2. Sonntag nach Trinitatis

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Transcript

Wer wirklich zum Volk der Christen gehört und wer nicht

Predigttext:
Lukas 14,15–24 LU.heute
Als aber einer, der mit am Tisch war, das hörte, sprach er zu ihm: „Selig ist, wer das Brot im Reich Gottes isst!“ Er aber sprach zu ihm: „Es war ein Mensch, der machte ein großes Festmahl und lud viele dazu ein. Und er sandte seinen Knecht, als das Fest beginnen sollte, um den Eingeladenen zu sagen: ‚Kommt, denn es ist alles bereit!‘ Und sie fingen an, alle nacheinander, sich zu entschuldigen. Der erste sprach zu ihm: ‚Ich habe einen Acker gekauft und muss hinausgehen und ihn mir ansehen; ich bitte dich, entschuldige mich.‘ Und ein anderer sprach: ‚Ich habe fünf Joch Ochsen gekauft, und ich gehe jetzt hin, sie auszuprobieren; ich bitte dich, entschuldige mich.‘ Und der dritte sprach: ‚Ich habe eine Frau geheiratet, darum kann ich nicht kommen.‘ Und der Knecht kam zurück und sagte das seinem Herrn. Da wurde der Hausherr zornig und sprach zu seinem Knecht: ‚Geh schnell auf die Straßen und Gassen der Stadt und hol die Armen, Krüppel, Lahmen und Blinden herein.‘ Und der Knecht sprach: ‚Herr, was du befohlen hast, ist ausgeführt; aber es ist noch Raum da.‘ Und der Herr sprach zu dem Knecht: ‚Geh auf die Landstraßen und an die Zäune und nötige sie hereinzukommen, damit mein Haus voll wird. Ich sage euch aber, dass keiner der Männer, die eingeladen waren, mein Festmahl schmecken wird.‘ “
I. Einleitung
Liebe Schwestern, liebe Brüder,
vielleicht sind Sie ja jemand, der gerne feiert und Partys veranstaltet. Sie kennen die Mühe, die in der Regel hinter einer Fete steckt. Die Organisation des Essens, der Getränke, das Schreiben der Einladungen, der Musik und sonstiger Aktivitäten. Wenn alle Gäste kommen freut man sich, denn die Gäste würdigen die Mühen durch ihre Anwesenheit.
Vielleicht haben Sie aber auch schon einmal die Erfahrung gemacht, das Menschen absagen aus Gründen, die vorgeschoben scheinen. Der eigene Bruder, der nicht kommt, weil er noch Gitarre üben muss oder sonstige Ausreden.
Wenn ich solche Absagen bekommen habe, war ich meistens traurig, enttäuscht, aber auch irgendwie wütend - vielleicht erging es ihnen in so einem Fall ähnlich.
II. Was wir besitzen, besitzt uns
In dem Predigttext geht es auch um eine Party. Nicht um irgendeine, sondern um das Festmahl Gottes. Dieses Festmahl Gottes mag ein Symbol für das Reich Gottes sein, das Jesus allen Menschen predigt. Jesus erzählt diese Geschichte den Pharisäern. Einer gut bürgerlichen Klasse, denen vor allem die religiöse Etikette besonders wichtig war. Auch sie feierten Feste und erwarteten dann (insgeheim) wieder eingeladen zu werden usw. Das kennen wir ja auch, wenn wir vor der Einladungsliste sitzen und überlegen, wen wir einladen können. Manche Gäste lädt man dann schon mal ein, weil man ebenfalls eingeladen worden ist.
Das Gleichnis, das Jesus erzählt zielt zum einen auf die Pharisäer ab, zum anderen zeigt es uns auch heute auf, wer eigentlich zum Reich Gottes gehört und wer nicht.
Zunächst: Eingeladen sind alle.
