Gemacht für mehr – mehr als du denkt

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Kennst du dieses leise Gefühl, das sich manchmal meldet – mitten im Alltag, mitten im Lärm, mitten im scheinbaren „Genug“? Du hast einen vollen Kalender, du dienst treu in der Gemeinde, du betest, du gibst – und doch bleibt da diese innere Stimme: „War das alles?“
Vielleicht spürst du es sonntags. Du sitzt an einem Sonntagnachmittag auf dem Sofa. Die Gemeinde war gut besucht, die Predigt war nicht schlecht, der Kaffee danach war warm. Und trotzdem – irgendwo da drin – spürst du diese leise Unruhe. Dieses: „War das alles?“ So wie wenn du satt bist – und doch hungrig bleibst. Es bleibt da eine Lücke. Oder wenn du Bibel liest, aber es scheint, als würde dich nichts wirklich erreichen. Oder du engagierst dich leidenschaftlich – aber im Stillen fragst du dich, ob es mehr gibt als Programme, Pläne und Pflichterfüllung. Ich glaube: Diese Frage nach dem „Mehr“ ist kein Zeichen von Undankbarkeit. Es ist eine Einladung. Nicht zu mehr Terminen. Nicht zu mehr Anstrengung. Sondern zu mehr von Jesus. Heute geht es nicht um ein neues Gemeindemodell, nicht um einen Appell zum Höher-Schneller-Weiter. Heute geht es um dich. Und um uns. Denn wenn das stimmt, was Paulus im Epheserbrief schreibt, dann haben wir etwas übersehen. Etwas Entscheidendes. Etwas Kraftvolles. Etwas, das unsere Sicht auf Gemeinde und auf uns selbst radikal verändern kann. Bist du bereit? Dann lass uns gemeinsam entdecken, warum du – ja, du – für mehr gemacht bist.
Aber wenn wir wirklich für mehr gemacht sind – warum leben wir dann oft so, als müssten wir uns alles selbst verdienen? Warum fühlt sich Gemeinde manchmal mehr nach Pflicht als nach Kraftquelle an? Vielleicht liegt es daran, dass wir an der falschen Stelle suchen. Wir verwechseln „mehr von Jesus“ mit „mehr Einsatz“. Und genau da fängt das Problem an. Oder vielleicht sind wir so überfrachtet mit den Dingen, dass wir eine Art Verstopfung haben und deswegen kein Durchfluss von Gottes Gegenwart mehr spüren können. Und genau hier liegt auch ein Problem!

Problem – Mehr Anstrengung statt mehr Jesus

Viele Christen meinen – wahrscheinlich auch eher unbewusst –, sie müssten Gott beeindrucken. Mit vollem Einsatz, mit Disziplin, mit Leistung. Also schrauben wir die Erwartungen hoch, schreiben To-do-Listen, füllen Gemeindetermine – und wundern uns, wenn die Freude auf der Strecke bleibt. Und viele denken dann, sie müssen sich noch mehr anstrengen, Gottes Gegenwart zu spüren. Und sie hängen sich noch mehr rein. Vielleicht kennst du so einen Menschen – immer engagiert, immer bei jeder Aktion dabei, immer ein Ja auf den Lippen. Aber wenn man genauer hinschaut, sind die Augen müde. Die Folge? Erschöpfung statt Begeisterung. Frust statt Fülle. Wie ein Hamster im Laufrad – schneller, härter, weiter – aber am Ende immer noch am gleichen Ort. Entweder brennen wir dann aus – oder wir schalten ab. Dann beobachten wir die Gemeinde wie ein Zuschauer ein Theaterstück. Wir sind da, aber nicht mehr beteiligt. Und das Tragische: Wir halten diesen Zustand für normal. Dabei beginnt Paulus den Epheserbrief ganz anders. Er startet nicht mit einem „Tut mehr!“ oder „Strengt euch an!“. Er setzt den Fokus ganz auf Jesus – auf das, was er getan hat. Nicht auf unser Tun, sondern auf sein Sein. Nicht auf Leistung, sondern auf Fülle. Denn Paulus wusste: Wer seine Identität nicht kennt oder aus den Augen verloren hat, wird immer kämpfen, um sich selbst zu beweisen oder das Mehr zu erarbeiten. Und genau da setzt das Evangelium an.

