Einheit 5 - Evangelien
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Evangelium
Evangelium
Im Römischen Reich vor Jesus wurde der Begriff Evangelium (euangelion im Griechischen) nicht in einem religiösen, sondern in einem politischen und propagandistischen Kontext verwendet. Das Wort bedeutete „gute Nachricht“ oder „frohe Botschaft“ und wurde insbesondere für offizielle Verkündigungen des Kaisers gebraucht. Dazu gehörten:
Militärische Siege: Wenn Rom eine wichtige Schlacht gewann oder neue Gebiete eroberte, wurde dies als Evangelium verkündet, um die Macht und den Ruhm des Reiches zu verbreiten.
Kaiserliche Dekrete: Gesetzesänderungen oder politische Maßnahmen des Kaisers wurden als Evangeliumdargestellt, weil sie als förderlich für das Wohl des Volkes galten.
Geburt oder Thronbesteigung eines Kaisers: Besonders die Geburt oder die Inthronisation eines Kaisers wurde als Evangelium gefeiert. Zum Beispiel wurde von Kaiser Augustus verkündet, dass seine Herrschaft eine neue Ära des Friedens und der Wohlfahrt bringe – eine „gute Nachricht“ für das Reich.
Die frühe christliche Verwendung des Begriffs Evangelium war daher eine bewusste Umdeutung. Die ersten Christen erklärten, dass die wahre „frohe Botschaft“ nicht von den römischen Kaisern kam, sondern von Jesus Christus, dessen Leben, Tod und Auferstehung das eigentliche Evangelium sei – die wahre Botschaft von Frieden und Erlösung. Dies hatte auch eine subversive Note, weil es implizierte, dass die höchste Autorität nicht beim römischen Kaiser, sondern bei Christus lag.
Die vier kanonischen Evangelien wurden in einem Zeitraum von etwa 30 bis 60 Jahren nach dem Tod Jesu verfasst. Hier ist eine grobe Übersicht über ihre Entstehungszeit und Besonderheiten:
1. Markusevangelium (~60–70 n. Chr.)
1. Markusevangelium (~60–70 n. Chr.)
Wahrscheinlich das älteste Evangelium.
Kurz, knapp und direkt geschrieben.
Fokussiert auf die Taten Jesu und seine Passion.
Entstand vermutlich in Rom oder Syrien, möglicherweise für verfolgte Christen.
2. Matthäusevangelium (~70–90 n. Chr.)
2. Matthäusevangelium (~70–90 n. Chr.)
Erweitert das Markusevangelium mit vielen Reden Jesu.
Besonders an eine jüdische Leserschaft gerichtet, mit zahlreichen Bezügen zum Alten Testament.
Stellt Jesus als den Messias dar, der die jüdischen Schriften erfüllt.
3. Lukasevangelium (~70–90 n. Chr.)
3. Lukasevangelium (~70–90 n. Chr.)
Entstanden etwa zeitgleich mit Matthäus, aber unabhängig.
Fokus auf soziale Gerechtigkeit, Barmherzigkeit und die Rolle der Armen.
Betont die Universalität der Botschaft Jesu für alle Menschen.
Teil eines zweiteiligen Werks zusammen mit der Apostelgeschichte, die die frühe Kirche beschreibt.
4. Johannesevangelium (~90–100 n. Chr.)
4. Johannesevangelium (~90–100 n. Chr.)
Stilistisch und theologisch sehr anders als die drei Synoptiker (Matthäus, Markus, Lukas).
Stärker philosophisch und betont die Göttlichkeit Jesu („Im Anfang war das Wort...“).
Enthält viele lange Reden Jesu und einzigartige Berichte, die in den anderen Evangelien nicht vorkommen.
Fazit
Fazit
Das Markusevangelium war wahrscheinlich die Hauptquelle für Matthäus und Lukas.
Matthäus und Lukas hatten zusätzlich eine weitere Quelle (oft als „Q“ bezeichnet), die Jesus-Worte enthielt.
Das Johannesevangelium entstand unabhängig von den anderen und verfolgt eine eigene Theologie.
MARKUS
MARKUS
Wer war Markus?
Wer war Markus?
Johannes Markus war eine Person der frühen Kirche, die in der Apostelgeschichte und den Briefen des Neuen Testaments erwähnt wird.
Er war ein Mitarbeiter von Paulus und Barnabas (Apg 12,25; Apg 13,5).
Später arbeitete er eng mit Petrus zusammen (1. Petr 5,13), der ihn als „mein Sohn“ bezeichnet – möglicherweise ein Hinweis darauf, dass Markus ein Schüler von Petrus war.
Wieso wird er als Autor angesehen?
Wieso wird er als Autor angesehen?
Papias von Hierapolis (ca. 125 n. Chr.), einer der frühesten Kirchenväter, berichtet, dass Markus das Evangelium nach den Erinnerungen des Apostels Petrus aufgeschrieben habe.
Irenäus (ca. 180 n. Chr.) bestätigt ebenfalls, dass Markus der Verfasser war und das Evangelium nach dem Tod von Petrus und Paulus schrieb.
Clemens von Alexandria (ca. 200 n. Chr.) sagt, dass Markus sein Evangelium in Rom niederschrieb, um die dortigen Christen zu stärken.
Was bedeutet das?
Was bedeutet das?
Das Markusevangelium gilt als die älteste schriftliche Darstellung des Lebens Jesu (ca. 60–70 n. Chr.) und basiert wahrscheinlich auf den Erzählungen des Apostels Petrus. Es wurde für eine nichtjüdische Leserschaft geschrieben, weshalb jüdische Begriffe oft erklärt werden.
Fazit
Fazit
Auch wenn Markus selbst kein Augenzeuge war, hatte er direkten Zugang zu Petrus, einem der engsten Jünger Jesu. Deshalb wird das Markusevangelium als sehr authentisch angesehen.
Johannes Markus im NT
Johannes Markus im NT
Johannes Markus wird im Neuen Testament mehrfach erwähnt, insbesondere in Verbindung mit Petrus, Paulus und Barnabas. Hier sind die wichtigsten Stellen:
1. Apostelgeschichte 12,12 – Haus seiner Mutter Maria
1. Apostelgeschichte 12,12 – Haus seiner Mutter Maria
„Als er [Petrus] sich besonnen hatte, ging er zum Haus der Maria, der Mutter des Johannes mit dem Beinamen Markus, wo viele versammelt waren und beteten.“
🔹 Seine Familie war in der Jerusalemer Urgemeinde aktiv, und sein Haus diente als Treffpunkt für Christen.
