Römer 12, 1-8
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Handout
Einleitung
Einleitung
Kennt Ihr kleine Kinder: Nein, ich will aber… Jeder weiß, daß dieses: „Ich will aber“ noch in uns ist… In unserem Text geht es heute darum, was ist Gottes Wille mit unserem Willen?
Ja, ich weiß, das Thema heißt eigentlich Gaben, aber wie das so ist, wenn man Exegese zu einem Textabschnitt macht, geht es meistens so, dass man sich den Kontext ansieht und dann merkt, dass der Abschnitt erst im Zusammenhang zu verstehen ist. Und so habe ich bei der Exegese von gemerkt, wie grundlegend, generell für jeden Christen ist, aber auch für diesen Text über die Gaben den Doppelpunkt / die Überschrift / die Basis bildet. Das, was Paulus über die gaben schreibt, kann nicht verstanden werden, wenn man sich nicht mit den Versen 1 und 2 befasst hat.
Beispiel:
Man kommt an Vers 1+2 nicht vorbei. Vers 1-2 sind die Tür zum Verständnis zu Vers 3-8.
Ø Logicos von Schirrmacher
Ø Wozu? Um zu prüfen!! Was Gottes Wille ist
Ø Am gefährlichsten für uns, sind unsere vermeintlichen guten Werke – aus der Abhängigkeit von Jesus heraus hin zu „selbstverantworteten Christsein“ o.ä.
Paulus beginnt diesen letzten Teil seines Briefes an die Römer mit den Worten ich ermahne euch nun, liebe Brüder, durch die Barmherzigkeit Gottes
allein an diesen wenigen Worten kann man schon so viel schönes erkennen, nämlich wie ein Apostel die Gläubigen ermahnt. Erstens redet er sie mit dem Namen „Brüder“ an, damit stellt er sich mit ihnen auf eine Ebene auf Augenhöhe und weiter schreibt er eben nicht ich befehle euch, sondern ich ermahne bzw. wie man auch übersetzen kann ich bitte euch. Dazu bemerkte Bengel einmal: „Mose befiehlt, ein Apostel ermahnt.“ Und er bittet durch die Barmherzigkeit Gottes, nicht durch den strengen Zorn Gottes, der seinen Untergebenen folgendes zu Befehlen hat, sondern durch die Barmherzigkeit Gottes, man kann auch sagen ich bitte euch um der Barmherzigkeit Gottes willen oder ich gemahne euch an die Barmherzigkeit oder Erbarmen Gottes. D. h. durch den Hinweis auf die Erbarmen Gottes möchte Paulus die Herzen in der Gemeinde vorbereiten, dass sie sich öffnen und die Dankbarkeit für Gottes erbarmende Taten uns gegenüber,Soll darin so viel Raum gewinnen, dass im Herzen eine Gegenliebe entsteht, die dann zum Gehorsam gerne bereit ist. Kapitel 15,30 sagt er: ich ermahne euch, liebe Brüder, durch unsern Herrn Jesus Christentum und durch die Liebe des Geistes. Und erster Kommentar 1,10 sagt er: ich ermahne euch durch die Sanftmütigkeit und Lebendigkeit Christi usw. so ermahnt Paulus seine Glaubensgeschwister oder Johannes in seinem ersten Brief Kapitel vier Vers elf schreibt: Ihr Lieben, hat uns Gott also geliefert, so sollen wir uns auch untereinander lieben. Der dann folgenden Aufforderung Gottes Willen zu tun geht immer Gottes Tat voraus. Man denke nur an die zehn Gebote, sie beginnen mit ich bin der Herr, dein Gott, der dich aus Ägyptenland geführt hat. So auch hier Gottes immer der, der zuerst etwas für uns tut, der zuerst uns dient, bevor er uns freundlich bittet auch ihm bzw. anderen zu dienen. Wir müssen also nichts verschenken was wir vorher nicht selbst bekommen haben, aus dem Lehren schöpfen sozusagen. Gott füllt unseren Akku erst mal bevor er uns auf den Weg schickt, wenn wir uns mit einem Ibex vergleichen würden.
