Verwandelt durch Jesus Christus II

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Verwandelt durch Jesus Christus II

„Fügt euch nicht ins Schema dieser Welt, sondern verwandelt euch durch die Erneuerung eures Sinnes, dass ihr zu prüfen vermögt, was der Wille Gottes ist: das Gute und Wohlgefällige und Vollkommene.“( ZÜRCHER-LEM)

Einleitung - Fragestellung

Wie geschieht Verwandlung durch Jesus Christus? So klar wie wir das manchmal denken, so unterschiedlich sind die Meinungen, wenn man das konkret fragt. Wie verändern sich Menschen, wie ändern sie ihr Verhalten? Die Allianz-Gebetswoche ist geprägt von diesem Gedanken. Angefangen haben wir am letzten Sonntag mit unserem reichen jungen Mann, den Jesus aufforderte, alles zu verkaufen und ihm nachzufolgen. Die Veränderung geschieht bei Jesus Christus nicht einfach durch Komplettierung, sondern durch völlige Umstellung der Prioritäten und der Einübung des neuen Lebens durch die Nachfolge. Wie wird aus der Raupe der Schmetterling, wie aus der Kaulquappe, dem Lurch, schlussendlich ein Frosch? Die Natur zeigt auf alle Fälle, dass die Veränderungen sehr massiv sein können. Beim Schmetterling sind es nur noch wenige Prozent, die vom Gewebe der Raupe übrigbleiben, so dass man sich fragen muss, ob das überhaupt noch das gleiche Lebewesen ist. Es ist interessant, dass man in der Bibel zwei verschiedene Formen der Verwandlung antrifft. Da gibt es einerseits die grundlegenden Verwandlungen, in denen uns Gott verwandelt. Er beginnt in uns eine Neuschöpfung, wir werden neu geboren, er macht uns zu seinen Kindern, er verwandelt auch unseren Körper zu einem Auferstehungsleib, wenn wir von dieser Erde Abschied nehmen müssen. Das ist die Seite, die Gott tut.

Verwandlung durch Wandel

Nun gibt es aber auch eine zweite Seite der Verwandlung, die unser Leben als Christen betrifft. Unsere Stelle im Römerbrief will uns auf diese Seite aufmerksam machen. Wenn wir sie genau gelesen haben, fällt uns auf, dass nicht die passive Form, sondern der Imperativ verwendet wird. (zumindest im Griechischen) "Verwandelt euch durch die Erneuerung eures Sinnes." Das ist delikat,denn es bedeutet, dass wir durchaus etwas für unsere Verwandlung tun können. Das neugeborene Kind kann ja auch nicht einfach klein und hilfsbedürftig bleiben. Es muss sich entwickeln, was zu einem Teil automatisch geschieht zum anderen Teil aber auch erlernt werden muss. Das ist im Glauben an Jesus Christus und in der Nachfolge nicht anders. „Fügt euch nicht ins Schema dieser Welt" - schreibt Paulus hier und das will heissen. Lasst euch vor allem äusserlich nicht ins Konzept, Schema dieser Welt hineindrücken. Seid nicht nur innerlichanders, sondern zeigt es auch nach aussen. Tut nicht so, als seid ihr gleich wie alle anderen. Paulus fährt hier also dort weiter, wo Jesus schon immer den Finger darauf gehalten. Lebt nicht in einer Gespaltenheit von innerer Frömmigkeit und äusserer Anpassung. Und nun fährt Paulus weiter: "sondern verwandelt euch durch die Erneuerung eures Sinnes" Die Erneuerung des Sinnes geschieht durch den Heiligen Geist. Nun gilt es, diesem im Leben tatsächlich Raum zu geben. Und hier geschieht das Zusammentreffen des menschlichen Tuns und Reifung, mit dem göttlichen Wirken des Geistes. Man könnte dem auch anders sagen. Verwandlung geschieht auch durch Wandel. Die Bibel spricht des öfteren vom wandeln. Was nichts anderes bedeutet, als das man neue Bahnen im Leben einschlägt und sie festigt. Die Kunst bei jeder Veränderung im Leben ist es doch, nicht nur einmal spontan etwas zu ändern, sondern kontiunierlich darin zu leben. Diese Verwandlung betrifft schlussendlich unseren Charakter und festigt die neue Lebensform in Christus. Um dies etwas zu verbildlichen möchte ich ein Ereignis zur Sprache bringen, dass vor fast genau drei Jahren geschehen ist.