2. Apostelgeschichte 12,25 – Begleiter von Paulus und Barnabas
2. Apostelgeschichte 12,25 – Begleiter von Paulus und Barnabas
„Barnabas aber und Saulus kehrten zurück, nachdem sie ihren Dienst erfüllt hatten, und nahmen Johannes mit, der Markus genannt wurde.“
🔹 Johannes Markus reiste mit Paulus und Barnabas nach Antiochia.
3. Apostelgeschichte 13,5 – Missionsreise mit Paulus und Barnabas
3. Apostelgeschichte 13,5 – Missionsreise mit Paulus und Barnabas
„Als sie in Salamis ankamen, verkündigten sie das Wort Gottes in den Synagogen der Juden; sie hatten auch Johannes als Gehilfen dabei.“
🔹 Er war also Missionar und Helfer auf der ersten Missionsreise.
4. Apostelgeschichte 13,13 – Trennung von Paulus
4. Apostelgeschichte 13,13 – Trennung von Paulus
„Paulus aber und seine Begleiter fuhren von Paphos ab und kamen nach Perge in Pamphylien; Johannes aber trennte sich von ihnen und kehrte nach Jerusalem zurück.“
🔹 Er verließ Paulus und Barnabas vorzeitig, was später zu einem Streit führte.
5. Apostelgeschichte 15,37–39 – Streit zwischen Paulus und Barnabas
5. Apostelgeschichte 15,37–39 – Streit zwischen Paulus und Barnabas
„Barnabas aber wollte auch Johannes mitnehmen, der Markus genannt wird. Paulus jedoch hielt es für richtig, den nicht mitzunehmen, der sich in Pamphylien von ihnen getrennt und nicht mit ihnen zusammengearbeitet hatte. Da entstand eine so heftige Auseinandersetzung, dass sie sich trennten: Barnabas nahm Markus mit und segelte nach Zypern.“
🔹 Paulus war enttäuscht von Markus, weil er sie auf der ersten Missionsreise verlassen hatte.
🔹 Barnabas hielt zu Markus und nahm ihn mit nach Zypern.
6. Kolosser 4,10 – Markus wird wieder von Paulus anerkannt
6. Kolosser 4,10 – Markus wird wieder von Paulus anerkannt
„Es grüßt euch Aristarch, mein Mitgefangener, und Markus, der Neffe des Barnabas, über den ihr Weisung erhalten habt – wenn er zu euch kommt, nehmt ihn auf!“
🔹 Markus und Paulus versöhnten sich später, und Paulus empfiehlt ihn den Kolossern.
7. Philemon 1,24 – Markus als Mitarbeiter von Paulus
7. Philemon 1,24 – Markus als Mitarbeiter von Paulus
„Es grüßen dich Epaphras, mein Mitgefangener in Christus Jesus, sowie Markus, Aristarch, Demas und Lukas, meine Mitarbeiter.“
🔹 Markus ist wieder ein enger Mitarbeiter von Paulus.
8. 2. Timotheus 4,11 – Paulus schätzt Markus wieder
8. 2. Timotheus 4,11 – Paulus schätzt Markus wieder
„Nur Lukas ist bei mir. Bring Markus mit, denn er ist mir nützlich zum Dienst.“
🔹 Am Ende seines Lebens schätzte Paulus Markus wieder als treuen Helfer.
9. 1. Petrus 5,13 – Markus als „Sohn“ des Petrus
9. 1. Petrus 5,13 – Markus als „Sohn“ des Petrus
„Es grüßt euch die Miterwählte in Babylon und Markus, mein Sohn.“
🔹 Petrus nennt Markus seinen „Sohn“, was auf eine enge geistliche Verbindung hindeutet.
Wo es im Markusevangelium jüdische Begriffe erklärt werden
Wo es im Markusevangelium jüdische Begriffe erklärt werden
Im Markusevangelium werden jüdische Begriffe und Bräuche oft erklärt, da es wahrscheinlich für eine nichtjüdische (heidenchristliche) Leserschaft geschrieben wurde. Hier sind einige Beispiele:
1. Reinheitsvorschriften (Markus 7,3–4)
1. Reinheitsvorschriften (Markus 7,3–4)
„Die Pharisäer nämlich und alle Juden essen nicht, wenn sie nicht vorher die Hände mit einer Hand voll Wasser gewaschen haben, weil sie sich an die Überlieferung der Alten halten; auch wenn sie vom Markt kommen, essen sie nicht, ohne sich vorher zu waschen, und sie halten noch viele andere Überlieferungen ein, wie das Abwaschen von Bechern, Krügen und Kupfergefäßen.“
🔹 Erklärung: Markus erklärt die jüdischen Reinheitsrituale, die seinen nichtjüdischen Lesern unbekannt gewesen wären.
2. Pessachfest (Markus 14,12)
2. Pessachfest (Markus 14,12)
„Am ersten Tag des Festes der Ungesäuerten Brote, wenn man das Paschalamm schlachtet, sagten seine Jünger zu ihm: Wo sollen wir hingehen und vorbereiten, damit du das Paschamahl essen kannst?“
🔹 Erklärung: Markus erklärt das jüdische „Fest der Ungesäuerten Brote“ als das Fest, an dem das Passahlamm geschlachtet wird.
3. Golgota (Markus 15,22)
3. Golgota (Markus 15,22)
„Und sie brachten ihn an den Ort Golgota, was übersetzt wird: Schädelstätte.“
🔹 Erklärung: Markus fügt die Bedeutung des aramäischen Wortes Golgota hinzu, damit seine Leser es verstehen.
4. Eli, Eli, lama sabachtani? (Markus 15,34)
4. Eli, Eli, lama sabachtani? (Markus 15,34)
„Und um die neunte Stunde schrie Jesus mit lauter Stimme: Eloi, Eloi, lama sabachtani? – das heißt: Mein Gott, mein Gott, warum hast du mich verlassen?“
🔹 Erklärung: Markus gibt die aramäischen Worte Jesu wieder und übersetzt sie sofort, damit die Leser den Bezug zu Psalm 22 verstehen.
Diese Beispiele zeigen, dass Markus bewusst für eine nichtjüdische Zielgruppe schrieb, die mit jüdischen Traditionen nicht vertraut war.
Mögliche Erwähnung von Johannes Markus in Markus 14,51–52
Mögliche Erwähnung von Johannes Markus in Markus 14,51–52
51 Nur ein junger Mann blieb bei ihm. Der war nur mit einem Leinentuch bekleidet, darunter war er nackt. Auch ihn wollten sie festnehmen.
