Der scharlachrote Faden – Rahab, Glaube mit Zeichen
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Der scharlachrote Faden – Rahab, Glaube mit Zeichen
Der scharlachrote Faden – Rahab, Glaube mit Zeichen
Leitgedanke: Gottes Gnade macht Fremde zu Familie; sichtbarer Glaube rettet viele.
Einstieg – „Fisch → Hoffnungsschnur“
Einstieg – „Fisch → Hoffnungsschnur“
(Du hältst einen kleinen Fisch hoch; neben dir steht eine Schale mit roten Fäden.)
„Die ersten Christen hatten ein Zeichen: den Fisch. Auf Griechisch ἰχθύς (ichthýs) – ein Kürzel für ihr Bekenntnis: Iēsous Christos Theou Hyios Sōtēr – Jesus Christus, Gottes Sohn, Retter. Kein großes Plakat, sondern ein leises Erkennungszeichen: Hier ist Hoffnung. Hier gehören Menschen zu Jesus. Die Bibel liebt solche Zeichen.
Heute schauen wir auf ein altes Rettungszeichen: eine scharlachrote Schnur am Fenster einer Frau namens Rahab. Vom Fisch der ersten Kirche zur Hoffnungsschnur in Jericho – beides sagt: Glaube wird sichtbar und macht Fremde zu Familie.“
(Handzeichen an Helfer:innen: Fäden austeilen.) - (während des Austeilens): „Ihr bekommt jetzt ein kurzes Stück roten Faden. Haltet ihn einfach in der Hand. Vielleicht wird er heute euer persönliches Erinnerungszeichen für Hoffnung.“
(kurze Pause, bis alle einen Faden haben) - (Überleitung): „Mit diesem Bild im Herzen hören wir nun den Bibeltext, in dem die Hoffnungsschnur – hebräisch tiqwat ḥût haššānî – zum Zeichen der Rettung wird.“
Mini-Orga
• Fäden: 18–22 cm rote Kordel, pro Person 1 + Reserve.
• Austeilen: direkt nach „Fisch“-Einstieg.
• Sicherheit: kurzer Hinweis an Eltern bei Kleinkindern.
Schriftlesung (BasisBibel)
Schriftlesung (BasisBibel)
„Wir hören Josua 2,1–21 nach der BasisBibel.“
1 Josua, der Sohn des Nun, war in Schittim und schickte von dort zwei Kundschafter los. Sie bekamen den geheimen Auftrag: »Geht, schaut euch in dem Land um, besonders in der Stadt Jericho!« Da gingen sie los und kamen zu dem Haus einer Frau, die eine Hure war und Rahab hieß. Dort kamen sie unter. 2 Doch der König von Jericho erfuhr davon: »Siehe, in der Nacht sind Männer hierhergekommen, Israeliten, die das Land ausspionieren wollen.« 3 Da ließ der König von Jericho Rahab ausrichten: »Gib die Männer heraus, die in deinem Haus untergekommen sind! Die sind doch nur gekommen, um das ganze Land auszuspionieren!« 4 Daraufhin nahm die Frau die beiden Männer und versteckte sie. Dem König aber antwortete sie: »Ja, die Männer sind zu mir gekommen. Ich weiß aber nicht woher. 5 Bevor es dunkel geworden ist und das Stadttor geschlossen werden sollte, sind die Männer wieder gegangen. Ich weiß auch nicht, wohin sie gegangen sind. Schnell, lauft ihnen hinterher, dann könnt ihr sie noch einholen!« 6 Sie hatte die Männer aber auf das flache Dach gebracht, wo Flachs zum Trocknen ausgebreitet war. Unter dem Flachs versteckte sie die Männer. 7 Inzwischen hatte man auf der Straße zum Jordan die Verfolgung aufgenommen. Man wollte sie noch vor den Übergängen erreichen. Das Stadttor aber wurde geschlossen, nachdem die Verfolger hinausgegangen waren. 8 Die Frau stieg auf das Dach hinauf, bevor sich die Kundschafter schlafen legten. 9 Sie sagte zu den Männern: »Ich weiß, dass der Herr euch das Land gegeben hat. Uns alle hat die Angst vor euch überfallen. Die Bewohner des Landes zittern vor euch. 10 Denn wir haben davon gehört, was der Herr für euch getan hat: Er legte das Schilfmeer trocken, sodass ihr aus Ägypten ausziehen konntet. Auch wissen wir, was jenseits des Jordan geschah: Die beiden Amoriterkönige Sihon und Og habt ihr ganz und gar vernichtet. 