Mut und Hoffnung bringen
Im Spiegel Jesu • Sermon • Submitted • Presented
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Spiegelkabinett
Spiegelkabinett
Früher, als ich noch jünger war, haben wir uns mit Freunden oft auf den Rummel oder in den Freizeitpark gestürzt. Wer kennt das nicht? Einer unserer liebsten Ziele war der Hansapark bei Lübeck. Da war immer was los – und eine Attraktion, die uns immer wieder anzog, war das Spiegelkabinett. Ich weiß nicht, ob ihr so was schon mal gesehen habt. Diese Spiegel dort waren nicht einfach normale Spiegel, sondern total verrückt: verkrümmt, gewellt, und verzerrt. Wir standen davor und haben uns schlappgelacht, wenn unser Spiegelbild plötzlich lang und schmal aussah oder wir uns kugelrund wie ein Ball vorgekommen sind. Es war so witzig, aber auch irgendwie faszinierend – wir sahen uns, aber eben doch nicht so, wie wir wirklich sind.
Wir haben Anfang des Jahres mit einer wichtigen Predigtreihe begonnen. Es ging um das Ziel, Jesus ähnlicher zu werden. Dies ist auch unser Jahresthema du unser Ziel für das Jahr. Wir haben uns gefragt: Wie können wir in unserem Leben, in unserer Gemeinschaft, in unserem Alltag mehr von ihm widerspiegeln? Das klingt groß, aber es beginnt oft mit kleinen Schritten – mit dem, was wir in uns selbst sehen und wie wir uns wahrnehmen.
Jetzt sind wir im Spätsommer angekommen, und es ist eine gute Zeit, um einmal in den Spiegel zu schauen: Was ist aus unserem Vorhaben geworden? Wie haben sich unsere Bemühungen entwickelt, Jesus in unserem Leben und unserem Alltag widerzuspiegeln?
Vielleicht denken wir manchmal, dass wir auf dem richtigen Weg sind und Jesus schon ziemlich gut widerspiegeln. Doch manchmal kann unsere Wahrnehmung von uns selbst ein wenig verzerrt sein.
Ähnlich wie die Spiegel im Kabinett, die uns ein verzerrtes Bild zeigen, können auch unsere eigenen Vorstellungen darüber, wie wir Jesus widerspiegeln, nicht immer der Realität entsprechen. Wir sind überzeugt, dass wir ihn gut darstellen, aber vielleicht sehen wir nur die halbe Wahrheit. Unser Verhalten, unsere Reaktionen und unser Umgang miteinander sind oft subtil, und es ist nicht immer einfach, uns selbst objektiv zu betrachten.
Der Spiegel Jesu, den wir anstreben, ist ein klarer und ehrlicher Blick auf uns selbst. Er zeigt uns nicht nur unsere Stärken, sondern auch die Bereiche, in denen wir noch wachsen können. Es geht nicht darum, uns selbst zu kritisieren, sondern darum, uns bewusst zu machen, wo wir uns noch weiterentwickeln können, um Jesus noch ähnlicher zu werden.
Hier kommt der Heilige Geist ins Spiel. Es ist nicht nur unsere eigene Kraft oder unser Wille, der uns verändert. Der Heilige Geist wirkt in uns, um Jesus in uns Gestalt gewinnen zu lassen. Der Heilige Geist hilft uns, klarer zu sehen und uns von innen heraus zu verändern, sodass wir mehr von Jesu Liebe und Mut widerspiegeln können.
Der Kreislauf der Ermutigung und des Tröstens
Der Kreislauf der Ermutigung und des Tröstens
2. Korintherbrief 1, 3-4 (LU17)
2. Korintherbrief 1, 3-4 (LU17)
Paulus beschreibt es in einer Art Kreislauf, wie Gott in uns wirkt und was das für Auswirkungen hat. Und das recht konkret mit dem Thema Trösten und Ermutigen. So schreibt er an die Christen in Korinth im 2. Korintherbrief 1, 3-4:
Gelobt sei Gott, der Vater unseres Herrn Jesus Christus, der Vater der Barmherzigkeit und Gott allen Trostes, der uns tröstet in aller unserer Bedrängnis, damit wir auch trösten können, die in allerlei Bedrängnis sind, mit dem Trost, mit dem wir selber getröstet werden von Gott.
Ich weiß nicht, wie es dir mit diesen Versen geht. Vielleicht kannst du das theoretisch auch unterschreiben. Aber vielleicht ist es für dich noch nicht lebendig genug, weil du dir darunter nichts Konkretes vorstellen kannst. Malen wir uns doch mal die Situation von Paulus vor Augen, der diese Verse geschrieben hatte, damit diese Verse mit mehr Leben gefühlt werden.
Paulus hat diese Gemeinde in Korinth gegründet. 18 Monate lang hatte er sich in die Menschen vor Ort investiert und die Gemeinde aufgebaut. Dann kam die Zeit, wo er gegangen ist, um an anderen Orten ebenfalls von Jesus zu reden.
