Fürchtet Euch vor der Selbstgerechtigkeit!
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· 689 viewsSelbstgerechtigkeit versperrt den Weg zur Gerechtigkeit.
Notes
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Handout
Wer ist am meisten gefährdet, das Heil zu verpassen?
Wer ist am meisten gefährdet, das Heil zu verpassen?
Stellt euch eine beliebig große Menge Menschen vor. Alt, jung, mittelt; männlich, weiblich, divers; bekennend gläubig, bekennend atheistisch, überhaupt nichts bekennend…?
Wer, glaubt ihr, steht am meisten in der Gefahr, keinen Frieden mit Gott zu bekommen und nach seinem Tod in die Hölle zu kommen?
Wir neigen vermutlich dazu, auf die sogenannten "Ungläubigen” zu zeigen. Die Gläubigen haben ja bereits auf Erden Frieden mit Gott und kommen in den Himmel. Also sind die Ungläubigen wohl am meisten gefährdet, die Gnade Gottes zu verpassen und in die Hölle zu kommen.
Ist das so? Ja, wer der Frohen Botschaft nicht glaubt, der erfährt die Konsequenz und wird auf ewig nicht froh werden. Aber die Frage war nicht: Wer kommt in den Himmel und wer in die Hölle, sondern: Wer steht am meisten in der Gefahr, keinen Frieden mit Gott zu bekommen und nach seinem Tod in die Hölle zu kommen?
Meiner Meinung nach, und ich denke, auch der Schrift nach, sind diejenigen am meisten gefährdet, die denken, dass sie gläubig sind, es aber nicht wirklich sind.
Jesus warnt eindringlich vor Selbstgerechtigkeit
Jesus warnt eindringlich vor Selbstgerechtigkeit
Wer sucht einen Arzt auf: Gesunde oder Kranke?
Wer sucht einen Arzt auf: Gesunde oder Kranke?
Lesen wir einen kurzen, einfachen Bibeltext:
Mk 2,13-17
Danach ging Jesus wieder einmal an den See hinaus. Die ganze Menschenmenge kam zu ihm, und er belehrte sie. Als er weiterging und an der Zollstelle vorbeikam, sah er Levi, den Sohn von Alphäus, dort sitzen und sagte zu ihm: „Komm, folge mir!“ Der stand auf und folgte ihm. Später war Jesus in seinem Haus zu Gast. Mit ihm und seinen Jüngern waren auch viele Zolleinnehmer eingeladen und andere, die einen ebenso schlechten Ruf hatten. Viele von ihnen gehörten schon zu denen, die ihm nachfolgten. Als die Gesetzeslehrer von der Partei der Pharisäer sahen, dass Jesus mit solchen Leuten aß, sagten sie: „Wie kann er sich nur mit Zöllnern und Sündern an einen Tisch setzen?“ Jesus hörte das und entgegnete: „Nicht die Gesunden brauchen den Arzt, sondern die Kranken. Ich bin nicht gekommen, um Gerechte zu rufen, sondern Sünder.“
Der Zusammenhang zeigt auf, dass Jesus bei “Zolleinnehmern und Leuten mit einem schlechten Ruf” eingeladen worden war. Andere Bibelübersetzungen übersetzen genauer “Sünder".
Uns ist klar, dass Jesus hier ausdrückt, dass seine Mission ist, diesen menschen die Rettung von ihren Sünden zu verkünden und für sie zu sterben. Sie nennt er Kranke und als ihr Arzt will er sie von der tödlichen Krankheit namens Sünde heilen.
Soweit, so gut. Aber: Ist Jesus also für die anderen, die er “Gesunde oder Gerechte” nennt, nicht gestorben? In diesem Geschehen sind es die Pharisäer, also Angehöriger einer religiösen Partei, die auf genaue Einhaltung der Gesetze und der Überlieferungen der Väter achten.
Ich denke, dass wir dem Bibeltext Gewalt antun, wenn wir behaupten, dass solche Leute keinen Frieden mit Gott bekommen können.
Ironischerweise stehen große Sünder auf gewisse Weise Gott näher als diejenigen, die sich selbst für gerecht halten. Denn Sünder sind sich bewusster, dass sie die verändernde Gnade Gottes benötigen.