52 Aber da ließ er das Leinentuch fallen und rannte nackt davon.
🔹 Diese Szene kommt nur im Markusevangelium vor und wird in keinem anderen Evangelium erwähnt.
🔹 Manche Ausleger vermuten, dass Johannes Markus selbst dieser „junge Mann“ war und er sich hier bescheiden in die Geschichte einfügt.
🔹 Ähnlich wie der Apostel Johannes sich selbst als „den Jünger, den Jesus liebte“ bezeichnet (Johannes 13,23), könnte Markus sich selbst ohne Namen erwähnt haben.
Warum könnte Markus dieser junge Mann sein?
Warum könnte Markus dieser junge Mann sein?
Er lebte vermutlich in Jerusalem, wo Jesus verhaftet wurde (Apostelgeschichte 12,12).
Das Haus seiner Mutter Maria war ein Versammlungsort der ersten Christen (Apostelgeschichte 12,12). Vielleicht trafen sich Jesus und die Jünger dort vor dem Gang zum Garten Gethsemane.
Die ungewöhnliche Szene – Ein fliehender junger Mann, der sein Gewand verliert, scheint eine persönliche Erinnerung zu sein, die nur Markus erwähnt.
Ziel Markus
Ziel Markus
Das Ziel des Markusevangeliums war es, Jesus als den leidenden Messias und Sohn Gottes darzustellen und die Leser zum Glauben an ihn zu ermutigen. Es richtet sich besonders an nichtjüdische Christen, die unter Verfolgung litten. Hier sind die Hauptziele im Detail:
1. Stärkung verfolgter Christen
1. Stärkung verfolgter Christen
Das Evangelium wurde vermutlich in Rom während der Christenverfolgung unter Nero (ca. 64–70 n. Chr.)geschrieben.
Markus betont, dass Jesus selbst leiden musste, aber am Ende siegte – ein Trost für verfolgte Christen.
Beispiel: Markus 8,34 – „Wer mir nachfolgen will, der verleugne sich selbst und nehme sein Kreuz auf sich und folge mir nach.“
2. Jesus als der wahre Messias, aber anders als erwartet
2. Jesus als der wahre Messias, aber anders als erwartet
Viele Juden erwarteten einen politischen Befreier, aber Markus zeigt Jesus als den leidenden Messias (Christus), der durch sein Leiden und seinen Tod Rettung bringt.
Beispiel: Markus 10,45 – „Denn der Menschensohn ist nicht gekommen, um sich dienen zu lassen, sondern um zu dienen und sein Leben als Lösegeld für viele hinzugeben.“
3. Betonung der Macht und Autorität Jesu
3. Betonung der Macht und Autorität Jesu
Markus zeigt Jesus als jemanden, der durch Wunder, Heilungen und seine Lehre göttliche Autorität hat.
Beispiel: Markus 1,27 – Die Menschen sind erstaunt, weil Jesus mit Autorität predigt und Dämonen austreibt.
4. Geheimhaltung des Messias-Titels („Messias-Geheimnis“)
4. Geheimhaltung des Messias-Titels („Messias-Geheimnis“)
Jesus verbietet oft, dass seine wahre Identität als Messias öffentlich gemacht wird. Erst nach seinem Tod und der Auferstehung wird es ganz offenbart.
Beispiel: Markus 9,9 – Nach der Verklärung sagt Jesus den Jüngern, sie sollen niemandem erzählen, was sie gesehen haben, bis er auferstanden ist.
5. Aufruf zum echten Jüngersein
5. Aufruf zum echten Jüngersein
Markus zeigt, dass wahre Nachfolge bedeutet, Jesus auch in Leid und Verfolgung treu zu bleiben.
Beispiel: Markus 8,35 – „Denn wer sein Leben retten will, wird es verlieren; wer aber sein Leben verliert um meinetwillen und um des Evangeliums willen, wird es retten.“
Fazit
Fazit
Markus will seinen Lesern zeigen: Jesus ist der wahre Messias, aber sein Weg führt durch Leiden und Opfer. Wer ihm nachfolgt, muss bereit sein, diesen Weg mitzugehen – doch am Ende steht der Sieg der Auferstehung.
MATTHÄUS
MATTHÄUS
Wer war Matthäus?
Wer war Matthäus?
Matthäus war ein Zöllner, bevor er Jesus nachfolgte (Matthäus 9,9).
In Markus und Lukas wird er „Levi, der Sohn des Alphäus“ genannt (Markus 2,14; Lukas 5,27).
Als Zöllner war er wahrscheinlich schreibkundig, was erklären könnte, warum er ein Evangelium verfasste.
Wieso wird Matthäus als Autor angesehen?
Wieso wird Matthäus als Autor angesehen?
Papias von Hierapolis (ca. 125 n. Chr.) berichtet, dass Matthäus ein Evangelium in „hebräischer Sprache“ verfasst habe.
Irenäus (ca. 180 n. Chr.) und Origenes (3. Jh.) bestätigen, dass Matthäus der Verfasser sei.
Die frühe Kirche akzeptierte das Matthäusevangelium schnell als autoritativ.
Gibt es Zweifel an der Autorschaft?
Gibt es Zweifel an der Autorschaft?
Viele Forscher glauben, dass Matthäus das Markusevangelium als Quelle benutzt hat. Falls er Augenzeuge war, warum sollte er sich so stark auf Markus stützen?
Es gibt keine direkte Aussage im Evangelium selbst, dass Matthäus der Autor ist.
Manche vermuten, dass das ursprüngliche Matthäusevangelium in einer hebräischen oder aramäischen Fassungexistierte, die später ins Griechische übertragen und erweitert wurde.
Fazit
Fazit
Die kirchliche Tradition sieht den Apostel Matthäus als Autor, während die moderne Forschung dies hinterfragt. Sicher ist, dass das Evangelium eine starke jüdische Prägung hat und darauf abzielt, Jesus als den Erfüller des Alten Testaments darzustellen.
LUKAS
LUKAS
Wer war Lukas?
Wer war Lukas?
Lukas wird in den Paulusbriefen als Arzt und enger Mitarbeiter von Paulus erwähnt (Kolosser 4,14: „Lukas, der geliebte Arzt“).
Er war vermutlich nicht jüdischer Herkunft, sondern ein gebildeter Grieche.
Er reiste mit Paulus auf seinen Missionsreisen (Philemon 1,24; 2. Timotheus 4,11).
Er verfasste nicht nur das Lukasevangelium, sondern auch die Apostelgeschichte, die eine Fortsetzung seines Evangeliums ist.
