Brot. Schlüssel. Jacke. – Erntedank als Diakonie vor Ort

Sermon  •  Submitted   •  Presented
0 ratings
· 16 views
Notes
Transcript

Brot. Schlüssel. Jacke. – Erntedank als Diakonie vor Ort

Teilen ist die Form des Dankens

Einstieg – „Drei Dinge auf dem Gabentisch”

Gegenstände bereitstellen: ein Brotlaib, ein Schlüsselbund, eine Jacke/Decke. Gut sichtbar hinlegen.
Einleitung: „Drei Dinge sagen heute mehr als tausend Worte: Brot, Schlüssel, Jacke. Brot – weil Gott uns täglich versorgt. Schlüssel – weil ein Zuhause schützt. Jacke – weil Wärme Würde ist. Genau diese drei Linien zieht Jesaja: ‚Brich dem Hungrigen dein Brot, führe die im Elend ohne Obdach ins Haus, kleide den Nackten.‘ (Jes 58,7) Erntedank ist nicht Deko, sondern Auftrag. Hören wir den Text.“
Jesaja 58,7–12 BB
7 Teil dein Brot mit dem Hungrigen, nimm die Armen und Obdachlosen ins Haus auf. Wenn du einen nackt siehst, bekleide ihn, und entzieh dich nicht deinem Nächsten! 8 Dann bricht dein Licht hervor wie die Morgenröte, und deine Heilung schreitet schnell voran. Deine Gerechtigkeit zieht vor dir her, und die Herrlichkeit des Herrn folgt dir nach. 9 Dann antwortet der Herr, wenn du rufst. Wenn du um Hilfe schreist, sagt er: Ich bin für dich da! Schaff die Unterdrückung bei dir ab, zeig auf niemanden mit dem Finger und unterlass üble Nachrede. 10 Nimm dich des Hungrigen an und mach den Notleidenden satt. Dann strahlt im Dunkeln ein Licht für dich auf. Die Finsternis um dich herum wird hell wie der Mittag. 11 Der Herr wird dich immer und überall führen. Er wird dich auch in der Dürre satt machen und deinen Körper stärken. Dann wirst du wie ein gut bewässerter Garten sein, wie eine Quelle, die niemals versiegt. 12 Du wirst Stätten wieder aufbauen, die seit Langem in Trümmern liegen. Grundmauern aus vergangenen Zeiten wirst du wieder herstellen. Dann wird man über dich sagen: Das ist der, der die Mauerlücken schließt und unwegsames Land wieder bewohnbar macht.
Liebe Gemeinde, legen wir fünf Wegweiser, die in unserem heutigen Bibelwort vorkommen, auf den Erntedanktisch:
Erstens: Teilen. Nicht nur zeigen, sondern brechen und weiterreichen. Erntedank ist keine Vitrine, sondern Bewegung vom Tisch zum Nächsten.
Zweitens: Die Umhergetriebenen. Gemeint sind Menschen, die durchs Netz fallen: Geflüchtete, verdeckte Armut im Alter, Alleinerziehende, Verschuldete, Menschen in psychischer Not. Der Text schaut genau hin und wir mit ihm. Wer fällt bei uns durchs Netz?
Drittens: Eigenes Fleisch. Der Nächste ist nicht „irgendwer“, sondern zu mir gehörig. Das ist radikale Solidarität: Ich erkenne im Anderen mein eigenes Fleisch. Daran misst Gott unsere Frömmigkeit.
Viertens: Dann. An dieses kleine Wort knüpft der Prophet Jesaja die Verheißungen: Licht, Heilung, Leitung. Das ist kein Tauschgeschäft – nicht: Wir tun A, Gott liefert B. Es ist die Erfahrung, die dort wächst, wo Barmherzigkeit wirklich gelebt wird.
Fünftens: Ausbesserer der Breschen. So nennt Gott Menschen, die Risse schließen: in Beziehungen, in Nachbarschaften, zwischen Arm und Reich, Jung und Alt. Gott ruft uns nicht an den Rand, sondern in die Lücke – mit der Zusage: Vor dir geht Gerechtigkeit, hinter dir schließt seine Herrlichkeit den Zug.
