AoG - Gott ist heilig (4)

Die Eigenschaften Gottes  •  Sermon  •  Submitted   •  Presented
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Einleitung

Kennt ihr diese Szene: Ein Thron, mit Stufen drumherum. Alles ist ganz hell. Auf diesen Stufen um den Thron herum, sehen wir vier seltsame Gestalten, in allen Himmelsrichtungen verteilt. Unermüdlich rufen sie: …Ja was?
Kennt Ihr diese Szene? Woher?
Jes 6, Offb 4
Und was rufen diese Gestalten unermüdlich immer wieder?
Heilig, heilig, heilig ist der Herr Zebaoth, alle Lande sind seiner Ehre voll! Jes
Heilig, heilig, heilig ist Gott der Herr, der Allmächtige, der da war und der da ist und der da kommt. Offb
Heilig, heilig, heilig ist Gott - das ist die Eigenschaft, die wir uns heute anschauen wollen: Gott ist heilig.
„Wenn die Bibel Gott heilig nennt, bedeutet das in erster Linie, dass Gott transzendent getrennt ist. Er steht so weit über und jenseits von uns, dass er uns fast völlig fremd zu sein scheint.“ R.C. Sproul (zum Glück haben wir sein Wort, um ihn besser kennenzulernen)
Heilig, heilig, heilig - das ist in der Überlieferung die einzige Eigenschaft Gottes, die an seinem Thron deklariert wird, und zwar in der Steigerung des Adjektivs: heilig, heiliger, am heiligsten. Die Gestalten, bei Jes Serafim genannt - Engel-, rufen es in alle Richtungen aus: Der, der auf dem Thron sitzt - Gott - ist heilig. Gott ist heiliger, heiliger als seine ganze Schöpfung, alle Kreatur. Gott ist am heiligsten, der Heiligste, den es gibt. Und auch wenn Gott die absolute Liebe ist, die Engel rufen nicht „Liebe, Liebe, Liebe“; sie rufen auch nicht „gerecht, gerecht, gerecht“, auch wenn Gott ohne Zweifel absolut gerecht ist. Übrigens auch sonst nirgends in der Schrift wird eine andere Eigenschaft dreifach wiederholt. Sie rufen „heilig, heilig, heilig“, Gott ist absolut heilig, und so wird er in den himmlischen Sphären an seinem Thron mit dieser Eigenschaft deklariert - klar und unmissverständlich beschrieben, angerufen, genannt. In diesem Licht beschäftigen wir uns heute mit dieser Eigenschaft: Gott ist heilig.

Die Heiligkeit Gottes

Alles an Gott ist heilig. Der Sohn ist der heilige Sohn, sein Geist, ist der Heilige Geist. Sein Wort ist die Heilige Schrift, sein Tempel ist der heilige Tempel mit dem Heiligen und dem Allerheiligsten. Sein Berg ist der heilige Berg Zion, das Land, das er seinem Volk gab, ist das heilige Land. Alles an Gott, das Α und das Ω, ist von seiner Heiligkeit gezeichnet.
Was bedeutet aber nun „heilig“ im Bezug auf Gott? Welchen Sinn hat das dreifache „heilig, heilig, heilig“ der Engel am Thron? Es gibt zwei primäre, bzw zwei herausragende Bedeutungen dieses Wortes.

