Begeisterung für Gottes Reich

Predigt EFG Wiesbaden, 28.01.2024: „Auf dem Weg, Jesus ähnlich(er) zu werden: Begeisterung für Gottes Reich“

Liebe Gäste in unserem Gottesdienst, liebe Geschwister! Seit zwei Wochen sind wir im Gottesdienst mit einer neuen Predigtreihe unterwegs: „Auf dem Weg, Jesus ähnlicher zu werden …“

Vor zwei Wochen haben wir gelernt: Wir haben Wert, weil Gott uns Wert gibt. Deshalb schenken wir Gott und Menschen Wert und Wertschät­zung, wie Jesus es tat: Wir sehen Menschen und geben ihnen Würde. Wir sehen Menschen, ihr Wesen & ihre Berufung. Wir schenken Menschen (Gottes-)Nähe, trotz allen Hindernissen. Wir setzen Menschen frei durch Unbefangenheit. - Letzte Woche hat Christopher uns herausgefordert mit dem Wort „Macht euch gegen-seitig Mut und richtet einander auf“ (1.Thess 5,11). Wörtlich steht dort „Macht einander Mut und erbaut einer den anderen“. Christopher hat uns herausge­fordert keine Abriss­birnen, sondern kluge, ermutigende Baumeister der Herzen im geist­lichen Leben anderer zu sein. Wie kann unsere Gemeinde ein Ort werden, an dem wir nicht nur für uns selbst, sondern auch für andere durch Ermutigung ein Fundament und Haus des Glaubens bauen.

Für das heutige dritte Thema kam mir sehr schnell dieses Bild in den Sinn. Es zeigt meinen Enkel Lukas im Alter von drei Jahren. Das strahlende Gesicht, die emporgereckten Hände und die gebalten Fäuste drücken für mich pure Begeiste­rung aus. Habt Ihr eine Idee, wo­rüber Lukas so begeistert ist? Ruft Eure Vermu­tungen bitte in den Raum [Zurufe der Zuhörer]. Lukas ist begeistert über seine erste Arbeitshose und sein erstes T-Shirt von Engelbert Strauss. Endlich echte Arbeitsklamotten, so wie sein Papa, das große Vorbild: Ja, endlich, wie mein Papa! Lukas eifert seinem Papa nach. Er will ihm schnell ähnlich werden.

Wir sind „Auf dem Weg Jesus ähnlicher zu werden“. Wir wollen, wie Jesus „Begeisterung für Gottes Reich“ leben. Könnt Ihr Euch noch an einige der Synonyme erinnern, die Petra in ihrer Moderation genannt hat? Berauscht, entflammt, enthusiastisch, entzückt, erregt, euphorisch, fasziniert, gebannt, hochgestimmt, ver­zückt, mit Hurra und strahlenden Augen, mit Freude und Lust des Herzens …

War Jesus begeistert? Sind wir begeistert? Entflammt, fasziniert, gebannt und hochge­stimmt, mit Freude und Lust unseres Herzens dabei mehr von Gottes Reich zu erfassen und was wir erfassen in den Bau seines Reiches und seiner Gemeinde zu investieren, wie Jesus. Ich kann mir keinen Jesus vorstellen, bei dem nicht immer wieder authentische Begeisterung hervorgestrahlt wäre, denn in Jesus wohnten zwei der grundlegenden Schöpfungsdynamiken, die Begeisterung entfachen.

Gottes Wort & Geist entfachen Begeisterung. Vielleicht ist der oder die eine oder andere von Euch gegenüber manchen der Synonymen für Begeisterung skeptisch und will nicht berauscht, enthusiastisch, euphorisch oder verzückt sein. Und das ist ok so! Aber wer von Euch könnte oder wollte sich Gottes Wort und Geist als den wahren Quellen von Be-geist-erung verschließen. Wer wollte lieber Fluch, als Gott mit Freude und Lust des Herzens zu dienen auf Basis der Wahrheit und Dynamik, die in Gottes Wort und Geist entfachen.

