Prüfung in der Wüste

Durch die Wüste  •  Sermon  •  Submitted   •  Presented
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Notes
Transcript

Wüstenzeiten nerven!

Stellt euch vor, ihr seid mitten in der Wüste.
Es gibt keinen Schatten, keine grüne Oase, nur endlose Brauntöne, die sich wie ein monotones Meer ausbreiten.
Jeder Schritt im heißen Sand fühlt sich schwer an, und eure Kehle ist trocken, während die Sonne gnadenlos vom Himmel brennt.
Der einzige Klang, den ihr hört, ist das leise Knirschen eurer Schritte und das ständige Rascheln des Windes, der nichts als Staub und Sand bringt.
Jeden Tag gibt es dasselbe Essen: Manna.
Morgens als Manna-Fladen, mittags als Manna-Döner, abends als Manna-Brötchen.
Auf dem Teller liegt immer nur Manna.
Es ist immer dasselbe, und die Vielfalt fehlt völlig.
Ihr fragt euch, wie es wäre, mal etwas anderes zu essen, vielleicht frisches Brot oder ein Stück Fleisch.
Stattdessen bleibt ihr gefangen in diesem endlosen Trott, der sich nicht ändern will.
Diese Trockenheit ist nicht nur äußeren Ursprungs.
Auch innerlich fühlt ihr euch ausgelaugt und frustriert.
Ihr träumt von einer grünen Wiese, von kühlem Wasser, das eure Kehle erfrischt.
Ihr sehnt euch nach Veränderung, nach einem Ort, an dem das Leben leichter und schöner ist.
Doch hier, in der Wüste, ist die Realität ganz anders.
Das Volk Israel steht in der Wüste vor genau diesen Herausforderungen.
Sie haben genug von der Monotonie und der Knappheit und beginnen zu klagen.
Die Verzweiflung wächst, und der Durst wird unerträglich.
Diese Klagen erreichen Mose, der sich den Vorwürfen und der Not der Menschen stellen muss.
Wüstenzeiten nerven!
Wüstenzeiten gehören aber auch zu unserer Realität.
Die Wüstenwanderung des Volks Israels ist zugleich eine Metapher für unser eigenes Leben, dass wir durchschreiten.
Wüstenzeiten gehören zu unserer Realität und in diesen ist das Leben oft herausfordernd.
Sie gehören zum Leben.
Sie gehören zum persönlichen Leben, zum geistlichen Leben und zum Gemeindeleben.
Es gehört zu den Lebenserfahrungen des Menschen solche Zeiten zu erleben, und damit befinden wir uns auch in guter Gesellschaft.
Die Israeliten haben es damals erlebt, die neutestamentlichen Gemeinden haben das erlebt, und auch wir haben oder werden es erleben.
Wir befinden uns in einer Predigtreihe, in der es genau um diese Wüstenzeiten geht.
Das Volk Israel ist mit einem großen Trara aus Ägypten herausgezogen.
Sie sind mit der Perspektive gegangen, dass sie in eine Oase hineinziehen… in ein Land, in dem Milch und Honig fließt.
Und diese idyllischen Zustände wünschen wir uns doch eigentlich auch.
Ein Paradies.
Ein gutes Leben, familiär, beruflich, gemeindlich, gesellschaftlich.
Der Weg dorthin war aber von dieser Wüstenzeit geprägt.
Es gab immer wieder Probleme und Konflikte; sowohl bei den Israeliten als auch bei den ersten Christen und wir sehen das auch auf jeglicher Ebene heute.
Es gab Streit um Ressourcen, um Autorität und um den richtigen Weg.
In der Bibel werden von realen Menschen von ihren realen Problemen und Konflikten berichtet, die ebenfalls eine Lebensrealität von uns sind.
Wir haben schon einige Geschichten in den letzten Wochen gehört, wie schwer das Leben in der Wüste gewesen ist, was das Volk Israel gemacht hat und wie Gott reagierte.
Heute steigen wir in eine weitere Erzählung ein die uns auf den ersten Blick bekannst vorkommt, weil es erneut um den Mangel an Wasser geht.
In Exodus (2.
Buch Mose), Kapitel 17 wird folgendes berichtet:

Exodus 17, 1-7 (BasisBibel)

