Karfreitag 2017

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Mark 14:17–26 LU 84
Und am Abend kam er mit den Zwölfen. Und als sie bei Tisch waren und aßen, sprach Jesus: Wahrlich, ich sage euch: Einer unter euch, der mit mir isst, wird mich verraten. Und sie wurden traurig und fragten ihn, einer nach dem andern: Bin ich’s? Er aber sprach zu ihnen: Einer von den Zwölfen, der mit mir seinen Bissen in die Schüssel taucht. Der Menschensohn geht zwar hin, wie von ihm geschrieben steht; weh aber dem Menschen, durch den der Menschensohn verraten wird! Es wäre für diesen Menschen besser, wenn er nie geboren wäre. Und als sie aßen, nahm Jesus das Brot, dankte und brach’s und gab’s ihnen und sprach: Nehmet; das ist mein Leib. Und er nahm den Kelch, dankte und gab ihnen den; und sie tranken alle daraus. Und er sprach zu ihnen: Das ist mein Blut des Bundes, das für viele vergossen wird. Wahrlich, ich sage euch, dass ich nicht mehr trinken werde vom Gewächs des Weinstocks bis an den Tag, an dem ich aufs Neue davon trinke im Reich Gottes. Und als sie den Lobgesang gesungen hatten, gingen sie hinaus an den Ölberg.
markus 1
Videoclip
Torsten Weiler
Gründonnerstag – 13. 4. 2017
Mark 14:17–26 LU 84
Und am Abend kam er mit den Zwölfen. Und als sie bei Tisch waren und aßen, sprach Jesus: Wahrlich, ich sage euch: Einer unter euch, der mit mir isst, wird mich verraten. Und sie wurden traurig und fragten ihn, einer nach dem andern: Bin ich’s? Er aber sprach zu ihnen: Einer von den Zwölfen, der mit mir seinen Bissen in die Schüssel taucht. Der Menschensohn geht zwar hin, wie von ihm geschrieben steht; weh aber dem Menschen, durch den der Menschensohn verraten wird! Es wäre für diesen Menschen besser, wenn er nie geboren wäre. Und als sie aßen, nahm Jesus das Brot, dankte und brach’s und gab’s ihnen und sprach: Nehmet; das ist mein Leib. Und er nahm den Kelch, dankte und gab ihnen den; und sie tranken alle daraus. Und er sprach zu ihnen: Das ist mein Blut des Bundes, das für viele vergossen wird. Wahrlich, ich sage euch, dass ich nicht mehr trinken werde vom Gewächs des Weinstocks bis an den Tag, an dem ich aufs Neue davon trinke im Reich Gottes. Und als sie den Lobgesang gesungen hatten, gingen sie hinaus an den Ölberg.
AUSLEGEN Die Abendmahls-Perikope ist gerahmt vom einleitenden Vers 17 („Und am Abend kam er mit den Zwölfen“) und dem abschließenden wie überleitenden Vers 26 („ ...gingen sie hinaus an den Ölberg“). Die Beschreibung der Situation besteht aus zwei Ele- menten: den Worten Jesu über den „Verräter“ in den eigenen Reihen (18–21) und den Einsetzungsworten (22–24). In V. 25 schließlich setzt Jesus das Mahl in Relation zum kommenden Reich Gottes und gibt so einen eschatologischen Ausblick.
V. 17: In der Literatur wird kontrovers diskutiert, ob die Umstände des beschrie- benen Mahls auf ein Passamahl oder ein Festmahl schließen lassen. Entscheidend ist vor allem, dass das „Mahlhalten“ für Jesus durchgehend eine zeichenhafte Aus- drucksform der Gemeinschaft war : . (Das Mahl mit Zöllnern und Sündern), . und 8,1 ff. (Speisungswunder).
