Der Geist des Lebens
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Transcript
Die Hand des HERRN kam über mich, und er führte mich im Geist des HERRN hinaus und ließ mich nieder mitten im Tal; und dieses war voller Gebeine.Und er führte mich ringsherum an ihnen vorüber; und siehe, es waren sehr viele auf der Fläche des Tales, und siehe, sie waren sehr vertrocknet.Und er sprach zu mir: Menschensohn, werden diese Gebeine <wieder> lebendig? Und ich sagte: Herr, HERR, du weißt es.Da sprach er zu mir: Weissage über diese Gebeine und sage zu ihnen: Ihr vertrockneten Gebeine, hört das Wort des HERRN!So spricht der Herr, HERR, zu diesen Gebeinen: Siehe, ich bringe Odem in euch, daß ihr <wieder> lebendig werdet.Und ich lege Sehnen an euch und lasse Fleisch über euch wachsen und überziehe euch mit Haut, und ich gebe Odem in euch, daß ihr <wieder> lebendig werdet. Und ihr werdet erkennen, daß ich der HERR bin. Und ich weissagte, wie mir befohlen war. Da entstand ein Geräusch, als ich weissagte, und siehe, ein Getöse: und die Gebeine rückten zusammen, Gebein an Gebein.Und ich sah, und siehe, <es entstanden> Sehnen an ihnen, und Fleisch wuchs, und Haut zog sich über sie oben darüber; aber es war <noch> kein Odem in ihnen.Und er sprach zu mir: Weissage dem Odem, weissage, Menschensohn, und sprich zu dem Odem: So spricht der Herr, HERR: Komm von den vier Winden her, du Odem, und hauche diese Erschlagenen an, daß sie <wieder> lebendig werden!Da weissagte ich, wie er mir befohlen hatte; und der Odem kam in sie, und sie wurden <wieder> lebendig und standen auf ihren Füßen, ein sehr, sehr großes Heer. Und er sprach zu mir: Menschensohn, diese Gebeine, sie sind das ganze Haus Israel. Siehe, sie sagen: Unsere Gebeine sind vertrocknet, und unsere Hoffnung ist verloren; es ist aus mit uns.Darum weissage und sprich zu ihnen: So spricht der Herr, HERR: Siehe, ich öffne eure Gräber und lasse euch aus euren Gräbern heraufkommen als mein Volk und bringe euch ins Land Israel.Und ihr werdet erkennen, daß ich der HERR bin, wenn ich eure Gräber öffne und euch aus euren Gräbern heraufkommen lasse als mein Volk.Und ich gebe meinen Geist in euch, daß ihr lebt, und werde euch in euer Land setzen. Und ihr werdet erkennen, daß ich, der HERR, geredet und es getan habe, spricht der HERR.
Ihr Lieben,
es gibt den netten Spruch: Gestern standen wir noch am Abgrund. Heute sind wir schon einen Schritt weiter!
Manchmal könnte man meinen, irgendwo zwischen dem Blick in den finsteren Abgrund und dem verhängnisvollen Schritt über die Klippe in den Abgrund hinein scheint sich in unserer Zeit vieles abzuspielen – zumindest haben uns das die Katastrophen der letzten Jahre glauben lassen: Kriege und Terror auf der ganzen Welt. Seit mindestens zwei Jahren auch mitten in Europa, im letzten Oktober in Israel. Die Abgründe des Menschen werden uns hier deutlich vor Augen gemalt.
Mit Corona eine weltumfassende Krankheit und Seuche. Ihre Folgen legten das alltägliche Leben komplett lahm und zeigte uns unsere Grenzen als Menschen deutlich auf.
Eine nicht enden wollende Inflation, die manchen von uns existentielle Sorgen bereitet und so in eine Not treibt, die wir längst überwunden geglaubt hatten. –
Leid und Elend an vielen Orten der Welt, angesichts dessen wir uns immer wieder machtlos fühlen. Das Leben scheint uns wie Sand durch die Hände zu rinnen.
Und uns Christen in Mitteleuropa scheint sogar unsere Kirche wie Sand durch die Hände zu rinnen. Unsere Mitgliederzahlen sind in den letzten Jahrzehnten massiv eingebrochen. Dazu haben wir in Sachsen fast 100 freie Pfarrstellen, weil es einfach zu wenige Pfarrer gibt. Wir sind an einen Punkt gekommen, an dem wir das lange gewohnte kirchliche Leben nicht mehr so aufrecht erhalten können, wie es über viele Jahrhunderte war. Das schmerzt. Wir erleben immer wieder, dass wir uns darüber streiten, wie es weitergehen kann, auch dass es natürlich schwer fällt, Gewohntes loszulassen.