Wahrheit – Jesus ist mehr

Stell dir das einen Moment lang vor: Die Gemeinde – also wir – sind nicht einfach eine Gruppe gutmeinender Christen, die versuchen, irgendwie durchzukommen. Wir versuchen nicht einfach den Laden am Laufen zu halten. Wir sind nicht ein kirchlicher Verein mit spiritueller Agenda. Wir sind der Leib Christi. Paulus schreibt es so klar in Epheser 1,23: „Die Gemeinde ist sein Leib, die Fülle dessen, der alles in allen erfüllt.“ Das ist atemberaubend. Jesus – der erhöhte, lebendige Sohn Gottes – erfüllt alles, überall, mit seiner Gegenwart. Und wir sind sein Leib – Träger seiner Fülle. Wie bitte? Du und ich – Träger der Fülle Jesu? Ja. Denn das Evangelium beginnt nicht mit einem Arbeitsauftrag, sondern mit einer Identitätszusage. Paulus macht das in den Versen davor deutlich:
Gott hat dich adoptiert.
In Epheser 1,4-5 steht: „Denn in Christus hat er uns schon vor Gründung der Welt erwählt, einmal heilig und tadellos vor ihm zu stehen. Und aus Liebe hat er uns schon damals dazu bestimmt, durch Jesus Christus seine Kinder zu werden [im griechischen steht: adoptieren]. Das war sein eigener gnädiger Wille.“ Noch bevor du überhaupt geboren wurdest, hatte er dich im Blick. Er wollte dich. Nicht wegen deiner Leistung, sondern aus Liebe. Wenn Paulus von Adoption spricht, dann meint er nicht einfach ein neues Mitglied in einem Verein. Adoption im Neuen Testament war etwas Gewaltiges: Ein Adoptierter im römischen Recht bekam alle Rechte eines leiblichen Sohnes. Er wurde vollständig Teil der Familie – mit Erbe, Schutz und Namen. Das heißt: Gott hat dich nicht aus Mitleid aufgenommen. Er hat dich gewählt. Ganz bewusst. Nicht weil du perfekt wärst. Nicht weil du „gut genug“ wärst. Sondern weil er dich lieben wollte. Stell dir ein Waisenkind vor, das lange gedacht hat: „Mich will sowieso niemand.“ Und plötzlich kniet sich jemand vor ihm nieder, schaut es an und sagt: „Ich will dich. Dich ganz.“ So hat Gott dich angeschaut – bevor du je eine Leistung gebracht hast. Das ist Adoption: Du bist kein Zufall. Du bist kein Projekt. Du bist ein gewolltes Kind Gottes – mit allen Rechten und der vollen Liebe des Vaters.
· Jesus hat dich erlöst.
In Epheser 1,7 steht. „Durch ihn, der sein Blut für uns vergossen hat, sind wir erlöst; durch ihn sind uns unsere Verfehlungen vergeben. Daran wird sichtbar, wie groß Gottes Gnade ist.“ Mit seinem Blut hat er dich freigekauft – nicht, weil du perfekt bist, sondern weil du verloren warst. Das Wort „Erlösung“ stammt aus der Welt der Sklavenmärkte. Damals war es Alltag: Menschen wurden gekauft und verkauft wie Ware. Aber: Man konnte auch jemanden freikaufen. Man konnte den vollen Preis bezahlen – und damit einen Sklaven freisetzen. Genau das hat Jesus für dich getan. Er hat nicht einfach einen guten Wunsch gehabt. Er hat den höchsten Preis gezahlt: Sein eigenes Blut am Kreuz. Stell dir einen Menschen vor, der in Ketten liegt. Kein Entkommen, keine Chance. Und dann kommt einer – legt einen unglaublichen Preis auf den Tisch – und sagt: „Du bist frei. Die Ketten sind ab.“ Das ist Erlösung: Du gehörst nicht mehr der Sünde. Du gehörst nicht mehr der Scham. Du gehörst nicht mehr deinen Fehlern. Jesus hat dich freigekauft – damit du frei leben kannst. Nicht als perfekter Christ, sondern als erlöster Mensch.
Der Heilige Geist hat dich versiegelt.
In Epheser 1,13 steht: „Auch ihr gehört jetzt zu Christus. Ihr habt die Botschaft der Wahrheit gehört, das Evangelium, das euch Rettung bringt. Und weil ihr diese Botschaft im Glauben angenommen habt, hat Gott euch – wie er es versprochen hat – durch Christus den Heiligen Geist gegeben. Damit hat er euch sein Siegel aufgedrückt, ´die Bestätigung dafür, dass auch ihr jetzt sein Eigentum seid`.“ Er lebt in dir, er erinnert dich daran, wem du gehörst, und er bewahrt dich – egal, was kommt. Im Alten Rom bedeutete ein Siegel etwas sehr Bedeutendes. Ein Siegel war nicht nur eine Unterschrift. Es war ein Zeichen für Eigentum, Echtheit und Schutz. Wenn ein Kaiser ein Dokument versiegelte, konnte niemand es ungültig machen. Wer das Siegel anrührte, stellte sich gegen die volle Autorität dahinter. Paulus sagt: Der Heilige Geist ist das Siegel auf deinem Leben. Das heißt: Du bist echt. Kein Betrug, kein Spiel. Du bist geschützt. Keine Macht der Welt kann dich Gott entreißen. Du gehörst unwiderruflich zu seinem Reich. Stell dir ein wertvolles Paket vor. Es wird sorgfältig verpackt, ein königliches Siegel wird darauf gedrückt – und von diesem Moment an ist jedem klar: „Das gehört dem König. Wer das beschädigt, legt sich mit dem König selbst an.“ So trägt dein Leben das Siegel Gottes. Der Heilige Geist lebt in dir – und damit ist deine Zukunft bei Gott sicherer als alles, was du je greifen kannst.
Das ist deine wahre Identität. Nicht dein Beruf, nicht dein Ruf, nicht dein Versagen. Du bist ein adoptiertes, erlöstes und versiegeltes Kind Gottes. Und wenn das stimmt – wenn Jesus wirklich alles erfüllt – dann bist du gemacht für mehr. Nicht für mehr Stress, sondern für mehr Christus.

