Ostersuche nach Frieden

Die Ostersuche  •  Sermon  •  Submitted   •  Presented
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Transcript
Ich wünsche mir, dass wir im heutigen Gottesdienst neu ins Staunen kommen, wenn wir auf Jesus schauen und uns erinnern, wie er durch die schwersten Stunden seines Lebens gegangen ist.
Die Beschreibungen der Ereignisse rund um die Verurteilung und Kreuzigung von Jesus nehmen in den Berichten der Evangelisten sehr viel Raum ein. Alles läuft darauf zu. Und ihre Berichte sind unglaublich eindrücklich. So werden wir uns in der heutigen Predigt Zeit nehmen für mehrere Lesungen aus der Bibel.

Lesung 1 – 1. Korinther 13,4-8a BasisBibel

4Die Liebe ist geduldig. Gütig ist sie, die Liebe. Die Liebe ereifert sich nicht. Sie prahlt nicht und spielt sich nicht auf. 5 Sie ist nicht unverschämt. Sie sucht nicht den eigenen Vorteil. Sie ist nicht reizbar und trägt das Böse nicht nach. 6 Sie freut sich nicht, wenn ein Unrecht geschieht. Sie freut sich aber, wenn die Wahrheit siegt. 7 Sie erträgt alles. Sie glaubt alles. Sie hofft alles. Sie hält allem stand. 8 Die Liebe hört niemals auf.

Maximaler Hass - Jesus wird verurteilt und gekreuzigt

Gehört das Hohelied der Liebe nicht eher zu einer Hochzeit als in einen Karfreitags-Gottesdienst? Ist das nicht fast zu „kitschig“?
Die Stunden der Gefangennahme, Verurteilung und Hinrichtung von Jesus sind geprägt von Unrecht, Brutalität und Hass. Wir fassen zusammen: Gerade saß Jesus noch mit seinen Freunden gesellig beim Essen zusammen. Er kündigte wieder einmal seinen Tod an. Und wieder einmal verdrängten das seine Jünger. Aber dann ging es plötzlich ganz schnell. Wenige Stunden später im Garten Gethsemane wird Jesus von den jüdischen Befehlshabern verhaftet und dann überschlagen sich die Ereignisse.
Erstes Verhör, noch in dieser Nacht, beim jüdischen Hohen Rat. Gotteslästerung ist die Anklage. Er schweigt. Sie provozieren ihn. Er bleibt ruhig. Sie befinden ihn für schuldig. Wie kann er nur behaupten, er wäre der Sohn Gottes? Anmaßend! Unerhört! Sie schlagen ihn.
Nächster Morgen, zweites Verhör: Pontius Pilatus. Der römische Statthalter, der Machthaber. Nur er kann das Todesurteil verhängen. Das fordert der Hohe Rat. Unnachgiebig. Pilatus sieht es anders, ihm fehlen die Beweise. Die Menge tobt. Sie wollen Blut sehen. Und Jesus? Immer noch ruhig. Pilatus befindet ihn für unschuldig. Der blutrünstige Mob schreit auf, kennt kein Erbarmen. Kreuzige ihn! Pilatus fällt das Urteil. Tod am Kreuz. Sofort. Jetzt.

Lesung 2 – Matthäus 27,28-30, Neues Leben. Die Bibel

Sie zogen ihn aus und legten ihm ein purpurrotes Gewand an. Dann machten sie eine Krone aus langen, spitzen Dornen, setzten sie ihm auf den Kopf und gaben ihm einen Stock in die rechte Hand als Zepter. Daraufhin knieten sie vor ihm nieder, verhöhnten ihn und grölten: "Sei gegrüßt, König der Juden!" Und sie spuckten ihn an, nahmen ihm den Stock weg und schlugen ihn damit auf den Kopf.
Maximaler Hass!
Maximales Unrecht!
Maximale Brutalität!
Maximale Demütigung!