Wieso wird Lukas als Autor angesehen?
Wieso wird Lukas als Autor angesehen?
Frühe Kirchenväter wie Irenäus (ca. 180 n. Chr.), Clemens von Alexandria und Origenes bestätigen die Autorschaft von Lukas.
Die Einleitung des Evangeliums (Lukas 1,1–4) zeigt, dass der Autor kein Augenzeuge Jesu, sondern ein Historiker war, der auf verschiedene Quellen zurückgriff.
Die „Wir-Berichte“ in der Apostelgeschichte (z. B. Apostelgeschichte 16,10–17) zeigen, dass der Verfasser selbst mit Paulus reiste – ein starkes Indiz für Lukas.
Besonderheiten des Lukasevangeliums
Besonderheiten des Lukasevangeliums
Geschrieben für eine nichtjüdische Leserschaft, mit Erklärungen jüdischer Bräuche.
Starker Fokus auf Arme, Frauen, Barmherzigkeit und soziale Gerechtigkeit.
Enthält viele einzigartige Geschichten, z. B. das Gleichnis vom barmherzigen Samariter oder die Geburt Jesu mit der Hirtenverkündigung.
Fazit
Fazit
Lukas war ein gebildeter Grieche und enger Begleiter von Paulus. Sein Evangelium basiert auf sorgfältiger Recherche und Augenzeugenberichten. Er wollte eine historisch fundierte und geordnete Darstellung des Lebens Jesu für eine nichtjüdische Leserschaft schreiben
JOHANNES
JOHANNES
Wer war Johannes?
Wer war Johannes?
Johannes war ein Fischer, bevor er Jesus nachfolgte (Markus 1,19–20).
Er wird oft als „der Jünger, den Jesus liebte“ bezeichnet (Johannes 13,23).
Er war bei wichtigen Ereignissen dabei:
Die Verklärung Jesu (Markus 9,2).
Die Kreuzigung Jesu (Johannes 19,26–27).
Das leere Grab nach der Auferstehung (Johannes 20,2–8).
Später soll er lange in Ephesus gelebt haben und wurde nach Patmos verbannt, wo er die Offenbarung schrieb.
Wieso wird Johannes als Autor angesehen?
Wieso wird Johannes als Autor angesehen?
Kirchenväter wie Irenäus (ca. 180 n. Chr.), Clemens von Alexandria und Origenes bestätigen, dass der Apostel Johannes der Autor sei.
Johannes 21,24: „Dies ist der Jünger, der von diesen Dingen Zeugnis ablegt und der dies geschrieben hat.“
Die Sprache und Theologie des Evangeliums ähneln den Johannesbriefen und der Offenbarung.
Gibt es Zweifel an der Autorschaft?
Gibt es Zweifel an der Autorschaft?
Manche Forscher vermuten, dass das Evangelium von Johannes’ Schülern aufgeschrieben wurde, basierend auf seiner Lehre.
Es unterscheidet sich stark von den Synoptischen Evangelien (Matthäus, Markus, Lukas), was darauf hindeuten könnte, dass es später entstand und theologisch reflektierter ist.
Der Autor selbst nennt sich nicht ausdrücklich Johannes, sondern „der Jünger, den Jesus liebte“.
Besonderheiten des Johannesevangeliums
Besonderheiten des Johannesevangeliums
Betont die Göttlichkeit Jesu („Im Anfang war das Wort...“ – Johannes 1,1).
Enthält viele lange Reden Jesu, z. B. die Abschiedsreden (Johannes 13–17).
Stellt Zeichen und Wunder Jesu als Beweis für seine Identität dar (z. B. die Hochzeit zu Kana – Johannes 2).
Sehr persönliche Begegnungen (Nikodemus, die Samariterin am Brunnen).
Fazit
Fazit
Die traditionelle Sicht sieht den Apostel Johannes als Autor, während einige Forscher glauben, dass es von seinen Schülern oder einer „Johanneischen Schule“ verfasst wurde. Sicher ist: Das Evangelium trägt eine tiefe, reflektierte Theologie und stellt Jesus als den präexistenten Sohn Gottes dar.
ALLGEMEINE MERKMALE
ALLGEMEINE MERKMALE
Theologie der Synoptische und Johannes
Theologie der Synoptische und Johannes
Die synoptischen Evangelien (Matthäus, Markus, Lukas) und das Johannesevangelium unterscheiden sich theologisch in mehreren zentralen Punkten. Während die Synoptiker sich stärker auf die Taten, Lehren und das Reich Gottes konzentrieren, hebt Johannes besonders die Göttlichkeit Jesu und sein Selbstverständnis hervor.
1. Darstellung Jesu
1. Darstellung Jesu
Synoptiker: Jesus wird als Menschensohn, leidender Messias und Diener dargestellt.
Johannes: Jesus ist von Anfang an Gott in Menschengestalt („Im Anfang war das Wort… und das Wort war Gott.“ – Joh 1,1).
2. Die Reden Jesu
2. Die Reden Jesu
Synoptiker: Jesus spricht häufig in kurzen, erzählerischen Lehren (z. B. Bergpredigt, Gleichnisse).
Johannes: Jesus hält lange Reden über sich selbst, z. B. die Abschiedsreden (Joh 13–17).
3. Christologie (Lehre über Christus)
3. Christologie (Lehre über Christus)
Johannes betont viel stärker die Göttlichkeit Jesu:
„Ich und der Vater sind eins.“ (Joh 10,30)
„Ehe Abraham wurde, bin ich.“ (Joh 8,58 → Bezug auf Gottes Namen: „Ich bin, der ich bin.“ Ex 3,14)
„Wer mich gesehen hat, hat den Vater gesehen.“ (Joh 14,9)
4. Wunder und Zeichen
4. Wunder und Zeichen
Synoptiker: Jesus tut viele Wunder, um das Reich Gottes zu demonstrieren.
Johannes: Weniger Wunder, aber sie sind theologisch aufgeladen (z. B. Wasser zu Wein = Symbol für das neue Leben in Christus).
5. Das Kreuz und die Passion Jesu
5. Das Kreuz und die Passion Jesu
Synoptiker: Jesus leidet intensiv und betet im Garten Gethsemane voller Angst.
Johannes: Jesus erscheint als souveräner Herr, der freiwillig sein Leben gibt.
6. Das Reich Gottes vs. Ewiges Leben
6. Das Reich Gottes vs. Ewiges Leben
Synoptiker: Jesus predigt über das Reich Gottes – die Herrschaft Gottes auf Erden.
