Was ist uns gesagt?

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Was ist uns gesagt?

Herr, gib uns ein Wort für unser Herz, und ein Herz für dein Wort. Amen
Die Gnade unseres Herrn Jesus Christus und die Liebe Gottes und die Gemeinschaft des Heiligen Geistes sei mit euch allen!
Liebe Gemeinde,
Sie sind schon viele Jahre Mitglied eines Vereins oder in einer Kirchgemeinde und sind richtig aktiv. Sie haben unzählige Stunden investiert, bei Gottesdiensten, Veranstaltungen und manchen Events mitgemacht, vielleicht sogar verantwortliche Aufgaben übernommen. Doch plötzlich gibt es eine Versammlung, und der Vorsitzende steht auf und fragt: „Haben wir wirklich das Ziel erreicht, wofür wir alle angetreten sind? Was ist mit unserer Gemeinschaft los? Leben wir nur noch unsere Traditionen und Gewohnheiten, leben wir nur noch alles routinemäßig, sind das Herz und die echte Begeisterung für unsere Aufgabe verloren gegangen?“
Für viele von uns ist ein bekanntes Bild. Es erinnert uns daran, dass es nicht nur um die Erfüllung von Pflichten geht, sondern darum, ob unser Herz noch am richtigen Fleck ist. Diese Frage stellt auch Gott in Micha 6,1-8 seinem Volk: Sind die Menschen nur noch im äußeren Tun gefangen, oder ist ihr Herz wirklich bei ihm? Gott ruft sein Volk auf, innezuhalten und sich selbst zu prüfen.
Gerade für diejenigen, die schon lange im Glauben stehen und in der Kirchgemeinde aktiv sind, ist das eine wichtige Frage. Wir alle sind eingeladen, unser Leben und unseren Glauben immer wieder neu zu überprüfen und sicherzustellen, dass unser Herz wirklich für Gott schlägt — nicht nur aus Gewohnheit oder Tradition, sondern aus echter Liebe und Hingabe. Gott ruft uns auf, tiefer zu schauen als nur auf die äußeren Rituale und religiösen Handlungen. Er fordert uns heraus, uns zu fragen, ob unser Glaubensleben wirklich authentisch ist. Wir lesen aus dem Buch des Propheten Micha, Kapitel 6,1-8:
Micha 6,1–8 LU17
1 Hört doch, was der Herr sagt: »Mach dich auf, führe einen Rechtsstreit mit den Bergen, auf dass die Hügel deine Stimme hören!« 2 Hört, ihr Berge, den Rechtsstreit des Herrn, ihr starken Grundfesten der Erde; denn der Herr will mit seinem Volk rechten und mit Israel ins Gericht gehen! 3 »Was habe ich dir getan, mein Volk, und womit habe ich dich beschwert? Das sage mir! 4 Habe ich dich doch aus Ägyptenland geführt und aus der Knechtschaft erlöst und vor dir her gesandt Mose, Aaron und Mirjam. 5 Mein Volk, denke doch daran, was Balak, der König von Moab, vorhatte und was ihm Bileam, der Sohn Beors, antwortete; wie du hinüberzogst von Schittim bis nach Gilgal, damit du erkennst, wie der Herr dir alles Gute getan hat.« 6 »Womit soll ich mich dem Herrn nahen, mich beugen vor dem Gott in der Höhe? Soll ich mich ihm mit Brandopfern nahen, mit einjährigen Kälbern? 7 Wird wohl der Herr Gefallen haben an viel tausend Widdern, an unzähligen Strömen von Öl? Soll ich meinen Erstgeborenen für meine Übertretung geben, meines Leibes Frucht für meine Sünde?« 8 Es ist dir gesagt, Mensch, was gut ist und was der Herr von dir fordert: nichts als Gottes Wort halten und Liebe üben und demütig sein vor deinem Gott.

