum Beispiel Mord, Ehebruch, Unzucht, Diebstahl, Lüge und Verleumdung.
Wie ist aber die Bitte im Vaterunser zu verstehen: „Und führe uns nicht in Versuchung“? Gemeint ist damit die Bitte, um möglichst wenige Anfechtungen und Prüfungen. Alles andere macht keinen Sinn, weil Gott uns nicht zum Sündigen bringen will.
Wir müssen klären, was Jakobus mit „Begierde“ meint. Auf den ersten Blick geht es um sexuelle Themen. Im Zusammenhang des Briefes geht es nicht darum. Im Garten Eden war es auch nichts Sexuelles. Als Jesus in der Wüste versucht wurde, ging es um Hunger, eine Herausforderung Gottes und um Macht. Am Kreuz rief man ihm zu: Steig herab! Jakobus nutzt für die Art und Weise der Begierde Worte, die man eigentlich vom Angeln Kennt: Es geht ums sich mittreiben lassen, angelockt und überlistet werden. Mir gefällt eine Definition von Matthias Mockler gut:
Begierde ist alles, was uns im Moment besser erscheint als Gottes Weg“. Matthias Mockler
Das ist die Not, mit der wir leben. Das macht so vieles so schmackhaft und scheinbar süß. Das ist die innere Stimme, die uns sagt: Jetzt ist die Gelegenheit! Warum denn nicht, alle machen es. Es sind satanische Kräfte, die am Werk sind. Letztlich bin ich es dennoch, der ein „ja“ zu einer bösen Sache findet. Ich bin es, der der Versuchung nachgibt. Ich bin es, der sich von der Begierde locken lässt. Ich bin es, der eine ungute Sache Gottes Weg vorzieht. Ich bin es, der Gott ein Stück weit und für den Moment nicht das Vertrauen ausspricht.

Erkenne die Täuschung (15-16)

