Eine Viertelstunde über Priesterliche Kleider

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Textstelle und Einleitung

Wir wollen gemeinsam heute betrachten, was die priesterlichen Kleider uns über Christus lehren!
Dafür möchte ich unterschiedliche Ausschnitte aus der Beschreibung der priesterlichen Kleider aus 2 Mose 28,1-4 wählen:
Exodus 28,1–4 (LU17)
“Du sollst Aaron, deinen Bruder (…) zu dir herantreten lassen aus der Mitte der Israeliten, dass er mein Priester sei(…)Und du sollst Aaron, deinem Bruder, heilige Kleider machen zur Ehre und als Schmuck (…)dass er mein Priester sei. Dies sind aber die Kleider, die sie machen sollen: Brusttasche, Schurz, Obergewand, enges Untergewand, Kopfbund und Gürtel. So sollen sie heilige Kleider machen deinem Bruder Aaron und seinen Söhnen, dass er mein Priester sei.”
Mit welcher Einstellung können wir solche Texte lesen? Ist einfach nur ein sehr alter Brauch beschrieben worden? Man stelle sich vor, ein Mensch in solchen Kleidern kommt heute in den Gottesdienst. Ich bin mir nicht sicher, ob man einen Mann mit so viel Schmuck, einem Rock und einem Turban auf den Kopf überhaupt so einfach einlassen würde. Geht es hier wirklich nur um irgendwelche 3500 Jahre alten skurillen Kleider? Oder geht es um viel mehr?
Ich bin der Meinung, dass wenn wir mit der Suche nach Jesus an solche Texte herangehen, die besten Ergebnisse erzielen können: “Wo ist Jesus in diesem Text” ist die wichtigste Frage für Leser des Alten Testaments. Jesus hat es uns selbst beigracht, als er einmal gelehrt hat: Johannes 5,39 “Suchet in der Schriften, denn ihr meint, in ihnen ewiges Leben zu haben, und sie sind es, die von mir zeugen;”
Wie zeugen eigentlich die priesterlichen Kleider von Jesus?
Das wollen wir aus Zeitgründen an drei Teilen seiner Kleidung betrachten:
1. Zwei gravierte Onyxsteine auf den Schultern
2. die Brusttasche
3. die Aufschrift auf dem Turban - Stirnblatt
Um das besser verstehen zu können, müssen wir zunächst eine allgemeinere Frage beantworten:
Warum braucht man eigentlich überhaupt Priester?

Der Gesetzestext für ein Königreich der Priester

Was ist unser Text von seiner Gattung her eigentlich? Unser Text ist ein Gesetzestext! Es heißt: “Du sollst Aaron, (…)nehmen aus den Kindern Israel, dass er mein Priester sei, …” (Exodus 28,1).
Das erste was uns auffällt ist der Umfang der Gesetzestexte, die sich mit dem Dienst an der Stiftshütte beschäftigen. Wir sind häufig geneigt die langen Gesetzestexte in den Büchern Mose als Regelwerk für das tägliche Verhalten zu sehen, endlose Listen zahlreicher Gesetze. Aber damit übersehen wir, was das Gesetz eigentlich tut. Es regelt vor allem den Gottesdienst.
Betrachtet einmal den Aufbau der Gesetztestexe in 2 Buch Mose ab Kapitel 25:
Es erfolgt die Beschreibung der himmlischen Bilder, die Mose sieht. Er sieht das Original und bekommt die Bauanleitung. (Kap. 25-31). Ein Thema das nach der Zerstörung des Kalbsdienstes wieder in Kapitel 34 aufgenommen wird.
Die Kapitel 36-39 beschreiben wie die Bauanleitungen (äußerst penibel!) umgesetzt werden.
Ganz praktisches Beispiel: Die Kleider, von denen Kap. 28 spricht, und die in Kap. 39 gefertigt werden, zieht Aron erst ganz zum Schluss des Buches an (Kap. 40). Und es sind in der Tat Gebote.
Wir können über das 2 Buch Mose hinaus blicken. nachdem der Ort der Anbetung geregelt ist, und der Ausführer der Anbetung der Priester definiert ist, erfolgt in den ersten Kapiteln des dritten Buches Mose die Opfergesetze, anschließend folgen Reinheitsgebote usw....
Alles dreht sich in diesen Geboten um ein Thema: Um Gottesdienst. Alles fragt sich: Wie können wir uns Gott nahen? Wie können wir Gott richtig dienen?
Das zeigt uns eine Eigenschaft vom Gesetz: Das Gesetz ist ein Weg, ein Mittel, mit dem Gott sein Ziel erreicht, eine exklusive Beziehung zu seinem Volk zu haben. Gestern wurde das allen Anwesenden auf der Traupredigt deutlich gemacht: Gott möchte eine Beziehung zu seinem Volk, und deswegen gibt er Ihnen das Gesetz.

Jeder braucht einen Priester!