(James R. Edwards, The Gospel according to Mark, The Pillar New Testament Commentary (Grand Rapids, MI; Leicester, England: Eerdmans; Apollos, 2002), 86.)
Ein Gleichnis über Selbstgerechte
Ein Gleichnis über Selbstgerechte
Vielleicht möchtet ihr mir zustimmen, dass dies auch die Aussage von Lukas 18,9-14 ist:
Jesus wandte sich nun an einige, die in falschem Selbstvertrauen meinten, in Gottes Augen gerecht zu sein, und die deshalb für die anderen nur Verachtung übrig hatten. Er erzählte ihnen folgendes Beispiel: »Zwei Männer gingen zum Tempel hinauf, um zu beten; der eine war ein Pharisäer und der andere ein Zolleinnehmer. Der Pharisäer stellte sich selbstbewusst hin und betete: ›Ich danke dir, Gott, dass ich nicht so bin wie die übrigen Menschen – ich bin kein Räuber, kein Betrüger und kein Ehebrecher, und ich bin auch nicht wie jener Zolleinnehmer dort. Ich faste zwei Tage in der Woche und gebe den Zehnten von allen meinen Einkünften.‹ Der Zolleinnehmer dagegen blieb in weitem Abstand stehen und wagte nicht einmal, aufzublicken. Er schlug sich an die Brust und sagte: ›Gott, vergib mir sündigem Menschen meine Schuld!‹
Ich sage euch: Der Zolleinnehmer war in Gottes Augen gerechtfertigt, als er nach Hause ging, der Pharisäer jedoch nicht. Denn jeder, der sich selbst erhöht, wird erniedrigt werden; aber wer sich selbst erniedrigt, wird erhöht werden.«
In seinem Gleichnis verwendet Jesus den Pharisäer als Beispiel. Noch einmal: Das sind Leute, die es mit dem Wort Gottes auf ihre Art und Weise sehr ernst meinen.
Was ist ein Pharisäer?
Was ist ein Pharisäer?
Das Folgende ist ein Exkurs aus der Abteilung “Biblisches Hintergrundwissen”. Aber es soll wachrütteln hinsichtlich der darauffolgenden Frage: “Sind unter uns Selbstgerechte Menschen?”
Zunächst zu dieser eigenartigen Gruppe namens “Pharisäer”:
Die Arbeit des at. Priesters Esra, die Schrift zu erforschen und das Gesetz zu lehren und zu tun, wurde von Personen fortgesetzt, die als “Schriftgelehrte” bekannt geworden sind. Ihre Anhänger im weiteren Sinne sind als Chasidim (“die getreuen Gottes”) bekannt geworden. Die Pharisäer waren eine Minderheit innerhalb der Hasidim, die sich im 2. Jahrhundert vor Christus von der politischen und religiösen Haltung der Mehrheit distanzierten. Sie spielten dann eine führende Rolle im Hohen Rat der Juden. Zur zeit des Neuen Testamentes nahmen sie eine pro-römische Haltung ein und kamen meist aus dem Mittelstand.
Sie betonten eine persönliche Gesetzeserfüllung (im Gegensatz zu den Sadduzäern, deren Hauptakzent auf dem Tempelgottesdienst lag). Das mosaische Gesetz wurde dabei den äußeren Bedingungen angepasst, die jeweiligen Durchführungsbestimmungen waren für alle verbindlich. Sie enthielten 613 Gebote (248 Gebote und 365 Verbote). Diese wurden durch eine Vielzahl von Zusatzgeboten ergänzt, so dass keiner gegen die Grundsätze verstoßen sollte; z.B. gab es 39 Gruppen von am Sabbat verbotenen Tätigkeiten. Die Pharisäer legten großen Wert auf die Einhaltung des Zehntengebotes und waren davon überzeugt, dass ihre Traditionen als korrekte Anwendungsformen des Gesetzes gelten können. Jesus verurteilte dagegen ihre Frömmigkeit (Mt 23,13ff), die oft hohen ethischen Maßstäben entsprach, als bloß nach außen gekehrt und darum unaufrichtig. (aus “Phariäser” in: Drechsel/Meyer-Baltensweiler/Williams (Hg.) Brunnen Bibel-Lexikon, Gießen: 2015
Ich weiß, dass man bei langen Zitaten schnell aussteigt. Aber ich halte diese Beschreibung für sehr wichtig. Ich werde niemanden von uns als Pharisäer bezeichnen oder beschimpfen.
