1Kor 9,1-27 Freiheit, die ich habe, die ich investiere, die mir den Sieg gibt
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Olympiade 2024, Turmspringen: Die Chinesen beeindruckten mit 490.35 Punkten und holten mit weitem Abstand Gold. Die beiden Deutschen werden 7. Barthel stellte klar: „Das war der stärkste Wettkampf in diesem Jahr. Geisteskrank. Ich weiß nicht, ob ich schon mal eine 490 gesehen habe. Supergeiler Wettkampf.“
Er wirkte mehr wie ein Fan als ein Konkurrent. Barthel bewunderte die gegnerische Leistung. Keine Spuren von Neid, kein Staunen. Stattdessen Anerkennung. Auch weil er weiß, was für so eine Weltklasse-Leistung nötig ist und worin der 126 Punkte große Unterschied begründet liegt
„Die leben in einem Internat zu viert auf einem Zimmer. Die trainieren zwölf Stunden. Die kennen nichts anderes außer Wasserspringen“, sagte Barthel über die Bedingungen. Sein bester Freund sei chinesischer Wasserspringer gewesen, habe angesichts der Opfer aufgehört.
„Wenn die mal Autofahren wollen, gehen sie runter in die Garage und fahren ein wenig in der Garage. Die haben kein Privatleben, so wie wir das haben. Mit der Freundin oder dem Partner mal hinausgehen, Eis essen, in Restaurants, die Familie treffen. Teilweise sehen sie ihre Familie drei Jahre lang nicht“, berichtete Barthel.
Und stellte klar: „Das ist der Unterschied zwischen absoluter Weltklasse und unserer Leistung heute. Aber die Frage ist auch: Will man das so? Will man so ein Leben haben, damit man Gold hat?“
Der deutsche Turmspringer bringt auf den Punkt, was Paulus am Ende unseres heutigen Textes sagt: Alles einsetzen für ein paar vertrocknete Lorbeerblätter? Nein, danke! Aber hören Paulus doch selber zu:
Text lesen: 1Kor 9
Kontext
Kontext
Paulus ist in seinem 1.Korinther-Brief im Fragenteil angekommen:
In Kapitel 7 über Ehe und Ehelosigkeit.
In Kapitel 8-10 geht es um ein Thema, dass uns - zumindest vordergründig - herzlich wenig betrifft: Götzenopferfleisch. Wir haben letzte Woche schon den ersten Teil gehört und die anschließende Diskussion hat mir gezeigt, dass das Thema “Freiheit” den einen oder anderen ins Mark trifft. 4 Predigten umfasst dieser Teil. Heute die zweite. Gleiches Thema, aber ein etwas anderer Blickwinkel.
Der göttliche Siegpreis steht am Ende unseres Kapitels über Freiheit. Wie bringen wir die beiden Enden zusammen?
Was hat es mit dem Götzenopferfleisch auf sich?
Was hat es mit dem Götzenopferfleisch auf sich?
Das Götzenopferfleisch spielte in neutestamentlicher Zeit eine besondere Rolle für die heidenchristlichen Gemeinden, weil das auf dem Markt (1Kor 10,25) angebotene Fleisch zum größten Teil heidnischen Göttern geopfert war.
Die Frage für die Gemeinde in Korinth war: Wie gehen wir als Christen mit diesem diffizilen Thema um?
Grundsätzlich sah Paulus darin kein Hindernis, mit gutem Gewissen und ohne Schaden Fleisch zu essen, ohne zu fragen, woher es komme (1Kor 10,25.27). Wir haben das schon letzten Sonntag gesehen: Die Begründung ist: Es gibt nur einen Gott - unseren Herrn! -> Du darfst essen!
Ganz so einfach war es aber nicht. Paulus beschreibt verschiedene Situationen, wo das Ergebnis lautet: Du darfst nicht essen!
wenn der Gastgeber darauf hinwies, sein Gast habe Götzenopferfleisch vor sich (1Kor 10,28)
wenn ein schwacher Bruder Anstoß nehmen könnte (1Kor 8,9)
wenn es im Rahmen einer heidnischen Opfermahlzeit gegessen wurde. Dann galt bedingungslos: Ihr könnt nicht Gemeinschaft mit den bösen Geistern haben (1Kor 10,19–22).