Das Wissen darum, dass wir nicht einfach so zu Gott kommen können, haben viele Menschen.
Viele Kulturen haben ein Priestertum entwickelt, das die Verbindung zwischen den Menschen und Gott herstellen sollte. Irgendwie ist es so ganz allgemein vorhandenes Menschenwissen: Ich brauche einen Priester. Ich kann nicht so ohne weiteres selber Opfern! Ich kann nicht so ohne weiteres selber in das Heiligutm! Ich brauche einen Mittler. In vielen Kulturen, die nie etwas von der Bibel gekannt haben, ist das verbreitet. Die Ägypter hatten eine Priestergruppe und die Griechen und die Römer in ihren verschiedenen Religionen haben sehr häufig eine exklusive Priestergruppe. Das Wissen darum, dass man einen Mittler braucht, um zu Gott zu kommen, ist also weit verbreitet! (Vielleicht Metapher mit den aussätzigen Händen gebrauchen).
Wenn Juden an die verschiedenen Kulturen um sich herum blickten, dann mussten sie entsetzt sein: Die eine Kultur verbrannte Kinder, andere Kulturen dachten, sie können sich durch Unzucht Gott nähern. Kein Wunder, dass die Psalmsänger in herrliche Gesänge ausbrachen, wenn sie an ihre Gebote dachten. Ein Psalmist dichtete gar ein 176 Verse langes Lied, in dem er Vers für Vers Gottes Gebote lobte.
—> Diese Herrlichkeit von Gottes Geboten, wurde auch in der Priesterkleidung sichtbar, so im Schulterschmuck:

der Schulterschmuck

Exodus 28,9–12 “Und du sollst zwei Onyxsteine nehmen und die Namen der Söhne Israel darauf eingravieren: sechs ihrer Namen auf dem einen Stein und die sechs übrigen Namen auf dem andern Stein nach der Reihenfolge ihrer Geburt. (…). Dann setze die beiden Steine oben auf die Schulterstücke des Efods, als Steine der Erinnerung für die Söhne Israel! Und Aaron soll ihre Namen auf seinen beiden Schultern tragen vor dem HERRN zur Erinnerung.”
—> Der Priester ist ein Vertreter des Volkes und bringt sein Volk auf seinen Schultern in das Heiligtum Gottes.
Gott trägt sein Volk auf den Schultern! Das ist die Zusage Gottes. Irgend jemand trägt uns zu Gott!
Manche dürfen diese Verheißung Jesajas kennen:
Jesaja 46,4 LU17
Auch bis in euer Alter bin ich derselbe, und ich will euch tragen, bis ihr grau werdet. Ich habe es getan; ich will heben und tragen und erretten.
Oder denken wir an das verlorene Schaf, von diesem heißt es:
Lukas 15,5 “Und wenn er es gefunden hat, so legt er es mit Freuden auf seine Schultern;”
(Optional: Dieses Schaf hat nicht einen Lehrer gebraucht, dass ihm den Weg erklärt: “drei mal links und zwei mal rechts und dann nochmal geradeaus, dann bist du wieder im Stall” Es war verstrickt und gefangen, es hat einen Hirten gebraucht, dass es wieder nach Hause bringt. So ist es mit jedem Sünder. Nicht einen Lehrer braucht er, sondern einen Erretter!)
Manche kommen damit durcheinander, wenn sie davon hören, dass Israel eingraviert war. Was ist mit mir als Heide?
—>Es ist eine entscheidende Frage: Gehöre ich zu dem Volk, dass auf den Schultern Jesu getragen wird oder nicht? Worauf steht mein Name geschrieben? Kennt Jesus meinen Namen?
Das ist die größte Unterscheidung überhaupt: Der Priester hatte nicht einfach willkürlich irgendeine Nation auf den Schultern stehen, oder irgend ein Volk, die Ägypter oder die Kanaaniter, nein er trug die Namen Israels. Für die tratt er ein vor Gott. Wenn wir schon bei Namen sind, genau das ist die Frage für uns: Kenne ich den Namen Jesu, erfüllt sich das, was heißt Apostelgeschichte 2,21 “Und es wird geschehen: Jeder, der den Namen des Herrn anrufen wird, wird gerettet werden.«”
—> Andererseits: Vielleicht vergessen wir es auch, dass jemand wirklich großartiges haben, der uns auf den Schultern zu Gott trägt, denken wir an Hebräer 7,26 “Denn ein solcher Hoher Priester passte auch zu uns: heilig, sündlos, unbefleckt, abgesondert von den Sündern und höher als die Himmel geworden,”
Christen haben einen besseren Hohepriester als Aron.