Lutherzitat zu „dass ihr erkennt, was der Wille Gottes ist“ ()
„Darum sind die, „die vom Geist Gottes getrieben werden“ (vergleiche ), Menschen von biegsamem Sinn und lenksamer Meinung. Die Rechte Gottes führt sie wunderbar, nicht dahin, wohin sie wollen und denken, sondern über alles verstehen. Daher erscheint der Wille Gottes, wenn sie geführt werden, wider sie hart und ungnädig, ja ganz und gar verzweifelt. Doch schicken sie sich in solche Führung in demütiger Ergebung und Leiden im Glauben und erst, wenn sie aufs härteste geprüft sind, dann sehen Sie ein, wie gut sein Wille war, der freilich unbekannt, ja unerkennbar war, solange er noch in der Erfüllung begriffen war. Deshalb ertragen die Ungläubigen den Rat Gottes nicht. Denn sie handeln nach ihrer eigenen vorgefassten Meinung, wollen, dass man auch danach handle, und wollen nicht ihre Meinung aufgeben oder sich ändern. Darum prüfen Sie auch nicht, welches da sei der gute Wille Gottes, sondern sie stellen sich dieser Welt gleich und verlassen sich allein auf das, was sie fühlen und erfahren. Allein der Glaube bildet den Sinn um und führt zur Erkenntnis des Willens Gottes.
Denn wenn Gott einen neuen Grad der Gnade schenkt, dann schenkt er ihn so, dass er im Gegensatz zu all unserem meinen und planen kommt. Wer nun also hier nicht nachgibt und seinen Sinn ändert und aushält, vielmehr voller Widerstreben ist und sich nicht fügt, der erlangt niemals solche Gnade. Und so ist die Umwandlung unseres Sinnes das nützlichste Wissen der Gläubigen Christi. Und das Beharren im Eigensinn ist das schädlichste Widerstand wider den Heiligen Geist.“
Lutherzitat zu „prüfen, was Gottes Wille ist“ ()
„Denn in der Kirche tut Gott nichts anderes, als dass er diesen Sinn umbildet. Solcher Umbildung aber Widerstreben die, die sich in ihrem Sinn gefallen und alles in Verwirrung bringen und Spaltungen und Ketzereien hervorrufen. Das sind die „Menschen mit einem verdorbenen Geist“, wie er sie anderswo nennt, zweite Timotheus 3,8.So wie die Weisheit Gottes verborgen ist unter dem Schein der Torheit und die Wahrheit unter der Gestalt der Lüge, so kommt auch das Wort Gottes, so oft es kommt, in einer Gestalt, die unserem Geist, welcher sich einbildet auf das wahre bedacht zu sein, stracks zuwiderläuft. So ist es auch mit dem Willen Gottes. Er ist wirklich und von Natur „gut, wohlgefällig, vollkommen“. Aber er ist so verborgen unter dem Schein des Bösen und missfälligen und verzweifelten, dass er unserem Willen und unserer guten Absicht, wie man sagt, nur ganz schlecht und verzweifelt vorkommt und keinesfalls als der Wille Gottes, sondern als der des Teufels. Es sei denn, dass der Mensch seinen eigenen Willen und seine gute Absicht zum Opfer bringt und sich in jegliche Verwerfung seiner vorgefassten Gerechtigkeit, Güte und Wahrheit rein schickt. Wenn er das tut, so bekommt er es zu schmecken, dass das was für ihn vorher das aller Schlimmste war und ihm gar sehr missfiel und ganz verloren vorkam, dass eben dies [nun(?)] voller Süßigkeit ist; es gefällt ihm aufs Beste und er erkennt es als das vollkommenste. So sagt der Herr zu Petrus (vergleiche ) dass er geführt wird, wohin er nicht will und dennoch, wenn er nicht wollte, so würde er Gott nicht verherrlichen, er würde vielmehr sündigen. Zu gleicher Zeit will er also und will er nicht. So hat Christus in seinem Todeskampf sein nicht wollen durch das kühnste wollen zur Vollendung gebracht. Denn so handelt Gott in allen Heiligen, dass er sie mit höchster Willenskraft tun lässt, was sie unter keinen Umständen wollen. Und über diesen Widerstreit wundern sich die Philosophen und die Menschen verstehen ihn nicht.
