Wer kommt denn da?

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Wer kommt denn da?

Liebe Gemeinde,
Anfang voriger Woche kam eine Meldung durch die Nachrichten, dass von 2020 bis 2023 die Zahl der landwirtschaftlichen Unternehmen in Thüringen von 3708 auf 3590 sank. Begründet wurde dieses besonders damit, dass besonders die kleinen Unternehmen unter 10 ha Nutzfläche keine Nachfolger finden.
Aber auch in manchen anderen Unternehmen muss die Nachfolge geregelt werden. Da stellen sich oft die Fragen: Wer nimmt den Platz ein? Ist es der oder die Richtige? Was wird sich ändern? Gibt es neue Strukturen? Natürlich haben die Leute manche bange Frage über die Zukunft des Unternehmens, egal ob Mitarbeiter, Kunde oder Geschäftspartner.
Nun sind wir bei Jesus, auch er musste seine Nachfolge irgendwie regeln. Wie sieht das bei ihm aus? Nach Karfreitag und Ostern und besonders nach Himmelfahrt? Wie soll es bei ihm weitergehen? Was kommt dann? Das kann ja nicht in einem luftleeren Raum geschehen. Oder doch in einer besonderen Form von “Luft” Odem des Geistes Gottes! Es wird auf jeden Fall nichts dem Zufall oder dem Schicksal überlassen. Nein, Jesus kündigt es schon vor seinem Tod an Karfreitag seinen Jüngern an, wie es weitergeht.
Wir lesen Johannes 16,5-15:
Johannes 16,5–15 BB
5 Aber jetzt gehe ich zu dem, der mich beauftragt hat. Und keiner von euch fragt mich: ›Wohin gehst du?‹ 6 Vielmehr seid ihr traurig, weil ich das zu euch gesagt habe. 7 Doch ich sage euch die Wahrheit: Es ist gut für euch, dass ich fortgehe. Denn wenn ich nicht fortgehe, kommt der Beistand nicht zu euch. Aber wenn ich fortgehe, werde ich ihn zu euch senden. 8 Wenn dann der Beistand kommt, wird er dieser Welt die Augen öffnen – für ihre Schuld, für die Gerechtigkeit und das Gericht. 9 Ihre Schuld besteht darin, dass sie nicht an mich glauben. 10 Die Gerechtigkeit zeigt sich darin, dass ich zum Vater gehe – dorthin, wo ihr mich nicht mehr sehen könnt. 11 Das Gericht bedeutet, dass der Herrscher dieser Welt schon verurteilt ist. 12 Ich habe euch noch vieles zu sagen, aber das könnt ihr jetzt nicht ertragen. 13 Wenn dann der Beistand kommt, der Geist der Wahrheit, wird er euch helfen, die ganze Wahrheit zu verstehen. Denn was er sagt, stammt nicht von ihm selbst. Vielmehr sagt er das weiter, was er hört. Und er wird euch verkünden, was dann geschehen wird. 14 Er wird meine Herrlichkeit sichtbar machen: Denn was er euch verkündet, empfängt er von mir. 15 Alles, was der Vater hat, gehört auch mir. Deshalb habe ich gesagt: Was der Geist euch verkündet, empfängt er von mir.«
Es war eigentlich für die zwölf Jünger eine recht erlebnisreiche Zeit. Mit Jesus drei Jahre unterwegs zu sein und durch das judäisch-galiläische Land zu zuziehen, seine Reden zu hören und zu sehen, wie er Wunder tat und sich mit der Obrigkeit im Volk und manchen, die meinen etwas zu sagen zu haben, anlegte. Das könnte doch so weiter gehen. Mit Jesus hat man doch irgendwie eine Zukunft.
Vielleicht habt Ihr in eurem Leben auch schon solche Hochzeiten gehabt, von denen Ihr euch wünscht, dass sie nicht aufhören würden: einen schönen Urlaub, ein beruflicher Erfolg, eine gute Ehe, eine gute Zeit mit der Familie oder Freunden und noch anderes. Doch dann gab es einen Bruch, wie auch immer.
So war es jetzt hier bei den Jüngern. Denn Jesus wurde auf einmal in seiner Rede richtig komisch:
Johannes 16,5–7 BB
5 Aber jetzt gehe ich zu dem, der mich beauftragt hat. Und keiner von euch fragt mich: ›Wohin gehst du?‹ 6 Vielmehr seid ihr traurig, weil ich das zu euch gesagt habe. 7 Doch ich sage euch die Wahrheit: Es ist gut für euch, dass ich fortgehe. Denn wenn ich nicht fortgehe, kommt der Beistand nicht zu euch. Aber wenn ich fortgehe, werde ich ihn zu euch senden.
Soll das etwa jetzt mit Jesus aufhören? Soll das mit ihm zu Ende sein? Will er weggehen und wohin? Und was soll das heißen, mit dem Helfer und Beistand, von dem er spricht, mit dem Tröste und Anwalt, der da kommen soll? Es lief doch alles bisher recht gut. Die Jünger kommen in eine regelrechten Schockstarre. Es ist so, als wenn ihr Lebensauto, das in voller Fahrt ist, von 100 auf 0 in einer Sekunde abbremst und stehenbleibt.
Das Herz der Jünger ist mit so viel Traurigkeit erfüllt, dass sie nicht einmal in der Lage sind Jesus zu fragen: Wohin gehst du? Das Ziel des Weges Jesu kennen sie nicht und fragen auch nicht danach. Sie erwarten nicht, dass sein Tod eine positive Bedeutung für sie haben könnte. Sie lassen sich gefangen nehmen von dem Gedanken, verlassen zu sein und Feindschaft erfahren zu müssen.