Anwendung – Wie wir mehr von Jesus erleben

Wenn Jesus alles ist – und wir seine Fülle tragen – dann ist die entscheidende Frage: Wie wird dieses „Mehr“ in meinem Alltag sichtbar? Nicht mit noch mehr Aktivität. Nicht mit noch höheren Ansprüchen. Sondern mit einem anderen Fokus.

1. Weniger Leistung – mehr Beziehung

Du musst Gott nicht beeindrucken. Du darfst ihn erleben. Das geschieht nicht in erster Linie durch Projekte, sondern durch Nähe. Durch echte, gelebte Beziehung:
ein ehrliches Gebet beim Zähneputzen,
ein stiller Moment im Auto,
ein Vers auf dem Küchentisch, der dich den Tag über begleitet. Beziehung heißt nicht: mehr Zeit – sondern: mehr Präsenz.
Vielleicht sieht dein Morgen chaotisch aus: Brotdosen werden befüllt, Schuhe gesucht, ein Kind fragt nach der vergessenen Hausaufgabe, das Telefon klingelt. Gerade in solchen Momenten – wenn keine Zeit bleibt, die Bibel aufzuschlagen oder lange Gebete zu sprechen – kann ein leiser Satz wie ein Anker wirken: „Jesus, sei heute meine Geduld.“ Ein einfacher, ehrlicher Gedanke, mitten im ganz normalen Wahnsinn. Und manchmal bewirkt genau dieser eine Atemzug in Gottes Richtung mehr, als eine perfekt geplante Gebetszeit je könnte.

2. Weniger „Kirche als Konsum“, mehr „Kirche als Ausdruck“

Gemeinde ist nicht das, was „vorne“ passiert – sondern das, was Jesus durch dich tut. Du bist kein Zuschauer. Du bist ein Teil seines Leibes. Ein Finger, ein Fuß, ein Herzschlag. Was wäre, wenn du den Sonntagsgottesdienst nicht mit der Frage betrittst: „Was bekomme ich heute?“ … sondern mit der Frage: „Jesus, was willst du heute durch mich geben?“
Manchmal reicht schon ein kleines bisschen Aufmerksamkeit: Nach dem Gottesdienst stehst du beim Ausgang, der Kaffee in der Hand, das Gespräch mit Freunden läuft locker dahin. Und dann siehst du jemanden am Rand stehen – etwas verloren, den Blick suchend. Ein kurzer Moment der Entscheidung: Bleibst du bei deinem Kreis, oder gehst du auf diese Person zu? Ein einfaches Lächeln, eine Begrüßung, vielleicht eine kurze Frage: „Schön, dass du da bist – willst du dich ein wenig dazusetzen?“ Und genau so, ohne große Bühne und ohne Mikrofon, wird Jesus sichtbar. Nicht, weil du etwas Außergewöhnliches getan hast – sondern weil du sein Herz gespiegelt hast.

3. Weniger Planen – mehr Fragen

Wir lieben Kontrolle. Aber Jesus liebt Vertrauen. Was würde passieren, wenn wir ihn öfter fragen:
„Jesus, wo willst du heute durch mich wirken?“ Vielleicht ist es ein Anruf, ein Lächeln, eine Einladung. Vielleicht einfach nur: Zuhören. Vielleicht hast du deinen Tag gut durchgetaktet: Einkauf, Termine, Kinder abholen, Haushalt. Alles läuft nach Plan – bis plötzlich der Gedanke auftaucht: „Ruf doch mal … an.“
Vielleicht schiebst du ihn erst weg, weil du keine Zeit hast. Aber irgendetwas drängt: „Jetzt wäre der richtige Moment.“ Also nimmst du dir die zwei Minuten, greifst zum Telefon – und am anderen Ende der Leitung hörst du einen Menschen, der genau in dieser Stunde jemanden gebraucht hat. Keine große Aktion. Kein dramatisches Wunder. Nur ein kleiner Moment, in dem Jesus durch dich wirken durfte, weil du gefragt und gehört hast.
Diese Punkte sind keine weiteren Pflichten. Sie sind Einladungen. Einladungen, in dem zu leben, was längst in dir angelegt ist: Die Fülle Jesu.