Die Botschaft des Reich Gottes gilt allen Menschen. Jede und jeder ist hier herzlich Willkommen - sozusagen eine Masseneinladung Gottes. Das ist doch schon mal eine tolle Neuigkeit. Ich bin eingeladen Teil des Volkes Gottes zu sein. Auch sie sind eingeladen und alle Menschen, die sie kennen und je gesehen haben. Diese Einladungsstrategie unterscheidet sich schon mal von unserer eigenen enorm.
Nun sind da Menschen eingeladen und als das Mahl fertig ist, sagt der HERR: Es ist bereitet, alle geladenen Gäste sollen kommen.
Da geht der Bote des HERRN hinaus und lädt ein.
Da entschuldigt sich der erste: Ich habe einen Acker gekauft. Entschuldige mich.
Der Zweite hat Ochsen gekauft. Auch er soll entschuldigt werden.
Der Dritte möchte eine Frau heiraten. Er verzichtet gar auch die Entschuldigung. Vllt geht er davon aus, das dies noch nicht mals einer Entschuldigung bedarf, weil die Sache ja klar ist.
Da wird der HERR zornig.
Im Glauben und in der Einladung zum Reich Gottes gibt es auch heute noch ähnliche Entschuldigungen, wenn die Einladung ausgesprochen ist.
Kommst du heute zur Kirche?
Ich will mit der Familie Frühstücken, ich hab mir ein neues Auto gekauft und möchte das an dem sonnigen Morgen ausprobieren, ich bin noch platt von der Hochzeit gestern. Alles entschuldigungen, die wir z.T. auch nachvollziehen können. Es gibt in unserer Welt zig Gründe, die uns davon abhalten zum Reich Gottes zu gehören. In doppelter Weise gilt dies für die Besitztümer, die wir angehäuft haben. Der Besitz ist es, der uns von Gott und unserem Glauben abhält. Ochsen und Acker können wir beliebig ersetzen. Es ist nicht selten, dass was wir besitzen uns besitzt. Wir merken oft gar nicht mehr wie sehr es uns einengt und unsere Sicht auf die Dinge verblendet.
Ja, heute mag das Auto wichtig sein, aber wenn es um die relevanten Fragen des Lebens geht - wenn wir eines Tages vor Gott stehen werden, wird das Auto keine Rolle mehr spielen noch irgendein anderer Besitz. Dann wird es wichtig sein wie unsere Beziehung zu Gott und seinem Leib (der Kirche) war - und wenn wir dann nichts vorzubringen haben, wird es bitter.
Ebenso wird hier die Häuslichkeit angesprochen. Das individuelle Leben, das unsere Gesellschaft heute so sehr bestimmt. Wie oft werde ich in Taufgesprächen gefragt: Können wir keine eigene Tauffeier haben?
Nein! Können wir nicht. Wenn du dich oder dein Kind nicht in die christliche Gemeinschaft hineintaufen lassen möchtest - indirekt mit der Gemeinde nichts zu tun haben möchtest, dann lass es sein! Wofür eine Taufe? Bei ihnen ist es ja heute nicht der Fall ;-)
III. Wer gehört dazu?
Im Grunde genommen sind wir schon beim Kern der Geschichte angekommen. Letztlich geht es um die Frage: Wer gehört dazu? Wir Christen - als das Volk Gottes können hier also umdeuten: Wer gehört zum Volk der Christen dazu?
Ich wiederhole: Eingeladen sind alle.
Aber ich kenne es doch aus so vielen Gesprächen an Schützenfesten und sonst wo: Ich bin zutiefst gläubig oder glaube an den lieben Gott. Viele bezeichnen sich als Christen und sind sogar Teil der Kirche. Aber sind sie wirklich Christen?
Folgen sie der Einladung des HERRN zum Mahl?
Es ist ja allein schon, wenn ich frage: Komm doch mal zum Gottesdienst oder mit deinen Kindern zum Kindergottesdienst. “Ach sonntag morgens”. Würden wir Abends Gottesdienste feiern, würden die gleichen Leute sagen: “Ach samstag abends…”
Bist du Christ, weil das in deinem Stammbuch steht? Als sei Gott ein preußischer Beamter, der ins Stammbuch schaut.