Warnung vor der Selbstgerechtigkeit
Warnung vor der Selbstgerechtigkeit
In Lk 18 verwendet Jesus den Pharisäer nur als Beispiel - er spricht zu Leuten, die “auf sich selbst vertrauten, dass sie gerecht seien, und die übrigen verachteten.” (ELB) Wir brauchen uns also nicht zu fragen, ob wir Pharisäer sind, ob wir ihnen mehr oder weniger ähneln. Den Streit können wir beilegen, bevor er ausbricht.
Jesus warnt jeden, der sich selbst zu einem Gerechten erhebt. Das Gleichnis macht klar, dass dies Leute sind, die die Sünde der anderen sehr gut sehen, deutlich darauf hinweisen, was der andere falsch macht und dann noch auf ein paar äußerliche Werke (Fasten, Spenden) verweisen.
Warum finde ich diese Situation so erschreckend? Weil diese Leute ein breites Wissen über Gottes Wort haben, weil sie selbst daraus lehren, weil sie in der Synagoge sitzen und den Predigten und Textlesungen der anderen Pharisäer zustimmen und diesen am Ausgang gratulierend auf die Schulter schlagen. Sie merken nicht, dass das von ihnen gelesene Wort, das vorgetragene Zitat aus der Schrift, dass die Predigt sie selbst ansprechen soll - denn sie sind in ihren Augen keine Sünder, sondern Gerechte - oder im ersten Bild: Gesunde. Auch für sie ist Jesus gekommen - aber ihr eingebildete Gerechtigkeit, die sie mit Bibelworten und Werken begründen, hindert sie, zum Arzt zu gehen und ihn um Heilung und Rettung zu bitten. Es liegt nicht an Jesus, es liegt an ihnen.
Ich möchte aber die Warnung des Herrn Jesus eindringlich wiedergeben: Zu denken, man wäre gerecht, um dann auf ein paar Einstellungen zum Wort Gottes oder ein paar Äußerlichkeiten hinzuweisen, ist eine brutale und tödliche Fehleinschätzung.
Ist unter uns ein Selbstgerechter?
Ist unter uns ein Selbstgerechter?
Diese Frage möchte ich gleich ganz bewusst umformulieren! Denn die Fragestellung selbst ist ja für Selbstgerechte typisch: Man zeigt mit dem Zeigefinger auf andere und vergisst, dass dabei drei Finger auf einen selbst zeigen.
In diesem Teil der Predigt möchte ich dringend davor warnen zu überlegen, auf wen vor, hinter oder neben Dir diese Worte zutreffen. Bitte nimm alles zunächst nur für dich mit und prüfe dich selbst.Damit möchte ich den Hirten der Gemeinde und den von Gott berufenen Seelsorgern keineswegs verbieten, die folgenden Gedanken in ihre Beratung und Begleitung mitzunehmen und anzuwenden. Aber in den nächsten Minuten gilt alles Gesagte nur jedem selbst.
Bist du ein Mensch, der sich hinsichtlich seines Heils täuscht?
Bist du ein Mensch, der sich hinsichtlich seines Heils täuscht?
In vielen Gemeinden sind Menschen, die denken, sie wären Gerechtfertigte - sie wären Christen. Sie kleiden, reden und benehmen sich entsprechend der üblichen Sitte. Sie sind religiös engagiert (z.B. durch Freigiebigkeit mit Geld, Zeit und Kraft) und nehmen einen aktiven Dienst in der Gemeinde wahr. Sie können dir berichten, dass sie irgendwann erkannt haben, dass sie Sünder sind. Und sie haben eine “Entscheidung für Jesus” getroffen und empfinden Heilsgewissheit. Möglicherweise können sie dich intellektuell mit Erkenntnissen aus der Schrift beeindrucken - im persönlichen Gespräch oder von der Kanzel aus.
Das Problem ist: All diese Anzeichen sind kein Beweis für echten, rettenden Glauben!