1. Gericht: Gottes Ruf zur Reflexion (Micha 6,1-2)

Es beginnt mit einer Szene, die einem Gerichtssaal gleicht. Gott ruft sein Volk, Israel, vor Gericht. Die Berge und Hügel sind die Zeugen, und Gott stellt die Anklage: „Mein Volk, was habe ich dir getan?“ (Micha 6,3). Hier wird klar, dass es Gott nicht um eine bloße Verurteilung geht; er will, dass sein Volk innehält und nachdenkt. Er fordert es zur Selbstprüfung auf. Es soll über sein bisheriges Handeln nachdenken.
Nun auch heute beschweren sich viele, und auch mancher unter uns, über die Kirche und die Situation, in der sie sich befindet. Doch Kirche, das sind letztlich auch wir selbst. Somit befinden wir uns selbst in dieser Situation. Darum sind wir eingeladen, einmal als Kirche, als christliche Gemeinde, aber auch uns ganz persönlich selbst zu prüfen. Gott fragt uns: Wo stehst du in deinem Glauben? Hast du vielleicht nur äußerliche religiöse Gewohnheiten entwickelt, aber dein Herz ist weit weg von mir? Es ist eine Herausforderung, die uns alle betrifft. Wo in unserem Leben müssen wir innehalten und uns fragen: Lebe ich wirklich nach dem Willen Gottes?
Mancher von euch kennt ja den Spruch von Martin Luther: “Wo dein Herz ist, das ist dein Gott”.

2. Gnade: Gottes Handeln erinnern (Micha 6,3-5)

Gott erinnert hier sein Volk an all das Gute, das er für sie getan hat: den Auszug aus Ägypten, die Führung durch Mose, Aaron und Mirjam. Er zeigt ihnen, dass er ein treuer und gnädiger Gott ist, der sie immer wieder befreit und versorgt hat. Die Frage ist: Wie haben sie darauf reagiert? Wir wissen es - nicht immer positiv.
Diese Frage stellt sich auch uns. Erkennen wir Gottes Gnade in unserem Leben? Haben wir vielleicht seine Segnungen in unserem Leben vergessen und klagen nur noch über die Dinge. die nicht so sind, wie wir sie uns wünschen, die wir eben nicht haben? Gottes Güte und Barmherzigkeit zu erkennen, ist etwas Zentrales für unseren Glauben. Sie ist die Grundlage dafür, dass wir ihm in Dankbarkeit vertrauen und nachfolgen können. Denn Dankbarkeit ist eben nicht nur ein Gefühl, sondern sie ist ein Akt der Anbetung und Hingabe.

3. Gebote: Bedeutung hinter den Opfergaben (Micha 6,6-7)

Dann kommt die Frage: „Was soll ich dem Herrn bringen, wenn ich mich vor ihm verneige?“ (Micha 6,6). Das Volk fragt, ob Gott mit Brandopfern, mit tausend Widdern oder mit Strömen von Öl zufrieden wäre. Aber Gott stellt klar: Es geht nicht um die Größe oder die Menge der Opfer. Das will Gott nicht - damals nicht und erst recht heute nicht - das war die Opfersymbolik für die heidnischen Götzen. Gott will etwas ganz anderes!
In unserer heutigen Zeit könnte man das vielleicht auf unsere religiösen Rituale übertragen: Gottesdienstbesuche, Gebete, Spenden. Sicher ist all das ist wichtig, aber es hat keinen Wert, wenn es nur etwas äußerlich bleibt. Äußere Formen und Rituale sind bedeutungslos, wenn sie nicht von einem Herzen getragen werden, das wirklich nach Gerechtigkeit und Barmherzigkeit strebt. Schon Jesus selbst kritisierte die Pharisäer dafür, dass sie äußerlich fromm wirkten, aber innerlich heuchlerisch waren. Das ihnen das Herz fehlt. Auch wir sind aufgerufen, uns zu fragen: Ist mein Gottesdienst, mein Gebet, wirklich ein Ausdruck meines Herzens oder nur eine religiöse Pflicht? Was ist nun entscheidend und wichtig?

