Rettung in der Tiefe: Gnade, wenn alles dunkel scheint
Notes
Transcript
Einleitung
Einleitung
Vor zwei Wochen haben wir eine neue Predigtreihe über das Buch Jona begonnen. Das Buch Jona, oft als Kinderbuch abgestempelt, hat jedoch eine tiefe Relevanz für unser Leben.
Wir haben mit Kapitel 1 begonnen. Vielleicht erinnert ihr euch: Ich bin mit einem Schlauchboot durch den Gottesdienstsaal gefahren und wir haben über die innere Stimme gesprochen, die wir den inneren Jona nannten. Diese innere Stimme steht für den Teil von uns, der Herausforderungen entkommen will und sich nach einem bequemen Leben sehnt.
Außerdem haben wir gesehen, dass das Buch Jona satirisch geschrieben ist. Es hält uns Lesern einen Spiegel vor, damit wir uns als gläubige Menschen mal hinterfragen.
Heute wollen wir weitermachen. Jona ist weggelaufen und wollte mit einem Schiff nach Spanien abhauen. Aber dann kam ein Sturm auf. Die Seeleute erkannten, dass Jona der Grund für den Sturm war, und warfen ihn über Bord. Und genau hier steigen wir ein.
Ein Fisch verschluckt ihn, und im Bauch des Fisches macht er eine Kerze an... Nein, Moment mal, das war ja Pinocchio! Lasst uns nun wirklich mal schauen, wie es weitergeht, und Kapitel 2 lesen.
Wer seine Bibel dabei hat, kann sie jetzt aufschlagen. Das Buch Jona ist ein kleines Buch in der Bibel, aber keine Sorge, mit einer elektronischen Bibel auf dem Smartphone ist es schnell gefunden. Für diejenigen mit einer analogen Bibel: Es gehört zu den sogenannten zwölf kleinen Propheten und steht am Ende des Alten Testaments, zwischen Obadja und Micha. Tipp: Ihr könnt im Inhaltsverzeichnis nachschauen. In meiner Bibel steht es auf Seite 901.
Lasst uns nun gemeinsam in Jona Kapitel 2 eintauchen und sehen, wie Rettung in der Tiefe und Gnade in der Dunkelheit aussehen kann.
1 Doch Jahwe hatte einen großen Fisch kommen lassen, der Jona verschlang. Drei Tage und drei Nächte lang war Jona im Bauch des Fisches.
2 Von dort aus betete er zu Jahwe, seinem Gott:
3 „In meiner Not rief ich zu Jahwe, und er hörte auf mich. Aus dem Bauch des Todes schrie ich um Hilfe, und du hörtest mein Rufen.
4 Mich warf die Flut ins Herz der Meere, die Strömung schloss mich ein. All deine Wogen und Wellen gingen über mich hin.
5 Ich dachte: ‚Jetzt bin ich aus deiner Nähe verstoßen, deinen heiligen Tempel werde ich nie wieder sehen.
6 Das Wasser umgibt mein Leben, die Tiefe schließt mich ein. Seetang schlingt sich mir um den Kopf.
7 Bis zu den Wurzeln der Berge sinke ich hinab. Hinter mir schließen sich für immer die Riegel der Erde.‘ Aber du hast mich lebendig aus der Grube gezogen, Jahwe, mein Gott.
8 Als mir die Sinne schwanden, dachte ich an dich. Mein Gebet kam zu dir in deinen heiligen Tempel.
9 Wer die Nichtse aus Nichts verehrt, stößt deine Gnade zurück.
10 Ich aber will dir opfern und dich mit lauter Stimme loben. Was ich gelobte, will ich erfüllen. Bei Jahwe ist Rettung!“
11 Da befahl Jahwe dem Fisch, Jona an Land zu bringen. Dort spie der ihn dann aus.
In der Tiefe
In der Tiefe
Ich begann mit einem lockeren Einstieg, aber die Geschichte, ist alles andere als locker. Es geht um Jona, der vor Gott auf der Flucht ist. Der Auftrag, den Gott ihm gibt, lautet: Gehe nach Ninive. Doch Jona hat kein Vertrauen in Gott und große Angst vor den Menschen in Ninive.
Die Angst vor den Menschen in Ninive war alles andere als unbegründet. Die Hauptstadt des assyrischen Reiches war ein Ort unvorstellbarer Grausamkeiten. Was sie dort mit ihren Kriegsgefangenen machten, ist schwer in Worte zu fassen. Frauen wurden vergewaltigt, Kinder ermordet, und Männer bei lebendigem Leib gehäutet. Gefangene wurden in der Wüste verscharrt, man zog ihnen die Zunge heraus und stach ihnen einen Pfahl durch, sodass sie wahnsinnig wurden, bevor sie in der Wüste verdursteten oder verhungerten und einen qualvollen Tod fanden. Als ob das nicht schon schlimm genug wäre, nahmen die Assyrer die Köpfe ihrer Opfer, schlugen sie ab und bauten Pyramiden aus den Schädeln, um zu sagen: „Wir waren hier und haben diese Stadt erobert.“
Angesichts solcher Grausamkeiten wählte Jona lieber den Suizid, als sich seinem Auftrag zu stellen. Er stand am Abgrund, vollkommen verzweifelt, am Boden zerstört. Jona war in seiner tiefsten Not, unfähig, einen Ausweg zu sehen.