Darum sagte ich: wer dies nicht durch praktische Erfahrung verstehen lernt, wird es niemals verstehen lernen. Darum sollte sich ein Christenmensch gerade dann am höchsten freuen, wenn etwas stracks wieder seinen Sinn geht. Und er sollte immerhin [vorsichtig(?)] sein, wenn etwas nach seinem Sinne geht. Dies sage ich nicht mehr im Hinblick auf die fleischlichen Begierden, sondern auch im Hinblick auf unsere größten (Un?)gerechtigkeiten.“
Lutherzitat zu „das Gute, Wohlgefällige und Vollkommene“ ()
„Diese Worte „gut“, „wohlgefällig“, „vollkommen“ gelten nicht vom Wesen des göttlichen Willens an sich, sondern von ihrem tatsächlichen Eindruck. Diese Worte sind überreich an Trost. Denn gerade dann sollen wir meisten guten Mutes sein, wenn Leiden herankommen, weil da der gute Wille Gottes ist. Dann soll es uns am meisten gefallen, wenn uns Dinge widerfahren, die uns gänzlich missfallen. Denn hier ist ganz gewiss der wohlgefällige Wille Gottes, d. h. der Wille, der voller Lebendigkeit ist. Und gerade dann sollen wir am meisten Vertrauen haben, wenn etwas an uns herankommt, das ganz verzweifelt und hoffnungslos ist. Denn gerade dann ist hier der vollkommene Wille, der alles vollendet und die vollkommene Seligkeit schenkt. Denn das ist die Natur des göttlichen Willens (erster Samuel 2,6): „er tötet und macht lebendig, er führt in die Hölle und wieder heraus.“ Während er böse handelt, handelt er freundlich; während er missfällt, gefällt er am besten; während er zerstört, vollendet er. Man darf also nicht töricht werden und sich dieser Welt gleichstellen, die so urteilt, wie sie denkt und es versteht, sondern man soll sich mehr und mehr erneuern. Denn so wird der Wille bewährt werden, wenn wir urteilen, nicht aufgrund unserer Erfahrung und Empfindung, sondern aufgrund unseres Wandels in der Finsternis[?]. Gut aber ist der Wille Gottes, weil er aus bösem Gutes schafft; wohlgefällig, weil er bewirkt, dass man dies gute mit Freuden liebt und dass es einem wohl gefällt und dass man damit einverstanden ist, ja auch mit jenem bösen. Vollkommen aber, weil er die, die fröhlich sind, in Ewigkeit vollendet und das zu Ende führt, was sie hier begonnen hat.“
Zu „ändert euch durch Erneuerung eures Sinnes“
Das Verb, das hier von Paulus verwendet wird, steht im passiv Metamorphose, sich umgestalten lassen. Das klingt schon schmerzhaft. Was man so hört, sollen Schönheits-OPs ja sehr schmerzhaft sein – und sie sind nur rein kosmetisch. Wie schmerzhaft muss dann ein Komplett-Make-Over, das uns als ganze Person betrifft sein. So eine Metarmophose kann uns an die Grenzen bringen, es kann uns alles genommen werden, was uns heilig, wichtig, unverzichtbar war. Familie, Gesundheit, Freundschaften, … Gott kann uns regelrecht entkernen, die Weinreben zuschneiden und säubern, so dass uns nichts mehr bleibt, als das Hängen an der Rebe – manchmal mit letzter Kraft, das man nur noch „Jesus“ sagen kann... In einem solchen Prozess will Gott uns aber zur wahren Liebe führen, dass wir ihn nicht um seiner Gaben willen lieben - seien es geistliche oder irdische - , sondern dass wir ihn um seiner selbst, ihn, seine Person, lieben. Und auch der Imperativ ist im Passiv: die gleiche Gestalt annehmen, wie sich im Wesen anpassen an, oder etwa sich nach jemandes Maßstäben richten. Nicht nur ein kleines MakeOver sondern eine Radikalveränderung, oben nach unten, rechts kommt nach links, lang gewöhnetes wird genommen, neues gegeben, das kann richtig weh tun - innerlich so wie äußerlich, einem das genommen wird, was man für unverzichtbar gehalten hat – solche Metarmorphosen sind leidvolle Prozesse, schwere Lebensphasen, eine echte Umwandlung des „alten Adam“ geschieht nicht unbedingt durch vollkommenes Glück, einem Leben als problemfreie Zone...
Metanoia: in die Taufe zurückkriechen…
Griechischer Vers
Denn ich sage durch die Vermittlung von der Gnade die mir gegeben worden ist jedem der ist bei euch …
2 Anmerkungen:
1. Es ist nicht Paulus selbst, der zu ihnen spricht, sondern die Gnade Gottes die hier die Mittlerfunktion innehat [dia bedeutet hier nicht während oder nach, also zeitlich auch nicht hindurch, ortsbezogen sondern durch Vermittlung von mit Genitiv]. Es steht nicht Paulus als Absender hinter diesen Worten sondern die Gnade Gottes. Paulus ist der, der empfangen hat, dem gegeben worden ist. [Partizip im Passiv aorist ist von didomi]
2. Er sagt es nicht allen ganz pauschal über die Köpfe hinweg sozusagen, sondern das, was er nun sagt, gilt jedem einzelnen persönlich, der zwar Teil einer großen Gruppe ist, einer Gemeinschaft von vielen, aber doch persönlich von Gott hier angesprochen und ermahnt wird.