V. 18: Der „Auslieferer“ wird nicht beim Namen genannt – und er bleibt Gast am Tisch des Einladenden. Die Person des Judas ist schillernd: Nach Mk der, der Jesus „ausliefert“ oder „übergibt“ („paradidomi“) – von Matthäus als „Verräter“ beschrie- ben, der sich am Ende das Leben nimmt. Oder war er nur der, der den göttlichen Heilsplan durch die Auslieferung vorangetrieben hat? Der Beiname „Iskariot“ könnte auf eine Herkunft aus dem judäischen Dorf Kariot deuten, und damit auf eine stärkere Verbundenheit mit dem Jerusalemer Tempel (im Gegensatz zu den anderen Jüngern, die aus Galiläa stammten) – oder ihn als „Sikarier“ beschreiben, als militanten Zeloten.
Homiletische Monatshefte, Jg. 92, Heft 5, Februar 2017 2017 Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co. KG, Gçttingen 267
V. 19 : „Meti ego“: „Bin ich’s“? Vielleicht treffender „Doch nicht ich ?“ (Sommer 64) – Neben die Trauer tritt die tiefe Verunsicherung der Jünger. Sie weisen den empfun- denen Verdacht bezogen auf die eigene Person nicht etwa von sich, sondern halten es für möglich, selber derjenige zu sein.
V. 21: Klassisches dreigeteiltes Wehewort: Ansage eines Geschehnisses, Weheruf gegen den, der das Geschehnis auslöst, Ansage der Strafe (Gnilka, 235)
V. 22: Nicht entschieden ist, welche der überlieferten Einsetzungsworte ur- sprünglich sind – Mk (ganz ähnlich ) sowie Paulus (1. Kor 11,23–26) weichen voneinander ab. So beinhaltet die paulinische Formulierung den Wiederho- lungsbefehl („Tut dies zu meinem Gedächtnis“). Sowohl Lk (22,19–20) als auch Paulus ergänzen das Brotwort durch ein „für euch (gegeben)“, eine Formulierung, die Mk nur beim Becherwort kennt.
Entscheidend ist, dass alle Varianten einen frühen liturgischen Gebrauch belegen: Das Abendmahl war von Anfang an konstitutiv für die christliche Gemeinde – sowohl als Erinnerungsmahl an die Gemeinschaft mit Jesus (und Vorblick auf die eschato- logische Mahlgemeinschaft) als auch in Hinblick auf die Reminiszenz der Sünden- vergebung durch Jesu Selbstopfer. „Soma“ meint nicht nur „Leib“, sondern Jesu ganze Person. „Das ist mein Leib“ heißt: „Das bin ich selbst“, „damit fasst er sein ganzes Leben, seine Worte und seine Taten wie Lichtstrahlen mit einem Brennglas zusam- men“ (Berger, 197).
V. 24: Das „Blut des Bundes“ rekurriert auf 2. Mose 24, wo Mose den Bund zwischen Gott und dem Volk durch Besprengen mit Opferblut von Tieren besiegelt. Indem Jesus von seinem Bundesblut spricht, wird ausgesagt, dass ein neuer Bund geschlossen wird. Dem Blutvergießen „für Euch“ wohnt dabei der Gedanke der Sühnewirkung inne: „Das Kelchwort versteht daher Jesu Tod als zur Vergebung der Schuld geschehen. Neu ist der Bund also insofern, als er auf der durch Jesu Tod möglich gewordenen Ver- söhnung beruht“ (Sommer, 83).
V. 25: Die Einsetzungsworte enden nicht mit der Ankündigung des Todes, sondern mit dem Ausblick auf ein eschatologisches Festmahl, mit der Erwartung endgültigen Heils.
UMSETZEN Der Text bietet zwei unterschiedliche Anknüpfungspunkte: zum einen die Verse, die die „Auslieferung“ Jesu durch den (ungenannten) Judas thematisieren. Jesus kon- frontiert die Jünger ja mit den Frage: Wieviel „Judas“ steckt in mir? Überraschende Erkenntnis: Jeder würde sich selber zutrauen, der Verräter zu sein. Und die folgende Nacht – einschlafende Jünger, verleugnender Petrus – zeigt: Diese Selbsteinschätzung war richtig. Das letzte Mahl war ein Essen mit Wankelmütigen.