11 Als wir es hörten, verloren wir allen Mut. Unser Widerstand war gebrochen. Denn der Herr, euer Gott, ist Gott, oben im Himmel und unten auf der Erde. 12 So schwört mir nun beim Herrn, dass ihr meiner Familie die Treue haltet. Denn ich habe euch ja meine Treue erwiesen. Gebt mir ein sicheres Zeichen, 13 dass mein Vater und meine Mutter am Leben bleiben, mein Bruder und meine Schwester mit ihren Familien. Rettet uns vor dem Tod!« 14 Da sagten die Männer zu ihr: »Wir bürgen für euer Leben mit unserem eigenen, wenn ihr unsere Sache nicht verratet. Das versprechen wir dir: Wenn der Herr uns das Land gibt, werden wir dir auch unsere Treue erweisen.« 15 Daraufhin ließ sie die Männer an einem Seil durch das Fenster hinab. Denn ihr Haus war in die Stadtmauer eingebaut, sie wohnte sozusagen in der Stadtmauer. 16 Dabei sagte sie zu ihnen: »Geht zuerst ins Gebirge, damit die Verfolger euch nicht finden. Versteckt euch dort drei Tage lang, bis die Verfolger zurückgekehrt sind. Danach könnt ihr sicher euren Weg gehen.« 17 Die Männer sagten zu ihr: »Wir stellen dir noch eine Bedingung, damit der Schwur gilt, den du uns hast schwören lassen. 18 Wenn wir in das Land zurückkommen, musst du Folgendes tun: Befestige diese rote Schnur an dem Fenster, durch das du uns hinabgelassen hast. Dann nimm alle in dein Haus auf, deinen Vater, deine Mutter, deine Geschwister und wer sonst noch zur Familie gehört. 19 Wer dann noch durch die Haustür hinausgeht, ist selbst für seinen Tod verantwortlich. Wir haben daran keine Schuld. Wer jedoch bei dir im Haus bleibt, für den sind wir verantwortlich. Es wird ihm nichts geschehen. 20 Solltest du aber unsere Sache verraten, sind wir nicht mehr an den Schwur gebunden, den du uns hast schwören lassen.« 21 Da sagte sie: »Es gilt, was ihr gesagt habt!« Sie schickte sie weg, und sie gingen fort. Dann befestigte sie die rote Schnur am Fenster.
„Schauen wir nun Schritt für Schritt hin, wie Gott am Rand Geschichte schreibt – und was das für unseren sichtbaren Glauben heute bedeutet.“
„Schauen wir nun Schritt für Schritt hin, wie Gott am Rand Geschichte schreibt – und was das für unseren sichtbaren Glauben heute bedeutet.“
Jos 2,1–7: Heimlichkeit, Randort, Verbergen
Jos 2,1–7: Heimlichkeit, Randort, Verbergen
Diese Szene beginnt im Verborgenen. Josua schickt „zwei Männer … heimlich“ (hebr. ḥereš, חֶרֶשׁ) nach Jericho. Sie finden Unterschlupf bei Rahab, „einer zōnāh“ (זוֹנָה) – meist mit „Hure“ übersetzt; wahrscheinlich eine Art Herbergsmutter am Stadtrand. Ein Randort, kein Ort der Frommen – aber genau dort setzt Gott an. Als die Stadtwache kommt, verbirgt (hebr. ṣāpan, צָפַן) Rahab die Männer auf dem Dach unter Flachs. Dach, Tor, Fenster, Mauer – lauter Grenzräume. Zwischen drinnen und draußen, Leben und Tod, Angst und Hoffnung. Und ausgerechnet dort handelt diese Heidin mutig.
Auch heute ist das so : Mission und die Verkündigung des Evangeliums beginnt selten im perfekten Raum. Sie beginnt oft an Rändern: an der Wohnungstür einer alleinerziehenden Mutter, an der Werkbank eines Kollegen, in der Küche beim Tee mit der geflüchteten Nachbarin. Mutige Gastfreundschaft ist häufig der erste Schritt, bevor jemand irgendetwas „glaubt“. Wer Raum schenkt, öffnet Herzen. Wer verbirgt, schützt Leben.
Jos 2,8–11: Rahabs Bekenntnis
Jos 2,8–11: Rahabs Bekenntnis
Dann in der Nacht spricht Rahab: „Ich weiß (yādaʿtî, יָדַעְתִּי), dass der HERR euch das Land gegeben hat (nātan YHWH, נָתַן יְהוָה)… Der HERR, euer Gott, ist Gott im Himmel oben und auf der Erde unten.“ Eine Fremde spricht das Credo – noch bevor Israel Jericho betritt. Glaube ist hier Vertrauen vor Vollständigkeit. Rahab hat keinen Glaubenskurs besucht, keinen Hauskreis, keine Bibelschule. Sie hat gehört, gedeutet, gewagt – und bekannt.