Jesus war im wahren Sinne des Wortes von Gottes Wort und Geist be-geist-ert. Drei Beispiele dieser Be-geist-erung Jesu: Der Heilige Geist kam wie eine Taube sichtbar auf ihn herab. Eine Stimme vom Himmel sprach: Du bist mein geliebter Sohn, an dir habe ich große Freude. Lk 3,22 Dann wurde Jesus von dem Geist in die Wüste hinaufgeführt, um vom Teufel versucht zu werden. Mt 4,1 Erfüllt mit der Kraft des Geistes, kehrte Jesus nach Galiläa zurück. Bald sprach man in der ganzen Gegend von ihm. Lk 4,14

Wir brauchen keine Angst vor irgendwelchen falschen, übertriebenen oder vermeintlich nicht zu uns passenden Formen von Begeisterung zu haben. Keiner wird durch Gottes Wort und Geist zu euphorisch, entflammt oder begeistert werden. Gottes Wort und Geist werden keine falsche Freude und Lust Deines Herzens zu wecken versuchen, sondern immer das Maß von Begeisterung, Freude und Lust Deines Herzens für das Gott Dich geschaf­fen hat. Wenn wir allein diese drei Beispiele der Be-geist-erung Jesu anschauen sehen wir, wie breit und in wie unterschiedli­chen Situationen seines Lebens Jesus be-geist-ert wurde von Wort und Geist: Gottes Wort & Geist bewirken: Be-geist-erung durch das Erleben von Kindschaft Lk 3,22; Be-geist-erung in und trotz Versuchung Mt 4,1; Be-geist-erung als Kraft zur Wirksamkeit und Ausbreitung des Reiches Gottes Lk 4,14

Be-geist-erung, so wie Gott sie für uns will ist immer mit dem Wort Gottes verbunden und ist kein schnell verfliegendes Gefühl des Enthusiasmus. Gottes Wort & Geist sind Lebens- grundlage für tiefste, persönliche Momente der Begegnung mit Gott. Jesus empfängt Gottes Geist und erlebt durch die Worte, die Gott ihm zuspricht seine Kindschaft. Gottes Geist führt Jesus in die Herausforderung der Versuchung durch den Bösen und er kann dieser Versuchung mit und durch Gottes Wort widerstehen. Jesus kehrt zurück aus der Versuchung, erfüllt mit der Kraft des Geistes und beginnt selbst das Wort Gottes zu verkünden, Wunder zu wirken und das Reich Gottes auszubreiten.

Jesus war aber nicht nur begeistert von und durch Gottes Wort und Geist. Er wusste auch was seine ganz persönliche Berufung war und er hatte eine Vision von Gott für sein Leben. Darum ein zweites, was wir von Jesus lernen können, worin wir ihm ähnlich werden sollen und was Begeisterung entfacht: Berufung und Vision entfachen Begeisterung.

Wir haben gehört, dass Gottes Wort und Geist Begeisterung entfachen. Eine besondere Dynamik und Qualität der Begeisterung entsteht jedoch, wenn wir eine persönliche Berufung von Gott erfassen und uns Gott so etwas, wie eine persönliche Zielbeschreibung unseres Lebens verstehen lässt. Jesus hatte Berufung und Vision für sein Leben und wusste, dass dazu der Geist Gottes auf ihm ruhte:

Man reichte ihm die Schriftrolle des Propheten Jesaja. Als er sie aufrollte, fand er die Stelle: „ Der Geist des Herrn ruht auf mir, weil er mich gesalbt hat. Er hat mich gesandt, Armen die gute Botschaft zu bringen und Gefangenen die Freiheit. Ich soll Blinden sagen, dass sie sehen werden. Zerbrochenen, dass sie frei werden von Schuld und ein Gnadenjahr des Herrn ausrufen. … Heute ist dieses Wort vor euren Augen und Ohren Wirklichkeit geworden!“ Lk 4,17-19.21

