Nicht zerbrechen - nicht auslöschen
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Nicht zerbrechen - nicht auslöschen
Nicht zerbrechen - nicht auslöschen
Von Woche zu Woche
Nicht zerbrechen – nicht auslöschen
"Das geknickte Rohr wird er nicht zerbrechen, und den glimmenden Docht wird er nicht auslöschen." Jes 42,3a
In meinem Garten steht ein Apfelbaum, der umgekippt war. Dafür gab es mehrere Gründe: Der Boden, auf dem er wuchs, bestand größtenteils aus Bauschutt, und Wühlmäuse hatten seine Wurzeln angeknabbert. Zudem hatten die Trockenheit der letzten Jahre und die schwere Last der vielen Früchte im vergangenen Jahr den Baum geschwächt. Langsam neigte er sich weiter zu Boden, und ich war kurz davor, ihn herauszureißen. Nach der Ernte im letzten Jahr entschied ich mich, ihn radikal zurückzuschneiden, aufzurichten und an einem starken Pfahl festzubinden. Dank des reichlichen Regens in diesem Jahr hat sich der Baum erholt und ist sogar etwas gewachsen. Früchte trug er keine, was aber am Frost im Frühjahr lag.
Die Bilder vom geknickten Schilfrohr und vom glimmenden Docht verdeutlichen die hoffnungslose Lage der Israeliten im Exil. Fast 70 Jahre lebten sie in der Fremde, und die Hoffnungslosigkeit breitete sich unter ihnen aus.
Diese Bilder symbolisieren allgemein Menschen in ausweglosen Situationen, sei es auf der Flucht, im Krieg oder in anderen Notlagen. Gerade in solchen Momenten wird ihnen der Beistand des Gottesknechtes zugesprochen. So universell das Handeln des Gottesknechtes ist, so persönlich wendet er sich auch jedem Einzelnen in seiner Not zu. Das ist das Handeln Gottes: Einerseits ist er der Gott, der über allem steht, andererseits der Gott, der sich dem Einzelnen zuwendet.
In die krisenhaften Situationen des Lebens trifft das Wort Gottes. Gott spricht zu den Menschen, er sendet Worte des Trostes und der Ermutigung und richtet sie wieder auf. Auch in unseren Lebenssituationen wird uns dieses Wort von Gott zugesprochen.
So wie mein Apfelbaum wieder neu angewachsen ist, neue Triebe entwickelt hat und unter den richtigen Bedingungen wieder Früchte tragen wird, können wir durch Gottes Beistand und Hilfe in schweren Lebenssituationen neue Hoffnung und Zuversicht bekommen. Seine Zusage galt damals seinem Volk Israel und gilt seit Jesus auch uns.
Jörg Bachmann, Pfarrer i.R. Kriebitzsch