Jona war in der tiefsten Dunkelheit seines Lebens. Im Bauch des Fisches, gefangen und ohne Hoffnung, wandte er sich verzweifelt an Gott. "In meiner Not rief ich zum Herrn, und er antwortete mir. Aus dem Innern des Totenreiches schrie ich um Hilfe, und du hörtest mein Rufen." Seine Worte spiegeln eine tiefe Angst wider, die uns allen vertraut ist – wahrschenlich nicht in der Intensität wie bei Jona. Aber es ist diese Angst, die uns überkommt, wenn wir uns verloren fühlen, verlassen, ohne einen Ausweg zu sehen. Jona war am Nullpunkt. Er beschreibt es so: „Die Fluten umgaben mich, alle deine Wellen und Wogen schlugen über mir zusammen.“ Man kann förmlich spüren, wie er von der Dunkelheit und dem Chaos überwältigt wird. Aber selbst in dieser Tiefe, in dieser scheinbar aussichtslosen Situation, klammert sich Jona an ein Fünkchen Hoffnung und ruft zu Gott. Diese Angst, diese Verzweiflung – sie ist real.
In diesem Moment am Abgrund passiert etwas mit Jona.
Das veränderte Herz
Das veränderte Herz
Jona ist nicht mehr derselbe. Er hat eine viel tiefere Ehrfurcht vor Gott. Er weiß jetzt nicht nur im Kopf, dass Gott Macht hat – er hat es am eigenen Leib erlebt und durchlebt. Jona hat erfahren, dass Gott ihn hört und sieht, selbst wenn er selbst gar nichts mehr von Gott wahrnimmt. Im Rückblick bekennt er: „Gott, du hast mir geantwortet, du hörtest meine Stimme. Ob ich im tiefsten Meer bin oder in deinem heiligen Tempel, du bist da.“ Das lässt sich theologisch so schön sagen, aber jetzt hat Jona es wirklich durchlebt. Und er hat auch ein ganzes Stück Selbsterkenntnis gewonnen.
In Vers 9 heißt es: „Wer sich auf das Nichtige verlässt, auf falsche Sicherheiten, der verspielt die Gnade.“ Gott will uns gnädig sein, aber wenn wir uns an falschen Sicherheiten festklammern, übersehen wir seine Gnade und verspielen sie. Jona ist umgekehrt. Das Wort „Umkehr“ steht nicht im Text, aber es ist geschehen. Sein Herz hat sich verändert. Er hat sich neu ausgerichtet. Jona hat sich neu zu Gott bekehrt. Er glaubte vorher an Gott und auch nachher, aber er konnte ihm nicht vertrauen, als er den schwierigen Auftrag bekam, nach Ninive zu gehen. Die Angst war größer als sein Glaube. Jetzt, nach seiner Rettung, hat er durch den Zerbruch hindurch eine tiefere Beziehung zu Gott gefunden.
Diese Botschaft des Jona-Buches zeigt uns, dass der Glaube oft durch Zerbruch erneuert wird. Manchmal kommen wir in Schwierigkeiten, weil wir Gottes Wege verlassen. Dann ist Umkehr angesagt. Jesus ruft oft zur Umkehr und zur Änderung unseres Lebens auf. Es gibt aber auch Situationen, in denen wir ohne eigenes Verschulden in Krisen geraten – durch äußere Umstände, Schwierigkeiten oder Krankheiten. Das Jona-Buch zeigt, dass Gott in unseren Krisen unseres Lebens bei uns ist, ob wir daran schuld sind oder nicht. Gott ist ein Gott der Gnade, der in den Dingen bei uns ist und erneuern will. Rettung heiß hier, dass das Vertrauen auf Gott neu gefunden wird. Jona wird von Gott gerettet – er findet neues Vertrauen in Gott.
Die Bekehrung des Jona, dieser neue Tiefgang seines Glaubens, diese Erneuerung in einer großen Krise, das alles ist im zweiten Kapitel des Jona-Buches, in diesem wunderbaren Psalm, beschrieben.