Langweiliges Thema? Vielleicht doch nicht. Denn was damals das Götzenopferfleisch war, ist heute
Kleidung oder Haare (zu kurz, zu lang)
die Freiheit im Umgang mit meinem Geld
die Bücher, die ich lese, die Filme die ich anschaue, die Musik, die ich höre,
in der Gottesdienstgestaltung
der Umfang meiner Hingabe: Wieviel bastel ich an meinem Lebenskonzept? Wieviel diene ich dem Herrn?
Wenn wir die Fragestellung so etwas breiter angehen, können wir die drei Kapitel wie folgt zusammenfassen und uns dann unserem heutigen Kapitel 9 widmen:
1Kor 8: Paulus stellt Erkenntnis und Liebe gegenüber. Die Grenzen der Freiheit sind das eigene Gewissen und das Gewissen der Geschwister.
1Kor 9: Paulus zeigt auf, wie er selber die christliche Freiheit lebt. Das wird uns überraschen! Ich möchte dazu heute mit euch drei Punkte betrachten:
Freiheit, die ich habe.
Freiheit, die ich investiere.
Freiheit, die mir den Sieg gibt.
1Kor 10: Paulus stellt klar, dass auch unser Herr unserer Freiheit Grenzen setzt.
Zuvor die Frage: Was ist überhaupt Freiheit?
Augustinus: »Der Mensch kann wählen, was er will«.
Freiheit ist im weiteren Sinn die Möglichkeit, ohne Zwang zwischen unterschiedlichen Optionen auszuwählen und entscheiden zu können.
Freiheit im engeren geistlichen Sinne bedeutet, nicht tun zu müssen, um errettet zu werden, um Gott zu danken.
Hans-Joachim Eckstein hat das mal pfiffig auf den Punkt gebracht:
Wenn ich nicht mehr unter dem Gesetz bin, sondern unter der Gnade, dann kann ich endlich tun und lassen … was Christus will.
1. Freiheit, die ich habe (1Kor 9,1-14)
1. Freiheit, die ich habe (1Kor 9,1-14)
Als ich noch selbst in der Jugendgruppe war, kündigte unser Prediger für die Folgewoche eine Stunde über “Freiheit” an. Was darf ich als Christ? Was nicht? Spannendes Thema für einen jungen Menschen!
Ein Stück weit - daran erinnere ich mich noch - war das Ergebnis enttäuschend. Wir bekamen eben keine Liste von Do’s oder Don’t. Heute betrachtet war die Antwort eben eine biblische :-).
Die gleiche Diskussion letzte Woche und ich habe prophezeit: ihr werdet auch nach den vier Predigten keine klare Antwort bekommen - weil das nicht biblisch wäre.
Natürlich gibt es ein paar ziemlich klare, nicht zu diskutierende Regeln, z.B.
2. Korinther 6,14 (LU17)
Zieht nicht unter fremdem Joch mit den Ungläubigen.
Also: Geht keine Liebes- oder sexuelle Beziehung zu einem Menschen ein, der den Herrn nicht lieb hat.
Aber darüber hinaus gibt es doch viele Themen, in denen eine Entscheidung von der Situation abhängig ist. Wir haben das schon beim Götzenopfer gesehen.
Paulus beschreibt seine Freiheit an vier Beispielen:
Seine Apostelschaft
Sein Essen und Trinken
Seinen (Nicht-)Ehestand
Seine Bezahlung als Apostel
Ich möchte kurz darauf eingehen, wie Paulus argumentiert und welche Prinzipien sich dadurch für uns ableiten lassen:
a) Apostel 1Kor 9,1-2.
a) Apostel 1Kor 9,1-2.
Manche Korinther zweifelten seine Apostelschaft an. Dem setzt er entgegen, was ich
Das Prinzip der Bestätigung durch den Heiligen Geist
Das Prinzip der Bestätigung durch den Heiligen Geist
nennen möchte.
Neben “biblischen” Argumenten - er hat Jesus selber (wörtlich: mit eigenen Augen) gesehen - zeigt er auf, dass die Korinther Frucht des Heiligen Geistes sind. Die Korinther sind lebendige Briefe Christi (2Kor 3,1-3). Damit bestätigt der HG seinen Dienst.
Diese Bestätigung gibt ihm die Autorität, also das Recht oder die Freiheit, als Apostel eine herausgehobene Stellung zu haben.
