Der lebendige Bau(meister)

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Der lebendige Stein

1. Petrus 2,4–5 SLT
Da ihr zu ihm gekommen seid, zu dem lebendigen Stein, der von den Menschen zwar verworfen, bei Gott aber auserwählt und kostbar ist, so lasst auch ihr euch nun als lebendige Steine aufbauen, als ein geistliches Haus, als ein heiliges Priestertum, um geistliche Opfer darzubringen, die Gott wohlgefällig sind durch Jesus Christus.
Ich weiß nicht wie viele lebendige Steine ihr schon gesehen habt? Im Zoo?
Ich schaufel im Garten gerade ein tiefes Loch. Einige Steine stören mich da. Ich hatte aber noch nie den Eindruck, dass einer der Steine lebt. Die liegen schon viele (hundert) Jahre dort. Tod.
Warum spricht Petrus hier von einem lebendigen Stein?
Das ist ein wesentliches Merkmal des Petrusbriefes: Er spricht von einer lebendigen Hoffnung (1 Petr 1,3) von dem lebendigen Wort Gottes (1 Petr 1,23) und jetzt auch von einem lebendigen Stein. Als Gegensatz zum früheren Zustand.
Petrus, wie jeder andere Jude, lebte in dieser Kultur mit ihren Traditionen, Festen und Ritualen (Arbeit, Familie, Gut&Böse, ...) aber es war alles tot.
Petrus spricht von 1. Petrus 1,18...eurem nichtigen, von den Vätern überlieferten Wandel,
Das ist die Sicht von außerhalb. Innerhalb macht das alles total Sinn.
Jede Gesellschaft findet einen Umgang für alles: Geschäfte abschließt, Reisen tätigt usw. - auch was gut und böse ist. Wie man die Rechtschafenen belohnt und die Bösen bestraft.
Dieses ganze System ist am Ende tot, weil es dem Tod folgt.
Mein Kollege (nicht gläubig) sagte mir in dieser Woche: Das Einzige was dir bei deiner Geburt sicher ist, ist das du sterben wirst.
Deshalb ist alles, was ein Mensch tut ganz fest mit dem Tod verbunden. z.B. Warum sollte er etwas tun, was über seinen Tod hinausgeht?
Wenn seine Hoffnung nur auf diesem irdischen Leben liegt, kann er versuchen es sich so gemütlich, wie irgend möglich zu machen (Guter Job, Aktien-Depots für das Alter), aber dann folgt ja sowieso der Tod und er kann nichts von seiner Mühe mitnehmen.
Das neue Leben ist ganz anders:
Es hat eine lebendige Hoffnung. Der Horizont ist unendlich weit nach Hinten geschoben. Es ist wirklich eine lebendige Hoffnung. Verglichen mit dem Alten ist es wirklich wie Tod und Leben.
Weil Jesus aus den Toten auferstanden ist und den Tod gesprengt hat, hat er damit auch die Barriere der Hoffnung (die nur für dieses Leben galt) gesprengt.
Selbst das Wort Gottes (in Form von Gesetzen) war tot, oder besser wie Paulus es in Röm 8,3 ausdrückt: kraftlos.
Röm 7,10: Es war zum Leben gegeben, aber erwies sich als todbringend.
In diesem neuen Leben, ist das Wort wirklich lebendig, weil es echtes neues Leben gibt.
1. Petrus 1,23 SLT
denn ihr seid wiedergeboren nicht aus vergänglichem, sondern aus unvergänglichem Samen, durch das lebendige Wort Gottes, das in Ewigkeit bleibt.
Er sagt: Weil Gottes Wort ewig bleibt und ihr durch dieses Wort wiedergeboren wurdet, werdet ihr ewig leben.
Jetzt spricht Petrus vom lebendigen Stein: Gemeint ist Jesus.
Wenn Petrus hier von dem lebendigen Stein spricht hat er auch im Sinn: Jesus war wirklich tot. Tot wie ein Stein in der Erde. So tot, dass nichts mehr zu machen ist. Dieser Mensch Jesus hat sein Leben ausgehaucht. Er wird nie wieder ein tröstendes Wort sagen, nie wieder ein einer armen Kreatur helfen, nie wieder der Anker und Bezugsperson für seine Jünger sein.
Wenn der Mensch tot ist, ist er wie ein Stein. Von einem Stein erwartet man auch nicht, dass er lebendig wird.
Aber der Geist Gottes hat ihn doch lebendig gemacht und all diese Dinge gebracht, die ich gerade schon erwähnt habe. Und vieles mehr.

