Die Trinität - Predigt zum 26.05.24 (Trinitatis)
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Eine gesunde Persönlichkeit entwickeln
Eine gesunde Persönlichkeit entwickeln
I. Die Persönlichkeit - ein komplexes System
Liebe Schwestern, liebe Brüder,
wer von Ihnen begreift sich als eine Einheit? Bitte einmal melden. (Pause)
Gut, da bin ich beruhigt, alles gesunde Menschen hier in Rommerskirchen ohne Aussatzerscheinungen :-)
Wenn ich Ihnen jetzt die Aufgabe geben würde: Machen Sie sich doch einmal Gedanken über ihre Persönlichkeit und was macht meine Persönlichkeit aus: Könnten Sie das eben in ein, zwei Sätzen hier vorne beantworten?
Hier stellt sich die Beantwortung in der Regel doch schon schwieriger und es fällt nicht mehr so leicht mal eben so dazu zu antworten, ist es nicht so?
Wir haben heute den Sonntag Trinitatis und hier dreht sich alles um die Trinität Gottes an die wir glauben. Schwer zu verstehen und doch glauben wir daran. Wäre es nicht einfacher das ganze mit der Trinität noch einmal zu überdenken? Das würde es doch einfacher machen unseren Glauben an Gott zu erklären oder?
Warum nicht nur ein Gott - so wie bei den Juden und den Muslimen?
Es ist doch einfacher und verständlicher zu erklären. Aber der einfache Weg ist ja bekanntlich nicht immer der beste oder richtigste.
Die Trinität hat etwas mit der Persönlichkeit Gottes zu tun. Gott zu erklären. Das allein ist schon der Hammer, denn wer könnte das gewissenhaft tun? Die Trinität ist hier nur ein Behelf um das Wesen Gottes, wenn auch nur aus der Ferne, den Menschen näher zu bringen.
In dem Predigttext für heute (Epheser 1,3–14 “Gelobt sei der Gott und Vater unseres HERRN Jesus Christus, der uns mit jedem geistlichen Segen des Himmels gesegnet hat durch Christus, wie er uns in ihm auserwählt hat vor Grundlegung der Welt, damit wir heilig und unsträflich vor ihm sind in Liebe, nachdem er vorherbestimmt hatte, dass wir durch Jesus Christus seine Kinder sein sollten, nach dem Wohlgefallen seines Willens, zum Lob der Herrlichkeit seiner Gnade, durch die er uns begnadigt hat in dem Geliebten. In ihm haben wir die Erlösung durch sein Blut, die Vergebung der Übertretungen, nach dem Reichtum seiner Gnade, die er uns überreich gewährt hat in aller Weisheit und Klugheit. Er hat uns das Geheimnis seines Willens bekannt gemacht nach seinem wohlwollenden Ratschluss, den er sich vorgenommen hatte in ihm, um alles auszuführen, wenn die Zeit erfüllt und alles in Christus zu einem Ganzen vereinigt ist: Das was im Himmel und was auf der Erde ist – in ihm. In ihm ist auch uns ein Erbteil zugewiesen worden, weil wir dazu vorherbe…”)
kommt die Trinität in verschiedenen Aspekten vor. Vater, Sohn und Hl. Geist.
Das was wir hier lesen ist ein Gedicht. Ein Gedicht ist bekanntlich ja eine Kunstform der Sprache bzw. der Literatur. Schwer begreifliche Dinge sind metaphorisch erklärt, damit man sie näher fassen kann. Anders können wir Gott nicht fassen, wenn überhaupt. Eine wissenschaftliche Abhandlung wäre hierfür nicht geeignet.
Gehen wir mal zum Anfang der Bibel. Gott schafft den Menschen nach seinem Ebenbild. Wir Menschen sind also alles kleine Kopien von Gottes großen Wesen. Daher gehe ich heute den Weg über uns und frage: Wer bin ich überhaupt? Was macht meine Persönlichkeit aus? Die Frage ist also komplex, lassen sie uns mal versuchen ein paar Aspekte zu sammeln.
II. Die Vielfältigkeit der Persönlichkeit
Wenn ich sie gerade danach gefragt habe, ob sie sich als Einheit begreifen und sie ja gesagt haben: Kennen sie denn nicht diese Gedankengänge, diese verschiedenen Stimmen, die im Kopf manchmal etwas durcheinandersprechen? Kennen Sie die?
Ein Beispeil:
Mann sitzt zuhause auf der Couch und liest Zeitung. Frau kommt rein: “Boah ist das dreckig hier”
Welche Stimmen gehen jetzt dir jetzt durch den Kopf?
Ja, hier ist es wirklich dreckig
Ich habe gestern schon gesaugt und den Abwasch gemacht, heute wärst du dran! Kotzt mich das genörgel an!