Nun kommt ein Imperativ mit einer Inklusio in seiner Formulierung:
Griechischer Vers
Niemand denke drüber
wörtlich: Niemand denke über das hinaus, was man denken muss oder was sich gehört zu denken.
Nun ist natürlich die große Frage, wer oder was gibt an, was sich gehört zu denken, wer legt das fest?
Sowie Paulus nicht über die Köpfe hinweg seine Anrede gestaltet hat, sondern jeden einzelnen in den Blick genommen hat, so gilt es auch hier nicht über sich selbst hinaus zu schauen.
Das war jetzt das Negativ Programm, das, was man nicht tun soll.
Nun setzt Paulus dem den positiven Auftrag gegenüber, was stattdessen praktiziert werden soll.
„Sondern“, so wird es eingeleitet und wieder wird jeder einzelne angesprochen, „ein jeder“ soll sich an seine eigene Nase fassen im übertragenen Sinn jeder „soll maßvoll von sich halten“ - wieder zweimal Wortspiel mit froneo.
Exkurs zu froneo:
[Das Verb froneo – das Chamäleon unter den Verben: Paulus gebraucht es in diesem Abschnitt mind. 5x in Form von Wortspielen:
Das Verb hat die Tendenz zur allgemeinen Bedeutung. Es gewinnt seine Füllung durch seine grammatische Beziehung zu anderen Wörtern. Inhalt und Ziel des Denkens werden etwa durch die Präposition … oder durch so charakteristische Vokabeln wie … bestimmt. Gelegentlich entstehen daraus neue Wortverbindungen vergleiche . Jedenfalls machen alle diese Wörter durch ihre Richtungsangabe (nach oben oder unten) froneo erst zu dem, was es im Zusammenhang der betreffenden Stelle bedeutet.]
Das von Paulus in gebrauchte Wortspiel, indem er die Gemeinde ermahnt, dass sie „den Sinn nicht höher richten soll, als zu sinnen sich geziemt, sondern darauf sinnen soll, besonnen zu sein“, lässt erkennen, wie sehr denken und sinnen durch ihre Richtung und ihr Ziel bestimmt werden. Damit wird deutlich, dass es, obwohl das Verb ursprünglich nicht inhaltlich gefüllt ist, so etwas wie ein neutrales Denken nicht geben kann. Der Mensch ist immer „auf etwas aus“; es gibt kein Sein ohne „auf-etwas-aus-sein“, ein Suchen, ein Besitz ergreifen-wollen und ein Partei nehmen.
[Paulus bezeugt, dass es ein Trachten des Fleisches und ein Trachten des Geistes gibt. Die enge Verflechtung von sein und entsprechendem gesinnt sein wird an dieser Stelle überzeugend deutlich.]
Denken, Sinnen und Trachten des Menschen können nicht unabhängig von der Gesamtausrichtung seines Lebens gesehen werden. Vielmehr wird diese sich in dem widerspiegeln, worauf der Mensch aus ist. Weil bei uns Menschen Sein und Gesinnt-Sein zusammengehören, geht es bei froneo nicht nur um eine Tätigkeit des Verstandes, das Denken an sich, sondern eben um eine Richtung des Willens; es ist Anteilnahme und Entschluss zugleich. Das passt dann auch wieder zur Metarmophose, zur Erneuerung unseres Sinnes. Denn unser Denken soll nicht in eine beliebige Richtung gelenkt werden durch unseren Willen, sondern in die richtige Richtung ausgerichtet an und durch Gottes Willen.
Griechischer Vers
Ein jeder halte maßvoll von sich
Maßvoll halten im Sinne von „im Lot sein“, „ausgewogen“, „selbst diszipliniert“, „gemäßigt“, „ausgeglichen“ - ein schönes Wort eigentlich im Lot sein, von Schwankungen befreit, die geringste mögliche Amplitude sozusagen, ausgewogen.
Überlegt doch kurz, wen Ihr da sofort vor Augen habt, wenn Ihr diese Worte hört – solche Glaubensvorbilder sind wichtig.
Und nun wieder die Frage von oben: woran orientiert sich nun dieses Maß wo liegt die Mitte der Ausgewogenheit wo pendelt es sich ein, das Maß in dem man von sich halten soll?