Während wir aber noch an der Klippe stehen und etwas verzagt an ihr hinunterblicken, war das Volk Israel längst in den Abgrund gestürzt. Hesekiel, der unseren heutigen Predigttext geschrieben hat, und viele andere mussten miterleben, wie die Feinde aus Babylonien kamen und Israel besiegten. Viele Einwohner wurden ins ferne und fremde Exil verschleppt. Einige Jahre später, als sich die restlichen Israeliten noch einmal gegen die Feinde auflehnten, wurde sogar die prächtige Hauptstadt Jerusalem zerstört.
Die Israeliten waren im Abgrund angekommen. Alles war verloren. Alles war ausweglos, ja aussichtslos.
Wie ein großes Totenfeld lässt Gott Hesekiel einige Jahre später das Volk Israel in einer Vision sehen. Ein starkes und bedrückendes Bild. Hesekiel sieht ein Tal voller toter Knochen. Gott führt ihn sogar durch diese Knochen hindurch. Leben gab es hier schon lange keins mehr. Alles Fleisch war bereits verwest, die Knochen in der Trockenheit schon verblichen.
Hesekiel war so erschüttert von diesem Anblick, dass er auf Gottes Frage, ob diese Knochen wieder lebendig werden, nur zaghaft antworten kann: „Herr, du weißt es.“ (V.3) Aus menschlicher Sicht ist mit dem Tod alles aus, alles zu Ende. Aus menschlicher Sicht gibt es hier keine Hoffnung.
Manchmal durchzucken mich solche Gedanken auch, wenn ich an unsere Kirche denke. Die Prognose ist klar: Wir werden auch in den nächsten Jahren und Jahrzehnten massiv an Mitgliedern verlieren. Wir werden immer weniger Mitarbeiter haben. Wir werden uns ernstlich und ehrlich fragen müssen, welche Gebäude wir noch erhalten können. Aus menschlicher Sicht scheint es aussichtslos; die Prognose wirkt erschütternd und wir könnten darüber sicher verzweifeln.
Gott benutzt das drastische Bild der unzähligen Totenknochen, um Hesekiel zu zeigen, dass Er andere Pläne hat. Gott kapituliert nicht vor dem Tod. Gott kapituliert nicht vor der menschlichen Ausweglosigkeit, Er kapituliert auch nicht angesichts unserer Angst und Verzweiflung. Für Ihn ist keine Situation zu schlimm, als dass Er sie nicht verändern könnte. Für Gott ist kein Elend, kein Schrecken zu groß, als dass Er diesem Elend und diesem Schrecken nicht ein Ende setzen und uns in eine neue Freiheit führen könnte. Gott hat immer einen Weg des Lebens für uns.
Und – auch das gehört zu Gottes Wesen: Er will uns dabei sogar gebrauchen. Gott fordert Hesekiel dazu auf, über diesen toten Knochen die prophetischen Worte Gottes auszusprechen. Gott macht wieder lebendig, Gott lässt neues Leben werden. Auf das Wort Gottes hin finden die toten, verstreut liegenden Knochen wieder zueinander. Um sie herum bildet sich neues Fleisch, neue Muskeln und Sehnen, neue Haut. Aus Knochen werden wieder Körper.
Ein gigantisches Bild zeichnet sich vor Hesekiels Augen: Seine Worte, Gottes Worte schaffen eine neue Realität. – Und doch ist in diesen wieder hergestellten Menschen noch kein Leben. Noch fehlt Gottes Geist in diesen Menschen, ohne den es kein Leben gibt.
Auf ein erneutes prophetisches Wort hin erfüllt der Geist Gottes die Menschen und machte sie wieder lebendig. Gott stellt das Leben wieder her.
Mit diesem Bild, mit dieser Vision spricht Gott dem vertriebenen Volk zu, dass Er Israel wieder herstellen wird. Er spricht ihnen Hoffnung zu, wo aus menschlicher Sicht überhaupt keine Hoffnung mehr ist. Selbst aus dem Elendesten kann Gott etwas neues schaffen. Da, wo wir keinen Weg mehr sehen und nur noch resignieren können, sieht Gott immer noch einen Weg. Da, wo wir keine Hoffnung mehr haben, ist Gottes Perspektive für uns voller Hoffnung.