Die Erhabenheit Gottes

Die eine Bedeutung sagt aus, dass Gott über seiner Schöpfung steht, höher ist als sie, ja eigentlich getrennt von ihr ist, im Sinne von „nicht das gleiche“ oder „gleichwertig“. Heilig sein bedeutet im Ursprung der semitischen Sprachen, getrennt sein von etwas, normalerweise getrennt sein vom irdischen, vom profanen, denn das Wort wird ausschliesslich nur für oder bei Gottheiten benutzt. Neben dem „getrennt sein“ bedeutet es daher auch „darüber sein“. Gott ist auf einem ganz anderen Level als wir, deutlich höher als wir. Das Gegenteil von heilig ist nicht un-heilig, sondern weltlich, irdisch, profan, unwürdig.
Von uns getrennt, weit über uns, viel höher, als wir ihn erreichen könnten. Erhöht in seiner blendenden Herrlichkeit, seiner Würde, seiner Pracht, Majestät und Herrschaft, er ist der Oberste und steht über allem. Das ist Gott in seiner Heiligkeit. Und im Lichte seiner Heiligkeit sind wir glanzlos, unwürdig, langweilig.
Zum ersten Mal lesen wir in Ex 15,11 etwas von seiner Heiligkeit, seiner Erhabenheit über allem, seinem Königtum und seiner Herrlichkeit: „Wer ist dir gleich unter den Göttern, o HERR? Wer ist dir gleich, herrlich in Heiligkeit, furchtgebietend in Ruhmestaten, Wunder vollbringend?“ Ein Vers im Lobgesang Mose. Mose ist begeistert von seinem Gott. Wie könnte man auch auf diesen Gott schauen und sich gelangweilt abwenden? Gott in seiner Herrlichkeit ist atemberaubend, schwindelerregend. Wenn wir auf ihn schauen, sind wir sofort überwältigt, ja, seine Herrlichkeit ist sogar gefährlich für unsere Existenz - darum darf und kann kein Mensch ihn schauen und leben (Ex 33,20).
1. Sam 2,2 „Niemand ist heilig wie der HERR, ja, es ist keiner außer dir…“ Gott ist in seiner Heiligkeit nicht vergleichbar mit uns, bzw wir mit ihm, oder mit überhaupt irgendetwas.
Ps 22,4Aber du bist heilig, der du wohnst unter den Lobgesängen Israels!“ Hier vereinen sich Gottes Erhabenheit und Majestät mit seiner Heiligkeit. Anders gesagt, wenn wir sagen, Gott ist heilig, sagen wir gleichzeitig, Gott ist erhaben - „erhoben über alle Völker“ Ps 97,9 - erhöht auf seinem Thron als Herrscher über alle Dinge. Und genau hier kommt auch wieder das Thema der letzten Predigt zu tragen: seine Souveränität. Wenn wir seine Erhabenheit verstehen, verstehen wir auch seine Souveränität.
Der Text, der dies am Besten ausdrückt, ist Jesaja 6, 1-5. Jesaja schreibt da „In dem Jahr, als der König Usija starb, sah ich den Herrn…“ Wir lesen von König Usija hauptsächlich in 2. Chr 26. Usija war der Sohn des Königs Amazjas und tat, was Gott wohlgefiel. Gott segnete daher das Volk mit Wohlstand. Der König erweiterte das Land wieder nach Osten und Süden, rüstete auf und gewann an Macht in der Region - auch dies ein Segen Gottes. Aber er wurde hochmütig und blind vor Macht. Eines Tages wollte er selbst, an statt der dazu berufenen Priester, am Räucheraltar im Tempel das Opfer darbringen, da schlug Gott ihn mit Aussatz. Sein Sohn folgte ihm auf dem Thron, und seine letzten Jahre wohnte er in einem abgeschlossenen Haus.
Und als dieser König Usija starb, sah Jesaja den rechten König und Herrscher, den König der Könige, Gott. „…sah ich den Herrn sitzen auf einem hohen und erhabenen Thron…“ Er sah den souveränen Herrscher über die Geschichte, der Könige einsetzt und wieder absetzt (Dan 2,21), der auch diesen König absetzte und seinen Nachfolger einsetzte. „…und sein Saum füllte den Tempel…“ Es gab Zeiten, in denen die Macht und der Einfluss eines Herrschers mit der Länge seines Mantels/Schleppe dargestellt wurde. Und Gottes Schleppe liess keinen Platz für jemand anderen. Sie füllte den Tempel!