Dass die Überlieferung den „Verrat“ in so enge Beziehung zum letzten gemein- schaftlichen Mahl setzt, zeigt eins: Jesus übergibt sein Vermächtnis nicht an einen ausgewählten Kreis treuer Gefolgsleute – nein, vielmehr ist seine Selbsthingabe der Akt, der aus den Ängstlichen und Verunsicherten die Gemeinde formt, die sein Erbe weitertragen wird. Seine liebende Selbsthingabe – verkörpert und erinnert in Brot und Wein – ist eine Gnadengabe. Heilsein ist keine Voraussetzung – wer könnte zerrissener sein als diese Jüngerschar? -, Heilwerden ist vielmehr Folge und Geschenk.
Die ganze Passionsgeschichte zählt nicht nur inhaltlich, sondern auch literarisch zu den dichtesten Texten der antiken Literatur – es geht um Liebe und Treue, um Verrat und Tod, und immer wieder um die Frage: Wie werde ich als Mensch „heil“? Die Abendmahlsszene fokussiert diese Spannung der menschlichen Existenz zwischen Verzweiflung und Hoffnung – und Gottes wunderbarer Antwort auf diese innere Zerrissenheit. In der Predigt wäre viel gelungen, wenn sich diese Dynamik vermitteln ließe. Für den Aufbau möchte ich mich darum eng an die (vermutete) Situation und innere Verfasstheit der Jüngergruppe halten und so den Spannungsbogen, der sich zwischen Todeserwartung und Hoffnung auf eschatologisches Heilwerden steht, er- lebbar machen.
zwischen Todeserwartung und Hoffnung auf eschatologisches Heilwerden steht, er- lebbar machen.
LITERATUR K. Berger, Kommentar zum Neuen Testament, Gütersloh 2011; C. Böttrich, zur Stelle, GPM 65. Jg. (2010/2011); E. Drewermann, Das Markusevangelium (Zweiter Teil), Düsseldorf 1994; W. Eckey, Das Markusevangelium: Orientierung am Weg Jesu, Neukirchen-Vluyn 1998; M. Link, zur Stelle, HM 86 Jg. (2010/2011); J. Gnilka, Das Evangelium nach Markus (EKK Bd. II), Neukirchen-Vluyn 1979; A. Rinn-Maurer, zur Stelle, GPM 59. Jg. (2004/2005); U. Sommer, Die Passionsgeschichte des Markus- evangeliums, Tübingen 1993
LIEDER EG 83 (Ein Lämmlein geht) ; EG 97 (Holz auf Jesu Schulter) ; EG 225 (Komm, sag es allen weiter); EG 228 (Er ist das Brot)
LESEN ; 2. Mose 12,1–14; 1. Korinther 11,23–26;
Psalm 111 LU 84
Halleluja! Ich danke dem Herrn von ganzem Herzen im Rate der Frommen und in der Gemeinde. Groß sind die Werke des Herrn; wer sie erforscht, der hat Freude daran. Was er tut, das ist herrlich und prächtig, und seine Gerechtigkeit bleibt ewiglich. Er hat ein Gedächtnis gestiftet seiner Wunder, der gnädige und barmherzige Herr. Er gibt Speise denen, die ihn fürchten; er gedenkt ewig an seinen Bund. Er lässt verkündigen seine gewaltigen Taten seinem Volk, dass er ihnen gebe das Erbe der Heiden. Die Werke seiner Hände sind Wahrheit und Recht; alle seine Ordnungen sind beständig. Sie stehen fest für immer und ewig; sie sind recht und verlässlich. Er sendet eine Erlösung seinem Volk; / er verheißt, dass sein Bund ewig bleiben soll. Heilig und hehr ist sein Name. Die Furcht des Herrn ist der Weisheit Anfang. / Klug sind alle, die danach tun. Sein Lob bleibet ewiglich.
PREDIGEN