Der Stein ist von den Menschen verworfen

Später unterscheidet Petrus die Mensche in Gläubige und Ungläubige. Hier aber spricht er allgemein von Menschen. Die Menschen haben das fleischgewordene Wort Gottes alle zusammen verworfen.
Das war schon im Garten Eden, wo Gott ihnen einen wunderbaren Garten gegeben hatte, den sie bebauen konnten, von dem sie genießen konnten. Nur ein Baum, von dem sollten sie nicht essen.
Sie haben Gottes Wort verworfen und sind eigene Wegen gegangen.
Mit dem fleischgewordenen Wort Gottes, Jesus Christus, sind wir Menschen darum genauso umgegangen.
Bei Gott ist dieser Stein aber auserwählt und kostbar.
Diesen Aspekt verfolgt Petrus gleich noch etwas weiter, aber er kommt jetzt erst einmal auf die Gläubigen zu sprechen.
Fürs Erste gilt: Die Menschen verwerfen Gottes fleischgewordene Wort, Jesus Christus: Dieser Stein taugt nicht: Nicht als Baustein, nicht als Zierstein. Er taugt zu gar nichts. Aber bei Gott ist dieser Stein auserwählt. Diesen hat Gott zum Sühnopfer bestimmt (Röm 3,25), dieser ist für Gott kostbar.

Lasst euch aufbauen

Jetzt werden die Gläubigen auch lebendige Steine genannt. Wie kommt das?
Wie in Adam alle Menschen gestorben sind, dem Tod verfallen sind, so leben alle Menschen, die in Christus sind.
Wenn für Jesus gilt, dass er wie ein Stein tot war und wieder lebendig gemacht wurde, werden auch alle anderen die in Jesus sind und tot sind, mit Christus lebendig gemacht (Eph 2,5).
Wir Gläubigen sind in Christus und damit lebendig. Lebendige Steine. Wir unterscheiden uns von dem Rest der Welt so gewaltig, wie sich Tod und Leben unterscheiden.
Der Rest der Welt versteht die Gläubigen nicht: Warum laufen sie ständig in die Kirche? Warum lesen sie ständig in diesem Buch? Warum geben sie einen Teil von ihrem Besitz ab? Usw?
Sie sind ja tot. Ein Stein in der Erde hat kein Verständnis für die anderen Steine? Einem Stein im Boden ist egal, ob noch andere Steine in der Nähe sind, ob er mit Hammer&Meißel bearbeitet wird oder ins Meer geworfen wird. Alles egal.
Aber die Gläubigen sind mit Christus lebendig gemacht und nehmen alle diese Dinge war.
Sie erkennen, dass sie früher tot waren, wie auch die anderen und jetzt leben.
Petrus sagt: Lasst euch aufbauen. Imperativ passiv.
Hier kommt eine Aufforderung. Endlich wird es praktisch. Aber wir sollen passiv sein.
Nicht der Stein sucht sich seinen Platz aus, sondern der Baumeister.
Ist das nicht egal? Es kann sich doch jeder selbst ein schönes Plätzchen aussuchen, oder? Hauptsache in der Mauer mit den anderen Steinen.
Die Bauweise in Israel (und anderswo in dem Gebiet) war eine Trockenbauweise mit Natursteinen. Also man hat keine Palette Kalk-Sandsteine bekommen, sondern hat mit Natursteinen gebaut. Da gehört viel mehr Erfahrung und Geschick dazu.
Heute muss man nicht sehr viel können. Auf dem Kirchbau haben die Bauleiter uns junge Jungs gelassen die Mauer zu bauen.
Wenn man die Steine falsch anordnet, fällt der ganze Bau zusammen.
Da hat ein Stein dann einen Bauch oder eine Kuhle, ein anderer eine Beule, sodass die ineinander passen. Einige sind größer und eignen sich eher für die unteren Reihen. Manche müssen erst noch behauen werden, damit die für den Bau taugen usw.
Jesus will die Gemeinde auch so anordnen wie ein Baumeister eine Mauer, sodass die Steine zueinander passen und ineinander greifen und ein stabiles und schönes Ganzes entsteht.
Die Aufforderung an uns lautet: Lasst euch aufbauen. Sperrt euch nicht.
Ich bin mir ziemlich sicher, dass genau deshalb einiges in den Gemeinden nicht rund läuft, weil man genau das nicht macht.
Da sind vielleicht dann doch menschliche Fähigkeiten mehr gefragt oder wie gut jemand auf einen “Posten” passt.
Oder es ist einfach zu anstrengend in diesem Dienst. Man will lieber etwas anderes machen.
Wir sollten für unsere Ältesten und die Brüder in der Verantwortung beten, dass sie in Weisheit dem Willen des Baumeisters folgen.
Es gilt aber auch für uns, dass wir uns aufbauen lassen. Da kann der Älteste oder der Jugendleiter bestimmt eine große Rolle spielen als Seelsorger bei dieser Frage, wo wir hingehören, aber i.d.R. liegt die Arbeit vor den Füßen, weil der Herr schon in einen Dienst stellt und wir sollen uns bereitwillig in Gottes Reich einbauen lassen.