Wie oft warten wir, bis alles „geklärt“ ist – alle Fragen beantwortet, alle Zweifel sortiert. Doch Rahab bekennt vor der Klärung. Doch Glaube (gr. pístis, πίστις) ist zuerst Beziehung – Vertrauen in den lebendigen Gott. In Hebräer 11,31 wird sie gewürdigt: „Durch Glauben ging Rahab nicht zugrunde.“ Und in Jakobus 2,25 wird ergänzt: “War es bei der Prostituierten Rahab nicht genauso? Aufgrund ihres Handelns wurde sie für gerecht erklärt.” - Glaube zeigt sich in Taten. Wir dürfen einladen, bevor alles rund ist: „Wag den Schritt. Nenne Gott beim Namen. Er wird dich tragen.“
Jos 2,12–14: ḥesed weʾemet – Bundestreue & Verlässlichkeit
Jos 2,12–14: ḥesed weʾemet – Bundestreue & Verlässlichkeit
Rahab bittet: „Erweist an meinem Vaterhaus Güte und Treue.“ Das hebräische Paar lautet ḥesed weʾemet (חֶסֶד וֶאֱמֶת): ḥesed – bundestreue Güte, loyale Liebe; ʾemet – Verlässlichkeit, Wahrheit. Sie fordert ein Zeichen: ʾôt ʾĕmet (אוֹת אֱמֶת), „ein verlässliches Zeichen“. Die Spione schwören „bei JHWH“. Es geht also hier nicht um vage Gefühle, sondern um Verbindlichkeit.
In unserer Welt kennen wir viel Spiritualität – aber wenig Bindung. Rahab macht deutlich: Glaube wird verlässlich – im Wort, im Handschlag, im Versprechen. Als Gemeinde sind wir keine Eventagentur, sondern Gottes neutestamentliches Bundesvolk. Vielleicht müssen wir uns das immer wieder bewusst machen, gerade in unserer Zeit heute. Wir brauchen ḥesed weʾemet: treue Liebe, die bleibt, und Wahrheit, die trägt. Das gilt für Ehe und Freundschaft, für Mitarbeit und Nachbarschaft und für das Gemeindeleben. Mission und die Verkündigung des Evangeliums hat ein Gesicht, das sagt: „Auf mich ist Verlass.“
Jos 2,15–21: Das Zeichen – die „Hoffnungs-Schnur“
Jos 2,15–21: Das Zeichen – die „Hoffnungs-Schnur“
Rahab lässt die Männer an einem Seil (ḥébel, חֶבֶל) aus dem Fenster hinab. Dann binden sie den Deal fest: Rahab soll die scharlachrote Schnur ins Fenster hängen – tiqwat ḥût haššānî (תִּקְוַת חוּט הַשָּׁנִי). Das ist ein starkes Wortspiel: tiqwāh heißt sowohl „Schnur/Leine“ als auch „Hoffnung“. Das Zeichen ist sichtbar. Wer in Rahabs Haus ist, wird verschont. Sie bindet die Schnur sofort an das Fenster (V.21). Sie wartet nicht bis auf irgendwann. Die Schnur ist sichtbar. Unübersehbar. Verlässlich.
Gott liebt Zeichen. Nicht als Magie, sondern als Vergewisserung. In der Kirche gibt Gott uns Zeichen, die sichtbar machen, was er uns unsichtbar schenkt: Die Taufe – als das Wasser der Zugehörigkeit; Das Abendmahl – als den Tisch der Gegenwart, der Schutzraum der Gnade. Und noch etwas: Unsere Häuser dürfen Zeichen sein. „Alle in deinem Haus“ – das klingt nach Lydia in Philippi (Apg 16), nach dem Gefängnisaufseher in Philippi, nach Priska & Aquila. Ein Wohnzimmer, ein Esstisch, ein Garten – Schutz-Haus, Glaubens-Haus. Ein roter Faden an der Tür? Vielleicht nicht wörtlich. Aber ein sichtbares Willkommenszeichen für jene, die Schutz brauchen.
Vom Fenster in Jericho zur Sendung der Kirche
Vom Fenster in Jericho zur Sendung der Kirche
Warum erzählt Matthäus uns von Rahab in der Genealogie Jesu (Mt 1,5)? Um zu zeigen: Dass Gottes Gnade Grenzen sprengt. Aus Rahab und Salmon kommt Boas; Boas heiratet Ruth, die Moabiterin; daraus wächst die Linie Davids – und schließlich Jesus Christus. Der Messias hat Nichtisraelitinnen in seiner Familiengeschichte. Das ist kein Schönheitsfehler, sondern das ist Programm, ja es ist Gottes Programm.