Darum sage ich heute den Kernsatz dieser Perikope so: Wahres Fasten, wahres Danken — das ist praktische Barmherzigkeit. Dann bricht Gottes Licht auf (Jes 58,8–12). Nehmen wir dieses „Dann“ mit in unsere Woche — als Schlüssel, den wir wirklich benutzen.“
Und wenn dieses kleine Dann der Schlüssel ist – wohin führt er uns als Erstes? Zu dem, was direkt vor uns liegt: dem Erntedanktisch und den Geschichten dahinter. Schauen wir ehrlich hin: Wo öffnet sich Dank – und wo klemmt noch die Tür?
Wofür danken wir heute? Wir könnten aufzählen: Brot und Obst, Regen zur rechten Zeit, Hände, die gearbeitet haben, Menschen, die mit uns teilen, Momente von Frieden – dort, wo er uns geschenkt ist. Der Erntedanktisch erzählt davon.
Und doch: In unserem Ort gibt es auch Dürre – nicht nur auf den Feldern. Da ist die finanzielle Dürre: Rechnungen, die schwerer werden als die Einkaufstasche. Da ist seelische Dürre: Einsamkeit, Erschöpfung, die Nächte lang macht. Da ist gesundheitliche Dürre: Diagnose, Wartezimmer, die Frage, wie es weitergeht. Erntedank ist ehrlich: Dank und Mangel stehen heute nebeneinander, oft im selben Leben, manchmal sogar im selben Herzen.
Was heißt das für uns? Es heißt: Wir danken ohne zu beschönigen. Wir danken und wir tragen. Wir sagen: „Danke, Gott – und erbarme dich.“ Dank ist heute kein Luftschloss, sondern Boden unter den Füßen. Und genau hier setzt Jesaja an: Geteilter Dank. Dank, der nicht in der Vitrine bleibt, sondern vom Tisch herunter in die Hände wandert.
Vielleicht beten Sie heute so: „Gott, du hast mir gegeben. Zeig mir, mit wem ich teilen soll.“ Vielleicht heißt geteilte Dankbarkeit für Sie: einen Platz am Tisch freihalten; eine Tüte einkaufen und abgeben; einen Anruf, der Wärme bringt; eine Stunde zuhören; eine Jacke, die wirklich wärmt. Erntedank ist kein Selbstlob, sondern Antwort: „Brich dem Hungrigen dein Brot.“
Darum sprechen wir es beides aus: Danke für alles, was trägt. Erbarme dich über alles, was dürre ist. Und wir lassen uns rufen – hinein in den geteilten Dank, von dem Jesaja spricht.“
„Wie drücken wir unseren Dank praktisch aus? Drei einfache Wege liegen vor uns: Brot, Schlüssel, Jacke – und dazu ein vierter, leiser Weg: unsere Worte. Und das geht nicht nur innerhalb kirchlicher Projekte, sondern auch ganz alltagsnah beim Einkaufen.
Erstens: Brot. Teilen beginnt dort, wo ich ohnehin bin: im Supermarkt. Viele Märkte – bieten regelmäßig Spendentüten für die Tafel an. Nehmen Sie beim nächsten Einkauf eine Tüte extra mit oder legen Sie haltbare Lebensmittel in die Sammelbox. Wer mag, spendet den Pfandbon am Leergutautomaten – eine kleine Geste, die sich summiert. Teilen ist kein Großprojekt, sondern eine Gewohnheit.
Zweitens: Schlüssel. Türen sind zum Aufschließen da. Bei uns heißt das sehr konkret:Tee-Mobil im Kirchenkreis. Wir verteilen kostenlos: Brot und Backwaren, Obst und Gemüse, Milchprodukte usw., Hygieneartikel, Artikel und Informationen zur Gesundheitsvorsorge und darüber hinaus auch Tierfutter für die „Vierbeiner“ in den Wohnungen. Bei diesen Touren besteht immer auch die Möglichkeit, auf aktuelle Probleme einzugehen und notwendige Hilfskontakte aufrechtzuerhalten oder an andere Hilfsangebote weiterzuvermitteln. Dieses Projekt lässt sich nur durch Geld - und Sachspenden und anderer Unterstützung weiterführen. Der Schlüssel klappert nicht nur – er öffnet Wege.