Was passiert aber, wenn ich der Begierde nachgebe? Das zeigt Jakobus in den nächsten Versen. Er nutzt dabei wertfrei das Bild vom Beginn einer Schwangerschaft und Geburt. Eine entstandene Schwangerschaft ist erst ganz unscheinbar. Es sind ja nur wenige Zellen. Irgendwann ist es zu sehen, dass da was unterwegs ist. Die Schwangerschaft kommt mit der Geburt zum Abschluss. Er warnt abschließend vor einer falschen Selbstsicherheit.
Wie ist aber der Weg von der Begierde zur Sünde?
Ich habe bei einem Ausleger dazu fünf Schritte gefunden, die es gut erklären.
1. Begierde beginnt in den eigenen Gedanken. Es ist noch nichts passiert. Aber es ist ein erster, flüchtiger Gedanke da.
2. Der anfänglich, eigentlich unsinnige Gedanke beginnt Wurzeln zu schlagen. Es ist ein Durchspielen: wenn, dann. Vielleicht auch ein heimlich sich sehnen.
3. Aus Gedanken werden Taten. Ich denke nicht nur mal flüchtig an dies und das. Ich durchspiele es gedanklich und beginne es Wirklichkeit werden zu lassen. „Einmal ist keinmal“ ist dann die Beschwichtigung.
4. Das Verlangen wird größer. Es kommt zur Wiederholung und es besteht der Gefahr der Gewohnheit. „Man gönnt sich ja sonst nichts.“ „Alle machen es.“
5. Das Verlangen nach Wiederholung bestimmt mich mehr und mehr. Ich beschäftige mich vorwiegend damit und vernachlässige anderes.
Vielleicht kommen uns diese Schritte wie die Beschreibung des Weges in eine Sucht vor. Es gibt Ähnlichkeiten. Den Unterschied machen aber die Substanz und das Ende. Im geistlichen Leben sind es meist keine berauschende Mittel. Es sind solche Dinge wie die Liebe zum Geld. Ein übersteigerter Wunsch nach Anerkennung. Narzissmus. Streben nach Macht und Einfluss. Eine falsche Einstellung zum Besitz. Ein Hang zum schlechten Reden. Wut und Zorn. Aber auch eine bedenkenswerte Neigung zum übermäßigen Essen und Trinken. Aber auch ein zu viel an Onlinespielen, Handykonsum und nicht zuletzt auch Pornografie. Es sind Problemfelder, die Paulus u.a. im Brief an die Galater erwähnt (Gal 5,19-21 ). Es sind Bereiche, die geistlich gesehen, aussagen: „Ich wähle etwas, das mir im Moment besser scheint als Gottes Weg. Ich wähle sie, weil sie mir im Moment eine Art Befriedigung geben“. Das eigentliche geistliche Problem ist aber das unterschwellige Misstrauen gegenüber Gott. Es wächst, bis ich irgendwann sage: „Gott hat mir nichts zu geben“. Das bezeichnet Jakobus als einen geistlichen Tod. Ich lebe physisch, aber meine Seele und meine andere. Matthias Mockler schreibt dazu: „Sünde macht nicht nur persönlich kaputt sondern auch eine Gesellschaft. Sie macht oft das Miteinander schwierig oder sogar unmöglich. Reicht es, über Versuchung richtig zu denken? Nein! Was in Versuchung und Sünde hilft, ist ein anderer
Galater 5,19–21 NLB
Wenn ihr den Neigungen eurer sündigen Natur folgt, wird euer Leben die entsprechenden Folgen zeigen: Unzucht, unreine Gedanken, Vergnügungssucht, Götzendienst, Zauberei, Feindschaften, Streit, Eifersucht, Zorn, selbstsüchtigen Ehrgeiz, Spaltungen, selbstgerechte Abgrenzung gegen andere Gruppen, Neid, Trunkenheit, ausschweifenden Lebenswandel und dergleichen mehr. Ich wiederhole, was ich bereits gesagt habe, dass niemand, der ein solches Leben führt, das Reich Gottes erben wird.
Blick auf Gott. Das heilt.
Der Irrtum, vor dem Jakobus warnt, ist eine falsche Selbstsicherheit in Versuchung und Sünde
: „Ich schaffe das schon“, „Ich muss nur fest genug beten und glauben“, „Mir macht Thema xy nichts aus“. Ja, nicht jedes Thema ist eine Schwachstelle bei allen. Aber wie viele gestandene Christen sind trotzdem an der einen oder anderen Stelle gestolpert, die sie für sich nicht als Gefahr angesehen haben. Wenn Paulus schreibt, dass wir in einem geistlichen Kampf stehen, betrifft das nicht nur die Lichtgestalten in der christlichen Szene sondern jeden in der Gemeinde. Der Unterschied ist nur der, dass es bei denen, die öffentlich zu sehen sind und aus der Rolle fallen, größere Wellen schlägt.

Was hilft? (17-18)

