Die unerforschten Tiefen der Gottesbeziehung

Peter Unsinn
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Predigt EFG Wiesbaden, 06.04.2024:
„Tiefer graben — Die unerforschten Tiefen der Gottesbeziehung" Im Namen Jesu begrüße ich Euch alle zur Predigt! Heute starten wir nicht nur mit den 10:00-Gottesdienste, sondern auch mit der neuen Predigtreihe „Tiefer graben". Vier Sonntage wollen wir im Alltagstrott, der uns oft in die Oberflächlichkeit zwingt, innehalten und uns von Gottes Wort und Geist inspirieren lassen, dass es mehr als den Status quo unseres Lebens gibt. Unser Startthema schon vor Augen: „Tiefer graben — Die unerforschten Tiefen der Gottesbeziehung". Dazu eine Frage:
Wer von Euch wünscht sich eine tiefere Gottesbeziehung? Wer will, hebt doch mal die Hand, wenn Ihr Euch eine tiefere Gottesbeziehung wünscht. Also etwa die Hälfte von Euch hat die Hand gehoben. Die andere Hälfte überlegt noch. Wenn Gott, wie Jesus es lebte, Gott der Vater ist, dann kann er kein oberflächlicher Gott sein, der uns im Status quo festhalten will. Sondern wie eine Mutter und ein Vater sich freuen, wenn ihr Kind wächst, die Welt erfasst, Persönlichkeit gewinnt und ein Gegenüber wird, so freut sich auch Gott, wenn sich unsere Persönlichkeit entfaltet und sich unsere Beziehung zu ihm vertieft. Wie sich unsere Gottesbeziehung vertiefen kann wird in der Bibel auf verschiedenste Weise beschrieben. Wir schauen uns jetzt miteinander ein Gebet des Apostels Paulus um eine Vertiefung der Gottesbeziehung an:
Ich kann nur meine Knie beugen vor Gott, dem Vater, dem Vater von allem, was im Himmel und auf der Erde ist. Eph 3,14.15 Der Apostel Paulus, der dieses Vers geschrieben hat, hätte sich mit Recht seiner tiefen Gottesbeziehung rühmen können, z.B. dass er im dritten Himmel und im Paradies gewesen sei und dabei „unaussprechliche Worte" (1.Kor 12,2-4) gehört habe. Aber er beginnt seine Fürbitte um eine tiefe Gottesbeziehung mit dem Bekenntnis: „Ich kann nur meine Knie beugen vor Gott, dem Vater, dem Vater von allem, was im Himmel und auf der Erde ist." Ich mache daraus eine provokative These: Wer eine tiefe Gottesbeziehung sucht, muss„seine Knie vor Gott, dem Vater beugen". Wer eine tiefe Gottesbeziehung wird „seine Knie vor Gott, dem Vater beugen". Ich glaube nicht, dass Gott uns wie Untertanen auf die Knie zwingen will und daran seine Freude hat. Es gibt also m.E. kein „du musst" Deine Knie vor mir beugen, das Gott gegen unseren Willen erzwingt. Aber es gibt m.E. so etwas, wie eine zwingende Notwendigkeit offen, hörend, demütig und mutig Gottes Allmacht, Weisheit, Gerechtigkeit und Liebe zu suchen. Unser inneres Eingeständnis, machmal verkörperlicht durch reales Knien: Vater im Himmel, Du bist der von dem alles kommt, was im Himmel und auf Erden ist. Du weißt es besser. Du kannst es besser. Ich sehne mich nach Dir, komm Du mir entgegen, wo ich den Weg zu Dir nicht finde. Und es gibt so etwas, wie ein staunendes, überwältigtes Niederfallen vor Gott, wenn er uns in Wort und Tat als vollkommener Vater begegnet.