Herausforderung – Der erste Schritt ins Mehr

Vielleicht spürst du beim Zuhören: „Ja, das will ich. Ich will dieses Mehr. Ich sehne mich nach einer lebendigen Beziehung zu Jesus – nicht nach einem frommen Pflichtprogramm.“ Dann frag dich heute: Was wäre, wenn du einfach den ersten Schritt gehst? Nicht zehn auf einmal. Nur den ersten. Gott fragt nicht nach einem Sprint. Er lädt dich zu einem Schritt mit ihm ein. Ein kleiner Anfang kann eine große Wirkung haben. Ganz konkret: Starte jeden Tag in der kommenden Woche mit einem einfachen, ehrlichen Gebet. Keine großen Worte. Keine komplizierte Form. Nur dieser eine Satz: „Jesus, erfülle mich heute mit deiner Fülle. Zeige mir, wo du durch mich wirken willst.“ Sprich’s aus, vielleicht beim Aufstehen. Vielleicht während der ersten Kaffeetasse. Vielleicht im Auto oder beim Schuheanziehen. Und dann – hör hin. Sei offen. Denn Gott redet. Und wenn du lernst, ihn mitten im Alltag zu entdecken, dann wird das Mehr, das du suchst, nicht etwas sein, das du leisten musst – sondern etwas, das du empfängst.

Abschluss

Stell dir vor, wie es wäre, wenn unsere Gemeinde nicht von Druck, sondern von Fülle bewegt wird. Nicht vom Gefühl „Wir müssen mehr machen“, sondern von der tiefen Gewissheit: „Jesus ist da – und er ist genug.“Stell dir eine Gemeinde vor, in der nicht jede Lücke sofort mit Aktivität gefüllt wird, sondern mit Gebet. In der nicht Programme das Zentrum bilden, sondern Menschen, die sich von Christus erfüllen lassen. Eine Gemeinde, in der du nicht überfordert bist, sondern gestärkt. Nicht Zuschauer, sondern Mitträger. Nicht ein Tropfen auf dem heißen Stein – sondern ein Licht, das von der Fülle Jesu leuchtet. Denn genau das ist das Ziel. Nicht, dass du dich beweist – sondern dass Christus in dir sichtbar wird. „Die Gemeinde ist sein Leib, die Fülle dessen, der alles in allen erfüllt.“ (Epheser 1,23)
Du bist kein Platzhalter. Du bist kein Name auf einer Liste. Du bist gemacht für mehr. Nicht mehr Leistung. Mehr Jesus.

Fragen zur persönlichen Reflexion und für den Hauskreis/die Kleingrupp

Einstieg

Wann hast du zuletzt gedacht: „Irgendwie fehlt noch etwas, obwohl alles gut läuft“?

Fragen zur Predigt und zu den Bibelversen

Adoption (Epheser 1,4–5):
Was bedeutet es für dich, dass Gott dich bewusst erwählt hat?
Wo suchst du noch nach Annahme durch Leistung?
Erlösung (Epheser 1,7):
Wie verändert es dein Denken, dass Jesus dich vollständig freigekauft hat?
Gibt es „Ketten“, von denen du dich neu befreien lassen musst?
Versiegelung (Epheser 1,13–14):
Was bedeutet es, durch den Heiligen Geist versiegelt zu sein?
Wo möchtest du mehr Vertrauen in deine Sicherheit in Christus entwickeln?

Weiterführende Fragen

In welchem Bereich lebst du eher aus eigener Anstrengung statt aus der Fülle Jesu?
Wo erlebst du Gemeinde als Pflicht – und wo als Ausdruck von Jesu Fülle?
Was hält dich manchmal zurück, dich als Teil von Jesu Leib zu sehen?

Anwendungsfragen

Welche kleine Gewohnheit kannst du ab morgen einüben, um mehr Raum für Jesus zu schaffen?
Wem könntest du diese Woche bewusst dienen – durch einen einfachen Akt der Aufmerksamkeit?
Was ist dein persönliches Gebet für die Woche: „Jesus, erfülle mich heute mit deiner Fülle. Zeige mir, wo du durch mich wirken willst.“
Abschlussimpuls
Stell dir deine Woche als Raum vor, den Jesus mit seiner Fülle füllen will. Bist du bereit, weniger zu leisten
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