Ähnlich wie in dem Abschnitt zur Anfechtung kommt Jakobus nun auch auf Hilfen zu sprechen.
1. Lauf zu Jesus (Sprüche 18,10)
Sprüche 18,10 Christen müssen keine Stellungen halten und bis zum letzten Mann kämpfen. Christen dürfen fliehen. Christen sind Schafe, die immer zum Hirten laufen können, wenn Gefahr droht. Bestürme Jesus mit deiner Versuchung. Breite vor ihm aus, was an dir zerrt und zieht. Er wird helfen. Wichtig ist an dieser Stelle: Wenn eine echte Sucht besteht, wird Jesus auch helfen. Aber es braucht auch fachliche Hilfe und ggf. medizinische Begleitung. Die meisten werden eben nicht durch das eine Gebet frei sondern es ist ein längerer Prozess.
Sprichwörter 18,10 (NLB)
1. Lauf zu Jesus: “Der Name des HERRN ist eine feste Burg; der Gottesfürchtige flüchtet sich zu ihm und findet Schutz.”
2. Konzentriere dich auf das Richtige (Philipper 4,8)
Philipper 4,8 (NLB)
2. Konzentriere dich auf das Richtige: “Und nun, liebe Freunde, lasst mich zum Schluss noch etwas sagen: Konzentriert euch auf das, was wahr und anständig und gerecht ist. Denkt über das nach, was rein und liebenswert und bewunderungswürdig ist, über Dinge, die Auszeichnung und Lob verdienen.
Wir wissen oft genug, was das eigentlich Richtige ist. Umso mehr wir uns darauf konzentrieren, umso weniger Zeit ist einfach da, um sich mit Sachen zu beschäftigen, die uns nicht gut tun. Leg dein Handy weg und mach einen Spaziergang.
3. Mach dir klar: Gott meint es gut (Jakobus 1,17)
Jakobus 1,17 (NLB)
3. Mach dir klar: Gott meint es gut: “Alles, was gut und vollkommen ist, wird uns von oben geschenkt, von Gott, der alle Lichter des Himmels erschuf. Anders als sie ändert er sich nicht, noch wechselt er zwischen Licht und Finsternis.
Es ist eine uralte Lüge, dass Gott uns das eigentlich Gute vorenthält. Jakobus 1,17 kann man auch so übersetzen: „Alle nützliche, gesunde und gerechte Gabe und jedes fehlerlose Geschenk fällt von oben auf uns herab.“ Gott bewirft uns förmlich mit Segen!
4. Das Evangelium zeigt uns die Wahrheit (Matthäus 4,4a)
Matthäus 4,4a (NLB)
4. Das Evangelium zeigt uns die Wahrheit: “Doch Jesus erwiderte: »Nein! Die Schrift sagt: ...
Wir müssen uns nicht auf einen Weg machen, um irgendwo Wahrheit zu finden oder Stücke von verschiedenen Wahrheiten zusammenzusammeln. Gott hält uns mit der Bibel die Wahrheit vor Augen und er zeigt uns, wie Rettung und Heil funktionieren.
5. Gott ist und bleibt treu (Römer 8,32)
Römer 8,32 (NLB)
5. Gott ist und bleibt treu: “Gott hat nicht einmal seinen eigenen Sohn verschont, sondern hat ihn für uns alle gegeben. Und wenn Gott uns Christus gab, wird er uns mit ihm dann nicht auch alles andere schenken?”
Christen kommen in Versuchungen. Christen sündigen. Christen können aber immer wieder neu auf Gnade, Vergebung und Barmherzigkeit setzen, weil Gott treu ist. Wer als Sünder zu ihm umkehrt und mir leeren Händen dasteht, wird reich beschenkt - jeden Tag neu.
6. Gott ist größer (Matthäus 26,53)
Mt 26,53
Matthäus 26,53 (NGÜ NT+PS)
6. Gott ist größer: “Oder glaubst du nicht, dass ich meinen Vater um Hilfe bitten könnte und dass er mir sofort mehr als zwölf Legionen Engel zur Seite stellen würde?”
Wir würden anders auftreten, wenn wir sehen könnten, welche gewaltige Mächte unter Gottes Kommando stehen. Jesus sprach von mehr als 12 Legionen Engeln, die sofort bereit stehen, um ihm zu dienen. Wir haben das Versprechen, dass Gottes Geist in uns lebt.
7. Die Gewissheit der Neugeburt (Römer 8,14-15)
Römer 8,14–15 (NLB)
7. Die Gewissheit der Neugeburt: “Denn alle, die vom Geist Gottes bestimmt werden, sind Kinder Gottes. Deshalb verhaltet euch nicht wie ängstliche Sklaven. Wir sind doch Kinder Gottes geworden und dürfen ihn »Abba, Vater« rufen.”
Wir leben im hier und jetzt.
Unser Sein ist anfällig für Begierden, Versuchungen und Sünde. Kinder Gottes sind aber neugeboren. In letzter Konsequenz stehen wir nicht mehr unter der Herrschaft der Sünde. Das ist ein unheimlicher Trost in den Tiefpunkten deines Lebens. Du kannst dir als entschiedener Christ immer wieder sagen: „Ich gehöre zu Jesus“. Wir tun gut daran, darauf auch in der Seelsorge hinzuweisen.

Glauben leben - mit Versuchung eine Zusammenfassung

1. Versuchung will letztlich zerstören.
2. Gott versucht niemanden.
3. Die Verantwortung liegt bei mir.
4. Versuchung führt schrittweise in Sünde und Abhängigkeiten.
5. Zu viele haben sich selbst überschätzt.
6. Wir stehen der Versuchung und Sünde nicht hilflos gegenüber. Jesus schenkt den Sieg.
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