Johannes: Jesus spricht mehr über das ewige Leben und den Glauben an ihn.
Fazit: Unterschiedliche Blickwinkel auf dieselbe Wahrheit
Fazit: Unterschiedliche Blickwinkel auf dieselbe Wahrheit
Die Synoptiker konzentrieren sich mehr auf das irdische Wirken Jesu, seine Taten und sein Lehren über das Reich Gottes.
Johannes hebt besonders die Göttlichkeit Jesu, seine Identität als das fleischgewordene Wort und seine enge Beziehung zum Vater hervor.
Beide Perspektiven ergänzen sich und zeigen das volle Bild Jesu als der verheißene Messias und der ewige Sohn Gottes.
Chronologie der Berichte
Chronologie der Berichte
Keines der vier Evangelien ist streng chronologisch im modernen Sinne, aber das Lukasevangelium kommt diesem Ansatz am nächsten.
Warum ist Lukas am chronologischsten?
Warum ist Lukas am chronologischsten?
Lukas gibt selbst an, dass er alles geordnet dargestellt hat:
„Nachdem viele es unternommen haben, einen Bericht über die Ereignisse abzufassen, die sich unter uns erfüllt haben, so wie es uns die überliefert haben, die von Anfang an Augenzeugen und Diener des Wortes waren, habe auch ich mich entschlossen, nachdem ich allem von Anfang an sorgfältig nachgegangen bin, es für dich, hochverehrter Theophilus, der Reihe nach aufzuschreiben.“ (Lukas 1,1–3)
🔹 Lukas betont also, dass er eine sorgfältige und geordnete Darstellung liefern möchte.
Lukas nutzt Augenzeugenberichte und Quellen:
Wahrscheinlich verwendete er das Markusevangelium als eine seiner Hauptquellen.
Er enthält viele einzigartige Details (z. B. zur Kindheit Jesu).
Die Apostelgeschichte (ebenfalls von Lukas geschrieben) setzt die Chronologie fort:
Lukas verfasste nicht nur ein Evangelium, sondern auch die Apostelgeschichte, die die Ereignisse nach Jesu Auferstehung in geordneter Weise darstellt.
Vergleich mit den anderen Evangelien
Vergleich mit den anderen Evangelien
Markus: Oft thematisch organisiert, mit schnellem Erzählstil („sogleich...“).
Matthäus: Strukturierter nach theologischen Themen, mit fünf großen Redeblöcken Jesu (ähnlich wie die fünf Bücher Mose).
Johannes: Hochtheologisch und selektiv in den Ereignissen, weniger auf Chronologie fokussiert.
Fazit
Fazit
Wenn du ein Evangelium suchst, das sich an einer historisch geordneten Abfolge orientiert, dann ist Lukas die beste Wahl.
ZUVERLÄSSIGKEIT DER EVANGELIEN
ZUVERLÄSSIGKEIT DER EVANGELIEN
Was spricht für die Zuverlässigkeit der berichte der Evangelien
Die Frage nach der Zuverlässigkeit der Evangelien, trotz ihrer Unterschiede, ist ein zentrales Thema in der Bibelwissenschaft. Es gibt mehrere Argumente, die für die Zuverlässigkeit der Berichte sprechen, auch wenn Unterschiede zwischen den Evangelien bestehen:
Mehrere unabhängige Quellen: Die Evangelien sind aus verschiedenen Perspektiven und von unterschiedlichen Autoren geschrieben worden (Matthäus, Markus, Lukas und Johannes). Diese Unabhängigkeit der Quellen stärkt die Glaubwürdigkeit, da es weniger wahrscheinlich ist, dass alle Evangelisten bewusst falsche Informationen verbreitet hätten.
Konsistenz der zentralen Botschaft: Trotz der Unterschiede in Details sind die Evangelien in ihrer Darstellung der zentralen Ereignisse des Lebens und Wirkens Jesu (seine Kreuzigung und Auferstehung) bemerkenswert konsistent. Diese Übereinstimmungen in den wichtigsten Aspekten können als Indiz für die Wahrhaftigkeit der Berichterstattung betrachtet werden.
Unterschiedliche Zielgruppen und Perspektiven: Die Evangelien wurden für unterschiedliche Zielgruppen und aus verschiedenen Perspektiven geschrieben. Matthäus richtet sich zum Beispiel eher an jüdische Leser, während Lukas ein breiteres, eher nicht-jüdisches Publikum im Blick hat. Diese unterschiedlichen Schwerpunkte und Perspektiven führen zu Variationen im Detail, ohne dass dies die grundsätzliche Zuverlässigkeit der Berichte infrage stellt.
Einbeziehung von Eyewitness-Berichten: Viele der Ereignisse in den Evangelien basieren auf Augenzeugenberichten oder Berichten von Menschen, die Zeugen waren. Lukas erklärt in seiner Einleitung, dass er die Ereignisse „nach sorgfältiger Untersuchung“ aus verschiedenen Quellen zusammengetragen hat. Diese Bezugnahme auf Augenzeugen und zeitgenössische Quellen wird oft als Indiz für die Zuverlässigkeit der Berichterstattung gewertet.
Die Vielfalt der Unterschiede: Die Unterschiede zwischen den Evangelien sind oft als Ergänzungen zu verstehen, die verschiedene Perspektiven auf die gleichen Ereignisse bieten, anstatt Widersprüche darzustellen. Ein Beispiel dafür ist die unterschiedliche Reihenfolge der Ereignisse oder die Variation in den Zitaten Jesu. Solche Unterschiede sind typisch für die Art und Weise, wie verschiedene Zeugen dasselbe Ereignis erinnern und wiedergeben.
Mögliche Absicht der Evangelisten: Es wird auch argumentiert, dass die Evangelisten in einer Zeit lebten, in der ihre Schriften nicht als Fiktion oder reine Theologie betrachtet wurden. Sie versuchten, die Ereignisse so akkurat wie möglich darzustellen, was zu natürlichen, aber nicht schädlichen Unterschieden führen konnte. Zudem wurde das Evangelium nicht von einer einzigen Person erstellt, sondern von einer Gemeinschaft von Gläubigen, was auch als Hinweis auf die Authentizität der Berichte betrachtet wird.
Zusammenfassend lässt sich sagen, dass die Unterschiede in den Evangelien eher als Beweis für die Vielseitigkeit und Authentizität der Berichte gewertet werden können, die verschiedene Blickwinkel und Details in einer umfassenden, glaubwürdigen Erzählung zusammenbringen.
