Der Sabbat ist für den Menschen da.

Sommerkirche  •  Sermon  •  Submitted
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Gott schenkt uns Auszeiten. WIr können uns unterbrechen lassen, um zur Ruhe zu kommen, Kraft zu sammeln und auftzutanken

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Bibeltext

23 An einem Sabbat ging Jesus durch die Felder. Seine Jünger fingen unterwegs an, Ähren abzureißen und die Körner zu essen.‡

24 Die Pharisäer sagten zu Jesus: »Da sieh dir an, was sie tun! Das ist nach dem Gesetz am Sabbat verboten!«

25 Jesus antwortete ihnen: »Habt ihr nie gelesen, was David tat, als er und seine Männer hungrig waren und etwas zu essen brauchten? 26 Er ging in das Haus Gottes und aß von den geweihten Broten, damals, als Abjatar Oberster Priester war. Nach dem Gesetz dürfen doch nur die Priester dieses Brot essen – und trotzdem aß David davon und gab es auch seinen Begleitern!«

27 Jesus fügte hinzu: »Gott hat den Sabbat für den Menschen geschaffen, nicht den Menschen für den Sabbat.‡ 28 Also ist der Menschensohn Herr auch über den Sabbat; er hat zu bestimmen, was an diesem Tag getan werden darf.«

Jesus und der Sabbat

(Mt 12,1–8; Lk 6,1–5)

23 An einem Sabbat ging Jesus durch die Felder. Seine Jünger fingen unterwegs an, Ähren abzureißen und die Körner zu essen.‡

24 Die Pharisäer sagten zu Jesus: »Da sieh dir an, was sie tun! Das ist nach dem Gesetz am Sabbat verboten!«

25 Jesus antwortete ihnen: »Habt ihr nie gelesen, was David tat, als er und seine Männer hungrig waren und etwas zu essen brauchten? 26 Er ging in das Haus Gottes und aß von den geweihten Broten, damals, als Abjatar Oberster Priester war. Nach dem Gesetz dürfen doch nur die Priester dieses Brot essen – und trotzdem aß David davon und gab es auch seinen Begleitern!«

27 Jesus fügte hinzu: »Gott hat den Sabbat für den Menschen geschaffen, nicht den Menschen für den Sabbat.‡ 28 Also ist der Menschensohn Herr auch über den Sabbat; er hat zu bestimmen, was an diesem Tag getan werden darf.«