Die Lösung liegt im letzten Teil des Satzes von Vers drei darauf läuft sozusagen der ganze Satz zu:
Griechischer Text
Jeder halte so von sich wie Gott zugeteilt hat das Maß des Glaubens
Jeder halte so von sich wie - und nun kommt das Subjekt (?) - Gott zugeteilt hat das Maß des Glaubens. Gott ist derjenige, der verteilt. vgl. 1.Korinther 12, 1-31
Hier geht es um das gleiche Phänomen, dass es der eine Geist ist, der unterschiedliches hervorbringt, was aber zum Nutzen aller dienen soll. Die Problematisierung der Überheblichkeit des einen über den anderen ist miteingeschlossen. Die Gaben in der Bibel werden also nicht als solche aufgelistet entsprechend eines Kataloges, in dem man auswählen kann. Sondern sie werden immer (an allen anderen Stellen (Gabenlisten) auch? Wenn ja, an welchen è für Nachfragen bereitlegen! Wenn nicht, dann formulieren „in diesem Abschnitt“) im Zusammenhang des Zusammenwirkens der Geschwister untereinander erwähnt immer (s.o.!) verbunden mit der Mahnung Überheblichkeit zu vermeiden, und die Gaben zum Dienst der anderen einzusetzen, als ein Zusammenwirken des einen Leibes zur Ehre des einen Hauptes. Darum soll es gehen. Alles andere hätte den falschen Fokus und genau davon möchte Paulus die Römer und auch die Korinther wegbringen, weg von der geistlichen Nabelschau, hin zum großen Ganzen. Es geht nicht um das Schielen zum anderen, sondern um das in den Blick nehmen des eigenen und das soll realistisch geschehen im Blick auf Gott, der ausgeteilt hat das jeweilige Maß des Glaubens. Hier läuft das ganz anders, als wir das gewohnt sind. Oft prägt unsere Selbsteinschätzung das, was andere von uns denken, was sie – vermeintlich – von uns denken. Darauf sind wir oft fixiert, darauf wollen wir Einfluss nehmen. Wir sehen wieder: Unser Denken hat immer eine Richtung und ein Ziel. Dazu kommt, dass wir meistens im Vergleich denken: Der hat das mehr als ich, dieser muss ja auch nicht das stemmen, was ich stemme, wenn ich so wäre wie…, dann könnte ich auch…
Aber Paulus sagt uns, dass das bei Gott ganz anders läuft. Das, was wir, ganz ehrlich! Von uns selbst halten, soll eben nicht durch den Vergleich mit anderen entstehen. sondern im Austausch mit Gott und zwar steht jeder einzelne vor Gott, bekommt von ihm das Maß des Glaubens zugeteilt und ist entsprechend ihm gegenüber dafür verantwortlich - „jeder“ schreibt Paulus.
Das ist beides Gesetz und Evangelium in Zuspruch und Anspruch an jeden von uns. Der Maßstab für alles ist der Glaube. Und der Glaube ist zugleich das, was die einzelnen Gläubigen untereinander verbindet, was ihren gemeinsamen Nenner darstellt. Die Gaben wurden schon unseren Glaubensgeschwistern in den Urgemeinden zum Verhängnis. Der Teufel nutzt geschickt die an sich guten Dinge, um etwas Böses daraus zu machen, uns in diesem Fall gegeneinander auszuspielen, Neid, Missgunst, Überheblichkeit u.a. in unsere Herzen zu säen – den eigenen Glaubensgeschwistern gegenüber. Wie ein Wurm, der sich weiterfrisst, bis er alles ausgehöhlt hat. Dagegen gilt es, das Schild des Glaubens hochzuhalten, und solche Gedanken von Neid, von Vergleichsdenken, Überheblichkeit, Geringschätzung ernsthaft und konsequent abzuwehren – jeden Tag.
Im Aufblick zu Jesus, weg von den anderen und ihrer Jesus – Beziehung, und ihren Gaben, und meinem Vergleichsdenken zu ihnen, weg von alldem: im Aufsehen zu Jesus, kann ich mich selbst maßvoll einschätzen und entsprechend maßvoll einbringen in das große Ganze. Vergleichsdenken ist hier nicht notwendig. Der Maßstab für meine ausgewogene Selbsteinschätzung, bei der weder ein zu Hochdenken von mir, noch Minderwertigkeitskomplexe bestimmend sein sollen, sondern eine vernünftige Mitte, dieses Maß mit dem ich gemessen werde bzw. mit dem ich mich selber messe und einschätzen kann, ist das Maß, das aus dem Glauben an Jesus, aus meiner Beziehung zu ihm entspringt. Mit seinen Augen sehe ich mich zugleich als Sünder und als Gerechter, als Begabter, aber auch zum Fall gefährdeter Mensch. In dieser Ambivalenz des gleichzeitigen, des neuen und des alten Menschen steht ein jeder Christ. Und in der Mitte dieser Ambivalenzen, dieser gegensätzlichen Seiten, liegt die richtige, vernünftige, unaufgeregt besonnene Selbsteinschätzung eines jeden Christen.