Menschen spüren: Es geht ums Ganze

Liebe Gemeinde, Liebe und Tod, Treue und Verrat, Entsetzen und Trost: Die Schilderung der letzten Tage Jesu Christi in den Evangelien zählt zu den dramatischsten, spannendsten und vor allem menschlich tiefgründigsten Texten der Menschheit. Wir lesen von Frauen und Männern, die durch die Begegnung mit Jesus überrascht und tief berührt werden. So begegnen wir der Frau, von der Jesus zwei Tage vor dem Passafest mit teurem Nardenöl gesalbt wird – und Jesus lässt es geschehen, obwohl seine An- hänger das als Verschwendung geißeln. Er sagt: „Sie hat ein gutes Werk an mir getan“. Wir begegnen dem Musterjünger Petrus, der Jesus dreimal verleugnet, bevor der Hahn kräht, und, als er es merkt, „anfängt zu weinen“. Wir begegnen dem Pilatus, der sich nicht wohl dabei fühlt, dem aufgehetzten Volk zuliebe einen Unschuldigen zu opfern, und der es dennoch tut. Wir begegnen dem Hauptmann, der Dienst am Tage der Kreuzigung hat, Jesus sterben sieht, und erkennt: „Wahrlich, dieser Mensch ist Gottes Sohn gewesen!“ Wir erleben, wie Maria Magdalena, Maria, die Mutter des Jakobus, und Salome den Leichnam salben wollen, das Grab leer und stattdessen einen Engel vorfinden, und wie sie „Zittern und Entsetzen“ ergreift. – Menschen, die aus der Bahn ihres Lebens geworfen werden – durch diesen Jesus von Nazareth, in dem Gott in ihr Leben tritt. Begegnungen, in denen Menschen spüren: Jetzt geht es ums Ganze.

Judas, ein Zerrissener

Judas Iskariot ist auch so eine Figur, eine der schillerndsten in der Passionsgeschichte. Rätselhaft, der Mann, der eigentlich nur als der Verräter Jesu Christi im Gedächtnis geblieben ist. Der den Judaslohn genommen hat, die berühmten 30 Silberlinge. Am Morgen nach dem letzten Mahl passiert es, im Garten Gethsemane, Judas kommt mit einer Schar Bewaffneter „und spricht: Rabbi! Und küsst ihn“. Ausgerechnet ein Kuss. Was trieb diesen Mann? Wirklich nur das Geld? Matthäus schildert in seiner Version der Passionsgeschichte, dass Judas, als er sah, dass sie Jesus töten wollten, von Reue gepackt wurde, den Hohepriestern das Geld vor die Füße warf und sich schließlich selbst das Leben nahm. Die 30 Silberlinge allein werden nicht das Motiv gewesen sein. Was war es dann? Ahnte Judas im tiefsten Innern, dass Jesu Lehre die richtige war – und litt daran, sein bisheriges Leben als frommer Mensch als Irrweg entlarvt zu sehen? War er so naiv zu glauben, ein Prozess vor den Hohepriestern könnte die Zweifel ausräumen? Spekulationen, wir wissen es nicht. Wir ahnen aber, dass Judas, der alles hinter sich ließ, um Jesus nachzufolgen und ihn am Ende verraten hat, eine tief zerrissene Person war.
hinter sich ließ, um Jesus nachzufolgen und ihn am Ende verraten hat, eine tief zer- rissene Person war.
Beim letzten Mahl wird Judas nicht erwähnt, und doch redet Jesus ausgerechnet über ihn. Die Szene: Die Zwölf kommen am Vorabend seiner Festnahme mit Jesus zusammen. Zwei der Jünger hatten einen Raum für das Passamahl vorbereitet – und die Schilderungen lassen keinen Zweifel daran, dass Jesus wusste, was ihm bevorstand. Dieses letzte gemeinsame Essen würde also der Rahmen sein, in dem er seinen Jüngern sein Vermächtnis hinterlässt. Und er weiß, dass es Judas ist, der ihn bereits an die Hohenpriester verraten und verkauft hat. Er spricht das an, gleich zu Beginn: „Einer unter Euch, der mit mir isst, wird mich verraten.“ Er sagt nicht, wer. Und weil of- fensichtlich keiner der Jünger ganz sicher sein kann, nicht selber im Extremfall zum Verräter zu werden, fragen sie ihn einer nach dem anderen: „Bin ich’s?“ Und die Ungewissheit, auch über sich selbst, macht sie traurig. Was für eine Situation.