Das Maximum an Liebe – Jesus kümmert sich um seine Feinde

Lesung 3 – Lukas 23,33-37, Neues Leben. Die Bibel

33 Schließlich kamen sie an einen Ort, der Schädelstätte heißt. Dort wurden alle drei gekreuzigt – Jesus in der Mitte und die zwei Verbrecher rechts und links von ihm. 34 Jesus sagte: »Vater, vergib diesen Menschen, denn sie wissen nicht, was sie tun.« Und die Soldaten würfelten um seine Kleider. 35 Das Volk schaute zu, während die führenden Männer lachten und spotteten. »Er hat andere gerettet«, sagten sie. »Soll er sich jetzt doch selbst retten, wenn er wirklich Gottes Auserwählter, der Christus, ist.« 36 Auch die Soldaten verhöhnten ihn. Sie gaben ihm Weinessig zu trinken und riefen ihm zu: »Wenn du der König der Juden bist, rette dich doch selbst!«
"So, Job erledigt. Kreuz aufgestellt. Verbrecher hängt. Jetzt nur noch abwarten, bis es vorbei ist. Kann sich ja nur noch um Tage handeln, bis dem die Luft ausgeht." – So oder so ähnlich haben die römischen Soldaten vielleicht gedacht, nachdem sie Jesus ans Kreuz genagelt hatten. Und dann fangen sie an, um seine Kleidung zu spielen. Der braucht sie ja schließlich nicht mehr. Ganz schön makaber, respektlos irgendwie.
Und den religiösen Führern und herumstehenden Menschen fällt auch nichts Besseres ein, als Jesus noch zu verhöhnen. Befrei dich doch selbst, allen anderen hast du doch auch geholfen! Komm doch runter vom Kreuz, wenn du kannst! Als Sohn Gottes sollte das doch kein Problem für dich sein. Als hätten all die körperlichen Schmerzen nicht schon gereicht. War es noch nicht genug, dass er da am Kreuz hing, dass er zum Tode verurteilt worden war? Wie bösartig ist es denn, sich noch über einen Sterbenden lustig zu machen.
Und Jesus? Jesus sagte: "Vater, vergib diesen Menschen, denn sie wissen nicht, was sie tun."
Jesus schaut sie an. Wie sie dastehen und lachen. Aber er sieht nicht die sensationsgierige, gaffende Menge. Er sieht nicht den Hass in ihren Gesichtern, sondern Hilflosigkeit und Verwirrung. Er sieht Menschen, die nicht wissen, was sie da eigentlich tun. Wie Jesus sich für seine herzlosen Peiniger einsetzt, das ist einfach kaum zu begreifen.
Nachdem Jesus all die Anschuldigungen und Vorwürfe stillschweigend ertragen und die Peitschenhiebe und Demütigungen über sich hat ergehen lassen, hängt er am Kreuz – blutüberströmt und nackt. Da erwarten wir doch Vergeltung! Schick doch ein paar deiner Nachfolger los, damit sie dich rächen. Oder verteidige dich wenigstens selbst! Wehr dich doch gegen die ganze Ungerechtigkeit. Das wäre doch die normale Reaktion, oder?
Auch wenn wir uns eigentlich zutiefst nach Frieden sehnen: In unserer menschlichen Natur liegt die Suche nach Vergeltung, "Auge um Auge, Zahn um Zahn".
Jesus aber lebt uns Vergebung statt Vergeltung vor und stiftet in seiner dunkelsten Stunde Frieden. Er lebt in diesen schlimmsten Stunden seines Lebens genau jene herausfordernde Feindesliebe, die er gepredigt hat:
43 Ihr habt gehört, dass es im Gesetz von Mose heißt: ›Liebe deinen Nächsten‹ und hasse deinen Feind. 44 Ich aber sage: Liebt eure Feinde! Betet für die, die euch verfolgen! (Matthäus 5,43-44)
28 Betet für das Glück derer, die euch verfluchen. Betet für die, die euch verletzen. (Lukas 6,28)
Und genau das tut Jesus nun: Er bittet stellvertretend um Vergebung für seine Peiniger. Er versucht sogar, ihr Verhalten zu entschuldigen: „Denn sie wissen nicht, was sie tun.“
Jesus will keine Vergeltung. Er schwenkt nicht das Racheschwert, sondern die Friedensfahne. Am Kreuz stiftet er Frieden zwischen Gott, dem Vater, und seinen Feinden. Seine Liebe ist ebenso sehr in den Menschen zu sehen, die er ertrug, wie in den Schmerzen, die er erlitt. Jesus reagiert auf das Maximum an Verachtung mit dem Maximum an Liebe.[1]