4 Denn wie wir an einem Leib viele Glieder haben, aber nicht alle Glieder dieselbe Aufgabe haben, 5 so sind wir viele ein Leib in Christus, aber untereinander ist einer des andern Glied,
Das in Vers 3 geforderte „nicht zu hoch von sich denken“ (Demut) wird von Paulus mit einem anschaulichen Beispiel verdeutlicht.
Er gebraucht ein Bild, um das, was er gesagt hat zu umschreiben, ins Herz zu prägen:
Es ist das uns allen wohlbekannte Bild des einen Leibes und der vielen Glieder. Hier bringt Paulus die Verhältnisbestimmung noch einmal im Bild auf den Punkt. Wir gehören alle zusammen zum Leib Christi, wir sind alle Gottes Hausgenossen, haben unsere Füße unter demselben Tisch, folgen alle demselben Herrn, der unser aller Bruder ist. Jedoch gibt es Individualität. Diese Nachfolger sind kein geklontes Christusvolk, keine anonyme monotone uniformierte Masse. Wer Jesus nachfolgt ist ein Unikum, jeder so, wie er ist und unverzichtbar im großen Ganzen, denn der Leib Jesu hat viele Glieder, aber nicht alle Glieder haben dieselben Aufgaben]. Die Gemeinsamkeit liegt darin, dass wir alle zu Jesus gehören, das uns allen ausgeteilte Glaubensmaß, das ist unser größter gemeinsamer Nenner; das ist das, was uns verbindet. Jedoch gibt es die größtmöglichen Unterschiede, die so die größtmögliche Vielfalt und Funktionsfähigkeit dieses Leibes ermöglicht: je mehr verschiedene Funktionen desto besser.
Es geht um unterschiedliche Praxis [griech.: praxis] und nun kommt es wieder zur Inklusion mit dem Anfang dieses Abschnitts: Diese Aufgaben werden mit den zugeteilten Gaben, die aus Gottes Gnade kommen und nicht aus eigener Leistung – kann man ergänzen – gehandhabt. Wieder ist es Gottes Gnade, die hinter allem steht. Diese Gnade äußert sich in dem von Gott gesetzten Maß des Glaubens durch Gaben. Streng genommen sind diese Gaben bestimmten Aufgaben und deren Lösung zugeordnet. Gaben sind also nie abstrakt vorrätig vorhanden, sondern an bestimmte dienende Aufgaben innerhalb des Leibes Christi gebunden (vgl. 1. Kor 12), die die Aufgaben zu lösen ermöglichen. Die Gaben haben wir durch die Gnade, welche wiederum uns gewährt wird. Es ist also ein reiner Gnadenakt, dass wir Gaben von Gott empfangen – völlig passiv. Er ist das handelnde Subjekt hinter allem.
Unser Briefabschnitt ist ja dem Thema Gaben zugeordnet. Aber als Überschrift über alles ist unbedingt folgendes zu verstehen: wenn Paulus hier und auch andernorts in der Bibel von Gaben spricht, dann liegt nicht die Betonung darauf, dass der einzelne in den Blick genommen wird und wie ein Martini geschüttelt oder gerührt, vermessen, durch den Scanner geschoben wird, sondern es geht schlicht um den Messias Jesus und das Faktum, dass diejenigen, die diese Beziehung haben, untereinander zwangsläufig verbunden sind und das in einem positiven Sinne. è Gut, aber wh! (s.o.!) Jesus ist das Haupt, alle die im angehören bilden den Körper, so vergleicht Paulus das im Bild. Dass jeder einzelne Gaben besitzt, könnte man fast als Schlussfolgerung aus dem Bild des Leibes nehmen, auf keinen Fall aber als Fokus dieses Abschnittes. è Gut! Es geht nicht um die Gaben des einzelnen, sondern Paulus will den Blick auf das große Ganze richten und somit eine besonnene Selbsteinschätzung des einzelnen herbeiführen, der sich als Teil dieses großen Ganzen sehen sollte, und dabei entsprechend nicht zu viel von sich halten. Allerdings nicht aus einem ungesunden Vergleichen der Glieder untereinander heraus entstanden diese besonnene Selbsteinschätzung, die nicht hochmütig sein soll, è wh. Des Abschnittes zu froneo! sondern aus dem Wissen, einem rein biologischen Wissen sozusagen, dass ein Körper auf der Diversität, der Vielfalt seiner Einzelteile beruht bzw. nur so funktionieren kann, wenngleich diese Vielseitigkeit nur zu einem funktionstüchtigen Körper führt, wenn sie einem großen Ganzen, einer Richtung, dem Wort des Hauptes sozusagen den Befehlen des Gehirns untergeordnet ist. Nur wenn alle Glieder an einem Strang ziehen, kann der Körper etwas leisten und funktionieren. Das gilt es nicht aus dem Blick zu verlieren. Das ist das, worauf Paulus die römischen Hausgemeinden die einzelnen Christen hinweisen möchte. Ja, ihr habt Gaben, diese dienen aber nicht dem Selbstzweck, sondern sind im Kontext zu sehen, im Kontext eines großen Ganzen, das dem Haupt untergeordnet ist.