N. T. Wright für die Zuverlässigkeit der Auferstehung
N. T. Wright für die Zuverlässigkeit der Auferstehung
N. T. Wright, ein prominenter Theologe und Bibelwissenschaftler, hat ausführlich zur Zuverlässigkeit der Berichte über die Auferstehung Jesu in den Evangelien geschrieben. In seinem Werk „Die Auferstehung des Sohnes Gottes“ nennt Wright mehrere Schlüsselpunkte, die aus seiner Sicht die historische Zuverlässigkeit der Auferstehungsberichte stützen. Die wichtigsten Argumente, die er zur Unterstützung der Zuverlässigkeit der Auferstehung anführt, sind:
Die Frauen als erste Zeugen: Wright betont, dass es historisch unplausibel wäre, dass die Evangelien die Frauen als ersten Zeugen der Auferstehung genannt hätten, wenn diese Berichte später erfunden worden wären. In der damaligen Gesellschaft hatten Frauen nicht den gleichen Status wie Männer, und ihre Zeugenaussagen wurden oft nicht als zuverlässig angesehen. Wenn die Auferstehung einfach erfunden worden wäre, hätte es für die Evangelisten mehr Sinn gemacht, männliche Zeugen zu nennen. Dass die Evangelien dies jedoch tun, deutet darauf hin, dass es sich um authentische, ungeschönte Berichte handelt.
Die leere Gruft: Wright hebt hervor, dass die leere Gruft ein zentraler Bestandteil der Auferstehungserzählungen in allen Evangelien ist. Die Tatsache, dass die Lehre von der Auferstehung in Jerusalem, der Stadt des Ereignisses, verbreitet wurde, spricht gegen die Möglichkeit einer erfundenen Geschichte. Wenn der Leichnam Jesu noch in der Gruft gelegen hätte, hätten die Gegner der frühen Christenheit dies leicht widerlegen können. Die Leere des Grabes ist also ein wichtiger Hinweis auf die Authentizität des Berichts.
Die Wandelbarkeit der Berichte: Wright argumentiert, dass die unterschiedlichen Details in den Berichten der Evangelien, wie etwa die genaue Anzahl der Engel oder der Zeitrahmen, in dem die Erscheinungen stattfanden, nicht als Widersprüche verstanden werden sollten. Vielmehr zeigen sie, dass es sich um unabhängige Zeugnisse handelt, die unterschiedliche Perspektiven auf dasselbe Ereignis darstellen. Diese Vielfalt an Details ist typisch für Augenzeugenberichte und spricht gegen die Vorstellung, dass die Geschichte später erfunden oder harmonisiert wurde.
Die Veränderung der Jünger: Ein weiteres Argument von Wright ist, dass die radikale Veränderung der Jünger nach der Auferstehung Jesu eine starke Bestätigung für die historische Realität des Ereignisses ist. Vor der Auferstehung waren die Jünger desillusioniert, ängstlich und versteckten sich. Nach der Auferstehung begannen sie, mutig zu predigen und das Evangelium in der gleichen Stadt, in der Jesus gekreuzigt wurde, zu verbreiten. Diese dramatische Veränderung in ihrem Verhalten und ihre Bereitschaft, für ihren Glauben zu sterben, deutet darauf hin, dass sie wirklich an der Auferstehung Jesu geglaubt haben, was nur sinnvoll ist, wenn diese tatsächlich stattgefunden hat.
Frühe und breite Zeugenschaft: Wright hebt auch hervor, dass die frühe Christenheit eine Vielzahl von Zeugnissen über die Auferstehung Jesu hatte. Neben den Evangelien und den Briefen des Paulus (insbesondere 1. Korinther 15) gibt es auch andere frühchristliche Quellen, die die Auferstehung bestätigen. Diese Zeugnisse stammen aus einer Zeit, in der Augenzeugen noch am Leben waren, und bieten einen zusätzlichen historischen Rahmen, um die Glaubwürdigkeit der Auferstehung zu untermauern.
Der Kontext der jüdischen Erwartungen: Wright betont, dass die Vorstellung einer individuellen, körperlichen Auferstehung am Ende der Zeiten für die Juden zu dieser Zeit ungewöhnlich war. Die Idee, dass der Messias selbst von den Toten auferstehen würde, war nicht weit verbreitet, und die Auferstehung Jesu passte nicht in die gängigen jüdischen Erwartungen. Dies deutet darauf hin, dass die Auferstehung nicht einfach ein Produkt von Mythen oder kulturellen Vorstellungen war, sondern ein historisches Ereignis, das von den frühen Christen als etwas völlig Neues und Unerklärliches erlebt wurde.
Paulus' Zeugnis: Schließlich betont Wright das Zeugnis von Paulus, der in 1. Korinther 15:3–8 eine frühe und glaubwürdige Quelle für die Auferstehung des Jesusglaubens darstellt. Paulus bezieht sich auf eine Überlieferung, die er direkt von den ersten Jüngern erhalten hat, und bekräftigt die Tatsache der Auferstehung mit einer detaillierten Aufzählung von Erscheinungen des auferstandenen Jesus.
Zusammengefasst argumentiert N. T. Wright, dass die Berichte über die Auferstehung Jesu in den Evangelien historisch glaubwürdig sind, da sie auf unabhängigen Zeugenaussagen beruhen, die in einem historischen und kulturellen Kontext verankert sind, der nicht darauf hindeutet, dass die Berichte später erfunden wurden. Stattdessen erscheinen sie als Berichte über ein Ereignis, das die ersten Christen tief geprägt hat.
UNTERSCHIEDE in den Berichten der Evangelisten
UNTERSCHIEDE in den Berichten der Evangelisten
Die Evangelien enthalten einige Unterschiede in ihren Berichten über das Leben und Wirken Jesu. Diese Unterschiede sind oft nicht Widersprüche, sondern eher Variationen in den Details, die die unterschiedlichen Perspektiven und Betonungen der jeweiligen Evangelisten widerspiegeln. Hier sind einige Beispiele von Unterschieden in den Berichten der Evangelisten:
1. Die Auferstehung Jesu
1. Die Auferstehung Jesu
Die Berichte über die Auferstehung Jesu in den Evangelien enthalten einige Unterschiede in den Details:
Wer geht zum Grab?
Matthäus (28,1) berichtet, dass Maria Magdalena und die andere Maria zum Grab gingen.
Markus (16,1) erwähnt Maria Magdalena, Maria, die Mutter von Jakobus, und Salome.
Lukas (24,10) nennt Maria Magdalena, Johanna, Maria, die Mutter von Jakobus, und andere Frauen.