17 1 Die ganze Gemeinde der Israeliten brach auf aus der Wüste Sin.
Sie zogen weiter von Lagerplatz zu Lagerplatz, so wie der Herr es bestimmte.
Als sie in Refidim lagerten, hatte das Volk kein Wasser zu trinken.
2 Da stritt das Volk mit Mose.
Sie sagten: »Gib uns Wasser zu trinken!« Mose antwortete: »Was streitet ihr mit mir!
Warum stellt ihr den Herrn auf die Probe?« 3 Aber das Volk hatte Durst und rebellierte gegen Mose.
Sie sagten: »Warum hast du uns aus Ägypten geführt?
Jetzt müssen wir, unsere Kinder und unser Vieh verdursten!« 4 Da schrie Mose zum Herrn: »Was soll ich mit diesem Volk tun?
Es fehlt nicht viel, und sie steinigen mich.« 5 Der Herr sagte zu Mose: »Geh vor dem Volk her und nimm einige von den Ältesten Israels mit dir.
Nimm auch deinen Stab in die Hand, mit dem du auf den Nil geschlagen hast.
6 Dort am Horeb will ich vor dir auf dem Felsen stehen.
Schlage an den Felsen!
Es wird Wasser herausfließen, und das Volk kann trinken.« Mose tat das vor den Augen der Ältesten Israels.
7 Er nannte den Ort Massa, das heißt: Probe, und Meriba, das heißt: Streit.
Denn dort hatten die Israeliten gestritten und den Herrn auf die Probe gestellt, als sie fragten: »Ist der Herr bei uns oder nicht?«

Konflikt und Klage in Refidim

Stellt euch die Szene in Refidim vor.
Die Sonne brennt unerbittlich auf die versammelte Menge herab.
Die Hitze ist erdrückend, und der Durst wird unerträglich.
Es gibt kein Wasser.
Kein Tropfen, der die trockenen Lippen benetzen könnte.
Die Menschen werden unruhig, ihre Blicke suchen verzweifelt nach einem Anzeichen von Hoffnung, doch die Wüste gibt nichts her.
Das Volk Israel, das einst mit Hoffnung in die Wüste zog, steht nun am Rande der Verzweiflung.
Ihre Kehlen sind ausgedörrt, und die Hitze macht ihnen zu schaffen.
Die Stimmen der Unzufriedenheit werden lauter.
"Warum hast du uns hierhergebracht, Mose?" Die Frage hallt durch die Menge, wird zum Vorwurf.
Man spürt die Anspannung, die Frustration, die sich in den Herzen der Menschen ausbreitet.
Mose steht allein da, zwischen dem erbarmungslosen Sand und dem murrenden Volk.
Das Volk hätte ja auch selbst nach Wasser suchen und graben können.
Der Leiter soll den Durst stillen.
Sie haben immer noch nicht gelernt, selbst Verantwortung zu nehmen.
Auch Mose spürt die Last auf seinen Schultern.
Das Volk tut nämlich so, als würde er keinen Mangel erleiden und das Wasser zurückhalten.
Als würde er in seinem Zelt ein Leben in Saus und Braus führen, weil er ja der Leiter ist und zur Elite gehört.
Aber auch er ist durstig, auch er leidet unter der sengenden Hitze.
In ihrem Frust vergisst das Volk, dass Mose einer von ihnen ist – kein Übermensch, kein Herrscher, sondern ein Diener Gottes, der selbst nach Führung sucht.
Und so tut Mose das Einzige, was ihm bleibt: Er wendet sich an Gott, voller Verzweiflung, aber auch in dem tiefen Vertrauen, dass Gott eine Lösung bringen wird.
Er fleht um Hilfe, nicht nur für das Volk, sondern auch für sich selbst.
Mose steht vor Gott, nackt in seiner Schwäche, und legt ihm die Not seines Volkes und seine eigene Last hin.
Als ich zu Beginn meiner Pastorenlaufbahn in meiner ersten Gemeinde arbeitete, fiel mir schnell auf, wie oft die Gemeindeleitung die Verantwortung für das spirituelle Leben der Gemeinde auf meine Schultern gelegt bekam.
Ein häufig gehörter Vorwurf war: „Ich spüre Gott nicht mehr in den Gottesdiensten.“ Es war fast so, als ob man von der Leitung und den Pastoren erwartete, sie könnten mit einem Knopfdruck Gottes Gegenwart herbeiführen.
Ich erlebte, wie die Menschen darauf warteten, dass wir den Raum schaffen, in dem sie Gott spüren könnten, als wäre das unsere alleinige Aufgabe.
Doch ich musste lernen, dass ich diese Erfahrung nicht erzwingen oder kontrollieren kann.
Genau wie Mose in der Wüste, der in seiner Verzweiflung zu Gott rief und ihm die Last seines Volkes hinlegte, war es auch meine Aufgabe und die der Leitung, sich Gott zuzuwenden, zu vertrauen und für die Gemeinde zu beten.
Die Begegnung mit Gott ist ein Geschenk, das aus seiner Gnade kommt, nicht aus menschlicher Anstrengung oder einem besonderen Arrangement.
Unser Teil ist es, den Raum für Gottes Wirken zu öffnen, offen zu bleiben und ihm die Freiheit zu geben, sich auf seine Weise zu offenbaren.