Um nicht missverstanden zu werden an dieser Stelle zwei Erklärungen:
Missverständnis eins: Dieses Dingen haben nichts mit einem Christen zu tun
Missverständnis eins: Dieses Dingen haben nichts mit einem Christen zu tun
Ich sage, dass diese Anzeichen kein Beweis für echten, rettenden Glauben sind. Das heißt nicht, dass solche Dinge nichts mit einem Christen zu tun haben. Im Gegenteil: Eine Frau oder ein Mann mit echtem, rettenden Glauben und einem Eintrag ins Buch des Lebens wird diese Anzeichen durchaus haben. Wiedergeborene Christen haben meist eine gewisse Sittlichkeit, häufig religiöses Engagement und Dienste, haben Sündenerkenntnis und Heilsgewissheit, können eventuell sogar ein Datum ihrer Entscheidung für Jesus benennen. Aber all diese Dinge sind eben kein sicherer Beweis ihrer Rettung.
Lasst mich ein einfaches Beispiel bringen: Ein Apfel hat eine Schale, einen Stängel, Kerne in der Mitte, wächst an einem Baum und wird von vielen Menschen gerne gegessen. Auf jeden Apfel treffen diese Dinge zu - es gibt keinen Apfel, auf den sie nicht zutreffen. Aber nicht jede Frucht, die diese Eigenschaften hat, ist auch ein Apfel - nehmt einfach mal die Birne als Beispiel: Schaler, Stängel, Kerne - alles vorhanden. Wächst am Baum und wird gern gegessen.
Deswegen sagen wir: Diese genannten Dinge kommen bei einem Christen vor, aber sie beweisen nicht die echte Errettung.
Missverständnis zwei: Bei echten Christen darf keines der Anzeichen fehlen
Missverständnis zwei: Bei echten Christen darf keines der Anzeichen fehlen
Zweites mögliches Missverständnis: Wenn eines dieser Anzeichen fehlt oder schwach ist, sagt das noch nichts darüber aus, dass jemand nicht wiedergeboren ist. So gibt es zum Beispiel Christen, die sehr schlecht belehrt sind und so zum Beispiel Mängel in ihrer Sittlichkeit oder Heilsgewissheit haben. Diese genannten Anzeichen sollten vorhanden sein und es ist Ziel der christlichen Verkündigung, hier zu helfen. Als Ziel bleibt das bestehen, aber entscheidend ist eben nicht mein Wohlverhalten oder die richtige Dogmatik, sondern der Eintrag ins Buch des Lebens und der Einzug des Heiligen Geistes in mein Leben.
Früchte oder Beweise für echtes, wahres Christsein
Früchte oder Beweise für echtes, wahres Christsein
Wenn diese schönen Anzeichen, die allesamt ja biblisch sind, kein Beweis sind, gibt es denn dann einen Beweis für echtes, wahres Christsein?
Herkunft der Übersicht "Das Wesen echten, rettenden Glaubens”
Herkunft der Übersicht "Das Wesen echten, rettenden Glaubens”
Ihr seht am Ende Eures Predigtbegleiter eine Tabelle. Diese ist der MacArthur Studienbibel entnommen (Bielefeld: CLV, 2002: S. 2150). Falls Ihr die auf den ersten Blick etwas eigenartig, ja sogar fragwürdig findet: Willkommen im Club. Das ging mir ähnlich so. Als Christian Andresen und ich diese Studienbibel 2002 zusammen mit der CLV auf den deutschen Markt brachten, war ich von weit über 90% der Studienbibel begeistert - aber diese Seite verwunderte mich.
Mittlerweile bin ich von der Weisheit der Tabelle, wenn sie recht angewendet wird, überzeugt. Ich will nur werben, dass Ihr der Übersicht eine Chance gebt. Sie entstammt einer über viele Jahrzehnte existierenden, bibeltreuen Gemeindearbeit in der Grace Community Church, Los Angeles, Kalifornien (USA).
Anwendung der Übersicht
Anwendung der Übersicht
Über den oberen Teil der Tabelle sprachen wir bereits. Der untere Teil ist spannend. Bevor uns ihm widmen, lest die Erläuterung: “Wenn die erste Liste auf einen bekennenden Christen zutrifft, aber nicht die zweite Liste, besteht Anlass, die Echtheit des Bekenntnisses in Frage zu stellen. Doch auf wen Liste 2 zutrifft, für den wird auch Liste 1 gelten.”