In diesem Text fällt auf, wie wichtig Gottes Geist ist. Es ist das Kapitel in der ganzen Bibel, in dem am häufigsten das hebräische Wort „Ruach“ vorkommt, das sowohl mit Geist, als auch mit Atem oder Wind übersetzt werden kann. Wir sehen hier: Ohne Gottes Geist gibt es kein Leben. Ohne Gottes Gegenwart gibt es kein Leben.
Gerade an Pfingsten, dem Tag, an dem wir feiern, dass Jesus uns den Heiligen Geist gesandt hat, ist es also wichtig, dass wir uns neu nach diesem Geist ausstrecken. Nur wenn der Heilige Geist in uns lebt, sind wir vom Leben erfüllt. Nur wenn der Heilige Geist in unserer Kirche lebt, dann ist in dieser Kirche noch Leben. Lasst uns Gott deswegen bitten, dass Er Seinen Geist neu in unsere Herzen und in unsere – in Seine Kirche ausgießt. Lasst uns Gott darum bitten, dass wir neu von Seinem Geist erfüllt werden, vom Geist des Lebens.
Durch diesen Geist leben wir in der Gemeinschaft mit Gott, unserem Vater, und Seinem Sohn Jesus Christus, unserem Herrn. Der Heilige Geist nimmt uns mit hinein in die Gemeinschaft mit Gott. Durch Ihn lebt Jesus in uns.
Jesus hat uns so viele gute Dinge über Seinen Geist gesagt, was Sein Wesen ist und worin Seine Aufgaben bestehen: Der Heilige Geist ist unser Fürsprecher beim Vater, Er steht für uns bei Gott für unsere Anliegen ein. Wenn wir traurig sind und durch schwere Zeiten gehen, dann tröstet uns der Heilige Geist. Wenn wir unseren Glauben schleifen lassen, dann ermahnt uns der Heilige Geist. Außerdem erinnert Er uns immer wieder an all das Gute, das Jesus für uns getan und das Gott uns zugesprochen hat, all die Verheißungen und guten Worte für unser Leben. Wenn wir in eine Notsituation kommen, dann ist der Heilige Geist unser Beistand. Der Heilige Geist ist nicht weniger als Gott in uns!
Gottes größter Wunsch ist es, mit uns in Gemeinschaft zu leben, gemeinsam mit uns zu leben. Deswegen hat Er uns Seinen Geist geschickt, durch den uns das möglich ist. Er nimmt uns mit hinein in diese vollkommene Gemeinschaft. Wir sind eingeladen, unser Herz für Gottes Geist zu öffnen und ihn hinein zu lassen.
Im Buch Hesekiel lesen wir immer wieder den Satz: Durch etwas, das Gott getan hat, werden wir erkennen, dass Gott der Herr ist, dass Gott Gott ist. Dieses Erkennen ist dabei nicht einfach etwas, das im Verstand geschieht, sondern etwas, das uns völlig durchdringt. Gott zu erkennen, heißt, Ihn zu ergreifen, fürwahrzuhalten, dass Er tatsächlich Gott ist, dem alles möglich ist. Gott zu erkennen, heißt, Sein Herz für Ihn aufzumachen und Ihn mit ganzem Herzen zu lieben.
Durch Seinen Geist ist uns das möglich. Ein Geist der sogar vertrocknete Knochen wieder zum Leben erweckt. Dieser Geist kann auch heute noch dort neues Leben schenken, wo es nach menschlichen Maßstäben unmöglich ist. Durch Seinen Geist kann Gott sogar wieder eine Erweckung schenken, in der sich Herzen zu Ihm bekehren. Eine Erweckung, die gegen alle Prognosen und Zahlen läuft. Eine Erweckung, die viele Menschen in die Gemeinschaft mit Jesus Christus führt.
Für diese Gemeinschaft mit dem lebendigen Gott kannst du dich heute entscheiden. Wenn du dein Herz für Gottes Geist aufmachst, wirst du Teil dieser Gemeinschaft sein. Wenn du dein Herz öffnest, wird Gott dich sogar gebrauchen und du wirst erleben, wie Gott durch dich wieder lebendig macht, was längst tot war; wie Gott durch dich neuen Frieden schafft, wo nur Streit war; wie Gott durch dich Heilung schenkt, wo alles zerbrochen war.
Willst du dein Herz aufmachen und Gottes Geist einladen? Vielleicht wirst du dann sogar Teil einer neuen Erweckung in unserer Kirche.
Amen.