Gottes Antwort auf die Klage

Mose klagt und fleht Gott an, was er jetzt tun soll.
Er bringt seine Not vor Gott, denn er weiß, dass er selbst nicht die Macht hat, ihre Not zu lindern.
Er hat keine Mittel, kein Wasserreservoir, keine Quelle, auf die er zugreifen könnte.
Und dann geschieht das Unverfügbare.
Gott antwortet auf die Klage des Volkes und auf Moses verzweifelten Ruf.
Er gibt Mose eine klare Anweisung: »Geh vor dem Volk her und nimm einige von den Ältesten Israels mit dir.
Nimm auch deinen Stab in die Hand, mit dem du auf den Nil geschlagen hast.
Dort am Horeb will ich vor dir auf dem Felsen stehen.
Schlage an den Felsen!
Es wird Wasser herausfließen, und das Volk kann trinken.«
(V5-6).
Gott hört Moses Klage und reagiert sofort.
Er weist Mose an, mit seinem Stab, demselben Stab, mit dem er einst das Rote Meer teilte, zum Felsen am Horeb zu gehen.
Horeb ist ein besonderer Ort, ein heiliger Ort, an dem Gott schon zuvor zu seinem Volk gesprochen hat und später als Gottes Berg bekannt wird, weil er hier seine Gebote weitergibt.
Inmitten der kargen Wüste, die nur Trockenheit und Verzweiflung zu bieten scheint, soll genau hier, an diesem bedeutungsvollen Ort, Leben entspringen.
Mose ist nicht passiv in dieser Situation.
Er folgt Gottes Anweisung und schlägt mit dem Stab auf den Felsen; der Stab, der das mächtige Eingreifen Gottes in Ägypten symbolisiert.
Und dann geschieht das Wunder: Aus dem trockenen, leblosen Stein sprudelt Wasser hervor – klar, kühl und lebensspendend.
Dieses Wasser symbolisiert weit mehr als nur die Erfüllung eines physischen Bedürfnisses.
Es steht für die tiefe Wahrheit, dass Gott auch in den trockensten, hoffnungslosesten Momenten unseres Lebens Leben bringen will.
Es ist ein Zeichen dafür, dass Gott uns auch dort begegnen kann, wo wir es am wenigsten erwarten.
Mose handelt nicht einfach nur aus Gehorsam, sondern aus einem tiefen Vertrauen heraus.
Er glaubt daran, dass Gott das Leben bringen wird, wo vorher nichts als Wüste war.
Dieses Vertrauen ist es, das uns auch heute leiten kann.
Denn wie oft stehen wir in unserem Leben vor einem "Horeb", einem Ort der Trockenheit und Verzweiflung, und fragen uns, ob dort jemals wieder Leben sprießen kann.
Doch es bleibt nicht nur bei der Geschichte des Wassers aus dem Felsen.
Dieser Ort wird später Massa und Meriba genannt, was „Versuchung“ und „Streit“ bedeutet.
Diese Namen erinnern daran, dass das Volk Israel hier Gott auf die Probe stellte und mit ihm stritt.
Sie stehen als Mahnmal dafür, wie leicht es ist, in Zeiten der Not das Vertrauen in Gottes Fürsorge zu verlieren und stattdessen zu murren und zu zweifeln.