Jesus wusste, dass der Empfang des Heiligen Geistes nicht nur die Vergewisserung war, Gottes geliebter Sohn zu sein, sondern gleichzeitig die Berufung zu seinem Dienst der Verkündigung, Befreiung und Heilung. Auch hier tritt wieder die Kombination von Gottes Geist und Wort zu Tage. Jesus formuliert den Inhalt seiner Berufung, die Vision für sein Wirken nicht einfach frei mit eigenen Worten, sondern findet die Vision, was sein Reden und Wirken auszeichnen wird in Jes 11 und 61 prophetisch vorgezeichnet. Dieser Vision folgt Jesus unter der Leitung und in der Kraft des Geistes: Er lehrt Gottes Wort, bringt befreiende Botschaft, zeichnet weite Horizonte was bei Gott wichtig ist, wendet sich Randgestalten, Schuldbelasenen, Kranken, Ausgesto­ßenen, Besessenen zu und bringt ihnen Heilung, Gnade, Freiheit, Hoffnung. Seine Vision reicht aber darüber hinaus und er formt die modellhafte Jüngertruppe, die sich verändernd, entwickelnd und intausend-fachen Varianten das Reich Gottes quer durch Zeit un Geschichte ausbreiten wird.

Das gemeinsame Erleben von Gottes Handeln entfacht Begeisterung. Jesus multipliziert seine Geisterfüllung, seine Begeisterung, Gottes Vision auf seinem Leben erst durch die zwölf, später durch Dutzende von Nachfolgern. Wenn Einzelne von uns durch Gottes Wort und Geist entfacht und begeistert werden und wir das Zeugnis und Ergebnis von der Beru-fung und klaren Vision Einzelner sehen ist das oft schon beeindruckend, inspirierend und überwältigend. Wie viel mehr an Begeisterung und Ausbreitung entsteht, wenn viele zusammen, eine kleine oder große Gemeinschaft gemeinsam Gottes Handeln erleben:

Die 72 kehrten zurück, voll Freude: Herr, sogar die Dämonen sind uns in deinem Namen untertan. Da sagte er zu ihnen: Siehe, ich habe euch Vollmacht gegeben über die ganze Macht des Feindes. Freut euch nicht darüber, dass euch die Geister gehorchen, freut euch darüber, dass eure Namen im Himmel verzeichnet sind! In dieser Stunde rief Jesus, vom Heiligen Geist erfüllt, voll Freude aus: Ich preise dich, Vater, Herr des Himmels und der Erde, weil du das vor den Weisen und Klugen verborgen und es den Unmündigen offenbart hast. Lk 10,17-21 gekürzt

Viele von Euch sind schon lange mit Jesus unterwegs oder auch lange in dieser Gemeinde. Ihr habt prägende Momente persönlicher Begeisterung erlebt, z.B. Eure Bekehrung und Taufe und die Gewißheit: Mein Name ist im Himmel geschrieben. Und Ihr habt prägende Momente gemeinsamer Begeisterung erlebt in der Erfahrung: Gott ist unter uns und um uns herum an Menschen am Wirken. Ich habe z.B. in der Anfangszeit hier immer wieder mal die begeisterten Erzählungen von den großen Chören dieser Gemeinde und öffent­lichen Auftritten in Wiesbaden gehört. Oder in einer der letzten Bibelstunden wurde vom letzten Alphakurs und seinen guten Auswirkungen für Einzelne erzählt. Ich weiß nicht, ob das spontan klappt: Denkt doch mal zurück in die Vergangenheit und nennt, was gemein­same begeisternde Erfahrungen und Erlebnisse von Gottes wirken in unserer Gemeinde waren. [Zurufe aus der Gemeinde] Solche Erlebnissen bleiben und lassen sich ein Stück weit durch Erinnerung konservieren, wie wir z.B. Erdbeeren oder Birnen einwecken oder gefrieren können. Aber frische Erdbeeren würden wahrscheinlich die meisten von uns den eingeweckten Erdbeeren vorziehen. So ist es auch mit dem frischen gemeinsamen Erleben von Gottes Wirken und der neuen gemeinsamen Begeisterung.