Auf seinen Missionsreisen war er mit einer Vielzahl von Problemen konfrontiert, die ihn sowohl körperlich als auch emotional belasteten.
Auf seinen Reisen erlebte Paulus wiederholt Verfolgung, Gefangennahme und Bedrohung seines Lebens. In 2. Korinther 11,23-28 beschreibt er detailliert die Schwierigkeiten, denen er ausgesetzt war: Er wurde mehrfach ausgepeitscht, gesteinigt, erlitt Schiffbrüche und war oft ohne Nahrung und Schlaf. Besonders in Korinth hatte er nicht nur mit äußerlichen Widrigkeiten zu kämpfen, sondern auch mit internen Konflikten in der Gemeinde, die ihn tief trafen.
Ein besonders schwerer Moment für Paulus war, wo er erfuhr, dass die Lehren, die er dort gepredigt hatte, infrage gestellt wurden. Viele seiner Gegner, sogenannte „Superapostel“, griffen seine apostolische Autorität an, was nicht nur seinen Glauben, sondern auch seine persönliche Leidenschaft für die Gemeinde erschütterte. Das brachte ihn in einen inneren Konflikt, der sein Vertrauen in die Gemeinde auf die Probe stellte. Paulus‘ Leiden war also nicht nur physisch, sondern auch seelisch tiefgreifend.
Wenn Paulus also schreibt „Gott alles Trostes“ und „der uns (mich und meine Wegbegleiter, die mit mir auf der Missionsreise unterwegs sind) tröstet in aller Bedrängnis“, dann hat er Gott beim Schiffbruch, beim Auspeitschen, beim Steinigen und bei allen Anfechtungen als Gott erfahren, der tröstet.
Wir müssen nicht allein durch schwere Zeiten. Gott ist bei uns. Er hält uns. Er liebt uns. Und er tröstet uns!
Das griechische Wort, dass wir mit „trösten“ übersetzen, kann ganz wörtlich auch heißen: jemanden herbeirufen, jemanden zu sich rufen. Wenn Gott uns tröstet, dann ruft Er uns also zu sich. „Fürchte dich nicht, denn ich habe dich erlöst; ich habe dich bei deinem Namen gerufen; du bist mein!“ (Jes 43,1b) Gott tröstet uns. Er ist der Gott allen Trostes. Das heißt: Gott selbst ist der Ursprung, der Grund jeglichen Trostes. Mögen die Umstände und das Leid auch noch so katastrophal und ausweglos erscheinen: Gott ist der Grund unserer Zuversicht, Er ist der Grund unserer Hoffnung! Er ist der, der uns tröstet. „Es sollen wohl Berge weichen und Hügel hinfallen, aber meine Gnade soll nicht von dir weichen, und der Bund meines Friedens soll nicht hinfallen, spricht der HERR, dein Erbarmer.“ (Jes 54,10)
Aber noch mehr! Das griechische Wort hat noch ein größeres Bedeutungsspektrum als trösten. Paulus benutz verschiedene Formen des Wortes παρακαλέω (parakaleō), was natürlich auch trösten bedeutet; aber auch bitten, gutzusprechen und ermutigen.
Paulus erlebte nicht nur Gottes Trost, sondern wurde auch durch ihn ermutigt – zu etwas Größerem und Kraftvollem. Als er inmitten all seiner Schmerzen stand – geschunden vom Auspeitschen, erschöpft und fast gebrochen – war es nicht nur Gottes sanfte Nähe, die ihn hielt, sondern eine starke Stimme, die ihm zuflüsterte: „Geh weiter.“
Er fühlte sich nicht dazu aufgerufen, in seiner Bedrängnis zu verharren, sondern vorwärtszugehen. Jede Wunde, die er trug, wurde für ihn ein Zeichen, dass Gottes Kraft ihn trug. Mit jedem Schritt, den er machte, trotz des inneren Drucks, der ihn manchmal zu überwältigen drohte, fühlte er, wie Gottes Hand ihn festhielt und ihn weiterführte. Es war kein stiller Trost allein, sondern ein drängendes Vorwärts, ein stetes Drängen, seine Mission weiterzuführen.
Gott ermutigte ihn, nicht aufzugeben, als seine Feinde ihn bedrängten, als die „Superapostel“ seine Autorität infrage stellten. Er spürte, dass seine Schwäche – in Gottes Hand – zu einer Quelle der Stärke wurde.
Gott möchte auch uns trösten, etwas Gutes zusprechen und uns ermutigen. Auch wir sind mal traurig, kraftlos oder verzweifelt. Gott ist auch in deiner Not da und will dich aufbauen.
Wir werden von Gott nicht getröstet, damit wir uns wohlfühlen, sondern um Tröster und Ermutiger zu werden und zu sein. Die deutsche Übersetzung gibt es leider nicht so gut wieder. Im Griechischen steht δύναμαι (dynamai) – das kennen wir von Dynamit. Es ist die Kraft und die Stärke. Als Verb bedeutet es vermögen, fähig sein. Gott gibt uns die Kraft, ja die Power, dass wir andere Menschen trösten und ermutigen können.