Hast Du Gaben, die Gott in deinem Dienst ganz offensichtlich bestätigt? Dann nutze diese, gib dein Leben dem Herrn hin, in dem du sie für ihn einsetzt.
b) heiraten 1Kor 9,5.
b) heiraten 1Kor 9,5.
Darf Paulus heiraten? Er antwortet mit dem
Prinzip der Gleichheit
Prinzip der Gleichheit
Logisch. Petrus hat ja auch eine Ehefrau! Geistliche Grundsätze gelten grundsätzlich für alle gleich! Es wird schwer, für sich selbst eine Ausnahme für das fremde Joch herauszunehmen, von dem ich eben schon sprach… Diese klare Anweisung - keine Beziehung mit Ungläubigen - gilt für alle gleich!
Wie immer im Leben: Das Wort “grundsätzlich” lässt Ausnahmen zu. Wir kommen darauf noch zu sprechen.
c) Essen und Trinken 1Kor 9,4.
c) Essen und Trinken 1Kor 9,4.
Hier ist nicht ganz klar, was Paulus genau meint, wenn er sein Recht auf Essen und Trinken einfordert:
Meint er das Götzenopferfleisch?
Darauf antwortete er in 1Kor 8 bereits mit dem
Prinzip von Gottes Größe (1Kor 8,6):
Prinzip von Gottes Größe (1Kor 8,6):
Es gibt nur einen wahren Gott - und das ist unser Herr. Götzen sind Götzen - und keine Götter. Gottes Größe hat unsere Kleinlichkeit nicht nötig!
Oder meint Paulus mit Essen und Trinken die Unterstützung für seinen Lebensunterhalt?
d) Lohn im Reich Gottes nehmen 1Kor 9,6-14
d) Lohn im Reich Gottes nehmen 1Kor 9,6-14
Diesen Punkt erläutert Paulus etwas ausführlicher. Es scheint ein echtes Problem gewesen zu sein: Durfte Paulus, darf ein Prediger, darf ein Pastor heute für Geld im Reich Gottes arbeiten?
Paulus votiert hier ausführlich für: Ja!
Er nennt dafür gleich zwei Prinzipien. Das erste nenne ich
Das Prinzip von Lohn und Ernte
Das Prinzip von Lohn und Ernte
Er verwendet drei verschiedene Bilder, die sich allesamt auf seine und unsere Arbeit im Reich Gottes anwenden lassen:
kämpfen wie ein Soldat
pflanzen und pflügen wie ein Bauer
Schafe hüten wie ein Hirte
Alle drei leben von ihrer Arbeit:
Der Soldat bekommt seinen Sold
Der Bauer einen Teil seiner Ernte
Der Hirte die Milch seiner Herde
In unserer Gemeinde bekommt m.W. keiner Geld für seine mitunter zahlreichen Stunden Einsatz. Wenn dem so wäre, wäre das aber auch kein Beinbruch.
Ich war einige Jahre Ältester in unserer vorhergehenden Gemeinde. Wir hatten in diesen Jahren drei Fälle von Ehebruch, und ich empfand, dass ich meiner Aufgabe nebenberuflich und “nebenfamiliär” kaum noch gerecht werden konnte. Dies war mit drei kleinen Kindern und mehr als 40h Arbeit im weltlichen Beruf kaum zu schaffen.
Wir waren mal auf einer Freizeit, in der ein Pastor Teilnehmer war. Er hatte wie ich fand eine gesunde Einstellung: Er nannte sein Gehalt “Alimente”, also Unterhalt: Gott versorgt ihn, damit er freigestellt ist, seine ganze Arbeitskraft für das Reich Gottes einzusetzen.
Das Prinzip des Allgemeinen Priestertums, wie wir es in einer brüderlich geprägten Gemeinde leben, ist gut. Aber es gibt Situationen, die ein anderes Vorgehen erfordern.
Paulus nennt noch ein zweites Prinzip:
Prinzip des Wortes Gottes
Prinzip des Wortes Gottes
Das Alte Testament sagt es (1Kor 9,9: Du sollst dem Ochsen…).
Jesus selbst formuliert es sogar als Befehl 1Kor 9,14: Nährt euch vom Evangelium (Lk 10,7)!
und als Drittes geht er noch mal ein auf das
Prinzip der Gleichheit
Prinzip der Gleichheit
1Kor 9,12. Andere nehmen auch Geld!