die Brusttasche

Blicken wir auf die Brusttasche.
Exodus 28,29 “So soll Aaron an der Brusttasche für den Rechtsspruch die Namen der Söhne Israel auf seinem Herzen tragen, wenn er ins Heiligtum hineingeht, um sie beständig vor dem HERRN in Erinnerung zu bringen.”
—> Fazit: Der Priester hat Gottes Volk im Herzen!
Die Frage, die uns häufig bewegt ist in etwa diese (für unseren Kontext angepasst): Das ist ja gut, wenn ich weiß dass ich einen Priester brauche, aber braucht er überhaupt mich? Will er überhaupt mich? Will er mich überhaupt vertreten.
Der Alttestamentliche Priester musste sich derart mit dem Volk Gottes identifizieren, dass er es in seinem Herzen, seinem innersten, seiner inneren Schaltzentrale trug. Seine Entscheidungen, seine Taten, sein Dienst, alles galt dem Volk, dass er vertrat.
Eigentlich sollte es immer nur einen Hohepriester geben, aber in Israel ist es einmal passiert, dass ganze drei Hohepriester zusammenkamen: Da ist Hannas (Apg. 4,6), ein furchtbar reicher Mann, da ist Kajaphas (Joh. 18,13), der bewohnt sogar einen mächtigen Palast und da ist ein Mann, der nur ein einziges Paar Kleider besitzt. Kein Geld, und nichts anderes, Jesus aus Nazaret. Die beiden offiziellen Priester, dachten sie retten das Volk, wenn ein Mann stirbt: Es heißt einmal (Johannes 18,14 “Kaiphas aber war es, der den Juden geraten hatte, es sei nützlich, dass ein Mensch für das Volk sterbe.” ). Doch weder Kaiphas noch Hannas trugen das Volk Gottes auf dem Herzen, nur Jesus war es, der zum wahren Hohepriester wurde und den Vorhang zum Allerheiligsten Gottes geöffnet hatte.
—> Christen haben einen besseren Hohepriester als Aron, der sie immer in seinem Herzen trägt.

Das Stirnblatt

Wenn wir auf das dritte Element der priesterlichen Kleidung blicken, wird unsere Notwendigkeit nach dem einen wahren Priester noch deutlicher.
Wenn wir nun wissen, dass wir einen Priester brauchen, und das wir einen guten Priester haben, könnten wir denken, dass wir genauso einen guten Priester verdient haben. Doch ein Kleidungsstück des Priesters macht den Grund, warum wir einen Priester benötigen, besonders deutlich: Das Stirnblatt.
Exodus 28,36–38 (LU17)
Du sollst auch ein Stirnblatt machen aus feinem Golde und darauf einschneiden, wie man Siegel schneidet: »Heilig dem Herrn«. Und du sollst es heften an eine Schnur von blauem Purpur vorn an den Kopfbund. Und es soll sein auf der Stirn Aarons, damit Aaron bei allen ihren Opfern alle Sünde trage, die an den heiligen Gaben der Israeliten haftet. Und es soll allezeit an seiner Stirn sein, dass sie wohlgefällig seien vor dem Herrn.
Wir brauchen nicht deswegen, einen Priester, weil wir so toll sind, sondern wir brauchen einen Priester, um überhaupt
Wir brauchen einen Priester, der die Missetat versöhnt. Das Beste was wir zu Gott bringen, ist immer noch befleckt von Schuld. Die Realität des Menschen. “Diejenigen, die in ihrem Gehorsam die höchste Stufe erreichen, die in diesem Leben möglich ist, (…) dass sie vielmehr in vielem hinter dem zurückbleiben, was sie zu tun schuldig wären.” (Westminster Bekenntnis 16,4)
Aber moment mal: Was macht ein Priester eigentlich mit seiner eigenen Sünde, wer versühnt die? Der Hebräerbrief nutzt genau diese Frage, um deutlich zu machen, warum Jesus ein besserer Priester ist, als die Kinder Arons:
Hebräer 7,27 LU17
Er hat es nicht nötig wie jene Hohenpriester, täglich zuerst für die eigenen Sünden Opfer darzubringen und dann für die des Volkes; denn das hat er ein für alle Mal getan, als er sich selbst opferte.
kurz davor heißt es:
Hebräer 7,25 LU17
Daher kann er auch für immer selig machen, die durch ihn zu Gott kommen; denn er lebt für immer und bittet für sie.

Schluss: Wer ist dein Priester?

Unsere Texte stellen vor uns die Frage: Wer ist dein Priester. Das ist eine ernste Frage. Ich habe einige Male aus dem Hebräerbrief zitiert, weil der Autor dieses Briefes seinen Empfängern die ganze Zeit sagt: Wenn ihr jetzt von Jesus weggeht, und wieder anfängt zu opfern, und Priester zu nutzen, und in den Tempel zu gehen, und Reinheitsgebote einzuhalten, dann seid ihr ein für alle mal abgefallen. Die Gefahr in das Judentum zurückzufallen ist nicht die höchste Gefahr unserer Zeit. Mir scheint, dass die größte Gefahr unserer Zeit die ist, zu denken, dass man sich selbst ganz und gar vor Gott verteten kann. “Kann alleine”.
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