Moment der Stille

Lasst uns doch einen Moment der Stille nehmen, des stillen Staunens über diese unfassbare, maximale Liebe.
Moment der Stille

Jesus kümmert sich um seine Liebsten – Er schafft übernatürlichen Frieden

Lesung 4 – Johannes 19,26-27, Neues Leben. Die Bibel

25 In der Nähe des Kreuzes standen die Mutter von Jesus und ihre Schwester sowie Maria, die Frau von Klopas, und Maria Magdalena. 26 Als Jesus seine Mutter dort neben dem Jünger stehen sah, den er liebhatte, sagte er zu ihr: 'Frau, das ist jetzt dein Sohn.' 27 Und zu dem Jünger sagte er: 'Das ist nun deine Mutter.' Von da an nahm der Jünger sie zu sich in sein Haus.
Auch diese Szene lässt einen staunen: Wie krass, dass Jesus das noch kann! An die anderen denken, seine Lieben im Blick haben, und das in seiner dunkelsten Stunde. Während er Todesqualen erleidet, sieht er seine Mutter, Maria, vor dem Kreuz stehen. Er sieht ihren Kummer und er nimmt sie wahr. Wie sie da steht und wie sie leidet. Wie ihr Mutterherz weint. Vermutlich war es für niemanden schlimmer als für sie, Jesus am Kreuz zu sehen. Ihr eigener geliebter Sohn, wie ein Verbrecher zum Tod verurteilt.
Und trotz seiner Qualen sieht er ihre Situation. Wer wird für sie da sein, wenn er tot ist? Wer kümmert sich um sie, damit sie versorgt ist?
Neben ihr steht Johannes, der einzige seiner Nachfolger, der nicht vor Angst weggerannt war. Und er bringt die beiden zusammen: Ich habe dich nicht vergessen, Mutter, ich lasse dich nicht allein zurück. Es ist gesorgt für dich. Du wirst Teil einer neuen Familie.
Diese Szene berührt mich total: Mitten in furchtbaren Schmerzen, wo Jesus selbst schutzlos und nackt der Meute ausgeliefert ist, da spendet er seiner lieben Mutter Sicherheit und Schutz. Inmitten des Sturms ihrer Gefühle schenkt er ihr seinen Frieden. Den Frieden, der höher ist als alle Vernunft, wie es Paulus später einmal beschrieben hat.
Ist das nicht auch für uns gerade heute ein besonderer Trost, dass Jesus zu jeder Zeit gerade diejenigen sieht, die ihre Liebsten verloren haben? Und sie nicht vergessen hat? Dass er seinen übernatürlichen Frieden schenken kann, im schlimmsten Sturm des Lebens.
Es ist aber auch eine Verantwortung für uns, die wir uns zu Gottes Familie zählen: Dort, wo Menschen ihre Liebsten verloren haben, will Jesus Sicherheit, Versorgung und Trost schaffen. Durch seine neue Familie. Durch diejenigen, die an ihn glauben, die Familie der Gläubigen.

Seelenfrieden im Paradies – Jesus kümmert sich um einen Verbrecher

Lasst uns nun noch eine dritte Szene anschauen, die uns staunen lässt.