Einblicke in meine Welt

Ich möchte euch gerne mit hinein nehmen, vor welchem Hintergrund ich und mit mir viele andere meine Generation diesen Text hören.
Ich bin Jahrgang 1990. Aufgewachsen bin ich im Siegerland, 1996 wurde ich eingeschult. Ich war gerade in der Unterstufe auf einem Gymnasium als die Ergebnisse der europäischen Pisa-Studie veröffentlicht wurden.
Die Ergebnisse versetzen scheinbar unser ganzes Land in einen Bildungsschock. Man war sich einig: unser Schülerinnen und Schüler sind zu dumm, sie schneiden im internationalen Vergleich zu schlecht ab. Gerade bei den Grundlagen wie Lesen, Schreiben, Rechnen, waren die Ergebnisse scheinbar mangelhaft. Meiner Generation wurde schon sehr früh vermittelt, wenn Du es zu etwas bringen willst, musst du dich anstrengen. Und das in einem Schulsystem, das scheinbar seine Macken hat.
Nur wenige Jahre später reagierten die Landesschulbehörden vor allem auf wirtschaftlichen Druck. Die Leute, die die Schule abschließen sind zu alt, wenn sie in die Unternehmen kommen, sie müssen früher mehr leisten. Damit wurde die Schulzeit verkürzt. Aus G9 wurde G8. Gleicher Stoff, aber ein Jahr weniger. Jetzt waren wir also nicht nur zu dumm, sondern auch zu langsam. Die Jahrgänge nach mir mussten das ausbügeln.
Als wir dann an die Uni kamen, war gerade die Bologna-Reform gelaufen. Von nun an hieß es: Punkte sammeln. Auch ich musste an der Theologischen Hochschule 180 Credit Points für meinen Bachelor und 120 für meinen Master sammeln. Von nun an stand nicht mehr die individuelle Förderung im Vordergrund, sonders das Punktekonto.
Nach dem Bachelor oder Master geht das weiter so für uns. Direkt in einem Unternehmen anzufangen zu arbeiten ist für viele nicht möglich, weil sie zu wenig Berufserfahrung gesammelt haben. Also erst mal ein oder mehrer Praktika.
Von politischer, wirtschaftlicher, gesellschaftlicher Seite ist meine Generation davon geprägt, dass wir uns Pausen eigentlich kaum erlauben dürfen. Der Lebenslauf ist nichts selbstverständliches mehr, sondern etwas, das wir entwerfen dürfen, aber auch müssen. Bei Vorstellungsgesprächen wird natürlich danach gefragt, was in der Zeit zwischen Abitur und Studium gelaufen ist und natürlich auch danach, was man in den drei Monaten zwischen Bachelor und master gemacht hat. Unterbrechungen im Lebenslauf und auch im Alltag sind für uns nicht besonders en vogue.
Dabei zeigen Studien, dass für viele in meiner Generation, der sog. Generation Y, Werte und Ideale eine große Rolle spielen. Zwar sind wir sicher keine politischen Revoluzer, aber wir haben gewisse Prinzipien.
In Sachen Werte und Ideale sind wir keine politischen Revoluzer, aber wir haben gewisse Prinzipien. Wir erwarten, dass Arbeitgeber in der Lage sind, anständig mit ihren Mitarbeitern umzugehen. Chefs, die streng hierarchisch von oben herab ihre Mitarbeiter behandeln, lehnen wir ab. Wir wollen unsere Kompetenzen und Möglichkeiten einbringen, wenn man uns auf Augenhöhe begegnet. Warum sollte ich jemanden Folge leisten, der weniger Ahnung hat und seine Mitarbeiter schlecht behandelt, nur weil er mehr verdient und in der Hierarchie höher steht?
Wir erwarten, dass Arbeitgeber in der Lage sind, anständig mit ihren Mitarbeitern umzugehen. Chefs, die streng hierarchisch von oben herab ihre Mitarbeiter behandeln, lehnen wir ab. Wir wollen unsere Kompetenzen und Möglichkeiten einbringen, wenn man uns auf Augenhöhe begegnet. Warum sollte ich jemanden Folge leisten, der weniger Ahnung hat und seine Mitarbeiter schlecht behandelt, nur weil er mehr verdient und in der Hierarchie höher steht?
Wenn ich Leute kennen lerne und ihnen erzähle, dass ich Pastor bin, reagieren manche mit Faszination. Sie sind fasziniert, weil ich einen Beruf ausübe, der von meinen Überzeugungen, meinem Glauben gespeist wird. Viele wollen nicht mehr einfach nur Dienst nach Vorschrift tun, sondern sind bereit mehr zu geben, wenn sie hinter dem Produkt, hinter dem Unternehmen oder hinter der Dienstleistung stehen.
Das ist in etwa so die Folie, vor der ich diesen Text höre. Vielleicht findest du dich darin wieder. Vielleicht hörst du ihn so ganz anders.