Nun begründet Jesus seinen Weggang. Er sagt: Mein Weggang ist nötig, damit meine Sache weitergeht. Sie braucht eine neue qualitative Stufe. Es soll etwas Neues und Größeres werden.
Ich kann mir hier, die Skepsis der Jünger gut vorstellen. Denn ist es nicht oft so, dass wenigstens bei uns Menschen dann der Fortgang der Sache oft scheitert.
Aber Jesus bleibt dran und spricht den Jüngern Mut zu für diesen Neuanfang. Er beschreibt seinen Nachfolger und hebt dessen Qualitäten heraus. Er nennt ihn Paraklet, Beistand, Helfer, Mutmacher. Er beschreibt ihn, wie er wirkt.
Als erstes deckt er Schuld auf in der Welt, die konkreten Verfehlungen, die von Gott trennen und das Gewissen belasten. Er führt zur Erkenntnis der Sünde und zeigt uns Menschen, wie wir die Liebe Gottes zu uns ablehnen. Jesus macht deutlich, dass dies die Sünde ist, dass wir uns auf unseren eigenen Weg gemacht haben und nicht den Weg Gottes gehen.
Das zweite, der Beistand weist auf die Gerechtigkeit Gottes, die durch Jesus Christus unter uns wirksam ist. Gott ist zwar der, der wegen Schuld und Sünde richtet, aber der dennoch rettend handelnd. Denn dafür ist Jesus am Kreuz gestorben. Durch den Tod und die Auferstehung Jesu erfahren wir die Gerechtigkeit Gottes ganz neu. Die Himmelfahrt Christi beweist, dass das Lösegeld - der Tod Christi am Kreuz und seine Auferstehung - angenommen und die Gerechtigkeit vollendet wurde, durch die wir die Gläubigen gerechtfertigt werden sollten. So werden die Gläubigen, so werden wir durch den Heiligen Geist der Gnade Gottes gewiss.
Das dritte ist, dass dieser Anwalt uns immer wieder deutlich macht, dass das Gericht Gottes schon geschehen ist und dass der Satan als der Herrscher dieser Welt schon verurteilt ist. Er hat kein Anrecht mehr. Seine Macht ist gebrochen worden. Der Tod, die Waffe der Tyrannen und besonders „des Satans“, ist ein besiegter Feind. Die Jesusleute können bei Gott nicht mehr angeklagt werden. Und wenn eines Tages das Gericht Gottes kommt, dann wird Jesus selbst sagen: Die Strafe ist schon getilgt. Darum ist das Kommen des Geistes für die Jünger und auch für uns heute von unschätzbarem Vorteil.
Der Tod und die Auferstehung von Jesus sind notwendige Ereignisse, die seinen „Weggang zum Vater“ und die „Sendung seines Geistes“ ermöglichen. Und der Weggang von Jesus war für das Kommen des Heiligen Geistes nötig. Die Aussendung des Geistes sollte die Frucht des Todes Christi sein, der sein Weggang war. Seine leibliche Gegenwart konnte nur an einem Ort und zu einer Zeit sein, aber sein Geist ist überall, an allen Orten, zu allen Zeiten, wo immer Menschen in seinem Namen, entweder zwei oder drei oder mehr versammelt sind. Und der Heilige Geist ist es, der dann die Jesusleute damals und heute in der Nachfolge stärkt, im Leben in der Gemeinde und in der Gemeinschaft, auch manchmal gerade dann, wenn es in der Gemeinde menschelt. Im Leben nach den Geboten Gottes, auch dann, wenn es uns schwerfällt und wir sie manchmal gern vergessen würden. Im Vertrauen auf Gottes Geist, auch wenn er manchmal unser Gewissen mahnt. Getragen von der Liebe Gottes, auch wenn mir der Mensch gegenüber gerade nicht liebenswert kommt.
Der Heilige Geist bringt uns ans Ziel. Er führt uns in eine Zukunft mit Gott. Und das, was mit Jesus begonnen hat, ist unumkehrbar.
Heute sind wir gefragt, mit diesem Heiligen Geist zu leben. Wir sind gefragt, ein Leben in der Nachfolge mit Jesus Christus durch die Führung des Heiligen Geistes zu leben. Das macht uns aber nicht frei von einem Leben von Veränderungen. Nein im Leben gibt es immer wieder Veränderungen. Selten bleibt es so wie es ist, egal ob in der Familie, im Beruf, in den Beziehungen zu Freunden, aber auch in der Kirchgemeinde und wo auch immer. Veränderungen bringen immer auch Trauer und Ängste mit sich, so wie wir es im Bibeltext bei den Jüngern sehen. Aber Veränderungen geben auch eine Chance zum Neuanfang.
Vielleicht wird in der Wirtschaft nicht jeder Unternehmer seine Nachfolge richtig geregelt haben. Manchmal stellt sich heraus, dass es doch der oder die Falsche war, dass es nicht so klappt, wie man sich das vorstellte, dass das Vertrauen, was man hatte, falsch war. Ab und zu kann der alte Unternehmer noch etwas retten, aber oft ist es dann zu spät.
Bei Jesus wissen wir, dass er seine Nachfolge Bestens geregelt hat.
In Rom gibt es auf dem Petersplatz eine Marmorplatte mit dem Symbol des Windes. Sie wird auch Respiro di Dio genannt – »Atem Gottes«. Der Heilige Geist erfrischt und belebt. So wie bereits bei der Schöpfung der göttliche Atem uns Menschen das Leben einhaucht. Gottes Geist ist es, der uns Nachfolgern Jesu bis heute die Kraft gibt. Darum kann es auch heute nur unsere Bitte sein: Komm herab, o Heilger Geist!
Amen.
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