Institutionen der Gemeinde

1. Petrus 2,5 SLT
so lasst auch ihr euch nun als lebendige Steine aufbauen, als ein geistliches Haus, als ein heiliges Priestertum, um geistliche Opfer darzubringen, die Gott wohlgefällig sind durch Jesus Christus.
Ein Jude wusste, dass er ein Jude ist. Warum? Seine Eltern waren Juden.
Dieses Volk der Juden war verbunden durch die gemeinsame Abstammung: Sie waren alle Abrahams Kinder.
Sie waren aber auch verbunden durch die vielen jüdischen Traditionen. Zur Zeit Jesu gab es viele vor allem griechische Einflüsse.
Aber es gab viele jüdische Traditionen, die fest mit den Geboten Gottes verbunden waren:
Nur die Juden, hatten den Tempel Gottes.
Nur die Juden lebten und pflegten den Priesterdienst in dieser Form.
Und vor allem der Opferdienst, der in jeder Familie gelebt wurde und einen großen Platz einnahm, machte ihnen ständig bewusst, dass sie Juden sind und keine Heiden.
Wer sind jetzt aber die Gläubigen? Das war eine wichtige Frage!
Sie haben keine einheitliche Nationalität und Sprache
Sie haben keinen gemeinsamen zentrale physischen Ort
Sie haben keine gemeinsame Vergangenheit, die sich in Traditionen ausdrückt
Sie haben doch überhaupt keine Wurzeln
Sind sie überhaupt so etwas wie eine Einheit?
Petrus sagt: Ja!
Und sie haben sehr wohl tiefe Wurzeln!
Es ist aber nicht wie sie es kannten: Kein physisches Haus, sondern ein geistliches.
Es ist nicht ein sichtbares Priestertum, sondern ein heiliges.
Es werden keine natürlichen Opfer dargebracht, die man sehen kann, sondern geistliche.
Man könnte jetzt noch tiefer eintauchen, was diese einzelnen Elemente alle bedeuten, aber der Hauptpunkt den Petrus sagen will, ist: Schon von Anfang an hat Gott das so vorgehabt und die alttestamentlichen Elemente waren nur Vorbilder.
Der Petrusbrief enthält mehr als 20 AT-Zitate und Andeutungen.
Diese junge Bewegung hat eine lange Geschichte und ist kein Unfall, sondern von Anfang an so von Gott geplant.
Das war vor allem bei den immer stärker werdenden Verfolgungen ein großer Trost für die Gläubigen.
Und noch etwas: Gott stellt sich ein neues Volk zusammen und sie sind Teil davon. Darum lasst euch aufbauen.
Und die Zugehörigkeit zu diesem neuen Volk bringt Menschen zusammen, die sich vorher vielleicht auf den Tod gehasst haben und vereint sie.
Notwendiger Weise trennt diese neue Zugehörigkeit aber auch Menschen, die vorher zusammengehört haben wie Pech und Schwefel. Es muss ja so sein.
Deswegen nennt Petrus die Gläubigen immer wieder Fremdlinge (1 Petr 1,1.17;2,11). Die alten Zugehörigkeiten halten nicht mehr.
Deshalb stehen wir einem Christen in Papua Neuguinea, den wir noch nicht einmal persönlich kennen, näher, als unserem ungläubigen Nachbarn, den wir jeden Tag sehen, vielleicht die Hecke zusammen schneiden, vielleicht sogar zusammen in den Urlaub fahren.
Es ist ein neuer Bau, es ist ein neues Volk, wir nennen uns Brüder und Schwestern. Das ist näher als jede andere Verbindung.