Drittens: Jacke. Wärme ist Würde. Keine Kleiderkammer? Dann bringen wir die Wärme direkt: Wärme-Pakete mit Mütze, Schal, Handschuhen und warmen Socken; gern eine kleine Wärmflasche dazu. Zusätzlich beteiligen wir uns an ‚Weihnachten im Schuhkarton‘: wertige Inhalte, sorgfältig gepackt. Und wieder der Blick in den Markt: Viele Filialen haben saisonale Geschenk- oder Wunschbaum-Aktionen – einfach mitmachen und zugleich in der Gemeinde sammeln, damit der Bus versorgt bleibt.
Und viertens: unsere Worte. Dank ist auch eine Sprache. Wir üben: weniger Fingerzeigen, mehr Worte, die sättigen. Ein Anruf: „Was brauchst du?“ Ein Satz an der Kasse: „Ich übernehme heute das Aufrunden.“ Ein Gespräch, das aufrichtet statt abwertet. Manchmal ist das die größte Spende.
Darum meine Einladung für die nächste Zeit: – Beim Einkauf: eine Spendentüte oder den Pfandbon spenden. – Für den Bus: eine Kanne Tee, ein Hygiene-Kit, eine Snack-Box. – Wärme: ein Wärme-Paket oder ein Schuhkarton-Päckchen. – Ein Satz, der satt macht.
Und nun hören wir Jesaja an dieses kleine Wort ‚Dann‘ knüpft. Vorweg ganz klar: Das ist kein Handel. Wir kaufen Gottes Segen nicht mit guten Taten. Es ist vielmehr die Erfahrung, die sich dort einstellt, wo Barmherzigkeit gelebt wird.
Dann wird dein Licht aufgehen wie die Morgenröte. Licht heißt: Orientierung. Nicht plötzliches Flutlicht für das ganze Leben, sondern die nächste Stufe auf der Treppe. Wer teilt, merkt oft: Prioritäten sortieren sich. Termine, die mich leer machen, verlieren Macht; Wege, die Leben schenken, werden sichtbarer. Manchmal ist dieses Licht schlicht ein Gedanke im Supermarkt: „Nimm die Spendentüte mit.“ Manchmal ist es der Entschluss: „Ich gehe heute beim Bus mit.“ Und plötzlich weiß man den nächsten Schritt.
Dann sprosst Heilung. Heilung – das klingt groß. Ich formuliere vorsichtig: Innere Stärkung wächst, wo wir andere aufrichten. Zynismus trocknet aus, wenn wir gestalten statt klagen. Verbitterung verliert Boden, wenn wir nicht nur über Mangel reden, sondern teilen. Das nimmt Leid nicht weg, aber es entgiftet die Seele. Manchmal heilt Gott unser Innen, während unsere Hände nach außen helfen.
Dann geht deine Gerechtigkeit vor dir her. Gerechtigkeit – das ist nicht mein Rechthaben, sondern Gottes gute Ordnung, die neu ausrichtet. Josef sagt es einmal so: „Ihr hattet Böses im Sinn, Gott aber hat es gut gemacht – um Leben zu erhalten“ (1. Mose 50,19–21). Das ist kein romantischer Blick über Verletzungen hinweg. Es ist die nüchterne Hoffnung: Gott kann aus meiner Kränkung einen Auftrag machen. Weg vom ständigen Zurückschauen – hin zu dem, was jetzt zu tun ist.
Dann antwortet Gott: ‚Hier bin ich.‘ Was für ein Satz! Nicht: „Ich melde mich.“ Sondern: „Jetzt. Bei dir.“ Viele erleben das leise: ein Frieden im Beten, der nicht von mir kommt; ein Wort aus der Schrift, das genau trifft; ein Mensch, der im richtigen Moment klingelt. Und manchmal ist Gottes „Hier bin ich“ ganz handfest: eine Tür geht auf, obwohl sie zu schien.
Dann wird der HERR dich leiten und dich in der Dürre sättigen; du wirst sein wie ein bewässerter Garten. Das ist kein Dauer-High, sondern Verlässlichkeit. Ein Garten hat Jahreszeiten, auch Ruhephasen – und doch trocknet er nicht aus, weil eine Quelle ihn speist. So verspricht Gott: Ich gebe dir genug für heute. Ein Wort, eine Kraftreserve, eine Idee. Du musst nicht alles schaffen – aber du wirst geführt.