Ich bete, dass er euch aus seinem großen Reichtum die Kraft gibt, durch seinen Geist innerlich stark zu werden. Eph 3,16 Ich finde diese Bitte ungewöhnlich und nachdenkenswert. Paulus hätte als erstes um ein tieferes Verständnis von Gottes Wort, um mehr Glaube, mehr Heiligkeit, mehr Gehorsam, mehr Glaubensmut und —zeugnis, mehr Liebe bitten können. Aber er bittet als erstes darum, dass die Glieder seiner Gemeinde innerlich stark werden. Manche Übersetzungen schreiben „am inneren Menschen stark werden durch seinen Geist". Es gibt ein Buch von Peter Scazzero mit dem Titel: „Glaubensriesen Seelenzwerge? Geistliches Wachstum und emotionale Reife"
Vielleicht geben schon Titel, Untertitel und Buchcover eine Ahnung, worum es in diesem Buch geht. Unter uns Frommen gibt es die oft unerkannte Gefahr im Lauf der Jahre immer mehr frommes Wissen in Kopf und Denken anzusammeln, aber emotional und zwischenmenschlich ein unreifer Mensch zu bleiben. Peter Scazzero fasst das so zusammen:
„Das größte Geschenk, das die Kirche unserer Welt machen kann, liegt darin, eine Gemeinschaft von emotional reifen Menschen zu werden, die gelernt haben, wie man liebt." Scazzero, Glaubenriesen-See/enzwerge, Rückseite Buchcover
Eine provokante Zusammenfassung und manche würden vielleicht rufen: Das ist doch gar nicht das größte Geschenk, Jesus ist doch das größte Geschenk! Ja richtig. Aber, war Jesus ein emotional reifer Mensch? Ja, sicher, denn in ihm lebte die sogenannte „Frucht des Geistes" (Gal 5,22): Liebe, Freude, Friede, Langmut, Freundlichkeit, Güte, Treue, Sanftmut und Selbstbeherrschung! Sollen wir Jesus ähnlich werden? Ja, zweifelsohne! Und genau das bittet Paulus als einen weiteren Schritt zur Vertiefung der Beziehung zu Gott:
Ich bete, dass Christus durch den Glauben immer mehr in euren Herzen wohnt und ihr in der Liebe fest verwurzelt und gegründet seid. Denn nur so könnt ihr mit allen anderen Christen das ganze Ausmaß seiner Liebe erfahren. Ich bete, dass ihr die alle Erkenntnis übersteigende Liebe Christi kennenlernt und so erfüllt werdet mit der ganzen Fülle Gottes. Eph 3,17-19 Wodurch beginnt uns die ganze Fülle Gottes zu erfüllen? Wodurch vertieft sich unsere Gottesbeziehung? Im Grunde genommen kreisen diese Verse nur um Christus in uns, seine unermessliche Liebe und die Liebe, die wir selbst leben. Gott tiefer zu erleben, seine Fülle zu erleben ist kein komplizierter spiritueller Weg der Erleuchtung und Selbstverkommung. Gottes Tiefe und Fülle beginnt immer dann zu sprudeln, wenn wir Christus in uns wohnen lassen, uns von ihm lieben lassen und selbst beginnen in der Liebe zu ihm, unserem Nächsten und Gottes Schöpfung zu leben.
Unsere Gottesbeziehung vertieft sich erstens durch das Wohnen Christi in uns, zweitens durch das Kennenlernen & Erfahren seiner Liebe, drittens durch diese erlebte und gelebte Liebe als unsere Lebenswurzel und unser Lebensfundament.
Am Beginn des Johannes-Evangeliums steht die Aussage: „Im Anfang war das Wort, und das Wort war bei Gott, und Gott war das Wort."(Joh 1,1) Johannes beschreibt damit eine tiefe Wahrheit über Christus: Christus war das Wort und die Menschen, die ihm zuhörten waren erschüttert von der Macht seiner Worte: „Als Jesus seine Rede beendet hatte, war die Menge überwältigt von seiner Rede, denn er lehrte sie wie einer, der göttliche Voll-macht hat."(Mt 7,28.29) So will Jesus Christus auch uns heute überwältigen durch Sein Wort und er nimmt Wohnung in uns durch sein Wort, das sein weltweiter Stellvertreter, seine nicht künstliche, sondern lebendige Intelligenz in uns aktualisiert zur Anwendung bringt — wenn wir denn auf das leise Reden und Flüstern seines Geistes hören und dieses Flüstern nicht übertönen lassen, von unserem Ärger, unserer Enttäuschung, unseren festen Gewohnheiten und Ansichten. Und worüber flüstert der Heilige Geist? Er flüstert das, was Jesu Wesen entspricht. Er flüstert über die Liebe Gottes, der selbst die Liebe ist, über die Liebe Jesu, unsere Liebe zu Vater und Sohn, über die Liebe zu den Menschen um uns: „An eurer Liebe zueinander werden alle erkennen, dass ihr meine Jünger seid." (Joh 13,35) Und damit zurück zum Prediggttitel und den unerforschten Tiefen der Gottesbeziehung, oder wie es in Epheser 3 heißt der ganzen Fülle Gottes:
Ich bete, dass Christus durch den Glauben immer mehr in euren Herzen wohnt und ihr in der Liebe fest verwurzelt und gegründet seid. Denn nur so könnt ihr mit allen anderen Christen das ganze Ausmaß seiner Liebe erfahren. Ich bete, dass ihr die alle Erkenntnis übersteigende Liebe Christi kennenlernt und so erfüllt werdet mit der ganzen Fülle Gottes. Eph 3,17-19 3-mal wird in diesen drei Versen von der Liebe gesprochen. 2-mal wird die Liebe als die gewaltige Liebe Christi beschrieben, die wir erfahren und die uns erfüllen soll. Einmal als die Liebe in der wir verwurzelt und gegründet sein sollen. Und das Wirken der überwältigenden Liebe Jesu in uns, gibt uns starke Liebeswurzeln, wie e'in Baum und feste Liebesfundamente, wie ein Haus — und so werden wir erfüllt mit der ganzen Fülle Gottes und steigen in die Tiefen der Gottesbeziehung. Das können wir uns vielleicht schon für uns persönlich kaum vorstellen und für unsere Gemeinde auch nicht, aber wie schließt Paulus diese Bitte um den innerlich starken Menschen, den Christus in uns, die Liebe und die ganze Fülle Gottes:
Gott aber kann unendlich mehr tun, als wir jemals von ihm erbitten oder uns auch nur vorstellen können - so mächtig ist die Kraft, mit der er in uns wirkt. Ihm gebührt dafür die Ehre in der Gemeinde und in Christus Jesus von Generation zu Generation in alle Ewigkeit. Amen. Eph 3,20.21
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