Einiges davon habe ich eben schon gesagt. Ich will dringend daran erinnern, dass dies zunächst keine Checkliste für Dich ist, damit du den Glauben eines anderen prüfst - sondern damit DU etwas hast, was Du in Deiner Zeit des Bibellesens, Nachdenkens und Betens überlegen kannst, ob du ein Mensch bist, der sich sichtbar oder unsichtbar an die Brust schlägt und stolz auf seine Gerechtigkeit ist - oder ob du durch die Gnade Jesu Kind Gottes geworden bist und der Heilige Geist in Dir eingezogen ist und Raum gewinnt.
[Einzelne Früchte vorlesen und kurz kommentieren]
Was fangen wir nun damit an?
Was fangen wir nun damit an?
Selbstprüfung positiv
Selbstprüfung positiv
Wenn du diese Früchte aus Deinem Leben kennst und wenn vielleicht auch sehr nahe stehende Menschen dich dabei beraten, dann dürften auch etliche Anzeichen aus der ersten Tabelle bei dir zu finden sein. Mit hoher Wahrscheinlichkeit täuscht du dich dann nicht, was Deine Rettung, Deine Rechtfertigung anbetrifft. Trotz des Versagens an der einen oder anderen Stelle, selbst wenn es wiederholt auftritt, bist du ein Kind Gottes und darfst dich der vergebenden Liebe Gottes anvertrauen. Jesus ist Dein Beistand zur Rechten Gottes.
Du darfst dich freuen - und das heißt auch: Demütig zu sein vor deinem Gott. Danke ihm im Stillen für sein Retten und bitte ihn um seine fortwährende Gnade (“Sei mir dem armen Sünder gnädig”).
Selbstprüfung negativ
Selbstprüfung negativ
Was ist nun zu tun, wenn die Selbstprüfung nicht positiv ausgeht?
Wenn du voller Zweifel bist, ob du nur eine äußere Frömmigkeit angezogen hast, anstatt von innen her geheiligt zu sein?
Wenn der Rauchmelder in der Küche quälend laut pfeift oder die Sirene eines auf dich zurasenden Notarztwagens quäkt, ist die Normalreaktion: Weglaufen.
Aber der Rauchmelder und die Sirene haben doch eine Funktion: Sie wollen auf etwas wichtiges hinweisen. Natürlich muss man vor einer Gefahr weglaufen - aber nicht vor dem Signalgeber. Nicht der Rauchmelder ist das Problem, sondern der Brand in der Küche. Die Sirene des Notarztwagens sagt: Hier kommt Hilfe.
Stecke daher nicht den Kopf in den Sand, wenn deine Selbstprüfung negativ ausschlägt. Sondern lege den Kopf in die Hände und bete. Gehe vor Gott und bitte ihn, Dir seinen Blick auf Dich weiter zu offenbaren. Möge er dir zeigen, wie er Dich wirklich sieht. Nimm einen geistlich reifen Menschen mit hinzu, dass er dir dabei ein Wegbegleiter ist.
Wenn du hingegen wegläufst, indem du z.B. diesen Zettel wegwirfst, dich mit anderen Sachen wie Filme und Musik zudröhnst, dann sagst du: “Gott, schweige! Ich will dich nicht hören.”
Deine Beweggründe hierfür könnten sein, dass du stolz bist und nicht zugeben möchtest, dass du dir und anderen etwas vorgemacht hast. Dass du gar nicht so gut bist, wie du immer dachtest. Dass andere, die dich vielleicht schon darauf ansprachen, Recht hatten. Gerade bei Erwachsenen ist der Stolz ein Hindernis zur Buße: “Ich habe hier jahrelang ein bestimmtes Verhalten, einen Habitus, an den Tag gelegt - und der war falsch. Wie kann ich da ohne Gesichtsverlust raus?”
Und nicht nur Jugendlichen, sondern auch Erwachsenen ist die Meinung ihres persönlichen Umfeldes sehr wichtig. Oftmals wichtiger als das, was Gott will.
Hier kann ich nur ermutigen. Wir haben als Gemeinde -wie jede andere auch- unsere Herausforderungen. Aber ich kenne und schätze hier einige, die es schaffen trotz eines Schamgefühls ihre eigenen Schwächen zuzugeben. Wir sind eine Gemeinde unperfekter Menschen. Wir sind auch eine Gemeinde, in der Barmherzigkeit und Trost ihren Platz haben.