„Serafim standen über ihm…“ Serafim, das Wort bedeutet „die Brennenden/Glühenden“. Haben sie wirklich gebrannt? Vielleicht müssen wir uns das anders vorstellen. Vielleicht ergeht es Euch wie mir im Studium der Eigenschaften Gottes. Je mehr ich von Gott begreife, seine Grösse, seine Heiligkeit, seine schiere Unfassbarkeit, desto mehr ergreift mich Staunen und Ehrfurcht. Je näher wir Gott sind oder kommen, desto mehr werden wir von ihm verändert. Kein Wesen bleibt unberührt in der Gegenwart Gottes, so auch nicht diese vier Wesen, die Gott im himmlischen Thronsaal am nächsten sind. Sie brennen für Gott, ihre Leidenschaft für Gott und ihre Hingabe werden durch die Nähe Gottes intensiviert. Das ist kein normaler Lobpreis mehr, so wie wir ihn kennen. Das ist ganz was anderes.
„Serafim standen über ihm; ein jeder hatte sechs Flügel: Mit zweien deckten sie ihr Antlitz…“ In diesem Raum voll Ehrfurcht bedecken diese Wesen ihr Antlitz, ein Zeichen für ihre absolute Unfähigkeit, Gott anzusehen in seiner blendenden Herrlichkeit.
„…mit zweien deckten sie ihre Füße...“ Auch wenn sie in diesem Moment Gott dienten und ihn auslobten, so waren sie doch unwürdige Geschöpfe in der Gegenwart des allein Würdigen.
„…und mit zweien flogen sie. …“ Bereit zum Dienst, was immer ihnen Gott auftragen würde.
„Und einer rief zum andern und sprach…“ So beschreibt Jesaja den Wechselgesang (Antiphonie) am Thron Gottes. Die einen riefen: „Heilig, heilig, heilig ist der Herr Zebaoth…“ Und die anderen antworteten mit: „…alle Lande sind seiner Ehre voll!“ Tag und Nacht rufen sie die Heiligkeit Gottes aus, ohne Pause. Heilig - Heiliger - Heiligster. Hoch - Höher - Höchster. Heiliger und höher als alles andere, als wir alle.
„…alle Lande sind seiner Ehre voll!“ Und doch - Seine Heiligkeit, seine Hoheit manifestiert sich auf der Welt. Seine Herrlichkeit (Ehre, Pracht, Ruhm) ist der Ausdruck seiner Heiligkeit in der Welt.
„Und die Schwellen bebten von der Stimme ihres Rufens und das Haus ward voll Rauch.“ Was für ein Lobpreis, der den Boden unter den Füssen beben lässt und selbst die Luft nicht unberührt lässt. Kennt das jemand? Ist das jemandem auch schon passiert im Lobpreis?
Und was passiert mit Jesaja? „Wehe mir, ich vergehe! Denn ich bin ein Mann mit unreinen Lippen und wohne unter einem Volk, das unreine Lippen hat; denn meine Augen haben den König, den HERRN der Heerscharen, gesehen!“ Er vergleicht sich hier nicht mit seinen Landsgenossen, wägt ab, ob er besser ist als jener oder jene. In der Präsenz dieses unendlich heiligen Gottes misst er sich an Ihm - und wird sich seiner Unwürdigkeit, seiner Kleinheit bewusst. Und das sagt einer der grössten Propheten, die es gab. Er sei ein Mann mit unreinen Lippen, er, der Gottes Wort weiter gab. Und doch wurde ihm seine Unreinheit bewusst, die Unreinheit des Herzens, denn was im Herz ist, kommt über die Lippen (vrgl Mt 15,1ff).
In der Präsenz unseres heiligen Gottes wird auch uns unsere Unreinheit, unser Schuld, unsere Sünde bewusst, weil sichtbar. Wie bei Jesaja. Es ist eine erschütternde, schrecklich, niederschmetternde Erfahrung, dies in der Präsenz Gottes zu erkennen. Erinnern wir uns an Petrus, wie er Jesus begegnete und sagen musste „Geh weg von mir, denn ich bin ein sündiger Mensch“ (Lk 5,8). Johannes sah den verherrlichten Christus und fiel bei seinem Anblick wie tot um (Offb 1,17). Es würde uns hier genauso ergehen wie Johannes, sollte Gott in seiner Herrlichkeit hier erscheinen. Darum werden wir einen verherrlichten (Auferstehungs-)Leib brauchen, um im Himmel nicht gleich zu verbrennen, wenn in Gottes Herrlichkeit treten.
Schauen wir in die Kirchengeschichte, ist die Kirche, der Leib Christi, am stärksten, fruchtbarsten, in Zeiten eines klaren Verständnisses dieser Heiligkeit Gottes, die uns zwar vertikal von Gott trennt, die aber dennoch in der Welt, bei uns, ihre Wirkung entfaltet. In Zeiten, in denen Gott auf die gleiche Stufe gezogen wurde und wird, als unser lieber Freund, ein Kumpel und netter Opa, wurde und wird die Kirche ihrer Kraft und ihres Lebens beraubt. Nichts anderes passierte auch in Israel mannigfach.