Sie ist wirklich ein ordnungsliebender Mensch
Ich soll wohl sauber machen - na gut…
Hier waren vier Stimmen am Werk. Welche wird sich wohl durchsetzen? Hier kommt die Persönlichkeit ins Spiel und irgendwo auch die Situation…vielleicht bin ich der Analytiker: Dann lass ich die erste Stimme sprechen - ja hier ist es wirklich dreckig - gut bemerkt.
Oder ich bin der emotionale Mensch: Immer gibt es was an mir auszusetzen.
Oder ich bin der psychologische Typ: Was sagt sie über sich in dem Satz aus?
Oder ich bin der Handlungsorientierte Mensch: Ich muss handeln sagt sie.
Als Frau fänd ich den handlungsorientierten Menschen glaub ich gut ^^
Kleiner Tipp, in der Kommunikationswissenschaft gehe ich den meisten Problemen und Streitigkeiten durch Antwort 3 aus dem Wege - nur so nebenbei.
Es gibt aber in jeder Situation verschiedene Stimmen in meinem Kopf. Persönlichkeit ist also etwas komplexes, vielfältiges. Deshalb fällt es uns so schwer diese in einem Satz mal eben so zu erläutern - zumindest die Eigene.
III.1 Das Unbegreifbare
Gehen wir mal tief in uns selbst hinein.
Es gibt Dinge in meinem eigenen Leben und Handeln, auch in meinen Worten…die sind nicht fassbar. Dinge, die ich gesagt oder getan habe, die kann ich selber nicht fassen. War das wirklich ich gewesen, der das gesagt hat?
Oder die Aussage: Was hat mich denn da geritten?
Vielleicht ist es die Emotionale Stimme oder geben sie ihr einen anderen Namen.
Unsere Ich ist oft wie ein Weiter dunkler Raum und es gibt soviele Ecken, die ich selber noch gar nicht an mir selbst wahrgenommen habe. Die sind einfach unbegreiflich.
So verhält es sich denn auch mit Gott denke ich.
Es gibt Dinge an Gott, an dem Vater, die sind mir einfach schleierhaft - die begreife ich einfach nicht. Die Frage, die uns hier wohl am meisten rumtreibt ist die Frage: Wie konnte Gott das in meinem Leben zulassen?
Warum gibt es soviel Leid in dieser Welt?
Lesen wir das Alte Testament. Es gibt Bibelstellen, die den Vater darstellen, da bleibt mir der Atem weg.
Wie kann er die Ägyptischen Kinder dafür strafen, dass der Pharao ein schlechter Mensch ist?
Verstehe ich nicht - kann ich auch als Theologe nicht erklären und mittlerweile finde ich es auch besser für mich einfach zu sagen: Weiß ich nicht anstatt irgendwelche Theorien auszupacken.
Luther bezeichnet diese “dunklen Seiten” Gottes als den deus absconditus. Das ist der trotz der Offenbarung letztlich unerkennbare Gott.
Das sind die dunklen Ecken meiner Seele, die ich einfach nicht verstehe und trotzdem sind sie da.
III.2 Das Greifbare
Zurück in die Weiten unserer Seele in unser Ich. Im Weiten dunklen Raum ist mir eine Taschenlampe in die Hand gegeben worden. Es liegt an mir, ob ich sie anknipse oder nicht. Mache ich sie an, dann erkenne ich doch im Lichtkegel das ein oder andere. Da kann ich mir sicher sein: Thats me. Das bin ich!
Ich bin der Thorben, 37 Jahre alt und ich liebe die Ordnung. Ich liebe Musik. Ich kümmere mich gerne um Menschen, ich beschäftige mich viel mit dem Glauben. Mich macht dies und jenes wütend…
Was erkennen Sie im Lichtkegel? Welche Eigenschaften ploppen hier auf?
Es gibt Dinge an Gott, die können wir erkennen. Wir sehen uns die Schöpfung an. Gehen in den Wald. Beobachten die Bäume, hören das Rauschen der Blätter, riechen den Duft nach Tannnengrün, Laub und Erde. Irgendwer muss dies alles doch erschaffen haben.
Gott begleitet mich in der Not, er kann mich von all dem, was mich belastet befreien.
Dies bezeichnet Luther als den deus revelatus. Den Offenbarten Gott. Es sind die “Teile” Gottes, die ich begreifen kann, die mir offenbart worden sind, durch die Schrift, durch das Gebet - aber allen voran durch Jesus Christus. Er ist der die Taschenlampe, der Lichtkegel. Durch ihn sehe ich das, was vorher dunkel war klar.
Die Klarheit Gottes und die Klarheit in mir erkenne ich durch Jesus Christus. Es ist alles, was wir fassen können in uns, weil Gott selbst Mensch wurde, können wir es an seinem Leben beobachten und fassen. Das, was wir verstehen.