Ein letzter Gedanke, was Begeisterung in uns individuell und unter uns gemeinsam ent­facht: Der Blick über sich selbst hinaus entfacht Begeisterung. Wer begeistert von Gottes Reich werden will braucht den Blick über den eigenen Tellerrand hinaus. Ein altes Jünger-schaftsbuch schreibt, dass Gott immer schon vor uns am Wirken ist und wir dieses Wirken nur erkennen und uns dann darin einklinken können. Wir brauchen alle den erfrischenden Blick über den Teller­rand der eigenen Erfahrungen mit Gott, den Tellerrand der eigenen Erwar­tungen, Enttäuschungen, inneren Bilder und Glaubenssätze; den Tellerrand der eigenen Vergangenheit und Gegenwart, den Tellerrand der eigenen Gemeinde, Konfession und des eigenen Kulturkreises. Gott und sein Wirken in seinem Reich geht an unserem Tellerrand auf, wie die Sonne am Morgen am Horizont. Paulus beschreibt diesen Blick über seinen Tellerrand mit folgenden Worten:

Ich weiß genau: Noch bin ich nicht am Ziel angekommen. Aber eins steht fest: Ich will vergessen, was hinter mir liegt, und schaue nur noch auf das Ziel vor mir. Mit aller Kraft laufe ich darauf zu, um den Siegespreis zu gewinnen, das Leben in Gottes Herrlichkeit. Denn dazu hat uns Gott durch Jesus Christus berufen. Phil 3,13.14 Ich finde diesen Blick von Paulus über den eigenen Tellerrand herausfordernd uns inspirierend. Um ihn nicht in den falschen Hals zu bekommen sehe ich zwei Wege. Der eine Weg ist das Gebet: Vater, was darf ich hinter mir lassen und worauf soll ich momentan mit aller Kraft zulaufen. Der andere Weg ist das gemeinsame Gespräch, z.B. was dürfen wir als Gemeinde hinter uns lassen und worauf sollen wir gemeinsam mit aller Kraft hinarbeiten?

Wer neu von Gottes Reich begeistert werden will darf umkehren, Altes loslassen, Neues erbitten und suchen … In der vorletzten Bibelstunde wurde angeregt, öfter am Ende von Predigten oder in Gottesdiensten einen Aufruf zur neuen oder erstmaligen Hingabe des eigenen Lebens an Gott zu machen. Das nehme ich gerne auf. Wir haben heute vier Kern­sätze gehört, was Begeisterung für Gottes Reich, für Jesus, für Gott, den Vater entfacht:

Gottes Wort & Geist entfachen Begeisterung. Berufung & Vision entfachen Begeisterung. Das gemeinsame Erleben von Gottes Handeln entfacht Begeisterung. Der Blick über sich/uns selbst hinaus entfacht Begeisterung. Was davon brauchst Du neu und willst Du heute neu von Gott erbitten? Ich werde jetzt jeden dieser vier Kernsätze der Reihe nach zu einer Frage formulieren, wer diesen Grund oder dieses Erleben von Begeisterung neu braucht und von Gott erbittet. Wenn Euch eine dieser vier Bitten betrifft, dann könnt Ihr am Platz Eure Hand heben oder, wenn Ihr ganz mutig seid aufstehen. Ich bete dann stellvertretend für Euch und Eure demonstrierte Bitte und wir werden miteinander erleben, was Gott daraus macht und entfacht an Begeisterung für sein Reich.

[Gebet, wie beschrieben. Wer die Predigt zuhause liest, kann selbst entsprechend beten.]