Wenn du nun eine echte Beziehung mit Gott beginnen willst, dann tu es. Wahrscheinlich sind dazu keine großen Bekanntmachungen nötig. Der Beginn liegt definitiv in deinem Gespräch mit Gott. Und dann empfiehlt es sich, jemanden mit hineinzunehmen, der dich eine Zeitlang begleitet. Das ist mir wichtig, weil die Bibel zwischen einer kurzfristigen Reue und echter Buße unterscheidet. Die kurzfristige Reue ist meist aus einem Schamgefühl heraus motiviert; sobald sich dieses Gefühl beruhigt, ist es aus mit der Veränderung. Echte Buße zeigt sich hingegen im Ablegen alter Gewohnheiten: Dies ist ein Beschluss, der viel Zeit zur Realisierung benötigt.
Es geht auch, aber nicht nur um Tod und Leben
Es geht auch, aber nicht nur um Tod und Leben
Der englische Erweckungsprediger und Mitbegründer der methodistischen Bewegung John Wesley gab vor fast 300 Jahren den Teilnehmern seiner Jüngerschaftsgruppe eine Liste mit Fragen, die sie sich selbst regelmäßig stellen sollten. Die erste Frage war: “Bilde ich mir bewusst oder unbewusst ein, ich sei besser als ich es tatsächlich bin? In anderen Worten: Bin ich ein Heuchler?” (weiteres unter https://bibelunterricht.de/material/heiligung/ac_wesley) .
Es geht bei der Frage der Selbstgerechtigkeit nicht nur um die Frage nach Tod oder Leben - Christ oder Nichtchrist, gerettet oder verloren.
Selbstgerechtigkeit kann auch im Leben eines Geretteten, eines Christen vorkommen. Dieser sagt zwar, dass er nur durch das, was Christus getan hat, gerecht wurde, dass das eigene Heil das Ergebnis der Gnade Gottes ist, dass man ein Beschenkter ist und deshalb ewiges Leben haben kann. Im Hinblick auf das, was man unter Errettung versteht, vertraut man nicht auf seine Gerechtigkeit, sondern auf die von Gott verliehene.
Aber im Umgang mit seinen Mitmenschen und Glaubensgeschwistern gibt es weiterhin eine Selbstgerechtigkeit, vielleicht kann man hier von geistlicher Arroganz / Überheblichkeit reden. Wie hieß es aber in Lukas 18,14b
Ich sage euch: Dieser Mann wurde von Gott für unschuldig erklärt, der andere nicht. Denn jeder, der sich selbst erhöht, wird von Gott erniedrigt werden; und wer sich selbst erniedrigt, wird von Gott erhöht werden."
Unsere Einstellung zum Nächsten und dessen Tun muss das Erbarmen Gottes widerspiegeln. Wir können nicht einerseits eine Bankrotterklärung vor Gott abgeben und dann Menschen gegenüber so tun, als wären wir jemand. Paulus drückt dies klipp und klar aus:
Denn ich sage durch die Gnade, die mir gegeben wurde, jedem, der unter euch ist, nicht höher <von sich> zu denken, als zu denken sich gebührt, sondern darauf bedacht zu sein, daß er besonnen sei, wie Gott einem jeden das Maß des Glaubens zugeteilt hat.
Deswegen habe ich vorhin den Exkurs zum Pharisäer gemacht. Wir sind höchstwahrscheinlich keine Pharisäer im historischen Sinne. Aber gerade bei den konservativen Gemeinden besteht die Gefahr, die eigene Tradition und das eigene Schriftverständnis nicht nur wertzuschätzen, sondern als Maßstab zu sehen. Eine Wertschätzung für bibeltreue Lehre ist prima. Aber wir brauchen weiterhin die Demut, dass kein Christ, auch keine Gemeinde oder Glaubensbewegung, 100% Erkenntnis hat. Wir erkennen nur stückweise. Nicht selten besteht auch eine Erkenntnis darin, dass eine alte Erkenntnis fehlerbehaftet ist. Lasst uns also darum ringen, immer eine gewisse Zurückhaltung an den Tag zu legen. Was Gott sagt, stimmt und bleibt in Ewigkeit. Was wir hingegen sagen, ist da anders - und genau dies sollte uns etwas vorsichtig werden lassen.