Das Volk, das im Finstern wandelt
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Das Volk, das im Finstern wandelt
Das Volk, das im Finstern wandelt
Gnade sei mit euch und Friede von Gott, unserem Vater, und dem Herrn Jesus Christus. Amen.
Liebe Heiligabend-Gemeinde,
das warme Licht der Kerzen, die Klänge der Weihnachtslieder, die vertrauten Worte der Weihnachtsgeschichte, das Krippenspiel in der Christvesper – all das verbindet uns heute Abend. Wir erinnern uns daran, wie Gott in einem Stall in Bethlehem Mensch wurde. Und wir hören auch die Worte des Propheten Jesaja, die Jahrhunderte vor der Geburt Jesu verkündet wurden:
„Das Volk, das im Finstern wandelt, sieht ein großes Licht, und über denen, die da wohnen im finsteren Lande, scheint es hell.“ (Jesaja 9,1)
Das sind Worte voller Hoffnung, voller Zuversicht. Sie sprechen von einem Licht, das die Dunkelheit durchbricht – ein Licht, das nicht nur damals für Israel leuchtete, sondern auch heute nach über 2500 Jahren für uns leuchtet.
1. Dunkelheit damals und heute
1. Dunkelheit damals und heute
Der Prophet Jesaja schrieb seine Worte damals in einer Zeit, die geprägt war von Krieg, Unterdrückung und Angst. Das Volk Israel war in Bedrängnis. Viele fühlten sich verlassen – von ihren Mitmenschen, von der Welt und sogar von Gott.
Kommt uns das nicht bekannt vor? Auch wir erleben heute viel Dunkelheit in unserer Zeit. Wir sehen Kriege in der Welt wie in der Ukraine und in Nahost, politische Spannungen, Umweltkatastrophen.
Mancher von uns trägt auch persönliche Dunkelheiten in sich: Einsamkeit, Krankheit, Leid, Trauer oder Sorgen um die Zukunft.
Jesajas Worte sind darum so aktuell wie damals: „Das Volk, das im Finstern wandelt, sieht ein großes Licht.“
Das ist die Weihnachtsbotschaft: Inmitten unserer Dunkelheit leuchtet ein Licht. Nicht irgendein Licht, sondern das Licht Gottes, das Licht von Jesus Christus.
2. Das Licht, das in Bethlehem leuchtet
2. Das Licht, das in Bethlehem leuchtet
In der Geschichte, die wir heute in der Christvesper gespielt haben, erleben wir, wie dieses Licht in diese Welt gekommen ist. Es beginnt ganz unscheinbar – in einem Stall, bei einem Kind. Die Hirten hören die Botschaft zuerst, Menschen am Rand der Gesellschaft, Ausgestoßene. Die Weisen aus dem Morgenland folgen dem Stern. Solche werden ja oft als Spinner verlacht. Doch sie erkennen in diesem Kind den König der Welt.
Dieses Kind, von dem Jesaja sagt:
„Uns ist ein Kind geboren, ein Sohn ist uns gegeben, und die Herrschaft ruht auf seiner Schulter.“ (Jesaja 9,5)
Ein Kind, das so unscheinbar ist, dass es fast übersehen wird. Doch genau in dieser Schlichtheit zeigt sich die große Macht Gottes: Er kommt nicht mit Gewalt, sondern mit Liebe. Er kommt nicht mit Pomp, sondern mit Frieden.
Die Geschenke der Weisen – Gold, Weihrauch und Myrrhe – machen deutlich, wer dieses Kind ist. Gold für den König, Weihrauch für Gott, Myrrhe für das Opfer, das es bringen wird. Es ist schon ein Hinweis auf das Kreuz. Dieses Kind ist die Erfüllung von Jesajas Worten:
„Sein Name ist: Wunderrat, Gott-Held, Ewig-Vater, Friede-Fürst.“
3. Friede-Fürst – eine Botschaft für uns
3. Friede-Fürst – eine Botschaft für uns
Doch was bedeutet das für uns heute im 21. Jahrhundert, etwa 2000 Jahre später ? Die Hirten ließen sich von der Botschaft der Engel aufwecken und machten sich auf den Weg zur Krippe. Die Weisen aus dem Morgenland folgten einem Stern und fanden das göttliche Kind.
Auch wir sind eingeladen, uns auf den Weg zu machen. Weihnachten ist nicht nur eine Erinnerung an ein Ereignis vor 2000 Jahren, ein Gedenken an ein Geschehen von anno dazumal. Es ist eine Einladung, das Licht Gottes in unserem eigenen Leben zu entdecken – und dieses Licht weiterzugeben.
Jesaja spricht von einem Frieden, der ohne Ende sein wird. Dieser Friede beginnt ganz klein, in einem Stall. Doch er breitet sich aus. Er kann auch in unserem Leben Gestalt annehmen, wenn wir uns von Gott führen und erneuern lassen.
4. Gottes Licht weitertragen
4. Gottes Licht weitertragen
Liebe Heilgabendgemeinde, wir haben heute erlebt, wie viele Menschen Teil der Weihnachtsgeschichte wurden: Hirten, Engel, die Weisen. Auch wir sind Teil dieser Geschichte. Gott lädt uns ein, sein Licht in die Welt zu tragen.
Vielleicht sieht das Licht bei uns ganz klein aus: ein freundliches Wort, ein Zeichen der Versöhnung, ein offenes Ohr für jemanden, der allein ist. Aber wie in Bethlehem wächst aus dem Kleinen etwas Großes.
Der Stern, der über dem Stall leuchtete, zeigt uns den Weg: Den Weg der Liebe, des Vertrauens und des Friedens.
„Das Volk, das im Finstern wandelt, sieht ein großes Licht.“
Lasst uns dieses Licht heute Abend mit nach Hause nehmen – und in die Welt hinaustragen.
Und der Friede Gottes, der höher ist als alle Vernunft, bewahre unsere Herzen und Sinne in Christus Jesus. Amen.
Fürbittgebet
Herr unser Gott,
an diesem Heilgenabend kommen wir vor dich mit unseren Bitten:
Wir bitten dich für alle, die in Dunkelheit leben – in Not, Einsamkeit oder Trauer. Schenke ihnen dein Licht und deine Hoffnung.
Wir bitten dich für die Kinder dieser Welt, dass sie Liebe und Geborgenheit erfahren und in Frieden aufwachsen können.
Wir bitten dich für unsere Familien und Freunde, dass du unsere Gemeinschaft stärkst und uns hilfst, füreinander da zu sein.
Wir bitten dich für alle, die fern von dir sind, dass sie durch das Weihnachtslicht deinen Frieden in ihrem Herzen spüren.
Lass uns selbst zu Boten deines Lichts werden,
damit wir Liebe, Freude und Zuversicht in die Welt tragen.
Amen.
Weihnachtssegen nach der Christvesper
Der Herr segne euch und lasse sein Licht in eure Dunkelheit leuchten.
Er erfülle eure Herzen mit der Freude, die der Prophet Jesaja verheißen hat:
die Freude über das Kind, das geboren wurde, um uns Hoffnung, Frieden und Liebe zu bringen.
Der Herr stärke euch mit der Zuversicht, dass Dunkelheit niemals das letzte Wort hat,
denn der „Wunderbare Berater, Starke Gott, Fürst des Friedens“ ist uns gegeben.
Geht in die Welt als Menschen, die dieses Licht weitertragen –
in eure Familien, zu euren Freunden, zu den Einsamen und Bedürftigen.
So segne und behüte euch der allmächtige Gott,
der Vater, der Sohn und der Heilige Geist.
Amen.