Einblicke in den Text

Menschen, die den Text zuerst gehören und gelesen haben, kannten die Diskussion um den Sabbat. Seit Generationen hinweg galt der siebte Tag der Woche als etwas besonderes, als Ruhetag. Nach der Schöpfungserzählung ruhte Gott selbst, nachdem er die Erde erschaffen hat. Die Anweisung, den siebten Tag der Woche als Ruhetag zu bewahren, fand sogar den Weg in die Zehn Gebote, weil das scheinbar nicht selbstverständlich ist. Weil Menschen scheinbar Ruhe und Unterbrechung brauchen, das sich aber nicht von alleine einstellt.
Markus stellt mit seiner kurzen Episode dar, dass den Pharisäern der Sabbat so heilig war, dass er fast zum Heiligtum selbst mutierte. Dass der Wert, die Gedanken, die den Sabbat so wertvoll machen, in den Hintergrund rücken und die Regel in den Vordergrund. Es gab sogar Regelungen, die es verboten haben am Sabbat einen Menschen aus einer Grube zu bergen, in die er hineingefallen war, wenn man dazu eine Leiter oder ein anderes Werkzeug benutzen musste. Den Pharisäern brauchte man nicht zu sagen, dass sie am Sabbat zu ruhen hatten, darum waren sie genug bemüht.
m Sabbat einen Menschen aus einer Grube zu bergen, in die er hineingefallen war, wenn man dazu eine Leiter oder ein anderes Werkzeug benutzen musste Den Pharisäern brauchte man nicht zu sagen, dass sie am Sabbat zu ruhen hatten, darum waren sie genug bemüht.
Jesus begegnet hier ihrem Streben danach, perfekt zu sein, keinen Fehler zu machen. Jesus begegnet hier ihrem Versuch ihn herauszufordern. Jesus begegnet ihnen mit einer Geschichte, die ihnen wohl vertraut sein muss. Fast kann man sagen, er schlägt sie mit ihren eigenen Waffen, denn König David war eine Bank. Er war eine Autorität. Und wenn selbst er gegen kirchliches Gebot verstoß?
Wenn Jesus hier den Pharisäern sagt. Der Sabbat ist für den Menschen da, Gott hat den Sabbat für den Menschen geschaffen, dann ist das die Erinnerung an ein Angebot. Das Angebot, nicht das Gesetz in den Vordergrund zu stellen, sondern danach zu fragen, was Gottes gute Botschaft für unser Leben ist. Die Pharisäer durften hören: Versklave dich nicht den Gesetzen. Unterwerfe dich nicht den Regeln, Entspann dich. Die Weisungen sind für dich da, nicht du für die Weisungen. Sei nicht gesetzlicher als das Gesetz fordert. Die Pharisäern forderten ein, die Pause in der Woche strikt einzuhalten, ihnen begegnet Jesus mit der Zusage, das alles mal nicht zu eng zu sehen.

Wie höre ich den Text?

Wie hörst du diesen Vers? Der Sabbat ist für den Menschen da?
In welcher Situation trifft dich dieser Vers. Hörst du ihn als Aufforderung dich unterbrechen zu lassen? Hörst du ihn als Aufforderung mal 5 gerade sein zu lassen? Was löst dieser Vers in dir aus?
Ich muss gestehen, ich stehe nicht in der Gefahr, das alles zu eng zu sehen. Ich und ich vermute viele mit mir, hören den Text heute anders. Ich stehe eher in der Gefahr, mich gar nicht unterbrechen zu lassen. Pausen sind notwendige Übel. Wie oft ertappe ich mich dabei, nach einem vollen Tag mich zu fragen, was ich heute eigentlich geleistet habe. Nach intensiven Gesprächen, organisatorischem Kram, Planungen, Vorbereitungen immer noch das Gefühl zu haben, nicht genug getan zu haben. Früh habe ich gehört: Ihr seid nicht schlau genug, ihr müsst schneller sein, ihr müsst Punkte sammeln, ihr müsst perfekte Berufseinsteiger sein mit schon viel Erfahrung. Heute höre ich Jesus sagen: ch darf Pause machen. Ich darf zur ruhe kommen. Auch wenn noch nicht alle Arbeit erledigt ist. auch wenn noch nicht alles fertig geplant ist, auch wenn die Predigt noch nicht perfekt ist. Jesus sagt mir hier zu: Ich darf zur Ruhe kommen. Was für eine Entlastung und gleichzeitig was für eine Herausforderung.
Ich muss das immer wieder lernen. Zur Ruhe kommen, sich eine Auszeit nehmen, sich unterbrechen lassen. Manchmal weiß ich gar nicht so richtig, wie das geht. Berufliches und Privates schwimmen in meinem Fall oft. Am Sonntag arbeite ich, Montags ist auch nicht immer frei.
Der Glaube bietet uns heilsame Unterbrechungen in unserem Alltag, in unserem durchgeplanten Jahr. Feiertage, Feste, Sonntage, sind Einladungen an uns, sich unterbrechen zu lassen. Wenn Kirchen gegenüber dem Handel und der Wirtschaft für den Sonntag als Ruhetag eintreten, dann ist das kein festhalten an alten Geboten, sondern eine Einladung zur Ruhe, zur Unterbrechung.
Ich kann das gut gebrauchen. Und bin dankbar, dass Gott uns das schenkt.
Wie gerne schaffe ich viel, leiste, arbeite. Doch Jesus sagt mir hier zu: Entspann dich. Nimm dir ein Beispiel an Gott, der selbst ruht.
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