Der Abgrund der eigenen Seele

Ein Abschiedsmahl also unter Weggefährten, die tief zerrissen sind. Der eine, Judas, weil er vielleicht schon ahnt, dass er das, was er getan hat, nie mehr in seinem Leben wieder gut machen kann. Die anderen, weil sie spüren, dass keiner von ihnen frei ist von der Gefahr, selbst einmal vor einem Abgrund der eigenen Seele zu stehen – Petrus wird in diesen Abgrund einen Tag später stürzen. Und Jesus selbst? Wenige Stunden später wird er, während seine Freunde vom Schlaf übermannt werden, beten: „Vater, nimm diesen Kelch von mir.“ Er ging nicht leicht in den Tod.
Jesus bricht also zum letzten Mal das Brot mit seinen Freunden. Dass er den Verräter nicht bloßstellt und auch ihn zur Tischgemeinschaft einlädt, ist bereits ein Teil seines Vermächtnisses. Hatte er auch nicht vorher schon bei denen gegessen, mit denen sonst niemand essen wollte ? Mit den Zöllnern und Sündern ? Meine Gemeinschaft, will Jesus damit sagen, ist keine Gemeinschaft der Erleuchteten und Wissenden, sondern eine Gemeinschaft der Suchenden und Zweifelnden. Dass die Zwölf alle getroffen waren von dem Gedanken, jeder von ihnen könne der Verräter sein, war von Jesus so gewollt. Wer unschuldig ist, werfe den ersten Stein.

Jesus bittet alle zu Tisch

Nein, Schuld werden wir nicht los durch vorbildlichen Wandel, den Ballast der Schuld werfen wir dadurch ab, dass wir uns von Gott einladen lassen. Das ist das, was Jesus seinen Jüngern an diesem letzten Abend seines Lebens sagen will. Der Zerrissenheit eines Lebens kann nur einer abhelfen, und das ist unser Vater im Himmel, der uns ansieht, der uns kennt, der uns mit der starken Hand seiner Gnade aufrichtet, wenn wir im Leben stolpern. In Gottes Namen bittet Jesus sie alle zu Tisch: Judas den Verräter, Petrus den Feigling, die treulosen Jünger, die in Gethsemane in der Nacht seines Todes einschlafen, statt mit ihm zu beten. Mit ihnen allen hält er Mahl, denn er sieht in ihnen nicht die zerbrochenen Menschen, die sie, die wir alle sind, sondern die Kinder Gottes, die dank seiner Güte immer eine Chance haben, heil zu werden. Er sieht ihnen in die Augen und kennt ihre Grenzen. Und er reicht ihnen die Hand und hilft ihnen, die inneren Abgründe zu überwinden.
Und er wusste, dass vieles im Leben nicht in Worte zu fassen ist. Wunden der Seele sind mit Worten allein schwer zu therapieren. Um den Menschen zu heilen, bedarf es mehr. Es bedarf fühlbarer Zeichen. Jesus, der in die Seele der Menschen hineinsehen konnte, wusste das und führt an diesem letzten Abend ein Zeichen ein, dass wirk- mächtig wie kein zweites Seelenheil und Gemeinschaft stiftet. „Nehmet, das ist mein Leib“ – mit diesen einfachen Worten bricht er das Segensbrot und schenkt es seinen Jüngern. „Nehmet, das ist mein Leib“, das heißt, ich gebe mich hin für Euch. Ich lasse mein Leben, damit ihr leben könnt. Es gibt kein stärkeres Zeichen der Treue eines Menschen zu einem anderen, als das eigene Leben für ihn zu lassen. Und dann der Kelch: „Das ist mein Blut des Bundes, das für viele vergossen wird“.
Homiletische Monatshefte, Jg. 92, Heft 5, Februar 2017 270 2017 Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co. KG, Gçttingen