Johannes (20,1) fokussiert sich nur auf Maria Magdalena.
Wann gehen die Frauen zum Grab?
Matthäus und Markus geben an, dass die Frauen „bei Anbruch des Morgens“ oder „früh am ersten Tag der Woche“ zum Grab gingen.
Lukas erwähnt, dass es „sehr früh“ war, als die Frauen zum Grab kamen, aber er betont nicht den genauen Zeitpunkt.
Johannes gibt an, dass Maria Magdalena „früh, als es noch dunkel war“, zum Grab kam.
Wer oder was sehen die Frauen im Grab?
Matthäus beschreibt ein Erdbeben und einen Engel, der den Stein wegwälzt und den Frauen sagt, dass Jesus auferstanden ist (Mt 28,2-6).
Markus beschreibt einen „jungen Mann in weißem Gewand“, der den Frauen die Nachricht überbringt (Mk 16,5).
Lukas spricht von „zwei Männern in leuchtend weißen Gewändern“, die den Frauen erscheinen und ihnen die Auferstehung ankündigen (Lk 24,4-5).
Johannes berichtet, dass Maria Magdalena zuerst einen „Engel in weißem Gewand“ im Grab sieht und dann Jesus selbst begegnet (Joh 20,11-14).
2. Die Kreuzigung Jesu
2. Die Kreuzigung Jesu
Die Berichte über die Kreuzigung Jesu unterscheiden sich ebenfalls in einigen Details:
Wer ist bei der Kreuzigung Jesu dabei?
Matthäus (27,55-56) erwähnt Maria Magdalena, Maria, die Mutter von Jakobus und Josef, sowie die Mutter der Söhne des Zebedäus.
Markus (15,40-41) nennt Maria Magdalena, Maria, die Mutter von Jakobus und Josef, und Salome.
Lukas (23,49) beschreibt, dass „alle seine Bekannten und die Frauen, die ihm von Galiläa nachgefolgt waren“, aus der Ferne zusahen.
Johannes (19,25) sagt, dass „die Mutter Jesu, ihre Schwester, Maria, die Frau des Klopas, und Maria Magdalena“ beim Kreuz standen.
Was sagt Jesus am Kreuz?
Matthäus und Markus berichten, dass Jesus mit den Worten „Mein Gott, mein Gott, warum hast du mich verlassen?“ (Mt 27,46; Mk 15,34) stirbt.
Lukas erwähnt, dass Jesus sagt: „Vater, vergib ihnen, denn sie wissen nicht, was sie tun“ (Lk 23,34) und später: „Vater, in deine Hände befehle ich meinen Geist“ (Lk 23,46).
Johannes berichtet, dass Jesus mit den Worten „Es ist vollbracht“ (Joh 19,30) stirbt.
3. Die Heilung von Blinden
3. Die Heilung von Blinden
Es gibt auch Unterschiede in den Berichten über die Heilung von Blinden:
Heilung eines Blinden bei Jericho:
Matthäus (20,29-34) berichtet von zwei Blinden, die am Straßenrand in Jericho sitzen und Jesus um Heilung bitten. Jesus heilt beide.
Markus (10,46-52) und Lukas (18,35-43) berichten ebenfalls von der Heilung eines Blinden in Jericho, aber Markus nennt nur einen Blinden, Bartimäus.
Heilung von Blindem in Bethsaida:
Markus (8,22-26) beschreibt die Heilung eines Blinden in Bethsaida in zwei Schritten, bei der der Blinde zunächst verschwommen sieht und dann klar sehen kann.
Matthäus erwähnt diese Heilung nicht.
4. Das letzte Abendmahl
4. Das letzte Abendmahl
Es gibt einige Unterschiede in der Darstellung des letzten Abendmahls:
Matthäus, Markus und Lukas berichten, dass Jesus beim letzten Abendmahl den Wein als „mein Blut des Bundes“ bezeichnet und den Brot als „mein Leib“ bricht.
Johannes enthält keine Institution des Abendmahls, sondern berichtet stattdessen von der Fußwaschung (Joh 13,1-20) und Jesu langen Abschiedsreden (Joh 13-17).
5. Die Genealogien Jesu
5. Die Genealogien Jesu
Die Evangelien Matthäus und Lukas enthalten unterschiedliche Genealogien von Jesus:
Matthäus (1,1-16) beginnt die Genealogie mit Abraham und führt sie über David bis zu Jesus. Matthäus stellt Jesu Abstammung über David und Abraham als besonders wichtig dar, um die messianische Linie zu betonen.
Lukas (3,23-38) führt die Genealogie ebenfalls zurück zu David, geht jedoch weiter zurück bis auf Adam. Zudem gibt es Unterschiede in den Namen zwischen den beiden Genealogien nach David (z.B. Matthäus nennt Salathiel und Zerubbabel, während Lukas andere Namen wie Simeon und Levi nennt).
Fazit
Fazit
Diese Unterschiede in den Evangelien reflektieren unterschiedliche Perspektiven, Zielgruppen und theologische Schwerpunkte der Evangelisten. Sie sind keine Widersprüche, sondern zeigen, wie verschiedene Augenzeugen oder Quellen dasselbe Ereignis auf ihre Weise erlebt und dargestellt haben. Diese Variationen erhöhen sogar die Glaubwürdigkeit der Berichte, da sie ein realistisches Bild von menschlicher Erinnerung und der Vielfalt der Zeugenperspektiven vermitteln.
Gleichnisse Jesu
Gleichnisse Jesu
Was sollen wir beachten, um die Gleichnisse besser zu verstehen?
Was sollen wir beachten, um die Gleichnisse besser zu verstehen?
1. Kontextualisierung: Die Gleichnisse Jesu sollten immer im Kontext des gesamten Evangeliums und des historischen Kontextes Jesu verstanden werden. Sie wurden oft in spezifischen Situationen erzählt, um auf bestimmte Themen oder Probleme zu antworten. Daher ist es wichtig, zu verstehen, was die Zuhörer damals wussten und welche Probleme oder Missverständnisse sie möglicherweise hatten.
2. Ziel und Botschaft: Die Gleichnisse Jesu haben in der Regel eine klare punktuele Botschaft. Es ist wichtig, den Hauptpunkt jedes Gleichnisses zu identifizieren, ohne in zu viele Details zu verlieren, die von dieser zentralen Botschaft ablenken könnten. Wir sollen sie mit dem gleichen Prinzip verstehen, sowie wir einen Witz verstehen. Die Pointe der Geschichte wird in der beabsichtigten Reaktion erkennbar und nicht in den Bezugspunkten.