Hudson River

Donnerstag, der
Januar 2009, war ein normaler Tag in New York City. So schien es jedenfalls. Doch am Abend jenes Tages sprachen die Menschen von einem Wunder. Sie mögen recht gehabt haben. Aber die vollständige Erklärung ist noch interessanter und aufregender. Diese Erklärung trifft genau den richtigen Ton, den wir brauchen, während wir unsere Untersuchung der Entwicklung eines Charakters im Allgemeinen und eines christlichen Charakters im Besonderen beginnen. Flug 1549, ein regelmässiger US Airways Flug vom LaGuardia Airport, startete um 15:26 Uhr Ortszeit Richtung Charlotte, North Carolina. Der Pilot, Chesley Sullenberger III, genannt „Sully", führte alle üblichen Kontrollmassnahmen durch. Mit dem Airbus A320 war alles in Ordnung. Alles war in Ordnung, bis das Flugzeug zwei Minuten nach dem Start direkt in einen Schwarm kanadischer Gänse hineinflog. Eine einzige Gans in einer Flugzeugdüse ist eine ernste Sache; ein ganzer Schwarm ist eine Katastrophe. (Flughäfen wenden alle möglichen Tricks an, um zu verhindern, dass Vögel sich in den Einflugschneisensammeln, doch manchmal geschieht das trotzdem.) Beide Triebwerke wurden unmittelbar schwer beschädigt und verloren ihre Kraft. Das Flugzeug flog zu diesem Zeitpunkt nach Norden über die Bronx, einem der am dichtesten bevölkerten Stadtteile. Flugkapitän Sullenberger und sein Kopilot mussten sofort mehrere wichtige Entscheidungentreffen, wenn sie nicht nur das Leben der Menschen an Bord retten wollten, sondern auch das Leben von Menschen in der Stadt. Sie konnten ein oder zwei kleine örtliche Flugplätze in einiger Entfernung sehen, aber sie erkannten schnell, dass sie sich nicht sicher sein konnten, ob sie es bis dorthin schaffen würden. Auf dem Weg dorthin könnten sie gut und gerne über bewohntem Gebiet abstürzen. Auch der Versuch, das Flugzeug auf dem New Jersey Turn-pike zu landen, einer vielbefahrenen Hauptstrasse, würde grosse Probleme und Gefahren für das Flugzeug und seine Insassen mit sich bringen, ganz zu schweigen von den Autos und ihren Fahrern auf der Strasse. Damit blieb nur eine einzige Option übrig: der Hudson River. Eine Notlandung auf dem Wasser ist allerdings sehr schwierig: Ein kleiner Fehler reicht - wenn z. B. die Spitze des Flugzeuges oder eine Tragfläche zuerst das Wasser berührt - und das Flugzeug überschlägt sich so lange, bis es auseinanderbricht und sinkt. In den zwei oder drei Minuten, die ihnen bis zur Landung blieben, mussten Sullenberger und sein Kopilot die folgenden entscheidenden Dinge ausführen (neben vielen anderen Dingen, die wir Laien nicht verstehen würden): Sie mussten die Triebwerke stoppen. Sie mussten auf die richtige Geschwindigkeit kommen, damit das Flugzeug so lange wie möglich ohne Antrieb segeln konnte (glücklicherweise ist Sullenberger auch noch Segelfluglehrer.) Allerdings ist Segeln mit einem Passagierflugzeug eher mit einem kontrollierten Absturz zu vergleichen. Sie mussten die Spitze des Flugzeugs herunterziehen, um die Geschwindigkeit zu halten. Sie mussten den Autopilot ausschalten und das System, das normalerweise den Flug überwacht, ausser Kraft setzen. Sie mussten das System zum Notwassern aktivieren, das alle Öffnungen und Ventile versiegelt, um das Flugzeug so wasserdicht wie möglich zu machen. Dann das Wichtigste: Sie mussten das Flugzeug schnell in eine Linkskurve fliegen und dann segeln, damit es Richtung Süden herunterkam, mit der Strömung des Flusses. Und sie mussten das ausschliesslich mit den batteriebetriebenen Systemen und dem Notfallgenerator schaffen, da die Triebwerke bereits abgeschaltet waren. Dann mussten sie das Flugzeug aus der Schräglage des Kurvenflugs in die Horizontale bringen, damit das Flugzeug beim Landen waagerecht auf das Wasser traf. Und sie mussten schliesslich die Spitze des Flugzeugs wieder hochziehen, jedoch nicht zu hoch, um ziemlich gerade und flach auf dem Wasser zu landen. Und sie schafften es! Alle verliessen sicher das Flugzeug. Sullenberger ging mehrmals den Gang im Flugzeug auf und ab, um sicherzustellen, dass jeder das Flugzeug verlassen hatte, bevor er selbst von Bord ging. Sobald er im Rettungsboot sass, legte er noch einen drauf und zog in der Kälte des Januarnachmittags sein Hemd aus und gab es einem Passagier, der in der Kälte litt. Diese Story ist bereits oft erzählt worden, und sie wird in der Erinnerung nicht nur derjenigen fortleben, die selbst betroffen waren, sondern auch in der Erinnerung aller New Yorker und vieler Menschen weltweit. Etwas mehr als sieben Jahre und vier Monate nach der furchtbaren Katastrophe vom 11. September 2001 hatte New York nun eine Flugzeug-Story, die man feiern konnte. Wie ich schon sagte: Viele Menschen nannten die dramatischen Ereignisse ein Wunder. Was für mich das Faszinierende an dieser Geschichte ist, wie sie eine entscheidende Wahrheit illustriert - sie zeigt die Kraft der richtigen Gewohnheiten auf. Reaktionen in solchen Situationen sind antrainiert. Es ist das Ergebnis von vielen Jahren der Ausbildung der Erfahrung. Man könnte es Charakter nennen, oder wenn wir den Begriff aus biblischen Zeiten nehmen möchten, die Tugend.