Zeichen Gottes der Liebe und Treue

Was für eine Situation: Da sitzt dieser Jesus von Nazareth am Vorabend seiner Hin- richtung im Kreise seiner verunsicherten und verängstigten Freunde und schafft in göttlicher Autorität ein Zeichen, das seitdem Millionen Christinnen und Christen zur Quelle von Kraft und innerem Frieden geworden ist. „Das ist mein Leib“ – Brot und Wein, anfassbar, schmeckbar, tut das zu meinem Gedächtnis, und dann bin ich mitten unter Euch. Immer. In Eurer Gemeinde, wo immer sie zusammenkommt, in Euren Krankenzimmern, wenn ihr dort das Abendmahl empfangt, unter orthodoxen Christen in Russland ebenso wie unter Baptisten in den USA oder landeskirchlich organisierten Christen in Deutschland. Brot und Wein, das Sakrament, das uns hinein nimmt, feierlich hinein nimmt in die Gemeinschaft derer, die – obwohl wir wie die Jünger an diesem letzten Abendmahl innerlich Zerrissene sind – heil werden durch die Gnade Gottes. Brot und Wein sind das Zeichen Gottes für „Schuld-Wegnehmen“. Wir können das nicht. Nur Er kann das, und er tut es, wenn wir uns einreihen in den Kreis derer, die als Suchende die Hand aufhalten und diese fassbaren Zeichen seiner Treue und seiner Liebe empfangen.
Was für eine Situation: Da sitzt dieser Jesus von Nazareth am Vorabend seiner Hin- richtung im Kreise seiner verunsicherten und verängstigten Freunde und schafft in göttlicher Autorität ein Zeichen, das seitdem Millionen Christinnen und Christen zur Quelle von Kraft und innerem Frieden geworden ist. „Das ist mein Leib“ – Brot und Wein, anfassbar, schmeckbar, tut das zu meinem Gedächtnis, und dann bin ich mitten unter Euch. Immer. In Eurer Gemeinde, wo immer sie zusammenkommt, in Euren Krankenzimmern, wenn ihr dort das Abendmahl empfangt, unter orthodoxen Christen in Russland ebenso wie unter Baptisten in den USA oder landeskirchlich organisierten Christen in Deutschland. Brot und Wein, das Sakrament, das uns hinein nimmt, feierlich hinein nimmt in die Gemeinschaft derer, die – obwohl wir wie die Jünger an diesem letzten Abendmahl innerlich Zerrissene sind – heil werden durch die Gnade Gottes. Brot und Wein sind das Zeichen Gottes für „Schuld-Wegnehmen“. Wir können das nicht. Nur Er kann das, und er tut es, wenn wir uns einreihen in den Kreis derer, die als Suchende die Hand aufhalten und diese fassbaren Zeichen seiner Treue und seiner Liebe empfangen.
So endet denn unsere Szene, so dramatisch sie auch ist, mit einer Hoffnung: „Ich werde nicht mehr trinken vom Gewächs des Weinstocks bis an den Tag, an dem ich aufs Neue davon trinke im Reich Gottes“, sagt Jesus. Er weiß, welchen Weg er geht. Und er weiß, dass dieser Weg am Kreuz noch nicht zu Ende ist. Dass das Reich Gottes stärker ist als der Tod, sein Tod, unser aller Tod. Und dass der Wein als Zeichen der Hoffnung auf dieses Reich vorwegweist. Dann singen die Jünger gemeinsam, so lesen wir, den Lobgesang, der traditionell am Ende des Passamahls stand. „Und sie gingen hinaus an den Ölberg“, wo die Ereignisse unaufhaltsam ihren Lauf nehmen. Die Ereignisse, die mit dem Abendmahl ihren Anfang nehmen, und die unserem Leben, wann immer wir es gemeinsam feiern, einen neuen Anfang geben können. Als Zeichen der Treue und der Liebe Gottes, die stärker sind als Verrat, Zerrissenheit und Schuld. Amen.
BETEN Barmherziger Gott, Du hast Dich in Jesus Christus selbst uns Menschen geschenkt. Dahingegeben als Ausdruck Deiner Liebe, Deiner Großzügigkeit, Deiner Hoffnung in uns als Deine Gemeinde. Wir stehen vor Dir – oft verzagt, oft kleinmütig – und sind beschämt, dass Du uns so beschenkst. Gib, dass wir uns von der Größe Deiner Tat anstecken und ermutigen lassen, die Flamme Deiner Liebe in die Welt zu tragen. Und dass wir in der Feier von Brot und Wein immer aufs Neue spüren, wie Deine Liebe uns Leben und Freude gibt. Amen.
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