Lesung 5 – Lukas 23,33-43, Neues Leben Bibel

39 Einer der Verbrecher, die neben ihm hingen, spottete: »Du bist also der Christus? Beweise es, indem du dich rettest – und uns mit!« 40 Doch der andere mahnte: »Hast du nicht einmal jetzt Ehrfurcht vor Gott, da du den Tod vor Augen hast? 41 Wir haben für unsere Vergehen den Tod verdient, aber dieser Mann hat nichts Unrechtes getan.« 42 Dann sagte er: »Jesus, denk an mich, wenn du in dein Reich kommst.« 43 Da antwortete Jesus: »Ich versichere dir: Heute noch wirst du mit mir im Paradies sein.«
Wir wissen nicht, was er ausgefressen hatte. Aber eines war dem Verbrecher scheinbar sehr bewusst: „Ich habe den Tod verdient.“ Und es war ihm klar, der Mann, der da neben ihm hing, war kein Verbrecher. So wie der benimmt sich kein Verbrecher. Manche sagten sogar, er sei Gottes Sohn. Das war ja eigentlich das, wofür sie ihn verurteilt hatten.
Der Verbrecher wusste: Ich habe nichts mehr zu verlieren. Ich hab‘s verbockt. Jeder weiß, was ich für ein Sünder bin. Ich verdiene nicht nur die Todesstrafe, sondern auch die Hölle. Aber wenn dieser Mann neben mir wirklich der Gottessohn ist, dann gibt es hier eine kleine Hoffnung. Meine einzige Hoffnung, Frieden für meine kaputte Seele zu finden.
Und so sagt er den ganz einfachen Satz: „Jesus, denk an mich, wenn du in dein Reich kommst.“
Wir sehen da kein umfassendes Geständnis seiner Schuld. Keine lange Beichte. Nur ein kurzer, einfacher Satz. Aber wir wissen, dass Gott das Herz der Menschen sieht. Und Jesus spürt die Echtheit seiner Bitte. Genau diese Echtheit, die er immer wieder verlangt hatte, im Gegensatz zu den schönen Worten von den religiösen Gelehrten seiner Zeit.
Und so einfach die Bitte dieses Sünders war, umso beflügelnder die Antwort von Jesus: „Ich versichere dir: Heute noch wirst du mit mir im Paradies sein.“
Wow!
Was für ein Versprechen! Ich nehme dich mit. Du gehörst zu mir. Du gehörst dorthin, wo ich bin. An den Ort, wo es keine Tränen und kein Leid gibt. Wo es nichts Böses gibt. Mit mir kannst du dahin kommen.
Und dazu braucht es nichts anderes, als ein Herz, das bereut und ein Mensch, der seine Hoffnung auf den Gottessohn setzt.
Der Autor und Pastor Max Lucado sagte einmal:
„Ich muss lächeln, wenn ich daran denke, dass durch die goldenen Gassen des Himmels ein Ex-Knastbruder spaziert, der mehr über die Gnade weiß als tausend gelehrte Theologen. Selbst die reinsten und heiligsten unter uns verdienen den Himmel ungefähr genau so wie der Verbrecher am Kreuz. Wir alle benutzen die Kreditkarte Jesu und nicht unsere eigene.“
Und zum dritten Mal staunen wir über die Geschehnisse am Kreuz. Über diesen Jesus, der seine Mitmenschen durch seine Schmerzen hindurchgeliebt hat, ob gut oder böse, ob hassend oder trauernd, geliebt bis zum Ende.

Abschluss

Jesus kümmert sich um die Menschen. Bis zu seinem letzten Atemzug. Seine maximale Liebe ist auch durch maximale Verachtung nicht zu besiegen.
Er kümmert sich um die, die ihn hassen.
Er setzt sich für sie ein, sucht eine Entschuldigung für sie.
Er betet für seine größten Feinde und bittet seinen Vater, ihnen zu vergeben.
Er schwenkt nicht das Racheschwert, sondern die Friedensfahne.
Er kümmert sich um seine Mutter, die nun nicht nur Witwe ist, sondern auch ihren Sohn verliert.
Er schenkt ihr in ihrem schlimmsten Sturm Sicherheit und Frieden.
Und Jesus kümmert sich um den Sünder, der auf den letzten Metern seines Lebens einsieht, dass er den Tod verdient hat. Einer, der realisiert, dass Jesus seine einzige Hoffnung ist.
Er verspricht ihm das Paradies und gibt ihm ewigen Seelenfrieden.
4Die Liebe ist geduldig. Gütig ist sie, die Liebe. Die Liebe ereifert sich nicht. Sie prahlt nicht und spielt sich nicht auf. 5 Sie ist nicht unverschämt. Sie sucht nicht den eigenen Vorteil.
Sie ist nicht reizbar und trägt das Böse nicht nach. 6 Sie freut sich nicht, wenn ein Unrecht geschieht. Sie freut sich aber, wenn die Wahrheit siegt. 7 Sie erträgt alles. Sie glaubt alles. Sie hofft alles. Sie hält allem stand. 8 Die Liebe hört niemals auf. (1. Korinther 13,4-8a BasisBibel)
Amen.
[1] Max Lucado, Staunen über den Erlöser, S 26-28
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