Die Bibel als Handbuch des Lebens und die Heilig-Geist Fraktion

Man spricht heute ja viel von praktischer Umsetzung. Der Gottesdienst, die Predigt und was es sonst noch so gibt, sollen praktische Hinweise geben. Doch wenig reden wir von wirklicher Verwandlung. Wir kommen nicht selten wie der reiche junge Mann zu Jesus, wie gehört am letzten Sonntag. Was soll ich tun, dass mein Leben sich perfekt anfühlt? Doch Jesus ruft in die Nachfolge, in den Staub seiner Fussspuren, in seine unmittelbare Nähe. Er ruft uns in den Ernstfall. Nun der Ruf nach Praxis ist natürlich berechtigt. Denn sie hat bei unserem Piloten die Reaktionen so in Fleisch und Blut übergehen lassen. Aber nur darum, weil es seine Praxis war. Kein Anderer war für ihn im Simulator. Das ständige Einüben zur Reaktion in Notfallsituationen hat zumindest zu grossen Teilen eine Katastrophe verhindert. Wenn wir unser Leben als eine Art Flug bezeichnen wollen, dann ist es wichtig, sich aktiv damit zu beschäftigen, damit das Fluggerät möglichst oben bleibt und was zu tun ist, wenn einmal etwas versagt. Manchmal warten Christen so richtig darauf, dass ein Hammer kommt und dann ist es dann Zeit sein Leben zu verwandeln. In der akuten Situation ist es manchmal etwas schwierig. Da war weder Zeit in der Bedienungsanleitung nachzuschauen, was zu tun ist, wenn über New York beide Triebwerke abstellen, aber einfach alles geschehen zu lassen und zu hoffen, dass Gott ein Wunder schenkt wäre wohl auch nicht die Lösung gewesen. Ist es mit uns (und versteht mich bitte mit einem Augenzwinkern) als Christen nicht manchmal so? Die einen lesen ständig in der Bedienungsanleitung und die anderen fliegen mit viel zu wenig Ahnungherum. Die einen trauen sich kaum den Apparat einzuschalten und die anderen drücken auf allen Knöpfen herum, ohne zu wissen was dann geschieht. Die einen wagen kaum einen Schritt, ohne sich in der Bedienungsanleitung (sprich Bibel) zu erkundigen und die anderen bekommen immer alles vom Heiligen Geist und haben den Eindruck alles neu erfinden zu müssen. Zur Verwandlung und zur Reifung unseres geistliches Leben sollten wir hier keine Gegensätze, sondern das verbindende Element der Einübung gesucht werden. Die zweite Natur muss auch eingeübt werden. So bleibt die Geschichte vom Hudson River trotzdem ein Wunder, aber auch die besonnene Tat eines erfahrenen Piloten. So wie es Paulus uns als Lebenspiloten weitergibt: "dass ihr zu prüfen vermögt, was der Wille Gottes ist: das Gute und Wohlgefällige und Vollkommene.“ Amen
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