Jonas Geschichte fordert uns heraus, darüber nachzudenken, wo unsere eigenen tiefen Momente sind. Wo fühlen wir uns gefangen und ohne Hoffnung? Was sind unsere persönlichen "Bäuche des Fisches"? Ist es eine schwere Krankheit, die uns niederdrückt? Eine Beziehung, die zerbrochen ist? Oder vielleicht eine Schuld, die uns nicht loslässt? Wie Jona in seiner Verzweiflung zu Gott rief und Rettung erfuhr, so können auch wir in unseren dunkelsten Stunden Gottes Gnade und Hilfe erfahren. Wo brauchst du heute Rettung? Welche Tiefen deines Lebens möchtest du Gott anvertrauen? Wo brauchst du neues Vertrauen in Gott? Wende dich wie Jona neu Gott zu und fange an zu beten.
Ein Neuer Auftrag: Ninive retten
Ein Neuer Auftrag: Ninive retten
Jona, der durch die tiefste Krise seines Glaubens gegangen ist und eine umfassende Erneuerung erfahren hat, empfängt nun erneut einen Auftrag von Gott. Diesmal soll er nach Ninive gehen und den Menschen dort die Botschaft verkünden, die Gott ihm aufträgt. Jona gehorcht diesmal, obwohl er sicherlich immer noch von Ängsten geplagt ist, und macht sich auf den Weg.
Ninive, eine mächtige Stadt, ist durchdrungen von Götzendienst und Sünde. Es ist ein Ort, der für seine Bosheit bekannt ist, und Jona soll diese Menschen warnen. Trotz seiner vorherigen Angst und seiner Abwendung von Gott ist er jetzt bereit, diesen schwierigen Weg zu gehen. Er vertraut auf Gott und dessen Schutz.
Jona 3,4 (NeÜ)
4 Jona begann in die Stadt hineinzugehen. Er ging einen Tag lang und rief: „Noch vierzig Tage, dann ist Ninive völlig zerstört!“
Jona geht in die Stadt und beginnt, die Botschaft zu verkünden: Jona 3,4 „Noch vierzig Tage, dann ist Ninive völlig zerstört!“ Diese einfache, aber kraftvolle Botschaft trifft die Bewohner von Ninive ins Herz. So steht ab Vers 6:
6 Jonas Botschaft hatte nämlich den König von Ninive erreicht. Er war von seinem Thron gestiegen, hatte sein Herrschergewand ausgezogen, den Trauersack angelegt und sich in die Asche gesetzt.
7 Dann hatte er in der ganzen Stadt ausrufen lassen: „Hört den Befehl des Königs und seiner Oberen: ‚Menschen und Tiere, Rinder und Schafe sollen weder essen noch weiden noch Wasser trinken!
8 Menschen und Tiere sollen mit dem Trauersack bedeckt sein und mit aller Macht zu Gott rufen. Alle sollen von ihren bösen Wegen umkehren und aufhören, Unrecht zu tun!
9 Wer weiß, vielleicht tut es Gott dann leid und er lässt von seinem glühenden Zorn ab, so dass wir nicht umkommen.‘ “
Sie glauben an Gott, fasten und ziehen Kleider aus grobem Stoff an als Zeichen ihrer Reue. Menschen, die eigentlich andere Götter anbeteten. Auch der König von Ninive steigt von seinem Thron, legt seine königlichen Gewänder ab und setzt sich in die Asche. Er erniedrigt sich selbst und erlässt dann ein Dekret, dass alle Menschen und Tiere fasten und mit aller Kraft zu Gott schreien sollen. Jeder muss von seinen bösen Wegen umkehren und aufhören, Unrecht zu tun.
Diese beeindruckende Reaktion der Menschen von Ninive zeigt eine echte Umkehr und Reue. Sie erkennen ihre Schuld und wenden sich von ihren falschen Wegen ab. Sie hoffen, dass Gott seine Absicht, die Stadt zu zerstören, ändern wird. Und tatsächlich, Gott sieht ihre Reue und beschließt, das angedrohte Unheil nicht über sie hereinbrechen zu lassen.
10 Gott sah ihr Tun, er sah, dass sie umkehrten und sich von ihrem bösen Treiben abwandten. Da tat es ihm leid, sie zu vernichten, und er führte die Drohung nicht aus.
Eigentlich denkt man, das darf man doch gar nicht wagen zu sagen, dass Gott bereut das, was sie sich vorgenommen hat. Aber wer seine Bibel kennt, weiß, dass das immer wieder im Alten Testament vorkommt. Gott bereut, was er sich vorgenommen hat und ändert seine Pläne. Er ändert nicht seinen Charakter, aber er ändert seine Absichten. Da wo Menschen sich ändern, ändert Gott auch seine Pläne.