Chuck Norris trägt keine Uhr. Er entscheidet, wie spät es ist!
Chuck Norris pustet keine Kerzen aus, die Flammen ersticken aus Ehrfurcht.
Chuck Norris isst keinen Honig, er kaut Bienen.
in mancher Hinsicht geht durch das Auslegen eines Gleichnisses sein eigentlicher Charakter verloren. Das Gleiche geschieht, wenn man einen Witz erklärt. Das, was einen Witz ausmacht und ihn komisch wirken lässt, ist die unmittelbare Reaktion des Zuhörers. Ein Zuhörer empfindet einen Witz gerade deshalb komisch, weil er den Kern spontan erfasst, sozusagen „gepackt“ wird. Ein Witz endet nicht so, wie man instinktiv erwartet, wenn man seinen Anfang hört. Das geschieht jedoch nur, wenn er die Anspielungen im Witz versteht. Wenn man ihm den Witz erst „auslegen“ muss, indem man diese Anspielungen erklärt, „packt“ der Witz den Zuhörer nicht und erreicht deshalb auch nicht dieselbe Qualität des Lachens. Wird der Witz erklärt, kann man ihn natürlich richtig verstehen, und er mag auch noch lustig sein (zumindest versteht man, worüber man hätte lachen sollen), aber er hat nicht mehr dieselbe Wirkung. Er funktioniert nicht mehr in derselben Weise.
Fee, Gordon D.; Stuart, Douglas. Effektives Bibelstudium: Die Bibel verstehen und auslegen (p. 222). (Function). Kindle Edition.
3. Vergleiche und Kontraste: Gleichnisse nutzen oft Vergleiche und Kontraste, um tiefergehende Wahrheiten zu vermitteln. Man soll aufpassen diese zu vereinfachen oder zu verallgemeinern. Es geht nicht immer um eine direkte Entsprechung zwischen jedem Detail des Gleichnisses und der realen Welt, sondern oft um größere Prinzipien oder das Wesen von Gottes Reich.
4. Vermeidung von Allegorisierungen: Viele Ausleger haben versucht, jedes Detail in einem Gleichnis symbolisch zu erklären, was die Botschaft des Textes verwässern kann.
5. Gegensätze und überraschende Wendungen: Viele Gleichnisse enthalten überraschende Wendungen oder stellen erwartete Normen in Frage. Diese Kontraste sind oft der Schlüssel zum Verständnis der radikalen Natur von Jesu Lehren. Die Zuhörer sollten erkennen, dass Jesus manchmal bewusst gegen soziale oder religiöse Konventionen spricht.
6. Herausforderung für den Hörer: Gleichnisse sind oft nicht nur zur Belehrung gedacht, sondern auch, um den Zuhörer herauszufordern und zum Nachdenken zu bringen. Sie sind nicht immer leicht verständlich und erfordern eine aktive Auseinandersetzung mit der Botschaft.
Beispiele
Beispiele
Kontextualisierung
Beispiel: Das Gleichnis vom verlorenen Sohn (Lukas 15,11-32)
Jesus erzählt dieses Gleichnis im Kontext der Pharisäer und Schriftgelehrten, die sich über seine Nähe zu Sündern und Zöllnern empörten. Das Gleichnis spricht direkt zu ihrer Haltung und verdeutlicht, dass Gott auch die Sünder liebt und zu ihnen zurückkehrt, wenn sie umkehren. Es muss im Kontext der damaligen jüdischen Erwartungen an Gerechtigkeit und Vergebung verstanden werden.
Ziel und Botschaft
Beispiel: Das Gleichnis vom Senfkorn (Matthäus 13,31-32)
Die Botschaft des Gleichnisses ist, dass das Reich Gottes klein beginnt, aber großes Wachstum und Einfluss hat. Der Hauptpunkt ist, dass Gottes Reich in der Welt sich zunächst unauffällig ausbreitet, aber letztlich alles übersteigt. Es geht nicht um die Details des Senfkorns, sondern um die Prinzipien des Wachstums des Reiches.
Vergleiche und Kontraste
Beispiel: Das Gleichnis vom barmherzigen Samariter (Lukas 10,25-37)
In diesem Gleichnis wird der Gegensatz zwischen dem barmherzigen Samariter und den beiden religiösen Führern (Priester und Levit) betont. Es zeigt, dass Nächstenliebe nicht an ethnische oder religiöse Grenzen gebunden ist. Der Vergleich zwischen den Erwartungen an religiöse Menschen und der unerwarteten Handlung des Samariters bringt die radikale Bedeutung des Reiches Gottes zur Geltung, wo Barmherzigkeit über religiöse Zugehörigkeit hinausgeht.
Vermeidung von Allegorisierungen
Beispiel: Das Gleichnis vom Sämann (Matthäus 13,1-23)
Einige haben versucht, jedes Detail dieses Gleichnisses allegorisch zu deuten (z. B. welcher Boden was symbolisiert), aber die zentrale Botschaft ist, wie Menschen auf das Wort Gottes reagieren. Es geht weniger um eine tiefere symbolische Bedeutung jedes Details, sondern um das Prinzip, dass das Wort Gottes in verschiedenen Herzen unterschiedliche Wirkungen hat.
Überraschende Wendungen
Beispiel: Das Gleichnis von den Arbeitern im Weinberg (Matthäus 20,1-16)
In diesem Gleichnis werden die Arbeiter, die den ganzen Tag gearbeitet haben, mit denjenigen, die nur eine Stunde gearbeitet haben, gleich behandelt. Diese unerwartete Wendung zeigt, dass Gottes Gnade und Belohnung nicht nach menschlichen Maßstäben erfolgen. Die Normen des Reiches Gottes widersprechen oft den irdischen Vorstellungen von Gerechtigkeit und Belohnung.
Herausforderung für den Hörer
Beispiel: Das Gleichnis von den zehn Jungfrauen (Matthäus 25,1-13)
Dieses Gleichnis fordert die Zuhörer zur Wachsamkeit und Vorbereitung auf das Kommen des Reiches Gottes auf. Es ist herausfordernd, weil es nicht nur um eine zukünftige Belohnung geht, sondern auch um die persönliche Verantwortung, im Glauben wachsam zu bleiben. Es fordert zur praktischen Anwendung der Bereitschaft und Disziplin im Glauben auf.
Jedes dieser Gleichnisse enthält ein Element, das mit den oben genannten Punkten verknüpft ist, und hilft dabei, das tiefere Verständnis von Jesu Lehren zu fördern.