Bekräftigung aus dem AT

Petrus zeigt den Gläubigen, das ist alles schon so von Gott von Anfang an geplant worden.
1. Petrus 2,6 SLT
Darum steht auch in der Schrift: »Siehe, ich lege in Zion einen auserwählten, kostbaren Eckstein, und wer an ihn glaubt, soll nicht zuschanden werden«.
Der Eckstein war ein besonders wichtiger Stein, der unten lag und groß war und geeignet um mehrere Mauern miteinander zu verbinden. Wenn man hier ungenau gearbeitet hat und den falschen Stein benutzt ist die Mauer sehr schwach und kann sogar einstürzen.
Gott legt in Zion den Eckstein. Das war keine Idee von irgendjemand. Gott hat es so gewollt. Gott hat Christus dazu auserwählt. Dieser Eckstein ist kostbar.
Für alle die glauben ist er kostbar. Die kommen zu Jesus und finden den größten Schatz des Lebens.
Jesus vergleicht es einmal mit einem Kaufmann:
Matthäus 13,45–46 SLT
Wiederum gleicht das Reich der Himmel einem Kaufmann, der schöne Perlen suchte. Als er eine kostbare Perle fand, ging er hin, verkaufte alles, was er hatte, und kaufte sie.
Jeder der diesen Schatz gehoben hat und sich daran gefreut hat, will das auch andere diesen Schatz heben.
Vor allem bei Neubekehrten ist das oft zu beobachten: Sie wollen allen erzählen und sind sogar überrascht, dass die anderen das nicht annehmen. Wie kann man diesen Schatz nicht haben wollen?
1. Petrus 2,7–8 SLT
Für euch nun, die ihr glaubt, ist er kostbar; für die aber, die sich weigern zu glauben, gilt: »Der Stein, den die Bauleute verworfen haben, gerade der ist zum Eckstein geworden«, ein »Stein des Anstoßes« und ein »Fels des Ärgernisses«. Weil sie sich weigern, dem Wort zu glauben, nehmen sie Anstoß, wozu sie auch bestimmt sind.
Diese Menschen sehen den Stein, nehmen ihn und werfen ihn verächtlich wieder weg. Sie nehmen Anstoß. Sie finden nichts besonderes daran, sie ärgern sich sogar darüber und machen sich lustig.
Sie weigern sich dem Wort zu glauben und nehmen Anstoß.
Petrus sagt: Alles schon vorhergesagt. Sie sind dazu bestimmt.

Das überschwängliche Ende

Petrus ruft mit einem krönenden Abschluss noch einmal sehr wortgewaltig in Erinnerung, was die Gläubigen sind: Ihr aber...
Die Welt erkennt euch nicht. Sie haben ja auch nicht den Herrn erkannt. Vielleicht stellen die Gläubigen sich selbst sogar in Frage. Was ist mit mir los? Warum brechen meine alten Beziehungen alle auseinandern?
Bevor Petrus sie in V 11 daran erinnern, dass sie auf dieser Welt jetzt nur noch Gäste und Fremdlinge sind, ruft er in Erinnerung, wer sie wirklich sind:
1. Petrus 2,9 SLT
Ihr aber seid ein auserwähltes Geschlecht, ein königliches Priestertum, ein heiliges Volk, ein Volk des Eigentums, damit ihr die Tugenden dessen verkündet, der euch aus der Finsternis berufen hat zu seinem wunderbaren Licht
Da sind wieder einige Begriffe darin, die es sich auch lohnen würde, näher zu untersuchen, aber die Hauptaussage ist:
Ihr seid bei Gott auserwählt
ihr seid königlich
ihr seid heilig.
Ihr seid Gottes Eigentum.
Er hat euch aus der Finsternis zu seinem wunderbaren Licht berufen.
Es gab eine Zeit, da ward ihr nichts. Nichts besonderes. Kein besonderes Volk. Jetzt seid ihr Gottes Volk.

Warum?

Damit ihr die Tugen Gottes verkündigt. Seine Herrlichkeiten. Seine Tüchtigkeit. Seine Meisterschaft.
An wen? An die Ungläubigen?
An allen! Ungläubige und Gläubige. Wie einst der ganze Tempeldienst mit seinen Priestern und Opfern dafür da war, dass Gott angebetet wird, so haben die Gläubigen jetzt vor allem diese Aufgabe.
Petrus schließt diesen Abschnitt mit 1 Petr 2,10
1. Petrus 2,10 SLT
– euch, die ihr einst nicht ein Volk wart, jetzt aber Gottes Volk seid, und einst nicht begnadigt wart, jetzt aber begnadigt seid.
Jetzt seid ihr begnadigt. Das ist der Kern des 1 Petrusbriefes. Darum schrieb Petrus diesen Brief (1 Petr 5,12).
Sie sollen wissen, dass sie begnadigt sind. Sie sollen fest darin stehen.
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