Ich will ja unbedingt in die Kirche gehen, mich mit Gott beschäftigen, aber im Moment hab ich soviel Stress….
Das alles sind Entschuldigungen dafür nicht zu kommen. Nur auf dem Papier zu stehen, macht keinen Christen, sondern seinen Glauben zu leben - Das sind Christen. Nicht nur am Sonntag, sondern allezeit. Gott an erster Stelle!
Wir Menschen sind gut darin so zu tun als sei Gott an erster Stelle, dabei ist es alles andere. Ich kenne es von mir selbst. Eigentlich möchte ich morgens für mich eine Gebetszeit haben in der ich auch Bibel lese.
Ich ertappe mich laufend dabei zu sagen: Ja, aber ich hab soviel Arbeit zu erledigen, das geht jetzt nicht. Später. Und dann? Abends finde ich wieder einen Grund: Fernsehen, Sitzung, Garten usw.
Im tiefsten inneren weiß ich - wenn ich wirklich will, dann könnte ich.
Dann kommen noch solche blödsinnigen evangelischen Theologen, die alles mit einem Augenzwinkern betrachten. Für die ist der liebe Gott ein Hippie, der alles halb so wild nimmt - also keinen Stress.
Dann haben sie aber unseren Bibeltext nicht gelesen.
Alle, die sich entschuldigt haben, sind fortan nicht mehr eingeladen. Vielmehr wird der Bote beauftragt nun alle einzuladen an die vorher wohl keine Einladung erging. Lahme, Krüppel, Bettler und Blinden hierher. Alle, die von dem Bürgertum als von Gott verflucht betrachtet worden sind. Sie sind eingeladen und sie kommen in Scharen.
Jene gelten vielleicht von der Gesellschaft als verachtet - wir können heute andere Beispiele nennen - aber sie haben einen Vorteil. Sie haben niemanden. Sie besitzen nichts. Vielleicht haben sich manche von Ihnen ihr ganzes Leben lang gewünscht eine Familie zu haben in der alles gut ist - hatten es aber nie. Saßen am Straßenrand und haben nach Hilfe gerufen, im Regen, in der Hitze, im Schnee. Aber nichts kann sie nun aufhalten der Einladung Gottes zu folgen. Sie kommen und zwar in Scharen und setzen sich an die Tafel Gottes. Sie werden vom Boten hereingeführt an die Tafel. Vielleicht müssen sie Scham und Scheu verlieren, müssen wirklich begreifen, dass sie tatsächlich eingeladen sind. Sie, die niemand je haben wollte. Sie sitzen nun am Tisch Gottes und feiern mit ihm das Heilige Mahl und bei Ihnen ist gut sein. Alle anderen verkümmern in der Dunkelheit mit ihrem Besitz.
IV. Was nun?
Ich rede heute nicht zu Lahmen, Blinden, Krüppeln und Bettlern, sondern die meisten hier sind doch auch gut bürgerlich unterwegs. Was ist denn nun? Müssen wir blind oder arm werden, um in das Reich Gottes zu kommen?
Nein, ich glaube nicht. Es geht aber darum wach zu werden. Luther schrieb einmal: Woran du dein Herz hängst, das ist dein Gott! Wenn dir irgendetwas wichtiger ist als es Gott ist, der über Leben und Tod entscheidet und vor allem über das Leben nach dem Tod, dann wirf es weg. Es besitzt dich. Und wenn es dir nicht gelingt, hör nicht auf damit es zu versuchen. Keine müden Ausreden mehr, warum etwas wichtiger sein könnte als Gott. Das sagt uns Gott diesen Morgen.
Und der Friede Gottes, der höher ist als alle menschliche Vernunft, bewahre unsere Herzen und Sinne in Christus unserem Herrn. Amen.
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