4. Geboten: Der Weg zu wahrer Anbetung (Micha 6,8)

Das kommt eben genau in Micha 6,8 zum Ausdruck:
“Es ist dir gesagt, Mensch, was gut ist und was der HERR von dir fordert: nichts als Gottes Wort halten und Liebe üben und demütig sein vor deinem Gott.“
Das ist genau das, was Gott von uns erwartet. Es geht nicht um große Opfer oder um beeindruckende Rituale. Es geht darum, wie wir leben.
Gerechtigkeit, Barmherzigkeit und Demut — das sind die Tugenden, die Gott sehen möchte.
Recht tun: Dies bedeutet, anderen gerecht und fair zu begegnen. Im Alten Testament geht es bei Gerechtigkeit oft darum, ohne Vorurteile zu handeln und das Gemeinwohl im Blick zu haben. Dazu gehört auch das Einhalten sozialer und rechtlicher Normen, die vor allem die Schwachen schützen.
Liebe üben: Für Micha ist Gerechtigkeit nicht nur juristisch, sondern zutiefst moralisch und ethisch. Sie erfordert Barmherzigkeit und Mitgefühl. Liebe und Güte („chesed“) sind untrennbar mit der Vorstellung von Gerechtigkeit verbunden.
Demütig mit Gott gehen: Dies bedeutet, sich Gottes Führung unterzuordnen und in Vertrauen und Demut zu leben. Gerechtigkeit im biblischen Sinn betrifft nicht nur das Verhalten gegenüber Mitmenschen, sondern auch die Übereinstimmung mit Gottes Willen.
Und genau hier liegt auch die Herausforderung für uns. Wo in unserem Alltag können wir diese Prinzipien leben?
Vielleicht bedeutet Gerechtigkeit für uns, für diejenigen einzutreten, die keine Stimme haben — in unserem Umfeld, in unserer Gesellschaft. Barmherzigkeit könnte heißen, denen zu vergeben, die uns verletzt haben, oder denen zu helfen, die in Not sind. Und Demut bedeutet, unser Leben nicht nur nach unseren Wünschen und Vorstellungen auszurichten, sondern nach Gottes Willen zu fragen und ihm zu vertrauen, auch wenn wir den Weg nicht immer sehen.
Der Blick auf Christus
Wenn wir diesen Abschnitt durch die Linse des Neuen Testaments betrachten, sehen wir, dass Jesus selbst diese Prinzipien verkörpert. Er hat gezeigt, was es bedeutet, gerecht, barmherzig und demütig zu leben. Er lebte nicht nur für sich selbst, sondern setzte sich für die Ausgestoßenen und Schwachen ein und diente ihnen. Und er ging den Weg der Demut, als er am Kreuz für uns starb.
So sind wir durch Christus in der Lage, diesen Ruf zu leben. Wir sind berufen, ihm nachzufolgen, nicht nur in Worten und Ritualen, sondern in der praktischen Anwendung seines Beispiels in unserem Leben.
Wahre Anbetung ist gelebter Glaube
Gott fordert von uns mehr als nur äußerliche Anbetung. Er will, dass wir ein Herz haben, das in Gerechtigkeit, Barmherzigkeit und Demut lebt. Das ist wahre Anbetung. Lasst uns heute darüber nachdenken, wie wir in unserem Alltag praktische Schritte gehen können, um diese Tugenden zu leben. Denn Gott sucht nach Menschen, die nicht nur äußerlich fromm wirken, sondern deren Herzen wirklich ihm gehören.
Amen.
Und der Friede Gottes, welcher höher ist als alle Vernunft, bewahre eure Herzen und Sinne in Christus Jesus unserem Herrn. Amen.

Fragen für eine Predigtnachbesprechung

Was verlangt der Herr von seinem Volk gemäß Micha 6,8?
In welcher Beziehung steht der Herr zu seinem Volk in Micha 6?
Welche Beispiele nennt der Herr in Micha 6,4-5, um seine Güte gegenüber Israel zu verdeutlichen?
Wie wird die Bedeutung von Opfergaben im Kontext von Micha 6 betrachtet?
Was bedeutet es, demütig vor Gott zu sein, und wie können wir das im Alltag umsetzen?
Was zeigt die Aufforderung, sich mit den Bergen zu streiten, über die Kommunikation Gottes mit seinem Volk?
Welche Rolle spielen die Geschichten von Mose, Aaron und Mirjam in der Botschaft von Micha 6?
Warum denkt der Herr, dass sein Volk an seine Taten denken sollte, und was lehrt uns das über Dankbarkeit?
Wie können wir in der heutigen Zeit das 'Gottes Wort halten und Liebe üben' in unserem Leben anwenden?
Was bedeutet es, demütig zu sein, und warum ist es wichtig, diese Haltung gegenüber Gott zu haben?
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