Aufgaben („praxis“) und Gaben sind hier parallel gesetzt. Wir hingegen setzen Aufgaben mit Berufen gleich und suchen nach Gaben die in einen entsprechenden Beruf führen oder münden sollen. Ich weiß nicht, ob man das von diesem Text her rechtfertigen kann. Ich sehe hier durch die parallele Setzung von Aufgaben und Gaben, was beides aus Gottes Gnade resultiert, eher eine gewisse Freiheit in der Handhabung gegeben. Kein fieberhaftes Puls messen nach Gaben um ja nicht den entsprechenden Beruf zu verfehlen.
Exkurs zum Verhältnis Gaben und (hauptamtlicher) Beruf
Exkurs zum Verhältnis Gaben und (hauptamtlicher) Beruf
Hier ist übrigens auch nicht von einem Pfarramt innerhalb einer der Landeskirchen der EKD die Rede. Dieses Amt, wie wir es heute haben, kommt in der Bibel überhaupt nicht vor. Es vereint vielmehr eine Fülle der einzelnen Gaben bzw. Aufgaben. Daraus könnte man schlussfolgern, dass bei einer 1 zu 1 Zuteilung der Gaben, eigentlich kein Mensch für ein heutiges Pfarramt “begabt” sein kann. Aber ist dieser Rückschluss angemessen? Nein, denn die Gemeinden des NTs hatten eine andere Struktur als wir heute. Es hieße, die sprichwörtlichen Äpfel mit Birnen zu vergleichen.
So wie es damals Lehrer, Propheten, Ermahner, Geber, Amtsinhaber etc. gab, so gibt es heute ebenfalls ein breit gefächertes Spektrum geistlicher (Auf-) Gaben (“praxis”). Die Jungscharleiter, Prediger, Pastoren in freien Gemeinden, Pfarrer, Diakone, Mitarbeiter in Diakonie und Kirche in zig verschieden “Praxis”-Bereichen. Das sind jetzt aber nur hauptamtliche (Auf-)Gaben.
Es gibt auch heute noch Geschwister, die unglaublich freigiebig sind, fröhliche Geber. Oder Geschwister, die immer für jeden das richtige Wort haben, ermutigend oder ermahnend. Geschwister, die geistlichen Durchblick haben und falsche Lehre oder Zeitgeist sofort erkennen, uv!!m.
Die zuletzt genannten Gaben haben nichts mit den Berufen, der jeweiligen Geschwister zu tun – sie gehören in das Miteinander, das Zusammentreffen von Christen.
Wir können also festhalten, dass es Paulus um verschiedene (Auf-)Gaben innerhalb der Gemeinde ging, die der Funktionstüchtigkeit der Glaubensgemeinschaft dienen!! sollten.
Für so manchen hauptamtlichen Dienst, bräuchte man nicht nur eine Gabe, sondern einen ganzen Blumenstrauß davon. Da ein Monopol aller Gaben bei einem einzigen Menschen aber schon biblisch ausgeschlossen werden kann, können wir da mit Paulus ganz gelassen sein und uns darauf verlassen, dass eine Gemeinde aus vielen Christen mit vielen Gaben besteht und z. B. der Pfarrer, oder der Lehrer, nur weil der „Beruf“ das als Anforderung mit sich bringt, nicht derjenige ist, der alle Gaben vorweisen muss. Im Gegenteil, hier hilft wieder die besonnene Selbsteinschätzung von vorhin.