Schauen wir auf auf Jesus Christus: Auch bei ihm gibt es ein Zeichen. Am Kreuz fließt sein Blut – nicht als dunkles Symbol, sondern als Rettungszeichen der Welt. Die Tradition hat die „scharlachrote Schnur“ gern mit dem Heilsfaden Gottes verbunden: vom Passah (Blut am Türpfosten) über Rahabs Fenster bis zum Kreuz. Wir müssen das nicht überdehnen – aber wir dürfen es christologisch hören: Jesus ist Gottes Hoffnungsfaden in einer belagerten Welt. In ihm werden Fremde Hausgenossen Gottes (Eph 2,19).
Epheser 2,19–21 (LU17)
So seid ihr nun nicht mehr Gäste und Fremdlinge, sondern Mitbürger der Heiligen und Gottes Hausgenossen, erbaut auf den Grund der Apostel und Propheten, da Jesus Christus der Eckstein ist, auf welchem der ganze Bau ineinandergefügt wächst zu einem heiligen Tempel in dem Herrn.
Und dann endet Matthäus konsequent mit Mission (Mt 28,19): „Geht hin zu allen Völkern.“ Wenn schon die Wurzeln völkerinkludierend sind, dann wird auch die Frucht völkerweit. Der scharlachrote Faden führt vom Fenster in Jericho zum Auftrag an die Kirche, an die Gemeinde.
Wie kann nun unser Glaube sichtbar werden – nicht schrill, aber klar?
Wie kann nun unser Glaube sichtbar werden – nicht schrill, aber klar?
Zeichen setzen. Vielleicht ist es Zeit, sich taufen zu lassen – oder die eigene Taufe bewusst zu bekennen. Vielleicht ist es dran, öffentlich zu sagen: „Ich gehöre zu Jesus.“ Ein Zeichen ins Fenster deiner Lebenswelt.
Schutzräume bauen. Wer ist in deiner Straße „belagert“ – von Sorge, Einsamkeit, Bürokratie, Angst? Lade (mit Bedacht) ein. „Alle in deinem Haus“ – wer könnte in deinem Wohnzimmer Schutz finden? Ein Abend pro Monat als „offene Tafel“: Suppe, Brot, Zuhören. ḥesed weʾemet – treue Liebe und Verlässlichkeit.
Wort & Tat verbinden. Sag ein Wort über Jesus – und tu eine Tat der Liebe. Beides zusammen zeichnet den Faden. Für die Gemeinde heißt das: Beziehungsmission (Zeit investieren), Gerechtigkeitsmission (für Schwache eintreten), Heilungsmission (Traumata ernst nehmen, Seelsorge, Gebet).
Verbindlich werden. Mach einen konkreten Schritt: „Ich bete 30 Tage lang für N. und lade sie/ihn einmal ein.“ – „Ich diene jeden zweiten Mittwoch beim Mittagstisch.“ – „Ich lerne ein biblisches Wort auswendig und lebe danach.“ Kleine Bünde – große Wirkung.
Ein roter Faden für heute
Ein roter Faden für heute
Vielleicht ist heute dein Moment, das Band ans Fenster zu knoten: „Jesus, ich vertraue dir. Mach mein Haus, mein Herz, meinen Tisch zu einem Ort der Gnade.“ Oder: „Herr, ich bin fremd geworden – mach mich wieder Familie.“ Oder: „Zeig mir, wen ich unter meinen Flügel nehmen soll.“
(Zeige noch einmal das rote Band.)
Der scharlachrote Faden ist nur ein Stück Schnur – aber Gottes Hoffnung hält daran fest. Gottes Gnade macht Fremde zu Familie; sichtbarer Glaube rettet viele.
Amen.
Segensgebet
Der Herr Jesus Christus, Gottes Hoffnungsfaden in unserer belagerten Welt, segne euch.
Er schenke euch den Mut Rahabs, stärke euer Bekenntnis und mache euer Leben zum Zeichen.
Er lehre euch treue Liebe und verlässliche Wahrheit.
Er mache eure Häuser zu Schutzräumen und eure Worte zu Zeichen seiner Gnade.
Er gebe euch Mut, zu ihm zu stehen und Menschen zu tragen,
bis Fremde Familie werden und seine Sendung eure Freude ist.
So segne euch der dreieinige Gott, der Vater, der Sohn und der Heilige Geist.
Amen.