Die Geschichte von Ninive zeigt uns die Macht der Umkehr und die Gnade Gottes. Selbst eine Stadt, die so tief in Sünde verstrickt ist, kann durch echte Reue und Umkehr gerettet werden. Jona, der selbst eine tiefe Bekehrung erfahren hat, wird zum Werkzeug Gottes, um eine ganze Stadt zu retten. Dies unterstreicht die Botschaft, dass Gott bereit ist, jedem, der sich von seinen falschen Wegen abwendet und zu ihm zurückkehrt, Vergebung und ein neues Leben zu schenken.
Aufruf
Aufruf
Heute haben wir gesehen, wie Jona in seiner tiefsten Not zu Gott schrie und Rettung fand. Seine Geschichte zeigt uns, dass Gott uns auch in unseren dunkelsten Stunden hört und seine Gnade immer bereit ist, uns zu erreichen.
Vielleicht stehst du heute an einem Punkt, wo du dich in einer ähnlichen Lage wie Jona befindest – überwältigt von Herausforderungen, die dir unüberwindbar erscheinen. Du magst dich verloren fühlen, ohne einen Ausweg zu sehen. Aber genauso wie Jona im Bauch des Fisches die Hoffnung nicht aufgab und zu Gott betete, kannst auch du heute zu Gott rufen und seine rettende Hand erfahren.
Die Bewohner von Ninive haben uns ein starkes Beispiel gegeben: Als sie die Botschaft von Gott hörten, kehrten sie um von ihren bösen Wegen und zeigten echte Reue. Sie erkannten ihre Fehler und wandten sich vollständig Gott zu. Diese vollständige Umkehr brachte ihnen Gottes Gnade und Rettung.
Vielleicht bist du heute hier und hast dich noch nie bewusst für ein Leben mit Jesus entschieden. Gott bietet auch dir seine Gnade an. Er wartet darauf, dass du zu ihm kommst, egal wie groß deine Fehler oder Sorgen sind. Wie die Menschen in Ninive kannst du dich von deinen alten Wegen abwenden und ein neues Leben in Gottes Liebe beginnen.
Ich lade dich ein, dein Herz zu öffnen und Gott deine Ängste und Sorgen anzuvertrauen. Lass ihn in dein Leben kommen und dir neuen Mut und neue Kraft schenken. Wenn du bereit bist, einen Schritt auf Gott zuzugehen, dann tu dies jetzt in einem Moment des stillen Gebets. Er ist hier, um dich zu empfangen und dir seinen Frieden zu schenken.
[Kurzes stilles Gebet der Hingabe und Umkehr]
———
Fragen zur persönlichen Reflexion und für die Kleingruppe/den Hauskreis
Fragen zur persönlichen Reflexion und für die Kleingruppe/den Hauskreis
Einstieg
Einstieg
Welche alltägliche Situation hat dir schon einmal große Angst oder Sorge bereitet, und wie bist du damit umgegangen?
Fragen zur Predigt und zu den Bibeltexten
Fragen zur Predigt und zu den Bibeltexten
· Wie hat Jona in seiner tiefsten Not zu Gott gefunden, und was hat ihn dazu bewegt, zu beten?
· Was hat die Menschen von Ninive dazu gebracht, ihre bösen Wege zu verlassen und echte Reue zu zeigen?
· In welchen Momenten in deinem Leben fühlst du dich wie Jona im Bauch des Fisches?
· Wie hat Jonas Erlebnis im Fisch seinen Glauben und sein Vertrauen in Gott verändert?
Fragen zur Anwendung
Fragen zur Anwendung
· In welchen Bereichen deines Lebens brauchst du heute Rettung und Gnade?
· Welche "falschen Sicherheiten" hältst du möglicherweise fest, die dich daran hindern, Gottes Gnade zu erkennen?
· Wie kannst du in deinem Alltag bewusst umkehren und dich Gott neu zuwenden?
· Welche konkreten Schritte möchtest du unternehmen, um dein Vertrauen in Gott zu vertiefen und ihm näher zu kommen?
Zitat von Goethe zum Nachdenken
Zitat von Goethe zum Nachdenken
Zum Abschluss möchte ich euch ein Zitat von Johann Wolfgang von Goethe aus Faust mitgeben, das zum Nachdenken anregen soll:
Die Sorge nistet gleich im tiefen Herzen,
Dort wirket sie geheime Schmerzen,
Unruhig wiegt sie sich und störet Lust und Ruh;
Sie deckt sich stets mit neuen Masken zu,
Sie mag als Haus und Hof, als Weib und Kind erscheinen,
Als Feuer, Wasser, Dolch und Gift;
Du bebst vor allem was nicht trifft,
Und was du nie verlierst das musst du stets beweinen.[1]
Denkt darüber nach, wie Sorge und Angst unser Leben beeinflussen können, und wie wir durch Vertrauen in Gottes Gnade und Rettung Frieden finden können.
[1] Craufurd Tait Ramage, Beautiful Thoughts from German and Spanish Authors (Liverpool: Edward Howell, 1868), 44–45.