Fazit: Freiheiten, die ich habe
Fazit: Freiheiten, die ich habe
Paulus verwendet fünf verschiedene Prinzipien:
Bestätigung der Gaben durch den Heiligen Geist
Gleichheit,
Gottes Größe,
Lohn und Ernte
und das Wort Gottes.
Manche davon überraschen. Ich hätte sie ehrlicherweise anders sortiert und das Wort Gottes an den Anfang gesetzt.
Mit diesen Prinzipien begründet er seine Freiheiten. Er hat das Recht, sich Apostel zu nennen, zu heiraten, Geld für seinen Dienst zu nehmen. Und er hat die Freiheit dazu.
Ich habe Freiheiten zu vielen Dingen. Ich darf sie mir nehmen.
Ich darf Urlaub machen. Ich darf Fernsehen gucken. Ich darf rauchen. Ich darf Zeit an der Playstation verbringen. Viele nehmen sich diese Freiheit auch. Und sie dürfen das. Punkt.
Nämlich der erste Punkt. Wir könnten jetzt noch Einiges dazu ergänzen, aber das würde davon ablenken, worum es eigentlich geht.
Denn jetzt kommt der zweite Punkt:
2. Freiheit, die ich investiere
2. Freiheit, die ich investiere
Ich habe Freiheiten. Ich kann zwischen verschiedenen Möglichkeiten frei auswählen. Gott beschränkt mich nicht. Jedenfalls nicht in Fragen wie diesen.
Denn die freie Auswahl bedeutet auch, auf eine Option verzichten zu können. Ich muss meine Freiheiten nicht ausnutzen.
Es ist wirklich bemerkenswert: Paulus verteidigt mit aller Kraft seine Freiheit, um sie dann selbstbestimmt aufzugeben!
Bei Paulus klingt das so:
1. Korinther 9,12 (LU17)
Aber wir haben von diesem Recht nicht Gebrauch gemacht.
Paulus opfert seine Freiheit!
Warum opfert Paulus seine Freiheit?
Warum opfert Paulus seine Freiheit?
a) Paulus trägt ein Amt vor Gott (1Kor 9,16-17)
a) Paulus trägt ein Amt vor Gott (1Kor 9,16-17)
Seine Berufung zum Apostelamt ist nicht optional! Er war von dem unbedingten Wunsch getrieben, Gottes Willen für sein Leben zu tun!
Denn dass ich das Evangelium predige, dessen darf ich mich nicht rühmen; denn ich muss es tun. Und wehe mir, wenn ich das Evangelium nicht predigte!
Paulus ordnet dem Willen Gottes für sein Leben alles andere unter.
Er verzichtet darauf zu heiraten, weil er so einen Lebensstil führen kann, mit dem er noch mehr dem Herrn dient. Aber er macht daraus kein Gesetz für alle anderen. Auch nicht für uns.
Paulus weiß um seine Berufung zum Apostel. Er hat Gaben, die er für den Herrn einsetzen soll und erlebt, dass Gott seine Gaben und damit Aufgaben bestätigt.
Was tust du gerne?
Was tust du (deshalb) gut?
Wozu hat dich Gott berufen? Jetzt nur auf das Amt eines Ältesten zu schielen, ist zu billig! Da gibt es auch noch ein paar weitere Nebenbedingungen (1Tim 3).
Ehrst du Gott, in dem du deine Gaben konsequent für IHN einsetzt?
Und letztlich:
Was steht dieser deiner Berufung im Weg?
Auf was solltest du verzichten, um Gott noch besser dienen zu können? Auch wenn du grundsätzlich die Freiheit hast es zu tun?
Verzichtest du auf einen Ehepartner, weil du alleine in die Mission ziehen willst?
Oder auf eine steile Karriere, um dich mehr in der Gemeinde zu engagieren?
Paulus verzichtet, weil Gott ihm ein Amt auferlegt hat, das ihm wichtiger ist, als seine Freiheit auszuleben.
b) Paulus sucht Ruhm und Lohn von Gott (1Kor 9,15)
b) Paulus sucht Ruhm und Lohn von Gott (1Kor 9,15)
Dieser Ruhm soll nicht durch den (falschen?) Gebrauch der Freiheit zunichte gemacht werden.