III.3. Das was, wir tun
Wieder zurück in die Weiten unserer Seele hinein. Manche Dinge sehen wir nun um Licht und können es verstehen. Das ist doch schon mal super. Aber Reden und Handeln sind nun zweierlei Schuhe. Verstehen alleine baut kein Haus. Ich kann ja meine Frau verstehen. Wenn ich ihr sage: Ah, ja. Ich verstehe dich. Hier ist es dreckig und lese weiter Zeitung, könnte das u.U. Potential für weitere Unterredungen sein. Vielleicht hat es die Frau ja auch einfach nur so bemerkt, das mag sein, aber irgegendwann muss ich mich entscheiden: Soll es dreckig bleiben oder will ich etwas daran ändern. Hier kommt ein weiterer Aspekt zum Vorschein, der nur durch das Verstehen Möglich wird: Das Handeln.
Gott ist ein Gott, der in der Geschichte handelt. Das zeigt er von der ersten bis zur letzten Geschichte in der Bibel. Gott ist ein Gott, der nicht aufhört zu handeln. Er möchte auch an uns handeln. Er möchte uns befreien. Er möchte uns verändern. Er möchte uns heilen.
All das können wir auch auf unser Leben übertragen. Wenn ich etwas verstanden habe, dann sprudelt es manchmal in mir. Ich möchte es anderen erzählen. Wenn ich etwas erfunden habe, das anderen Menschen hilft, dann möchte ich es anwenden.
Wenn ich sehe, dass jemand stürzt renne ich hin, um zu helfen. “Ah da ist jemand, der gestürzt ist” und weitergehen - das ist ehrlichgesagt noch schlimmer als es gar nicht zu wissen.
IV. Die Einheit Gottes - das innere Team
Warum erzähle ich Ihnen das eigentlich alles?
Nun, wir sind Ebenbilder Gottes, es gibt Ungreifbares, Greifbares und den Willen Greifbares umzusetzen in uns. Als Ebenbilder verhält es sich bei Gott genauso. Er ist eine Einheit. Bei der Frage, wer versteht sich als Einheit: Zeigt er auf - wie sie.
Aber diese Einheit ist Vielfältig. Da gibt es den Vater. Den allmächtigen Gott. Da gibt es Dinge an Gott, die verstehen wir nicht, wie wir uns selbst manchmal nicht verstehen.
Da ist Jesus Christus. Gott, der Mensch geworden ist. Durch ihn könnnen wir Gott verstehen lernen, auch wenn Dinge stets im Verborgenen bleiben werden. Nicht jeder kann alles.
Da ist der Heilige Geist. Er bewegt uns, das was wir verstanden haben umzusetzen. Er gibt uns die Kraft zum Handeln, so wie Gott durch Jesus an den Menschen gehandelt hat.
V. Wie können wir eine gesunde Persönlichkeit entwickeln?
Fatal wäre es, die Einheit auseinanderzureißen und sie als Dreiheit anzusehen. Ich bin der Thorben, der unfassbare Dinge tut. Ich bin der Thorben, der alles versteht. Ich bin der Thorben, der Handelt. Heute bin ich mal der Thorben, der handelt. Ich tue es ohne den Lichtkegel. Ich racker mich da eigentlich ab.
Wenn ich mich als Dreiheit sehe und nicht mehr als Einheit spricht man von einer Schizophrenie im wissenschaftlichen Kontext. Meine Persönlichkeit habe ich in drei Teile aufgeteilt. Ich könnte den Teilen noch eigene Namen geben, dann wird es gruselig.
Ich könnte andererseits die verschiedenen Stimmen in mir ignorieren und mir selbst und allen anderen vormachen: Ich habe nur eine Stimme die spricht. Es gibt in mir keine Diversifikation.
Dann bin ich wie ein Steinklotz, der sich nicht ändert, in sich gefangen ist und sich nicht entfalten kann.
Was ist meine Persönlichkeit?
Ich bin Einer, aber in mir gibt es verschiedene Aspekte, verschiedene Stimmen. Manchmal gibt es Stimmen, die melden sich in bestimmten Situationen immer wieder und ziemlich heftig. Vielleicht achte ich hier etwas auf die anderen Stimmen, die ich vielleicht leichtfertig und vorschnell unterdrücke. Auf jedenfall akzeptiere ich mich als Einheit, die vielfältig ist und wirkt. Diese Stimmen aufeinander abzustimmen, Ihnen Gehör zu verschaffen - bezeichnet die Wissenschaft als inneres Team. Diese in einer Einheit zu leiten ist unsere Aufgabe - und letztlich unsere Persönlichkeit.
Denn wir sind Ebenbilder Gottes. Dieser ist einer und in sich Vielfältig, als Unbekannter, Bekannter, Handlungsstifter.
Amen.
Und der Friede Gottes, der höher ist als all unsere menschliche Vernunft, bewahre unsere Herzen und Sinne in Jesus Christus unseren HERRN. Amen.