Dann wirst du heißen: Ausbesserer der Breschen. Was für ein Name! Nicht: „Die Perfekten“. Sondern: Menschen, die Risse schließen. In Familien, in Nachbarschaften, in unserem Dorf. Wie sieht das aus? Eine alte Fehde verliert Schärfe, weil einer den ersten Schritt macht. Eine Lücke im Hilfenetz wird kleiner, weil zwei neue Ehrenamtliche einsteigen. Ein Weg wird „ausgebessert, dass man da wohnen könne“ – sprich: Räume entstehen, in denen Menschen aufatmen. Diakonie baut Gemeinschaft.
Sehen Sie, diese Verheißungen sind nicht spektakulär, sondern alltagstauglich. Sie knüpfen an das an, was wir eben beschlossen haben: die Spendentüte, den Pfandbon, die Kanne Tee, das Hygiene-Kit, das Wärme-Paket, das Päckchen zu Weihnachten, ein Satz, der satt macht. Daran hängt Gottes „Dann“ nicht als Belohnung, sondern als Begleitung.
Wenn das unser persönliches Experiment bis Advent ist, dann braucht es auch einen gemeinsamen Ort, an dem diese vier Gewohnheiten Wurzeln schlagen: unsere Gemeinde. Gott zündet sein Licht selten nur privat an – er stellt es auf den Leuchter der Gemeinschaft. Darum wechseln wir jetzt vom Ich zum Wir: Wie wird dieses ‚Dann‘ hier vor Ort greifbar, mit Namen, Schlüsseln und konkreten Wegen?“
Diakonie – das sind nicht die da draußen. Das sind wir. Ja, Strukturreformen legen Lasten näher an Gemeinden. Das fühlt sich manchmal schwer an. Zugleich ist es biblisch stimmig: Verantwortung wird vor Ort sichtbar. Hier, wo wir Namen kennen und Türen aufschließen können. Wir sind berufen, Breschen zu flicken – nicht perfekt, aber treu.
Darum heute konkret:
Erstens: Unsere Gaben und die Kollekte gehen heute an die Lukasstiftung Altenburg. Wir unterstützen damit Arbeit, die Menschen trägt – pflegerisch, therapeutisch, seelsorglich. Es ist Dank, der weiterfließt.
Zweitens: Eine Woche ‚Fingerzeigen-Fasten‘. Wir üben eine Sprache, die sättigt. Wenn ich in Versuchung komme zu urteilen, wechsle ich den Satz: von „Wer ist schuld?“ zu „Was brauchst du?“ Ein Anruf, der aufrichtet. Eine Nachricht, die Mut macht. Sieben Tage Segen reden – bewusst.
Drittens: Patenschaften. Manche brauchen Hilfe bei Energie-Kosten. Andere bei Schulmaterial. Wieder andere bei Behördengängen. Wer kann eine Rechnung anteilig tragen, einen Ranzen füllen, mit zum Amt gehen? Klein anfangen – aber verbindlich.
Viertens: Weitblick. Wir verlieren die Welt nicht aus dem Blick: Weihnachten im Schuhkarton – ein Projekt, das wir begleiten. Geteilte Dankbarkeit bringt Licht, auch über Grenzen. Fürbitte, eine zweckgebundene Spende, ein Paket, ein Kontakt – ein Schritt genügt, damit Hoffnung Land berührt.
So wird Diakonie Gemeindekern: lokal verlässlich, überregional mit weitem Herzen. Nicht als Zusatzprogramm, sondern als Form unseres Dankes.“
„Darum lade ich uns ein, es ganz einfach zu machen: ‚Brich dem Hungrigen dein Brot.‘ Heute – wörtlich. Und in dieser Woche: eine Person, eine Stunde, eine Tat. Eine Person, die Gott dir zeigt. Eine Stunde, die du schenkst. Eine Tat, die wärmt.
Wenn dir jetzt ein Name in den Sinn kommt, dann nimm ihn als Ruf. Sprich leise: „Herr, hier bin ich.“ Und geh den nächsten Schritt. Gott hat zugesagt: Dann wird Licht aufgehen. Dann wird er sagen: „Hier bin ich.“ So danken wir heute – indem wir teilen. Amen.“
Related Media
See more
Related Sermons
See more
Earn an accredited degree from Redemption Seminary with Logos.