Paulus ist es wichtiger, vor Gott für seinen Dienst gerühmt als dafür bezahlt zu werden.
Wie wichtig ist dir die Anerkennung der Geschwister für deine Arbeit im Reich Gottes?
Wie wichtig, dass jeder deinen Einsatz sieht?
Die Bibel stellt klar: Wenn einer zu rühmen ist, dann Gott (1Kor 1,31) und jedes noch so aufopfernde Leben ist ein Nichts gegenüber dem Opfer Jesu (Gal 6,14)!
Gleichzeitig haben wir schon in 1Kor 3,8 gelesen, dass Gott nach der Mühe nicht nach dem Erfolg unserer Arbeit belohnt. Gott lobt und belohnt den treuen Knecht (Mt 25,21). Was kann es Größeres geben, als von Gott gelobt zu werden? Bestimmt nicht 200 Euro, die ich für eine Predigt bekommen könnte.
Paulus verzichtet, weil er Gottes Belohnung mehr sucht als die von Menschen!
c) Paulus gibt dem Evangelium die höchste Priorität
c) Paulus gibt dem Evangelium die höchste Priorität
Wenn andere dieses Recht an euch haben, warum nicht viel mehr wir? Aber wir haben von diesem Recht nicht Gebrauch gemacht, sondern wir ertragen alles, dass wir nicht dem Evangelium Christi ein Hindernis bereiten.
Das Hindernis, von dem er hier spricht, ist eine Barriere auf der Straße.
Das Hindernis kann einfach das Schweinesteak auf deinem Teller sein, wenn dein türkischer Nachbar zu Besuch kommt!
Jesus selbst war ein Vorbild darin, sich selbst für uns zu opfern:
Dietrich Bonhoeffer:
Das ist die Botschaft des Evangeliums selbst, daß Gottes Freiheit sich an uns gebunden hat, … , daß Gott nicht für sich frei sein will, sondern für den Menschen.
So wie Gott sich an uns gebunden hat, so können wir uns auch an unsere Mitmenschen binden.
Freisein bedeutet dann nicht nur Rechte nehmen, sondern auch Rechte opfern - für den Anderen, um ihn für das Evangelium zu gewinnen.
Paulus ordnet seine Freiheit und seine Rechte dem Ziel unter, Anderen Christus groß zu machen.
Wieviel Energie setzen wir darein, unsere Rechte durchzusetzen? Ich rede da aus ganz eigener Erfahrung. Wir werden dabei zum Gerechtigkeitsfanatiker.
Wo suchen wir unsere Rechte?
Wo nutzen wir unsere Freiheit aus?
Ohne zu beachten, welche Wirkung das auf Menschen hat, die Christus nicht kennen?
Paulus nennt hier selber drei Beispiele:
Den Juden ist er ein Jude geworden. Er hat Timotheus beschnitten (Apg 16,3) und ein feierliches Gelübte gegeben (Apg 18,18)
Den Heiden ist er ein Heide geworden. Titus hat er nicht beschneiden lassen (Gal 2,3). Auf ihrem Konzil klärten die Apostel grundsätzlich die Frage des Gesetzes.
Den Schwachen ist er ein Schwacher geworden.
Paulus brennt für das Leben der anderen! Er tut wirklich alles, um jedes Hindernis auf dem Weg zum Vater wegzuräumen.
Manchmal müssen wir dazu unsere Freiheit selber einschränken - um des anderen willen.
Paulus verzichtete auf Götzenopferfleisch, obwohl er die Freiheit dazu hatte, weil es den Ungläubigen vom Evangelium abgehalten hätte.
Paulus verzichtete auf finanzielle Unterstützung, um keinen Anstoss zu erregen.
Wo musst du dich einschränken? Nicht, weil du nicht darfst, sondern um deines Vorbildes für Ungläubige willen? Beim Internetkonsum für deinen spielesüchtigen Kommilitonen? Beim Yoga für deine esoterische Freundin?
In diesem Kontext wollen wir den letzten Abschnitt betrachten:
3. Freiheit, die mir den Sieg gibt
3. Freiheit, die mir den Sieg gibt
Es gibt verschiedene Texte dieser Art, in der Paulus das Christenleben mit einem sportlichen Wettkampf vergleicht (2Tim 2,1-13; Phi 3,12-14; Eph 6,10-20; 1Kor 9,26-27; Gal 6,7-10).