Gleichzeitig muss „meine Gabe auch nicht zwangsläufig zum Beruf gemacht werden. Oder hat schon mal jemand vom Beruf „Geber“ oder „Barmherzig Über“ gehört 😉?
Es geht in diesem Abschnitt nicht um die einzelne Gabe (in technischer Hinsicht), sondern um das Wie der Handhabe und um die Einstellung, die hinter dem Wie steht.
Beispiel: Nicht überlegen, ob ich die Gabe der Prophetie habe, was genau die Gabe der Prophetie heute umfasst, wie man das Amt des Propheten wieder etablieren könnte („zurück zur Urgemeinde“) o.ä…. Paulus würde uns heute wahrscheinlich sagen: Wenn Ihr Pfarrer werdet, dann richtet die Botschaft schriftgemäß aus! Haltet Euch an Jesus, wenn ihr predigt – oder wenn Ihr Lehrer werdet: Lehrt die Kinder und Jugendlichen das Evangelium, macht ihnen Jesus lieb. Er würde nicht sagen: Hinterfragt das Pfarramt, ob es biblisch ist – fragt Euch, ob ihr es mit Eurem Gewissen vereinbaren könnt, dass ihr Lehrer werdet o.ä….
Wenn ihr die Gabe der Lehre habt, dann lehrt und wenn ihr den Beruf des Lehrers habt, dann lehrt! Und wenn ihr die Gabe des Tische dekorierens bei Gemeindefesten habt, dann tut das, wenn ihr die Gabe des Gebets habt, dann tut das fleißig, wenn ihr die Gabe habt zu ermutigen, dann ermutigt…
Auf gut deutsch – bzw. fränkisch
Macht ka Wesens zamm!
Macht´s einfach, macht´s ordentlich, macht´s in Liebe.
Zusammenfassung
Wenn man das alles gehört hat wirkt unser Abschnitt noch einmal ganz anders: Es geht, wenn wir ehrlich sind, gar nicht um uns und unsere Gaben. Im Gegenteil, es geht darum, mit egal was man hat und ist, sich dem Willen Gottes anzupassen, sich nach seinen Maßstäben zu richten, eine Metamorphose zu durchleben und zwar lebenslang, die einen völlig auf Gott ausrichtet und völlig von ihm abhängig sein lässt und mit seinen Augen sehen lässt. Die Gaben sind unterschiedlich, aber in ihrer Wertigkeit gleich. Unsere jeweilig persönliche Gabe funktioniert nur im großen Ganzen des Leibes Christi. Es ist eine Gabe, die auf das Zusammenspiel mit den Gaben der anderen angelegt ist und nur hier zum Sinn und Zweck führt.
nicht mehr die Zustände in der Urgemeinde, von daher müßig darüber nachzudenken, was genau die hier genannten Gaben umfassen. Es geht um Selbsteinschätzung in gesundem Maße, nämlich im Maß des Glaubens als Sünder und Gerechter zugleich – nicht zu hoch und nicht zu gering von sich denken, kein Hochmut den Glaubensgeschwistern gegenüber, aber auch keine falsche Demut oder falsche Bescheidenheit. Es geht um unsere Ausrichtung des Denkens und Willens, was beides von Gott grundsätzlich ausgemistet, umgekehrt, durch eine Metamorphose verwandelt werden muss, weil wir von Grund auf nicht so denken und wollen, wie es Gott entspräche und schon zweimal nicht heilig und Gott wohlgefällig. Aber durch eine solche Umgestaltung unseres Sinnes, indem Gottes Wesen in uns geprägt wird, können wir Gottes Willen besser verstehen oder einschätzen. An seinem Willen sollen wir uns ausrichten. Mit seinem Willen im Hinterkopf alles prüfen. Das ist die Grundeinstellung, die Paulus den römischen Geschwistern vermitteln will, damit sie so die Konflikte, die höchst wahrscheinlich um und durch die Gaben entstanden sind, dem Glauben gemäß lösen können. Total unaufgeregt schreibt Paulus deshalb: [Vers 6b-8]
Macht ka Wesens zamm! Auf gut deutsch – bzw. fränkisch
Und dann kommt er in Vers 9f. auch gleich auf die Liebe untereinander zu sprechen. Die Gaben sollen uns also untereinander verbinden und zu einem Leib zusammenfügen, der zur Ehre Gottes funktioniert und von der Liebe Gottes und der Liebe unter den Geschwistern zusammengehalten wird.
Einspielen „LOVE“ z.B. aus „Tatsächlih Liebe“ ��