Unser Massa und Meriba

Nun lasst uns überlegen: Was sind unsere „Massa“ und „Meriba“?
Wo in unserem Leben haben wir Gott herausgefordert oder ihm nicht vertraut?
Diese Orte der Versuchung und des Streits können in verschiedenen Bereichen unseres Lebens auftreten:
Im geistlichen Leben: Vielleicht spüren wir eine Trockenheit in unserem Gebet oder Gottesdienstbesuch, und wir beginnen, Gottes Nähe infrage zu stellen.
Statt zu vertrauen, dass Gott auch in der Stille und Trockenheit wirkt, neigen wir dazu, ihn zu testen oder die Schuld auf andere zu schieben.
In der Familie: Konflikte und Missverständnisse können schnell zu Orten der Versuchung werden, wo wir Gott nicht mehr einbeziehen, sondern nur noch unser eigenes Recht durchsetzen wollen.Im Beruf: Der Druck und die Anforderungen können uns dazu verleiten, auf unsere eigenen Kräfte zu vertrauen und Gott aus dem Alltag auszuschließen.
Wir vergessen, dass er derjenige ist, der uns Kraft und Weisheit gibt.
In der Gemeinde: Auch hier kann es zu Streit und Misstrauen kommen, wenn wir das Gefühl haben, dass Dinge nicht so laufen, wie wir es uns wünschen.
Die Versuchung liegt nahe, die Verantwortung allein auf die Gemeindeleitung zu schieben, statt selbst aktiv zu werden und im Gebet nach Gottes Führung zu suchen.
Also, lasst uns mal genauer hinschauen: Wo sind unsere eigenen „Massa“ und „Meriba“?
Wo stellen wir Gott auf die Probe oder zweifeln an ihm?
Und wie können wir, genau wie Mose, wieder Vertrauen fassen und offen sein für das, was Gott in unser Leben bringen will?
Lasst uns heute den Mut haben, unser eigenes Herz zu prüfen.
Wo in unserem Leben gibt es Wüstenzeiten, in denen wir versucht sind, an Gottes Nähe zu zweifeln?
Wo sind wir geneigt, ihn herauszufordern oder seine Liebe infrage zu stellen?
Ich lade euch ein, diese Momente jetzt vor Gott zu bringen – ehrlich und ohne Zurückhaltung.
Wenn du dich gerade in einer solchen Wüstenzeit befindest, dann triff heute die Entscheidung, Gott neu zu vertrauen.
Lass uns gemeinsam beten: „Herr, ich lege meine Wüstenzeit in deine Hände.
Ich vertraue darauf, dass du mir auch hier begegnen wirst.
Gib mir dein lebendiges Wasser, das meine Seele erfrischt.“
Vielleicht ist es dein geistliches Leben, das trocken ist.
Vielleicht kämpfst du in deiner Familie, in deinem Beruf oder in der Gemeinde.
Was auch immer es ist, nimm dir jetzt einen Moment und sprich dieses Gebet in deinem Herzen.
Gott ist da – bereit, dir in deiner Wüste zu begegnen und dir neues Leben zu schenken.
Triff heute die Entscheidung, ihm zu vertrauen und ihn wirken zu lassen.
Amen.

Fragen zur persönlichen Reflexion und für den Hauskreis

Einstiegsfrage
1. Was war eine besonders herausfordernde Phase in deinem Leben, und wie hast du damit umgegangen?
Fragen zur Predigt und zum Bibeltext
2. Wie empfindest du die Metapher der Wüste in Bezug auf unsere Lebenssituationen?
3. In welchen Bereichen unseres Lebens siehst du Parallelen zu den Wüstenzeiten des Volkes Israel?
4. Wie hat dich die Vorstellung von „Massa“ und „Meriba“ angesprochen?
5. Welche Bedeutung haben diese Begriffe für dich persönlich?
Weiterführende Fragen
5. Wie hat Mose auf die Herausforderungen und den Mangel reagiert?
6. Was können wir von seiner Reaktion lernen?
7. Inwiefern ist das Vertrauen auf Gott in schwierigen Zeiten für dich eine Herausforderung?
8. Wie gehst du mit Momenten um, in denen du das Gefühl hast, Gott sei weit weg oder nicht präsent?
Fragen zur Anwendung
8. Wo in deinem Leben gibt es „Wüstenzeiten“, die dich herausfordern?
9. Wie kannst du konkret Vertrauen auf Gott setzen, wenn du vor Herausforderungen stehst?
10. Gibt es Bereiche in deinem Leben (geistlich, familiär, beruflich, gemeindlich), wo du Gott herausforderst oder seine Führung anzweifelst?
11. Wie kannst du daran arbeiten, Vertrauen aufzubauen?
Wie kannst du die Erkenntnisse aus dieser Predigt in deinem Alltag umsetzen, um in „Wüstenzeiten“ Gott näher
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