Gerade in Korinth lag das Bild nahe:
In Korinth fanden alle zwei Jahre die Isthmischen Spiele statt (mindestens einmal während des Aufenthalts von Paulus; Apg 18,11.18); neben den Olympischen Spielen waren dies die populärsten der griechischen Spiele.
Aber mit dem Anlauf der beiden Punkte Freiheit, die ich habe und die ich investiere, macht das bekannte Bild auf einmal einen ganz anderen Sinn:
Der Kern des Bildes liegt darin, dass der Sportler sich über Jahre diszipliniert, um einen billigen, vergänglichen Siegeskranz zu empfangen - das sind die Chinesen von der Einleitung. Heute ist es zumindest eine Goldmedaille.
Eine Goldmedaille der Winterspiele 2022 hat einen Materialwert von nur 600-700 Euro. In Deutschland gibt es “satte” 20.000 Euro Prämie. Nächstes Mal in LA möchte Rossmann das verdoppeln. Bei den wenigen Medaillen ein relative billiges Marketinginstrument.
Paulus stellt klar: Als Christen sind wir in einem Wettkampf unterwegs, bei dem der Siegpreis einen ganz anderen Wert hat. Ein Preis, für den sich jeder Einsatz lohnt.
Der Einsatz: Das ist der Verzicht auf Freiheit.
Der Siegpreis ist das ewige Leben? Nein! Das lässt sich nämlich niemals verdienen; wir erhalten es nur in Christus: Rö 8,1.
Lk 16,9: Ich denke es ist die Ehre, die Krone, die wir erhalten, wenn Menschen uns in der Ewigkeit entgegenkommen, weil sie durch unser Zeugnis gerettet wurden.
Warum sind wir so wenig bereit, den Einsatz zu leisten? Auf Freiheiten oder was immer auch zu verzichten?
Ich will euch das an einem Beispiel zeigen:
Wanderung auf den Preikestolen. Drohnenvideo. Der Wahnsinn!
Wenn ihr etwas Atemberaubendes erlebt habt, dann wollt ihr das mit euren Freunden und Mitmenschen teilen.
Ich fürchte es ist offensichtlich, warum wir noch so wenig von unserem Glauben erzählen:
Wir erleben unseren Glauben und unseren Herrn noch zu wenig.
Wir machen uns immer noch zu wenig ein Bild davon , wie es einmal sein wird, bei Jesus im Himmel zu sein
- und erst recht ohne ihn in der Hölle.
Zusammenfassung
Zusammenfassung
1Kor 8: Wir hatten gesehen: Die Grenzen der Freiheit sind das eigene Gewissen und das Gewissen der Geschwister.
1Kor 9: Paulus zeigt auf, wie er selber die christliche Freiheit lebt:
Er verteidigt aufs Schärfste seine Freiheit. Mit ihm dürfen wir gewiss sein: Unser Tun oder Lassen rettet uns nicht.
Aber Paulus ist bereit, seine Freiheit in den Nächsten investieren.
Abschließend spricht er von der Freiheit, die uns den Sieg gibt: Die Ehre und den Empfang von Gläubigen, die wir aus Gottes Gnaden heraus mit in den Himmel bringen können.
Die letzten Verse unseres neunten Kapitels stellen also ein Scharnier dar: Sie leiten über vom Blick auf uns selbst, unseren Nächsten, zum Blick auf den Herrn.
1Kor 10: Paulus stellt klar, dass auch unser Herr unserer Freiheit Grenzen setzt.
Die Ewigkeit bei ihm ist jeden Einsatz wert - auch die Aufgabe meiner Freiheit, um den anderen zu gewinnen!
Ohne dieses Ziel, diesen Preis, ist Disziplin und Beschränkung der eigenen Freiheit nichts als Selbstbestrafung und Masochismus.
Mit diesem Ziel, Gott zu gefallen, scheint die Aufgabe unserer Freiheit und Selbstverwirklichung nichts zu sein - im Vergleich zum ewigen, unvergänglichen Lohn.
Amen.
Welche Beispiele fallen dir ein, wo der Verzicht auf ein wenig Freiheit helfen kann, dein Umfeld für den Herrn zu gewinnen?