Einen Menschen zu trösten, ist manchmal gar nicht so einfach. Es geht nicht nur darum, Bibelverse zu zitieren oder schnelle Lösungen zu finden. Es braucht echte Nähe, echtes Mitgefühl. Das erinnert mich an eine Geschichte von Theo Sorg, einem Altbischof. Als er schwer krank im Krankenhaus lag, wurde er selbst von Zweifeln und Schwäche überrollt.
Obwohl er Theologe war, wusste er in diesem Moment auch nicht mehr weiter. Da kam sein Bischof zu Besuch. Er hat nicht viel geredet, sondern sich einfach ans Bett gesetzt, still. Dann, bevor er ging, schaute er Theo tief in die Augen und sagte: „Ich lasse dir ein Wort da, das dich stärken soll: Der Herr, mein Gott, macht meine Finsternis licht.“ Mehr nicht. Dieses eine Wort wiederholte er, und dann ging er.
Für Theo Sorg war das wie Wasser auf trockenen Boden. Dieses Wort hat ihn durch seine Krankheit getragen und ihm die Kraft gegeben, die er so dringend brauchte. Es war nicht die Menge an Worten, sondern die Kraft, die in diesem einen Wort Gottes lag.
Aus all dem, wie groß Gottes Trost für uns ist, ergibt sich etwas für uns: Wir können Gott loben und preisen. So beginnt auch Paulus unseren Predigttext heute: „Gelobt sei Gott!“ Wir haben allen Grund, Gott zu loben, der uns nicht allein lässt, sondern uns ganz nah bei sich hält und trägt. Wie wunderbar ist doch dieser Gott! Ihm gebührt aller Dank und alles Lob!
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Deine Herausforderung
Deine Herausforderung
Ich möchte euch herausfordern, in dieser Woche einen ganz konkreten Schritt zu tun. Denkt an eine Person, die gerade Trost oder Ermutigung braucht, und nehmt euch einen Moment Zeit, um ihr einen ermutigenden Bibelvers zu schreiben. Lasst uns als Gemeinde Menschen sein, die nicht nur für uns selbst getröstet werden, sondern diesen Trost weitergeben!
Wenn wir als Gemeinde den Blick auf Jesus richten, dann sehen wir nicht nur uns selbst. Sein Bild in uns wird klarer, wenn wir im Alltag seine Liebe, seinen Trost und seine Hoffnung an andere weitergeben. Lasst uns als Gemeinde wachsen, damit wir immer mehr ein Spiegel seiner Liebe für diese Welt werden.
Amen
Fragen zur persönlichen Reflexion und für den Hauskreis / die Kleingruppe
Fragen zur persönlichen Reflexion und für den Hauskreis / die Kleingruppe
1. Einstieg
1. Einstieg
Denkt an eine Zeit, in der ihr einen besonders aufmunternden oder inspirierenden Rat von jemandem erhalten habt. Wie hat dieser Rat eure Sichtweise oder eure Stimmung beeinflusst?
2. Bibeltext und Predigt
2. Bibeltext und Predigt
Was war dein erster Eindruck von dem Bibeltext 2. Korinther 1,3-4? Welche Gedanken kamen dir beim Lesen des Textes?Wie hat die Predigt das Bild von uns selbst im Spiegel Jesu beleuchtet? Welche neuen Erkenntnisse hast du über dich selbst oder deinen Glaubensweg gewonnen?Wie wird in der Predigt beschrieben, was es bedeutet, dass Gott „der Gott allen Trostes“ ist? Welche Aspekte des Trostes, die Paulus erfahren hat, sprechen dich besonders an?
3. Weiterführende Fragen
3. Weiterführende Fragen
Wie kann der Heilige Geist uns konkret helfen, den Trost und die Ermutigung Gottes zu erfahren und weiterzugeben? Welche Rolle spielt der Heilige Geist in deinem persönlichen Glaubensleben?Welche Lehren kannst du aus Paulus' Erfahrungen und seinem Umgang mit Bedrängnissen ziehen? Wie kannst du diese Lehren auf deine eigene Situation anwenden?Wie kann die Gemeinde oder dein Hauskreis als „Trostspender“ in der Gemeinschaft fungieren? Welche praktischen Schritte könnten wir gemeinsam unternehmen, um uns gegenseitig zu unterstützen?
4. Anwendungsfragen
4. Anwendungsfragen
Welche konkreten Schritte kannst du diese Woche unternehmen, um den Trost und die Ermutigung, die du von Gott erfahren hast, weiterzugeben? An wen denkst du, könnte deine Unterstützung besonders gebraucht werden?Wie könnt ihr euch gegenseitig unterstützen und trösten? Welche gemeinsamen Aktivitäten oder Initiativen könntet ihr planen, um diesen Trost in der Gruppe zu leben?Am Ende der Woche, wie fühlst du dich in Bezug auf die Schritte, die du unternommen hast? Was hat gut funktioniert, und was könntest du das nächste Mal anders machen?