Die Vollkommenheit Gottes

Das ist die erste Bedeutung der Heiligkeit Gottes. Die andere ist Gott Vollkommenheit in seiner Moral. Das heisst in seinen Werten, in seinem Urteil, in seinen Handlungen. Er macht keine Fehler, er ist ohne Sünde, alle seine Entscheidungen sind perfekt, alle seine Urteile sind vollkommen. Alles, was er ist, tut und sagt (Gottes Wort!), ist heilig. Und daher kann er keine Ungerechtigkeit ertragen und ungesühnt lassen, keine Bösartigkeit, keine Sünde.
Wir lesen in Ps 11,4f: „Der HERR ist in seinem heiligen Tempel. Der Thron des HERRN ist im Himmel; seine Augen spähen, seine Blicke prüfen die Menschenkinder. Der HERR prüft den Gerechten; aber den Gottlosen und den, der Frevel liebt, hasst seine Seele.“ Ps 5,5f: „Denn du bist nicht ein Gott, dem Gesetzlosigkeit gefällt; wer böse ist, darf nicht bei dir wohnen. Die Prahler bestehen nicht vor deinen Augen; du hasst alle Übeltäter. Du vertilgst die Lügner; den Blutgierigen und Falschen verabscheut der HERR.“ (Soweit zum Thema „Gott hasst die Sünde aber liebt den Sünder)
Das ist so, weil er ein heiliger Gott ist, er kann gegenüber diesen Dingen nicht neutral sein. Er ist heilig. Er liebt aber Gerechtigkeit, Reinheit, Nachfolge und Gehorsam seinem Sohn gegenüber. Auch diesen Dingen steht er nicht neutral gegenüber.

Schluss

So ist unser Gott. Er ist ehrfurchtgebietend in seiner Heiligkeit. Da ist ein grosser Unterschied zwischen ihm und uns - auch in der Ewigkeit im Himmel wird es so sein. Auch wenn wir reingewaschen und gerechtfertigt vor ihm stehen werden, er wird immer noch der heiligere und erhabenere Gott sein, der Heiligste.
Wie geht es Dir bei all diesen Betrachtungen mit dem Erlösungswerk Christi? Wird es für Dich kleiner oder grösser? Was macht es mit Dir und Deinem Glauben, wenn Gott grösser wird? Bekommst Du Angst oder staunst Du über seine Gnade, die er mit den bussfertigen Sündern hat? Das Nachdenken über Gottes Eigenschaften ist eine gute Gelegenheit, über Deinen Glauben nachzudenken und zu reflektieren. Amen

Anhang

“Wer sollte dich, Herr, nicht fürchten und deinen Namen nicht preisen? Denn du allein bist heilig! Ja, alle Völker werden kommen und anbeten vor dir, denn deine gerechten Gerichte sind offenbar geworden.” Offb 15,4.
“Erhebet den Herrn, unsern Gott, und betet an auf seinem heiligen Berge; denn der Herr, unser Gott, ist heilig.” Ps 99,9.
“Und ich will meinen heiligen Namen kundmachen unter meinem Volk Israel und will meinen heiligen Namen nicht länger schänden lassen, sondern die Heiden sollen erfahren, dass ich der Herr bin, der Heilige in Israel.” Ez 39,7.
“Deine Augen sind zu rein, als dass du Böses ansehen könntest, und dem Jammer kannst du nicht zusehen! Warum siehst du dann aber den Räubern zu und schweigst, wenn der Gottlose den verschlingt, der gerechter ist als er?” Hab 1,13.
“Ihr sollt heilig sein, denn ich bin heilig, der Herr, euer Gott.” Lev 19,2.
“…sondern wie der, der euch berufen hat, heilig ist, sollt auch ihr heilig sein in eurem ganzen Wandel.” 1. Petr 1,15.
Betreffs Offb 4,8:
Vom dem, der ist, der war und der kommt. Diese Formel basiert auf Gottes Selbstoffenbarung in Exodus 3, 14, »ich bin, der ich bin« oder »ich werde sein, der ich sein werde«. V^. MJ 13,8. Im Slddur lautet eine Zeile in der jüdischen Hymne Adon-ölam ‚vehu hajah vehu hoveh vehujihjeh letif amh’ (»er war und er ist und er wird sein, in herrliche Ewigkeit«). Daß das »wird sein« hier durch »kommt« ersetzt ist, scheint auf Jeschuas Wiederkunft anzuspielen.
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